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-tr. «L8 - LO. Jahrgang Tonnrag den 24. September ächMeUMsmIlm Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage. «»«gäbe t mtt .Die Zeit in Wort und Bild- dierteljShrltch 2,10 In Dresden durch Boten 2,10 ^ In aaii» Deutschland srei HauS 2.82 A-, in Oesterreich 4,4!tV ^ «»«-abe «ohne MiMrterte Beilage dierleljShrlich I.diO F». Zn DrcSde,, durch Bolen 2.10 In ganz Deutschland sret HauS 2,22 in Oesterreich 4,07 L — Ltnzel-Nr. 10 4, Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden dte «gespaltene Petttzetle oder deren Raum m>» ^8 4 Reklamen mit 80 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholung,» entsprechenden Rabatt, Bachdruikerei. Redaktion und «-lchas'^t-ll« l Dresden, Ptllnttzrr Strafte 4». - Fernsprecher IlSOO FUrRSrtgabe unverlang«. Schristftüike keine iverbiudlichketl Redaktions-Sprechstunde: 11 dtS 12 Uhr, ltgsbs ^o/.u^itcsusUs! nvu»; vrnl klls HolL uoä 8lilkri.su ll tr II<1^1 l IIII ftj von 60 ^lurk ur» lti«-»>g« Lnovalil, gan.tig, itnlilresioo, liok», w»»»«ur»t>»>tl Atot-I'llu,«» l lolronn-tievrgon-tll.« iS >788 Paul tteinre Zperisl-kelrfvaren- uaä Wtren-kesckäft Drosclen-tX. unrvoil Lcke ViktoriastrulZe. goparstursn. siernspreclier 5979. Kinxslr. 26 gegenüber ä.bancl- »tüncliselien 8»nk. Xeusnssrtigungen. k^ernsprecker 5979. porreUan Ltoingut KristaU Oebrsuebs- u. I.uxus- Oegenstäncle Königs, kiokliekergnt ^nliäuser vrescle», Künig-äobrcnn-älr. So mutz mau s machen! Ein nachahmenswertes Beispiel, wie mcm katholische Blätter verbreiten soll, hat der katholische Arbeiterverein in Stuttgart gegeben. Seit einem Jahre sind durch denselben WO neue Abonnenten dem Hanptorgane der Katholiken Württembergs, dem „Deutschen Volksblatt", gewonnen worden. Die Sache wurde aber auch danach praktisch in die Hände genommen. Die Männer der Arbeit gingen trepp- auf, treppab, warben für das Blatt, errichteten Ablage- stellen, trugen das Blatt aus, zogen die Abennementsgelder ein, setzten Post und Telegraph in Bewegung, hielten 19 Sitzungen während des Jahres, um sich zu begeistern und zu belehren, suchten ihre Organisation auch nach ausw""ts anszudehnen und erreichten etwas. Die Abonnenten i m- men eben nicht von selbst, sondern müssen durch praktischen Umtrieb gewonnen werden. Wie wäre es wenn unsere katholischen Vereine zugunsten unserer „Sächsischen Volks- zeitung" das nachmachen würden? Mit den schönen Wor ten allein ist's nicht getan. Taten mus; man sehen lassen I In den Versammlungen finden die Zuhörer meist schon Abonnenten, aber man mus; jene Gesinnungsgenossen aus suchen, die nicht in die Versammlungen kommen. Auch das Kritisieren und Nörgeln ist nur eine negative Arbeit, die nicht einen Abonnenten herbeibringt. Hier heißt es prak tische Arbeit tun! Was nützen die schönsten Artikel in der „Sächsischen Volkszeitung", wenn sie nicht gelesen werdenI Die Katholiken sollten nicht vergessen, daß ihre Leitung zu den dringendsten Notwendigkeiten gehört; denn sie er füllt den schönen Beruf einer Mutter, die ihren Kindern täglich geistiges Brot reicht. Es sollte jeder Katholik für seine Pflicht halten, den Schatz von Kenntnissen und Wissen- schäften auf allen Gebieten des sozialpolitischen und nament lich des kirchlich-religiösen Lebens, den visiere „Sächsische Volkszeitung" dem Leser darbietet, durch ein Abonnement sich zu eigen zu machen. Für das vierte Quartal abonniert man auf die „Säch sische Volkszeitung" mit der tägl. Nomanbeilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1,80 Mark (ohne Bestellgeld), in Dresden durch den Boten ins Haus 2,10 Mark. Der Bezugspreis auf die Ausgabemit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Dm Zeit in Wort und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pf. Die Redaktion und Geschäftsstelle. Opfer der TNarokkoangelegenhett. Noch ist der Vertrag zwischen Frankreich und Deutsch land nicht abgeschlossen, und schon erheben sich Stimmen, die Opfer in unserer Beamtenhierarchie fordern. Das erste soll Staatssekretär v. Lindequist sein. Die Korrespondenz „D. R. N." will „von sonst gut informierter Stelle" wissen, das; Staatssekretär v. Lindeguist amtsmüde sein soll, und zwar sollen die Marokkoverhandlnngen daran schuld sein. Seine Stellungnahme, die der der nationalgesinnten Kreise des deutschen Volkes sehr nahe stehe, sei nicht genügend be rücksichtigt worden. Selbstverständlich schweben auch be reits Verhandlungen darüber, wer nun Chef im Reichs- kolonialamte werden solle. Eine bestimmte politische Gruppe sei eifrig bemüht, Stimmung für den Gouverneur von Teutsch-Ostafrika, Freiherr» v. Rechenbcrg, zu machen. Der „Tägl. Nundscl-au" will fast dünken, das seien zwei UnglllckSnachrichten ans einen Schlag. Aber das Blatt mag sich beruhigen, es ist nur eine fette Ente aufgeflattert, mehr nicht. Lindequist bleibt in seinem Amte und hat gar keinen Anlaß, zurückzutreten. Er konnte nicht von Anfang an in alle Einzelheiten eingeweiht werden, der Reichskanzler ist und bleibt auch der einzig verantwortliche Beamte, der mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes alles festlegte. Sobald die Kolonialpolitik berührt wurde, wurde auch Lindequist gehört und er wirkte dabei in sehr entscheidender Weise mit. Ein Grund zu einem Rücktritte liegt somit nicht vor, und wir wünschen auch gar keinen Wechsel im Ko lonialamte, das nun der Ruhe und Stetigkeit bedarf. Andere sehen als Opfer den Unterstaatssekretär Zim- mermann im Auswärtigen Amte an, weil er eine Unwahr haftigkeit begangen habe. Er soll, wie das „Berl. Tagebl." mitteilte, gesagt haben: „Die Marokkofrage wird in zwei bis drei Tagen in günstigem Sinne erledigt sein." Wer den Unterstaatssekretär kennt, der wußte sofort, daß er sich nicht so geäußert haben konnte; das war ein Ding der Un möglichkeit. Das Dementi kam gleich nach und danach ist die Sachs ganz anders verlaufen. Im Laufe des Mitt woch ersuchten mehrere Bankdirektoren das Auswärtige Amt um Auskunft über den Stand der Marokkoverhand lnngen, da mit der Möglichkeit einer neuen D6route an der Börse zu rechnen war. Der Unterstaatssekretär erklärte den Herren, das; der augenblickliche Stand der Dinge zu einer Abschwächnng der Börse keinerlei Anlaß geben könne, zumal die zwischen Herrn v. Kiderlen-Wächter und dem französischen Botschafter gcpflogenen Besprechungen sich auf gutem Wege befänden und begründete Aussicht zu einem befriedigenden Abschluß der Konferenz vorhanden sei. Einen bestimmten Termin hierfür hat jedoch der Unterstaatssekre tär nicht genannt, und es mus; einem Mißverständnisse zu geschrieben werden, wenn dem Unterstaatssekretär der Aus spruch in den Mund gelegt wird, die Marokkofrage werde „in zwei bis drei Tagen" in günstigem Sinne erledigt sein. Es wird als völlig puSgeschlossen bezeichnet, daß ein Be amter deS Auswärtigen Amtes, der in den Gang der Ver handlungen eingeweiht ist. sich in so bindender Form ge äußert hätte. Darum liegt auch kein Grund zu einem Rück tritte vor. Man morde doch nichl so unter der Beamten welt herum; waS in Berlin ist, soll tüchtig und gut arbeiten und dem Volke nützlich sein. Den Vogel aber schießen einige Alldeutsche ab, die Kiderlen in Pension gehen lassen. Warum? Weil er zu wenig erreicht habe. Abwarten! Noch kennt die Oesfcnt- lichkeit das Gesamtergebnis nicht und schon will sic mit der Antwort fertig sein. Staatssekretär Kiderlen denkt nicht an seinen Rücktritt, sondern an die energische Fortführung unserer Auslandspolitik, die er eben erst begonnen bat. Es ist also nichts mit den Opfern der Marokkokrisis. Gegen die unlautere Konkurrenz. Wie die immer wiederkehrenden Eingaben zahlloser Handwerkerorganisationcn erweisen, die sich allesamt und mit seltener Einmütigkeit geg»n das Fortbestehen des 8 100 g der Neichsversicherungsordnnng richtciß ist das deutsche Handwerk fast allgemein von der festen Ueberzen- gung erfüllt, daß es für dasselbe kein Gedeihen geben kann, so lange es die Fessel dieser Bestimmung zu tragen hat, durch die den Zwangsinnungen verboten wird, für die Pro dukte des betreffenden Gewerbes Mindestpreise festzusetzen. 8 100 <> besagt: „Die Innung darf ihre Mitglieder in der Festsetzung der Preise ihrer Waren oder Leistungen oder in der An nahme von Kunden nicht beschränken. Entgegeisiteheude Be schlüsse sind ungültig." Der 8 100 g ist bekanntlich durch die Novelle vom 26, Juli 1897 in die Gewerbeordnung hineingekommen. Zu dem Anträge wurde ausgeführt, daß hierdurch etwaige Ringbildnngen zur Verteuerung notwendiger Lebensbedürf nisse und sonstige unnütze Erschwerungen des Verkehrs und des Gewerbebetriebes verhindert werden sollten. Der Gedanke war, die Jnnungsmitglieder in ihrem Verhältnisse zur Kundschaft vor einengenden Beschlüssen der Innungen zu schützen. Man beabsichtigte zugleich für die Konsumen ten zu sorgen. Die Preise für die notwendigen Lebensbe dürfnisse sollten nicht durch Ningbildungen in die Höhe ge trieben werden. Also gegen ganz bestimmt angegebene et waige Eingriffe der Innungen in die Selbständigkeit ihrer Mitglieder waren Vorschriften in Aussicht genommen. Nach dem klaren Berichte der Reichstagskommission hat die Rege lung d.'r Verhältnsise der Jnnungsmitglieder mit ihren Ar rest rn durck. Jri.uugsleschlllsss dem Abgeordneten, als er zum 8 8K den Zusatz bu ntragte, nicht vo- Augen geschwebt, Cr wünschte daher auch nicht ein Veinol des Abschlusses von Tarifl'ertrügen durch die Innungen. Ter 8 100«, enthüll nach unserer Feststellung nichts weiter als das Verbot an die Zwangsinnungen, eine „monofolistische Warenpreisdiktatnr" zu beschließen, um sie vor dem Rückfalle in den alten Zunftegoismus zu be wahren oder ihnen jedenfalls keine gesetzliche Beihilfe da zu zu gewähren. Aber das Verbot: „Die Innung darf ihre Mitglieder in der Festsetzung der Preise ihrer Waren und Leistungen nicht beschränken", steht keineswegs einem Vorgehen der Innung im Wege, für die Lohnverhältnisse der Gehilfen schaft eine gewisse anständige Mindestnorm anzucrkennen, die die Gehilfenschaft fordert und bei allen Jnnungsmeistern gewöhnlich praktisch schon durchgesetzt hat. Im Gegenteil cnlspricht ein derartiges Verhalten der Innung, diese öffent- Der St. Vinzentiusverein. Die großartigste Organisation auf dem Gebiete der katholischen Caritas ist zweifelsohne der St. Vinzentius verein. Er ist nicht nur in allen Ländern Europas ein- gefsihrt, seine Konferenzen sind ebenso eingerichtet in Ame rika, Asien, Afrika, Australien und in Ozeanien. Alle Mit glieder, wo immer in der Welt sie ihre Liebestätigkeit aus- iiben, haben ihren einigenden Mittelpunkt im Generalrat zu Paris. Die Organisation hat ihren Namen vom heiligen Bin- zenz von Paul, jenem apostolischen Priester, der vor vier Jahrhunderten in Frankreich so segensreich gewirkt hat: der heilige Vinzenz hat den Verein seinem Wesen nach be reits selbst ins Leben gerufen, als er im Jahre 1621 die „Bruderschaft der christlichen Liebe für die Männer" grün dete und ihr die wesentlich gleichen Regeln gab, die heute noch für den Vinzcnzverein maßgebend sind. Der Vinzenz- verein in der heutigen Form verdankt sein Entstehen deni Glaubens- und Liebeseifer von acht Studenten, die im Mai des Jahres 1833 in einem Zeitungsbureau in der Straße Petit-Bourbon-St.-Sulpice zu Paris ihre erste Sitzung abhielten. Ihre Absicht war, durch den Zusammenschluß sich im heiligen Glauben gegenseitig zu festigen und die Armen für die Befolgung der Glaubens- und Sittenlehren wieder zu begeistern; als Mitel zur Durchführung der letz teren Absicht hatten sie fleißigen Besuch der Armen in den Familien und werktätige Hilfeleistung. Sie hatten Er folg. Schon in wenigen Jahren dehnte sich der Verein über ganz Frankreich aus, und bereits am 17. Mai 1846 fand der Verein auch in Deutschland Eingang, an diesem Tage wurde in der Pfarrei St. Ludwig zu München der erste Vinzenzvcrein Deutschlands gegründet. Seitdem ist der Verein unaufhaltsam gewachsen: heule hat die Zahl der bestehenden Zweigvereine (Konferenzen genannt) bereits 6000 west überstiegen: etwa 100 000 Mitglieder auf der ganzen Welt machen heute die oben erwähnten Besuche der Armen; nicht bloß Studenten, nein, Männer vom höchsten Adel und aus den vornehmsten Veamtenkreilen leisten heute Vinzenzarbcit; der erste Präsident des heurigen Katholiken tages, Graf von Gasen, hat sich mit Begeisterung unter die Vinzenzmänner gezählt, als er die Vinzenzvereins-General- versammlung im Lehrlingshause zu Mainz begrüßte. Hat der Vinzenzvercin noch die Aufgaben, wie er sie 1833 in Paris sich vorgesteckt? Nach dem Wortlaute der Satzungen in der Dresdner Fassung hat der Vinzcnzverein den Zweck, „nebst Linderung d§r leiblichen Not vornehm lich das religiös-sittliche Leben der Armen zu wecken und für die Erziehung von Kindern, die der Verwahrlosung ausgcsetzt sind, zu sorgen". Der Vinzcnzverein ist also sei- neu Grundsätzen treu geblieben; er will heute noch, was da mals die acht edlen Studenten in Paris wollten: die Armen für die Befolgung der Glaubens- u. Ssttenlchren begeistern durch fleißige Besuche und durch leibliche Hilfe. Wie zeit gemäß ist doch diese Tätigkeit in unseren Großstädten! Die kirchenfeindliche Presse, die Sozialdemokratie, die Frei denker- und Monistcnapostel, die allseits gebotene Gelegen heit zur Genußsucht, all diese Faktoren arbeiten täglich ziel bewußt und meist von Person zu Person daran, Glaube und Gottesliebe aus den Herzen der Menschen zu entfernen. Um aber das Glaubenslebeu in den Menschenherzen zu för dern, dazu sind der Arbeiter im Weinberge des Herrn allzu wenige. Hier sind es die Vinzenzbrüder, die voll Gottes- und Nächstenliebe unter der Leitung der ordentlichen Seelsorger das heute so viel genannte Laienapostolat ausübe». Wie der heilige Stephanus und die sechs anderen Diakonen, Männer von gutem Rufe und voll des heilige» Geistes und der Weisheit, an der Seite der Apostel in der Urkirche ar beiteten, so sind heute die Vinzenzmänner in der Ausübung ihrer Armenpflege in der gleichen Weise Apostelhelfer, wil der charakterstarke Diakon zu Jerusalem. Triebfeder für die ganze Vinzenztätigkcit ist die Got tesliebe und die auf die Gottesliebe sich gründende Nächsten liebe. Der Vinzenzbruder sieht in jedem Armen, wenn ce auch sittlich noch so tief gesunken sein sollte, immer das Ebenbild Gottes. Der heilige Vinzenz von Paul, der Ende Juni 1622 unerkannt die Freilassung eines Galeerensträf« lings dadurch durchzusetzen wußte, daß er selbst die Sträf- ling'sketten sich an Hände und Füße anschmieden ließ, schrieb später an Frau Le Gras: „Die Galeerensträflinge besuchen^ heißt den Sohn Gottes, der für unsere Sünden gelitten hat, in der Person dieser Leute besuchen, die für ihre eige nen Pergehen leiden." Das ist jene Liebe, wie sie der Sohn Gottes gezeigt und gelehrt hat: „Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun, das sollt auch ihr ihnen tun!" DaS ist jene Liebe, wie sie der heilige Apostel Paulus zeichnet im ersten Korintherbrief Kap. 13, 3 ff): „Wenn ich all mein Vermögen zur Speisung der Arme»« austeilte, und wenn ich meinen Leib hingäbe zum Derbren-