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Ausgabe H-8undv SachlWe oolksseiluna Nummer 22S — 33. Jahrgang LlZchel,» 0 «al wSchentllch ml» lx« Illustrierte» Dralle beilage ^D«r Zeuerretter' und mehrer«» I«itb«ttage» Monatlich« B«,u,»prell«: Ausg. A ml» Et. Bennoblalt und geuerrelter M. 2,7» Ausg. B. ohne St. Bennoblalt u. mit Feuerrett«« M. 2^0 Klnielnummer 10 Psg., Sonnabend- u. Lonnlag-Nr. 20 Psg. Mtrrwoch» den 3. Oktober 1934 Verlags««» Lres»«» Anrelgenprell«: dl« llpalllge 22 mm brell« Zell« 0 Psg-, — sllr Zamlllenanzelgen und Stellengesuche b Psg- -- gllr Platzvorlchrllten können wl, letn« Tewöhr leist«» RevaNIon: Dresden.«., Polierst«. 1t, gernr. 20711 u. 21012 tLeschiiZtsstell«, Druck UN» vertag: Eermanta Buchdruckeret It. Verlag Ih. u. S. AZinlel, Polterstr. 17, gernr. 21012, Postlcheck: Nr. IV2S, Bank: Etadtbant Dresden Nr. S47S7 UnsdksiHgügv ^sgvSLviGung Güi» vki»i»Güvkv u» KuIGui» Im Fall« von höherer Gewalt, verbot, Stielt »der Vetrledsstörungen hat der Bezieher «der Jnsereut lei»» Ansprüche, soll» die Zeitung in belchränllem Umlang«, verspätet oder nicht ericheint. — Ersüllungsort Dresden Dem Andenken Paul von Hindenburgs Der Geburtstag -es toten Reichspräsidenten Kranzspenden am Grabe des Feldmarschalls Hohenstein, 2. Okt. Bereits in den frühen Morgenstunden hat am heu tigen Geburstag des verewigten Reichspräsidenten des Geueralfeldmarschalls von Hindenburg ein ungeheurer Menschenstrom ganz so wie am Tage nach der feier lichen Beisetzung zum Tannenberg-Denkmal eingesetzt. Generalmajor von Hindenburg legte als Erster am Grabe des toten Feldmarschalls gegen 7 Uhr morgens einen Kranz mit Chrysanthemen und Beilchen nieder. Unzählige Scharen harrten bis 8 Uhr vor dem noch ver schlossenen Tannenberg-Denkmal. Um 8 Uhr zog die Ehrenwache auf: 2 Posten vor dem Feldherrnturm, 2 Posten in der Gruft und 2 Posten vor dem Autzenportal. Generalleutnant von Brauchitsch, der Wehrkreiskom mandeur des Wehrkreises I, erschien pünktlich um 11 Uhr und legte einen Kranz des Führers, des Neichs- wehrministers Generaloberst von Blomberg und der deutschen Wehrmacht nieder. Aus allen Teilen Ostpreussens erschienen im Laufe des heutigen Bormittags Abordnungen, die Kränze aus den einzelnen Städten, von Berbänden usw. überbrachten. Um 12 Uhr traf Landeshauptmann Blunk ein, der im Namen des Oberpräsidenten Koch einen Kranz niederlegte, dessen Schleife den Aufdruck trug „Dem Retter der Heimat namens der dankbaren Pro vinz Ostpreußen". Oberbürgermeister Dr. Will legte einen Lorbeerkranz nieder, dessen Schleife die Farben der Stadt Königsberg und die Inschrift „Unserem un vergeßlichen Ehrenbürger, die Stadt Königsberg" trug. Im Auftrage des preußischen Ministerpräsidenten wird Bizeprüsident Dr. Bethke einen Kranz niederlegen, der die Aufschrift trägt: «Das dankbare Land Preußen, der Ministerpräsident". Norbert-Jubiläumsfeier in Magdeburg Erzbischof Dr. Caspar Klein spricht in der Stadt des Heiligen Die Katholiken Groß-Magdeburgs wer den am 14. Oktober in Magdeburg, dessen bedeutendster Metropolit Norbert war, den 8 0 0. Todestag ihres heiligen Erzbischofs in einer großartigen Feier begehen. An diesem Jubelfest wird auch der Hochwür- digste Herr Erzbischof Dr. Caspar Klein (Paderborn) teilnehmen. Neben den kirchlichen Feiern dieses Tages, der durch eine religiöse Familienwoche in allen Pfarreien vorbereitet wird, findet ii» der gewaltigen Magdeburger Stadthallc eine große Festversammiung statt, in der Dom propst Prof. Dr. Simo n (Paderborn) die Festrede hält über das Thema: „St. Norbert, der katholische und deut sche Mensch." Tas Wirken des heiligen Norbert, der von 1126 bis 1184 Erzbischof von Magdeburg war und die Entwicklung der Elbestadt bis in die Jahrhunderte stark beeinflußte, steht bedeutungsvoll in der deutschen Geschichte des Mit telalters. Besonders durch die Gründung des Prämon- stratenserordens, zwar auf französischem Boden in Pre- montre bei Laon vollzogen, aber sofort auf deul/scheem Boden übernommen und von Norbert verbreitet, hat die ser Kirchenfürst größten Formates bestimmend auf sein Jahrhundert gewirkt. Mit Hilfe seines Ordens hat er ein deutsches und ein christliches Werk größten Ausmaßes gesci)affen: die Kolonisierung und Christianisierung der Nordmark. Er richtete die Diözesen Brandenburg und Havelberg wieder auf, holte sie endgültig ins Reich. Kai ser Lothar und Kaiser Friedrich Barbarossa war er Be rater und Helfer. Große Männer gingen aus den Reihen seines Ordens hervor ivie Anselm von Havelberg, der in Ravenna den Tod sand, und der Bischof Wiggert von Brandenburg. Norberts Resormeifer hat auf das kirch liche Leben in Deutschland bestimmend durch die Zeiten gewirkt: Unermüdlich kämpfte er für die Verbreitung des eucl-aristischen Gedankrns — alte Bilder zeigen ihn gern mit erhobener Monstranz — und der Marienvcrchrung. Im Dienste des Reiches verzehrte dieser deutsche Kämp fer seine Kräfte. Erst 50 Jahre alt starb er 1134 und wurde auf Wunsch Lothars im Präinonstratenscrkloster „Unserer Lieben Frauen" in Magdeburg beigesetzt. An den Stürmen des 30jährigen Krieges brachten dann Mönche seines Ordens seine heiligen Gebeine — Prapst Gregor der Dreizehnte sprach Norbert 1582 heilig — nach Prag, wo er jetzt fern seiner Heimat, Xanten am Niederrhein, und seiner Diözese im Kloster Strochow ruht. Aber sein Werk und sein Bild sollten lebendig bleiben als Auftrag im ganzen christlich-deutschen Bolkc. Sill hoher Beamter der Wiener Staatspolizei verhaftet Wien, 2. Okt. Ein hoher Beamter der Staats polizei namens Sonnleitner wurde wegen angeblicher nationalsozialistischer Propaganda verhaftet. Der Ver haftete amtierte im Nebengebäude des Bundeskanzler amtes in der Herrengasse. Sonnleitner ist ein direkter Verwandter Grillparzers; Grillparzers Mutter war eine geborene Sonnleitner. Eisenbahnunglück in Polen Im Nebel aufeinandergefahren. Krakau, 2 Okt. Die Schnellzüge Wien-War schau und lgdingen — Krakau sind heute Morgen um 8 Uhr in der Station Krzeszoivic« in dichtem Nebel aufeinandergefahren. Nach den bisherigen Feststellungen wurden drei Personen getötet und Ivverletzt. Eine Untersuchungskommission hat sich an den Unsallort begebe,,. Vor einem großen Siplomatenschnb zwischen Warschau, Paris und London Warschau, 2. Okt. Nach Meldungen polnischer Blätter werden die schon mehrfach gerüchtweise gemeldeten Verände rungen auf den Posten der englischen und französischen Bot schafter in Warschau und der polnischen Botschaft in Paris und London voraussichtlich in kurzer Zeit Tatsache werden. Ter französische Botschafter Laroche, der schon über sieben Jahre in Warschau ist, soll im Rahmen eines französischen Diplomck- tenschubs nach Rom oder Brüssel gehe». Als sein Nachfolger dürste der Generalrcsident in Marokko Ponsot oder der Di rektor des politischen Departements Bargeton in Frage kom men. An die Stelle des polnischen Botschafters in Paris Chla- powski, der in den Ruhestand geht, werde voraussichtlich der polnische Bizeminister des Auswärtigen Gras Szembek treten. Wer Nachfolger des englischen Botschafters in Warschau Erskine werden soll ist bisher nicht bekannt. Ebenso ist die Nachsolgersrage siir den polnischen Botschaster in London Gras Skirmunt noch assen. iS Todesurteile tu China vollstreckt Peking, 2. Okt. In der Stadt Tung-Tschu (Provinz Schansi) wurden 1ü Kommunisten wegen Hochverrates hinge richtet. Der Königsbesuch in Sofia Belgrad, Ende September 1934. Das südslawische Königspaar hat soeben den Besuch er widert, den der König und die Königin von Bulgarien im vergangenen Winter der südslawischen Hauptstadt abgestaltet haben. In Belgrad und in Sofia herrscht eine gehoben« Stimmung, die man noch vor einem Jahre aus einem solchen Anlasse siir unmöglich gehalten hätte. In der Tat, in den Beziehungen der beiden Länder ist ein grundsätzlicher Wandel eingetreten, so tief und einschneidend, das; seine Bedeutung nicht leicht überschätzt werden kann. Sowohl in Belgrad als auch in Sofia stellt man übereinstimmend fest, daß nicht nur die von den Vesten beider Völker seit Jahren erträumte süd slawisch - bulgarische Aussöhnung „beglückende Wirklichkeit" geworden ist. sondern auch eine politische Einheit der Balkanstaaten im Entstehen begriffen ist, mit der auch die Großmächte in aller Zukunst werden rechnen müssen. Der innere Friede in Südslawien und in Bulgarien sei endlich hergcstellt, und sehr bald würden die Großmächte erkennen, daß ein einheitlicher politischer Wille der Valkanstaaten es ablehne, den Balkan auch weiterhin als Gegenstand macht politischer Bestrebungen Außenstehender zu behandeln. Der Balkan gehöre nun endlich wirklich den Balkanvölkern, die ent schloßen feien, sich zu einer selbständigen politischen Einheit zusammenzuschließcn, als ein Hort des Friedens und der Arbeit auf allen Lebcnsgcbieten. Solche und ähnliche Versicherungen kann man in diesen Tagen hüben und drüben vernehmen, frei von Ueberschwäng- lichkeit und aus dem Bewußtsein heraus, daß die endliche llebcrwindiing jahrzehntelanger Vorurteile und Mißverständ nisse zu ernster, beharrlicher Fricdensarbeit verpflichte. Jedem unvoreingenommenen Beobachter der Entwicklung der letzten anderthalb Jahrzehnte wird sich die Ucbcrzeugung ausdrängcn, daß zwei junge aufstrebende Völker das größte Hindernis ihres Ausstieges aus dem Wege geräumt haben. Die „Vrudcrvölke'e" haben sich gefunden, und cs wäre eine verhängnisvolle Selbsttäuschung, zu glauben, daß der alte Zwist wieder angefacht werden könnte, um irgend jemandem den erwünschten Anlaß zu bieten, sich als den Retter des „balkani schen Brandherdes" aufzuspielen. Der „Balkan" als Tum melplatz der Ränke der Großmächte besteht nicht mehr, dieser Tummelplatz selbstsüchtiger Unaufrichtigkeiten ist, wie ein führender serbischer Politiker dem Schreiber dieser Zeilen sagte, heute — anderswo zu suchen. Wie das nur. alles so kommen konnte? Ist es doch gar nicht lange her, daß das „mazedonische Gespenst" Serben und Bul garen zu einer tödlichen Fcindschast zu verdammen schien, die immer sich wiederholenden Bombenanschläge und die Schwäche der frühere» bulgarischen Regierungen gegenüber der Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation schienen Abgründe aufzudecken, die Menschenklughcit und Menschenkraft nicht über brücken können. Zwar gab cs z» allen Zeiten, unter Bulgaren und Serben, Verkünder einer serbisch-bulgari-chen Aussöhnung, ja darüber hinaus einer neuen serbisch-bulgarischen nationalen Einheit, aber diese einzelnen galten als Träumer, heute aber ist, wie der bulgarische Außenminister Batalow den Vertretern der Presse gegenüber fcststellte, der Traum Wirklichkeit gewor den. Er konnte cs aber auch nur werden, weil man allmählich auch in Bulgarien den wahren Charakter der „mazedoni schen Frage" erkannt hat. Die Mazedonier sind keine reinen Bulgare», sondern stehen an der Grenze mehrerer Volkstnmer. Das geht am augenfälligsten aus der Tatsache hervor, daß der selbe Mazedonier in Bulgarien als Poposs, in Serbien als Popowitsch, in Griechenland als Popadis und in Rumänien als Popescu zu Ansehen und Einsluß zu gelangen vermochte. In telligent. in ihren Anfängen bescheiden, dann aber von steigen der Herrschsucht, leben sie sich in jede Umwelt ein, die ihnen Reichtum uud sozialen Ausstieg verheißt. Die größten Möglichkeiten in dieser Hinsicht aber er- össnelen sich ihnen in Bulgarien, dessen bescheidene bäuerliche Bevölkerung dem Eindringen der Mazedonier den geringsten Widerstand entgegensetzte. So kam es, daß Bulgarien von den Mazedoniern geradezu erobert wurde, Minister, Generale, Pro fessoren, Kaufleute u. a. waren in zunehmender Zahl Maze donier, angrissslustige Politiker, die sich in IMNO eine Waffe geschaffen hatten, um von Bulgarien aus ihre mazedonische Hei mat mit Gewalt wiederzugewinnen, nachdem die friedlich« Selbstbehauptung den ebenso rührigen und politisch geschulten Serben gegenüber sich als wesentlich schwieriger erwiesen hatte. Dazu kam allerdings auch eine durch die Kirche, nämlich durch das bulgarische Exarchat, genährte bulgarische Uebcrliefcrung, die jedoch bei dem Charakter der Mazedonier kaum allzutiese Wurzeln schlagen konnte. Bestimmend blieb der oben angedcu- tcte Ausdchnungsdrang, der, in Bulgari»» den schwächsten Widerstand erkennend, sehr bald das ganze öffentliche Leben dieses Landes an sich gerissen hatte. Der gegenwärtige bulga rische Ministerpräsident Ecorgiesf hat nun als erster gewagt,