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königlich Sächstschev Stcrcrtscrnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 280. 1 1S0S Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespült. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Telle 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 7S Pf. PreiSermäßtgg. auf GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenge-in Dresden. <r Donnerstag, 2. Dezember Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 12SÜ, Redaktion Nr. 4574. Amtlicher Teil. Dresden, 2. Dezember. Se. Majestät der König sind gestern nachmittag 4 Uhr 5V Min. von Tarvis hierher zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberforstmeister Klette in Zschopau den Titel und Rang eines Geheimen Forstrates zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Vorstand der landwirtschaft lichen Versuchsstation Möckern, Geh. Hofrat Prof, vr. Kellner, das ihm von Sr. Majestät dem König von Schweden verliehene Kommandeurkreuz 2. Klasse des Nordsternordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Schriftsteller Hofrat vr. Ruland in München das ihm von Sr. Majestät dem König der Bulgaren verliehene Offi zierskreuz des Zivil-Verdienstordens annehme und trage. Das Königliche Ministerium des Innern hat beschlossen, die Konzession für die Flora-Apotheke in Chemnitz- Hilbersdorf auszuschreiben. Bewerbungen um diese Konzession sind bis zum IS. Dezember 1WV bei der unterzeichneten Königlichen Kreishauptmannschaft einzureichen. Die Bewerber haben außer ihrem ApprobationS- scheine, einem Ausweise über ihre Staatsangehörigkeit und einem Lebenslaufe noch eine nach der Zeitfolge geordnete lückenlose Übersicht über ihre bisherige Tätigkeit seit der Approbation beizufügen, aus der a) die Anfangs- und Endzeit nach Tagesdaten, b) der Ort und o) die Art der Tätigkeit hervorgeht. Ferner sind die einzelnen Zeitangaben fortlaufend zu numerieren und die entsprechenden Nummern auf die zugehörigen, der Zeitfolge nach geordneten und gehefteten Zeugnisse zu setzen. Außerdem wird noch auf folgende- hingewiesen: 1. Bewerber, die eine Apotheke bereits besessen und sie freiwillig wieder veräußert haben, können in der Regel keine und nur ausnahmsweise beim Vorhandensein ganz besonderer Umstände Be rücksichtigung finden. 2. Gesuche von Apothekern, die sich vom Apo thekergewerbe abgewendet und durch Übernahme anderweiter Geschäfte und Stellungen ihrem Berufe entfremdet haben, können nicht berück- sichtigt werden. 3. Gesuche von Apothekern, die erst feit kürzerer Zeit als 12 Jahre zurückgerechnet approbiert sind, haben keine Aussicht auf Erfolg. 4. Die Konzessionen werden nur als persönliche verliehen, sind also unveräußerlich und un vererblich. 773 vv Chemnitz, am 30. November 1909. 8351 Königliche Kreishauptmannschaft. Nachdem von mehr als einem Drittel der Geschäfts inhaber in den im Sinne des § 139L Abs. 1 der Reichs gewerbeordnung örtlich unmittelbar zusammenhängenden Gemeinden Weinböhla, vrockwitz, Sörnewitz und Rieder- n der Antrag auf Einführung de- 8 Vhr-Laden- schlaffes für fämtliche Geschäftszweige gestellt worden ist, hat die Königliche Kreishauptmannfchaft zur Absetzung de- Verfahren- gemäß 8 139t Abs. 2 der Reichsgewerbe ordnung in Verbindung mit § 1 der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend das Verfahren bei An trägen auf Verlängerung der Ladenschlußzeit, vom 25. Januar 1902 Herr« Gemeindevorstand Aude« i« Weinböhla zum Kommissar ernannt. Solches wird vorschriftsgemäß hierdurch zur öffent lichen Kenntnis gebracht. 3166IV Dresden, am 30. November 1909. 8352 Königliche Kreishauptmannschaft. Das Königliche Ministerium des Innern hat im Ein verständnisse mit dem Königlichen Finanzministerium den Amtshauptmann vr. Vollmer in Freiberg zum Rauch schäden-Kommissar bestellt. Anordnungsgemäß wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, zur Feststellung von Rauch beschädigungen, die auf gewerbliche Anlagen des Freiberger Bezirkes zurückgeführt werden, vor Anrufung der ordent lichen Gerichte sich tunlichst der Vermittelung des Kom missars und der ihm beizuordnenden Sachverständigen zu bedienen. zo5l xv Dresden, am 1. Dezember 1909. 8348 Die Königliche Kreishauptmannfchaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» Geschäftsbereiche de» Ministeriums de» Kultus u»d öffentliche» Unterricht». Zu besetzen: die -weite ständige Lehrerstelle in Grün bei Lengenfeld i. B. Soll.: die oberste Schulbehörde. Außer dem gesetzt. Minimalgehalt von 1500 M. und 75 M. für 1 Überstunde, ein Wohnung-äquivalent von 250 M. für unverheiratete, 300 M. für verheiratete Lehrer. Bewerber werden ersucht, Militärpapiere und Zeugnisse bi» in die neueste Zeit bi» 11. Dez. an den K. BezirkSschulinspektor in Auerbach i. B. einzusenden. Borstellung nicht erwünscht; — Ostern 1910 die 3. ständige Lehrerstelle in Großerkmannsdorf bei Radeberg. Koll : die oberste Schulbehörde. 1500 M. Grundgehalt und 200 M. Wvhnungsgeld. Bewerbungsgesuche sind mit den erforderlichen Beilagen di» zum 15. Dez. bei dem S. B«-irk»schuliuspektor für Dresden III, Blochmannstr. 21, einzureichen; -n- die 2. Lehrerstelle in Bräuntdorf mit gesetzlichem Einkommen. Gesuche vir zum 10. Dez. an den König!. BezirkSschulinspektor für Chemnitz II, Neefestraße 48, I.; — Ostern 1910 die Kirchschulstelle zu Pohla. Soll.: die oberste Schulbehörde. 1500 M. und die gesetzl. AlterS- zulagen vom Schul-, 500 M- vom Kirchendienste (Entschädigung für eine nach Bedarf zu haltende Chorsingestunde eingerechnet), 100 M. kür Besorgung der Berwaltungsgeschäfte und Amts wohnung. An die Lehrersfrau Entschädigung für Übernahme de- NadelunterrichtS. Bewerbungen bi- 18. Dez. an den S. BezirkS- schulinspektor zu Bautzen. Im Geschäftsbereiche de- Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium» sind im regelmäßigen Verfahren zu be setzen: Da- I. Diakonat an der Lutherkirche zu Leipzig (Leipzig I), Sl. IV (H), Soll.: der Stadtrat; da- Diakonat zu Burgstädt (Rochlitz), Sl. II, Soll.: Se. Erlaucht Graf Joachim von Schönburg-Glauchau; da- Pfarramt zu St. Jacobi in Chemnitz (Chemnitz I), Sl. X, Soll.: der Stadtrat; da- Pfarr amt zu Kleinwalter-dorf mit Sleinschirma (Freiberg), Sl. V (M, Soll.: da» Ev.-luth. Lande-konsistorium. — Angestellt bez. versetzt: k. I. DH. Rössel, Pfarrer in Kühnitzsch, al» Pfarrer in Hermanntdorf (Annaberg); F. W. Leonhards, Pfarrvikar in Schwepnitz, al- Diakonat-vikar in Dre-den-Trachau (Dresden I); CH. I. Wehner, Hilf-geistlicher in Hartmannsdorf, als Pfarrer in Bärenwalde (Zwickau). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dre-Ven, 2. Dezember. Se. Majestät der König wohnte mit Ihren König!. Hoheiten den Prinzen- Söhnen vormittags 10 Uhr der Rekrutenvereidigung des Standorte- Dresden auf dem Alaunplatze bei und kehrte hierauf an der Spitze der Fahnenkompanie in da» Residenzschloß zurück. Der Monarch nahm um A12 Uhr militärische Meldungen entgegen und empfing anschließend die Hofdepartement-chef- zum Rapport. Mittags fand bei Sr. Majestät Famiuentafel statt. Deutsches Reich. Deutscher Reichstag. Berlin, 2. Dezember. Gestern fand die Wahl de- Präsidiums d«S Reichstags statt. Graf zu Stolberg- Wernigerode (kons.) wurde zum Präsidenten und Abg Spahn 18 ) -um ersten Vizepräsidenten gewählt. Der zum -wetten Vizepräsidenten gewählte Abg. vr. Paasche (nl.) lehnte die Wahl ab. Abg. Graf zu Stolberg-Wernigerode eröffnete al» Präsident der vorigen Session die Sitzung. Da» Hau» war fast bi» auf den letzten Platz besetzt. Unter Namens aufruf und mit Stimmzetteln erfolgte zunächst die Wahl de» ersten Präsidenten. E» wurden 854 Stimmzettel ab gegeben, davon 96 weiße. Bon den 258 gültigen Zetteln erhielt Abg. Graf zu Stolberg Wernigerode 256, der Abg. Bruhn 2. Graf Stolberg wurde somit wieder gewählt. Graf Stolberg nahm die Wahl dankend an und sprach die Bitte au», ihn bei seiner Amtsführung unterstützen zu wollen. (Beifall recht» und im Zentrum.) Bei der nun folgenden Wahl des ersten Vize präsidenten wurden insgesamt 350 Zettel abgegeben, davon 104 weiße. Bon den gültigen Zetteln erhielt Abg. Spahn (Z.) 239, vr. Paasche (nl.) 3, Singer (soz.), Hengsbach (soz.) und Bruhn (Antis.) je 1. Abg. Spahn wurde somit gewühlt. ES folgte die Wahl de» zweiten Vizepräsidenten. Abgegeben wurden insgesamt 351 Zettel, davon für den Abg. vr. Paasche 221, weiß 118, die übrigen zersplittert. Abg. vr. Paasche lehnte die Wahl ab. (Lebhafter Beifall bei den Nationalliberalen und Frei sinnigen.) Abg. v. Normann (kons.) beantragte hierauf, die Wahl des zweiten Vizepräsidenten auf übermorgen zu vertagen, dagegen die Wahl der Schriftführer heute vorzunehmen. E» entspann sich eine lebhafte GeschäftsordnungSdebatte darüber, ob dieses Borgehen zulässig sei, da eingewendet wurde, daß der Reichstag erst verhandeln könne, wenn das Präsidium konstituiert sei. Die Abgg. Singer (soz.), Müller-Meiningen (frs Bpt.), Bassermann (nl.) und Bebel (soz) bekämpften den Antrag v. Normann als geschäftSordnungswidrip, während die Abgg. Gröber (Z ), v. Normann (kons.) und Dietrich (kons.) für ihn eintraten Es wurde schließlich ein Antrag auf getrennte Ab stimmung über die beiden Teile de» Antrag» v. Normann mit den Stimmen der Rechten, de» Zentrums und der Polen an genommen. In namentlicher Abstimmung wurde der erste Teil des Antrags v. Normann (Vertagung der Wahl des zweiten Vizepräsidenten) mit 220 gegen 190 Stimmen bei 42 Stimm enthaltungen angenommen. Der zweite Teil (heute vorzu nehmende Wahl der Schriftführer) wurde zurückgezogen. (Große Heiterkeit.) Auf Vorschlag de- Präsidenten wurde die nächste Sitzung auf Freitag 1 Uhr anberaumt: Wahl de- zweiten Vize- prüsidenten und der Schriftführer, ferner Gesetzentwürfe, .be- tressend die Handelsbeziehungen zum britischen Reich und be treffend Arbeiterreliktenversicherung. (Schluß ^5 Uhr.) In den Gandelgängen verlautet, daß am Freitag der Abg. Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg (Rpt.) zur Wahl al» zweiter Vizepräsident vorgeschlagen und auch gewählt werden wird. Wie die freisinnigen Blätter mitteilen, hat die Reichstags fraktion der Freisinnigen BolkSpartei zu ihren Fraktions- Vorsitzenden wiederum die Abgg. Saempf, vr. Müller-Meiningen, vr. Wiemer gewählt. Auch die Sozialdemokraten haben be schlossen, ihren alten Fraktionsvorstand wieder zu wählen, ebenso die alten Mitglieder zum Seniorenkonvent. Berlin, 2. Dezember. Im Reichstage sind folgende An* träge eingebracht worden: I. Antrag Hertling (Z.), die Ver bündeten Regierungen zu ersuchen, die Gründung und Unter haltung einer mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik auSgestatteten Versuchsanstalt für Luftschiffahrt in Friedrichshafen unter der Leitung des Grafen Zeppelin zu veranlassen. 2. An trag Hertling, den Reichskanzler zu ersuchen, dem Mißbrauche ontgegenzuwirken, daß in Fällen, wo bei Gerichtsverhandlungen wegen Gefährdung der Sittlichkeit die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird, gleichwohl Berichterstatter der Presse zugelassen werden. 3. Antrag Hertling, den Reichskanzler zu ersuchen, eine durch greifende Sparsamkeit in allen Zweigen der Reichsverwaltung unverzüglich eintreten zu lassen, insbesondere der Vermehrung des Reichsbeamtenkörpers entgegenzuwirken, ferner dafür Sorge zu tragen, daß zu untergeordneten Arbeiten nicht Beamte heran gezogen werden, die durch ihre Vorbildung für wichtigere Auf gaben bestimmt sind, ferner Reisekosten und Tagegelder zu er mäßigen, die Dienstreisen einzuschränken und endlich in allen Reichsbetrieben eine nach erprobten kaufmännischen Grundsätzen geregelte Geschäftsführung durchzuführen und die aufzustellenden Bilanzen im Reichsbaushalte mitzuteilen 4. Antrag Hertling auf stärkere Berücksichtigung deS Handwerk» bei Lieferungen an die Reichsverwaltung. Ferner ging eine Interpellation Basser mann ein: Ist der Reichskanzler bereit, darüber Auskunft zu geben, wann ein Gesetzentwurf über die Pension»- und Hinter bliebenenversicherung der Privatbeamten zu erwarten ist? * Der dem Reichstag zugegangene Gesetzentwurf über die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche ermächtigt den Bundes rat, den Angehörigen und den Erzeugnissen de» Bereinigten Königreich» von Großbritannien und Irland sowie den Angehörigen und den Erzeugnissen britischer Kolonien und aus wärtiger Besitzungen bis zum 31. Dezember 1911 diejenigen Borteile einzuräumen, die seitens des Reiche» den Angehörigen oder den Erzeugnissen des meistbegünstigten Lande» gewährt werden. E» handelt sich also um eine Verlängerung de» bisherigen HandelS- provisorium« um zwei Jahre. Der Borlag« ist eine Reche inter essanter Z ffern über den deutschen Spezialhandel mit Groß britannien und seinen Kolonien beigegeben. E» geht darau» her vor, daß der deutsche Außenhandel mit dem britischen Gesamtreiche in den beiden letzten Jahren in Einfuhr und Au»fuhr wie früher die erste Stelle einnahm Die Einfuhr (ohne Edelmetalle) hatte 1907 einen Wert von 1806,3 Mill. M., da» ist 20,7 Proz. der Gesamteinfuhr, im Jahre 1908 1358 Mill. M. oder 17,7 Proz. Die Ausfuhr (ohne Edelmetalle) hatte 1907 einen Wert von 1326,5 Mill. M., da» ist 19,4 Proz. der Gesamt- au»fuhr, und 1908 1242 Mill. M., da» ist ebenfalls 19,4 Pro». Die Handelsbilanz war, wie auch in früheren Jahren, für Deutschland passiv. Die Mindereinfuhr belief sich 1907 auf 479,8, 1908 auf 116 Mill. M. Der groß« Unterschied erklärt sich in erster Linie auS dem verminderten Bedarf der deutschen In dustrie an Rohmaterialien und Halbfabrikaten und der ver änderten Preislage. Die sozialdemokratische Fraktion wird vierJnterpella- tionen einbringen, deren erste die Vorgänge im Ruhrgebiet betrifft. Sie lautet: 1. Ist dem Hrn. Reichskanzler bekannt, daß