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Nummer 238 — 2«. Jahrgang Erscheint emai wöchentlich mit den illustrierten Sratisbeiiage» .Die Weit" und «Fiir unsere kleine» Leute", sowie de» Teil- beiiage» .Ti. Henno-BIait". „llnicrhaltung und Wissen". .Die Welt der Frau". .Slerztlicher Ratgeber", .Literarische Beilage", .Filinrundschau". Monatlicher Bezugspreis S.- Mk. einschk. Bestellgeld. Eiuzeluummcr t<» Souulagnummer SV z. Hauptschristleiter: Dr. G. Desezyk, Dresden. ÄachIWe Sonntag, den 9. Oktober 1927 Stnzeigeiiprctsel Die Igespaliene Petitzetlc »« ^.Familtcn- an,eigen und Stellengesuche St« Z. Die Pcttlrcllainezetle. 8N Millimeter breit. I Offerlcngebtshr SN bei Ueber- senduug durch die Post auftcrden, Porto-Uschlag. Jni Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Lrsallung v. Anzeigen-Aufträge» ». Leiftnng v Schadenersatz. Geschcssllicher Letl: Slrtur Lenz, Dresden. volfsseituna Geschäftsstelle, Druck».Verla» : Germania. A.-G. iür Bering und Druckerei. Filiale Dresden. Dresde»>A. l. Poiterstratzel?. Fernrnteims. Bostichecklonio Dresden r7»z. Bankkonto Stadtbank Dresden Rr. M7l« Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» Volkszeitung DreSden-Allstadt 1. Poiieistraße l7. Fernruf 207l> und S1012. Kerrenstosfe Kostümstofse / Mantelslosse / Sportllosse Äonluiunilrankell- uns Knabenstosse Tuchhaus Pörschel kegr. 1888 Dres-en-A.Scheffe1s1k.il/13 Fernsprecher 13725 Damentuche Futterslosfe / Manchester / Friese Mlarü-. Pull- uns Msormluche An «MeKalholiken Sachsens! „Kuttur-Reakrivn" Wohl in keinen! der deutschen Länder ist der Neichs- schulgesetzentwurf so umkümpft und umstritten wie in Sachsen. Gegner und Freunde des Entwurfes stehen sich hier fast ohne Mittler schroff und unversöhnbar gegenüber. Man redet hier naturgemäß sehr gern von der „bösen K u l t u r r e a k t i o n ", womit man die jetzige Regierungskoalition im Reiche meint, und stellt die Dinge so dar, als solle von der jetzigen Regierungs mehrheit der kulturelle Wille der Opposition dikta torisch gedrosselt und unterdrückt werden. Es ist an der Zeit, dieser Art des Kampfes gegenüber lallt und deut lich auf die positiven Seiten des Reichsschulgesetzentwurfs hinzuweisen, von denen bei den Gegnern nie die Rede ist. Der Sinn des ganzen Cchulkompromisses von Weimar im Fahre 1919 war doch eben der, daß man damals trotz der innerstaatlichen Erregung in allen La gern, auch bei den Demokraten und Sozialdemokraten, soviel Einsicht aufbrachte, daß eine einheitliche Meinung über die Gestaltung der Volksschule in Deutschland nicht möglich sei. Die Demokraten waren damals die Vertre ter des Gedankens der Gemeinschaftsschule, mährend die Sozialdemokratie in Weimar auf die grundsätzliche An erkennung der weltlichen Schule drang, wie das deutsche Zentrum seinerseits die grundsätzliche Sicherung der Bekenntnisschule und der Elternrechte durchsetzte. War um stellt man heute als Kulturrenktion hin, was man im August 1919 feierlich als deutsches Grundgesetz beschloß und verkündete, was man seitdem von zwei Reichspräsi denten und von Ministern aller Parteigruppen feierlich hat beschwören lassen? Soll jetzt das Ausführungsgesetz, das auf den drei verfassungsmäßigen Schularten aufbaut, plötzlich der Verfassung zuwiderlaufen? Bedeutet es heute Gewissenszwang und Vergewaltigung der Minder heiten, wenn das Reichsschulgesetz die tatsächliche Stim mung der Erziehungsberechtigten zur Grundlage für die wichtigsten kulturellen Entscheidungen der Gegenwart machen will? Die Art. wie inan heute um den dritten Neichs- sch ulgesetz entwarf kämpft, zeigt vielleicht erst ganz, ivie weitblickend die Schulpolitik des Zentru m s in Weimar war. Oder haben sich die Anhänger der Ge meinschaftsschule erst heute, acht Jahre nach Weimar, be sonnen, daß sie im Grunde im entscheidenden Juli 1919 viel zu wenig gefordert haben? Sie glauben eine soge nannte „verpaßte Gelegenheit", das Glücksrad der Kul tur gut um hundert Punkte voranzudrehen, heute wieder gut machen zu müssen. Der Zulauf der Sozialdemokra tie, die plötzlich mit dem Ideal des sozialistischen Zu kunftsstaates auch ihr weltliches Schulidcnl zugunsten des vorläufigen Teilzieles der Gemeinschaftsschule in dem Waffenschrank ihrer historischen Antiquitäten verstaut hat (außer in Sachsen, wo die Meinungen nach wie vor durcheinander gehen), kommt den Demokraten dabei eben recht. Plötzlich hat man sich besonnen daß man die deutsche K u l t u r e i n h e i t retten müsse. Und die ses hochtrabende Ziel tut seit Wochen in Versammlungen und Entschließungen seine Wirkung. Der vereinte Gei stesliberalismus tobt förmlich gegen die Gleichberechti gung der drei Schularten und gegen das Elternrecht, also gegen Imponderabilien, denen er in Weimar nach lan gem Kampfe doch offiziell seine Zustimmung gegeben hatte, die er aber heute offensichtlich bereut. Was würden diese Kämpfer heute wohl darum geben, wenn sie den Artikel 120: „Die Erziehung des Nachwuchses zur leiblichen, seelischen und gesellschaft lichen Tüchtigkeit ist oberste Pflicht und natür liches Recht der Eltern, über deren Betätigung die staatliche Gemeinschaft wacht", und vielleicht auch Artikel 135: „Alle Bewohner des Reiches genießen Keule: Die Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Recht für alle Die Welt der Frau Turnen, Sport und Spiel Filmrundschau Der katholische Preßverein für Sach- s e n. ist bei Gründung der Sächsischen Volkszeitung ge schaffen worden zu dem Zwecks, der Herausgabe einer katholischen Tageszeitung für Sachsen als Stütze zu die nen. Mehr als 25 Jahre lang haben zahlreiche Katho liken in opferfreudiger Weise durch ihre Mitgliedschaft im Preßverein der katholischen Presse in der Diaspora gedient. Die Herausgabe der Sächsischen Bolkszsitnng im Saxonia-Verlage ist zum guten Teile nur durch den wirtschaftlichen Beistand des katholischen Preßvereins ermöglicht worden. Die Schwierigkeiten, die zum Kon kurs der Saxonia-Buchdruckerei G. m. b. H. geführt haben, haben auch Vermögen und Arbeit des Preßvereins auf eine harte ' n'obe gestellt. Es besteht jedoch begrün dete Aussicht, da,; das Vermögen des Preßvereins über diese Krisis hinweg unverkürzi erhalten und so die Mit glieder vor Schädigungen bewahrt werden können. Sache der Mitglieder wird es aber fein, die Arbeit des Preß vereins gerade unter den neuen Verhältnissen mit beson derem Eifer fortzuführen. Mit dem Uebergang der Sächsischen Volkszeitung in den Verlag der Germania N.-G. für Verlag und Druk- kerer, Filiale Dresden, treten an den katholischen Preß verein neue wichtige Aufgaben heran. Der katholische Preßverein wird auch in Zukunft das Rück grat der katholischen Pressebewegung in SaMen bleiben. Nach den Erfahrungen der letzten Jahrs muß seine Arbeit in Zukunft in folgenden Richtungen ausgebaut werden: 1. Der katholische Preßverein muß eine syste matische Propagandatätigkeit für die Säch sische Volkszcitung im ganzen Lande zielbewußt in die Wege leiten. Die bestehenden Ortsgruppen müssen wie der ausleben, neue Ortsgruppen müssen nach Möglichkeit geschaffen werden. Diese Ortsgruppen müssen, im Ein vernehmen mit den: zuständigen Pfarramte, von Zeit zu Zeit Veranstaltungen einleiten, die zur Werbung für die katholische Diasporapresse geeignet sind. 2. Die einzelnen Mitglieder des katholischen Preß vereins mögen bei jeder Gemeinde- und Bereinsveran- staltung auf die Notwendigkeit Hinweisen, die Diaspora presse durch Abonnement und durch Ausgeber» von Inseraten zu fördern. Sie mögen darauf hinwirken, daß in sämtlichen Gaststätten, wo Katholiken verkehren, die Sä ' suche Volkszeitung ausliegt. 3. Die Ortsgruppen werden zu prüfen haben, ob sich für ihre Gemeinde der reaelmäßige Verkauf von Ssnntagsnummern der Sächsischen Volkszeitung an den Kirchentüren (wie er an einzelnen Orten mit Erfolg durchgeführt wird) empfiehlt. 4. Eine besondere Aufgabe sieht der katholische Preßverein darin, das Verständnis des katholischen volle Glaubens- und Gewissensfreiheit" aus der Weimarer Verfassung mit Feuer und Schwert austilgen könnten? Aber diese Artikel stehen nun ein mal im deutschen Grundgesetz. Und sie allein werden ge nügen. um jede staatliche Bevorzugung einer der drei Schularten auszuschließen. Der Verfassung von Weimar entspricht tatsächlich nur die volle Gleichberechtigung der drei Schulformen und ihre freie Entwicklungsmöglichkeit nebeneinander. Es ist unerfindlich, wie man an diesen Artikeln deuteln und kriteln will, um den jetzigen Ent wurf als „verfassungswidrig" zu erweisen. Wir haben schon des öfteren anzudeuten gewagt, was denn dem deutschen Liberalismus einen sol chen Horror vor seinen eigenen Zugeständnissen in Wei mar eingejagt hal>en mag. Wir können die Ursache für den völligen Umsäpoung der Geisteshaltung des Libe ralismus seit Weimar nur in einer schwer enttäuschten Hoffnung sehen. Der vereinte Liberalismus, die Sozial demokratie an der Spitze, wähnte 1919 die Macht der christlichen Idee bereits völlig gebrochen. Sein Zuge ständnis der Gleichberechtigung für die christliche Erzie hung und Schule glaubte er nur von formellem Wert. Die Entwicklung hat dem Liberalismus Unrecht gegeben. Die christliche Kulturausfassung IM dem Ansturm des vereinten Freidenkertums besser standgrhalten, als es Volksteiles für den Inseratenteil unserer Zeitung zu fördern. Von der Benutzung des Inseratenteiles wird der Preis der Zeitung in erster Linie mitbestimmt. 5. Es muß in der nächsten Zeit das besondere Be streben des Preßvereins sein, das neue St.-Benno- Blatt. das im Verlage der Germania A.-G. Filiale Dresden seit 1. Oktober 1927 erscheint, in allen Gemein den als das Sonntagsblatt des Bistums Meißen einzuführen und zu verbreiten, lieber den Bezieherkreis der katholischen Tageszeitung hinaus soll das St.-Benno-Blatt die katholische Pressebewegung in weitere Kreise der katholischen Bevölkerung Sacksens tragen. Die Ortsgruppen des Preßvereins haben die un bedingte Pflicht, mit Eifer an die Spitze Kr in allen Ge meinden eingeleiteten Pressearbeit für das St.-Benno- Blatt zu treten. Da es gilt, über das ganze Land hin eine neue Organisation für den Massenvertrieb des St.- Benno-Blattes zu schassen, ist die führende Mitarbeit aller Pretzvereinsmitglieder unerläßlich. Durch Einführung außersächsischer Sonntogsblütter ist ln letzter Zeit die Einheit des katholischen Pressewesens in Sachsen arg gestört worden. Die Wiederherstellung dieser Einheit ist die Voraussetzung für ein sicheres Gedeihen unserer katholischen Diospora- presse. Durch Herausgabe des St.-Benno-Blattes ist die Möglichkeit geschaffen worden, die katholische Diaspora presse in Sachsen einheitlich zu gestalten und auch an die Kreise heranzubringen, die bisher aus finanziellen oder anderen Gründen die Sächsisch« Volkszeitung nicht mein ten Hallen zu können. Eine weitere Zersplitterung unse rer schwachen Kräfte wäre bei den Schwierigkeiten, die auch die Zukunft noch bringen wird, eine unverantwort liche Gefährdung des Bestandes unserer katholischen Diasporapresse. Der katholische Preßverein richtet daher an alle seine Mitglieder den dringenden Appell, das Gebot der Stunde zu erkennen und mit allen Kräften diese Gefahr für unsere Diasporapresse zu beseitigen. Eine einheitliche Organisation des katholischen Pressewesens in Sachsen war das Ziel bei Begründung dos katholischen Preßver eins. Wie sich damals beherzte Männer fanden, die alle Kräfte für dieses neue Ziel einsetzten, so muß auch heute unsere gesamte DiaGora ein einheitlicher Wille beseelen, die Zukunft unseres katholischen Pressewesens durch Zielklarhsit im Wollen und Geschlossenheit im Handeln unbedingt sicherzustellen. Der Vorstand des katholischen Preßvereins für Sachsen E. V. die sozialistischen Führer geahnt hatten. Die Elternrats- ivahlen gaben in der Folgezeit bereits sehr deutliche Querschnitte durch die Stimmung unter der deutschen Elternschaft. Und vor dieser Stimmung haben setzt die ..Freidenker" heillose Angst. Daraus allein läßt sich der Ansturm gegen den Entwurf der jetzigen Neichsregierung erklären. Wenn der Entwurf erklärt, daß zunächst die beste henden Schulen als beantragt gelten sollen, so hat die Schulopposition Sachsens ganz besonderen An laß. mit dieser Bestimmung zufrieden zu sein. Denn da mit wäre die sächsische Volksschule, wie sie seit dein Uebergangsschulgesetz besteht, mit einein Schlage auch von Reichs wegen als Gemeinschaftsschule gesetzlich sank tioniert. Katholiken und Protestanten würden also, wenn der Entwurf Gesetz werden sollte, erst Schulen ihrer Bekenntnisse beantragen müssen, mit Ausnahme der katholischen Minderheitsgemeinden, die den konfes sionellen Charakter ihrer Schulen durch die bekannten Vertrüge gesichert haben. Ein Entwurf, der gerade der sächsischen Gemeinschaftsschule so iveit entgegenkommt. kann also nicht so intolerant sein, wie ihn die Gegner hinzustellen belieben. Im Gegenteil aber hätten die pro testantischen Eltern Sachsens Grund, sich darüber zu be klagen, daß das Reichsschulgesetz den Anschlag auf die Max Tennhardt. 1. Vors.