Volltext Seite (XML)
,r. siahrgang. Ar. «r» Sonnadend, n. Oktober lSZ« LeadtimtckrlN! «achrtchlea Dre»d«i tz»rnlvrea>er.eammelnumme, »a»4l «u> l«U «a«>>,e>0l»<t>e Nr. »oan «chniueiiong ». b->wine>»11 ««stell«: »re«de».«. t. «avenlNade s«/t» d«t V,Nch »»etmalst,«, Suftellim, »»n-«ch ».«0 «. seMtchltr»««- »0 Ar rrL«»Ho»n). »ur« V»ftbe,ug S.«v Mk. ,lnlch»edtt<b « VI,. Voftoebahe todn« V->lizul>eUuno«,tbüI,0 b«< 7m„ wltcheniNchem VeNand. »njelnummn lo Vt^. aubeehLlb »re«»««« ld VI». «metaei»- »reti«: Li« «tnlvalilg« >X> mm dreile Heile I» Vt,„ für au«iv«rt« «0 Big. gamllienanzelgen und LteUen,eiuche ohne «abaU ld VI,.. «ul,erhalt »d Vf,., dt« Iv mm breite «eName«e»e »00 VI». auherdalt »L0 «I» vllerienaetllti »o VI» «utwürtt,» Nulte««» aearn vora„«be,atluna »nick ». Vertag: Steplch » Velchardt, Lietden. Pusllche ^ülv, ta«b Lrrede» dtoch.ru« NUI mit deull.Ouellenangab« tDrcsdn. Vachr.I julässlg. Unverlangt» kekrtllllücke werden nid aulbewabrt Schiedsspruch slir Berlins Metallindustrie Secks- bis acktrrozeiitlm LolinMau Berlin. 10. Okt. In der Lohnstreitigkeii der Berliner Metallindustrie hat die Schltchterkammer unter Vorsitz -es Vortragenden Rates Dr. BölkerS heute abend 10 Uhr folgenden Schiedsspruch gefällt: 1. Die bisherigen Tarifmindestlöhne der Arbeiter über 18 Jahre werden in allen Lohnklassen um 8 Prozent, die der jugendlichen Arbeiter unter 18 fahren und die der Arbeite rinnen um 8 Prozent gekürzt. Di« «kkordberechnnngsgrund» lagen ändern sich im gleichen Ausmaße. 2. Diese Regelung tritt mit Wirkung vom 8. November 1980 in Kraft und läuft bis aus weiteres. Sie ist mit Monats frist kündbar, erstmalig vom Schluß der Lohnwoche, in die der 80. Juni 1091 fällt. Den Parteien wird von der Schlichterkammer empfohlen, zu prüfen, ob und in welchem Umfange durch Kürzung der Arbeitszeit Wiedereinstellung von Arbeitslosen bewirkt werden kann. Soweit der bisherige Bestand an Arbeitskräften nicht ausrechterhalten werben kann» wird den Arbeitgebern empfohlen, durch Arbeitsftreckung Entlassungen größeren Ausmaßes zu vermeiden. Fri/t zur Erklärung über den Schiedsspruch ist den Parteien bis zum 18. Oktober iMO gesetzt. Bei der Verkündung des Schiedsspruches führte der Vorsitzende Vortragende Rat Dr. Völlers folgendes zur Begründung aus: Die Schltchterkammer ist überzeugt, daß eine Lohn senkung erforderlich ist, um die GestehnngSkosten der Wirtschaft zu senken und damit der immer mehr um sich greifenden Arbeitslosigkeit z« ftenern. SS ist sozialpolitisch richtiger, die Löhne, die in Zeiten eines guten Ganges der Geschäfte festgesetzt sind, zu senken, als durch Festhalten an dem bisherigen Lohnniveau die Krise zn verschärfen und weitere Arbeitskräfte der Arbeitslosigkeit anheimfallen zu lasten. «tlmliskürmno sw die BMrdemnMsiellien <Für einen Teil der Auslage wiederholt) Berlin, 10. Okt. Wie wir erfahren wird als Folge der Kürzung der Beamtenbezüge auch eine Minderung berDienst- beziigc der unter den Angestelltentartsvertrag fallen de» Netchöangestellten erfolgen. In dem bezüglichen Erlaß des Reichssinanz Ministers vom 4. Oktober an die Reichsbehörden wird zur fristgerechten Kündigung der laufenden Einzclverträge sämtlicher bet der Netchsver- waltung beschäftigten Angestellten aufgesordert. Diese vor sorgliche Kündigung, die zum 91. März 1091 erfolgen solle, bezweckt den Abschluß neuer Einzeloerträge, die eine Kürzung der DienstbezSge mit Ausnahme der Kinderzuschläge um 6 Prozent vorsehen. Ueber den Abschluß wird zu gegebener Zeit noch besondere Mitteilung durch das RetchsbesolbungSblatt er gehen. Die geplante Maßnahme wird auch gegenüber den an der Relchsgrenze beschäftigten Angestellten, auch wenn ihr dienstlicher Wohnsitz im Auslande liegt, sowie gegenüber allen sonstigen im Auslande beschäftigten Angestellten durchgeführt werden. Bo« der geplanten Kürzung der Dienstbezüg« werden unmittelbar betroffen SVOVV Angestellte: die der Reichs bahn und Neichspost sind in diese Zahlen nicht eingerechnet. Im Fall, baß Länder und Gemeinden sich dem Bor gehen des Reiches anschlteßen, werden 80900» Personen derselben Kürzung ihres Einkommens unterworfen, die für die Beamten vorgesehen ist. zordtkimsen örS LaaddundeS an die «eickSngterim« Berlin» 1». Okt. Da» Präsidium de» RetchSlandbundeS hat in einem Schreiben an die Retchsregterung die vom Bundesvorstand am 29. September festgelegten Ziele der Wirtschaftspolitik Übermittelt. An dem Schreiben wird neben dem Trtbutmoratorium ein grundsätzlicher Wandel in der Zoll- und Handelspolitik gefordert. Erneut wird auch die Forderung nach sogenannten Dumptngmaß- nahmen tZollzuschläges aufgeftthrt, die angesichts des russischen Angriffs höchste Bedeutung erlangt hat. Weiter wird so fortige Erhöhung der Weizenvermahlungs quote aus 100 v. H. und die Einführung eines Verwen- dungszwanges für inländische Gerste, Malz und Hopfen ge fordert, sowie die Ausgestaltung der Ost Hilfe und die Einbeziehung auch des westlichen Grenzgebietes in die Ost Hilfe. Ktin AiiSickeckm Lmllus aus dem Kabine» DK Deutsche Vollspartei vertagt die Entscheidung über das Finanzprogramm vraütruolilung uuaoror SorUoar SvkrUUoltuun Berlin, 10. Oktober. Die NeichstagSsraktton der Deutschen Volkspartct trat heute nachmittag um 9 Uhr im Reichstag zu einer Sitzung zusammen, um insbesondere die Stellungnahme der Fraktion zum Programm des Kabinetts Brüning zu be raten. Die Fraktioiissitzung zog sich bis in die neunte Stunde hin. ohne daß bestimmte Beschlüsse ge faßt wurden. Die Fraktion wird am Montagvormittag vor der Plenarsitzung des Reichstages erneut zusammentreten, um die Beratung über das Rcgierungsprogramm weiter- z u f ü h r e n. Ob man am Montag schon zu einem bestimm, tcn Beschluß hinsichtlich des von der Negierung vorgelegten Sanierungsprogramms kommen wird, steht noch da. hin, da inzwischen Verhandlungen zwischen den Parteien der Mitte cingeleitct worden sind, die de» Zweck verfolgen, eine bestimmte und vor allem ausreichende parlamentarische Basis für das Kabinett zu schassen. Von seiten der Fraktion wurde ei» Ausschuß gebildet, der sich- mit dem Regierungs- Programm ganz besonders eingehend befallen und Bor» schlüge zur Ausgestaltung -es Regierungs programms machen soll. Die stundenlange FraktionSsitznng verlief im übrige« ziemlich »ebl'g't. da sich in der Fraktion zwei Gruppen zeigten, deren Ansichten zunächst noch ziemlich weit auseinanbcrglngc». Ans der einen Seite standen die Abgeordneten, die bereit sind, das Kabinett Brüning zu unterstützen und die eventuell auch ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie in den Bereich des Möglichen ziehen, während ihnen auf der anderen Seite die Abgeordneten gegenüberstandcn, die eine ausdrückliche D i st a n z i e r u n g vom Kabinett und die Schaffung einer RcchtSregierung wünschen. Dr. Curtins legte in längeren Ausführungen di« Not wendigkeit der Unterstützung beS Kabinetts Brüning durch die Deutsche BolkSparte' dar und konnte «ine Be» fchlnßfallung in dem Sinne einer D'stanziernng im Ver ein mit den der Bankwelt «nb der Industrie nahestehen de» Abgeordneten zunächst verhindern. Diese letzteren wiesen nämlich darauf hin, daß eine Gesähr- düng der parlamentarischen Aussichten des Kabinetts Brüning eine stärkere Deronte an den Börsen sowie Kredttschwterig- keiten Hervorrufen würde. Hinzu kam noch, daß der der Partei angebörendc Neichsbankpräsident Dr. Luther die Fraktion willen ließ, daß er ein Abrücken vom Kabinett Brüning für bedenklich halten müsse. Wenn es nun auch gelang, eine gewisse Ueberetn st immun«, in der Richtung hcrbciznstthrcn. daß das RctchSkabtnett nicht als ausgesprochenes Koalitionskabinett anzusohcn sei, und daß auch infolgedessen die Fraktion der Deutschen Bolkspartet: gegenüber der Regierung in ihren Entscheidungen ungebun den sei, so kam man zunächst doch dahin überein, die endgültige Beschlußfassung heute nicht vorznnehmen, sondern zunächst einmal abzuwartcn, was aus den Verhandlungen, die zwischen den Parteien aus eine Stützung des Kabinetts Brüning ab- zielcn, herauSkommen wird. Eine starke Uebcreinstimmung zeigte sich dagegen in der Fraktion in der Äeurteiluna von Einzelfragen deS Regierungsprogramms. Hier Abänderungsmöglichketten zu schassen, soll die Aufgabe des von der Fraktion eingesetzten Ausschusses sein. Naturgemäß wurde auch in der heutigen FraktionSsibung die Krage der Außenpolitik eingehend behandelt, auf die der anwesende RetchSaußenminister Dr. Curtius ebenfalls des näheren einging. Bon seiten der Fraktion wird aus drücklich erklärt, baß irgendein Antrag auf Abberufung des Neicstsaußcnmtntsters Dr. Curtius der Fraktion nicht Vor gelegen hätte. In der Aussprache, die der Außenpolitik ge widmet war. zeigte sich, daß es hierbei durchaus nicht um die Person beS ReichSaußenministerS ging, sondern um die außen politischen Probleme, die sich naturgemäß im gegenwärtigen Zettvunkt aus die Frage einer Revision des immer mehr als untraobar sich erweisenden BoimavlaneS zuspttzen. Der von einem Teil der Linkspresse vorausgcsagte Konflikt der Fraktion mit Dr. CnrtinS ist also nicht ein, getreten. Aber auch hinsichtlich der Behandlung der außenpolitischen An gelegenheiten kam die Fraktion heute noch zu keinerlei ab schließenden Ergebnissen. Neberhauvt dürste die wettere Stellungnahme der volkSparteiltchen Fraktion maßgeblich da von abhängig sein, wie sich die anderen Parteien, die biS- her die Front der Regierungsparteien darstellten, verhalten werden. Ser Mai»» wiederum tckrrilenea London, 19. Oktober. DaS Flugzeug .Columb a" landete nach glücklich vollendeter Neberqnernng des Atlantische« Ozeans auf TreSco, einer Insel der Scillqgrnppe in der eng lische« Grafschaft Cornwall. DaS Flugzeug .Columbia" ist völlig intakt und beabsichtigt, am Sonnabend nach London wcilerzufliegen. ES war 210 Kilo- meter nach Süden abgetrieben worben und kam deshalb von Südwcsten nach Trcsco. wo es dann wegeuBreunstoff- mangels no^elawdet ist. „Revolution über Deutfchlan-" Unter diesem Titel hat der durch seine historischen Ar beiten über den Marxismus im Heer und soziale Heeres- mtßstände bekannte Archivrat im Ncichsarchiv, E. O. Volk mann, ein sehr interessantes Werk verössentlicht, das sich zur Ausgabe stellte, den Ablaus der Novemberrevolution zu schildern*). Knappe zwölf Jahre liegt der Beginn dieser unheilvollsten Epoche der deutschen Geschichte zuruck. Wir alle haben sie schaudernd miterlcbt und wir alle leiden heute noch schwer unter den Auswirkungen dieser grauenhaften historischen Geschehnisse. Und trotzdem! Obwohl uns alle diese Dinge aus eigenstem Miterlebcn vertraut sind, folgen wir dieser flüssigen Darstellung mit einer Spannung, als hörten wir von de» Ereignissen dieser Revolution zum ersten Male. Das hat mehrere Ursachen, die teilweise ein Verdienst des Verfassers sind. Mit größer Darstellungskunst schildert er das Wirken dreier Personenkretse, die es seiner Ansicht nach verstanden haben, in dem revolutionären Chaos einen Damm gegen die drohende Bolschewisierung zu errichten. Es seien dies die zu einem Bündnis vereinigte Oberste HeereS- leitung unter Htndenburg und Grüner, das Offi zierskorps, und wie der Verfasser darzulegen sucht, von der Mehrheitssozialtstischen Partei Ebert und Noske ge wesen. Um sie habe sich das ordnungsliebend« Deutschland und vor allem die jungen nationalen Elemente der Freikorps gesammelt, denen das letzte Verdienst an der Niederwerfung des Bolschewismus .zukommt. Daß Bündnis dieser festen Willenszcntren in den revolutionären Wirren genügt wohl, um die aufständischen Massen wieder zu leidlicher Ordnung zurück- zuführen, aber es reicht nicht mehr aus. um Deutschland vor einem Friedenöbiktat zu bewahren, dessen verhängnisvolle Auswirkungen wir in den letzten Monaten und Jahren immer stärker zu spüren bekommen haben. Der Verfasser spricht selbst in seinem Vorwort von den „drohenden Zeichen der Gegenwart". Und in der Tat. diese Zeichen machen das Buch besonders interessant. Aus den Fehlern der handelnden Per sonen der Vergangenheit lassen sich interessante Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Wir wissen, daß die selbstlose Hingabe der Ossiziere und des jungen natio- nalen Deutschlands Ebert, Noske und ihre Partei vor de« röteren Brüdern gerettet haben. Und schmerzlich haben wir es erfahren, daß der Dank der Sozialdemokratie nicht nur auS- geblicben ist — auf ihn Hot man bei vaterländischen Taten nie gerechnet —, sondern daß dieselbe Sozialdemokratie nach getaner Arbeit einen unerhörten Feldzug gegen ihre natio nalen Retter entfaltet hat. Ihr deutlichster Ausdruck ist die Heye gegen die Opfer der Femelüge. die in jenen wirren Zeiten im Kamps gegen Innere und äußere Feinde zu außer ordentlichen Mitteln griffen, um das Vaterland vor Lumpen, Verrätern und Spionen zu schützen. Diese Männer sitzen heute noch hinter Schloß und Riegel, weil es dem „Staat», mann" der Sozialdemokratie, dem preußischen Ministerpräsi denten Braun durch seinen Einspruch im Rcichsrai so ge fällt, obwohl tm Reichstag sich die Mehrheit f ü r die Amnestie ausgesprochen hat. Es besteht kein Zwetfek, daß bei einem neuen Aufflackrrn des Bolschewismus das nationale Deutsch land nicht mehr für die sozialdemokratischen Führer die Kastanien aus dem Feuer holen wird. Die Vertreter deS siegreich vorwärtsschreitenden nationalen Gedankens werden sich anderer Methoden bedienen müssen, als in der Zeit von 1018 bis 1020. Der Verfasser enthält sich solcher Folgerungen, die sich aber aus den Sck'lderungrn zwangs läufig für den Leser ergeben müssen. Er hat sich bemüht, wie er selbst sagt, sein persönliches Urteil zurückzustellen und dafür die handelnden Personen und die Ereignisse spreche« zu lassen. Er hat zu diesem Zwecke eine Form der Dar stellung gewählt, die den gewaltigen Stoff außerordentlich lebendig macht, die daö Werk flüssig gesta'tet wie einen span nenden Roman. Es Ist die häufige Anwendung der direkten Rede, selbst bei der Wiedergabe der vertraulichsten Gespräche der handelnden Personen, ja sogar die Einschal, tung von Reflexionen bei ernsten Entscheidungen. Alles in der Absicht, die Beweggründe der Führer scharf hcranSzn- arbciten. Wie Volkmann in seinem Vorwori sagt, will er damit ...Klarheit über die Beweggründe des Handeln der Männer schaffen, die tm Mittelpunkte des Ge schehens standen". Aber man wird, so interessant und an regend für den Leier diese Art der Darstellung an sich ist, eine gewisse Vorsicht walten lassen müssen. Denn der Verfasser hat. wenn er die vertraulichen Vorgänge in dieser Form uns aufschsteßt. zweifellos persönliche Mittet- lnngen der noch lebenden Personen verwendet Daß dabet Einseitigkeiten in der Darstellung, unwillkürliche Korrek turen zugunsten der betreffenden Persönlichkeiten stattfinben mußten, ist selbstverständlich. Die Erfordernisse strenger Ge schichtsforschung sind also nicht erfüllt. Man wirb das bei der Lektüre beachten müssen. Aber es ist kein allzu großer Nachteil, wenn man bedenkt, wie außerordentlich lebendig dadurch die Ereignisse geworden sind, und wenn man weiL *) ». O. Volkmann: „Revolution über Deutschland." 1SS0. »erhard «taMng, Oldenburg.