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euern, rvrkaB» reu Sopha'ö M stets Botengängen, und ich war auch nur vollends hierher ge kommen, weil ich erstens schon nahe genug war, und dann auch, weil ich's Ihnen doch sagen mußte, daß mir der letzte Brief gestohlen worden ist, und von wem. Aber jetzt sagen Sie mir einmal — haben Sie denn wirklich dem alten Geldsacke jenes Versprechen gegeben?" „Hat Euch Wally nichts Anderes aufgetragen, als nur die Bestellung des Briefes?" fragte jetzt Ludwig wie sich besinnend. „Einen Gruß natürlich, Herr Steinbach, aber sonst nichts, rein gar nichts. Was soll ich denn für eine Bot schaft mit zurücknehmen?" „Keine!" entgegnete Ludwig dumpf. „Keine?" lautete die verwunderte Gegenfrage. „Wie das, Herr Verwalter? Soll denn das liebe Fräulein, das sich so sehr um Sie härmt und sorgt und grämt, nicht einmal Werth sein, daß Sie mir einen freundlichen Gruß zur Bestellung aufgeben?" Ludwig schüttelte trübe das schwermuthsvolle Haupt und sagte gebrochen: „Es ist aus und vorbei, Meister Erler. Herr Weiden berg hatte Recht mit dem, was er von meinem Ver sprechen sagte. Ich werde fortan von Wally keinen Brief und keine Botschaft mehr annehmen — und ich werde keine mehr an sie bestellen lassen." „Und das Gloriett? Sie müssen doch hin, denn Fräulein Wally wird auch dort sein." Ludwig kämpfte eine Zeit lang einen schweren Kampf mit sich selber. Wenn er nun doch noch nach dem Gloriett ginge, wenn er sie doch noch sähe und spräche, trotz seines an Werdenberg gegebenen Wortes! Sie würde kommen, wenn er sie riefe, davon hielt er sich über zeugt — und es war ja gar nicht nöthig, daß ihr Vater etwas davon erführe, wenn nun dieses eine Mal noch die Liebenden sich träfen — und wenn er es erführe, dann würde er vielleicht menschlich fühlen und darüber hinwegsehen und Beiden verzeihen, der Tochter den Un gehorsam, ihm selber den Bruch seines ihm verpfändeten Wortes. „Doch nein, nein!" rief es in ihm. „Er soll nicht vermögen, am Charakter des Mördersohnes einen Makel aufzufinden! Ich will sie nicht sehen, ich will nicht — tuli le Ficha ms d«ch reich, er ist ein Millionär — und Sie sind arm und noch dazu der Sohn eines Mannes na schon gut! Wollen Sie hören, wie sich die Sache zugetragen?" „Sprecht!" brachte Ludwig mühsam hervor, ohne dabei doch recht zu wißen, daß er überhaupt nur ein Wort von sich gegeben habe. „Ich kam meines Weges daher," sagte der Fiedler, „— weil mir das gnädige Fräulein einen Brief gegeben hatte, und freute mich wegen des Botenlohnes. Meine Pfeife hatte ich mir zu Blendlingen noch frisch gestopft und angeraucht, aber ehe ich hierher kam, war sie leer. Ich klopfe also die Asche aus und greife in meine Rock tasche nach dem Tabak. Dabei hatte ich den Brief stecken und zog ihn also zufällig mit heraus, gerade wie der reiche Werdenberg des Weges gefahren kam. Ich stellte mich also, den Brief und den Tabaksbeutel in der Linken, am Wege auf, um gehorsamst zu grüßen, wie es einem armen Teufel zukommt. Da ersieht mich der gnädige Herr und — läßt halten. Wetter, dachte ich, was hat das zu be deuten? Sonst sieht er dich kaum an. Aber es war nun einmal so, er ließ halten und kommandirte mich an den Kutschenschlag Ich folge, ohne dabei gerade gleich an den Brief zu denken — und gleich wie ich nur bei ihm bin, streckt er die Hand nach dem Schreiben aus und sagt, ich sollte es ihm nur geben, denn er sei soeben bei Ihnen ge wesen und Sie hätten ihm versprochen, weder Brief noch Botschaft von seiner Tochter mehr annehmen zu wollen. Ich war wie versteinert vor Ueberraschung — er aber steckte ruhig den Brief ein, gab dem Kutscher ein Zeichen — und husch war der Wagen fort und ich stand allein auf der Landstraße" Der Geiger schwieg und sah mit einem forschenden Blicke den Verwalter an. Es schien, als habe er noch etwas auf dem Herzen, als sei das, was er bisher gesagt, nur die Vorbereitung auf noch Wichtigeres, was erst kommen sollte. Vielleicht erwartete er, von Ludwig zum Sprechen ermuntert zu werden — aber der Arme starrte still vor sich hin und wußte möglichen Falls gar nicht einmal, daß der bisherige Bote von ihn an Wally und umgekehrt noch im Zimmer zugegen sei. Da räusperte sich dieser, um sich bemerklich zu machen, und sagte darauf: „Herr Steinbach, eS ist also vorläufig aus mit den Feuilleton. Am Abgrunde. SUman von Ev. Werner (storlsctzung.) „Aber wo habt Ihr denn den Brief gelaßen?" unter brach ihn Ludwig mit Heftigkeit. Ein prüfender, forschender Blick traf ihn aus den Augen des tollen Heinz, als wollte dieser den Grad seiner Erregt heit erkennen. „Herr Werdenberg war hier bei Ihnen, Herr Ver walter", sagte der Geiger, eine direkte Antwort noch unter laßend. „Ja doch, zum Donner Mensch, wollt Ihr mich denn wahnsinnig machen? Wo ist der Brief? Wo habt Ihr ihn gelaßen?" „Das will ich Ihnen ganz genau sagen, Herr Verwalter," entgegnete Erler mit bissiger Miene und bissiger Betonung. „Den Brief, den habe ich bei dem alten Tugendspiegel ge laßen, in seinen höchsteigenen, höchst anständigen Händen gelaßen, Herr Verwalter." Ludwig schien nicht zu begreifen, wie das gemeint sei und wie sich das zugetragen haben möchte. Er starrte wie rathlvs, und nicht mit dem klügsten Ausdrucke seines sonst so geistvollen Gesichts, den Dorssiedler an und stotterte dann die Worte: „Aber wie denn? — meint Ihr Wally's Vater? — wie käme Der — zu dem Briefe?" „Höchst einfach dadurch, daß er mir denselben unter wegs abgenommen hat." „Abgenommen? Warum habt Ihr ihn herauSgegeben, Meister Erler?" „Weil ich mußte, Herr Verwalter; ich bin der arme Dorsgeiger, er der Millionär, folglich hat er immer Recht, »nd ich habe immer Unrecht, wenn es sich einmal ereignet, daß wer über irgend eine Angelegenheit verschiedener An- I sicht sind." I „Abgenommen!" murmelte Ludwig, an dieses eine Wort Isich klammernd, dessen Bedeutung zu fassen ihm offenbar Ischwer wurde. I „Na ja, 's ist einmal nicht anders, Herr Steinbach", »agte Erler. „Wundert Sie denn das so sehr? Er ist leit üd«. wlph r tu N.L. um» 1 M>. eibrrg. üne be- ch Sub verden, m bester »ustande, gswerth. m Sme ckenberg. tehungs- »l« wer itn, Mr, «o« °h°> tU >er soll t »öd hesfür wn 2V Quad- e, nach de Par- Acker« Grenz« n iu Moi LU« «uttz. lraS w w inand «eck, »ei. sch i» Bad Lracht k. ULt. UN- Amtsblatt für die königlichen und' städtische» Behörden zu Freiberg und Brand Sonnabend, den 24. Jsli. Z 1K9. Der Arbeiter strebt aber auch nach Bildung. Die städtischen Bevölkerung mit dem Fortschritt der Wissenschaft abhalten sollen! also in der Predigt des Christenthums für den gemeinen Mann gänzlich zurücktreten. Im Gegentheil bestärke man den Arbeiter in seiner Hoffnung, daß ihm auch etwas von den guten Dingen der Erde beschieden sei, namentlich ein durch Nahrungssorge nicht zu sehr getrübtes Familien glück. Daran anschließend möge man ihn auffordern zur Iweimonatl. t Ml. vü Pf. und ei,». Laute von sich gaben. Woher kommt dieser geradezu widernatürliche Haß? Offenbar hängt er mit der ganzen Anschauung der modernen Sozialdemokratie zusammen, deren eigentliches Prinzip die reine Negation (Verneinung) ist. Der Sozial demokrat von heut negirt die Gesellschaft, negirt den Staat und muß folgerichtig auch die Religion negiren. Sein Gedankengang ist ungefähr folgender: „Die heutige Gesell schaft beruht auf der Aussaugung des Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber, den Bourgeois. Die gesellschaftlichen Verhältnisse müssen also total umgewandelt werden. Der Staat ist ein reiner Bourgeoisstaat, der deren Aussaugungen begünstigt und schützt, folglich — nieder mit dem Staat. Weshalb ist nun diese unsere sozialdemokratische Weisheit noch nicht überall verbreitet? Weil der Bourgeois lange Zeit auf unser Gefühl eingewirkt hat. Er hat uns durch die trügerischen Vorspiegelungen der Religion einzuschläfern gewußt und wir haben dem geglaubt, weil die Religion Vergeblich wäre es, solchem Gedankengange gegenüber unaufhörlich im Zusammenhang zu erhalten Die w d-- R-Ugwn b-l-nd-r- d- d-m « d,' Lch«r« da" »n L a.» Arbeiter nicht verborgen rst, welche Zweifel in dieser Re- ' r. . ziehung unter den Gebildeten herrschen. Auch eine Ver- r-^ ^^emokratie mit der Religion auszu- . mehrung der Kirchen und Predigerstellen würde nicht viel ! Thätigkeit der Geistlichen nützen, die Hauptsache ist - um es so auszud^ - ^7^. » » dem weiteren Umsichgreifen jener daß sich die Religion den jetzigen Zeitverhältnissen'mehr namentlich unter dem Landvolke — wird sie mp-ß!. I» ihrem-uß-m Auftreten m»b-im Wandln « g«°hm; -- muh Mder« gepredigttcho» »°n g-ch-m LWuß. de- B-u-,--.-- «Gu «°,u M So» d« L kü -Mr.? W°« ,o° Unst.-bNch,.it? «ft Tode h-r. der ja Alles auf. Und die 10 Gebote sind nur erfunden, um I Güter, der damals herrschenden Klasse den Besitz für ewige Zeiten Tagesschau. Freiberg, den 23. Juli. Nachdem in dem bairischen Wahl-Drama der Hauptakt zu Ende geführt ist, kommen verschiedene Nachspiele an die Reihe. Es ist wirklich ergötzlich anzusehen, wie die Ultra montanen ihren Alliirten in die Haare fahren. Am schlech testen kommt dabei die sogenannte deutsche Volkspartei weg. Sie hat sich der Wahl ganz enthalten und somit den Ultramontanismus geschwächt, da ja selbstverständlich von einem Zusammengehen dieser Demokraten mit der bairischen Fortschrittspartei erst recht keine Rede sein kann. Die. Volkspartei von heute besteht aus den abgestandensten Resten der demokratischen Parteien von 1848 und daher zu garantiren, also fort damit! Wie kann ein Pastor Wissenschaft kann zwar jetzt der Mithilfe der Geistlichkeit nur die Kühnheit haben, dem zur Selbständigkeit heran- entbehren, die Volksaufklänmg nicht. Es bedarf der posi- gereiften Arbeiter von dergleichen Dingen vorzuplärren, tiven Thätigkeit des Geistlichen in Volksbildungsvereinen die ihn nur von der „gerechten Vertheilnng der Güter" u. dgl., um das Landvolk und selbst manche Theile der Vor Allem muß der Prediger mit allen Kräften dem! sozialistischen Wahne entgegentreten, als sei die Religion' nur zum Besten der besitzenden Klaßen geschaffen, nur eine verschleierte Zuchtruthe, um das „Volk" im Zaume zu halten. Sodann darf er dem Arbeiter, der sein Loos zu verbessern strebt, nicht nur mit solchen Phrasen entgegen treten, daß derselbe sich „in sein ihm von Gott gegebenes Loos schicken" müße, daß ihn „im Jenseits" der Lohn für die Entbehrungen dieses Lebens erwarte. Unsere Anschau ungen von der Unsterblichkeit sind zu nüchtern, als daß sie über eine gänzliche Hoffnungslosigkeit in diesem Leben hinweghelfen sollten. Die überschwängliche Frömmigkeit sollte Mvnatl. 7b Pk. Dir Redaktion be findet sich Mnnm- gaße S«^ II. Et. angeblich keiner Klaffe dienen wollte und mildem Anspruchs auftrat, um ihrer selbst willen geglaubt zu werden. Jetzt aber sehen wir ein, daß die Religion nichts weiter ist, als ein Mittel, um die heutige Rechts- und Wirthschafts- Ordnung, die wir negiren, aufrecht zu erhalten." Der Gedanke nun, hierin in seinen innersten Gefühlen Sozialdemokrat und Priester. Die merkwürdigste Erscheinung unserer heutigen sozial istischen Bewegung ist nach der „Bresl. Ztg." der ihr an haftende Haß gegen alles Religiöse. Derselbe trat bei der Kommune in der Wahl ihrer Opfer — Erzbischof von Paris rc. — hervor ; bei uns können wir ihn fast in jedem sozialdemokratischen Blatt, in jeder solchen Versammlung konstatiren. Die Begriffe „Gott", „Religion" existiren für den Sozialdemokraten nicht nur nicht, sondern bezeichnen für ihn Gegenstände, die er mit den höchsten Zeichen von Haß und Verachtung belegen muß. Daß wir hierbei nicht übertreiben, beweist das von A. Lammers im „Arbeiterfreund" erzählte Faktum, wonach, als im letzten Winter zu Bremen vr. Hugo Meyer in einem der öffentlichen Vorträge des Volksbildungsvereins den Sozialismus kritisch behandelte, die anwesenden Sozial demokraten einen Tadel gegen Lassalle oder Marx noch eher ruhig über sich ergehen ließen, als selbst den bloßen Namen Gott, bei deßen Nennung schon sie allerhand thierähnliche Erscheint >eden Wochentag Abend« 6 Uhr für dm andern Laa. Prei« vierteljShr- lich 2 Mart 2b Pf., Iweimonatl. t Mk. FreibergerAnjeiger« Frotscher'sche Buch» und Tageblatt.