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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzena«, Lichtenstein-CaÜUberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdors, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langen leuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 115. Freitag, den 2V. Mai 1904. Witteruugsbericht, ausgenommen am 19. Mai, Nachm. 3 Uhr. Lcometerstand 761 MW reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f- 16,»° 6. Morgens 8 Uhr -t- 15" 0. Tiefste Nachttemperatur -st 11° 6.) Feuchtigleit-S -ehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 34"/o. Taupunkt -s- 1,r° 6. Windrichtung: West. Niederfchlagsmeuge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,0 mm Daher Witterungsausstchten für den 20. Mai: Wechselnde Bewölkung. *Waldenbnrg, 19. Mai 1904. Der russisch-japanische Krieg. Tie Japaner sind augenscheinlich auch bereits Herren der Liaotung-Halbinsel. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß Niutschwang, „das Tor der Mandschurei", von den Ruffen ohne Widerstand verlaffen worden ist. Südlich von Niutschwang haben starke japanische Truppenlandungen statt gefunden. General Kuropatkin, der Oberbefehlshaber der russischen Mandschureitruupen, berichtet darüber an den Zaren: Am 19. d. Mittags näherten sich 17 japanische Dampfer dem Orte Ssemiutsche bei Kaitschou unv eröffneten das Feuer auf die Stadt. 51 japanische Transportdampfer landeten starke Truppenmaffen. Auch in Guantsiatum landeten be trächtliche japanische Streitkräfte und begannen nach Kaitfchou vorzurücken. Alle in Liaotung gelandeten japanischen Truppen scheinen, soweit sie nicht für die Belagerung von Port Arthur ausersehen sind, nach Haingtschöng resp. Mulden bestimmt zu sein. Ten Moticnpaß und Liaujang scheinen die Japaner bei ihrem Bormarsch zur Rechten neben sich liegen lassen zu Wollen. General Kuropatkin trägt, wie mehrere Depeschen besagen, große Sorge, daß den Japanern die Umgehung der Armee von Liaujang gelingen könnte. Tie Behauptung, daß mit der Beschießung und Belagerung Port Arthurs bereits allen Ernstes begonnen worden sei, ist Von der rusischen Regierung in Abrede gestellt worden. Gleichwohl findet dieses Dementi so wenig Glauben, daß Man in weiten Kreisen vielmehr von der bereits erfolgten Belagerung des Kriegshafens spricht. Wie aus Kronstadt berichtet wird, ist aus keinem deutschen Schiffe die Verhaftung Verdächtiger erfolgt. Die vier Ver dächtigen, in denen man verkleidete japanische Spione ver mutet, sind vielmehr allesamt an Bord eines belgischen Schiffes befindlich gewesen. Kaiser Nikolaus II. richtet in allen Orten, die er aus seiner Rundreise berührt, an die Soldaten Ansprachen, in denen er hcrvorhebt, er hege die Zuversicht, daß die russischen Truppen im Kampfe mit einem starken und tapferen Gegner die Ehre Rußlands aufrecht erhalten werden. Nun, die eigentlichen und entscheidenden Schlachten kommen noch, die Berstärkungstruppen, die jetzt aus den Kriegsschauplatz ab- gehcn, werden also noch vollauf Gelegenheit erhalten, das don ihrem Kaiser auf sie gesetzte Vertrauen zu bewähren. Tie Gerüchte von einem Zerwürfnis zwischen Admiral Alexejew und dem Oberbefehlshaber Kuropatkin bestätigen sich. Kuropatkin verlangt den Rückzug i^r ganzen Armee bis Mulden, dem widersetzt sich Alexejew. Am heutigen Donnerstag feiert Kaiser Nikolaus II. von Rußland seinen Geburtstag, an dem er das 36. Lebensjahr vollendet. Leider gleichen die Nachrichten, die zu jenem Tage vom Kriegsschauplatz eingelaufen sind, keinen freudigen Geburtstagsüberraschungen. Im Gegenteil. Die Frist seit den Ualukämpfen ist Von den Japanern allem Anscheine nach in einer über Erwarten erfolgreichen Weise ausgenützt worden. Die Truppen der beiden mobilisierten ersten Armeen haben hervorragende Leistungsfähigkeit an den Tag gelegt. Ist der Vormarsch der Japaner nun auch nicht so weit ge- diehen, daß sie die Straße von Mulden nach Tjelin be herrschen und die Einkreisung Kuropatkins in Liaujang voll endet ist, wie Londoner Blätter melden, so unterliegt eS doch keinem Zweifel, daß sich der Ring mit jedem Tage enger schließt. Bleibt Kuropatkin in Liaujang, so liegt die Gefahr einer Umzingelung jedenfalls außerordentlich nahe. Andererseits wird die Annahme berechtigt sein, daß die Japaner zu einem Angriff erst übergehen werden, wenn die dritte Armee, oder doch starke Teile derselben, auf dem Kriegsschauplätze angelangt sein werden. Bezüglich dieser dritten Armee weiß man nun aber so gut wie nichts. Es hieß vor etwa 14 Tagen einmal, ihre Mobilisierung sei be- endet und ihre Einschiffung stehe bevor. Seitdem hat man nichts wieder von ihr vernommen. Möglich wäre eS, daß bei der jüngsten Truppenlandung vor Kaitschou bereits Teile der 3. Armee ausgeschifft wurden. Nach dem Bericht des Generals Kuropatkin an den Zaren hat man bei dieser Landung nicht weniger als 51 große Transportschiffe be obachtet. Für den kleinen noch nicht an Land gesetzten Rest der 2. Armee wären so viele Transportschiffe nicht nötig. Die oben bereits erwähnte Landung bei Kaitschou, auch Kaiping genannt, erfolgte unter der Deckung eines furcht baren Bombardements Seitens der japanischen Kriegsschiffe, das mehrere Stunden andauertc, bis das Feuer der russi schen Festungsgeschütze zum Schweigen gebracht worden war. Ueber eine kleine Episode im Lazareth von Lioujang wird aus Petersburg berichtet: Bei einem Besuch des Lazareths wandte sich General Kuropatkin an einen verwundeten japani schen Gardeoffizirr mit den Worten: „Als ich Ihre Heimat besuchte, sah ich, daß Sie ein tüchtiges Volk sind; jetzt über- zeuge ich mich, daß Sie auch ausgezeichnete Soldaten sind. Ich bin stolz auf einen solchen Gegner." Ter Japaner ant wortete: „Diesen Krieg hat dos Volk gewünscht und ver antwortet ihn auch." Tie Eingeborenen der Mandschurei, die sogen. Chumbusen, machen den Ruffen die allergrößten Schwierigkeiten nicht nur durch Verrat ihrer strategischen Bewegungen an die Japaner, sodern auch durch bewaffnete Ueberfälle auf russi sche Rekogniszierungsabteilungen. Auch wegen der Haltung Chinas, daS sich mehr und mehr zu Japan hinüberneigt, empfindet man in Rußland wachsende Besorgnis. Dem gegenüber will die Erklärung der ohnmächtigen chinesischen Regierung, sie werde die Neutralität aufrechterhalten, nur wenig besagen. Politische Armdschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ^wohnte am Mittwoch Artillerieschicßübungen bei Kunnersdorf bei und besuchte dann mit der Kaiserin die Berliner Kunstausstellung. König Eduard VII. von England wird vom 25. bis zum 29. Juni Gast unseres Kaisers in Kiel sein. Die Londoner Blätter widmen dem bevorstehenden Besuche recht sympathische Betrachtungen, in denen sie namentlich den Wunsch aussprechen, es möchte gelingen, eine freundliche Stimmung und einen modus vivendi zwischen den beiden Ländern herzustellen. In England wie in Deutschland hegt man allgemein die Ueberzeugung, daß der Kieler Begegnung auch politische Bedeutung beizumeffen ist. Dem großherzoglichen Hause von Sachsen-Weimar ist die Pfingstsreude gestört worden, tiefe Trauer ist eingezogen infolge des plötzlichen Todes der Erbgroßherzogin- Witwe Pauline. Die Erbgroßherzogin ist noch nicht 52 Jahre alt geworden, sie wurde am 25. Juli 1852 zu Stutt gart als Tochter des Prinzen Bernhard Georg von Weimar und der Prinzessin Auguste von Württemberg geboren. Sie vermählte sich im August 1873 mit Karl August, Erbgroß herzog von Weimar, der aber in der Vollkraft seiner Jahre, im November 1894 starb. Die Erbgroßherzogin war eine sehr starke Dame und schon seit längerer Zeit herzkrank; ein Herzschlag war es denn auch, der ihrem Leben ein vorzeiti ges Ziel gesetzt hat. Der Tod war um so tragischer, als er auf der Eisenbahnfahrt von Rom nach Venedig eintrat. Im sonnigen Süden, wohin es sie zog, als ihr Gemahl ge- storben war, hat sie nun auch ihre Seele ausgehaucht. Tief zu betrauern ist ihr Sohn, der regierende Großherzog Wil helm Ernst, der schon in jungen Jahren so schmerzliches er fahren hat; ihm raubte der unerbittliche Tod in den letzten zehn Jahren den Vater, die Großmutter, den einzigen Bruder Bernhard, den Großvater und jetzt die Mutter. Herzlichstes Beileid wird ihm, dem erst Siebenundzwanzigjährigen, über all entgegengebracht. Die Handels- und Gewerbekommission des preußischen Abgeordnetenhauses hat den Beschlußantrag angenommen, die Regierung zu ersuchen, entsprechend früheren Beschlüssen des Hauses eine Zentralstelle zu schaffen, welcher unter Heran ziehung von Sachverständigen aus dem Handwerker- und Gewerbestand insbesondere die Förderung des Hand werks zu unterstellen ist. Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisen bahnen sind auch im Monat April erheblich gestiegen. Sie betrugen aus dem Personenverkehr 47,04 Mill. Mk. oder 1,91 Mill, mehr und aus dem Güterverkehr 98,44 Mill. Mk. oder 3,28 Mill. mehr. Ter neue Oberbefehlshaber für Deutsch-Südwest- afrika Generalleutnant v. Trotha hat am Mittwoch unter großen Ehrungen Trier verlaffen und sich zunächst noch einmal nach Berlin begeben. Dieses verläßt er am heutigen Donnerstag Abend wieder, um am Freitag von Hamburg die Ausreise anzutreten. An demselben Tage geht ein neuer Verstärkungstransport nach Südwestafrika ab: 75 Offiziere und 500 Mann. Tie Herero sollen noch für zwei Jahre mit Munition versehen sein. Solange wird aber hoffentlich ihre Unterwerfung nicht dauern, wenn auch noch mit einem mehrmonatigen Feldzug gerechnet werden muß. Ueber den Stand der deutsch-russischen Handels vertragsverhandlungen wird der Königsberger „Hart. Ztg." geschrieben, daß in Bezug auf die Minimalzölle für Getreide und Vieh eine Einigung erzielt sei. Dagegen sollen die Verhandlungen über die veterinärpolizeilichen Vor schriften auf Schwierigkeiten stoßen. Der „Voss. Ztg." wird ein Telegramm des Petersburger Korrespondenten des Lon doner „Daily Telegraph" übermittelt, wonach die Be ziehungen zwischen Deutschland und Rußland jetzt herzlicher sind, als sie seit dem Abschlusse des franco-russischen Bünd nisses jemals waren. Die erste Frucht dieser Freundschaft sei eine befriedigende Verständigung, welche die Schwierig, ketten beseitige, die bislang dem Zustandekommen des Handels vertrages entgegenstanden. Diese Verständigung sei das Entgelt für die Dienste Deutschlands in den verflossenen sechs Monaten und für versprochene noch wichtigere Freund- schastsbeweise. Die russische Regierung wird ihre Einwände gegen den Handelsvertrag auf der vom Reichskanzler Grafen Bülow vorgeschlagenen Basis fallen lassen. Die Freund schaftsbeweise, auf welche das Londoner Blatt da anspielt, können nichts weiter sein, als die Beobachtung striktester Neutralität seitens des deutschen Reiches. Daß diese ein fache Wahrheit nicht offen herausgesagt wird, beweist wieder, wie gern die englische Presse jede, aber auch jede Gelegen heit wahrnimmt, um Deutschland einen Strick zu drehen. Ueber den deutsch-österreichischen Handelsvertrag werden die mündlichen Beratungen zwischen den deutschen und den östcrreichisch-ungarischen Bevollmächtigten einer Mit teilung des halbamtlichen Wiener „Fremdenblattes" zufolge bereits gegen Ende dieses Monats beginnen. Der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie veröffentlicht einen Aufruf, in dem er eine Art Programm seiner beabsichtigten Tätigkeit niedergelegt hat. Dem Reichs- verbande liegt es danach fern, in die Organisation der bürgerlichen Parteien störend einzugreifen. Er will lediglich, unter voller Anerkennung der berechtigten Bestrebungen der Arbeiter auf Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, die verhetzende, den Klaflenhaß schürende und die Entwickelung Deutschlands lähmende Sozialdemokratie bekämpfen. Er wird insbesondere die Herbeiführung geschloffenen Vorgehens gegen die Sozialdemokratie bei den Wahlen seitens aller reichstreuen Parteien und Personen anstreben. Er wird dem von der Sozialdemokratie geübten Terrorismus ent gegenwirken, der bei Streiks, Boykotts, bei den Wahlen, im gesamten Volksleben seit Jahren wie ein Alp auf Millionen Deutscher lastet. Er wird die Arbeiter, Kleinhandel und Gewerbe gegen sozialdemokratische Anmaßungen schützen und vor wirtschaftlichen Schädigungen zu bewahren suchen. Frankreich. Tie Protestnote des Papstes gegen die Romreise des Präsidenten Loubet fährt fort, in ganz Frankreich ungeheuren