Volltext Seite (XML)
Nr. 862. Zehnter Jahr-. ' Erscheint: «glich früh 7 Uhr. Anserate »rrden angenommeu: »i«Sbend-y,Sonn tag» bi» Mittags 12 Uhr: Marirnstrahe 13. »ryeig. io dies. Blatt«, da, jetzt tnH.o«« Uxemplare» erscheint, finden eine erfolgreich« Verbreitung. Dienstag, 18. Tevt. 186». Tageblatt für Unterhallung and Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drsbisch. Abonnenten!: vierkeljährlich 2VNgV bei unentgeldlicher Lit^ srrung in'» Hau». Durch die König!, Pos vierteljährlich 22 Ngr Einzel«« Nummer» 1 Rgr. Inseratenpreise: Für den Raum ein«! gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Etnge-s saridt" dir Zeile 2 Rgr. Druck and Eigenthum der Herausgeber: Kiepsch 6k Netlhardt. — Berantrvortkichrr Redacteur: IllllUS Nktchardt. Dresden, de» 19- September. — Se. Majestät der König wird Sonntag dm 34. Sep. tember Sich in Begleitung der königl. General- und Flügel- AdjuÄmtrn zu den in der Gegend von Mittwaida canlonni- renken Truppm begeben und einige Tage den dortigen anö- vorn beiwohnen. — Bei dem am vergangenen Sonnabend vor Se. Maj. dem Könige in der Nähe von Pirna stattgehabten Cavallerie- Exercierrn war auch an dir Seite des Königs Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Georg zu Pferde gegenwärtig. — Die tönigl. sächs. Oberpostdirection macht bekannt, daß zur nächsten Prüfung für Postdienstaspiranten „versuchs weise auch Personen weiblichen Geschlechts, Frauen und Mäd chen, vom erfüllten 18. Lebensjahre an zugelasfen werden sol len und für solche am 13. November d. I. eine Prüfung abgehalten werden wird." Wie die männlichen Bewerber, so find auch die weiblichen Aspiranten verbunden, nach bestande ner Prüfung und vollendetem Probejahr (Acceß) sich auch für den Telegraphendienst (zwei Monate) vorzube-eiten. — Dem Direktor der sächsisch-böhmischen Dampfschiff fahrts-Gesellschaft in Dresden, Leopold Reichelt, sowie dem kgl. sächs. Zollrath Döring ist das Ritterkreuz des Franz- Josef-Ordens verliehen worden. — Vergangenen Sonnabend hat eine der wichtigsten Ver sammlungen, die hier in diesem Jahre getagt haben, ihre Ar beiten beendigt. Von den sämmtlichen deutschen Staats- und Privat-Eisenbahnen abgeordnete Direktoren und Techniker haben hier Maaßnahmen berathen und beschlossen, welche dar auf abzielen, die Einheitlichkeit der Gestaltung und die Sicher heit des deutschen Eisenbahnwesens zu fördern. Außerdem lagen der Versammlung eine Menge zum Theil sehr wich tige, auf das Eisenbahnwesen bezügliche Frage« vor, die von den verschiedensten Seilen her an sie, als das kompetenteste Forum, zur Beantwortung gelangt waren. Sie bestand in der That aus den höchstgestellten und hervorragendsten techni scheu Capacitäten. Am Montage, den 11. September, wurde dir Versammlung durch eine kurze Ansprache des Herrn Fi- nanMnister Frerherrn von Friesen eröffnet; sie wählte durch Akklamation den Herrn Professor und Eisenbahn- Direktor Stummer aus Wien zum Präsidenten, den Herrn Finanzrath von Weber von hier zum Vicepräsidenten und die Herren Baurath Voigt und Direktor Buresch zu Sekretären. Zu Er ledigung der ihr gestellten Fragen theilten sie sich in drei Sec tionen, für den Bau, Betrieb und das Maschinenwesen der Eisenbahnen. Diesen saßen der berühmte kaiserl. Rath Engerth, der Ritter von Burg aus Wien und der Direktor Kirchweger aus Hannover vor. Das Plenum, aus ca. 90 Mitgliedern bestehend, beschäftigte sich in täglich vierstündiger Berathung mit der Gestaltung der Vorschriften für die einheitliche Con struction und die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs, während die Sektionen von Mittag an Lhätig waren. Die große Leb haftigkeit der Diskussionen zeugte für den Eifer der Ver sammlung, während die große Majorität, mit der die Be schlüsse gefaßt, die Promptheit, mit der die Arbeiten erledigt wurden, auf die große und allgemeine Reife der in Bezug auf die Gegenstände gebildeten Ideen hindeutete. Zur Her beiführung dieser Reife waren seit Jahr und Tag Commissio nen und Subcommissionen an den Vorarbeiten zu dieser be deutsamen Versammlung rüstig thätiz gewesen. DaS könig liche Finanzministerium gab der Versammlung am 12. d. M. ein glänzendes Diner, während die sächsische Gußstahlfabrik, deren Einrichtungen sich des vollen Beifalls der anwesenden Fachmänner erfreuten, sie am 16. d M. in den decorirten Räumen der Fabrik zu Döhlen rmt luxuriösem Frühstück be- wirthete. Das durch die Arbeiten der Gesellschaft erzielte Re sultat ist ein hochwichtiges und erfreuliches. Den Eisenbahn- Verwaltungen ist eine auf Grund des umfassendsten fachlichen Wissens und der ausgedehntesten Praxis construirte. den An sprüchen der Neuzeit genügende Basis für die einheitliche Ge staltung des deutschen Eisenbahnwesens gegeben und cS wird nun von ihnen abhängen, dieselbe zur besten Ausnutzung der Kräfte und der Erreichung der Zweck- des Eisenbahnwesens in ihrem eigenen und im Interesse des Publikums zum Bau zweckmäßiger technischer und administrativer Veranstaltungen zu benutzen. — Ueber den in Nr. 247 unseres Blattes enthaltenen, der „Sonst. Ztg." entnommenen Bericht über ein Begräbniß in Enlau bei Bodenbach bringt der Tetfchner „Anzeiger" fol gende „Aufklärung", der wir auf Wunsch des CuratorS der evangelischen Gemeinde zu Botenbach-Tetschen gern Raum geben. Sie lautet: Am 16. August l. I. um 7 Uhr Abends starb im Pfarrsprengel Eulau zu Niezersdorf Nr. C. 57 «in evangelischer Christ A. C. Der HauSwirth meldete den Todrs- fcll bei dem Gefertigten an, und ersuchte um dessen Beerdig» vrg. Auf Lie Weisung des Gefertigten, den evangelischen Hern Pfarr'er zu dieser Beerdigung herberzrchoHn, wurde ihm erwidert, daß man kein Geld habe, um dieses zu thun. Der Gefertigte schickte den Mann einstweilen wegen der Todtenbe- schau zum Herrn Communalarzte sowie zum Todtengräber und hieß ihn etwas später wieder kommen, um mit ihm weitere Rücksprache wegen der Beerdigung zu Pflegen. Da auf dem hiesigen katholischen Friedhofe noch kein Platz zur Begräbniß. stätte für die evangelischen Christen ausgemittelt war, so eilte der Gefertigte sogleich zu einem der intelligentesten evangeli schen Christen im Pfarrsprengel, und ersuchte ihn dringend, da man sogleich eine Grabstätte bestimmen mußte, selbst auf den Friedhof zu kommen und einen geeigneten Platz daselbst, auch für andere Fälle gleich, zu bestimmen Bereitwillig kam derselbe dem Wunsche des Gefertigten nach und brachte noch einen andern evangelischen Christ zur Auswahl mit. Diese Herren sahen es wohl ein, daß der Gefertigte durch das Gesetz verhindert sei, in der Reihenfolge der verstorbenen Pfarrge- nossen die Begräbnißstätte anzuweisen. Alle übrigen Plätze wurden nun denselben zur beliebigen Auswahl freigcstellt. Und sie wählten einen schönen Platz in der Nähe der Be gräbnißstätte der Honoratioren des Kirchspiels, ja der Gefer tigte ließ diesen Herren selbst noch den Fleck zu dem neuen Grabe auf dem gewählten Platze bestimmen. Mittlerweile kam der Hauswirth des Verstorbenen wieder, und da derselbe bei vorliegender Armuth sich noch immer weigerte, den evan gelischen Herrn Pfarrer herbeizuholen, io sagte der Gefertigte selbst die passive Assistenz bei der Beerdigung zu, indem man es als lieblos hätte auslegen können, wenn der Verstorbene ohne jedweder geistlichen Assistenz beerdigt worden wäre. Die Beerdigung geschah nach der Weisung des ärztlichen Todten- beschauzettels am 21. August früh um 9 Uhr l. I. Der Ge fertigte that alles Mögliche, was ihm nur immer durch das Gesetz gestattet war Er kam zur Leiche im Talar, vor dem Friedhofe wurde, wie gewöhnlich, die Bahre mit der Leiche niedergesetzt, daselbst vom hiesigen Musikchore ein Grablied ge sungen, de- Verstorbene unter zahlreicher Betheiligung zum Grabe gebracht, hier nochmals ein Grablied angestimmt, vom Gefertigten mit den übrigen Theilnrhmern die drei Schaufeln Erde ins Grab geworfen, und dann in Stille und Ruhe der Trauerort verlassen. Christkatholische Ceremonien bei dieser Beerdigung anzuwenden, war dem Gefertigten durch daS Gesetz verboten, und wäre den evangelischen Christen selbst zum Aer- gernifle gewesen. So der ganze Verlauf dieser Beerdigung wahrheitsgetreu erzählt. Das unfrankirte Schreiben an den Gefertigten bezüglich dieser Beerdigung mit den infamsten Ausdrücken gegen ihn, aufgegeben aus der Voststation Rade berg in Sachsen am 10. September l. I, übergeht derselbe mit Stillschweigen. Aus dem einfach erzählten Hergange mag nun einleuchten, wcr nach christlicher Liebe hier gehandelt habe. Pfarrei Eulau, am 12. September 1865. l'. Karl Wet'.engl, Pfarrer. — Wir erhalten folgende Anschrift: Wenn Sie cs für angemessen halten sollten, die Constitutionelle Zeitung weiter hin zu berichtigen, so gebe ich Ihnen noch Lie Notiz, daß außer dem Domherrn und k. Hofprediger ?. Heine sich auch noch der Domherr und Consistorialrath Nowack, der Superior, Pfarrer und Consistorialrath Bernert, sowie der k. Kapellan und Schuldirektor Lange an dem Begräbniß des Herrn geh. Kirchenrath rc. Ilr. Käuffer beteiligt haben, und Herr Tom herr l'. Heine zwischen zwei protestantischen Gc:stlichen im Ornate dem Conducte gefolgt ist. — Ueber den gestern erwähnten Tödtungsfall auf der schlesischen Bahn geht uns folgendes Nähere zu: Am Sonn abend früh nach Rückkehr der Hilfs-Locomotive, welche den ersten Zug bis nach Radebcrg mitzuführen pflegt, findet der Oberbahnwärtcr auf der Böschung des Bahndammes unweit Langebrück einen Nock und eine Mütze., Er geht ein Stück die Bahn entlang, und findet einen dis auf das Hemd und die Hosen ausgckleideten menschlichen Leichnam mit vom Rumpf getrennten Kopfe. Wie wir hören, ist in demselben der 16jährige Sohn eines Wachtmeisters aus Nadeberg ermittelt worden Derselbe war vor 8 Tagen von seinem Vater mit einem Pferd und Wagen nach Dresden ge'chickt worden, um Gepäck zu holen. Unterwegs schon soll der junge Mensch mehreren Landstreichern in die Hänre gefallen sein, die mit ihm nicht allein sein Zehrgeld verpraßten, sondern ihn auch veranlaßten, Pferd und Wagen zu verlaufen. Der Verkauf des Pferdes soll ihm auch gelungen sein, und er scheint da- durch in eine so verzweiflungsvolle Lag; gekommen zu sein, daß er, sich eines Auswegs nicht bewußt, nur in dem Tode Ruhe finden zu können glaubte, klebrigen- soll er schon seit iiigea Tagen verdächtig sich um Langcbrück herumtrcibend ge- ehen worden sein — Vor einigen Tagen erschien in Berlin bei einem dortigen Banquier ein Fremder, dessen Nationalität nicht zu ermitteln gewesen, unter dem Namen Braunstein und wünscht eine 50-Nubelnote gegen französisches Geld umzuwechseln. D-m betreffenden Comploiristen kommt die Note verdächtig vor und er schickt, um sich über die Aechtheit derselben zu vergewissern, einen Diener fort. Wie dies der Fremde bemerkt, verabschie det auch er sich, mit der Erklärung, daß er in Kurzem wieder erscheinen werde. Er hat sich jedoch nicht wieder sehen lasst« und hatte jedenfalls Grund dazu; denn die betreffende Note war ein Falsifikat, eine Mahnung zur Aufmerksamkeit und Vorsicht für die Bankiers. — Auch in Dresden sind bei eini gen Bankiers derartige gefälschte 50 Rubelnoten zur Verwech selung gekommen, ohne daß man bis jetzt die Verbreiter hat erwischen können. — In der Nacht vom Sonntag zum Montag gesellte sich auf der Seestraße ein Individuum zu einem auf dem Heimweg begriffenen Musikus, und begleitet ihn ein Stück. Plötzlich vermißt Letz'erer seine Uhr und Kette. Niemand konnte sie ihm gestohlen haben, als sein unbekannter Beglei ter. Er holt denselben wieder ein, und unter Beihülfe einer hinzugekommenen Mannsperson gelingt es ihm, den frechen Taschendieb festzuhalten und auf die nächste Polizeiwache zu transportiren — Am Montag früh 3 Uhr wurde ein Dienstmädchen, welche den Tod in der Elbe suchen wollte, noch rechtzeitig durch eine hinzugelommene Mannsperson von der Ausführung ihres frevelhaften Entschlusses abgehalten. — Aus dem Plauen'schen Grunde. Das Brandunglück in Zschiedge, von welchem wir in Nr. 254 d. Bl. berichteten, hat, wie uns mitgetheilt wird, einen sehr armm, dabei flei ßigen und sparsamen Bergarbeiter unverschuldet betroffen und ist demselben nun bereits zum zweiten Male durch Feuer fast sein sämmtliches, durch eifrigen Fleiß redlich erworbenes Eigen thum vernichtet worden. DaS erste Mal verbrannten ihm, als er von Obergruna hierher zog, durch die Unvorsichtigkeit de- Fuhrmanns seine Möbels, Betten u. s. w, auf dem Wa gen und jetzt wieder wird ihm durch unvorsichtiges Gebühren des kleinen, 5jährigen Kindes seiner Hausauszüglerin mit Licht sein Haus angezündet! Einert, — so heißt der Abgebrannte — gehört zu denjenigen Menschen, die auch in der größten Noch ihr Vertrauen auf Gott nicht verlieren und zeichnet sich derselbe durch wahrhaft eisernen Fleiß und die größte Sparsamkeit rühmlichst vor vielen unserer hiesigen Bergleute aus. Und seine Frau steht ihm treulich bei, die sehr starke Familie ernähren zu helfen ; schon oft fuhr sie täglich zwei mal in gutem und schlechtem Wetter auf einem kleinen Hand wagen einige Scheffel Steinkohlen zur Stadt, um den gerin gen Verdienst ihres Mannes, der täglich oft nicht mehr als 10 Ngr. betrug, zur Erwerbung eines eigenen Herdes erspa ren zu können. Trauernd standeu Beide mit 7 Kindern, von denen nur erst zwei über 14 Jahr alt sind, an dem Grabe ihrer Habe und neben ihnen noch zwei Wittwen, von denen die eine ebenfalls 4 unerzogene Kinder hat, sowie ein armes Vater- und mutterloses Mädchen, der sämmtliche Kleidungs stücke verbrannt siud, weil sie beim Ausbruche des Feuer- nicht im Hause war. Sie Alle hoffen auf Gottes Hilfe und gewiß we-den sie nicht vergebens hoffen! — Oeffcntliche Gerichtsverhandlungen vom 18. September. Die erste Einspruchssoche vom GerichtSamt Moritzburg ist gegen den Zimmergesellen Johann David Belke aus Neichenberg gerichtet Er hat gegen eine alte Verordnung über die Sonntagsfeier, die vom 24. Juni ,811 noch jherrührt, und zwar gegen den tz 5 derselben gehandelt. Wegen dieser Zuwiderhandlung ist er mit einer Geldbuße von 5 Thalern belegt worden. Der Gensd'arm deriuncirte ihn, weil er am Sonntage den 7. Mai während des Gottesdienstes im Freien gearbeitet. Er hatte am Communicaiionswege ein Gerüst, zu sammengestellt aus einer Leiter und einem Schiebebock, errich tet, war hinauf gestiegen und pfropfte einen Baum Der Gensd'arm verwies ihm dies. Da soll er aber sich nicht ganz gut gegen den Gensd'arm benommen haben. Herr Staats anwalt Held b.antragte die Bestätigung des ersten Bescheides, die Sache kam aber heut nicht zur Entscheidung, der Gerichts hof überläßt dieselbe der Kreisdirection, als der kompetenten Verwaltungsbehörde. — In der nächsten Sitzung kommt eine Unterschlagung und ein Diebstahl zur Aburtelung, dessen die unverehelichte Marie Elisabeth Scheibe von hier beschuldigt isti Das Dresdener Gericht verurtheilte sie zu einem Jahre Arbeits haus und Tragung der Kosten. Wir hören aus den Acten, daß sic wegen Ei;cnthumsvergih.n schon 6 Mal mit Gefäng- niß und 2 Mal mit Arbeitshaus belegt ist. Die Scheibe wohnte zu Dresden bei einer gewissen Anna Louise Kobold. Dieser stahl si ' aus einem unverschlossenen Kasten zwei wollene Kopfbinden. Ferner hatte sie einen G'licbtcn, den Schuhmacher gesellen Hermann Erdmann Albert. Dieser gab ihr eines TageS Mei Paar Schuhe zur Ablieferung an seinen Meister, die er eben neu gefertigt halte. Sie lieferte sie aber nicht ab, son» s,rn versetzte sic und verwendete das Gld in ihren eigenen Nutzen. Der erste Bescheid wurde bestätigt. — Der Krämer