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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120309010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912030901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-09
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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der Kinder ncn liege es sähen zu er- Ücrstand zu md Einfach- Zemcrlungen :sen und die rcht. er von der findet, daß ernachläjsigt erbt er, Sah Menschen- an so blut- ilden." Di« vor allem, nen fast nur altung und nterrlcht in > Komödien. I des weib- «t. Er be- en jungen sie vor dem im Kaffee- ouper, beim in sich selbst eben sei ge- ikenschcn be- zu sein." n Friedrich nr fugend, ifaiscü: Er he Bildung n Mädäien c der Kna ll durch die ihnen Ge- icrden. Der Musik und ments. Die daß sie in die Pflich ten. Dazu icher Weise )ußt, damit n Einwand i, wie der t. Er stehl em Manne s", sagt er. ebenbürtig :oßen Für- aten besser ganger. Er rröckc" ge- üsse. Hier aunde doch Theresias ihm nicht, ichen und geht noch n gleicher r ist: ..Bei sagt er. igen über- n sollen eisilbige ung ge- ergänzt, Wortes n neues Wörter chstaben enname hreszeit in der adt in it. Lachsen e. Festung. Schott- Be- n. 1912 extra) tion sin ri:«i l tzalt", 8ier- u. sprsi«e. BezugS-PretS Ar LetvNa »nd V««»tt« durch »»Irr, Irdar, und 8»»dtt»ur« Lmai ttulich tu» vau» »rdrochi «VI. «,notU,r.N>«r. vt«tt«Nad,t V«, un>«r> NUialru ». «u» nähmest«»«» aduckoN IS VI. monutU. LS Ät. oi«rt«Na>»rt. Dur« »« V«N! tnn«il>aN> D«ui>ch>and. und der drutlch«» Xoloni«n oi«ii«Nod,t ».« M».. monott. l.L> Mt auulchl. Volid«ft,Ug«tv g«kn«r tn Vrlai«^ Daxrmatt. b«n ^«nauftaoten. 2tal>«n. t!ui«n>duiu. N,«d«ilund«. w«,en e.>«)trii«i<t,. Unuarn «uhland. Echwedrn, VMwrtt u trounlrn. du oll«a udkiu«" ^ioul«n nui k»i«N du,<d dt« Trichan»n«u« o«» Vlollr» «rtzanuch Da, U«n>«a«i ragidlatl «n»«in« emal täftNL. tzoiin» » ii«<rrta<i, uu< m»ra«n». ÜU>»nn«n>«nl,«Nnnudm» A»d«»»i»uaN« 8. d«» un>«l«n I,oa«rn. NN>al«n.üt>,dl>rul«» und Annahme»«»«». >»w>« Vuilaml««» und Vriktlioukin. cht»i«l,«iraut,»i,t» io Vt. Nr. 125. Morgen-Ausgabe. i'cip.rigcr T agMM 114«N2 («dchlduschtu») . i 14K92 Machtan,chtutz) Tkl.-Änlchl.^««9Z ^..^1.^4 633 Ämtsvsatt des Aates und des NoNzeiamles der Lladt Leipzig. Sonnsvenü, üen 9. Mär; l9lS. Antigen.Preis los. Zsh. flr 2n,«ral« au» U«t»Na »ad Um,«bu», tzt« tlpnltt,« P«NU«N« »P,_ »I« A«N-m- z«n« I Vir. »an au,»»n, »U vr. -i«ttamk» 1Ä Vit. ZiN«rote von V«l>Srd«n tm am». Nch<« T«N dl« V«I»t,«U« «> PI <S«Ichost,an»«ia«a mit Ptatzvorlchrtsten in> Pr«N« «rhöhl. Rabatt nach Tarts V«tta,«aedühr <S«lamt- aullagr b Ml o Tau>«nd «rkt. Poftgrdühr. TrtldtNag« hüb««. F«st«rt«Nt« Rutlraa« iSnn«n nicht zurück» a««ogen w«rd«n. »Ür da» Lr,ch«tn«n a» b«sttmml«n Taa«n und Plij»«» wird kriu« Garantt« Ud«rnamm«a. h^>»,^a«n-Annahm«; A»ha»»ti,aü« ti. Amtlichen gtiiatrn » allen Annoncen» ^<>2«dtttoaen de. In» und Aurtande» na» Verl«» »«» Fisch«« L ttürft«) ^2ndad«r: Paul Mtrftrn. idilchitt.Ii«!«: idannt»uolle 8. '«. ^ttal« Dre,den: -t tlelevd-n «I2N. _MU- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seiten, die vorliegende Morgennumme' 2' Seiten, zusammen 30 Seite«. Vas Wichtigste. * Der Kaiser stattete am Freitag der Verwal tung des Norddeutschen Lloyd in Bremen einen Besuch ab. (S. bes. Art. L. 2.) * Bei den gestrige» Präsidentenwahlen im Reichstag wurden Präsident Dr. Kämpf sFortschr. Vpt.) und zweiter Vizepräsident Dove (Fortschr. Vpt.) wiedergewählt. Zum ersten Vizepräsidenten wurde Dr. Paasche (Natl.) ge wählt. (2. Leitart. 2. 1 und Bericht 2. 11.) * Die Sächsische Erste Kammer beschäf tigte sich am Freitag mit mehreren Petitionen. (2. Bericht 2. 12.) * Die 2ächsische Zweite Kammer er ledigte am Freitag in Schlußberatung den Gesetz entwurf über die A n st a lt s f ü r s o r g e an Geisteskranken. sS. Bericht S- 12.) * Tbeateranzeigen siehe Seite 1«. Las liberale Präsidium. —n. Bis zum letzten Augenblick war das Gesamt ergebnis der Ncichstagspräsidentenwahlen ein Ge heimnis. Als Dove zum zweiten Vizepräsidenten gewählt worden war, wußte inan noch nicht, ob er onnehmen würd». Hätte er abgclehnt, so wäre alles mlsdrr in Zweifel gesieilt worden Die Präsidenten wahl hat sich als eine verwickelte Unterhandlungs aufgabe für Diplomaten, als ein Rechenkunsistück für volitische Rechner erwiesen und Ziemlich alle haben sich dabei verdivlomatisiert und verrechnet. Auch das deutsche Voll wird einige Zeit brauchen, um zu ver schnaufen und zu verstehen, was denn eigentlich vor sich gegangen ist. Der Reichstag der Ionuarwahlen von 1912. der beiden liberalen Parteien, den Nationalliberalen und den geeinten Fortschrittlern, eine nicht unerhebliche Minderung der Abgeordnetensitze gebracht hatte, hat sich einen rein liberalen Vorstand erkoren. Die ..ältesten Leute" können sich nicht erinnern, derartiges erlebt zu haben. Es gibt nur eine Fraktion, die sämtliche auf die Präsidentensitze erhobenen Abge ordnete gewählt hat; das ist die nationalliberale. Die Fortschrittler haben nur den Präsidenten Kaempf mitgewählt, dagegen ist sowohl der erste Vizepräsident, als der zweite Vizepräsident gegen die Stimmen der Fortschrittler gewählt worden, da diese beide Male mit den Sozialdemokraten zusammen gingen. Herr Dcve ist von seinen eigenen Leuten ver schmäht worden. Das ist ein Verwechslungsspiel, das an die Motive des alten Lusttlpiels gemahnt. Wie weit sich technisch das rein liberale Präsidium bewährt, wird zum großen Teil von dem persönlichen Geschick der drei Männer abhängen. Unstreitig aber zeigt die Wahl vom 8. März, dem Vortage des Todes des ersten Kaisers des neuen Deutschen Reiches, auf der Gesinnungsseite hocherfreulichc Mo mente. So angreifbar das Verhalten der Nationalliberalen in Len zurückliegenden Wochen war, so dankbar muß anerkannt werden, daß die Fraktion sich einmütig auf den Standpunkt gestellt hat, einem Sozialdemokraten, der nicht in vollem Umfange die durch die parlamentarische Uebuna eingeführten Verpflichtungen gegenüber dem Thron erfülle, gebühre das Ehrenamt eines Rcichs- tegspräsidenten oder Vizepräsidenten nicht. Die Er fahrungen. die mit dem Abg. Bebel nach den Prä sidialoerhandlungen gemacht wurden, waren eine be deutsame Etappe auf dem Wege zu dieser Ueber- zeugung. Hoffentlich ist damit das Kapitel in der Geschichte der nationalliberalen Partei abgeschlossen, zu dem am 9. Februar die Ueberschrift geschrieben wurde. Der Tag dieses heilsamen Entschlusses er scheint nicht geeignet, rückwärts gerichtete Betrach tungen anzustcllen oder Vorwürfe zu erheben. Um so weniger, da di« nationalliberale Fraktion ihre Un abhängigkeit und ihren Willen zur Gerechtigkeit noch weiter darin gezeigt hat. daß sie auf die Einbeziehung eines Mitgliedes d«r Parteien rechts von ihr hingearbeitet hat. Dem Vernehmen nach hätte cs dem Wunsche der national liberalen Fraktion entsprochen, «in Mitglied des Zentrums, d«r nach d«n Sozialdemokraten größten Partei, oder ein Mitglied d«r Rechten in das Prä sidium hineinzuwählcn. Welche Beweggründe auf der anderen Seite wirksam waren, dies« Zusammen setzung auszuschlicßen, läßt sich nicht ohn« weiteres durchschauen. Aber die Lage ist ebensowenig danach angetan, nach jen«r Seite Vorwürfe zu richten. Die Rechte und Las Zentrum haben sowohl für den Ab- geordneten Paasche, wie für Dove gestimmt. Dahinter tückische Pläne zu vermuten, stände nicht wohl an. Die Parteien, die dies« Männer gewählt haben, werden, wenn ihre Geschäftsführung dem ent spricht. was man von ihnen erwarten kann, sie sicher lich auch weiterhin stützen. Möge das Präsidium sich in den kommenden Mo naten bewähren, mögen auch die Mitglieder der Fortschrittlichen Volkspartei, die das Heil in einem immer weiteren Abgleiten nach links sahen, erkennen, daß doch vieles sie von den Nachbarn zur Linken trennt und daß — um an einen bekannten Ausspruch eines preußischen Demokraten anzuknüpfen — das Herz der preußischen und der deutschen Demokratie nicht bei jenen sein kann, sondern dort, wo die deut schen Fahnen wehen. Der antimonarchischc Sinn der Sozialdemokratie, der sich leider von neuem ent- hüllt hat, hat diese Partei gehindert, Subjekt der Geschäftsführung des Reichstages zu werden. Sie ist in der Folgezeit dazu verurteilt, in den Plenar- Verhandlungen der Hauptsache nach Objekt der Ge schäftsführung zu sein. In dieser Lage haben sie auf eines Anspruch: auf volle Gerechtigkeit. Sic soll ihnen, die jetzt mit Ingrimm die Ver drängung Schcidemanns empfinden, zuteil werden. Wie einst 1907 nach dem Siege der Wähler über die Sozialdemokratie der Ruf erklang: „Nun erst recht Sozialpolitik", so gilt jetzt für die Geschäftsführung des Reichstags: „Nun erst recht strenge Gerechtigkeit gegen die Partei der 110 Mandate." Wenn Konflikte entstehen — und es ist kaum abzusehen, wie sie bei der barrikaden wilden Stimmung zahlreicher sozialdemokratischer Abgeordneter vermieden werden können — dann soll vor dem ganzen Lande offenkundig sein, daß das Recht auf seiten der Geschäftsleitung des Reichstags und der hoffentlich einmütig hinter ihr stehenden Mehrheit sich befindet. Oie Meuterei Ser Prätorianer. An Tacitus' markige Schilderungen militärischer Meutereien gemahnen die Meldungen über den jüngsten Aufruhr in Len nordchinesischen Städten. Sein nächstes Gcgcnbild ist die Er hebung der kaiserlichen Leibwache gegen den selbst oon Soldat«» auf den Thron gesetzten Galba. Auch Ruanschitai hatte seine persönliche Herrschaft, Li« jo eigenartig zwischen republikanischem Amte und cäfarischer Gewalt schillert, zunächst auf die Bajo nette einer an seine Person geknüpften Leibwächter schar gründen zu müssen geglaubt. Und gerade von dieser Seite ist sein« erste große Gefahr gekommen! Schon wochenlang vor dem Ausbruche der Em pörung soll der ..Diktator" aus Angst vor seiner eigenen eschutztruppe seinen Zainen nicht mehr ver lassen haben! Vielleicht entstammte auch das vor einiger Zeit gegen ihn versuchte Attentat bereits den selben soldatischen Kreisen, und es ist bezeichnend ge nug. Laß einer der ersten Wege der Aufrührer die Richtung nach der Behausung oon Chinas „mäch tigstem Manne" nahm. Sein Blut forderte die ver wilderte Soldateska, wie jene Römer einer grausen Zanuarnacht das des Galba. Und auch die Ursache war beide Male di« gleiche: Nichtzahlung beanspruch ter Löhnungen. Der knauserige Cäsar wollte seine Kerntruppe um ein versprochenes Extrageschenk be trügen. und der Chinese war mit der Sol'dauszahlung im Rückstände geblieben. Ist auch er einer von jenen unseligen Mammons knechten, di« sich von dem gleißenden Metalle selbst in ihrer Schiüsalsstuirde nicht trennen können, wo es gilt, die Ware gegen Macht umzusetzen, den plumpen Gebieter in seine Dienerstellung zurückzu weisen. daß er uns helfe, dir Leiter zum Höchsten in dieser Welt zu erklimmen? Ganze Welrreiche sind elend zugrunde gegangen, weil die Besitzer von Hundertmillionenschätzen vor einem kecken Eingriffe in ihre wohlgefüllten Schatzkammern zurückschrcckten. der Armeen von Zchntaujenden aus dem Boden ge stampft hätte, genug sie zu retten: weil sie den „Not pfennig" noch schonten, als die Not schon da war. Auch noch zu unseren Lebzeiten scheint ein reiches Haus im Nachbarlande durch den Geiz einen Thron verscherzt zu haben. Gehört auch Puanschikai zu dielen Armen am Willen? Denn der Ruf geht ihm nicht gerade voraus, daß er ein weltfremder Träumer sei, der es verabsäumt habe, die unentbehrlichste Grundlage ehrgeiziger Pläne rechtzeitig in seine Scheuern zu sammeln, da es ihm doch als hochgestell tem Mandarin vergönnt war. und in China noch keine guten Beispiele ethischer Vollkultur die bösen Sitten der Kaste bessern und die bösen Gelüste bändigen. Puanschikais Lehrmeister Lihungtschanq sagte man nach, daß seine lange Beamtenlaufbahn mit einem Ueberschusse von zwei Milliarden nach unserem Eclde abgeschlossen habe. Und Li hatte sein Hoffen noch nicht zu der Höhe erhoben, sich an die Stelle der Mandschudynajtie zu setzen. Es wird wohl niemand zweifeln, Laß auch sein Schüler für den Tag der Ernte oorgejorgt und Geld in seinen Beutel getan hatte. Wir glauben ohne weiteres, daß jetzt, nach mehrmonatiger Revolutionszeit, in Chinas fiskali schen Kasten eine schreckliche Leere gähnt. Da müßte eben der an die Spitze gelangte „Vertrauensmann" der streitenden Parteien — dem beiläufig keine ver traut — ein persönliches Opfer leisten. Mit den Soldaten es zu verderben, ist eines Staatslenkers schlimmster Fehler. Fast scheint es, als wenn Puanschikai auch schon di« zweite Todsünde eines Politikers aus sein Ge wissen geladen hat. Man munkelte in diesen Tagen davon, daß ihm in seiner Verlegenheit, ja Hilflosig keit — Zustände, die ein Staatsmann überhaupt nicht kennen darf — eine Unterstützung durch die Ausländer ganz recht sein werde, ja daß er vielleicht schon unter der Hand selber darum angehalten habe. Das wäre denn nun allerdings der Gipfel der Schmach! Finden sich denn nicht auch in den viel- tauiendjährigen Chroniken Chinas, aus Lenen seine gescheitesten Regierer, wie die verstorbene Kaiserin Tsuhsi. zu jedem Vorkommnisse der Gegenwart einen „klassischen" Parallelsall hervorzustöbern wissen, Be lege für -ie uns Westleuten besonders aus der fran zösischen Restauration von 1811 geläufige Tatsache, daß kein Fehlgriff die Völker schlimmer ihren Herr schern entfremdet, als wenn sie sich von fremden Bajonetten in ihrer Gewalt schützen oder in sie zurückführeu lasten? Es scheint ja, als wenn in der Tat es dem keines wegs unfähigen Manne gelungen ist, die Ordnung in Peking allein mit chinesischen Machtmitteln hcr- zustcllcn, die verstärkten Schutzwachcn der Gesandt schaften aus ihre eigentliche Aufgabe beschränkt ge blieben sind. Aber es hat offenbar einen Augenblick gegeben, in dem der „Diktator" gezittert hat. Dieser schwache Augenblick genügt so ziemlich, ihn aus der Liste der weltgeschichtlichen Eanzgroßen auszu streichen und gegen den ihm zu früh zuqcwandten Glauben, er werde der Reformator und Retter Chi nas werden, bange Zweifel aufsteigen zu lassen. Um so dringender geht die Pflicht an die Kabinette der an Chinas Gegenwart und Zukunft interessierten Mächte, beizeiten gründlich und ausreichend nach der Sicherung der eigenen Stellung zu sehen. Zur Erweiterung ües Inter- pellstiansrechts ües Reichstags —* Der verstärkte Geschäktsordnungsausschuß des Reichstages hat nach üoereinstimmenden Berichten 8 32 der Geschäftsordnung dahin abzuändern beschlos sen, daß der Reichstag die sofortige Besprechung einer Interpellation auch dann beschließen kann, wenn der Reichskanzler eine bestimmte Erklärung, ob und wann er antworten wolle, nicht abgibt oder die Frist zur Beantwortung auf mehr als zwei Wochen bemißt. Diese Neuerung bedeutet zunächst eine Verschärfung des Beschlußes, den der Geschäfts ordnungsausschuß in der Session 1909/10 gefast» hat. Denn in dem früheren Beschlüsse war dem Reichs kanzler eine vierwöchige Frist zur Beantwortung gelüsten. Die Verkürzung dieser Frist auf nur zwei Wochen muß die Bedenken gegen die getrogene Neuerung, die mit der Würde des Reichstages be gründet wird, erheblich verstärken. Ist es doch un- bestreitbar, daß eine Frist von zwei Wochen unter Umständen weder den Bedürfnisten der auswärti gen Politik des Reiches genügen, noch bei inne ren Angelegenheiten zur Beschaffung des notwendigen Materials ausreichen kann. Hiervon abgesehen aber verdient bei der Würdigung des vorliegenden Kommissionsbeschlusses der Umstand Beachtung, daß elbst das englische Unterhaus ähnliche Be ugnisse nicht besitzt. Dr. Josef Redlich schreibt sierüber in seinem Werk „Recht und Technik des englischen Parlamentarismus": „Der Minister kann die erbetene Antwort ohne Angabe von Gründen verweigern. Ein Insistieren eines Mitgliedes auf Beantwor tung ist geschäftsordnungswidrrg: jedoch ist inner halb gewisser Grenzen gestattet, die erteilte Ant wort zum Gegenstände weiterer, der Aufklärung einzelner Punkte dienender Anfragen zu machen. Eine einmal gestellte Anfrage darf aber nicht wie der vollständig gleichartig wiederholt werden. Nun aber — was gerade vom Standpunkte vieler kon tinentalen Parlamente als das Wichtigste erscheinen wird —: Eine Debatte über derartige Ausla gen ist völlig unzulässig. Im englischen Unterhause der Gegenwart gibt es keine Mög lichkeit für ein von der Antwort des Ministers unbefriedigtes Mitglied, eine Interpella tionsdebatte zu provozieren. Damit ist eine Hauptursachc der Verschleppung der Ge schäfte in manchen kontinentalen Parlamenten für das englische Unterhaus ausgeschlossen." Die Würde des englischen Unterhauses Hot unter diesem Verhältnis ebensowenig gelitten, wie die Würde des deutschen Reichstages unter dem bisheri gen 8 32 seiner Geschäftsordnung. Wäre es anders, dann hinge die Würde des Parlaments von der Möglichkeit ab, das Staatswohl zu schädi gen. Daß aber das Staatswohl durch unzeitigc Besprechung einer Interpellation nicht nur auf dem Gebiet der auswärtigen Politik, sondern auch auf dem der inneren geschädigt werden kann, bringt die Unterhaussitzung vom 6. März d. I. in Erinnerung. In dieser Sitzung nämlich hat Premier Minister Asquith di« Erklärung abgegeben: die Regierung sei bedacht, daß das Haus den Koblenz streik erörtere, doch könne er keinen Tag für die Diskussion festsetzen, da die Lage sehr heikel sei. An demselben Tage, an dem der englische Premier minister -so aus die Zweckwidrigleik und Gefährlichkeit unzeitiger porlamentarijckier Besprechungen hinwies, hat der verstärkte Eeschästsordnur.gsausschuß des deutschen Reichstages einen Beschluß gefaßt, dessen Verwirklichung es den radikalen Parteien erleichtern würde, in Zeiten sozialer Gärung Oel ins Feuer zu gießen, beispielsweise den Ausbruch eines all gemeinen Bergarbeiterstreikes herbcizuführen. Sie Vergarbeiterbewegung. Aus dem Ruhrgebiet liegen außer den Nach richten, die wir bereits in unserer gestrigen Abcndnummcr veröffentlichten, nur wenig neue Depeschen vor. Vor Sonntag dürfte sich in der Situation auch wohl kauin etwas andern, lieber die Konferenz, die Staatssekretär Delbrück mit Abgeordneten, die den Bergarbeitern nahestehen, am Donner-Stag hatte, wi» jetzt noch ' - gemeldet: Berlin, 5!. März. (Tel.; Anläsil' de Reden von Vertretern vcrschnde.tc'. z..- im Reichstage über die Beweguw, der As g- arbciter hatte der StaatSsekr tac des Innern gestern mit einigen von diesen Ab geordneten zu seiner Information eine Besprechung in seinem Dienstziinmer im Reichstagsgebäude. Alle weitergehendcn Mit teilungen der Presse über den Inhalt der Bc- sprcchung sind Zlombinationcn. Der Ausstand aus Zeche „Scharnhorst". Essen, 8. März. Tel.) Ter Streik auf der Zeche „Sä)arnhorsl" hält an. Heute fuhren von 320 TagcSarbcitern 176, von 110ö unterirdisch Be schäftigten 86. Mann an. Heute kam auf der Zeche der HilsSsteigcr August Meyer durch Zubruchgehen von Bergvcrsay zu Tode. Zwei in der Nähe ärbei- tendc Bergleute erlitten schwere Verletzungen. Partielle Lohnerhöhungen. Essen, 8. März. (Tel.) Einige Zechen des Ober hausener Reviers haben den Schichtlöh. ncrn eine Lohnerhöhung zugcbilligt. Tie Verwal tung der Zeck>c „Mont CeniS" in Herne beruft auf heute eine BclegschaftsauSschußsitzung ein. Auf der Tagesordnung steht u. a. Entgegennahme von Wün schen und etwaigen Beschwerden der Belegschaft. Duisburg, 8. März. (Tel.) Auf der Phönixzeche „Westen de" und den Zechen der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser" wurden die Schichtlöhnc um 37 Pf. pro Schicht, die gesamten Löhne um 8 bis 10 Prozent erhöht. Tie Belegschaft zeigt keinerlei Strcikgclüste. Lohnbewegung der oberschlesischen Bergarbeiter. Aus Kattowitz wird gemeldet: In einer Versammlung der fünf Berg arbeiterverbände wurde beschlossen, an die Direktionen der einzelnen Hütten und Gruben Oberschlesicns eine neue Eingabe auf Gewährung einer löprozentigen Lohnerhöhung -u richten, und zwar vom 1. April ab, sowie auf Beseitigung größerer Lohnuntcrfchiede zwischen gleichaltrigen Arbeitern. Zur Begründung wurde ausgeführt, daß die Löhne seit dem Jahre 1908 ständig gesunken seien und bis heute die alte Höhe noch nicht erreicht haben, während ander- seits der Lebensunterhalt bis 100 Prozent sich erhöht habe. Gleiwitz, 8. März. (Tel.) Eine Lohnbewegung hat plötzlich in Obcrschlesien machtvoll eingesetzt. Tic christliche, Hirsch-Dun ckersche, polni- s ch c und sozialdemokratische Berufsvcrcim- gung richteten heute eine gemeinsame Eingabe an die Zechenverwaltungen um 15 Proz. Lohnerhöhung. Sonntag werden große Bergarbeiterversammlungcu in ganz Oberschlesien abgchalten. Nrsteitrrausschüsle oder Organisationen? Aus industriellen Kreisen wird uns geichrieben: Die Antworten der Zechenverwaltungen auf die bekannte Eingabe der drei Bergarbeiteroerbändc sind dieser Tage den Organisationen zugcstcllt wor den. Wie nicht anders zu erwarten war, haben die Verwaltungen durchgängig den Standpunkt ein genommen, daß die Organisationen zur Ver rretung der Belegschaften der einzelnen Zechen nicht berufen seien, daß es vielmehr Sache des aus jedem Werke bestehenden Arbciterausschusie» sei, Anträge. Wünjche und Beschwerden der von ihm vertretenen Arbeiter vorzubringen. Dieser Stand punkt ist durchaus erklärlich und auch zu billigen. Zunächst stellen die Verbände nichts weniger als eine Vertretung der Gesamtheit der Belegschaften dar. da sie nur etwa 30 Proz. dieser umfasten. Sodann Haden die von ihnen aufgestellten Forderungen auch kei neswegs die einhellige Zustimmung der Ruhrbergarbeiterschast gesunden: sie werden vielmehr non einem nicht unerheblichen Teile dieser, den tn den Werkvereinen und ev. Arbeitervereinen organisierten Bergleuten direkt abgelehnt, und auch der im Ruhrrevier 10—50 000 Mitglieder zählende christliche Gewerkoerein hat sich dem Vorgehen der anderen Ver bände nicht angeschlosten. Aber lägen auch diese Ver hältnisse anders, so würde es doch nicht verständlich sein, wenn die Zechen, anstatt ihre Belegschaften auf die Vorbringung ihrer Wünsche Lurch die gesetzlich allein zu ihrer Vertretung berufenen Arbeiters»?' schüüe zu verweisen, sich mit den drei Verbänden in Verhandlungen «inlasten wollten: würden sie damit doch im Grunde nur den politischen Bestreb»>'gcn Vorschub leisten, denen diese dienen. * Vrue Folgen des englischen Streiks. Die Lage im englischen Bergarbcitcrstreik ist im allgemeinen unverändert. Ein Abgeordneter interpellierte den Premier minister Asquith, ob die Kohlenkrisc nicht Gelegenheit zu einer Debatte im Unterhause noch vor Donnerstag nächster Woche heben könne. Der Premierminister antwortete, doch dies nur von dem Verhalten der einzelnen Parteien abhängig sei. Auf weitere Fragen des Abgeordneten ant wortete Asquith ausweichend. Der Preis für Brot hat gestern von neuem Veachten Sie di- kleinen Inserate im „total-Anzeiger" der Abend-Ausgabe. -
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