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WHerih-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 77. Jahrgang. Sonnabend, den 4. Februar 1911. Nr. 15. Rtt achtfettigem Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle »md an bestimmten Tage»» wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelrnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. schlag. - Eingesandt, in redaktionellen Teile, ds . Spaltenzeile 3V Psg. Bestellungen an. 1' r r Amtsklatt für di- Königliche AmtslmuptimuMaft, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtrat zu Dippoldiswalde. Dir .»rtsMltz.Zeitnng^ Ascheint wöchentlich drei, mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen. SenMendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 26 Psg., zweimonatlich 84 Psg., cinmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern w Psg. — Alle Postan- Inserate werden mit 1» Psg., solche aus unsere» Amtshauptnmw ischast mit 12 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechenden» Aus Im Januar dieses Jahres sind die Herren Gemeindevorstand »Lkms l j„ Odvi-ksslivk Gemeindealtester j und Gemeindeältester PIksttkvn in Nsuuttonß anderweit, Gutsbesitzer Otto Wilhelm Gniebel in »susttoi-F und Gutsbesitzer Julius 0iv«i-üvl» in füi-slensu als Gemeindeälteste ihrer Wohnorte neu verpflichtet worden. 230 ä. König!. Amtshauptmannfchaft Dippoldiswalde, am 31. Januar 1911. Die Königliche Am«hauptmannschaft hat nach Gehör des Bezirksausschusses schon unterm 14. Januar 1903 das Rodeln auf den Staatsstraßen wie auf allen öffentlichen Wegen, insbesondere auch das Ausfahren auf diese und deren Kreuzen von Rodelbahnen aus verboten?) Neuerliche Unglückssälle nötigen dazu, dieses Verbot in Erinnerung zu bringen. Die Polizei- und Straßenaufsichtsbehörden werden angewiesen, namentlich da, wo die Sicherheit des öffentlichen Verkehrs gefährdet ist, einzuschreiten und jedes Fahren auf öffentlichen Wegen mit sogen. Bobsleighs und mit solchen Rodelschlitten, die mit mehr als 2 Personen besetzt sind, unnachstchtlich zur Bestrafung zu bringen.? 219a/». König!. AmtshanptmannschastDippoldiswalde, am 2. Februar 1911. ') „Weiberitz-Zeltung" Nr. 5. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In diesem Jahre haben aus hiesiger Stadt 87 Pexsonen ihrer Gestellungspflicht zu genügen, und zwar gehören an 1 dem Jahrgange 1888, 22 dem Jahrgange 1889, 24 dem Jahrgange 1890 und 40 dem Jahrgange 1891. — Nach den neuerlich bekannt gewordenen Tatsachen ist es leider nötig, das günstige Urteil, das der hiesige Stadlrat dem verstorbenen Stadtsörster Schieritz ausstellte, nicht allenthalben aufrecht zu halten. Die von demselben verwalteten Prioatkassen sollen mehrfach Abgänge auf weisen, wie er auch Holzgelder einkassierte und nicht ab- lieferte. Eine Selbsltötung ist dcmnack nunmehr wohl anzunehmen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar d. I. 1468 Einzahlungen im Betrage von 139007 M. 28 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 651 Rückzahlungen im-Betrage von 116 937 M. 89 Pf. — Am 31. Januar herrschten im Königreiche Sachsen 8 verschiedene ansteckende Tierkrankheiten. Auch am genannten Tage zeigte sich, daß die Maul- und Klauenseuche in entschiedenem Rückgänge begriffen ist, da sie nur noch in 30 Gemeinden mit 41 Gehöften austrat, gegen 47 Gemeinden mit 65 Gehöften am 15. Januar. — In der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde trat der Milzbrand in l Gehöft in Hartmannsdorf und die Maul- und Klauenseuche in l Gehöft in Friedersdorf auf. — Von verstimmten Wählern in Sachsen, besonders von solchen, die immer noch schwanken, welcher nationalen Partei sie sich anschließen sollen, hört man oft die Meinung, es könne nichts schaden, wenn einmal der „rote Schrecken' im Reichstage greifbare Gestalt bekäme. Nichts ist törichter als das! Nur die politische Unreife kann so sprechen. Die Verstimmten, die so sprechen, vergessen ganz, daß sie an den politischen und wirtschaftlichen Folgen einer Störung des Staatslebens mitzutragen hätten. Oder glauben sie, daß mit dem Einzug von rund 100 Sozialdemokraten soiort die Erfüllung ihrer eigenen Sonderwünsche nahegerückt wäre oder gar schon die all gemeine Glückseligkeit gewährleistet sei? Nichts wird ein- lresfen als eine Verschärfung des politischen Kampf zustandes und damit eine Erschwerung, wenn nicht Lahm legung der Arbeitsfähigkeit des Reichstages. Dabei weiß jeder, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, datz es eine Sorte von Staatsrettern gibt, die den „roten Reichstag" mit Sehnsucht erwartet, um endlich mit einer strammen Rückwärtskonzentrierung einsctzen zu können. Man nennt das gemeinhin die Reaktion. Das allgemeine und gleiche Wahlrecht setzt ein gutes Matz von politischer Reise voraus. Ls setzt voraus, daß der einzelne Wähler weiß, was er will. Er soll nach Ueberzeugung handeln. Der verstimmte Wähler, der da glaubt, der Stimmzettel sei gut genug, um seinem Groll Lust zu machen, gleichviel, ob er den politischen Zustand verschlechtern hilft, handelt wider sein staatsbürgerliches Gewissen. Er macht sich selbst Unehre und würdigt das Wahlrecht tief herab. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder l auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Fluhgebieten, 3. Dekade Jan. 191 l; Vereinigte Weiheritz: beob. 9, norm. 8, Abwchg.-s-1; wilde Weiheritz: beob. 21, norm. 10, Abwchg. -s-Il; rote Weiheritz: beob. 23, norm. I I, Abwchg. -j-12; Müglitz: beob. 22, norm. 11, Abwchg. -s-1l. Schmiedeberg. Die am Sonntag nachmittag und am Dienstag abend in der neuen Schulturnhalle unter Leitung des Herrn Kantor Forkhardt abgehaltene Kinder- aufführung erfreute sich beide Male eines außerordent- lich zahlreichen Besuches, sodah die geräumige Halle kaum die Menge der Zuhörer zu fassen vermochte. Während der erste Teil des Programms, auher einer turnerischen Gruppe ausschließlich Gesänge zu Gehör brachte, mit An schluß eines Engelreigens, bot der zweite Teil ein lustiges Turnermärchen in einem Aufzuge und der dritte war einem Singspiele: „In der Klöppelstube" gewidmet, das den Beteiligten wirklich alle Ehre machte. Mit vielem Geschick trugen diese ihre Rollen vor. Langanhaltender lebhafter Beifall belohnte die trefflichen Darbietungen und mit vollster Befriedigung begaben sich die Konzertbesucher nach Hause. Wie man hört, soll eine Wiederholung der Ausführungen stattsinden, was nur mit Freuden zu be- grüß.n wäre. Schmiedeberg. Am Mittwoch vormittag ging auf der Molchgrundstrahe in der Nähe des Bahnhofes das Pferd eines von Glashütte kommenden Geschirrs durch. Der Wagen stürzte um und die Insassen, ein Dienst mädchen aus Dohna, die sich in ihren neuen Dienst be geben wollte, sowie der Kutscher, wurden am Gasthofe gegen die Turmmauer geschleudert. Erstere erlitt einen Oberkieferbruch, während der Kutscher mit leichten Ver letzungen daoonkam. Die Verunglückte wurde ins Kranken haus nach Dippoldiswalde überführt. Schmiedeberg. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar d. I. 452 Einzahlungen im Betrage von 35 504 M. 77 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 152 Rück zahlungen im Betrage von 18 312 M. 28 Pf. Seifersdorf. Bei der hiesigen Gemeindeverbands- Sparkasse wurden im Monat Januar 164 Einzahlungen im Betrage von 15785 M. 97 Pfg. bewirkt. Dagegen erfolgten 65 Rückzahlungen im Betrage von 8808 M. 25 Pfg. Kreischa, Die Thüringer Gasgesellschast, die von ihrem Niederscdlitzer Werke aus die hiesige Gemeinde mit Gas versorgt, wird hier einen Gasometer erbauen, um dadurch den Druckschwankungen und dem schlechten Brennen zu begegnen. Dresden. Eine wichtige Eisenbahnkonferenz wird am 17. Februar in Dresden abgehalten werden, die von sämtlichen deutschen Armeekorps mit je einem General stabsmajor beschickt werden wird. Außerdem werden daran teilnchmen alle Linienkommandanten, Delegierte von allen deutschen Eisenbahndirektionen und ein großer Teil der Offiziere der Eisenbahnabteilung des Berliner großen Eeneralstabes unter ihrem Chef, dem Obersten Quade. — Die Hinrichtung des Doppelmörders Gründig soll am Sonnabend im Hofe des Landgerichts Chemnitz vollzogen werden. — In ihrer letzten Sitzung berieten die Stadt verordneten in Rochlitz den Haushaltplan für 1911. Auch in diesem Jahre macht sich keine Steuererhöhung nötig. Freiberg. Schon wieder hat sich hier ein Gasver giftungsunfall e»eignet. Als am Dienstag früh der Marklhelfer Pflugbeil in der Sortierstube der Zigarren fabrik von Eugen Uhlemann Feuer anmachen wollte, fiel ihm beim Betreten des Raumes starker Gasgeruch auf. Er wollte sofort ein Fenster öffnen und stieg zu diesem Zwecke auf einen Sortiertisch. Durch das Einatmen von Gas wurde er bewußtlos und stürzte vom Tisch herunter. Da es aussiel, daß bei Beginn der Arbeit auch in den anderen Räumen noch kein Feuer war, suchte man nach Pflugbeil und fand ihn schließlich in der Sortiererstube. Dort mag er ungefähr 20 Minuten gelegen haben. Durch den Sturz hat er sich überdies noch eine Gehirnerschütte rung zugezogen. Schnell herbeigerufene Aerzte sorgten dafür, daß der Verunglückte sofort in das Krankenhaus überführt wurde. Die Nachforschungen nach der Ursache des Gasgeruchs haben ergeben, daß in genanntem Raume ein Gashahn während der ganzen Nacht offen gewesen ist. Pirna. Für den großen Lehrerandrang liegt hier wieder ein Beweis vor. Es waren für eine nächste Ostern zu errichtende neue ständige Lehrerstelle bei der hiesigen mittleren Volksschule rund 140 Bewerbungen Angegangen. — Der hiesige neubegründete Verkehrsoerein ist bestrebt, von dem anläßlich der Dresdner Hygiene-Ausstellung ein- tretenden gewaltigen Fremdenverkehr etwas nach Pirna zu ziehen. Da in Dresden die Wohnungen bei den viel fachen Kongressen usw. kaum ausreichen dürsten, gibt der Verein ein Verzeichnis der in Pirna zur Verfügung stehenden Wohnungen an die Ausstellungsleitung in Dresden ab. Es geschieht ähnliches auch in Meißen. Rotzwein. Das in vierjährigen Pausen hier statt findende große Schulfest, welches stets viele Fremde in unser Muldenstädtchen führte, soll dieses Jahr am 16. und 17. Juli abgehalten werden. Ottendorf-Okrilla, 2. Februar. Bei dem gestern hier im Gasthof zum „Schwarzen Roß" abgehaltenen Jagdball, den die Jagdpächter den Grundbesitzern zu geben pflegen, fiel der 77 Jahre alte Waldfütterer Damm plötz lich tot zu Boden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet. Eibenstock. In Zimmersacher hatte sich in der Fickerschen Fabrik ein Arbeiter, um sich zu wärmen, ein Feuer angezündet. Er kam diesem zu nahe, sodaß seine Kleider Feuer fingen, wodurch er schwere Brandwunden erlitt. Cunsdorf bei Reichenbach. Die Schulgemeinde ver anstaltet einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein neu zu erbauendes Schulgebäude. Es sind Preise von 250, 200 und 150 Mark festgesetzt. Schneeberg. Der Anlagewert unseres Stadtwaldes beträgt l 261710 Mark. — Im städtischen Or. Curt Geitner- Bade stellte sich die Zahl der Bäder im vorigen Jahre auf 34 145. — Von Ostern ab wird hier das Turnen obligatorisch in den Fortbildungsschulunterricht ausgenommen. Zunächst wird der jüngste Jahrgang wöchentlich 2 Turn stunden erhalten. Der Turnunterricht soll den nationalen Turnvereinen unter Kontrolle der Lehrer und unter Ober aufsicht des Schuldirektors übertragen werden. Bad-Elfter. Das Hotel „Nelchsverweser" gelangte Mittwoch zur Zwangsversteigerung. Für 180000 Mark erstand es der Hotelier Pastor von hier. Sebnitz. In der letzten gemeinschaftlichen Sitzung des Stadlrates und der Stadtverordneten wurde beschlossen, mit der Elektra, Aktiengesellschaft in Dresden, der Besitzerin des Elektrizitätswerkes und der Straßenbahn Schandau, einen Stromlieferungsvertrag abzuschließen. Mit der Stromlieserung soll bereits im Herbst dieses Jahres be gonnen werden. Das Schandauer Elektrizitätswerk wird zu einer größeren Ueberlandzentrale ausgebaut, um die in der Umgebung von Schandau, Sebnitz und Königstein gelegenen Gemeinden mit elektrischer Energie zu versorgen. Tagesgeschichte. Berlin. Die Kriegsoerwendbarkeit der Motorräder ist augenblicklich Gegenstand der Untersuchung einer Spezial kommission. Es wurde für die Ausgestaltung eines Motor fahrerkorps ein bestimmter Plan ausgearbeitet. — Die deutsche Kronprinzessin, die sich am 8. Februar mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Prinz Heinrich" von Alexandrien nach Neapel begeben vollte, hat ihren Aufenthalt in Aegypten abermals ver- ängert, um gemeinsam mit dem Kronprinzen, der Ende Februar von seiner Reise nach Indien in Aegypten ein trifft, die Heinireise anzutreten. Der Kronprinz wird für die Fahrt von Colombo nach Port Said am 18. oder 19. Februar ab Colombo den Reichspostdampfer „Gneisenau" oder den Dampfer „Derfflinger" des Norddeutschen Lloyd benutzen.