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„WriS«ritz.Zeitung" «^scheint w»ch«ntsich drei mal: Dienstag, DonnerS- t<,a und Sonnabend. — Preis vierteljShrlich 1 R. Lb Psg., zweimonatlich Kt Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Post.n. «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wkiknih-Zkitilii.«. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, die Spaltenzeilr 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein G Nr. 147. Verantwortlicher Redactmr: Carl IthNt in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 18. Dezember 1886. 52. Jahrgang. Das Ministerium Goblet. Unter „Hängen und Würgen" ist endlich das neue französische Kabinet unter dem Präsidium Goblet's, des bisherigen Unterrichtsministers, nunmehr perfekt geworden, nachdem sich jetzt auch für das Portefeuille des Aeußeren eine Persönlichkeit in dem Sektions präsidenten im Staatsrathe, Flournes, gefunden hat. Im Grunde genommen, ist das Kabinet Goblet nur eine veränderte — oder wie Mele behaupten, eine ver schlechterte — Auflage des Ministeriums Freycinet, denn außer Goblet selbst gehören von den bisherigen KabinetSmitgliedern Boulanger, Aube, Sarnen, Lokrey, Granel und Develle auch dem neugebildeten Ministe rium an. Ausgeschieden sind Freycinet, Sidi Carnot And Demvle, neueingctreten Flourens (Auswärtiges), Dauphin (Finanzen), Berthelot (Unterricht) und Ricard (Landivirthschast). Doch werden sich innerhalb des Kabinets wohl noch manche Verschiebungen ergeben und muß daher erst noch die Veröffentlichung der osfizziellen Ministerliste abgewartet werden. Noch ehe es dupch den Eintritt Flourens' vervollständigt war, hat das Ministerium Goblet im Parlamente mit einem kurzen und dabei ziemlich wässerigen Programm de- bütirt, in welchem Goblet verspricht, nach Außen hin die Politik Freycinet's sortzusetzen, im Innern aber auf den Bahnen der vorbereiteten praktischen Reformen zu wandeln. Im Senate wie in den Kammern hat indessen diese ministerielle Erklärung eine sehr kühle Aufnahme gefunden und hiermit stehen auch die Kom mentare, mit denen die französische Presse die Schwer geburt des Ministeriums Goblet begleitet, durchaus in Einklang. Die monarchistischen und radikalen Blätter kündigen Goblet geradezu schon den offenen Krieg an und selbst die gemäßigt-republikanische Presse spricht dem gegenwärtigen Kabinet nur eine kurze Lebens dauer zu, wozu allerdings keine besondere Propheten gabe gehört, denn dasselbe ist eben auch nichts anderes als ein „Verlegenheitsministerium" reinsten Wassers. Vorläufig wird allerdings noch nicht gleich ein parla mentarischer Hauptsturm auf die Regierung zu er warten sein, man muß ihr doch schon anstandshalber eine kurze Gnadenfrist gewähren und dies wird sich in der provisorischen Bewilligung von zwei Zwölfteln der Jahreseinkünste seitens des Parlamentes aus drücken. Die drei republikanischen Gruppen der Kammer haben sich hierüber bereits verständigt und so wird denn einstweilen das französische Staatsschiff flott Erhalten bleiben — wie lange aber, das steht auf einem anderen Blatte! Unter den gegenwärtigen schwierigen europäischen Verhältnissen wendet sich natur gemäß das Hauptinteresse dem Leiter der auswärtigen Politik im Kabinet, Flourens, zu, von dem außerhalb Frankreichs aber nicht viel mehr bekannt ist, als daß -er früher einmal Direktor im Kultusministerium war; ab er sich in diese: Thätigkeit die für einen Minister des Aeußeren nölhigen Eigenschaften erworben hat, muß noch abgewartet werden. Es ist aber kaum an zunehmen, daß unter ihm das Verhältniß zwischen Frankreich und Deutschland ein weniger gespanntes sein werde; selbst wenn Flourens auch persönlich für eine etwas weniger von der Revanchestimmung beein flußte Politik wäre, so würde dies an dem Einflüsse der kleinen, aber mächtigen „Nevanchecoterie" der Döroulode und Genossen, wie auch an dem Wider spruche der Revanchepolitik in der Regierung selbst scheitern. Als deren erster gilt aber nach wie vor der Kriegsminister Boulanger und es ist bezeichnend, daß derselbe sein Verbleiben im Ministerium Goblet davon abhängig gemacht hat, daß man ihm einen Kredit von 300 Mill. Francs zur „Ausrüstung" der Armee be willigen werde und daß sich die französischen Kammern hierzu bereit finden lassen werden, ist wohl kaum zu bezweifeln. Auch von dem Marineminister Aube be hauptet man ja, daß er nur dann im Kabinet bleiben werde, wenn er seine Kreditforderung zur Neugestal tung der französischen Flotte bedingungslos bewilligt erhalte. Wenn sich das Kabinet Goblet unter solchen Thaten einführt, da hat Deutschland wahrlich keinen Grund, auch diesem Ministerium gegenüber aus seiner kühlen und doch aufmerksamen Reserve herauszutreten. Trotz aller Konfusion in der inneren Politik Frank reichs, hervorgerufen durch die gegenseitigen Eifer süchteleien der Parteien, finden sich die letzteren doch immer wieder in ihrem Haffe gegen Deutschland zu sammen, und dieser Stimmung muß auch das Kabinet Goblet, mag ihm nun eine kürzere oder längere Lebens dauer beschieden sein, Rechnung tragen. «Fokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. Dezember. Bei dem allge meinen Interesse, welches unsre Eisenbahnangelegen heit, insbesondere die jüngste Petition des Gewerbe vereins um Beibehaltung von 4 Zügen auch im Winter halbjahre, mit Recht in Anspruch nimmt, beeilen wir uns, unfern Lesern von einem Schreiben Kunde zu geben, das auf Veranlassung der Handels- und Gewerbe kammer-Dresden zur Kenntniß des Gewerbevereins gelangt ist. Bekanntlich war auch an jene Körper schaft eine Abschrift der betr. Petition mit der Bitte um Befürwortung abgegeben worden. Die 1. ständige Kommission derselben hat sich nun mit derselben be schäftigt, die dargelegten Uebelstände als solche und die möglichst schnelle Beseitigung derselben im Interesse der Anwohner der gesammten Bahnstrecke alswünschens- werth anerkannt, jedoch von einer direkten Befür wortung bei der kgl. Generaldirektion abgesehen, da dieselbe nach vorläufigen Unterhandlungen mit einem Mitglieds dieser Behörde als zur Zeit aussichtslos be trachtet werden müffe. Zur Motivirung des Wegfalls des 4. Zuges während des Winterfahrplans werden immer wieder dieselben Gründe und besonders der Rückgang des Zinserträgnisies angeführt. Auf letzteren Grund werden wir später nochmals zurückkommen und ihn in seiner Haltlosigkeit darstellen. Ferner stehe die Linie Hainsberg-Klpsdorf mit der durch Wegfall eines Zuges veranlaßten Unzuträglichkeiten durchaus nicht isolirt da. Man verkenne jedoch seitens der königl. Generaldirektion nicht, daß die Wiedereinführung des 4. Zuges im Interesse der betreffenden Ortschaften liege und habe es aus diesem Gründe auch ins Auge gefaßt, trotz der mit andern Eisenbahndirektionen ge meinschaftlich vereinbarten Feststellung des Fahrplans für das ganze Wintersemester, durch Wiedereinführung dieses Zuges im zeitigen Frühjahr, also vor Ablauf der vereinbarten Gültigkeit des Winterfahrplans Rech nung zu tragen; eine unmittelbare Abänderung in dieser Richtung sei jedoch durchaus ausgeschlossen. — Dieser Mittheilung der Handels- und Gewerbekammer ist die Versicherung hinzugefügt, daß dieselbe fort dauernd die Angelegenheit im Auge behalten und be strebt sein werde, die Verkehrsinterefsen der Strecke Hainsberg-Kipsdorf zu geeigneter Zeit thunlichst zu fördern. — Nächsten Sonntag, den 19. Dezember, finden bei den Postanstalten der Schalterdienst und die Orts-Pa cketbestellung wie an den Wochentagen statt. — Nächsten Sonntag findet im Schulhause eine Ausstellung der Weihnachtsarbeiten statt, welche die Schülerinnen der Fortbildungsschule und einige Pri vatschülerinnen unter Fcl. Dreverhofss Leitung gefertigt haben. Es ist das erste Mal, daß die zu Ostern ge gründete Anstalt mit ihrer Thätigkeit an die Oeffent- lichkeit tritt, und ist nur zu wünschen, daß diese Ge legenheit, sich über die Erfolge dieser Schule ein Urtheil bilden zu können, von Vielen benutzt werde. Freilich kann dies Urtheil noch kein umfassendes sein, da, dem Zweck entsprechend, außer einigen Gegenständen für den täglichen, gewöhnlichen Gebrauch meist Luxus arbeiten zur Ausstellung kommen werden. Stufen- weiseS Fortschreiten in Nadelarbeiten nach einem be stimmten Lehrgänge wird die Ausstellung zu Ostern zeigen. — Bekanntlich ist auf den kgl. sächs. Staatsbahnen für die drei Hauptfeste Ostern, Pfingsten und Wt ih- nachten, den Lokalverkehr betreffend, eine verlängerte Giltigkeit der Retourbillets in Einführung gebracht. Für die kommenden Christfesttage ist die Dauer der selben eine fünftägige, und zwar auf die Zeit vom 24. bis mit 28. d. M. Auch die den 2S. Dezember gekauften Billets behalten Giltigkeit zur Rückfahrt für den 28. d. M. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat November gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: TourbillttS. TageSbillktS. Militär- II. III. II. III. billkls. Dresden . 23 221 74 645 20 Hainsberg. 34'^ 498'/, 33 533"/, 17 Dippoldisw. 47 520'/, 105'/, 1059"/, 52 beim Zugs. 41 1011'»/, 61'/, 1634»«/, 70 Sa. 145-/, 2250"/, 273», 3871»'/, 159 6698 und '»»/, (Kinderbillets). Befördert wurden 2,705,455 Kilogramm Güter. Vom I. Januar 1886 an wurden einschließlich der Kinderbillets 112,940 Stück BilletS verkauft und 27,054,295 Kilogramm Güter befördert. Glashütte, 15. Dezember. Der einzige Punkt der Tagesordnung der außerordentlichen Versammlung des Turnvereins am 13. Dezember behandelte die Sylvesterfeier. Dieselbe wird im Hotel „Stadt Dres den" in hergebrachter Weise gefeiert und der Gesang verein, die Feuerwehr und der Handwerkerverein hier zu eingeladen werden. — In der heute stattgefundenen Stadtverord netenwahl gaben von 187 Stimmberechtigten 102 ihre Stimme ab, das sind 54,» «/,. Mit überwiegen der Majorität wurden die Kandidaten gewählt, die in der am Dienstag stattgehabten Bürgerversammlung aufgestellt waren. Als Ansässige wurden gewählt: Bildhauer Wahl mit 79 St., Obstweinproduzent Gerst mit 65 St., und als Stellvertreter: Uhrenfabrikant E. Lange mit 55 St.; als Unansässige wurden Frie densrichter Gössel mit 85 St. und als Stellvertreter Graveur Geßner mit 67 St. gewählt. Hennersdorf. Dem hiesigen Schuhmachermeister B., dem im vergangenen Sommer ein lOjähr. Sohn ertrank und kürzlich binnen 8 Tagen 3 Kinder an Diphtheritis starben, hat der Wohlthätigkeits-Verein „Sächsische Fechtschule" 20 Mark zum Geschenk ge macht. — In nächster Zeit wird vom Verbände Ammelsdorf zum Besten der Kaffe desselben ein Concert veranstaltet. Mit nur 50 Pfg. Beitrag wird man Mitglied dieses so edle Zwecke verfolgenden Vereins, dem zur Zeit gegen 40000 Personen aller Stände angehören. x Frauenftein, 16. Dezember. Um die hiesige Bürgermeisterstelle haben sich 23 Kandidaten beworben. Es haben sich unter Anderem gemeldet: 1 Stadtwach meister, 2 Beamte aus dem Elsaß, worunter ein Hauptmann mit 2700 M. jährlicher Pension. Auch 2 Seeleute haben ihre Gesuche eingereicht. — Aus hiesiger Gegend sind verschiedene Unglücks fälle zu berichten, welche neuerdings infolge des Scheu werdens der Pferde geschehen sind. Im benachbarten Georgenthal ging vorgestern ein Pferd durch, riß sich vom Wagen los und stürzte einem entgegenkommenden Geschirre mit einer solchen Gewalt entgegen, daß die Deichsel des ruhig daherkommenden Wagens dem scheu gewordenen Pferde durch die Brust fuhr, worauf der alsbaldige Tod erfolgte. — Im benachbarten Burkers dorf hatte der Gutsbesitzer Arnold das Unglück, daß seine jungen Pferde gestern vor seinem Gehöfte durch gingen, wobei Herr Arnold und die übrigen Insassen