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Anzeig. in dies. Blatte, da» jetzt in 10,660 Exemplaren erscheint, finden eine ersolgreichr Verbreitung. Mcheiat: DlMch ft»h 7 »he. Insrrite «erden «tigenammea: bir Abend» S,Eonn- taz» bi« Mittag» 12 Uhr: Marienflraße 18. Tageblatt für Uuterhaltnng und Mitredacteur: Theodor Drobifch. Dienstag, LS. Novbr. 1864. Moilnemeu!: BietteljLhrlich 20 Nr: bei unentgeldlicher k > serung in'« Haus. Durch die Königl. Pos vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigcnlhiim der Herausgeber: Aicpslh A Nkiltsardt. — Verantwortlicher Redacteur: JutlUS Netlhardt» Dresden, den 29. November. — Das Ministerium des Innern veröffentlicht das Nähere über die bereits früher erwähnte Gerstkamp'sche Stiftung. Wir ent nehmen der Bekanntmachung Folgendes: Herr Johann Heinrich Gerstkamp, fürstl. reußischer Commissionsrath, in Dresden, hat durch ein im Februar d. I. errichtetes Testament nebst damit in Verbindung stehender Stiftungsurkunde eine Stiftung zu Unterstützung weniger bemittelter junger Leute, welche ihre Ausbildung auf der hiesigen polytechnischen Schule suchen, er richtet. Nach den eignen Worten der Stiftungsurkunde ist dies geschehen, weil der Stifter es für seine Pflicht halte, sich gegen sein zweites Vaterland, in welchem er sich eines fo günstigen Erfolges seiner Thätigkeit zu erfreuen gehabt habe, durch eine größere Stiftung dankbar zu erweisen, und weil er in einem industriellen Lande gerade durch eine Stif tung dieser Art am meisten zu nützen und eine wirkliche Lücke auszufüllen glaube. Je begründeter und anerkennenswerther diese Motiven sind, da sich der sonst so große Wohlthätigkeits- sinn unserer Mitbürger in dieser Richtung bisher nur wenig thätig erwiesen hat, um so dankenswerther ist die seltene Li beralität, mit welcher der Stifter die zu Erreichung des Zweckes bestimmten Mittel bemessen hat. Es sind nämlich bereits zehntausend Thaler eingezahlt, mit deren Zinsen die Wirksamkeit der Stiftung zunächst zu beginnen hat. Zu die sen zehntausend Thalern sollen aber, in verschiedenen Raten, je nach dem früheren oder späteren Eintritte des Todes des Herrn Stifters, seiner Gemahlin und seines einzigen Sohnes, noch nrunzigtausend Thaler hinzukommen, dergestalt, daß nach dem Tode sämmtlicher drei genannter Personen das gesammte Stistungskapital hunderttausend Thlr., unter gewissen Voraus setzungen sogar möglicherweise noch etwas mchr betragen wird. Es wird somit dm sich der höheren technischen Ausbildung widmmden weniger bemittelten jungm Leuten in Sachsen die Möglichkeit einer Unterstützung in einem Umfange in Anssicht gestellt, welcher sich mit den bei älteren humanistischen Insti tuten bestehenden Einrichtungen vollständig messen kann. (Folgen die weiteren speciellen Bestimmungen. — Am Sonnabmd Nachts 412 Uhr traf Se. Excellenz der Frldmarschalleutnant v. Gablenz aus Schleswig, über Berlin kommend, hier ein und nahm im „Hotel de Sare" Quartier. Sonntag Mittag nach 12 Uhr hatte derselbe Audienz bei Sr. Majestät dem Könige. Abends 5 Uhr reiste er über Löbau rc. nach Reichenberg. — Am Sonnabend Abend 7 Uhr erfolgte der 11. Trans portzug k. k. österreichischer Truppen, die 4psündige Batterie Nr. 4 (5 Offiziere, 159 Mann, 116 Pferde und 23 Fuhr werke), Sonntag früh 3 Uhr die erste Hälfte des Feldartillerie- depots mit 1 Offizier, 30 Mann und 47 Fuhrwerken, Nach mittags 5 Uhr die zweite Hälfte mit 1 Offizier, 29 Mann und 46 Fuhrwerkm. Erwähnt sei. daß für die Speisung der Mannschaft die Portion geräuchertes Schweinefleisch und Erbsen mit 28 Pfennige, die Portion Suppe mit 1 Ngr. seiten des Restaurateurs auf dem Leipziger Bahnhofe allhier — welcher die Speisung auf Kosten der k. k. österreichischen Regierung übernommen hat — berechnet werden. — Der hiesige Chorgesangverein „Euterpe" wird zur Feier seines Stiftungsfestes nächsten Freitag in Brauns Hotel unter Leitung seines Liedermeisters Ed. Kretschmer eine hier noch nicht zu Gehör gelangte Composition v. S. Neukomm für Solo und Chorgesang mit großem Orchester zur Aufführung bringen. — Die officiösen preußischen Blätter enthalten folgende halbofficielle Mittheilung: „Den preußischen Truppen, so weit sie den Boden der Herzogtümer noch nicht verlassen haben, ist der Befehl zugegangen, bis auf Weiteres dort zu verblei ben. Die 13. Division, welche bei Minden concentrirt ist, soll dort stehen bleiben, die 6. Division, welche größtentheils schon auf preußischem Boden angelangt ist, wird bei Berlin concentrirt" Die Wiener „Presse" fügt dem betreffenden Te legramm aus Berlin die Worte hinzu: „Unsre telegraphische Nachricht, daß die preußische Regierung ihren Truppen, welche im Begriffe waren, aus Holstein zurückzukehren, Halt geboten hat, ist geeignet, Aufsehen zu erregen. Wahrscheinlich will man durch diese Maßregel die Executionstruppen aus Holstein verscheuchen. Der Schreckschuß wird hoffentlich seine Wirkung verfehlen." (Dr. I.) — Die Errichtung eines Kindertheaters, deren in Wim, Berlin, Hamburg rc. bereits seit längerer Zeit bestehen und bliebt-sind, steht nun auch hier in naher Aussicht. Die Gattin de» Herrn Direktor NeSmüller hat bereits eine größere Anzahl Kinder vorbereitet und die nöthigrn Kostüme, wie Theater und Dekorationen in glänzender Weise anfertigen lassen, so daß die Vorstellungen wohl noch zum Wechnachts- fest, wo dergleicheu Unterhaltungen für Kinder vorzugsweise am Platze sind, beginnen können. — Am Sonntag Nachmittag halb 4 Uhr fand eine Versammlung der Vorstände rc. sächsischer Feuerwehren statt. Es hatten sich hierzu in den oberen Räumen des königl. Bel vedere der Brühl'schen Terrasse 68 Repräsentanten solcher Corporationen eingefunden, welche circa 60 verschiedene Orte vertraten. Eröffnet wurde die Versammlung durch den Vor sitzenden des Landesausschusses der sächsischen Feuerwehren, Herren Adv. Gokle aus Glauchau. Derselbe erörterte das System der freiwilligen, wie das der bezahlten Feuerwehren und bezeichnte die letzteren nur als für sehr große Städte geeignet, während sie für minderreiche Communen zn kostspie lig seien. Wo freiwillige Feuerwehren noch nicht existirten, möchten solche ins Leben gerufen werden, und könnten diesel ben sehr wohl neben den communlichen Feuerwehren bestehen. Ein Vortrag des Herrn Robert Vogelfang aus Annaberg zog sodann die Organisation von Feuerwehren in kleinen Städten und auf Dörfern in Betracht und wies nach, daß hier die Art der Hilfeleistung bei Feuersbrünsten eine ganz andere sein müsse, wie bei solchen in größeren St-dten Hier gelte es vor Allem so viele Menschenkräfte als möglich auf zubieten. Außerdem fanden noch vorzugsweise technische An gelegenheiten betreffende Berathungen statt und wurde weiter hin ein Antrag des Herrn Weigand aus Chemnitz angenom men, dahin gehend, daß der Ausschuß eine Statistik der säch sischen Feuerwehren ausarbeitcn möge. Eine gesellige Ver einigung am obmgenannten Versammlungsorte während der späteren Abendstunden bildete den Abschluß des Feuerwehr tages und verlief in gehobenster Stimmung. — Vor einigen Tagen wurde in einer Gesellschaft von Militairs uud Civilisten der von unseren Landständen für Freistellen im Cadettencorps und in der Artillerieschule bewil ligten jährlichen Etatssumme mit gebührender Anerkennung gedacht, dabei aber die Frage aufgeworfen: welche Verwendung die für das laufende Jahr bereits disponible, jedoch erst bei der nächstjährigen Aufnahme von Aspiranten zur Vertheilung kommende Summe, so wie desjenigen Theils der künftigen Jahresbeträge finden würde, welche in Ermangelung einer erschöpfenden Anzahl von neu eintret nden Zöglingen übrig bleiben möchte? — Die Beantwortung dieser Frage scheint nicht allzuschwer zu sein; denn die betreffende, wenn wir nicht irren, über 3000 Thaler betragende Etatsumme, bezweckt, der in neuerer Zeit mehr und mehr zu Tage getretenen geringe ren Geneigtheit, sich dem Offizierstande zu widmen. Abhülfe zu verschaffen und cs könnten daher obige Ersparnisse füglich Wohl auch dazu verwendet werden, der aus beiden Anstalten austretenden oder aus dem Unteroffiziersstande sich meldenden Offiziers-Aspiranten, einen Theil davon als einen willkom menen, je nach dem Ergebniß des Examens oder der Bedürf tigkeit sich abstufenden Zuschuß zu ihrem Equipirungsaufwand, zu gewähren. Einerlei kann cs ja sein, auf welchem Wege dem nurgcdachtcn Ucbclsiand abgeholfen werde, wenn dadurch nur das Auswachsen eines todten, nicht verwendbaren Kapitals, vermieden wird, als wozu, da nöthig, die Stände ihre Zu stimmung gewiß auch erlheilen würden. — Von der Direstion des ersten (rothen) Dienstmann- Jnstituts erhalten wir folgende Zuschrift: „Die ihnen von dem vormaligen rothen Dicnstmann 81 erzählte und in Ihren: gestrigen Blatte enthaltene Geschichte über einen an demselben verübten Naubanfall beruht auf Unwahrheit. Die ganze Sache ist eine Schwindelei und die erwähnten Messer stiche und Schnitte hat sich der Mann selbst beigebracht. Der selbe ist von uns entlassen und befindet sich in Gewahrsam der königl. Polizeibehörde." Wir selbst haben hinzuzufügen, das uns nach der mit vielem Geschick und bis in die kleinsten Details ausgeschmückten Mittheilung des Dicnstmanns doch schon Zweifel über die Wahrheit aufstiegen und refcrirten daher blos wortgetreu seine Angaben über den angeblichen Naubanfall. Wie wir hören, ist es hauptsächlich dem geschick ten Jnquiriren des Herrn Polizeiinspector Harder zu danken, der frechen Lüge auf die Spur kam. — An dem Schaufenster eines hiesigen Buchbinders ist Miß Pastrana in vier verschiedenen prachtvoll co- lorirten Costümen auf einem Blatte gemalt ausgestellt. Darunter liest man: „Sie spricht und singt gut und fertig französisch, spanisch und englisch. Ausgestellt im Königlichen Belvedere auf der Brühl'schen Terrasse." Es ist gewiß ein bedeutender Fortschritt, wenn es ermöglicht worden ist, daß menschliche Körper, welche einbalsamirt worden sind, noch Singen und Sprechen können. Einsender dieses vermißte al lerdings die Sprache und das Singen an Miß Pastrana, als er dieses wahrhaft große Kunstwerk in Augenschein nahm, doch beruhigte er sich damit, daß die Miß-Pastrana wahr scheinlich müde gewesen sein mag. — Wie alljährlich, beging am Abende des Bußtages die vom Vereine für's Lebm errichtete Gemeinschaft auf den Todesfall ihre Jahresfeier. Der für den Stand der geschäft lichen Angelegenheiten sehr günstigen Berichterstattungen der Schrift- und Caffenvorstände folgte, wie immer, ein der tie feren Bedeutung der Genreinschaft entsprechender I feierlicher Vortrag und gemeinsame Gesänge erhoben die Stimmung aller Anwesenden. Die seit 13 Jahren bestehende Gemein schaft ist auf Gegenseitigkeit gegründet, bei jeden, eintretenden Todesfälle wird bei jetzt über 200 Mitglieder ein Beitrag von 9 Ngr. erhoben; dagegen macht das auf fast zweitausend Thaler angewachsene, großentheils bei der Stadthauptkaffe verwahrte Stammvermögen es möglich, den Hinterlasienen sofort 50 Thlr. Begräbnißbeihülfe auszuzahlen. Was aber der Gemeinschaft vor ähnlichen Anstalten besonders eigen ist, das ist der ärztliche Schutz gegen mögliche vorzeitige Beerdi gung, und die fortdauernde berathende Fürsorge für die Hin terbliebenen, soweit solche benöthigt, wodurch die Gemeinschaft ihre gemeinnützige Bethätigung noch über das Leben hinaus zu erstrecken strebt. Gerade letztere Einrichtung hat sich in einzelnen Fällen als sehr segensreich erwiesen. Der Anschluß an diese Gemeinschaft steht Personen beiderlei Geschlechtes frei, und ist aus den gedruckten Statuten, welche bei dem Bevollmächtigten der Gemeinschaft, Herrn Buchhändler am Ende, (Seestraße 13) zu haben sind, alles Nähere zu ersehen. Ebendaselbst ist auch der Cafsenbericht über das vergangene Rechnungsjahr für diejenigen Mitglieder zu entnehmen, welchen derselbe nicht zugekommen sein sollte. — Nächsten Donnerstag giebt der Dresdner Sängerkreis seinen Gastabend. Unter den fast durchgehend» neuen Vor trägen, sind hauptsächlich die hier noch nicht gehörte Rafft'sche Festcandate „Deutschlands Auferstehung", der Rietz'sche Schlacht gesang, sowie einige Solosachen besonders zu erwähnen. — Das Doppelladen von Fässern auf Wagen, auf so genannten „Hasenwagen" ist in Leipzig bei fünf Thaler Strafe verboten. In Dresden scheint dieß Gesetz noch nicht Eingang gefunden zu haben, denn gestern Nachmittag in der fünften Stunde kam der Fall vor, daß von einem sogenannten Hafen wagen, der mit Fässern vom Leipzig-Dresdner Bahnhof expe- dirt wurde, auf der höchst belebten Wilsdruffer Straße zwei schwere Fässer plötzlich auf das Pflaster herabstürzten und bis dicht an das Trottoir kollerten. Nur dem Zufall war es zu danken, daß kein Unglück geschah, denn eine Frau entriß dicht dabei nur mit Mühe ihr Kind drohender Lebensgefahr. — Auf der Poliergasse, ist wie wir erfahren, gestern ein Bettler so frech gewesen, beim Fortgehen eine Fenster scheibe einzuschlagen, weil ihm die erhaltene Gabe wahrschein lich nicht reichlich genug gewesen ist. — Am 25. November wurde der Kettenhund des Webers Hennig in Mittelbach deshalb erschossen, weil derselbe Spuren der Tollwuth zeigte. Das Ergebniß der bezirksärztlichen Un tersuchung zeigte unzweifelhafte Beweise vom Vorhandensein dieser Krankheit. Dieses Thier hatte in Mittelbach und Rei chenbrand nicht allein mehrere Hunde, die sofort getödtet wur den, sondern auch den Strumpfwirker Kreher in Mittelbach gebissen. Kreher hat das bekannte Sonntag'ichc Mittel aus Zwickau in Anwendung gebracht. — An gekündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen den 30. d. Mts. Vormittags 9 Uhr wider die Kauf mannslehrlinge Camillo Grützner und Carl Wilhelm Eduard Schneppe beide von hier wegen Unterschlagung bcz. Partire- rei. Vorsitzender Gerichtsrath Ebert. Vormittags II Uhr Wider den Tuchscheergehilfen Carl Robert Heller aus Dres den wegen einfachem Diebstahl. Vorsitzender Gerichts-Rath Jungnickel. Königliches Theater. Am 27- November erschien Boyeldieus „Weiße Dame" in einem sehr geschmackvollen und mit neuen Zuthaten ver bessertem Sonntagskleide. Schon in früherer Besetzung, wie wir diese frische und freundliche Over öfters sahen, hätte sie ihre unwiderstehlichen Reize wirksam entfallen können, wenn die Hauptfigur Georg Brown nicht so oft zu Gastspiel-Expe- Limentationcn benutzt, sondern gleich in die Hände ihres'jetzigen Inhabers des Herrn Schnorr von Carolsfeld gelegt worden wäre. Denn die übrigen Parthieen waren in Summa we niger ungünstig besetzt, als man jetzt zu glauben geneigt ist. Frau Jauner-Krall rcpräsentirte die Anna sehr gut und so wohl Herr Eichberger als auch Fräulein Weber bewegten sich mit Erfolg in ihren Parthieen. Freilich füllt jetzt Herr Scaria mit seiner tiefen markigen Baßstimme, die in An sehung der Intonation und Aus prache erfreulich zunimmt, den Character des Gaveston bester aus, und ebenso neigt sich Frau Jauner-Krall mit ihrem leichten, graziösen Wesen eigent lich noch mehr zur Jenny als zur Anna hin. Dafür wird aber die ehemalige Anna der Frau Jauner durch Fräulein Hänisch keineswegs erreicht, obwohl diese Parthie gerade in den Tönen viel zu schaffen hat, die die Sängerin zu ihren besten zählt. Die Stimme des Fräulein Hänisch hat nicht