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Dresdner Journal : 07.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-07
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1869
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W 1S4 ^dsuutmentrpretse: »»kr«»««» tritt jlkrliek z 1'KIr. 8tswpelx«bükr, »u»»erk»ld a«» Konick. Suocke» ?o»t «uck 8tewp«Iru»ckl»^kiora. 1» RaräL. Vovck«: ^lLrlick: k'riilr. — K-r HMrUck: 1 „ IS „ Sloortlicd:— „ 1b „ Liarelu« Kummer»: 1 „ ,»ser»tenprri(e: kür ckev K»um eioer x«»p»ltene» 2eil«: 1 Kxr Vvter „Li»xo»»»ckt" äi« 2«ile: S Kxr. Lrschtillk«: l'txliek, mit Xu»»»1im« cker 8oo»- u»ck keiert»^, ^veuck» kür cke» kolxe»cke» Mitstvoch, de« 7. Juli. DreMcrIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann 186N »»seratemninahmr aurwärl«: I.,ix»lL: t'». 6omoü,»1o»iir cke» vreickoer ckouru»!»; edeuck»».: 8. k-iol.»», Lvaii ko»r; NemdorA >»rli»c Vi»»-1<»ip»ix-v»»«I-rr»okturt ». N.: St Vvai.«», >»rUu: Oirorlvi'sek« kuekd., K«r»>»r»»'» öure»u, Kvooi-r» Siosiil; Vrewev: L. Scuvorr«; vr»»1»u:l, llrmovi«'» Xli»once»bur«»u, 8l»v L I'»»»»»; kr^vtrturt *.N.: ck»Loe»l'»eke Luebk.; Löl»: (tv.Uto»»«». k»rii: 8tv^», 1,»rrlr», Kovviüit L6o., (S, kl«e« ck» l» 8our»s); kr»^: K» Lo«vic»'» Uucilü,; Vie»: Lv. OrrNvi», Hrrausgrbrr: Löuixl. 8rp«äitiou äs» vreickuer ckourv»!», 8re»cke», Ll»rie»»tr»»ss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 6. Juli. Ihre Majestät die Königin Elisabeth von Preußen sind heute Nachmittag 3 Uhr nach Sanssouci abgereist. Dresden, 5. Juli. Se. Königliche Majestät haben geruht, dem Fabrikbesitzer Johann Zimmermann in Chemnitz den Charakter als Commerzienrath betzulegen. Dresden, 25. Juni. Se. Königliche Majestät ha ben zu genehmigen geruht, daß der Privatgelehrte, vr. pkilo». Julius Theodor Zenker in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ver liehenen St. Stanislaus-Orden Ul. Classe annehme und trage. Bekanntmachung. Das Haupt-Zoll-Amt Hamburg betr. Das vereinsländische Haupt-Zoll-Amt Hamburg ist nunmehr mit denjenigen Einrichtungen versehen wor den, welche die zollamtliche Abfertigung des Elbver- kehrS daselbst ausführbar machen. Dieses Haupt-Zoll-Amt wird demgemäß vom 1. Juli d. I. ab auch rücksichtlich des Verkehres auf der Elbe in die Eigenschaft eines Grenzeingangsamtcs des deut schen Zollvereines eintreten, und werden daher, von erwähntem Tage an, auch die von Hamburg elbauf wärts nach den Zollvereinsstaaten gehenden Waaren- sendungen die Zollabfertigung in Hamburg erhalten. Das Königlich Preußische Haupt-Zoll-Amt Wittenberge tritt als bisheriges Grenzeingangsamt ebenfalls vom 1. Juli ab außer Wirksamkeit. Die Führer derjenigen Schiffe, welche zur Zeit der Eröffnung der Zollabfertigung für den Elbverkehr in Hamburg von dort mit Waarenladungen elbaufwärts gegangen sein möchten und die Zollabfertigung am Bestimmungsorte noch nicht empfangen haben, bleiben verpflichtet, die Zollabfertigung nach den bisbcrigen Vorschriften nachzusuchen und ihre Ladungen am Be stimmungsorte, spätestens aber in Wittenberge zu stellen. Die Haupt-Zoll-Aemter Wittenberge, Hitzacker und Lauenburg werden vom 1. Juli d. I. an in Haupt steuerämter mit Niederlage umgewandelt, die Neben- Zoll-Aemter l. Moorfleth, Zollenspieker, Geesthacht, Hoopte, Hohstorf, Blekede und Schnackenburg aber auf gehoben. Dresden, am 29. Juni 1869. Königliche Zoll- und Steuer-Direktion. Lehmann. vr. Löbe. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Reise des Ministers des Innern. — Berlin: Besuch der Königin-Mutter von Bayern. Vom Bundesrathe und Zvllbundes- rathc. Arbeiterversammlung. Proceß Zastrow. Ver mischtes. — Königsberg: Bekanntmachung des f Landtagsmarschalls betreffs des Besuchs des Königs. — Breslau: Kircheneinweihung. — Weimar: f Neue Maße und Gewichte. Festlichkeiten. — Stutt gart: Großherzog von Baden. Feier der nord amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. —Prag: Meeting aufgelöst.—Paris: Kammcrangelegcnheiten. Brüssel: Das Ucbereinkommen in der Eisenbahn- fragc. — Bern: Bundesversammlung eröffnet. — Bukarest: Geistliche Synode einberufen. — Tau ris: Cholera. — New-Uork: Die cubanische Ex pedition. Uebcrschwemmung. Vernennunaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Bautzen. Löbau.) Statistik und VolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 6. Juli, Mittags. (W. T. B.) Der Oberpräsident der Provinz Hannover, Graf Otto zu Stolberg Wernigerode, ist definitiv (an Stelle des verstorbenen Freiherr» v. Schleinitz) zum Oberpräsidenten der Provinz Schlesien ernannt worden. Halle a. S., Dienstag, 6. Juli. (W. T. B.) Bei der engern NeickStagSwabl für den Saalkreis und die Stadt Halle wurde (an Stelle des verstor benen Abg. Stavenhagen) vr. Hammacher mit 5986 Stimmen gewählt; der conservative Kandidat v. Krosigk erhielt 2452 Stimmen. Pestk, Montag, 5. Juli, Abends. (W. T. P.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses kam die türkische Eiscnbahnangelcgcnhcit zur Sprache. Auf cinc an ihn gerichtete Interpellation erwiderte der Ministerpräsident Graf Andrassy, die Unterhandlungen wegen des Anschlusses an die türkische Bahn seien nqch in der Schwebe. Die türkische Regierung habe es aher der ungarischen Regierung freigestellt, einen Anschluß- Punkt an die bosnische Linie nach Belieben zu wählen. Mithin sei cs unzweifelhaft, daß ein von Ungarn ge wähltcr Anschlußpunkt vereinbart werde. Paris, DienStag, 6. Juli. (W. T. B.) Lsn unterrichteter Seite wird versichert, daß die fran- rösisch belgische Commission nicht einen eigentlichen Vertrag vereinbart, sondern lediglich die GrundzÜLe ausgestellt habe, auf welchen die bethciligten Eis« bahnqesellsckaften einen neuen Vertrag abzuschlre ßen imtten. Das Protokoll der Commissionsvsr- handlungen werde der Deputirtenkammer nicht vor gelegt werden. Die Ostbalmgesellschaft habe bereits ihre Zustimmung zu den vorgrzeichneten Grundzüqen ertheilt, und die Einwilligung der niederländischen Eisenbahn werde demnächst erwartet. Heute Nach mittag erfolgt die Unterzeichnung des französisch- belgischen Ucbereinkommens in der Eiscnbahnfragc. (Vcral. die Tagcsaeschichte unter Brüssel.) Die Arbeitseinstellungen in den Hoböfen von Bessöges bei Nimes haben aufgehört. Zwischen den Bergwertsbesitzern und Arbeitern in St. Etienne ist die vollständige Einigung noch nickt erzielt, steht jcdock zweifellos zu erwarten. London, Montag, 5. Juli, Nachts. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses wurde die Specialbcrathung der iriscken Kirckenbill bis zu Abschnitt 67 fortgesetzt. Der Erzbischof von Canterbury zog sein, die Pri- vatdotirungen betreffendes Amendcmcut zu Abschnitt 29 zurück, nachdem Earl Granville im Namen der Regie rung eiire Gesammtbauschsummc von 500,OM Psd. St. versprochen hatte. Ein weiterer Antrag des Erzbischofs von Canterbury auf Ueberlassung aller seit den Regie- rungsjahrcn der Königin Elisabeth II. seiten der Krone geschenkten Kirchenländercicn wurde mit 105 gegen 55 Stimmen abgelehnt. Ein Verwerfungsantrag Fitz Wal- ter's zu Abschnitt 41, die Abschaffung der Maynoothacte und die Entschädigung der Professoren betreffend, wurde ebenfalls abgelehnt, und zwar mit 146 gegen 22 Stimmen. Tagesgeschichte. Dresden, 6. Juli. Se. Exccllenz der Herr Staats Minister v. Nostitz-Wallwitz hat sich heute über Lim bach und Hoheneck nach Zwickau begeben. * Berlin, 5. Juli. Die Ankunft Ihrer Majestät der Königin-Mutter von Bayern, welche seit ei niger Zeit auf Schloß Fischbach in Schlesien weilte, ist heute Nachmittag erfolgt. Ihre Majestäten der König und die Königin empfingen die hohe Frau in Berlin und geleiteten dieselbe nach Babelsberg. Der Aufenthalt derselben am hiesigen königlichen Hose wird 3 bis 4 Tage dauern. (Königin Marie von Bayern ist bekanntlich eine Tochter des verstorbenen Prinzen Wilhelm voll Preußen, also eine nahe Anverwandte unsrer königlichen Familie.) Aus Anlaß der Anwe senheit der Königin Marie von Bayern, welche sich von Babelsberg aus wieder nach Fischbach zurückbc- gtebt, dürste die Abreise Sr. Majestät des Königs nach Ems eine Verzögerung erfahren. Dem hohen Gaste zu Ehren fand beute Abend aus Babelsberg Thee und Souper statt. Auch der Kronprinz, um 6 Uhr Nachmittags von der militärischen Ju belfeier zu Königsberg nach Potsdam zurückgekehrt, war dabei anwesend. — Die Vorarbeiten für die Aufstellung des preußischen Haushaltsctats wer den, wie die „Z. C." hört, so gefördert werden, daß der Etat dem Landtage sogleich bei seinem Zu sammentritt, der bekanntlich schon in den ersten Tagen des Octobers erfolgen soll, vorgelegt werden kann. — Es sind Anträge cingcgangen, welche sich auf den Ball von Eisenbahnen in Schleswig-Holstein be ziehen. Namentlich handelt es sich um die Aufschließung des Westens von Holstein durch den Bau einer Eisen bahn. — Die Erlaubniß zur Vornahme technischer Untersuchungsarbeiten für das Project der Anlegung eines Schisffahrtscanals von Frankfurt a. M. nach dem Rhein .st, der „Köln. Ztg." zufolge, der Frankfurter Handelskammer, auf deren Antrag, regie rungsseitig ertheilt worden. — Der Abg. Waldeck ist, wie die „V. Ztg." mittheilt, nicht unerheblich er krankt und hütet bereits längere Zeit das Bett. — In der letzten Sitzung des Zollbundesratys ist — nach der „Nat.-Ztg." das Präsidium des Zoll vereins zum Abschluß eines Handelsvertrags mitMerico ermächtigt worden; der Steucrcredit für die Rüben- steuer wurde, dem Präsipialantrage entsprechend, auf 6 Monate festgesetzt. — Der norddeutsche Bund es - rath hat für die Branntweinsteuer die Crcditfrist eben falls auf 6 Monate bestimmt. Uebcr die Vorlage, be treffend die Prüfung der Seeschiffer und Seestcuerleute, ist es in der letzten Sitzung des Bundesrathes zu keiner Einigung gekommen, vielmehr die Beschlußfassung auf den Antrag der Hansestädtc vertagt worden, Der Schulzc'sche Gesetzentwurf, betreffend die Rechtsfähig keit der Vereine, ist den Regierungen zur Aeußerung mitgetheilt worden. — Wie die„N. A. Z." meldet, fand gestern (Sonn tag) Vormittag eine, von dem demokratischen Arbeiterverein veranstaltete öffentliche Arbeiter- Versammlung in der „Tonhalle" statt, auf deren Tagesordnung gesetzt war: „die Wiedervereinigung der Lassallcaner durch die Herren Schweitzer und Mende, die Stellung der Socialdcmokratie gegenüber dieser Wiedervereinigung, und die Nothwendigkeit eines Con- gresses der gesammten socialdcmokratischcn Partei Deutsch lands". Herr vr. Schweitzer war zu der Versamm lung eingeladcn, aber nicht erschienen. Herr Metzner eröffnet die Versammlung mit einigen einleitenden Worten, wird aber sofort durch den stürmischen Rnf nach Wahl eines Büreaus unterbrochen; als diesem Wunsche Folge gegeben wird, gehen drei Herren der Schweitzer'schcn Partei aus der Wahl hervor, welche den Platz der Einladenden am Vorstandstische einneh men. Herr Metzner erstattet daraus das Referat über die oben angcdcutete Tagesordnung. Herr Aron be antragt die Annahme folgender Resolution: „In Betracht, daß in Deutschland vier socialdcmokratische Fractioneu vorhanden sind: l.der allaemeine deutsche Arbeiter verein, der zur Zeit der letzten Generalversammlung 14,000 Mitglieder zählte, 2. der Hatzseld'sche Arbeiterverein, der unge fähr 3000 Mitglieder zählte, 3. der Nürnberger Verband, wel cher 10,000 Mitglieder zählt, 4. die Socialdemokratie in Oester reich, welche 15,000 Mitglieder zählt; in Anbetracht ferner, daß eine Einigung dieser vier Fraktionen auf Grund eines gemein samen Programms und erner gemeinsamen Organisation von Jedem, der es mit den Arbeitern ehrlich meint, angestrebt wer den muß, und in Anbetracht, daß eine solche Einigung nur auf einem gemeinschaftlichen Congreste aller vier Fractiooen möglich ist; erklären d,e Versammelten, daß sie die dringende Noih- wendigkeit eines gemeinsamen CongresseS aller Arbeiter aner kennen, auf welchem die Delegirten, die aus dem Vertraue» der Arbeiter hervorgeheo, Programm und Organisation fest stellen sollen." Auf die Frage, warum vr. Schweitzer uicht in der Versammlung anwesend sei, erklärt Herr Hasselmann, Schweitzer sei nicht brieflich eingeladen worden, würde aber auch dann nicht gekommen sein, da er neulich im demokratischen Arbeiterverein von Bebel beschimpft worden. Hr. Vogel: Schweitzer habe es heftig getadelt, Feuilleton. K. Hoftheater. Montag, 5. Juli, gastirte Fräul. Clara Ziegler als Deborah in Mosenthals gleich namigem Schauspiel. Die Rolle der Deborah, in ihren Empfindungen und Leidenschaften zerrissen, fragmen tarisch und der Bravour einer hohlen Excentricität er geben, ist gleichwohl auch für ein mittelmäßiges Talent auf den theatralischen Effect äußerst günstig berechnet. Von einer künstlerischen Begabung ersten Ranges er wartet man in der Durchführung eine hervorragende individuelle Charakteristik, die über die sentimentale Poesie des Mosenthal'schen Genredramas weit hinaus reicht. Die Deborah gehört indeß zu den schwächer« Leistungen der Fräul. Ziegler. In den entschiedenen Momenten weicher Empfindung, heißblütiger und un mittelbar aufflammender Leidenschaft, in der pointirten Bewegung deS Affects und der Action wurde ihre Ge staltung bedeutend und steigerte sich umsomehr mit gro ßem Schwünge zu einem ungewöhnlichen Grade und zu glänzenden Einzelheiten, da ein so herrliches Or gan, in allen Schattirungen schön durchgebildet und gehorsam, und eine so vorzügliche Mimik und Geberde hinzutreten. Aber jene innerste Wahrheit deS Gefühls, die von Herzen kommt und anS Her» greift und sich tief und nachhaltig im Eindruck erhält, blieb doch zu vermissen, oft auch der richtige Toneinsatz der Em pfindung. DaS geistige, daS seelische Element deS Or gan- zeigt sich noch nicht genügend herausgebildet. Und wo ruhige, reflectirende, erzählende Stellen der Rede eintrrten, fehlte die klar schattirte Gliederung, die dia lektische Schärfe deS Vortrag-, die Vollendung in kunst voller Declamatton. Auch eine zu gesangliche Ton haltung trat auffällig in dieser Partie hervor. Es ist ein großer und interessanter Genuß, ein ko hochbegab te-, zu erstem Range als Tragödin berufene- Talent noch in seinem Werden, in der frischen, vollen Hin gabe scines Naturells zu sehen; aber es knüpft sich daran der warme Wunsch, daß jene künstlerische Meister schaft, die hier als ein so nahes, natürlich vorgezcich- netes Ziel erscheint, auch erreicht werde, und daß ein zu häufiges und frühzeitiges Gastiren mit seinen un ausbleiblichen Folgen des bcifallbedürftigen Virtuosen thums nicht davon ableiten möge. Von Mosenthal's, mit allen kleinen Handmitteln des Effects und der Empfindelei ausgestatteten Schau spiel ist das poetisch grünende Reisig, mit dem es so hübsch behängt war und das seiner Zeit Viele für einen Lusthain der Musen ansahen, nun ganz welk und wurzellos abgefallen; cs wirkt unbeschreiblich lang weilig. Herr Hanstein gab den Bauernjüngling Jo seph nicht natürlich und warm, sondern sprach ihn prettös und affectirt und erwies überhaupt, wie noth- wendig ihm zunächst sorgfältige Studien für den rich tigen Vortrag der Rede sind. Von den übrigen Mit- wirkenden seien Herr Winger (Ortsrichter), Herr Porth (Abraham), Herr Meister (Schulmeister), Fräul. Guinand (Hanne) und Fräul. Berg (Liese) hervorgehoben. C. Banck. -j- Bei vr. A. Petermann in Gotha sind so eben die ersten Nachrichten aus dem Et-meere etnge- gangen, und zwar von vr. Dorst auf dem Schrauben- dampser „Bienenkorb", der auch von allen nach Nor den abgegangenen Schiffen zuerst im Jahre ausge segelt war. Es befinden sich nun nicht weniger als 5 Erpeditionen im hohen Norden, drei deutsche und zwei englische, im Ganzen aus 7 Schiffen bestehend, die ganz oder zum Theil auf geographische Entdeckungen ausgegangen sind: 1) Herrn A. Rosenthal's Expedition, Schraubendampfer „Bienenkorb" von 400 Tonnen und 65 Pferdekraft, Bemannung 55 Personen, unter Kapi tän Hagens, verproviantirt auf 8 bis 12 Monate. 2) Herrn Lamont's Expedition, ganz neuer eigens zu der Fahrt gebauter Schraubendampfer „Diana" von 250 Tonnen, verproviantirt auf 2 Jahre. 3) Capitän Pal- liser's Expedition, Segelschooncr mit einer Dampf schaluppe an Bord. 4) Herrn A. Rosenthal's Erpe- dttion, Schraubendampfer „Albert" von 700 Tonnen und 90 Pferdekraft, Bemannung 70 Personen unter Capitän Hashagen, Verproviantirung auf 15 Monate. 5) Zweite deutsche Nordpolarexpedition, ^chrauben- dampfer „Germania" von 143 Tonnen und Segelschiff „Hansa" von etwa 2M Tonnen. Von vr. Dorst nun find die ersten Nachrichten eingegangen, die über die ersten 2H Monate der Fahrt, vom 21. Februar bis zum 9. Mai, Nachricht geben. Sechs Wochen lang war ganz außergewöhnlich stürmisches Wetter gewesen; schon gleich in den ersten Tagen sank das Barometer in kurzer Zeit um volle 2 Zoll und kündigte einen or- canartigen Sturm an, der vielfache und große Zerstö rungen auf dem Schiffe anrichtete, den Besanmast brach, eine der Schaluppen fortriß, das Ruderhaus umwarf und mit ihm einen Theil der wissenschaftlichen Instrumente vi-. Dorst's zerstörte, und am 26. Febr. östlich der Färöer sich zu einer so gefährlichen Heftig keit steigerte, daß das Schiff trotz der angestrengtesten Bemühungen des Capitäns und der ganzen Mannschaft willenlos gegen die gefährliche klippenreiche norwegsche Küste bei der Halbinsel Stadtland (im 62° n. Br.) trieb. Glücklicher Weise ließ am Abend desselben Ta ge- der Sturm etwas nach, so daß es gelang, wieder vom Lande abzukommen und so einem fast kichern Un tergänge zu entgehen. Auch weiter im Norden am und im Äse dauerten die Stürme mit seltener Heftig keit fort, zum Theil den ganzen März hindurch und in den April hinein, so daß die dort versammelten Schiffe vielfache Beschädigungen erlitten und zeitweise daß Lasker und Braun nicht in der Alcazarversamm- lung anwesend waren; was Einem recht, sei dem An dern billig. (Ungeheurer Tumult, so daß der Redner abtreten muß; ebenso ergeht cs Herrn Peter, der auch gegen Schweitzer sprechen will.) Herr Metzner con- statirt, daß Schweitzer nicht beschimpft wurde. (Wach sender Lärm.) Mehrere Lassalleancr beantragen die Annahme folgender Resolution: „Die Versammlung erklärt: ES ist Pflicht aller Arbeiter Delltschlands, in der ersten Organisation des allgemeinen deut- scheu Arbeitervereins, vereinigt gegen Reaction nnd Eapilal- macht anzukämpsen, denn die Wiedervereinigung der Laffallea- ner, welche auf demokratischem Wege durch dirccte, fast einstim mige Abstimmung der Vcreinsmitglieder erfolgt ist, bat den feste» Kern geschaffen, in dem sich die Arbeiter einigen können. Die Generalverfammlung des allgemeinen deutschen Arbeiter Vereins ist dann die wahre Vertretung der Arbeiterklasse Deutsch lands. Der bisherige Leiter des allgemeinen deutschen Arbei tervereins, Or. Schweitzer, hat bis jetzt mit aller Kraft gegen Reaction und Eapitalmacht augekämpft, wofür er daS Ver trauen der Arbeiter Deutschlands verdient." Herr Rost spricht unter lebhaftem Beifall für diese Resolution und endet mit einem dreifachen Hoch aus Schweitzer, das von der Versammlung stürmisch aus genommen wird. Von nun an ist an eine geregelte Debatte nicht mehr zu denken; die mißliebigen Redner werden niedergeschrien, die beliebten durch Hochrufe unterbrochen; dann wird die Aron'schc Resolution ab gelehnt, worauf Herr Metzner und seine Freunde unter Protesten gegen diese Vergewaltigung den Saal ver lassen, und schließlich die andere Resolution mit großem Jubel angenommen, womit die Versammlung schließt. Als die Versammelten das Laffalle'sche Bundeslicd nach der Melodie der Marseillaise anstimmen wollen, ver bietet dies der überwachende Polizeihanptmann durch den Vorsitzenden. — Wie der „Socialdemokrat" meldet, haben die beiden jetzt vereinigten allgemeinen deutschen Arbei tervereine Herrn vr. Schweitzer „mit ungeheurer Majorität" zum Präsidenten gewählt; eine erheb liche Minorität hat Herrn Mende ihre Stimme gege ben, auf andere Personen (mit Ausnahme von 103 Stimmen in Frankfurt a. M. für Hrn. Geib) sind „nur ganz vereinzelt" Stimmen gefallen. — Gestern hat vor dem Schwurgericht der Pro ceß gegen den Maler v. Zastrow begonnen. Die Verlesung der Anklageschrift nahm eine volle Stunde in Anspruch. Es wird in demselben der, gewiß noch in Aller Erinnerung stehende Vorfall erzählt. Die Anklage geht schließlich dahin, daß der Angeklagte, Se- condelicutenant a. D. Karl Ernst Friedrich Wilhelm v. Zastrow, am 17. Januar o. mit dem am 23. März 1863 gebornen Knaben Hanke unsittliche Handlungen vorgenommen und denselben vorsätzlich und mit Ueber- legung zu tödten versucht habe, woran er durch äußere, von ihm unabhängige Umstände verhindert wurde. Nach Vernehmung der Sachverständigen über die Zurech nungsfähigkeit des Angeklagten (die dessen Vcrtheidigcr bezweifelt und nochmals in Erwägung zu ziehen be antragt) faßt der Gerichtshof den Beschluß, daß die Verhandlungen auf unbestimmte Zeit zu vertagen seien. Den ärztlichen Sachverständigen, welche es ab gelehnt, ein unbedingtes Urtheil hierüber jetzt abzugeben, wird die Verpflichtung aufgelegt, den Angeklagten zu beobachten und dem Gerichtshöfe Anzeige zu machen, wann sie ein bestimmtes Gutachten über den Zustand des Angeklagten abzugeben im Stande sein werden. Königsberg. In Bezug auf den bevorstehenden Besuch Sr. Majestät des Königs hat der Landtags marschall der preußischen Provinzialstände, Regierungs präsident und Oberburggraf Graf zu Eulenburg, wie die „K. H. Z." meldet, folgende aus Marienwerder vom 30. Juni datirte Bekanntmachung erlassen: „Meine Aufforderung an die Miiglieder des Provinzial lavdiags, zur nähern Beschlußfassung mit mir über den Sr. Majestät dem Könige bei Ällerhöchstdesfen bevorstehender An Wesenheit in der Provinz Preußen zu bereitenden festlichen Empfang hat in einem an mich gerichteten offenen Briese der Herren Käswurm, Müllauer, Prager und Zenthöser eine Er widerung erfahren, die mich veranlaßt, meine Aufforderung zurückzunehmen. Was mich bestimmte, dieselbe ergehen zu lasten, war mein, von den Vertrauensmännern getheiltes Ge ¬ in großer Gefahr schwebten. Ein norwegisches Schiff gerieth in Brand und ging ganz zu Grunde. Men schen wurden auf dem Robbeneise abgetrieben und nur mit großer Mühe und Anstrengung gerettet, und noch weiß man nicht, ob trotz aller Bemühungen doch nicht Menschenleben verloren gingen; denn cs befanden sich dieses Jahr wenigstens 80 Schiffe, meistens norwegsche und schottische, mit einer Bemannung von mindestens 3000 Personen, auf dem Robbenschlag und Walfisch fang, und sie waren oft so dicht auf einem beschränk ten Gebiete zusammen, daß man an einem Tage, dem 18. April, nicht weniger als 49 Schiffe auf einmal in Sicht hatte (vom schottischen Schiffe „Arctic" aus Dun dee, Capitän Adams, von dem mir ebenfalls Nachrich ten vorltegen). Der Robbenfang war übrigens durch schnittlich ein guter, zum Theil ein sehr reicher, vr. Dorst sah das erste Eis in 70H° n. Br., 3° w. L. v. Greenwich, 23 deutsche Meilen östlich von Jan Mayen, und von hier erstreckte sich die Kante desselben nord nordöstlich. Dasselbe wurde nun nach allen Richtungen hin durchfahren und nach Robben abgesucht, so daß der „Bienenkorb" bereits am 28. April bis auf 32 deutsche Meilen an die Ostküste Grönlands vordrang (73° 14' n. Br., 12° 25' w. L. v. Gr.); da hier aber keine Robben angetrvffen wurden, ging er einstweilen wie der vom Lande ab, um behufs geographischer Forschun gen in einer spätern und geeignetcrn Zeit dahin zu rückzukehren. Am 6. Mai befand er sich wieder un weit der Küste in 71° 50' n. Br., 12° 5' w. L. v. Gr., und am 9. Mat in 74° n. Br., 12° w. L. also nur 25 d. M. von derselben entfernt. * In Pari- starb am 2. Juli Francoi- Huet, Professor der Philosophie an der Universität Gent, bekannt als Verfasser zahlreicher Schriften über sociale Philosophie.
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