Volltext Seite (XML)
Mchrichteir Aautzener Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautzen zugleich als KonfiKorialbehörde -er Oberlausttz. Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt nnd Ostritz, des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträthe zu Bautzen und Bernstadt sowie der Stadtgemeinderäthe zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- und G e w e r b e t a m rn e r zn Zittau. Die Bautzener Nachr. erlcheinen, mit Ausnahme der Sonn-u. Festtage, täglich abends. Preis de» vterteljährl. Abonnement» 3^l Jnsertlon»gebühr für den Raum einer Petlt-Spaltzell« gewöhnlichen Satze» 12V. ö. m geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen u. and. schwieriger Satz entsprechend teurer. Rachweisgrbühr für jede Anzeige und Insertion ro Pfg., f-r brirfl. «uSkuuftSrrtetluug 10 Pfg. (und Porto). Bi» früh 9 Uhr eingehende Inserate finden in dem abend» erscheinenden Blatte Aufnahme. Inserate nehmen dir Expedition und dir AnnoncenbureauS an, deSgl- die Herren Walde in Löbau, Clauß In Weißenberg, Lippitsch in Schirgi»walde, Buhr in König»hain b Ostritz, Reußner in Ober«Cunnrr»dors und v. Lindenau in PulSnttz. (Aerusprech-Auschluß Nr. 51.) Mx. 24N. Dienstag, deu 25. Oktober, abends. 1892. Verordnung, die im Umlauf befindlichen Reichsgoldmünzen, Einthalerstücken, Reichs-, Silber-, Nickel und Kupfer-Münzen, sowie Reichskassenscheine betreffend. Um ein Urtheil über den Geldumlauf zu gewinnen, ergeht hierdurch auf Antrag des Retchs- Ichatzamtes an 1. alle dem Ministerium des Innern unterstehenden Königlichen Behörden und Per- waltungsftellen, welche Kassen haben, 2. alle Stadträthe und die Polizeiämtcr zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3 alle Sparkassenvcrwaltungen die Anweisung, am 29. laufenden Monats bei dem KassensLlusse fesizusielbn, welch- Beträge nach Markwährung I. an Reick^aoldmünzen, II. an Etn- thalerstücken, und zwar: 1. deutschen Gepräges, 2 ösierrctcbischen Gepräges, III an Retchssilbermünzen, und zwar im Einzelnen: I. an FünfMarkstücken, 2. an Zweimarkstücken 3. an Einmarkstücken, 4. an Fünfzigpiennigstücken, 5. an Zwanzigpsennigsiücken, IV. an Nickelmünzen, V. an Kupfermünzen und VI an Reichskassenschetnen in den unter ihrer Berwa'tung stehenden Kassen vorhanden sind, und das Ergebniß nach den bezeichneten Sorten getrennt biS zum 5 November dieses Jahres anher anzuzetgen. Hierbei ist noch besonders darauf hinzuweisen, oaß unter der Rr brik ,R ichskassenschetne" lediglich die letzteren aufzunehmen, die R-tchsbanknoten dagegen von der vestandsermittelung auS- zuschlteßen sind. Dresden, den 15 Oktober 1892 Ministerium des Innern. von Metzsch. Krauß. Bekanntmachung. Der diesjährige Hrrbst-Krammarkt beginnt Sonnabend, den 5. November. Hierbei wird besonders daraus aufmerksam gemacht, daß nach der neuen Marktordnung der Jahrmarkt nicht mehr, wie bisher bis DienStag Mittags 12 Uhr, sondern »»r d1« Skontos dauert, sowie daß vor dem eigentlich«!! Beginne des Marktes kein Verkäufer seine Waaren auSlegen oder verkaufen darf, nach Schluß deS Jahrmarktes aber jeder Verkäufer seine Waaren bis Mittags 12 Uhr eingepackt und den Stand geräumt haben muß. Bautzen, den 2l. Oktober 1892. Der Stadtrat h. vr. «aeubler, Bürgermeister. Sbt. Bekauutmachung. Die Eisnutzung in dem Spreeflusse auf der Strecke vom Wehr der sogenannten alten Kunst bis an die Scheibenbauer—Koban'sche GrundstückSgrenze soll an den Mristbtelenden verpachtet werden Pachtltcbhaber werden ersucht, sich zu dem auf Mittwoch, den 2. November 18S2, Nachmittags 4 Uhr anberaumten Termine in der Raihskanzlei einzufindcn und ihre Gebote abzugeben. Die Auswahl unter den Bietern sowie das Recht der Zurückweisung sämmtltcher Gebote bleibt Vorbehalten. Bautzen, am 22.Oktober 1892. Der Stadtrat h. vr. Karubler, Bürgermeister. vr. V. Bekanntmachung. Die dietjährige amtliche Hauptkonferenz wird Donnerstag, den 3. November von vormittags 9V> Uhr ab im Saal der hiesigen Mädchenbürgerschule stattfinden Auf dieser Konferenz wird Herr Schuldirektor Schunack von hier einen Vortrag „über de« SeschichtSuutrrricht in der Volksschule" halten Sämmtliche Herren Direktoren und Lehrer, wie auch die Lehrerinnen des Bezirks wollen sich zu dieser Konferenz einfindcn. Auch werden die Herren Ortsschultnspektoren und Mitglieder der Schulvorstände, sowie alle, welche sich für Aufgabe und Entwickelung des VolksschulwZens interessieren, ergebenst etnaeladen Die gesellige Zusammenkunft, verbunden mii Konzert, wird wie gewöhnlich in dem großen Saal des Hotel Laue stattfinden und nachmittags 3 Uhr beginnen. Bautzen, den 25. Oktober 1892. Der Kö nigliche Bezirks-Schulinspektor. Schulral Rabitz. 8. Bekanntmachung. Von der Königlich'» Amtshauptmannschaft zu Löbau zum Kommissar für die vorzunehmende Wahl eines Vertreters ver Städte Bernstadt, Neusalza uns Weißenberg zur Bezirks Versammlung er nannt, ersuche ich die Herren Wahlmänner der genannten drei Städte, sich zur Vornahme der Wahl Montag, deu 7. November l. I., 7-U Uhr Vormittags, in Löbau und daselbst im Wettiner Hof einzufindcn. Bernstadt, am 24. Oktober 1892. Der Wahlkommissar. Bürgermeister Wagner. Bekauutmachung, die Ergänzungswahl eines Abgeordneten zur Bezirksversammlung im ll. ländlichen Wahlbezirke betr Nachdem Unterzeichneter als Wahlkommissar ernannt worden ist, wird hierdurch bekannt ge geben, daß genannte Wahl Montag, den 7. November d. I., in den Stunden von Nachmittags 2—4 Uhr in der Ullrlch'schen Lchank.oirthschast abgehalten wird. Genannte Herren Wahlmänner (stehe Bautzener Nachrichten vom 14. Oktober d. J.s werden hierdurch geladen, sich gedachten Tage» zur obengenannten Zeit pünktlich einzufinden. OberrennerSdorf, den 24. Oktober 1892. Heinrich, Wahlkommissar. 2V. öffentliche Sitzung ver Stadtverordnete« Donnerstag, dm 27. Oktober 1892, Nachmittags 6 Uhr. Tagesordnung: I. Mitthetlungen zur Kenntntßnahme. II. Rechnungssachen, lll. BerathungS- gegenstände, und zwar: 1) Haushaltpläne auf da« Jahr 1893 für a. das städtische Wasserwerk, b. die Sparkassen und Leihanstalt, o- die städtischen Forsten; 2) Bethetligung an dem Doppelteste des Landständischen Seminars: an der Weihe des Erweiterungsbaues und der Jubelfeier deS 75jährigen Bestehens der Anstalt; 3) Vorlegung der Wahllisten für die diesjährigen Stadtoerordneten wahlen H. Wetzlich. „Umbildung" der Socialdemokratie. Scharfen Beobachtern der socialdemokratischen Bewegung ist das Bestreben der .offiziellen" Socialdemokratie, auf die Sffentiiche Meinung und namentlich auf die leitenden Faktoren der deutschen Staaten und des Reichs einschläfernd zu wirken, sicherlich nicht entgangen. Ist schon wiederholt darauf hin gewiesen worden, daß die sogenannte gemäßigte Haltung, die die Umsturzleiter seit dem 1. Oktober 1890 zu zeigen belieben, in der Hauptsache auf die Furcht vor einer Wiederkehr des Socialistengesetzes zurückzuführen ist, so bezweckt doch auch andererseits die neue vorsichtige Takt>k, wie gesagt, nichts an- deres, als die Einschläferung der staatserhaltenden Elemente. Man beabsichtigt, die Gegner in Sicherheit zu wiegen, in der Stille begünstigt durch die von vielen Seiten bereitwillig er teilte Legitimation als gleichberechtigte politische Partei so viele Anhänger alS möglich zu werben, diese sodann geräuschlos »aufzuklären" uud zu drillen und dann ohne weitere Um schweife direkt auf das Ziel, auf den Umsturz, auf die Er- richtuug der Internationale, der Diktatur des Proletariats los- zusteuern. Dieser Plan liegt so klar vor Augen, e^, ist so durchsichtig, daß es fast scheinen muß, diejenigen, die ihn leugnen, wollen Nicht sehen. Ein Teil dieser absichtlich Blinden allerdings ist gewissermaßen zu entschuldigen; er besteht aus Idealisten und aus solchen Staatsbürgern, denen die Ruhe über alles geht, und die mit der größten Freude gerade diejenigen Nachrichten »m liebsten glauben, die ihnen versichern, daß ihre Ruhe nicht gestört werden könne. Wir beabsichtigen nun nicht — es Würde uns auch schwer werden — die Reihen jener Ruhe- bedürftigen durch Alarmnachrichten zu erschüttern. Wir sind fern davon, in irgend einer Weise zu übertreiben und die Dinge schwärzer — oder roter — zu malen, als sie eben sind. Aber es muß doch gesagt werden, daß bet weiterem Neberhandnehmen der Gleichgültigkeit gegen die Socialdemo, kratie deren Agitatoren allzuleichte Arbeit haben würden und das Gemeinwohl Schaden leiden müßte. Dieser nicht unbedeutenden Anzahl von solchen, die um jeden Preis ihre Ruhe haben wollen und die nur in Unruhe — dann aber in fieberhafte, angsterfüllte Unruhe — geraten, wenn ein Unglück an die Thore klopft, steht, wie schon er- Wähnt, ein beträchtlicher Kreis von „gutgesinnten" Leuten, die bet voller Kenntnis von der drohenden Gefahr, sie nicht sehen wollen und deren Vorhandensein laut und beharrlich leugnen, gegenüber. Das sind meistenteils solche, die bezüglich der Taktik mit den Socialdemokraten sympathisieren und die nur in den einem Hauptpunkte anderer Meinung sind, daß am letzten Ende sie die Herrschaft prätendieren. Diese hoffen die Socialdemokratie, der sie ja auch schon eine große Zahl ihrer Parlamentssitze verdanken, bis zu dem trennenden Kreuzwege auszunutzen und dann durch einen kühnen Handstreich zu über listen. Bis jetzt freilich hat sich die Socialdemokcatie noch immer als der schlauere Teil gezeigt; dessen ungeachtet aber läßt der Deutschfreisinn den Mui nicht sinken. Er trägt jedes Symptom zusammen, um daraus die Unschädlichkeit der Social- demokraten nachzuweifen und um darzuthun, daß die von ihm schon seit Jahren vorhergesagte „Umbildung" der Umsturzpartet in eine radikale Ordnungspartei sich ganz bestimmt in nächster Zeit vollziehen werde. Zweck dieser Darstellung ist, das Zu sammengehen der Freisinnigen und der Socialdemokraten bei den Wahlen, wenn nicht „populär", so doch „plausibel" zu machen. Nach und nach hat der Deutschfreisinn, der anfangs durch- aus tauben Ohren predigte, mit seiner Unschädlichkeitslehre an Terrain gewonnen. Wir begegnen seit einiger Zeit derartigen Sympathieerkiärungen für die Socialdemokratie nicht allein mehr in deutschfreisinnigen Blättern; auch solche Organe, die sich zu den „staatserhaltenden" rechnen, haben sich überreden lassen, daß die Socialdemokratie thatsächlich eine revolutionäre jetzt nicht mehr sei, sondern daß sie sich in der Umbildung zu einer gesetzmäßigen Arbeiterpartei befinde. In einem solchen, zu Leipzig erscheinenden Blatte fanden wir kürzlich den Rat, man möchte doch ja die socialdemokratische Parteileitung „stärken in ihrem Bestreben, die Massen in Zuckt und Ordnung zu halten." Man solle ferner die Socialdemokratie auf dem zu Erfurt betretenen Wege „festhalten (!) und ihr die völlige Durch- führung des Umwandelungsprozesses aus einer revolutionären in eine reformatorische Partei durch versöhnliches Entgegen kommen erleichtern, indem wir sie beim Worte (!) nehmen und ihre Mitarbeit auf allen (!) Gebieten oeö staatlichen und kommunalen Lebens zu fördern und zu gewinnen suchen". Wir sind der Ansicht, daß derartige Darstellungen nur zu sehr geeignet sind, verwirrend zu wirken. Die Social- demokratie richtet ihre Agitation hauptsächlich gegen Thron und Altar, sie haßt Religion und Monarchie, dieser Um stand ist niemals aus den Augen zu verlieren: Das Bestreben der Sociakdemokratie ist ferner ausgesprochenermaßen zur Zeit darauf gerichtet, die Landbewohner zu gewinnen. Zu diesem Zwecke wird — wieder ausgcsprochenermaßen — der Religions- haß und der Republikantsmus verdeckt und nur mit hetzeri schen Darlegungen und aktuellen Versprechungen gearbeitet. Im Hintergründe aber lauert auch für die Landbewohner die Arbeiterbildungsschule und die socialdemokratische Konfirmations- und Sedanfeier. Diese verderbliche Landagitation wird durch Aeußerungen, wie die oben erwähnte, leider auf das wirksamste unterstützt. Ein christlicher und königStreuer Mann kann und darf aber unter keiner Bedingung die Socialdemokratie — und möge sie noch so scheinheilig austreten — begünstigen wollen; er kann in der volitischen, von Bebel, Liebknecht und Singe r geleiteten Partei niemals eine ordnungsmäßige Vertretung der Arbeiter erblicken und diese womöglich fördern, sondern er muß mit all n Kräften dahin streben, daß die Arbeiter von ihren Führern, die Verführten von den Verführern getrennt werden und daß nicht die Socialdemokratte „die Massen in Zucht und Ordnung halte", sondern, daß die Massen wieder wahre Zucht und Ordnung lernen, daß sie sich von den Gott losen ab- und der Religion zuwenden. -o- Steuest« Telegraphisch» Korrespondenz. Blankenburg a. 24. Oktober, abends. Der Kaiser ist heute nachmittag halb 6 Uhr hier etngetroffen und von dem Prinz-Regenten am Bahnhofe auf das herzlichste em pfangen worden. Die Stadt war festlich geschmückt und illuminiert, auf den Bergen brannten Freudenfeuer. Se. Majestät begab sich alsbald unter dem Jubel der Bevölker ung zu Wagen durch die Stadt nach dem Schloß, wo die übrigen geladenen Gäste bereits versammelt waren. Nach dem Diner sand eine Vorstellung im Schloßtheater statt. Der Aufbruch zur Jagd erfolgt morgen vormittag 9 Uhr. Dar Witter ist prachtvoll Der Herzog von Sachsen Alten burg und der Erbgroßherzog von Sachsen Weimar wäre« bereits nachmittags 2 Uhr hier eingetroffen. Rom, 24 Oktober, abends. Der frühere Ministerpräsi dent di Rudini hat ein Schreiben an seine Wähler in Ta-camo gerichtet, in welchem er sagt, daß er an den Hauptlinlen seines im Jabre 1891 verkündigten Programme- nicht» zu ändern habe. Um die Lösung der Finanzfrage zu erleichtern, habe er ein vorsichtiges und ökonomisches Ver halten in Afrika angenomm-n. Er habe die T <P lallianz erneuert und die Handelsverträge abgeschlossen. Ueber den CH »alter der Erneuerung der Tripelallianz brauche er sich nicht näher zu verbreiten, da die Ereignisse denselben deut lich genug in das rechte Licht setzten. Er habe da« Glück gehabt, dir Beziehungen zwilchen Italien und Rußland freundlicher zu gestalten, und in Frankreich den Argwohn und das Mißtrauen zu zerstreuen, die de» notwendig:« Be ziehungen aufrichtiger Freundschaft mit dieser großen Nation abträglich gewesen seien. Die Loyalität der Absichten Italien- werde nunmehr selbst von jenen anerkannt, die früher daran gezweifelt hätten. Brüssel, 24. Oktober. Au» den der Regierung zu- gegangenen Nachweisungen ergiebt sich, daß etwa 600 bel gische Arbeiter aus Nordfrankreich vertrieben worden und daß mehr als 200 solcher Arbeiter die Opfer roher Grwaltthätigkeitrn geworden sind. In hiesigen Re- gierungSkreifen ist man, wie verlautet, peinlich überrascht ge wesen durch die Gnadenbeveifr, die der Präsident Tarnst