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Dresdner Journal : 02.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-02
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1887
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O150. Leri^»pr»l,, iLtirlict»! .... 18 II»r^. ^MKrUet»; 4 I1»rlr LO k5. Liorvlu« Xuouusrv: 10 kk. Liu»«rd»IV ä», ä»at«t»»o Loietlo« tritt ko«^ nvä 8tomp«I«u<:ll^ tÜLru. F»KNocklxiu»x,xedItI»r«a r I'ür 6 sv lt»uw eurer esip^Iterrso 2«il« hiervor Schrift. HO I'k. Hulsr „Lur^sesvät" är« 2sil« KO kk. vei HdsIIsv- r.vä 2iü«r»»»t» «rtspr. XukiekI»^. Lr»ek«iL«»r I'-Gllet» wit ^««rvtuvv äsr 8oim- rmcl ksisrt»^» »dsvä,. k«iir»prsoi»->tL»eir1ll»»r Ur. 1LSS. Sonnabend, den 2. Juli, abends. DresdnerÄLurnal. Für di« Grsarntleitung v«rantwortlich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Runstgeschichte. 1887 L»»b»« v» L-UN-sl««»»» »»urRrt»! F>. LomuriwiooLr äs« Ursxivsr ^o«rv»I», S—d»r« -»srU» - Vt« - Lstpil« >»-1 »rssl», rrvvkl^r» ». ».: <s M»rU»-Vl«»-L«»d«,. kr»»-1^tp«l,-er»irt1Rr« ». Lto««/ k»rt. Ls»«o» -»«rU» -rr»v»^rt ». ». - «t»tt»»rt: Da«L« F 6o »«rUv: SürUtt! v. ^M«r, ^ac->/oto«r,- UZL»,^«! o. L»u, ». ».: /. Lanck <S 0°. L«r»»»»d«r, Uvw^l. 8»p«iitioo äs» vrsxiosr Zovrn»!», vrwäsu, 2Brivs«»tr <0. ?srir«prs<rtr-^rr-vllv»,: lir. IRVL. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge« ruht, dem Schichtmeister Schumann bei der MüdiS- dorfer Rösche da« Albrecht-kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Gewerberath Morgenstern in Leipzig »um Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern mit dem Dienstprädikate RegierungSrath zu ernennen. Nichtamtlicher Leit. VekegraphifcHe WcrcHvicHten. Bonn, 1. Juli, abends. )W. T. B.) Bei dem beute nachmittag, anläßlich der SO jährigen Stiftungsfeier deS CorpS Borussia, stattgehabten Festessen brachte Se. König!. Hoheit der Prinz Wilhelm den Trinkspruch auf daS CorpS Borussia aus. Der General v. Loü, ein alteS Mitglied deS CorpS, erwiderte dankend mit einem Toast auf Le. König!. Hoheit den Prinzen Wiihelm. Kronstadt, 1. Juli. (W. T. B) Der Kaiser und die Kaiserin find heute nachmittag auf dem Panzerkreuzer „Wladimir Monomach" in der Richtung nach dem Björkösund abgereist. Rom, 2. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Senat hielt gestern seine letzte geheime Sitzung ab und nahm betreffs der Senatsreform folgende Resolution an: Die Versammlung stimmt der Idee zu, daß die Organisation des Senats in einer die verfassungsmäßigen Grenzen einhalteuden Weise verbessert werden könne und müsse, und fordert die Kommisfion auf, Anträge eivzubringen, in welchen der Inhalt der Verfassung bezüglich der Zusammen setzung und Ausübung der Funktionen deS Senats entwickelt werden und Mittel rur Erreichung deS Zieles vorgeschlagen werden soÜen. Sechs Sena toren stimmten gegen die Resolution. Dresden, 2. Juli. Präsident Grevy und die Anhänger Boulangers. In einem Pariser Briefe der (alten) „Presse" wird darauf aufmerkfam gemacht, wie ein großer Teil der französischen Politiker es darauf anlegt, dem Prä sidenten Grevy die Ausübung seines Amts zu ver bittern. Die Bildung des Ministeriums Rouvier brauchte darum ganze 14 Tage, weil alle Parteien aus der Krisis ihren Nutzen zu ziehen versuchten. Zum Ausscheiden Boulangers aus dem Ministerium übergehend, sagt der Pariser Berichterstatter des Blat tes: „Natürlich büßt der Präsident der Republik das Verbrechen, ihr Bestes gewollt zu haben. Als ob er einen Willen haben dürfte? Die Ausscheidung Bou langers und der Waffenstillstand mit der Rechten, zwei Dinge, welche der gesunde Menschenverstand schon lange als unerläßlich bezeichnete, das. sind die Ver brechen, durch die Hr. Grövy alle und jede Populari tät eingebüßt hat und die ihm die „Nieder I"-Rufe in den Straßen und die Schmähartikel in den Zeitungen cintragen. Wäre Boulanger an der Spitze des KriegS- departements geblieben, so war der Krieg mit Deutsch land in Sicht. Sein Steckenpferd der Probemobili sierung hätte unvermeidlich zu Verwickelungen mit Deutschland gesührt. Diese Gesahr ist unter Ferron nicht beschworen, aber sie ist auch nicht mehr so drohend. Und was die unpassenden Kundgebungen zu Gunsten dieses reklamesüchtigen Generals betrifft, so werden sie am meisten dazu bei tragen, einer Popularität ein Ende zu machen, die unbegreiflich, weil unberechtigt ist. Die Patriotenliga Feuilleton. Ein treues Herz. Linr Beschichte au« dem wendischen Botte von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Der Freund blieb vor ihm stehen. „Wüßte ich nicht, daß eS völlig umsonst ist, zu solcher trüben Stunde, wie sie Dich jetzt heimgesucht hat, zu reden, sagen möchte ich doch, daß überhaupt kein Frauenzimmer der Thränen eines Mannes wert ist. So aber weine Dich nur au«. Mancher litt wie Du, und meinte, jetzt müsse ja die Welt in Stücke gehen! Allein die Welt blieb ganz. Das sehlte noch wegen eines Weibes I Und wenn man eS bedenkt, wegen eines WeibeS, welche- es gar nicht wert ist und niemals wett war. Wenn das kein Rätsel ist, was ist es dann?" So sprach der Freund laut. Dann legte er seine Hand auf daS Haupt Tine» und sagte: „Ich weiß nicht, begreifst Du die Verhältnisse, oder nicht, in welchen Du Dich befindest, oder besser gesagt, aus welchen Du Dich herausgearbeitet hast?" ,Herausgearbeittt?" „«so ist's, und ich sage glücklich herausgearbeitet". „Sprich nicht so. Ich wäre für dieses Mädchen mit Freuden ins Unglück gegangen". „DaS kannst Du ja noch thun", meinte wie gleich- giltig der Freund. „Was soll da- wieder"? hat sich durch ihre taktlose Manifestation im Winter- cirkuS und durch die unpassenden Demonstrationen, welche sie in den Straßen provozierte, eine nahezu einstimmige Verurteilung zugezogen, welche also auch die geschmacklosen Huldigungen sür den General Bou langer mit begreift. Noch etliche solche Demonstta- tionen zu seinen Gunsten, und er ist ganz fertig. Dabei mag es Hrn. Grövy nicht angenehm sein, von Zeit zu Zeit Hochrufe auf Boulanger und Niederrufe auf sich selbst zu hören; aber das wird ihn wenigsten» künftig nicht hindern, sein ,Metier 6u ?röaiävnt" au»« zuführen und fo beispielsweise am 14. Juli bei der Revue zu erscheinen. Man wird vielleicht abermal» demonstrieren, aber sicher ist, daß jeder derartige Sieg des Revanchegenerals ein Pyrrhussieg ist. Denn man fängt an, Boulanger nach seinem wahren Wert zu würdigen und seiner genug zu bekommen." Wie das System Boulanger- und da- ganze Ver halten des früheren Krieg-Minister- mit dem gesunden militärischen Geiste und der Disziplin einer Armee im Widerspruch steht, wird sehr treffend im Wiener „Fremdenblatt" dargethvn: „In Staaten mit festgewurzelter militärischer Dis ziplin gilt es als selbstverständlich", sagt da- Blatt, „daß sich ein demissionierter Kriegsminister, wenn ihn anders seine physische und militärische Qualifikation zum Dienste geeignet macht, zur Disposition der Heeresleitung stellt und jenen Platz einnimmt, der ihm mit besonderer Rücksicht auf sein beendetes ministerielles Wirken im Rahmen der Armee zuge wiesen wird. Die Thatsache, daß die Dinge in Frank reich anders liegen, zeigt allein schon von dem seltsamen Geiste, der unter dem Regime Boulanger in die Armee Frankreichs getragen worden ist. Und konnte man auch von einem Minister de- Kriege-, der im Laufe eines Monats, jede Gelegenheit benutzend, min destens eben so viel politische Reden leistete, als all seine Kollegen zusammengenommen binnen Jahresfrist, eine reaere Pflege der rein-militärischen Disziplin, dieser Basis eines gesunden und starken Heeres er warten? Mit leerer Popularität-Hascherei, mit der kühnen Spekulation auf die Eitelkeit der Nation und der rücksichtslosen Ausnutzung vorhandener oder nicht vorhandener finanzieller Mittel schafft man noch im mer keine schlagfertige Armee, noch immer nicht jene» Heer der Revanche, das Boulanger und Gesinnungs genossen al» Ideal vorschwebte. Mit solchen Mitteln schafft man sich viel eher die Armee zum gefügigen Werkzeuge selbstsüchtiger Pläne um, mit solchen Mit teln bahnt man dem Staatsstreich die Pfade. Nicht daß wir die Wahrheit des phantastischen Märchen» beschwören wollten, das den Staatsstreich geradezu an die Wand malt und bereit- jetzt von einer im großen Maßstabe geplanten und in kluger Weise durchkreuzten militärischen Schilderhebung erzählt, so weit ist wohl auch Boulanger noch nicht gegangen, sonst wäre seine Ernennung zum Korpskommandanten eine rätselhafte That der republikanischen Regierung, welche zur In subordination, zum Hohn gegen die bestehenden staatlichen Institutionen geradezu einladen müßte. Gleichwohl ist jenes Märchen bezeichnend sür die gute Meinung, die man in den weitesten Kreisen Frank reichs von dem Exminister hegt, in welchem die Ra dikalen und Intransigenten noch heute den Patrioten per vxoellenee, den Helden der nächsten Revanche campagne bejubeln. Vom Sieger zum Diktator ist bekanntlich in Frankreich nur ein Schritt, Boulanger hätte die Sache aber, wie eS scheint, noch leichter ge habt: er wäre Diktator ohne Lorbeer in dem Augen blicke, da eS seinen Protektoren Rochefort und Dsrou- löde gelänge, das Volk fottzureißen zum wahnsinnigen Rachekriege unter seiner Führung " „Die Erkenntnis dieser Situation scheint denn auch in allen wahrhaft patriotischen, ernsten Kreisen Frank ¬ reich- eine gewisse Reaktion gegen da- Revanchefieber wachgerufen zu haben. Kann man sich nicht lo-lösen von nichtigen Vorurteilen, will man in Patt- nicht verzichten auf kleinliche Bexationen der Ausländer deutscher Zunge, so unterscheidet man doch genau zwischen der Revanche „zu Hause" und der Revanche nach außen. Die Thaten der Patriotenliga, welche in de« jünasteu Tagen wieder Deroulöde persönlich zum mörderischen Redekampfe führte, haben die Nation mehr als kalt gelassen — im Gegenteil, die besonnenen, denkende« Elemente bröckeln ab von dem Bunde, der flammende Eifer der kampfbegeisterten Oratoren nimmt eine tragikomische Färbung an und an den „Abgott" der Nation, vor welchem die Liga noch demütig und bewundernd da- Rauchfaß schwingt, wagt sich die nüchterne Kritik heran, um die wahre Fülle seiner Verdienste zu wägen und zu prüfen. Der Franzose, welchem eS mit dem Republikani-mu- Ernst ist, der seine FreibeitSideale nicht leichtfertig begräbt, kann sich nicht entschließen, sie einem halsbrecherischen Wagnis zu opfern, mit der Revanche die Freiheit, die republi kanischen GtaatSform zu riskieren. Je Poetter aber Boulanger vorschritt in der Realisierung seiner geld verschlingenden HeereSprojekte, je offener er den „Degen der Vergeltung" schwang und durch verwegene Phrasen die Begeisterung der gedankenlosen, leichterregten Massen zu wecken wußte, desto klarer wurden seine Ziele) man empfand den Terrorismus, den er, das ewig Bleibende im steten Wechsel, auf die Ministerien übte, man ge wöhnte. sich daran, ihn in einen gefährlichen Gegen satz zu dem ehrwürdigen Präsidenten der Republik zu bringen, ihm die Zukunft als unmschränkte Domäne zu überweisen. Noch einige Schritte auf diesem Wege weiter und die Präsidentschaft im Elysee war leerer Schein neben dem vollen Leben, das aus der interes santen Persönlichkeit des thatendurstigen Kriegsministers, jenes Mannes ausströmte, von dem eS immer zu reden gab, der durch einen genialen Retlameüpparat seinen Namen allgegenwärtig zu machen wußte. Es war höchste Zeit, daß dieser Apparat außer Thätigkeit ge- fttzl, daß daS kühne Spiel mit dem Feuer, welchem Boulanger seine billigen Lorbeeren dankte, eingestellt werde zum Heile Frankreichs, zur Rettung der staat lichen Ordnung, die bei der wachsenden Allmacht eines Soldaten über kurz oder lang einer empfindlichen Störung, ja dem Umsturz preiSgegeben war." Der General Bonlanger, von welchem zwar noch nicht gemeldet wurde, daß er da» ihm übertragene Kommando des XIII. Armeekorps übernommen, ist jedenfalls in Clermont-Ferrand unschädlich gemacht und die Gefahr, in welcher die Republik schwebte, ist vorläufig beschworen. Möge da- neue Ministerium den Sieg davontragen über die egoistische Selbstsucht der Parteien und eitele, unbedachte Selbstgefälligkeit der Freunde der Patriotenliga. Gelingt der fran- zösiscken Regierung da- schwere Werk, so dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, daß uns die Segnungen de» Frieden» wenigsten- für die nächste Zukunft — weiter hinaus zu blicken gestattet die Unbeständigkeit der französischen Zustände nicht — erhalten bleiben werden. Layestztschichte. * Dresden, 2. Juli. Se. Majestät der Kaiser haben dem Königl. sächsischen außerordentlichen Ge- sandten und BundeSratSbevollmächtigten Grafen v. Hohenth al und Bergen den Kronenorden 1.Klasse zu verleihen geruht. In der Note, mit welcher der Hr. Staatssekretär im Auswärtigen Amte den Hrn. Gesandten von diesem allerhöchsten Gnadenbeweise in Kenntnis gesetzt hat, ist gesagt: „Sr. Majestät sei eS ein lebhaftes Bedürfnis gewesen, nach der letzten er folgreichen Reichstagssession, zu deren günstigem Re sultate die außergewöhnlich besriedigenden Wahlen in Sachsen da- ihre beigetragen haben, Allerhöchstihrer Befriedigung durch die Auszeichnung de» Königl. säch- sifchen stimmführenden Hrn. Vertreter» im BundeSrate einen sichtbaren Ausdruck zu geben." * Dresden, 2. Juli. Unser Berichterstatter schreibt unS: Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold von Preußen, Höchstwelcher erst kürzlich von seiner Reise um die Welt zurückgekehtt, ist heute um K12 Uhr vormittags auf dem Böhmifchen Bahnhof von Berlin hier angekommen und von Seinen hohen Verwandten, Sr. Hoheit dem Prinzen Albert von Sachsen- Altenburg nebst Gemahlin und dem Grafen Fried rich von Hohenau nach den Albrechtschlössern geleitet worden. Dresden, 2. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 22. Stück de» Jahres 1887 heute hier ringe« troffen. DaSfelbe enthält: Nr. 1728) Gesetz vom 2b. Juni d. I., den Verkehr mit blei- und zinkhal tigen Gegenständen betreffend; Nr. 1729) Gesetz vom 27. Juni d. I. zur Ergänzung des Gesetzes vom 6. April 1885, Postdampfschiffsverbmdungen mit über seeischen Ländern betreffend; Nr. 1730) Gesetz vom 29. Juni d. I., die Abänderung de- Gesetze- über den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Verbrauchsgegenständen vom 14. Mai 1879 (Reichs« Gesetzbl. S. 145) betreffend. * Berlin, 1. Juli. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern nachmittag nach der Spazierfahrt den bisherigen griechischen Gesandten am hiesigen Hofe, Rangabö, welcher sein Abberufungsschreiben über reichte, in Abschiedsaudienz. Als Vertreter des Aus wärtigen Amte- war Staatssekretär Graf Herbett v. Bismarck zugegen. Heute vormittag nahm Se. Majestät au- den Händen der Kommandeure der Leib regimenter und Leibkompagnien die MilitärmonatS- rap Porte entgegen. Unter diesen Offizieren befand sich auch der Prinz Friedrich Leopold, welcher ;etzt während der Abwesenheit des Rittmeisters Grasen Hohenau I. mit der Führung der Leibkompagnie des Regiments der Gardes du Corps betraut ist. Darauf stattete die Frau Großherzogin-Mutter von Mecklen burg-Schwerin, welche gestern abend hier eingetroffen ist, dem Kaiser einen längeren Besuch ab. Schießlich erteilte Se. Majestät der Kaiser heute auch dem Staats sekretär de- Reich-justizamtS vr. v. Schelling, wel cher Sr. Majestät die Pläne zu dem Reichs« gerichtSgebäude in Leipzig unterbreitete, Audienz. An dem Kapitel des Johanniterordens, welches von dem Herrenmeister des Ordens, dem Prinzen Albrecht, heute vormittags 11 Uhr in dem Palais des Prinzen abgehalten wurde, nahmen Teil: die Kommendatoren Burggraf und Graf zu Dohna- Schlobitten, Landhofmeister im Königreich Preußen; Generaladjutant Graf v. Bismarck-Bohlen; Schloß- Hauptmann und Landrat v. Unruhe-Bomst; LandschaftS- direttor Graf v. Rothkirch und Trach; Generallieute nant Prinz Hugo zu Schönburg-Waldenburg; Kammer herr Frhr. v. Plettenberg Mehrum; Major Graf Friedrich zu SolmS-Laubach; Kammerherr Frhr. v. Burak; ferner Kommendator Graf Otto zu Stol berg - Wernigerode, Kanzler des Ordens v. Levetzow, der Ordens Schatzmeister Ministerial-Direktor v. Zast row und der Ordensfekretär Landrat 0r. v. Brünneck. Die Beratungen erstreckten sich, soweit die „N. Pr. Ztg." vernimmt, auf die Unterstützung und Verwaltung von Ordens- und anderen Krankenanstalten, Kassen berichte und Vorschläge von neu aufzunehmenden Ehrenrittern rc. Fürst Bismarck, schreibt der „Hamb. C.", war am Montag nachmittag über 3 Stunden in Schwarzen- beck anwesend, wo er das ihm gehörige Vorwerk be sichtigte und sodann dem Amtsgerichtsrat l)r. Königs, mann, dem Landvogt Jacobsen und dem Postmeister „Du begreifst also wirklich nicht, wie die Dinge liegen? Ja, denkst Du denn nicht an da», was ich Dir auf dem Balle sagte und was Du mir nicht glauben wolltest? Jetzt hast Du doch den Beweis, daß dieses Weib zuerst Dein Geld liebte, und dann erst Dich selbst. Verstehst Du mich jetzt?" „Nein, nein"! entgegnete er. „So überlies den Brief noch einmal, welchen sie Dir schrieb. Sie bedauert Dich wegen Deines dop pelten Unglücke»! Fiel es Dir nicht gleich auf, daß der Verlust Deines Vermögen» Dein zweite- Un glück war?" „Nein, ich dachte nicht daran", sagte Tine. „Nun, dann wisse, daß die ganze Stadt davon spricht, eS wäre Dir Dein ganze- Besitztum abge brannt, Dein Vater nicht versichert gewesen, Du also ein Bettler!" „Das ist nicht wahr!" fuhr er erregt auf. „Mir brauchst Du da- nicht zu beteuern, ich weiß eS ja. Aber sie glaubte an die Wahrheit de- Ge rüchte», und eS fanden sich gute Leute, welche aber wahrhaftig nicht Deine Feinde waren, welche ihr da» alles noch bestätigten. Und gerade während der letzten Zeit fand sich Herr Favetti, welcher kein Abgebrannter ist, auffallend oft bei Kral» ein. Da hast Du die Lösung; Du warst ein Bettler, er ein reicher Mann, den Bettler liebte sie nicht mehr und verlobte sich daher mit dem halben Millionär. Danke Gott, daß sich da» alle» noch rechtzeitig herausstellte." „Wer aber unterstand sich, diese Lügen au»zu- streuen?" rief Kolodey. „Wer? Ich denke, ein Mann, welcher e» gut mü Dir meint. Wenn Du aber noch nicht kuriert bist, XII. Im März war Tine nach dem Süden gezogen, i« Mai kam er wieder, gesundet an Herz und Seele, zurück, er hatte einsehen gelernt, daß Luise seiner Liebe nicht würdig war, chatte ihr Bild gewaltsam au» seinem Herzen gerissen, und unter dem lachen den Himmel Italien», aus den Wellen der blauen Adna war die Wunde geheilt und vernarbt. Sie saß nicht zu tief, sein leichte» Naturell half ihm glücklich hinweg über den Schmerz, der einer tiefer ver ei, so reise hin zu ihr und sage der schönen Luise: .Mein Fräulein, ich muß einen Irrtum berichtigen. Alles, was über den Verlust meine» Vermögens ver breitet wurde, ist nicht wahr, ich bin reicher, wie früher; ja, was die Hauptsache ist, ich bin jetzt nach dem Tove meine» Vater- unumschränkter Herr meine» bedeutenden Besitztum- und meiner Handlungsweise, ich bin daher in der Lage, alle Ihre Wünsche zu er füllen und Ihnen mein Eigentum zu Füßen zu legen, nun lieben Sie mich wieder, wie Sie mich damal» geliebt, al» Sie mich für reich hielten.' So sprich zu ihr, und e» ist ja wahrscheinlich, da Du doch viel jünger und hübscher bist, al» Favetti, daß Du sofort wieder Hahn im Korbe wirst. Willst Du da- thun?" „Nie und nimmer!" rief er entschlossen. „Na also, darum danke Gott für die Erkenntnis und Erfahrung. Jede Erfahrung ist bitter, das ist wahr, aber Du wirst sie überwinden. Darum auf, hinaus in die Welt, auf ein paar Monde nach dem Süden, dort wirst Du jenen Trost finden, den jeder fand, welcher sich in Deiner Lage befunden hat." anlagten Natur häufig den Todesstachel in das junge Leben senkt. Nur einige Tage verbrachte der junge Mann in der Stadt, es zog ihn mächtig heim. Und wieder fuhr der Wagen mit Tine die Save brücke entlang, aber wie anders, als vor einem Jahre? Al- das Hau- Pridan» sichtbar wurde, fragte der Knecht: „Halten wir an?" „Fahre vorüber", entgegnete Tine. Er wagte e- nicht, nach dem Fenster empor zu sehen, noch vermochte er den Knecht nach Anka zu fragen. Blieb sie so, wie sie war, gab eS noch eine Mög- lichkeit, da» zu sühnen, wa- er gethan? Mit hochklopfendem Herzen kam er im Vaterhause an und verbrachte die erste Nacht schlaflos, wie da mals, als er vor einem Jahre hierher zurückkehtte, wenn auch aus ganz andern Ursachen. Am nächsten Morgen ging er durch Haus und Hof und nahm sich vor, ein arbeitsames und nützliche- Leben zu beginnen, mit wenigem zufrieden und mit wenigem glücklich zu sein. Er schien ihm, als wäre er lange, lange nicht hier gewesen und nun zurückgekehtt al- ein ganz an derer Mensch. Nach der alten Meta, welche den Hof verlassen hatte, sandte er sofort. Er hatte außer ihr ja kerne treue Seele, der er sich voll und ganz anvertrauen konnte. Daß Anka gesund und noch unverheiratet sei, da- hatte er schon am Abend erfahren und da hatte ihn mit solcher Zufriedenheit erfüllt^ daß er
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