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Uabmauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag ». Sonnabend. Abomi emenispcets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mt. Zeitung str Kjurand, Äkisersbars. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Ps. Annah me von Anzei g en für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf Hainsberg, Somsdorf, Estzmannssorf Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publika! irmskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 14. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 1. Februar 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 23. Jahrgang. Mittwoch, deu 2. Februar 191«, abend 7 Uhr Sitzung des Stadtgememderates. Die Tages ordnung häugt im Flur des Rathauses (1 Treppe) aus. Rabengu, am 30. Januar 1910. Der Bürgermeister. Hus Nal; unü fern Rabenau, den 31. Januar 1910. — Am 28. Januar fand die Jahresver sammlung des hiesigen Verbandes der Säch sisch e n F e ch t s ch u l e statt, in welcher die bisherigen Vorstandsmitglieder größtenteils wie der gewählt wurden, und sich nur die Zuwahl eines neuen Mitgliedes nölig machte. An Unterstützungen wurden im Laufe des Vor jahres 75 Mark verausgabt und zwar an 11 Familien, wofür so manch' herzlicher Dank culgegcngcnommen werden kvnnle. Jedenfalls genießt die Fechtschule ein volles Recht zu ihrem Bestehen und nur zu wünschen wäre es, wenn dies allgemeinere Anerkennung finden und die selbstlosen Bemühungen der Leiter des Barm herzigkeitswerkes durch Entnahme von Fecht karten seitens der Bewohnerschaft nachdrücklich unterstützt würden. — Der neue Komet ist am Sonntag Abend wiederum hier mit bloßem Ange deut lich sichtbar gewesen. Mit Ende Januar er reicht die Helligkeit des Kometes ihren Höhe punkt. Bei klarem Wetter ist er gut sichtbar, und zwar etwas südlich an der Stelle des Sonnenunterganges. — Die N a b en a u e r Zahlstelle des Holz- arbttlei Verbandes hielt kürzlich ihre General versammlung ab. Herr Wustlich gab den Ge schäfts- und Kassenbericht vom Jahre 1909, in dem die Arbeitslosigkeit besonders zutage ge treten ist. Herr Paschka bedauerte, daß der Beschluß, eine Statistik über Lebensweise der Arbeiter in Rabenau aufzunehmen, noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Herr Günther ver wies auf die Arbeiten, die das Komitee geleistet und hält die Ausnahme einer derartigen Statistik sür undurchführbar. — Der Fabrikdirektor a. D. Nägel-Dres den wurde als Sachverständiger zur Ab schätzung der durch die Sperraul agen bei Malter in Wegfall kommenden gewerb lichen Anlagen gewählt. — Der in der Gußstahlfabrik beschäftigte Heizer Paul Schwalbe aus Deuben hat sich heule Montag Nacht auf Neudöhl euer Flur vom Zug 12 45 überfahren lassen. Der Tod muß sofort eingetreten sein. Schwalbe hinterläßt Frau und 2 Kinder. — Vor einigen Tagen wurde der auch in Rabenau bekannte Musikdirektor Rüdiger nachts von 2 Landstreicheui in Neudöhlen um milde Gaben angesprochcn. Als er diese verweigerte, wurde er mit Fäusten in das Ge sicht geschlagen und vor die Brust gestoßen. Hierdurch stürzte er zu Boden und erlitt mehrere Verletzungen. Die Täter konnte man seither nicht dingfest machen. — In der zweiten Kammer gab es eüun Sturm im Wasserglase — um die Amtskette des Rektors der Forstakademie Tharandt. Das Etatskapitel über die Forstakademie zu Tharandt wies ein' Ueberschreilnnz von 233 438 Mark auf, wovon 1400 Mark auf die neu beschaffte Amtskelte des Rektors dieser Anstalt entfallen. In der Nechenschastsde- putation, deren Vorsitzender Abgeordneter Fräß- dorf ist, hatte man gegen die Ausgabe nichts kinzuwenden, Wohl aber gegen deren Höhe, Im Plenum erklärte Abgeordneter Fräßdorf, daß die Deputation die Position nicht ablehnen wolle, die Regierung aber ersuche, sür solche Zwecke künftig keine Gelder aufzuwendeu. — Der Bäckermeister Corsa in Brand engagierte auf der Hochzeitsfeier seiner Schwe ster in bister Stimmung zum Tanz, doch schon bei der ersten Runde stürzte der eist 32. jährige Mann tot zu Füßen seiner Tänzerin nieder. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. — InFrauenstei n ist sür die Minder heit resp. die Gegner des 8 Uhr-Ladenschlusses eine Versammlung beschlossen worden. Außer den 33 Geschäftsinhabern sind noch 3 sür den 8 Uhr-Ladenschluß, aber nur während des Winterhalbjahres, also vom Oktober bis April. — Der Raubmörder Heinze, der den Fleischerlehrliug Höch ermordete, hat ein gestanden, am 19. Dezember v. I. die Scheune des Gutsbesitzers Franz in Ockerwitz vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben- Der Verbrecher gab als Grund an, daß er eine Dienstmagd, die wegen eines 10 Tage vorher in Ockerwitz herausgekommeneu Scheumnbrandes verhaftet worden war, habe entlasten und die Spuren verwischen wollen. Das Mädchen hatte aber inzwischen schon ein Geständnis abgelegt. — Der Entwurf zum neuen Schulgesetze wird erst nach dem Landtagsjchlusse, der etwa Mitte Mai erfolgen dürfte, vollendet werden können, da jetzt der Kultusminister und seine Räte durch Laudtagsarbeitcu stark in An spruch genommeu sind. Von verschiedenen Ssi- ten ist eine baldige Veröffentlichung des Ent wurfs gewünscht worden. Das Gesamtmini sterium, daS hierüber,^entscheiden muß, hat sich mit dieser Frage noch nicht beschäftigt. Die Fortbildungsschulresorm wird voraussichtlich gleichzeitig mit der Volksschulreform erfolgen, ein besonderes Fortbildungsschulgesetz wird so nach nicht notwendig sein. — Dem Beispiel eines Schlächters in einem Nachbarorte folgend, haben^verschiedene Fleischer in Treuen die Preise für Rind fleisch auf 60—65 Pfg. das Pfd..herabgefttzt. — Kleine Notizen. — Auf einer Ge- birgslour werden seit einigen Tagen der In genieur Walther Spohr aus Leipzig und der Student Koffau aus Weihwasser vermißt. Die nach diesen ausgesaudte Netlungskoionne hat nunmehr festgestellt, daß die Vermißten den Weg nach der Claridenhütte eiugeschlagen haben, aber dort nicht eingetrosfeu sind. An ihrem Tode ist deshalb nicht mehr zu zweifeln. — Die Revision des Stellmachers Otto Rother iu Leipzig, dec wegoi Vergiftung seines 6 Wochen alten Töchterchens und seiner Frau mittelst Bleiweiß zweimal zum Tode verurteilt worden war, wurde vom Reichsgericht verworfen. — Beim Baumfällen lebensgefährlich verletzt wurde im Voigtsberger Forst der im 20. Lebensjahre stehende Waldarbeiter Ftttzsch aus Brotenfeld. - - Unliebsam überrascht war dieser Tage früh ein Ehepaar in Auerbach, als es sein Dienstmädchen im Badezimmer bewußt los ausfand. Das Mädchen hatte in der Ab sicht, sich das Leben zu nehmen, die Gashähne geöffnet, erreichte jedoch seinen Zweck nicht. — Beim Abtragen eines,Dammes in seinem Garten stieß der Landwirt Pöthig in Siebitz bei Göda (Bezirk Bantzen) auf ein großes Urneirfeld, das zu der Vermutung Anlaß gibt, daß die angegrabene Stelle eine frühere Beerdigungsstätte ist. Bisher wurden 11 Urnen und Tränennäpchen ausgegraben. Der Ursprung der Funde wird ins 14. Jahrhundert verlegt. Die angegrabene Stätte dürfte noch weitere Schätze bergen. — Einem Kanonier des Feldartillerie-Negi- menls in Riesa ist nachts die Uhr und ein Geldbetrag gestohlen worden. Um den Dieb zu ermitteln, wurden der Meißner Polizeihund „Harras" und sein Führer dahin gerufen. — In Gehersberg (Erzgebirge), dessen Abbau seit einiger Zeil wieder aufgenommen ist, wurde bei dem abgeteuften Franz-Schacht ein reicher Zinnerzgaug aufgeschlossen. Ferner hat man Wolframit entdeckt, das gleich falls besonders wertvoll ist. — Ein Einbrecher ließ iu einem Zi garrengeschäft der Frankfurter Straße in Leip zig einen Zettel mit folgender „Bitte" zurück: „Bitte, das nächste Mal mehr Geld in die Kasse, daß ich Nicht umsonst aufzubrechen brauche. Mit Gruß Job. Kr." — Frau Johanne Eleonore Geier in Zittau vollendete ihr 104. Lebensjahr. Eine besondere Ehrung und Aufmerksamkeit wurde der Matrone dadurch zu teil, daß Ober bürgermeister Oertel in Begleitung des Stadt rats Eras im Klosterstttbchen erschien und ihr die Glückwünsche des Königs zum 104. Ge burtstage übermittelte. — Ein in Triest garnisouierender Offizier, der vom Wiener Garnisonsgerichte die Vor ladung erhielt, als Zeuge im Propß Hofrichter zu erscheinen, erschoß sich unmittelbar nach Empfang dieses Briefes. — Ein junger Chemnitzer, namens Gude, Hal den Seemannstod gefunden. An Bord des der Deutschen Dampffischerei „Nord see" gehörig-» Dampfers „Budapest" war der junge Seemann draußeu beim N'tzzurreu be- schättigt, als ihn überkommende See p'ötzlich über Bord wusch und forttrieb. Sofort wurde das Rettungsboot klar gemacht, aber zu spät; der Unglückliche hatte wahrscheinlich einen Schlag bekommen, die Besinnung verloren und wurde in die See hiuuntergeriffeu, so daß die Rettungsmannschaft nicht einmal die Lache des unglücklichen Seemanns bergen konnte. — Die Hutfabrik von Hermann Haugk in Leipzig, eine der ältesten und angesehendsten dortigen Firmen, Hal ihre vollständige Auf lösung beschlossen. Die Firma ist seit ihrer 1792 erfolgten Gründung bis heule im Besitze der Haugkscheu Familie geblieben. Aast während des ganzen Bestehens der Firma befinden sich Fabrik- nnd Verkaufsräume iu der Nosental- gaffe, wo sie 1862 von König Johan» und 1875 von König Albert von Sachsen besichtigt wurden. Auch in dem Gustav Freitagschen Romau „Die verlorene Handschrift" spielen Hulfabrik und Besitzer eine große Rolle. Todes fall und Grundstücksverkauf sind die Gründe für die Auflösung der seit über 100 Jahren bestehenden Firma. — Bei dem Unfall in der Weberei von Zimmermann in Netzschkau infolge der Zer trümmerung eims Ballons mit ätzender Flüssig keit haben insgesamt fünf Konwrmädchm und Vier Arbeiter zum Teil ernste Brandwunden davongelragen. Ein Teil der Verletzten wird längere Zeit arbeitsunfähig sein. — Eine hu mo ri st i s che A b le hnu ug erfuhr seitens der Berliner Stadtvertretung ein für die Bestrebungen der Heilsarmee er betener Jahresbeitrag von 3000 Mark. Die Berliner Stadtweisen meinten, dec Oberstkom mandierende der Heilsarmee habe seist sür Monat Juli des Heilsjihces 1910 den Welt untergang vorausgesagt, was braucht er daun noch schnöden Mammon! — Der Streik der vogtländischen Tx- tilindustriearbeiter ist zu deren Ungunsten b e- ende t. Dresden. Der 40 Jahre alte Nats- sekrctär nnd Hausbesitzer Max Schmidt hier, schuitt sich, während seine Ehefrau auf kurze Zeit die Wohnung verlasse» hatte, mit eiiiem Rasiermesser die Kehle und die Halsschlagader durch und war in wenigen Minuten verblutet. Der Maun lebte in gulcu Verhältnissen und beging die Tat in plötzlich überkommener Um nachtung des Geistes. — Unterhalb des Tolkewitzer Wasserwer kes sprang ein junger Arbeiter in die Elbe und verschwand in den Fluten. Nach den in dem Ueberzieher aufgefundenen Papieren ist der erst 17 Jahre alte Mann mit dem Sohne eines Einwohners in Btasewitz identisch, der in der ützlen Zeit schwermütig geworden war. — Die für Sonntag nachmittag in Mügeln beabsichtigten Schauflüge des Aviatikers Gaubert wurde«, in letzter Stunde von der Amtshauptmannschaft Pirna verboten. — Der Vertreter der Behörde verlangte vor der Zulassung des Publikums einen Probeflug des Piloten Gaubert, da ihm wohl von einer sachverständigen Seite Herr Gaubert als Dilet tant geschildert worden war, dessen Flugversuche eventuell das Publikum gefährden könnten. Als der Vertreter der Gesellschaft sehr energisch aus verschiedenen Gründen einen Probt flug so kurz vor den angesagten Schauflügen für unmöglich erklärte — dies bedeute eine große Schädigung der Veranstalter, außerdem sei die Auskunft über Gaubert die denkbar beste, und schließlich habe der Amtshauplmann diese seine Bedingung jedenfalls eher stellen müssen — da untersagte der Vertreter dec Behörde kurzerhand die ganze Veranstaltung, wie es heißt, bei einer Strafe von 5000 Mark im Falle der Zuwiderhandlung. Trotzdem aber beabsichtigte die Leitung der Luft' schiffahrtsgesellschaft, die Schauflüge piogramin-' mäßig durchzuführen, selbst auf die Gefahr der Verurteilung hin, nur um den Tausenden keine Enttäuschung zu bereiten. Jetzt aber weigerte sich Herr Gaubert, zu fliegen, und zwar mit der Begründung, der Wind sei zu stark. Ec ließ vielmehr gegen 5 Uhr, nachdem die Tau sende, von denen freilich nur der geringste Teil die Kassen passiert hatte, fast vier Stunden lang vergeblich geharrt hatten, erklären, er unternehme heute keinen Schauflug. Da durch brach die entrüstete Schar her Zaungäste unter Pfeifen und Johlen die Barrieren und rannte in weiten Sprüngen auf den Aeroplan und seinen „Führer" zu, den die schnell htnzugeeilte Gendarmerie und Feuerwehr nur mit Mühe vor den Angriffen der Menge schützen konnte. — Stenographie. Zwei wichtige stenographische Tagungen werden in diesem Jahre stattfinden. Der Sächsische Landesver band „Gabelsberger" (geschäftsleitende Stelle: das König!. Stenographische Landesamt in Dresden) feiert vom 4. bis 6. Juni in Dres den sein 50jähriges Jubiläum und iin darauf folgenden Monat, vom 23. bis 26. Juli, findet der deutsche Stenographentag „Gabels berger" (Landesvorsitzender: Professor Pfaff, Darmstadt) tu Stuttgart statt. Mit beiden Tagungen werden Wettschreiben verbunden sein. — Frau v. Schoenebeck, die traurige Heldin des Trauerspiels von Allenstein, das ihrem Manne und ihrem Liebhaber das Le ben kostete, Hal sich wieder vermählt. Zwei Jahre nach dem furchtbaren Weihnachtslag, dessen Hauptschuldige sie gewesen ist. Wie ist das möglich? Nun ihr steht der Psychiater schützend zur Seite. Er hat sie durch Feststellung sexueller Hysterie der Untersuchungshaft ent führt, er hat sie sanft in Sanatorien und Pensionen gebettet, er hat die Pflicht der Ver antwortung von ihr genommen und gönnt ihr nun die Hochzeilsfahrt über das Meer. Sie war nicht zurechnungsfähig genug, wegen An stiftung zum Mord vor Gericht gestellt zu werden; allein eine neue Ehe zu schließen, da zu ist sie zurechnungsfähig genug. Es Wird viele Tausende in Deutschland geben, denen diese Logik über den Horizont geht. Aber in der Tat eine Rechtsverletzung hat nicht statt gefunden. Gegen den Psychiater kommt der Richter nicht auf. Allerdings gibt der neue Entwurf zum Strafgesetz diesem das Recht, die Verwahrung von Geisteskranken in einer öffentlichen Heil- oder Pfl'ganstalt auszusprc- chm. Diese Bestimmung wird hoffentlich zum Gesetz. — Das teure Rindfleisch, das mau bisher zur Bouillon auskochte, verwende man lieber zum Braten und als Saucenfleisch, denn gute Fleischbrühe kam« man heute ohne Fleisch — bequemer und billiger — aus Maggis Bouillon-Würfeln zu 5 Pfg. bereiten. Sie sind mit bestem Fleischextcakt hergesiellt, enthalten auch bereits die nötigen GemüseauS- züge, Kochsalz und Gewürz, und geben — nur durch Uebergießsn mit kochendem Wasser — augenblicklich delikate, gebrauchsfertige Fleischbrühe, zu Trink- oder Kochzwecken. Ein Versuch führt zu dauernder Verwendung. Man achte aber beim Einkauf stets auf deu Namen „Maggi" und die Schutzmarke „Kceuzstern". F e r k e l m a r k t zu Wi l s d r u f f vom 28 Januar. Am heutigen Markttage wurden 119 Slck. Ferkel eingebracht. Preis pro Slck, je nach der Größe u. Qualität, 15—23 Mk.