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s. September I8S6 Rr. 211 Dienstag Zu beziehen durch alle Postämter des. In- und Auslandes, sowie durch die Crpedition in Leivrig (Querstraße Nr. 8). «Wahrheit und Recht, Freiheit uvd Gesetz!- Jnsertionsgcbühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Preis für das Vierteljahr I'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. I dern sei, und zugleich Vorschläge in Beziehung auf das Maß der Stimm- berechtigung der einzelnen Vereinsstaalcn. In Beziehung auf diese haue die preußische Denkschrift , von 1852 nur als unbestreitbare Voraussetzung ausgesprochen, bgß dieselbe weder völlig gleich, noch lediglich nach dem Ver- hallnisse der Bevölkerung bestimmt sein könne." Preußen. -2-Berlin, 7. Sept. Wie bereits mitgelheilt, ist der Staatsgerichlshof gestern zusammengctceten, uni über die gegen den ehema ligen Polizeiagenten Lechen, wegen dessen Betheiligung an dem sogenann ten Potsdamer Dcpeschendiebstahl, erhobene Anklage auf LandeSvcr- rath abzuurtheilen. Die Anklage war gegründet auf §. 71 des Strafge, schbuchs, welcher lautet: „Wer vorsätzlich Staatsgeheimnisse, oder Festungs- plane, oder solche Urkunden, Aktenstücke und Nachrichten, von denen er weiß, daß das Wohl des StaatS deren Geheimhaltung einer fremden Ne- gierung gegenüber crfodert, dieser Negierung mittheilt, wird mit Zuchthaus von 5 — 20 Jahren bestraft." Aus dieser Begründung der Anklage geht hervor, daß man in dec Voruntersuchung die Ueberzeugung oder doch min destens den stärksten Verdacht gefunden haben muß, daß eine Miltheilung der betreffenden Aktenstücke durch Lechen an eine oder mehre auswärtige Negierungen oder deren Agenten stattgcfunden habe, wodurch denn jene bc- kannte erste Version, welche Dasselbe besagte, später jedoch mit dem Scheine sehr großer Bestimmtheit deSavouirt wurde, sich nachträglich doch wieder als nicht unbegründet herausstellt. Im Hinblick auf gewisse andere Vor- gänge und Versionen knüpft sich hieran natürlich die Frage : ob hiermit der Gebrauch, der von sämmtlichen entwendeten Papieren und Aktenstücken gemacht wordey, erschöpft sei? Wir sind indessen, da die Prvceßverhand» lungen mit Ausschluß aller Oeffentlichkeit, bei verschlossenen Lhüren, ge- führt worden sind, nicht in der Lage, hierüber etwas mittheilen zu können, und wir wissen darum auch nicht, ob es sich bei den Verhandlungen blo» um die etwaigen Verbindungen Techen'S mit auswärtigen Agenten gehan- bett Has, oder ob auch diejenigen, weitern Punkte mit in die Debatte ge- zogen worden sind, welche, begründet oder nicht, das allgemeine Gerücht als mit der Sache, verbunden erklärte. Indem wir also für heute dies Alles auf sich beruhen lassen müssen, gehen wir nunmehr zu dem Proreß selbst: über. Natürlich, läßt sich über denselben, da die Oeffentlichkeit gänzlich ausgeschlossen war, nur Allgemeines berichten. Kurz nach 8 Uhr wurde.- der Angeklagte Lechen aus der Stadtvoigtej nqch dem Kammergericht ge bracht., Lechen ist, eine , hagere Person nist weißen Haaren; er leidet an einem Augcnstbel; sein Alter ist 71 Jahre. Gegen 8/, Uhr trat das Ge richt zusammen.. Den, Vorsitz bei demselben führst, der Kammergerichtspräsidcnt Buchteznann, die Anklage wurdp>durch den Oberstaatsanwalt Schwark ver treten,, die Vcrsheidigung führte, der Rechtsanwalt Böhm. An Zeugen wa ren im Ganzeis 19 Personen geladen, unter welchen man nameptlich.-auch den Vicepräsidenlcn bei der OberrcchnungSkammcr in Potsdam,-Hrn. Scif^ fart, bemerkte., Nachdem die Verhandlungen bis Mittags 2 jUhp-geführt worden waren, machte das Gericht eine Pause von einer Stunde., und cs wurde dann, namentlich mit der Zeugenvernehmung, fortgefahren. Die Plai- doyerS zwischen der Staatsanwaltschaft und der Vertheidigung sollen eben- „ falls eine tüchtige Zeit in Anspruch genommen haben. Als das Gericht,zur Berathung abtrat, war es beinahe.8/- Uhr Abends geworden. Die Bcra-,, thung selbst dauerte circa eine volle Stunde, und das Resultat derselben war, wie wir vernehmen, daß Lechen schuldig befunden und infolge dessen zu acht Jahren Zuchthausstrafe und nach deren Abbüßupg.zur Stellung unter Polizeiaufsicht für die Dauer von zehn Jahren verurtheilt . wurde. Lechen wurde hierauf in die Stadtvoigtei zurückgebracht. Der Derurthcilte ist, wie gesagt, schon 71 Jahre alt, und er dürfte darum, zumal bei sei nem kränklichen Aussehen, wol schwerlich die ganze Dauer der über ihn verhängten Strafe noch zu leben haben. Wie man äußerlich vernimmt, soll Lechen auch nicht das Geringste eingestanden haben; die Zeugenaussagen sowie die etwaigen sonstigen Beweismittel müssen darum sehr gravirend für ihn gewesen sein. Da- Zmeusse, mit. welchem, map.-hiev diesem Plvccß verfolgt hat, ist begreiflicherweise >ein. ganz ungeheures; man Hap heute-in - alstn.Freisem kaum einen andern Stoff-der Unterhaltung., Natürlich fragt man sichojetzt, nachdem .Lechenoverurtheilt worden, zunächst, -welches wot eigentlich die auswärtigen Agenten, mit welchen er in Verbindung gestan-- den^Aewesep?, Für. die Dichtigkeit der, verschiedenen MuthwaßtMen/ die «'M in hiesst BMlM au-spstchey.hört, können wir keiye„Bürgschafp,. übernehmen, und wh wopcn, Sie darum umsomehr Hamit, verschonen, al»,„ einmal gerade, in dieser.Sache Vorsicht qm Platze sein.dürfte, und andererseits„ auch «wastet wertstp kann, daß das Betreffende schon in einigen Tagest in vcrWichst, Wesse ,iy hie Oeffcntlichkcit kommen werde, — Am Stadtgericht , kam,.gestern ein .Preßproceß zur, Verhandlung, der dadurch »ein erhöhte« > Interesse erhielt, daß er in Verbindung stand mit dem bekannten Duell zwi- , — Aus Süddeutschla^d, 6. Sept. Mitten in die leidigen Diskus, sionen über Schlangeninselknoten, Donaufürstenthümercontroverse, schleswig- holsteinisches Drama, nMvlstMsches Lon^Iiuw moüieum, Riffpiraterei- procestwung u. dMi m-, fiel bst Putsch in Neuenburg als Episode der Thät. Die Welt vtrhaykt, diese kleine Ueberraschung den sogenannten Royalisten in jenem Zmstterhina von schweizerischem Canton und preußi- schesti Fürstenthum, Esy, Putsch ist bekanntlich eiy Äst revolutionärer Na tur. Wir sind nicht gemeint, den. Neuenburger Putsch, weil er von „Roya listen" ausging, seines aufrührerischen Charakters zu entkleiden. Vielmehr, scheint er usts gerade, deshalb um so strenger bepllheift werden zu sollen. Dieser Putsch war nicht , blos ein Ajurf gegen, die „cynservasiven Inter essen und deren Solidarität", sondern, auch ein „Fehler" im Sjnn von Talleyrand, ein unüberlegtes Wagstück. Voraussichtlich konnte er nicht ge lingen, weil er rasch zu einer Vereinigung der beiden republikanischen Par teien und damit zum Sieg über die royalistische Minderheit führen mußte. Wir nehmen gery an, daß man in Berlin keine Ahnung von dem impro- visirten Ueberfall der Neuenburger Regierung durch die Herren v. Pourtales und v. Mcuron hajte,, welche freilich zu jenen entetirtey Parteimännern ge hören, die nichts gelernt und nichts vergessen, haben- Deshalb glauben wir auch erwarten zu dürfen,^ daß der Putsch,-zumgl ändern,,gegentheil,igen Ge- rüchtcn gegenüber, von Bstlin aus förmlich werde deSavouirt werden. Der-, selbe wär« auch der ungünstigst gewählte Anhaltcppnkt, um eine Geltend- machung der Ansprüche an Neuenburg daran knüpfen zu wollen. Das MiS- glücken des Putsches sollte ehef der preußischen Regierung neuerdings den Beweis.liefern- wie die eigenlllche Stimmung in Neuenburg beschaffen sei und dieselbe hiernach veranlassen, jene Ansprüche zum Gegenstand von Ver handlungen und Unterhandlungen mit den schwMrjsclW Behörden in dem Sinne zu machen, daß Preußen gegey eine geeignete .Entschädigung ein für alle mal darauf verzichte- , Preußen würde durch einen solchen Schritt in den Augen aller vernünftigen und besonnenen Leute sich keineswegs etwas vergeben, sondern nur an den Attributen der Klugheit und Mäßigung gewin nen, Wir-zweifeln zwar nicht daran, daß, ,es an Versuchen nicht fehlen werdp, Preußen in die Bahn bedenklicher Verwickelungen zu leiten; allein wir Hoffey zugleich, daß seine erleuchstst Regierung allen solchen Berlockun- en das Ohr verschließen werde. — Vom Main vom 4. Sept, läßt sich der Nürnberger Correspondent schreiben: „Von gutunterrichteter Seit« wird mitgetheilt, di« längst erwar tete Erklärung des dänischen Cabinets über die Holstein-lauenbur- gische. Angelegenheit, in Erwiderung auf die Noten Oesterreichs und,Preu- ßenS., werde Ende dieser oder spätestens anfangs nächster Woche von dem Grafen Bille-Brahe in Wien, und von dem Baron Bülow, dem däni schen .Bunde-t-gSgesandten, in . Berlin überreicht werden. Die Schluß, redaction des Aktenstücks soll, am 30. Aug. von dem kopenhagener Cabinet festgestellt worden fein... Nach Andeutungen, welche, über deffey^Jnhalt veriaÜtlst habsn- beharrt die dänische Regierung bei ihren bisherigen An, schDnK." — DaS heMer CopresyWdsnz- Bureau, vom.,5. Sept, schreibt: „Das baisiM Memorandum übst, die Bildung verbindlicher Beschlüsse--unter den Z o liver e,i n Spe g ie^üngen ist keineswegs, ganz Konform mit, dem preußi-, schen, Vorschläge vöü, 18^2,,(nicht; j8si3^ wip.mehrfach angegtbeNvist). Die preußische Reaieryng hatte in «Inst im März 1852 entworfeu(n un,d durch ein MiMr vsnj.st'."März'deHlben Jahres den VereinSreglerungen mitge-;,, theilten^Denkschrift den Dörschläg gemacht, den im Separatartikel'l 2 der Zollveiein-derträäe medergelfgten GrMfM Bildung eines ver- bindlWk Beschluss auf den GeNeralrönferenzen d^e allseiisge llebereinstim- mllnF trfödxrlich ist, dahm zu mMficiren, daß 1) die unanimität überall nur >ä"ikfobe^kch bleibe, iöo e^stch.^m Rechte der eimelns.n Staaten (so- geckiWül'Mm'AnWäiÄÜ) oder uüi Acte der Gesetzgebung handelt, also bek'Men VerHandlMgen Mer die Grundveriräge und bei Erlaß neuer oder Abänderung bestehender Gesetzt) 2) die Majorität dagegen da entscheiden soll< nw es nuö guf Fragen der Verwaltung änkoyimt, nämstch hei AuS- legüü^ der Ges/tze und bn 'ölkm Mläß oder det Abänderung rkglemeytan- scher'Anorbiiütigtm Da-AälrMe Memorandum zieht die Grenzen, für die- CoMsteyz der Majorität b^irachtllch' wes^ indt^ ,e-' auch die Abänderung,, dtp oestiheMn Gösetzej soiM' dadurch nicht die Principien der Grund,yer- trätzt aMjrt^werdtn, 'von t'Intr EntW her Majofsjät .abhängig zu machen beäntraat. Es blieb übrigenSAet dem 1832" nöch'bie'MödqlitÄ, Äach welcher die Majorstästn.gebiM solltitü " weiterer Erwägung Vorbehalten. ' Das bairische Memorandum ent», hält'nun auch FtstsetzünHen barüd^ welchen Fästen die gh^lM. und in welchen eine Majorität Än ^ Krlttheilen oder drei Viert,htsle.n,,zu ,stfo-, lößßPliA Die Zeitung Dtlllscht A-mki« ZatW.