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Memner Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich zioei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l,b0 Mk. Zkituttg sU SeifkksLöks. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Naum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 1d Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnbli?a!ionslrnft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 55. Kern sprech er: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 10. Mai 1910. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. Bekanntmachttttg. Die noch rückstänUgen Abgaben für elektrischen Strom zu Licht- nnv Kraftzwecken sind zur Vermeidung von Weiterungen nunmehr sofort an die hiesige Stadtkusse abznführen. Rabenau, am 9- Mai 1910 Der Stadtrat. Nsksnntmsvkung. Donnerstag, den 12. Mai ds. Js. Nachmittags k Nhr im Nathausgarteu Nebung der Pflichtfeuerwehr. Die Mannschaften der Pflichtfeuerwehr haben sich unter Anlegung ihrer Abzeichen (Armbinden) p ü nktlichum 6 Uhr einzufinden. Ausbleiben ohne genügende Entschuldigung >vird auf Grund Z 19 der Fenerlöschordnung bestraft- Rabenau, am 9. Mai 1910. Der Bürgermeister. Am Nah u«a fers. Rabenau, den 9. Mai 1910. — Der am 2, April 1872 in Rudolstadt geborene Kaufmann Alfred Hugo Krauße Und Kaufmann Friedrich August Günther, geboren am 14. April 1874 in Meißen, hatten sich beim Landgericht Freiberg wegen Betrugs und Beihilfe zum Betrug zu verantworten. Krauße übernahm mit Echler 1903 die in Konkurs geratene Möbelfabrik W. Morgenstern 'n Nabena u. Am 1. Januar 1907 trat Nßler auS. Krauße faud einen anderen Teil haber (Stephan), der sich mit 30 000 Mark beteiligte. Der Nabenauer und auch der Tha randter Vocschußverein hatten ihm ein Wech seldiskont-Konto bewilligt. Da das Geschäft 1907 zurückging, begnügten sie sich anfangs mit Tratten, später verlangten sie Akzepte und reduzierten das Konlo. Dadurch geriet Krauße >N Schwierigkeiten; auf Vorschlag des Buch halters Günther griffen sie zu Austauschwechseln. Sie haben auf diese Weise eine große Zahl Wechsel ausgetauscht, bis die Firma den Kon kurs anmelden mußte. Durch die Reitwechsel sind die beiden Vmschußveceine Rabenau und Tharandt erheblich geschädigt worden. Die Anklage legte Krauße Betrug in vier Fällen und Günther in 3 Fällen Beihilfe zur Last. Das Urteil lautete gegen Krauße wegen Be trug auf 3 Monate Gefängnis, gegen Günther ivegen Beihilfe auf 250 Mark Geldstrafe oder 25 Tage Gefängnis. — Sitzung des Gcmeindeverbaudes für das Elektrizitätswerk für den Plauen- schm Grund zu Deuben am 4. Mai 1910. Aus den Verbandsgemeinden Tharandt, Ra benau, Deuben, Potschappel, Niederhäslich, Hainsberg, Coßmannsdorf und Somsdorf ivaren 109 Mitglieder erschienen. Nachdem unter Vorsitz des au Lebensalter ältesten Mit gliedes der Anwesenden, des Gärtnereibesitzers Wild in Coßmannsdorf der Verwaltungsvor- sltzcnde G.-V. Nudelt als Vorsitzender der Ver bandsversammlung einstimmig gewählt worden war, wurde in die Tagesordnung eingetrcten. Das im Entwurf de» Verbandsmitgliedern vor der Sitzung zugegangene neuaufgestellte Ocksgesetz wurde mit einigen Aenderungen nach der Vorlage angenommen, nachdem der Vor sitzende betont hatte, daß die Neuausstellung bedingt worden sei durch möglichste Beseitigung von Differenzen, welche einige Bestimmungen des bestehenden Octsstatutcs in der langjäh rigen Praxis gezeitigt hätten, sowie die schwere Verständlichkeit des Statuts infolge Schaffung mehrerer Nachträge hierzu. Betreff-nb die Er werbung bez. Erpachtung der Wasserkräfte im Nabenauer Grunde und an den Tal sperren Malter und Klingenberg erklärte der Vorsitzende, daß die durch die im Vorjahre neuaufgestellte Dampfturbine ermög lichte Mehrerzengung elektrischer Energie durch den gesteigerten Mehrbedarf (z. Z. 25 Gemein den angeschlossen) voll aufgebracht würde, so ¬ daß in absehbarer Zeit Reserven an Maschinen wiederum nicht mehr vorhanden wären. Da in zwischen die Frage der Erschließung von Was ser!'ästen im Nabenauer Grunde sowie an den Talsperren spruchreif geworden seien, habe sich die Verwaltung mit dieser Frage nach Vor trag eines vom Ingenieur Friedrich und dem Vortragenden ausgearbeiteten Wirtschaftsbe- richles über Betriebsverhältnisse mit Dampf- und Wasserkräften eingehend beschäftigt, und sei hierbei zu der Uebcrzeugung gelangt, daß es als unverantwortlich erachtet werden müßte, wenn die Gelegenheit zur Erwerbung der Wasserkräfte nicht benutzt würde. An der Hand der ausliegenden Zeichnungen und graphischen Darstellungen, sowie der den Verbandsmitglie- dern zugängig gemachten Druckbeilagen wurde belont, daß durch die Erwerbung der drei Was serkräfte die Dampfanlage nur stundenweise an einigen Tagen im Jahre in Anspruch zu neh men sein würde und der Verbrauch an Kohlen von ca. 85 000 Mark pro Jahr sich auf ei» Minimum (man schätzt auf 15000 Maik) be schränken würde. Außerdem würde hierdurch eine Reserve in voller Höhe der jetzt zur Ver fügung stehende» Dampskräfle gewönne». Die Kosten für die Erwerbung und den Ausbau der Wasserkraft im Nabenauer Grund, sowie der Wasserkraft an der Talsperre einschließlich Leiiungsherstellung pp. sind geschätzt auf rund 261 000 Mk. für den Nabenauer Grund 102 400 Mk. für die Anlage in Malter und 115000 Mk. für die Anlage in Klingenberg 478 400 Mk. iu Summa welcher Betrag sich durch Verwendung von Kabel zur Leitungsverlegung an Stelle Frei leitung usw. um bedeutendes erhöhen würde. Der jährlich zu entrichtende Pacht für die Wasserkräfte an den Talsperren würde 20000 Mark betrage». Der Verband beschloß hier nach den Antrag der Werksverwaltung „die Erwerbung der Wasserkraft im Nabenauer Grunde nach Maßgabe des in Druck vorlie genden Kaufvertrages mit der Spinnerei Coß- mannsdorf; Eingehung des Pachtverhältnisses mit der Weißeritzialsperrengmossenfchaft über Ausnutzung der Wasserkräfte an den Talsperren Malter und Klingenberg nach Maßgabe des gleichfalls in Druck vorliegenden Pachlvertrags- entwurfes, sowie die Verwaltung zu ermäch tigen, etwa noch vorzunehmende Aenderungen an den, Pachtvertrag selbständig vornehme» zu können; mit der Ausführung vorstehender Beschlüsse die Verwaltung zu beauftragen und hierzu die Ausnahme eines Darlehns bis zu 500000 Mk. zu genehmig'n." Die Talsperren sollen 1913 in Betrieb gesetzt werden; die Wasserkräfte würden von diesem Zeitpunkt an fast den gesamten Bedarf an Energie er zeugen. Nach Vortrag von Erläuterungen zu den Bestimmungen des Beitrittes des Verban des zum Landespenstonverband für Gemeindc- beamte feiten des G.-V. Baumann beschloß der Verband im Prinzip den Beitritt aus Grund der bekannt gegebenen Vorlage und erhob diesen Beschluß zu einem orlsgesetzlichen. Nach kurzer Debatte gelangte ein Tarif für Großabnehmer für Kraftstromabgabe dem Prin- zipe nach zur Annahme nach der Vorlage und wurde die Verwaltung ermächtigt, derartige Sonderabschlüsse herbcizuführeu. Nach Be kanntgabe der erfolgten Jnruhestandversetzung des bisherigen Direktors Thomas wurde zur Wahl eines neuen Direktors geschritten und gemäß Antrag der Werksverwaltrmg der bis herige 1. Ingenieur Friedrich, der die Leitung des Werk's infolge Krankheit des Direktors seit zirka 1^ Jahr vertretungsweise geführt hat, eittstimmig zum Direktor gemäß vorge- trageuer Anstcllungsurkunde gewählt. Auf Anregung des Vorsitzenden wurde dokumentiert, daß dec Anschluß weiterer Gemeinden an das Weck nur »och zu erfolgen habe auf Grund der Basis, daß die betreffenden Gemeinden die Anlagekosten zu bezahlen haben, den Strom vom Verband im ganzen beziehen und an die Gemeindegliedcr selbst abgeben. — Die Bauarbeiten der Linienverlegung Hainsberg-Kipsdorf zwischen Specht ritz und Dippoldiswalde anläßlich des Tal sperrenbaues in Malter mit rund 125000 cbm Massenbewegung (worunter 50000 cbm fester Felsen), 10000 cbm Trockenmauerwerk, Pflaster uird Steinpackung, 400 m Nöhrenschleuse», 3200 cbm Beton, 7800 cbm Bruchstein-Kon- kcctmauerwerk, 22000 qm Wegversteinung und 7500 m Gleisherstellung, sollen ganz oder teil weise vergeben werden. Angebotslisten sind gegen Erstattung von 2 Mk. beim Eisenbahn- Neubauamt Hainsberg, woselbst die Ausschrei bungsunterlagen bis zum 24. Mai einzusehen sind und weitere Auskünfte erteilt werde», zu entnehmen. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Angebot auf Bauarbeiten der Linienvcrlegung Hainsberg-Kipsdorf" versehen bis 8. Juni 1910 bei der König!. General- direklion der Sächs. Staatseisenbahnen einzu- reichm. — Der evang. Arbeiterverein zu Coswig besichtigte am Himmelfahrtstage die Häuser- Kolonie in der Coßmannsdocfer Flur der Bau genossenschaft Dresden-Laud.- Die herrliche gesunde Lage fand allseitige Anerkennung und allgemeines Lob, trotzdem das ungünstige Wetter den Eindruck sehr beeinträchtigte. — Die Hausbesitzer in Dippoldiswalde beabsichtigen die Gründung eines Hausbesitzer vereins. — Vom 1. Juli ab wird der Regierungs rat Dr. Wimmer bei der Amtshauptmann- schaft Dresden-Altstadt als Hilfsar beiter in das Ministerium des Inner» ver setzt werden. — Im Mohorner Postamt wurde am Freitag früh ein etwa 2ljähriger Postbeamter aus Dresden, Sohn des Kaufmanns Mädlich von Weißer Hirsch verhaftet, als ec versuchte, eine an sich gerichtete über 355 M. lautende, postlagernde Postanweisung in Empfang zu nehmen. Die dort amtierende Postverwalterin, die Argwohn schöpfte, da Stempelnummer und Name ihr ausftelen, setzte sich, nachdem sie sich mit der Postdirektion Dresden verständigt halte, mit der Ortsbehöcde in Verbindung. Gendarm Zimmermann, der gerade gegenwärtig war, brachte M. nach Tharandt- — Am Freitag wurde in Oberlung witz wegen Verdachts der Brandstiftung der 24 Jahre alte Fleischergeselle Richard Franke verhaftet. Er hat eingestanden, die letzten drei großen Brände, die dieser Tage hier stattge funden, angelegt zu haben. Niedergebrannt hat er das Doppelwohnhaus seines Bruders, die Scheune des Gutsbesitzers Müller und das große Gut des Moritz Schubert. Als er am Freitag früh auch das Wohnhaus seiner Mutter in Brand stecken wollte, wurde er ertappt und verhaftet. Gründe für seine Verbrechen wußte er nicht anzugeben. Ec wollte in den nächsten Tagen nach Hamburg in Arbeit gehen. Die Abgebrannten sind sämtlich schwer geschädigt, da sie nur zu einem Teil versichert haben. — In Oberwiesenthal starb plötz lich am Herzschlag der in weiten Kreisen be kannte Besitzer des Hotels „Rathaus", Karl Georg Keller. Untröstlich über den Verlust des Gatten geriet die Ehefrau derart in Aufre gung, daß vier Stunden später ein Herzschlag auch ihrem Leben ein Ziel setzte. Beide Gatten haben ein Alter von 54 Jahren erreicht. — Kleine Notizen. Zwischen Taucha und Pönitz wurde von einem Streckenläufer die 17jährige Tochter des in Pönitz stationierten Bahnwärters Hänsel mit abgefahrenen Beinen und einer Kopfwunde tot auf den Schienen aufgefrmden. Ob Selbstmord vocliegt, ist »och nicht festgestellt. — In Ausübung seines Be rufes verunglückt ist in der Ziegelei in Sn- bcnhitz bei Falkenstein der Arbeiter C. Rudert. Ec starb auf dem Transport nach dem Kran kenhaus. — In Milkel bei Bautzen brannte das Haus der Frau Reck nieder. Beim Ein dringen in das Gebäude fand inan einen wohl- vocbereiteteu Brandherd. Ein brenmnves Licht, inmitten von Heu und anderen leicht brenn baren Stoffen, welche schon Feuer gefangen hatte», war ausgestellt. Unter dringenden« Verdacht der Brandstiftung wurden die beiden Bewohner des Hauses, Tochter und Schwieger sohn, in Bautzen verhaftet. Sie haben die Tat bereits eingestcmden. — — Die drei Männer, die einen jungen Mann in Neppis bei Großenhain in die Röder warfen, sind ermittelt worden. — In einem Zustande geistiger Erregung s choß sich in einem Schrebergarten in Dresden- Colta ei» Schloffergehilfe in selbstmörderischer Absicht aus einem Revolver eine Kugel ti« den Kopf — In Lichtenberg hat die bei Guts besitzer Max Schneider in Diensten stehende 31 Jahre alte Martha Frida Preißler, gebürtig aus Heidersdorf bei Sayda durch Erhängen ihrem Leben selbst ein Ende bereitet. DaS Motiv zur unseligen Tat soll Schwermut sein. Die Bedauernswerte wird als ordentliches, ar beitsames Mädchen geschildert. — Der im alten Forsthaus in Nassau wohnende Brigadier a. D. Müller hat sich durch Erhängen entleibt. Schwermut, in die er einer Krankheit wegen verfallen ist, scheint den alten Herrn in de» Tod getrieben zu haben. Dresden. In einem Schrebergarten an der Hölderlinstraße gab der 60 Jahre alle Ar beiter N. fünf Nevolverschüffe auf sich ab und verletzte sich schwer. — Ain Sonnabend nach mittag machte eine in der Jägerstraße wohn hafte 65 Jahre alte Privat« ihrem Leben wegen Krankheit durch Erhängen rin Ende. — Dec Antrag Günther betreffend jähr- lichcEinberufung des Landtages wurde abgclehnt. — Ein Straßenbahnzusammenstoß ereignete sich am Sonntag abend in der 7. Stunde aus dem Altmarkt in Dresden. Durch die her- beigerufene Feuerwehr wurden die entgleisten Wagen wieder iu die Schienen gehoben. — Aus Anlaß des Todes deS Königs Eduard von England legt der sächsische Hof Trauer vom 7. bis 27. Mai an. — London. Der König von England ist an« Freitag abend 11,45 Uhr sanft verschieden. — Beim Ableben des Königs Eduard von England war von seinen Kindern nur die Königin von Norwegen nicht anwesend. Sie telegraphierte, daß sie sofort abreisen werde. Dem Vernehmen nach befand sich der König den ganze» Abend über in schläfrigem Zustande. Nur zwischen 9 und 10 Uhr trat ein leichtes Erwachen ein. Daraus wurde er bewußtlos. — Die Zahl der Opfer des Erdbebens von Cartago wird ans 1000 geschätzt. — Der Traum vom großen Los. Ein niedliches Gcschichtchen vom Lotteriespiclen macht gegenwärtig in Reichenbach die Runde. Ein in kleinen Verhälniffcn lebender Einwohner hatte sich eine fertige Hose gekauft, in deren Taschen er ein Etikett mit der Num mer 7077 fand. Die vielen bösen Sieben schreckten den Mann nicht ab, auf diese Num mer sein Glück zu bauen und er wie seine Angehörigen tiäumten so viel von besseren künftigen Tagen, daß sie sogar das gemästete Schwein im Stalle in Geld umsetzten, um nur recht viele Zehntel von der glückverheißen den Nummer kaufen zu können. Diesmal aber hat die Nummer versagt. Eingesandt l Als ich an« Sonntag vormittag gegen 11 Uhr mit meinem Mädchen die Hainsbergerstr. entlang ging, kam ein hiesiger älterer Radfahrer in rasender Geschwindigkeit die Bismarckstraße hereingefahren. Er fuhr direkt in uns hinein, übersetzte die Bordkante und prallte an den Zaun an. Glücklicherweise wurde mein Kind nur leicht am Kopf verletzt. Da schon öfters solche Fälle vocgekommm, wäre es wohl not wendig, diese Straße den Radfahrern zu ver biete». Die Herru« glauben noch, das größte Recht zu haben, ihre Mitmenschen zu Krüppel zu fahren. Vielleicht schafft die hiesige Stadt gemeinde Abhilfe. P. E.