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Aukchal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klösterlein, Rieder- u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockau, Bernsbach, Beyerfeld und die umliegenden Ortschaften. Tucheim AiltlwockiS, Areliag» u Lountag«. NtviNKNioilvprei» in,i. ter 3 w.'nlwottcn vieri.Iiälnlicb u i> I Mk. 2«> Pf. lie ivp 1 M. 2L Pf. Wit 3 issu strikten Aeiötättern: Deutsches Jamitienölatt, Hute Heister, Zerrspiegel. ->er>i»twvrlliche» Redakieur: Emil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Nebaktion u. Erpedition: All«, Marktstraße. Inserat« die einspaltige EvrpuSzeil« IVPf., die volle Seite 30, >/r S. 20, >/« St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt- Alle is-ostanstalten und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. Ro. 49. Mittwoch, den 26. April 1893. 6. Jahrgang. Stacktsotz-Auktion DM" auf Pfannensüeler Reviere. "WD In der Stadtbraue»ei in Aue kommen Freitag, den 28. April 1893 von Nachmittags 1 Uhr an die am Hirschberg Abth. b, Thaunesselberg ik und Rachel 14 aufbereiteten «3 Rm. Nadelholzstöcke gegen sofortige Bezahlung unter den üblichen Bedingungen zur Versteigerung. Fürstl. Schönb. Forstverwaltung Pfanaenstiel. Die Sparkaffe der Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet n. verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. Bestellungen aus di« WW^AuerLhcll'-IeiLung "WU (No. 665 d«r Leitungdpreiöliste) für Mai und Juni 1SS3 werde» in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Laudbriesträgern jederzeit gern angenommen. H-kpedition der „FuertHal-Aettuug," ZLniit U«Aviuvi»e«rr. Das Wuchergesetz Mach dem jetzigen Wuchergesetz wird nar der Gelknvucher bestraft. Sachwucher darf ungestraft betrieben werden, und wenn einem armen Bauer die Kehle zugeschnürt wird, dann giebt es keinen Paragraphen, der »en Frevel sühnen k-nnte. Zn einer letzteren Sitzung hat der Reichstag diese Lücke auSgesüllt. Gegen die Stimmen der Freisinnigen, .die volle Freiheit für die Starken zur Ausbeutung der Schwachen verlangen, wurde je«» Paragraph angenommen, welcher den Sachwucher bestraft. Wer diesen Sachwucher kennen lernen will, der wird auch iu Sachsen genug Fälle sinken. Zn seinem vollen Umfang aber kann er ihn kennen lernen in armen Gegenden, wo der Bauer unter Mühe und Not kärglich leven muß: auf der Rhön, im Pvsenschen und Oderschlesischen, auf dem Schwarz« Wald und der Eiffel. Der Bauer, der nicht zu allen Zeiten über bares Geld versügt, bezieht seine Waren von dem Krämer, der ihm freundlich Kredit rinräumt und so lange wie möglich, so lange er kein« Gefahr wittert, keine Rechnung ausstellt. Der arme Kunde wird so in eine gefährliche Zuversicht eingewiegt, und wenn einmal mehrere Zahre über der verderb lichen Borgwirtschaft hingeschwunden sind, hat der kleine Mann erst recht das Herz nicht mehr, die Rechnung zu begehren; denn er fühlt und ahnt bereit» das Unheil. Wir mannigfaltig sind dann die einzelnen Geschäfte in einem solchen mehrjährigen Verkehrsverhältnisse. Da werden einzeln dir Krämerwaren sür das ganze Zahr auf Borg geholt; dann wird eine gewisse Menge Getreide verkauft, für wel ches nie Abrechnung gehalten wird; dann wird wiederum eine Kuh eingestellt, etwa al- Einstellkuh, und hierbei geht dir Betrügerei erst recht los; denn der verschuldete kleine Bauer k»nn dann nicht mehr, nicht einmal gegen die gröd- Ke Urbkröortrikan- iniiht^ Äffttrten. Nachdem wird dem kleinen Manne, der sich ganz ohnmächtig findet, ei« elender Landacker verlaust zum dreifachen, ja fünffachen Preise sei nes eigentlichen Werte-, worauf derselbe all seinen Dün ger — wenn er ihn überhaupt nicht, um etwas Geld daraus zu machen, lieber verkauft — und seine Arbeitskraft erfolg los vergeudet; dann krepiert vielleicht da» arme, arbeitS- müdr Pferd und e- wird ein anderer dürrer und arbeits unfähiger Klepper «hm in den Stall gestellt; jedesmal glaubt unser kleiner Bauersmann oder Hauswirt, die alte Rechnung werde durch die ueuen Verkäufe und Abtretungen von jungen Tieren, Hühnern, einigen Litern Schnapses ausgeglichen oder doch beinahe getilgt; doch bei weitem nicht, alle diese kleineren Geschäfte «erden vom schlauen Geschäftsmann« gar nicht al» Leistungen verzeichnet—er suhl sie meist al« Geschenke an — oder höchsten« al- kleine Abschlagszahlungen auf schuldige Zahrzinsen ausgezeichnet. Ist dann die magere Einstellkuh so weit herauSgefüttert, so kommt der gefällige Geschäftsmann und nimmt sie unter irgend einem Vorwande au- dem Stalle heraus und stellt abermals eine heruntergekommene Schindkuh ein; der Kunde darf sich nicht rühren; wenn er ausmuckt, wirt mit Kün digung gedroht. Dann kommt der Verfalltag de« Pacht oder KauszinseS. Der kleine Mann hat da» Geld nicht in >d«r Hand, j.tzt hecht es, einen Wechsel unterschreiben, dafür ! müssen aber manche Naturalien, etwa zehn Liter guten Branntweins, ein Scheffel Erbsen oder Linsen, eine schöne Henne mit dem Geschäftsmanne unter seiner blauen Bluse oder in seinem Lumpensamm'erfacke au» dem armen Bau ernhöfe ausziehcn. Zetzt wird die Sache immer bunter; die Notlagen folgen sich nun in immer kürzeren Zwischen raum«,; ftumer muß der hiisSreiche Geschäftsmann einsprin gen, er thut eS, so lange die kleine Gabe hinrricht; ist dies nicht mehr der Fall, dann verweigert er jede fernere Hilfe; jetzt wird der Kunde unerbittlich gerichtlich abgelhan, und die Rechnung ist dann so gut und schlau ausgesiöllt, daß kein Richter den Wucher darin mehr entdeckt. Hier soll der Hebel angelegt werden und eS ist die tricht. Zn die Wuchergefttznovelle wird die Bestimmung eingeschalten, baß alle Geschäftsleute, alle Handelsleute ohne Ausnahme den Kunden alljährlich mindestens eine Abschluß rechnung einreichen müssen, in welcher deutlich lesbar und leicht verständlich die Schuld und ihre Ursache (Lieferung, Darlehen oder sonstiger Kredit) verzeichnet werden muß. Ueberall wo eine Forderung geklagt wirb und der Kunde den Beweis bringen kann, daß er die jährlrchc Abrechnung nicht erhalten hat, und falls diese dann nicht deuilich und lesbar geschrieben ist, sollen empfindliche Strafen darauf gelegt «erden. Die Rechnung wird dann inbezug auf ihre (Nachdruck verboten). Jeuitteton. Aus stürmischen Tagen. Roman von E. H. Siegsriedt. (Fortsetzung.) Ich folge vielmehr einem Befehle meine- Vater«, wenn ich auf die Stund« angenehmer und fruchtbarer Unter haltung, die ich Zhnen verdankte in Zukunft, verzichten muß. . ." „Einem Befehle Ihre« Vaters?" fragte er erstaunt. „Es ist so," gab sie erröthend zur Antwort. „Ader was um's Himmelswillen kann er Bedenkliche» daran gesunden haben, daß wir un« in harmloser Weise Unterhalten?" „E» stand mir nicht zu, eine Erkürung hierüber von ihm zu verlangen," entgegnete Martha, „aber ich habe sei ne» Wunsch zu respektier«»." „Sicherlich," sagte Rothenberg iu herbem Tone, „uad r« ist durch au« nicht meine Absicht, Sie in diesem Ent schluss« wankend zu machen. Zch werde mich ganz nach ihren wünschen richten. Er lüftet« den Hut und wollte sich entfernen. „Nicht so, Herr Rothenberg, — so dürfen Sie nicht gehen," sagte sie bittend. „wie — ich soll bleiben?" „Nur noch ein Wort." „Und Sie fürchten sich nicht, dem Befehle Zhre« va- ür» entgegen zu handeln?" „Er kann mir nicht verbieten, Abschied von Zhnen zu nehmen." „Abschied? . . . Also doch Abschied." „ES muß sein." Sie hatte den Blick zu Boden gesenkt, ihre Stimme zit terte leise. „Ich soll Sie also nie wieder sehen? fragte er. „O, ich hoffe, daß wir un« später im Leben noch ost Wiedersehen werden," entgegnete sie, und die-mal begeg neten ihre Blicke den seinigrn. „Bevor Sie gehen, Herr Rothenberg, nehmen Sie meinen herzlichen Dank. ." „Ihren Dank.... sür »a«?" „O, Sie wissen «S, daß ich Zhnen Biele« verdanke, daß Sie mir tausend Anregung«»« gegeben haben, die meinen Blick erweitert.«« . , ." Rothenberg schüttelte den Kopf. „Wenn unsere Unterhaltungen eine angenrhme Erinne rung bei Ihnen hinterlassen," sagte er, „so wird mich da« mit hoher Freude ersüllen, aber ich weiß, daß Sie mir mehr, weit mehr gegeben haben, al- ich Zhnen zu geben vermochte. Nie wird di« Erinnerung an die glücklichen Minuten, die ich in Ihrer Gesellschaft verbracht habe, in mir verlöschen» und sie wird mir ein« reich« Entschädi gung sein für di« Enttäuschungen, die ich sonst hier er lebt habe." Martha blickt« jetzt fragend zu ihm auf. „Sie sehen Ihr« Erwartungen nicht befriedigt?" fragt« sie. „Zch stehe bereit« am Anfang vom Eudr," entgegnete er. „Da- Werk, da- ich mit so großen Hoffnungen be gonnen, hat eine üble Wendung genommen, und e» er scheint völlig au»sicht«lo», den Kampf fortzusetzrn. De« Schwierigkeiten, di« ich erwartet hatte, wollte ich gern Trotz bieten, aber ich fühl« mich -«lähmt- wenn ich sehe, daß da« vertranen schwindet daß ich nöthig hab«. „So »öchft als, der Anhang Kolberg'« ?' fragt« Mar- ha lebhaft. „Zn dem doppelten Maße noch, in welchem sich die Reihen meiner Getreuen lichten," entgegnete Rothenberg in bitterem Tone. „So albern die Märchen des „Cou rier" sind, so haben sie e- doch vermocht, da- Mißtraue«, gegen mich weiter Platz greisen zu lassen, da- seit dem Erscheinen Kolberg'- auftrat. „Und der Bergknappe?" Rothenberg zuckt die Achseln. „Man zieht sich in Hellen Schaaren von ihm zurück." „Und können Sie nicht« dagegen thun?" Er lächelte. „Wenn ich die Bedingungen erfüllte, die man mir ge stellt hat, so würde ich dem Blatte die Leser erhalten. „Und diese Bedingungen können Sie nicht erfüllen?" Er schüttelte energisch den Kopf. „Man verlangt von mir, daß ich Kolberg mit in die Redaktion aufnehme, da» heißt also nicht- andere-, al» die Bergleute dem Anarchismus auSliefern." „So weit ist e- schon?" Er nickte nur mit dem Kopfe. „Und Zohn?" „Er gehört zu den Wenigen, di« ihre gesunde Ver nunft bewahrt haben und dem ungestümen Drängen der Thatlustigrn Widerstand entgegensetzen," erwidert« Rothen berg, „aber auch er zweifelt, daß e» möglich sein wird, die jugendlichen Elemente länger von verhingnißvollen Lhaten zurückzuhalten." „Dieser Umschwung muß schnell eingetrrten sein." „Ueberraschend schnell. Nicht am wenigsten hat da- her« au-sorvernde Verhalten de» Znspektor« Krunkel dazu bei getragen, di« Leute auf da- Aeußerste zu erbittern. Die Anarchisten haben keinen besseren Bundesgenossen finden können, al- gerade ihn." „Glauben Sie," sagt« Martha, indem sie mit angstvoll