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Dresdner Journal : 03.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-03
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 03.11.1874
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M 255 l» ° ^rlivU:. . . . » 1'^tr. tt-ictt«, tritt »06 ^jLUrliot»- 1 l'dlr. lb 8t«wp«I»u»<rt>l»8 divrn. ^iu««Ios^uwiuvrv: 1 U^r. Io»sr»t«»pre1»vr t^ür 6«>i> k»uiu slvsr ^««»»lt^vsu ?stit»siio: L dlssr. vowr „kiirg^llät" «iw ^iiv: b K^r Lrieli^inka: iL^livd mit Xu»v»Ulov ä»r 8om>- vvä ?'vi«>i't»xe, ^bvucii tür «Ivo fvlb«n6«u Dienstag )1>en 3. November Dres-ntl Immml. Verantwortlicher Redacteur: Eommisfionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1871 In»«r»t»o»ov,ka>« »««vRi^or l.<Ip«tx. /r Lfan<i»telte?, 6«>woii»»ionLr <1v» I>r««in«r ^ourooli; eben«1mi.: F.'uA<^i u. L ^'re^rr, H»wbniK-S«rN»- Vt,o-I^ip»i8-L»i«l-»r«,l»«-kr»o>rriirt« » : //au,«-o»tr«» F i'«>A?kr: Lorilo Vi,»-1l»oidvr^-kr»^-l,»ip,t^-rr«otl- tort ». II. - »ootdvo: Nu«1. Lerlm' /»«ru/n/fii,/<«»>/', // ^/L^c/«e, Lr«wm>: L'. >8c^/«-ttr. kr«, I»u: tiiir«»»; Cdsmoil«: F>. > <»yl, kr«»'- Mrt» L.: /^.^otArr'dvi»« 6i>rUtr: /nvL., N»rwvv»r: t/. Loliü^iker, ?»ri,: //«it«», /.«/itte, Luttier Co., Stuttgart: LuuLe «t Co., LÄciti ^»intmceo-Liire»«, Vivo: AI. ll'rnnvxvlivrr Lxpt iliiin» «i«ü 1>r«>Uncs ^ourool«, i^v>tl<»u, )»iur^:«r«>ttu'ii8u>,->v k^o. 1. Amtlicher Theil Friedrich. Rudolph. diese Auflagen und durch andere Abgaben, welche^ heimlichen Anzettelungen, die von Berlin ausgehen und als Kriegsabgabcn unter verschiedenen Vorwänden" die Welt in Unruhe versetzen. Aus allen diesen Ber ¬ it. Unter kleinem Grenzverkehr ist der Verkehr mit ein zelnen Virhstücken zu verstehen, welche, insoweit es sich um die Einbringung derselben nach Sachsen handelt, aus Böhmen stammen, und nicht für den weiteren Handel, sondern lediglich zur Konsumtion oder für die wirthschaftlichen Bedürfnisse der Bewohner eines hier ländischen Grcnzbezirks bestimmt sind. Solche Viehstücke können über die Grenze einge lassen werden, wenn ») der Gesundheitszustand der betreffenden Thiere durch den üblichen Viehpaß gehörig bescheinigt, und 6) ein ortspolizeiliches Zeugniß darüber, daß die betreffenden Vichstücke aus einem Orte Böhmens stam men, und dort zeither gestanden haben, beigebracht wird. Hl. Zuwt^rhandlungen gegen die Vorschriften die,er Verordnung werden nacb tz 328 des Rcichsstrafgesetz- buchs mit Gefäng^jß bis zu Einem, unter Umständen bis zu zwei Zähren bestraft. Gegenwärtige Verordn»».« ist in de» Amtsblättern der mit Böhmen grenzenden Anushauptmannschaften zum Abdrucke zu bringen. Dresden, am 29. Oktober 1874. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. v>. Lentbold. Dresden, 2. V/ovember. Die meisten der uns heute vorliegenden bedcutendcrn deutschen Zeitungen besprechen vorzugsweise die Thron rede, mit welcher der Deutsche Kaiser am 29. October in Berlin den Reichstag eröffnet hat. Wir lassen für heute hier zunächst einige Stimmen aus preußischen Zeitungen folgen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" sägt: „Die kaiserliche Thronrede verweist den Reichstag auf ein weites Gebiet gesetzgeberischer Thätig- keit, für welche die Vorlagen theils schon bereit gestellt, tdeils in der Vorbereitung begriffen, theils auch noch der Zukunft Vorbehalten sind, und es ist hochcrfreulich, aus den Schlußsätzen der Rede die Gewißheit zu ent nehmen, daß den friedlichen, auf die inuere Entwickelung des Reiches gerichteten Arbeiten auch der äußere Friede gesichert ist. Gesichert durch die bewährte Freundschaft mit den Herrschern mächtiger Reiche und die eigene Macht, welche es dem Deutschen Kaiser gestattet, Ver dächtigungen der deutschen Politik zu ertragen, bis das Uebelwollen, welchem sie entspringen, in Thaten über gehen sollte." Die ,,')t.A.Z." gedenkt hierauf der zahl reichen ebenso umfänglichen wie wichtigen Vorlagen, welche die Thronrede für die gegenwärtige Reichstags session in Aussicht stellt, erörtert die Frage, ob der Reichstag auch die Zeit finden werde, welche zur Be wältigung seiner Aufgaben erforderlich ist, ohne den preußischen Landtag in den ihm vorbehaltenen wichtigen und dringenden organisatorischen Arbeiten zu beeinträch tigen, und fährt dann fort: „Wir müssen einräumen, daß die Zeit sehr kurz bemessen scheint; aber man darf nicht übersehen, daß mehrere und gerade die wichtigsten der dem Reichstage unterbreiteten Vorlagen der Art sind, daß sie überhaupt nicht in einer einzigen Session zu erledigen sind; daß es sich also nur um die erste Lesung und Einsetzung von Commissionen handeln wird, während die Prüfung anderer nur dann zu Weitläufigkeiten führen kann, wenn das Partei interesse zu Gunsten theoretischer Postulate einer prak tischen Behandlung widerstrebt, oder gar darauf hin arbeitet, den Gang der Verhandlungen durch leidenschaft liche Aufregung zu erschweren, oder durch unfruchtbare Anträge zu verzögern. Sonst dürfte es bei ökonomischer Benutzung der Zeit doch möglich werden, daß die be ginnende kurze Session zu einem verhältnißmäßig raschen Abschluß gelangt, ohne den Werth ihrer Arbeiten durch die Kürze der ihnen gegönnten Frist beeinträchtigen zu lassen." — Die „National-Zeitung" sagt über die Stelle der Thronrede, welche die Beziehungen Deutsch lands zum Auslande behandelt, unter Andern»: „Das deutsche Reich wiro gewiß vollen Glauben finden, wenn es wiederholt versichert, daß es nur für die Vertheidigung seines Gebietes gerüstet ist; wenn dennoch am Schluffe der Thronrede sogar auf die aufopfernde Kampfbereit schaft der Nation und der Fürsten hingewiesen wird, so wird der Sinn dieser Hinweisung doch nicht mißverstan den werken. Seit lange ist es bei unsern Gegnern zur Gewohnheit geworden, Anschuldigungen gegen das deutsche Reich zu häufen und ihm bei jeder noch so entfernten Gelegenheit selbstsüchtige Absichten und weittragende Pläne zuzuschreibeu. Wo in irgend einem Lande Unbehagen entsteht, soll die Politik des deutschen Reiches die Schuld daran tragen, die Luft ist erfüllt mit Jutriguen und Verordnung, die Behandlung der Bieheinfuhr im kleinen Grenz- verkehre betreffend. Im Anschlusse an die unter dem 17. dieses Monats ergangene Verordnung, Maaßregeln zur Verhütung des Einschleppens der Rinderpest betreffend, und zur näheren Erläuterung und Ausführung des Punktes 6 derselben wird hinsichtlich des kleinen Grenzverkehrs mit Böhmen hierdurch Folgendes angeordnet: l. Die Einführung von Rindern und anderen Wieder käuern der in Punkt 1 und 2 der Verordnung vom l7. dieses Monats gedachten Arten — also des Rind viehes der grauen teppenrace, brz. russischen und gali zischen Viehes — ist selbstverständlich auch im kleinen Grenzvrrkehre schlechterdings verboten. Bekanntmachung der Königlichen BrandvelsichtlungS-Commisstyn vom 26. October 1874. Nachdem der zeithcrige hierländische VertMer der Oldenburger Feuerversicherungs - Gesellschaft zu Oldei* bürg, der Kaufmann Herr Friedrich Richard Härting in. Leipzig, diese Function niedergelegt hat und von der Direction der gedachten Feuerversicherungs-Anstalt der Kaufmann Herr Eduard Lutterbeck in Leipzig zum hierländischen Bevollmächtigten ernannt worden ist, ;o wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigen schaft bei der Brandversicherungs-Commission legitimirt und bestätigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Leipzig in Pflicht genommen worden ist, hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 26. October l874. Königliche Drandversicherungs - Commission. Dresden, 1. November. Seine Königliche Majestät haben dem ersten Vicepräsidenten des Oberappellations- gerichts Karl Otto von Kiaw die nachgesuchte Ver setzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilligen und an dessen Stelle den zeithrrigen Oberappellationsrath, Geheimen Rath Julius Freiherrn von Friesen zum ersten Vicepräsidenten des Oberappellationsgerichts zu ernennen allergnädigst geruht. Dresden, >. November. Seine Königliche Majestät haben den II. Sekretair bei der Kanzlei des Appellations gerichts zu Zwickau Georg von Löben, unter Beilegung des Eharakters eines Gerichtsrathcs zum etatmäßigen Hülfsarbeiter bei dem genannten Appellationsgericht zu ernennen allergnädigst geruht. Dresden, 31. October. Der Privatdocent Dr. ^inl. Heinrich Nitsche in Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. Deine Majestät der König haben allergnädigst ge ruht, dem Wollbodenmeister Karl Friedrich Ramm in der Kammgarnspinnerei zn Leipzig die silberne Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen. Seine Majestät der König haben allergnädigst ge ruht, dem Waldarbeiter bei dem Rittergute Klösterlein Ferdinand Salz er die silberne Medaille vom Albrechts orden zu verleihen. erhoben werden, dürfte der Handel eine nicht un wesentliche Einbuße erleide«. Hongkong,Sonnabend,81.Oktober. (W.T.B.) Die letzten hier einaegangenen Nachrichten aus Peking und Jeddo lassen die Situation als durch- «ut friedlich erscheinen und dürfte ein Krieg zwi schen China und Japan, wie man allgemein an nimmt, vermieden werden. — Die japanesssche Regierung hat hierher angezeigt, daß, wenn der Krieg auSbrechen sollte, die in Japan ansässigen chinesischen Unterthanen unbehelligt bleiben würden. WchtmnMllikr Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 2. November, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Reichstags erfolgte zunächst die Wahl der Schriftführer. Aba. Windthorst schlägt jvor, die am Sonnabend von beschlußunfähigem Hause gewählten, aber von der Ma jorität ausgestellten Schriftführer durch Acclamation zu bestätigen. Das Haus stimmt diesem Anträge zu. Nach einem kurzen Nachrufe des Präsidenten an die verstorbenen Reichstagsabgeordneten v. Mallinckrodt und Baudri wird der Postvertrag mit Chili und Peru in erster und zweiter Lesung genehmigt. Generalpostdirec tor Stephan erklärt auf eine Anfrage, daß Verhand lungen mit Bolivia, Eostarica, Uruguy, Columbia uud anderen amerikanischen Staaten noch schweben. Nächste Sitzung Mittwoch. Die Socialdemokraten bereiten einen Antrag auf Haftentlassung Bebel'S, Most'S und Hasen clever S vor. Der Reichskanzler Kürst Bismarck reist heute Nachmittag nach Lauenburg ab. Posen, Sonntag, 1. November, Vormittags. (W. T. B.) Gestern ist in dem hiesigen polnischen Bazar durch den Polizeidirector Staudy daS Ver mögen der Parochie GoScieSzyn, wegen dessen ver weigerter Auslieferung der Kirchenpatrou Sruf Joseph MielzynSki auf Jwno verhaftet wurde, mit Beschlag belegt worden. Paris, Montag, 2. November. (Tcl. d. Dresdn. Journ.) Gestern hat im Departement PaS de- Calais die Stichwahl zwischen dem Bonapartisten Delisse-Engrand und dem Republikaner BraSme stattgefundrn. Der Erstere ist mit 84,466 Stim men gewählt worden; BraSme erhielt 74,181 Stimmen. Die Nachricht spanischer Blätter von dem Uebertritt Don Alfonso s nach Frankreich bedarf der Bestätigung. Madrid, Sonnabend, 3l. October. Abends. (W. T. B.) Nach hier eingcgangenen Meldungen vom Kriegsschauplätze hat de» Lillafranca zwischen den Regierungstruppen und 12 Bataillonen Car listen unter dem Commando von Cucala ein hef tiges Gefecht stattgefunden. Die Carlisten wurden vollständig geschlagen und verloren 126 Todte, zahlreiche Gefangene und eine Fahne. Santander, Sonnabend, 31.October, Abends. (W.T.B.) Die deutschen Kanonenboote „Albatroß" und „Nautilus" haben heute den hiesigen Hafen verlassen. DaS englische Kriegsschiff „Sappho" ist hier eingetroffen. Die Behörden haben die Zölle für mehrere Ausfuhrartikel erhöht. Durch leumdungen kommt ein böser Wille zum Vorschein, der durch die freundlichsten officiellen Versicherungen nicht verhüllt wird. Solche Anzapfungen scheinen in der That des internationalen Verkehrs nicht würdig, und sie sind auch nicht ohne Gefahr.... In diesem Sinne, als War nung fassen wir der» letzten Abschnitt der Thronrede aus. Wir rufen unsern Gegnern zu, daß wir vollen Frieden zu habeu wünschen und nicht durch fortwährende Necke reien gestört sein wollen. Das deutsche Reich — das darf uns Europa glauben ist genügend mit Werken des Friedens beschäftigt; die Thronrede selbst legt ein Zeugniß dafür ab, wieviel wir zum innern Ausbau des Reiches noch zu thun Haden. Viele Jahre werden wir mit der Arbeit beschäftigt sein, die uns stets als höchstes Ziel gegolten hat. Nicht kriegerische Erfolge, sondern eine feste Begründung des Reiches, welche uns gestattet, die idealen Ziele der Nation zu erfülle»», find es gewesen, welche selbst de»» großen Vorgänge»» der Jahre >870 t»nd 1871 in den Angen der Nativ»» den höchsten Werth verliehen haben." — Die „ Spcner' scheZeitung" (welche mit dem 31. October zu erscheinen aufgehört hat und durch Kauf an die „Nat.-Ztg." übergegangen ist) schreibt in ihrer letzten Nntnmcr über denselben PassnS der Thronrede: „Der Kaiser spricht ruhig und würdevoll. Er droht nicht. Er fordert Vertrauen, und er ist be rechtigt, es zu fordern. Er hat mehrmals, auf die höchste Stelle des Sieges und der Ehren gestellt, eine Mäßigung und Selbstbeherrschung gezeigt, welche selten ist unter den Sterblichen. Er hat »einem eigene»» Lande gegenüber als lorbeergekrönter Sieger Indemnität ge fordert für seine Regierung. Er fordert also Vertrauen, und der Reichstag hat ihm dasselbe sofort enthusiastisch enlgegcngetragen, indem er nach jedem Satze der beiden letzten Alineas der Thronrede nnwilllürlich ii» laute Beifallsrufe ausbrach, namentlich aber da, wo der Kaiser die Uebcrzeugung ausspricht, daß in Deutschland Jeder seine Schuldigkeit thuu wird, die Nation wie die Fürsten. Zunächst aber wird die Nation ihrem Kaiser dankbar dafür sein, daß er selbst sich so klar und wahr, so »nächtig und bedächtig, so kraftvoll und gemäßigt aus gesprochen hat ii» einem Augenblicke, wo alle AnSgc- burtcn der Finsterniß sich erhoben, nm das deutsche Reich uud die deutsche 'Nation zn beschimpfen. „Mir liegt jede Versuchung fern, die geeinte Macht des Reiches anders als zu dessen Vertheidigung zu verwenden!" Diese Worte werden ihre Runde um die Erde machet» und Allen, die da guten Willens sind, Allen, deren Herzei» für Friede und Freiheit» für Humanität und Fortschritt schlagen, neue Kraft und nene Zuversicht geben. Sie werde»» die Feinde entwaffnen." — Die „Neue Preußische Zeitung" fchrcibt: „Die Bestimmtheit der Erklärung, daß Sr. Majestät jede Versuchung fern liegt, die geeinte Macht des Reiches anders als zu eesseu Vertheidigung zn ver wenden, der Verzicht auf jede Vertheidigung gegenüber ungerechten Verdächtigungen der deutschen Politik, das Bewußtsein der Stärke, welche gestattet, gegen das Uebel- wollen oder die Parteilcidenschaft erst dann Stellung zr» nehmen, wenn dieselben zu Thate»» übergehe»» sollten, wird nicht verfehlen, auch im Auslande Eindruck zu machen." — Die „Vossische Zeitung" findet aus nahmsweise die Thronrede zu nüchtern, zn „geschäftlich"; sie kann die Vermuthnng nicht unterdrücken, „daß Herr Delbrück ursprünglich unter Voraussetzung eigene»» Ge brauchs die Rede nach seinem Maße sich zugeschnitteu und daß es nachher an Zeit gefehlt oder nicht der Mühe werth gegolten, mehr zu ändern, als hier und da die Redeweise durch Einfügen der kaiserlichen Person." — Tie „Schlesische Zeitung" schließt ihre Be trachtungen über die Thronrede mit folgenden Worten: „Das kurze echt deutsche Wort über die auswärtige Politik, mit welchem die Thronrede schließt, ist unseres Kaisers und seines reckenhafte»» Kanzlers durchaus würdig uud wird im gesammtcn deutscheu Volke den freudigsten Wiederhall finden. Nachdem der Convcnicnz durch die Versicherung Genüge gcthan ist, daß unsere Beziehungen zu allei» fremden Regierungen „friedlich und wohl- Feuilleton. Redi-irl vou Otto Banck. Refidenztheater. Tas für Dresden neue Stück von Alex. Rost „Der ungläubige Thomas" hatte in seiner ersten Aufführung am 31. October das Theater ungewöhnlich gefüllt und gewährte den Anwesenden im Verlaufe des Abends gar manche Spannung und Be friedigung theilnehmenden Gemüths. Der deutsche Gc- müthsfond und das Interesse für vaterländische Geschichte sind zwei Elemente, auf welche der thüringsche Dichter Rost schon mehrfach nicht vergeblich Rechnung gemacht und günstige Effecte erreicht hat, wobei ihm sein frisches talentvolles Naturell, seine warme Begeisterung für Recht und menschliche Tüchtigkeit gar manche wirksame Unterstützung darbot. Dieser Vortheil trat auch wieder in „Der ungläubige Thomas" hervor und übertrug viele scenische Schwächen, welche hauptsächlich darin be stehen, daß der Drang, eine Fülle von Eindrücken zu erzielen und jede»» Geschmack zu befriedigen, den Ver fasser verleitet hat, komische, burleske, ernste und trau rige Effecte in zu bunter Reihe durcheinander zu wür feln, ja oft in vemselben Austritte mit einander zu ver mischen. Dies widerspricht der dramatischen Klarheit und der Würde des Grundthrmas, rS beschädigt aber auch dir Austragung der Charaktere. Der Autor, der in den beiden letzte»» Acten wieder mehr zu spannen und zu befriedigen versteht, hat seinen Stoff mit ziem lich historischer Treue behandelt, wie wir später andeuten werden. Aber die Derbheit seines ost tendenziellen und durch Absichtlichkeit verstimmrndcn Dialogs legt den Schauspielern einen grellen Farbrnaustrag nahe und ein solcher wird überall gar leicht der Titelrolle zu Theil werden. So auch hier durch Herr»» Nein au, dem ein frischer, wenn auch etwas stark declamatorischer Schwung mehr znr Hand ist, als die Geschicklichkeit, zn charakterisiren. Hierbei malt er noch zu auffallend von verschiedene»» Paletten, die gar nicht zusammen stimme»» und verfällt in Uebertreibungen, welche des Verfassers Intentionen bedeutend vergröbern, statt eine Milderung durch ein maßvoll natürlich ausgeführtes Bild zu er streben. Viel einfacher spielte Frau Müller als Gattln des Professors, so auch Herr Alexander als Hans- factotum. — Friedrich der Große, der am dritten Tage seiner Re gierung dir Folter abschaffte, gegei» deren Grausamkeit Thomasius gekänipft hatte, faßte das Verdienst des tapsern Gelehrten mit edler Begeisterung sehr richtig auf, indem er sagte, Jener hätte anch gegen die Hexenprocesse so laut geredet, bis man sich endlich solcher Rechtshändel ge schämt habe, und wirklich verbrannte man 1749, also 21 Jahre nach Thomasius' Tode, die letzte Hexe zu Würzburg. Derselbe Monarch legte das unbefangene Zeugniß ab, daß von alle»» Gelehrten, die Deutschlands Ehre verherrlichten, Thomasius neben Leibnitz dem mensch lichen Geiste die wichtigsten Dienste geleistet habe. Und es war nur die allgemeine Stimmung des Zeitalters der Aufklärung, wenn Gedicke in der Berlinischen Monats schrift sagte: „Thomasius bewirkte nach Luther diezweite höchst nöthige und äußerst glückliche Reformation; er ward ein Wohlthätcr seiner Zeit und der Nachkommen schaft. Wir Alle verdanken ihn» einen großen Theil unserer »ntcllectuellen und moralischen Glückseligkeit, ver danken ihm die Errettung aus den schmählichen Ketten drr Vorurthrile und des Aberglaubens. Mögen Hunderte seiner dogmatischen Behauptungen jetzt irrig befunden werden, mag sein Geschmack zum Theil unausgebildet, zum Theil falsch heiße»»; mögen die meisten seiner Schrif ten jetzt nur uoch den Forscher der Literaturgeschichte interessiren — die Tendenz seines Geistes war die rich tige, sein kritischer Sinn weckte alle guten Köpfe. Ans diese Weise hat er bei seine»» Lebzeiten gewirkt, und so wirkt er noch ununterbrochen bei allen denkenden nnd freien Deutschen. Thomasius war 1655 zu Leipzig geboren nnd be gann sein Wirken an der dortige»» Universität 1681. Wie Hettner in dem literargeschicktlichen Capitel „die Befreiung der Wissenschaft von der Theologie" sagt und dem Obige»» hinzufügt, „litt die gesammte Wissen schaft des >7. Jahrhunderts unter der unterjochenden Uebermacht theologischer Bevormundung. Der erste Kampf gegen die Theologie ging vom Natnrrecht aus, indem zuerst Hugo Grotius und noch mehr Puffcndorf die Quelle»» der menschlichen Rcchtsbcgrisfc nicht blos aus der Offenbarung, sondern vielmehr aus der einge- bornen sittliche»» Natur des Menscheu selbst abzulciten unternahm." Diese Richtung des freien Denkens entzün dete sich auch siegreich in Thomasius. Seine Vorlesungen über Grotius und Puffcndorf riefe»» einen allgemeinen Wchruf der Leipziger Theologen wach. Er wurde als Atheist, als Verfrührcr zur Gott losigkeit verleumdet. Zunächst nicht mit Erfolg. Thomasius durste sich sage»», der Erste gewesen zn sein, der die scharfe Scheidung zwischen Recht nnd Moral in vcr Wissenschaft mit bewußter Folgerichtigkeit zur Durchführung brachte. Ja, Thomasius erwarb sich ferner das Verdienst, die gesammte wissenschaftliche Behandlungsweise und vor Allem die Art des Universitätsunterrichts durch eine völlige, bis heute andauernde Urngestastung zu verwan deln. Er hatte in seinen naturrechtlichen Studien die alte scholastische, oder wie man sie damals nech immer (irrthümlich) nannte, Aristotelische Philosophie als den unter alle»» Umständen zn bekämpfenden Erzfeind erkannt. Aller Pedanterie und Spitzfindigkeit der Begriffsbestim mungen entgegen, suchte er, auf cie damaligen Vor sprünge der Franzosen und Engländer gestützt, einer frischer»», auch für vas praktische Lebe»» brauchbaren Philosophie Naum zu schaffen. Schon 1687 that er den une»hörten, unberechenbar wohlthätigen Schritt, er brach mit dem bis dahin üb lichen Latein nnd las seine Eollcgia zum ersten Male m deutscher Sprache. Später gründcte er die erste wis senschaftliche Zeitschrift in deutscher Sprache. Als es deu Dunkelmäunern später doch noch ge lang, die Behörde zu gewinnen und gegen Thomasius aufzureizen (und hierbei spielte allerdings das Gutach ten des Gelehrter» »über die Ehe zwischen 'Moritz und Amalie eine Rolle), mußte er Leipzig verlassen. Der Kurfürst von Brandenburg aber nahm ihn hoch auf; Tho masius beganu in Halle seine Vorlesungen, und dies ist der Anfang der Universität Halle, derer» Rector er spä ter wurde. O. B. Rietz-Jubiläum. Am 31. October d. I. vollendete Herr Hofkapell- meistcr IN-. I. Rietz einen 4< jährigen Zeitraum als Orchestcrdirigcnt. An» 31. Octobcr 1^34 hatte er als 'Nachfolger seines großen Freundes Mendclssohn am Stadttheatcr in Düsseldorf, welches damals unter Jm- mcrmann's Leitung blühte, znm ersten Male die Auf führung einer Oper („Templer und Jüdin") geleitet. „Die Kunstkreise Dresdens konnten diesen Abschnitt nicht vorübcrgehen lassen, ohne ihrer Achtung der hohen Verdienste des Meisters um die Tonkunst durch eine gemeinschaftliche Kundgebung Ausdruck zu verleihen." Diese Worte enthielt ein Circular, durch welche» ein
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