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TEXT!L-TEEMMISCHEE^ THUIR Fasergewinnung und = untersuchung, Roh= und Hilfsstoffe Die wissenschaftliche Organisation in der amerikanischen T extiblndustrie. Der Berichterstatter der niederländsichen Fachzeitschrift „De Textieiindustrie“ teilt den Inhalt einer Unterredung mit Arno P e a r s e, dem Sekretär der Federation der internationalen Baum wollindustrie, mit, dem wir folgendes entnehmen. Pearse stellt zwei Faktoren in den Vordergrund seiner Be trachtungen, welche die Angelpunkte der amerikanischen Wohl fahrt genannt werden können, das sind Massenerzeugung und Spezialisierung. Trotz Steigerung der Spindel- und Webstuhlzahl sind in Amerika um 50 000 Arbeiter weniger in der Textilindustrie beschäftigt als 1919. Die Spezialisierung ist das Ergebnis ausführlicher Studien der sog. „Time study men“ in allen Fabriken. Zunächst wurden die Spinner und Weber auf ihre Leistungsfähigkeit untersucht. Putzen, Schmieren, Transportarbeit u. dgl. wurde geringer be zahltem Personal überwiesen. Nach und nach stellte man die Bedingungen fest für die höchste Produktionsausbeute eine,s Arbeiters. Auch die Rohstoffmischung wurde untersucht und durch Verbesserung der Qualität die Fadenbruchzahl herabgesetzt. Die Reorganisation hat in der Fabrik Pepperell Sheeting Co. das Ergebnis gehabt, daß die Arbeiterzahl von 3200 auf 2500 ohne Produktionsrückgang vermindert werden konnte. In einer ande ren Fabrik konnte das Personal um 250 Arbeiter vermindert wer den; es arbeiten jetzt noch 850 Personen, welche 3500 Webstühle und 150 000 Spindeln bedienen. Vorher bediente ein Weber 18 Stühle, jetzt 72 (!). Pearse betont, daß der amerikanische Fabrikant durch die Arbeiterverbände keine Schwierigkeiten hat wie in Europa. In Amerika tragen die Arbeitersyndikate dazu bei, die Produktion zu heben, was folgender Ausspruch des Sekretärs der Union Cotonniere, der größten Gruppe der Baumwollindustrie, beweist: „Unsere Organisation hat den Zweck, die größtmögliche Produk tion zu erreichen, sie ist jederzeit für Anschaffung neuer Maschi nen oder Einrichtungen, besonders automatischer, welche die Pro duktionssteigerung ermöglichen; wir sind nicht der Meinung, daß diese Ursachen. zum Streik werden können“. Ein weiterer Faktor für die Wohlfahrt ist die wissenschaft liche Feststellung der besten Arbeitsbedingungen, welche die sog. „Textile experts“ vornehmen. Selbst große Baumwollbetriebe ziehen diese Sachverständigen zu Rate. Diese besuchen laufend Spinnereien und Weberien und benötigen zwei bis drei Wochen zu einem ausführlichen Bericht. Die Rollen sind verteilt: einer untersucht die Baumwolleinkäufe, ein anderer die Karden, wie der andere behandeln Spinnerei, Spulerei, Schlichterei, Weberei usw. Die Experten stellen sich ganz allgemein folgende Aufgaben: 1. Die Untersuchung des Zustandes aller Maschinen und machen auf Grund derselben Verbesserungsvorschläge. 2. Die Untersuchung der Geschwindigkeiten der Maschinen in allen Einzelheiten und die Feststellung der Ursachen, wenn diese zu niedrig sind. 3. Feststellen der maximalen Produktion, der Ursachen von Stillständen und Fadenbrüchen und Verbesserungsvorschläge. 4. Ausbildung der Arbeiter nach wissenschaftlichen Grund sätzen. Diese Sachverständigen werden durch die Industrie sehr ge schätzt, die Arbeit derselben macht sich bezahlt. Ein Fabrikant teilt mit, daß er in 6 Monaten mehr als 10 000 $ in einer seiner Fabriken erspart habe, in welcher mit 20 000 Spindeln und 450 Stühlen gearbeitet wird, und daß er mit einer Ersparnis von 40 000 $ rechne, wenn er alle Vorschläge der Experten ausführe. Diese Experten sind mit den Revisoren in Europa zu vergleichen, welche die Buchhaltung überwachen, über den finanziellen Stand des Geschäftes berichten und gleichzeitig Vorschläge auf diesem Gebiete machen. F. Über Garnfestigkeitsprüfungen und ihren Wert für die Praxis. Von Dipl.-Ing. Dietz, Kassel. Es wird, durch eine Reihe von Untersuchungen nach gewiesen, daß die Prüfung auf Reißfestigkeit nicht immer mit den Ergebnissen der Praxis übereinstimmt, wogegen die Prüfung auf Haltbarkeit mit der Garnprüfmaschine Rietz 1 ), bei der das Garn fortlaufend einer Belastung ausgesetzt wird, die der Beanspruchung bei der Verarbeitung nahe kommt, genau die gleichen Ergebnisse wie die Praxis liefert. 1. Die Festigkeitsprüfung mit dem Reißapparat. Die Prüfung auf Reißfestigkeit bleibt immer auf eine geringe Gesamtgarnlänge beschränkt. Selbst bei 100 Prüfungen bei einer Einspannlänge von 500 mm sind nur 50 m tatsächlich geprüft wor den. Da das Garn nicht durchaus gleichmäßig ist, was teils vom veränderlichen Rohmaterial, teils vom Spinnvorgang abhängt, sind die Prüfungsergebnisse dem Zpfall unterworfen. Es ist deshalb sehr gewagt, aus der Beschaffenheit einer so geringen Garnlänge auf die Eigenschaften der betreffenden Partie von einer vielleicht Q „Die fortlaufende Ermittlung einer Garn-Mindestfestigkeit“ von Dipl.-Ing. Dietz, Kassel. Dtsch. Lein.-Industrieller Jahrg. 1927 Nr. 37. (15. 9. 27), Nr. 38 (22. 9. 27) u. ff. „Neue Prüfgeräte für Gespinste und Gewebe“ von Ing. Ludwig Gut. Lpzg. Monatschrift f. Text.-Industrie, Fachheft III, Nov. 1928, S. 113. zwanzigtausendfachen und größeren Länge ein zutreffendes Urteil zu fällen. Auch die Heranziehung der Einzelwerte durch Berechnung von Untermittel, Ungleichmäßigkeit, Abweichung und Angabe des größten und kleinsten Wertes hat die Prüfungsergebnisse nicht viel zuverlässiger zu gestalten vermocht. In der Praxis kommt es ja auch nicht auf eine hohe Durch schnittsfestigkeit an, sondern die niedrigsten Werte bestimmen die Verwendungsmöglichkeit des Garnes, da irgendwelche Faden brüche, die immer zu Störungen und Fehlern Anlaß geben, vermie den werden müssen. Bei der Verarbeitung kann deshalb das Garn nur mit einer Spannung beansprucht werden, die erheblich geringer ist als die mittlere Reißbelastung. Zum Teil ist die Beanspruchung nur etwa halb so groß, mitunter noch geringer. Wenn trotzdem bei der Verarbeitung das Garn noch reißt, so ist das ein Beweis, daß so schwache Stellen tatsächlich auch vorhanden sind, die zwar bei der Prüfung auf Reißfestigkeit nur ganz ausnahmsweise erfaßt werden, jedoch bei der Beurteilung des Garnes auf Verwendungs möglichkeit entscheidend sind.