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Nummer 183—34. Jahrs Ausgade It mit Venno-Vlatt üchMe VoMseitung Silchrlnt 0 mal wöchentlich. Monatlich«, «ezugopnl, L.w NM. Einzelnummer 10 Psg.. ,l« Sonnabend-, lowt« Sonnlag. und Festtagnumm«, A> Ps^ verlagert Dresden. - »nzetgenpreil«: o>« »patt v «, »kette gell« k> Psg - sllr Famtltenan,eigen und Lteliengeluch« i Pfg. — Für Platzoorschrlslen können wlr letn« Eeirii,' l«lst«H Nedaltton: Dresden»«., Polteistratz« 17, Fernruf W7U u. rwlS velchlistoftell«, Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! und Verlag Itz. und T. Winkel, Polleistroh« 17, Fernruf rioir, Postscheck: Nr. 1022, 'Bank: Etadtbank Dresden Nr. S17S7 Sonnabend, 1«. August 1SSS Im Fall« von höherer Gewalt, Verbot, eintretender Vetrted»« pörungen hat de« Bezieher oder Inserent kein« Anspruchs fall» dl« Zeitung In beschrönklem Umfang«, verfpölN »de« nicht erscheint. — Erfüllungsort Dresd«». 14 Millionen Obdachlose in China Oie Hochwasserschäden des Jangtse Lieber 100000 Personen in den Fluten des Zanaise ertrunken Schanghai, 9. August. Die ungeheuren Verluste an Menschenleben und der unermessliche Schaden, den das Hochwasser des Nangtse in den Provinzen Hupei, Nganhivei, .Kicmgsi und Hunan verursacht hat, gehen aus einer amtlichen Mitteilung des Vorsitzenden der chinesischen Reichs stelle sür die Hochwassergeschädigten, Hsuschihgin, hervor. Danach sind in den genannten Provinzen mehr als lOOtlltO Menschen ums Leben gekommen. Ausserdem wur den mindestens 11 Millionen obdachlos. Die Ueber- schwemmungen haben über 100 000 Quadratkilometer Land verwüstet. Der Sachschaden beläuft sich nach vor läufigen Schätzungen auf rund eine halbe Milliarde mexikanische Dollar. Tote und zahlreiche VerWe bei neuen Unruhen in Toulon , - Paris,». August (1.30 Uhr früh). Die Unruhen In Toulon haben im Laufe des Don nerstag abend einen sehr ernsten Charakter angenommen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist cs zu heftigen Zusammenstössen zwischen Ausrührern und Polizei gekommen. Um Mitter nacht zählte man nach einer amtlichen Mitteilung bereits zwei Tot« unter den 'Ausrührern, einen schwer verletzten Polizeibeamten und über 5 0 Verletzte, darunter zwanzig Ordnungsbeamte. Privatmeldungen, die zur Stund« nicht nachgeprüst werden können, spreären gar von flins* Toten und Uber 10 0 Verletzten. Don den Unruhen ist vor allem die untere Stadt betrof fen. Gegen 21 Uhr, als Polizeikriiste 'Ansammlungen zerstreuen wollten und einige Revolverschilsse in die Lust abgaben, prasselte aus den Fenstern der umliegenden Hauser ein Hagel von Wnrsgeschosscn aller 'Art aus die Vcamten herab. Gleichzeitig wurden aus den Strotzen die Ladcnscheiben ringe schlagen, Kvto- nialwarenläden geplündert, die Teckel der .Kanolisations- schächle herausgcrissen nnd gegen die Polizsipserde geschleudert. .kurz nach 'Mitternacht holt der Widerstand dec 'Ausrührer unverändert an. Der Präfekt hat ein Bataillon Fnsmterie an- gesorderl, da die berittene Mobilgardc in den engen Strotzen der Unterstadt gegen die 'Ausrührer nichts e wri.hlen kann. Tie Scheinwerfer der Kriegsschisse leuchten ständig die Tücher der Häuser im Ausruhrbczirk ab. Die 'Aufrührer versuchten, den Vohrchos zu stürmen, wnrden aber von der 'Mobilgarde zurück geschlagen. Die Muhen eine „iatsüchMe Mutere;" Paris, !>. August. Die Unruhen in Toulon äm Donnerstagabend werb.'» von der halbamtlichen sronzösischen Nachrichtenagentur selbst als „t atsä ch I i ch e M e u > e r e i" bezeichnet Fm Laufe des späten Alnnd versuchten die Meuterer, dos Gaswerk zu stürmen: sie wurden von Senegalschützen zn- rürkgeschlage». Die Polizei mutzte immer und immer wieder gegen die 'Meuterer vorgehen, die zum Teil von den Dächern mil Gewehre» aus die Beamten herabschossen. Schlietzlich wur den Senegalschützen eingesetzl. denen es gelang, gegen 2 Uhr morgens die Strotzen zu säubern. Die Meuterer verteidigten sich mit grotzer Zähigkeit und errichteten Barrikaden, in deren Schutz die Lä-den zahlreicher Strotzen geplündert wurden. Sämt liche Slrotzenlnternen im Unruhegebiet wurden zerstört, so dotz die Kriegsmarine Scheinwerser zur Versügung stellen mutzte, in deren Lichtkegel die Säuberungsoktion dnrchgesührt wurde. Etwa 50 'Meuterer wurden festgenommen, unter ihnen ein Italiener nnd mehrere nordosrilianische Arbeiter Gerüchte, datz der Belagerungszustand verhängt werden solle, werden als unbegründet bezeichnet. Neue Gene französischer Notverordnungen Paris, 0. Anglist Der im Elhsüe abgehaltene Ministerrot ist um 20,ZV Uhr zu Ende gegangen. Dem Präsidenten der Re publik sind mehr als 70 Gesetzesverordnungen znr Unterschrift vorgelegt worden. Die neuen Notverordnungen bilden die Ergänzung der Verordnungen vom 17. Juli. Durch die damalige Verorgnungs- seric hat die französische Regierung das Gleichgewicht des Haus halts wicderherzustellen versucht und die Währung vor weiteren Angriffen geschützt. Die neue Serie der Notverordnungen ist dazu bestimmt, eine B e I e b u n g d e s W i r t s ch a s t s l e b e n s zu bringen und die Lebenshaltungskosten zu sen ke». Auf diese Weise sost ei» Ausgleich für die voii der Be völkerung verlangten Opfer und Lasten hergestellt werden. Die Massnahmen zur Belebung der Wirtschaft, wie sie die neuen Notverordnungen vorsehen, richten sich zunächst gegen die Arbeitslosigkeit. So wird z. B. die Frist für die Durchführung des Programmes grotzer öffentlicher Arbeiten verkürzt. Fer ner ist die Inangrissnahmc iveitercr ösfenllicher Arbeiten in ganz Frankreich vorgesehen: besonders Stratzenbauten, Arbeiten zur Beseitigung gefährlicher Kreuzungen von Strotzen mit Ei- senbahnkörpcrn und Arbeiten zur Verhinderung von Flutzüber- schwenimungcn. Für diese Matznahincn stellen die Verordnungen zunächst eine Milliarde Francen zur Versügung. Eine der Verordnungen verfügt die Einsetzung eines zen- Der angeklmdlgte Generalstreik in Aewyott Newyork, S. August. Die bei den Notstandsarbeiten in Newyork beschäftigten Arbeiter haben für Freitag Generalstreik angekündigt, und zwar als Protest gegen den von der Regierung festgesetzten Monatolohn von 93.50 Dollar. Die Notstandsarbeiten, mit denen diese Arbeiter beschäftigt sind, fallen unter das Arbeitsbeschaf- stmgsprogramm der Bundesregierung. Etwa 100 000 Ar beiter werden hiervon ersaht. Die Vertreter der meisten Vauarbeitergewerkschasten in Ncwyork haben sich mit den Notslandsarbeitern solidarisch er klärt und beschlossen, den Streik zu unterstützen. Aus Grund dieser Tatsachen hat noch am Donnerstag der Leiter des Newyorker Büros der Arbcitsbeschafsungsbehörde, General Johnston, sich am Rundfunk in einer Anspraci)e an die traten Ausschusses zum Kamps gegen die Arbeitslosigkeit, der u a. die Ausgabe hat, die Beschäftigung ausländischer Arbeiter und Handwerker zu kontrollieren und zu begrenzen. Eine andere Verordnung betrifit Matznahmen zum S ch u tz der Sparer, und zwar einen Schutz der Bevölkerung vor zweifelhaften Unternehmungen. Aus dem Gebiet der Handelspolitik bringen die neuen Verordnungen den Ausfuhrfirmen verschiedene Erleuchte rnngen, dagegen werden 23 Fndustrie-Einsnhrkontingenle abge- schassl. Die Verordnung, die sich mit Matznahmen zur Preis senkung besaht, betrissl hauptsächlich die Regelung des Fleisch Marktes. Die Lage der Landwirtschaft soll verbessert und der Kleinhandelspreis gesenkt werden. Die Präfekten wer den ermächtigt. Kleinhandelshöchstpreise für Fleisch festznsetzen. Die Gewinne solcher Firmen, die sür die öffentliche Ver waltung arbeiten oder liefern, werden mit einer voriibergeh-n- den Sondersteucr belegt. Eine weitere Verordnung sieht vor, datz die lOprozentige Kürzung der staatlichen Bezüge in gewissen Fällen gemildert werden kann, so z. B. für über 05 Fahre alte Rentner mit weniger als lOOOO Francen Einkommen. Ferner wird angekündigt, datz die Regierung Ende des Monats darangehen wird, eine besondere Verwaltungsorganisa tion auszuarbeitcn und mitzbräuchliche oder unnötige Ausgaben zu unterdrücken. organisierte Arbeiterschast gewandt, um den Streik zu ver hüten. Iohnston mahnte die Arbeiterschast eindringlich, von ihrem Streikvorhaben abzulasse», da sonst womöglich die etwa 1K Millionen hilsslosen hungriaen Familienmitglieder mit leiden müssten. Zones einer anderen Vanditenbande übergeben Schanghai, 9. Angust Einer hier aus Peiping eingetroffenen Nachricht zufolge haben die Banditen, die den englischen Journalisten Jones ent führt haben, ihren Gefangenen in der Nähe der Grenze von Tschachar und Fehol an eine andere grötzere Banditengruppe übergeben, die die Lösegeldfordernng auf 100 000 Dollar erhöht hat. Hierdurch und infolge des ständigen Standorlwechsels der Banditen sind die Bemühungen der Behörden um die Befreiung von Jones autzcrordentlich erschwert worden. Abessinien als lockendes Ziel „Interessensphären" um den „Schlüssel des Rus". Von jeher gingen alle Bestrebungen der „interessier« len" Mächte auf Kosten des allen Eiiigeborenensiaaleg 'Abessinien nach einer „Kontrolle" des in ihm liegenden Quellgcbieles des Nil. Nennt inan doch aus diesem t -runde 'Abessinien den „Schlüssel de s . c i l ". So ist es- zu begreifen. Sag sich mit der Erfüllung oder Nichterfüllung der zahlreichen internationalen Wüpsthe nicht nur das Schicksal dieses Landes, sondern auch das fernere Les der Nilländer entscheidet. Bor einer solchen Euiiche wag stellt Abesnnien nunmehr wieder einmal. Man nennt das äthiopische Kaiserreich einen ..Schlüs sel des Nil" wegen der in ihm liegenden nord ch n und westlichen Plateaus, die den ,,'estabei" zu Tale s uder >.n Blauen Nil, welcher Zentralabesünien bewässert den drei tausend Quadratkilometer grossen Tauaste in einer H'ch- gebirgshohe von 2700 Meter speist und in einem steilen Gefälle zu Tale faust, welches aus der wenige! als l-oO Kilometer langen Strecke vom Seeausgaug bis nach No- seira schon um IM" Nieter im Niveau nult. Seine AMs- ser bewässern nach der Regen'stt lEude Mei bis An-ang September) mit denen des Nst chen Nils dos u igel''»re Dreieck des Ghezira, des SuAandeltas. d üstu Kuinnssung England eifrig betreibt. 'Ausserdem wird der Mast stand des Nils durch seinen gewaltigen Nstbenslrom den Atbara, der 20 Kilometer vom Tanasee in über 2om> 'Niese: See höhe entspringt und noch andere F-lässt- ausnim n! gesp'-st. Der reigrnde Laus dieses Flusses nimmt ungebeur.' Bien gen des befruchtenden Lavafchlamums mit und eraieszt ne in den Nil. Es würde zn weit sichren, wollte man hier die Fülle der internationalen Schritte und Unternehmungen an führen. welche die „interessierten" Mächte mil mehr oder weniger Erfolg im Verlaine Ser letzten Fahr',eknle in Szene fehlen. Einige gesthichlliche Angaben mögen ze:gen, dass letzten Endes genau wie heule im wesentlichen Eng land, Frank r e i ch und Flalie n um „Fnlereii.'ir- jphären" feilschten. 18std verhandelten England und Feaatreicn nm Süd- abefsinien und Harar. 1d!>l einigt-'» sich England und Ita lien über ihre Fuleressensphären. d. h. über die Austeilung 'Abessiniens. ..Zur Kennzeicl nnng dm o genwä'Ugen Lage stellten Sie damaligen Protoloiie den Kernpunkt des Pro blems Abessinien mil den Worten Herons: ..Das italieni sche Gouvernement verpflichtet sieh, am .lll'ara zam Zwecke Ser 'Bewässerung keinerlei 'Anlagen zn lonstruieren. welche feinen Abflug in den Nil merkbar beeinilunstp." Man Halle sich aber die 'Aufteilung 'Abeinniens un blutiger vorgestelll. Zwar hallen -ich die Flaliener in Benadir. im Süden des Somalilandes, festgesetzt und auch die nördlichste Provinz Tigre s»steu>alisch durchsetzt sie täuschte» sich aber über die geistige Berfaisuug des abessi nischen 'Volles und die tatsächliche Mach! des alten Reiches. Es brachte ihnen im Fahre >Ak> die iurchlbaie Niederlage bei 'A d n a. Diese Gelegenheit nutzte Frankreich diploma tisch aus, indem es 1A97 mit 'Abesnnien ein vorteiibasles Abkommen abschlosz, wonach Djibnli, der Hasen von sran- zösijch-Somaliland, als offizieller Handelshasen 'Abessiniens anerkannt wurde, obwohl England gleichzeitig feine Häfen Zeila nnd Kisimajou Menelik II. anbol Doch schon im Fahre 1!>02, zur Zeit der schwierigen Bureniämpse, gelingt es England, eine» Vertrag mit Abessinien zu erreichen, der dieses Land sür alle Arbeiten am Blauen Nil, am Sobat und am Tanasee an die Zu stimmung der sudanesischen nnS englischen Negierung bin det, Groszbritannien aber Sie Regulierung des Blauen Nils und das Recht zubilligt die Kap — Kairo-Bahn über abessinisches Gebiet zu führen. Nunmehr vergeht kein Fahr ohne bedeutende Ereig nisse in und um Aegopten. 1903 begibt sich eine deutsche Mission unter Dr. Rosen an den Hof Meneliks. Es kommt IltOä zu einem deutsch abessinischen Handels- und Freund- schaflsvertrag, 1000 zur Errichtung der Deutschen Gesandt schaft in ASdis-Abeba. Fm gleichen Fahre schliessen England, Frankreich und Flalicn jene Lreimächtelonvention ab. die wieder „Fnter-