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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Kn! bei Pofibestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Poftanstalten, Post- »khm-/zu Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ftÄ°ngen^Uge^ yalle höherer Gewatt, ' Krieg oder jonsiiger Be- «lebsslörungeo besteh! keil, Amprua, au! Liejerong der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingejandler Schriftstücke erfolg! nur, wenn Porlo beilieni. für. Lürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8ge,pal!ene Raumzcile 20 Rpsg., die 4gespaUenc Zeile der amllichen Bekannlmachungeu 40 Reichs« psennige, die ügespallcnc Beklamczcile im tertlichcn Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 2V Reichspsennige. Vor» geschricbeneErscheinungs. <,,^4 « >a«eund stlotzvorsttristen werden nach Möglichkeil Fernsprecher: Amt Ävtlsorun vtr. v berückstchligi. Anzeigern. annahmebisvorm.ioUhr. ' Für die Richligkei! der durch Fernruf LbermiücUcu Anzeigen übern, wir keine Waranlie. Jeder RadallaulpruN erlisch!, wenn der Beirag durch Klage cingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs geral. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 140 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 17. Juni 1932. Unbefristete Verlängerung des Hoover-Moratoriums. Lausanne. Der englische Ministerpräsident Macdonald gab heute gleich zu Beginn der Vollsitzung in seiner Eigenschaft als Präsident der Tributkonferenz die Aufsehen erregende Erklärung ab, daß die englische, französische, italienische, japani che und belgische Regierung sich geeinigt hätten, das am 1. Juli ablaufende Hoover-Moratorium vorläufig unbefristet zu verlängern. Feierliche Eröffnung der Lausanner Konferenz. „Fm Schatten der schwersten Wirtschafts krisen." Die feierliche Eröffnungssitzung der Lau sanner Konferenz fand im großen Kuppelsaal des Hotels Beau Rivage statt. In dem überfüllten Saal herrscht eine ernste, feierliche Stimmung. Sämt liche auf der Konferenz vertretenen Abordnungen sind an- Niesend. Die Sitzung beginnt mit der einstimmigen Wahl Pfacdonalds zum Präsidenten der Konferenz. Der Schweizer Bundespräsident Motta begrüßte hierauf die Konferenzteilnehmer. Ein erfolgloser Ausgang dieser Konferenz bedeute nicht nur einen unermeßlichen Schaden für jede einzelne Nation, sondern einen allgemeinen Zusammenbruch. Oie Eröffnungsrede. Sodann verlas Macdonald in englischer Sprache die Eröffnungsrede. Er führte etwa folgendes aus: Die Konferenz trete unter dem Schatten einer der schwersten Wirtschaftskrisen zusammen, die die Welt je in friedlichen Zeiten betroffen habe. Oie finanzielle Erbschaft des Weltkrieges. Die Zahl der Arbeitslosen betrage heute 2 5 Millionen. In den meisten Ländern wachse das Elend und die Not täglich. Heute spiele es keine Rolle mehr, welche Art der Regierung an der Macht sei, überall seien die Staaten verarmt, das Nationalver mögen verringere sich, das humanitäre und soziale Werk stehe vor dem Bankrott. Die Hilse des Staates für die Einzelpersönlichkeil könne kaum mehr aufrechterhalten werden. Der allgemeine Lebensstandard von Millio nen von Menschen gehe von Tag zu Tag zurück. Die Regierungen seien gezwungen, zum Schutze ihrer Finanzen den Handel aufs schärfste einzuschränken, nur um den Not wendigkeiten des Tages Rechnung zu tragen. In diesem allgemeinen Zusammenbruch stünden weder Frankreich, noch Deutschland, noch Italien, noch die Bereinigten Staaten, noch England allein. Eine Welt und ein System breche unter unseren Füßen zusammen. Die jetzt beginnende Konferenz habe einen Teil der Ursachen der Weltnot zu behandeln, und zwar diefinan - zielte Erbschaft des Weltkrieges in ihrer Rückwirkung auf die Weltwirtschaft. Die Konferenz müsse in diesen Fragen zu einer Regelung gelangen. Oie ganze Schuldenfrage muß bereinigt werden. Macdonald betonte weiter, daß nach allen diesen Be ratungen ein Zusammenbruch nur verhütet werden könne, wenn die ganze Schuldensrage bereinigt und damit das Vertrauen wieder hergestellt werde. Die wesentliche Aufgabe der Konferenz bestehe jetzt darin, mit größter Beschleunigung zu arbeiten. Ein sofortiges Abkommen werde eine hundert fältig wohltuendere Wirkung haben, als die unvollkomme nen, mühsamen und endlosen Verhandlungen. Das Problem der Konferenz sei nicht technischen, sondern grundsätzlichen Charakters; jedoch könnten einmal feierlich eingegangene Verpflichtungen nicht durch einseitige Ablehnung beiseite- gelassen werden. Dieser Grundsatz sei von nieman dem bestritten worden. Aber Verpflichtungen, die sich als undurchführbar erwiesen hätten, müßten auf dem Wege des Übereinkommens revidiert werden. Beide Seiten müßten den Tatsachen Rechnung tragen. Diese Fragen, die jetzt die Konferenz zu prüfen haben werde, bestünden nicht nur darin, ob die bisherigen Rege lungen unmöglicheLasten geschaffen hätten, sondern auch darin, ob ste zu der wirtschaftlichen und finanziellen Krankhaftigkeit des gegenwär tigen Zustandes beigetragen hätten. Die Konferenz begrüße es, daß nach der gegenwärtigen Phase der Verhandlungen die Vereinigten Staa ten sich bereit erklärt hätten, gemeinsam mit den übrigen Mächten an den weit»rgehenden Problemen des Wieder aufbaus des Handels und der Wirtschaft mitzuarbeiten. Für eine politische Ruhepause. Macdonald ging sodann auf die Genfer Ab rüstungsverhandlungen ein und betonte, ein Erfolg in Lausanne ohne einen Erfolg in Genf sei un denkbar. Wenn die gegenwärtigen Schwierigkeiten über wunden werden sollten, so müsse gleichzeitig eine Pe riode der politischen Ruhe geschaffen werden, damit die Nationen ihre wirtschaftlichen Angelegenheiten in aller Ruhe ohne drohende Kriegsgefahr und ohne Kriegsdrohungsgerüchte in Ordnung bringen könnten. An einem bestimmten Punkte der Verhandlungen werde die Konferenz sich diesen Fragen zuwenden müssen. * Vor -er Kanzlerrede. Der Standpunkt der deutschen Regierung. Die nächste Sitzung der Lausanner Konferenz findet am Freitag statt, inderNeichskanzlervonPapen in einer großen, bereits sorgfältig vorbereiteten Rede die Lage Deutschlands und den Standpunkt der deutschen Re gierung zu den zur Behandlung stehenden Fragen darlcgen wird. * Die Rede Macdonalds enthält den deutlichen Hinweis auf die bereits bekanntgewordenen Pariser Verein barungen zwischen der englischen und französischen Regierung, wonach eine Lösung der Abrüstungsfrage im wesentlichen im Wege eines neuen politischen Sicher heitsabkommen-. zu finden sei. Auf deutscher Seil, wird hierzu die Auffassung ver treten, daß irgendein Abkommen, das bestehende Rechte Deutschlands sowohl auf dem Gebiet der Gleichberechti gung als auch in der Frage der Revision der internatio nalen Verträge antastcn würde, selbstverständlich ab- gclehnt wird. Dagegen würde die deutsche Negierung be reit sein, einen Vorschlag zu prüfen, der lediglich in der gleichen Richtung wie der Kellogg-Vertrag liegen würde. Papen und Herriot. Die erste Unterredung. ' Die erste Unterredung zwischen Papen und Herriot dauerte über eine Stunde. Von deutscher Seite wird über den Verlauf dieser Unterredung mit geteilt, daß der Reichskanzler zunächst eingehend die innenpolitische Lage Deutschlands dargelegt und Herriot über die letzten Vorgänge in Deutschland unter- Hin-enburgs Erwartung. Der Reichspräsident zur politischen Not verordnung. Der Reichspräsident hat an den Reichsminister des Innern Freihcrrn von Gayl folgendes Schreiben ge- richtet: „Sehr geehrter Herr Reichsminister! Anbei übersende ich Ihnen die von mir vollzogene Verordnung gegen po litische Ausschreitungen zur Veröffentlichung. Ich habe die mir von der Reichsregierung vorgeschlagcncn weitgehenden M i l d e r u n g e n der bisherigen Vorschriften in dem Ver- trauen darauf vorgenommen, daß der politische Meinungs kampf in Deutschland sich künftig in ruhigeren For- men abspielcn wird, und daß Gewalttätigkeiten unterbleiben. Sollte sich diese Erwartung nicht erfüllen, so bin ich entschlossen, mit allen mir verfassungsmäßig zu richtet habe. Daran schloß sich eine längere Aussprache über die Gesamtheit der aus der Lausanner Konferenz zur Verhandlung stehenden Fragen, die, wie betont wird, einen durchaus vertrauensvolloffenen Charak ter trug. * England will Tribute und Abrüstung verkoppeln. Die sachlichen Beratungen der Tributkonferenz haben mit einer Reihe privater Besprechungen begonnen. Der englische Außenminister Simon begibt sich nach Genf, um mit dem amerikanischen Botschafter Gibson und dem Generalsekretär des Völkerbundes zu verhandeln. Diese Reise soll eine unmittelbare sachliche Ver bindung zwischen Tribut- und Abrüstungsverhandlungen Herstellen. In englischen Kreisen sucht man jetzt die Zustimmung der amerikanischen Negierung für d> englischen Pläne zur Lösung der Abrüstungsfrage zu gewinnen, um sodann in Lausanne eine gesamte Regelung sowohl für die Tribut- als auch für die Abrüstungsfragen zu finden. Auf deutscher Seite ist dies bisher stets abgelehnt worden, da nur eine getrennte Behandlung der Tribut- sind der Ab rüstungsfrage zu sachlichem Erfolge führen kann. Ferner lehnt man auf deutscher Seite nach wie vor ab, einseitig auf Kosten des grundsätzlichen deutschen Abrüstungsstand punktes hier eine Annahme der englischen Kompromiß vorschläge zuzulassen. Minister von Schleicher über deutsch-französische Zusammenarbeit Reichswehrminister von Schleicher erklärte einem fran zösischen Pressevertreter, daß er nicht daran denke, die Diktatur im Reich zu erstreben. Eine Diktatur, die sich ausschließlich auf die bewaffnete Macht stütze, sei zum sicheren Mißerfolg verurteilt. über die französisch-deutschen Beziehungen sagte der General: „Gerade die nationalen Parteien in Deutschland wünschen aufrichtig eine Zusammenarbeit mit Frankreich. Wir sind bereit, jedes wirtschaftliche Abkommen zu treffen, das Frankreich wünscht." Allerdings müsse Frankreich Deutschland von der Schuldlüge befreien. Die Tribut zahlungen müßten beendet und die Ungleichheit der Rü stungen zwischen den beiden Ländern aufgehoben werden. * Von zuständiger Berliner Stelle wird zu diesen Er klärungen gesagt, daß der Reichswehrminister sich nur zwei Minuten lang mit den französischen Journalisten unterhalten habe. Es sei noch nicht möglich, nachzuprüfen, ob die französische Presse die Äußerungen des Ministers richtig wiedergegeben habe. Der Temps verlangt ei« Ergebnis. Paris, 16. Ium. Die Eröffnung der Lausanner Kon ferenz gibt auch am Donnerstag wieder einigen Abendblättern Gelegenheit, gegen die völlige Abschaffung der Tribute Stel lung zu nehmen. Der Temps ist der Auffassung, daß die Lau sanner Konferenz unbedingt zu einem Ergebnis führen müsse, das sich der augenblicklichen Lage anpasse. Die einzige Lösung sei daher ein Moratorium von kurzer Dauer, während dessen die Prüfung der Gesamtlage in Europa beendet werden könne. Man werde sich immer mehr darüber klar, daß die Repara tionen, die Unterstützung der Donaustaaten und die allgemeine Weltwirtschaftskrise eng miteinander verbunden seien. Das ge samte europäische Problem trete mit einem Schlage unter den verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Ge sichtspunkten in den Vordergrund des Interesses. Dieses Problem müsse mit dem notwendigen Mut und großer Offen heit angesaßt werden, um die Rückkehr zur Stabilisierung und zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. stehenden Mitteln gegenAusschreltungenjeder Art vorzugehen. Ich ermächtige Eie, diese meme Sinnesmcinung belanntzugeben. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr ergebener gez. von Hindenburg.» * Die Notverordnung. Versammlungen, Aufzüge, Zeitungen und politische Verbände. Die Reichsregierung hat nun die angekündigte poli tische Notverordnung der Sffentlichkeit übergeben. Sie hat in dieser Verordnung die unter Brüning seit vem März l93l erlassenen politischen Ausnahmevorschriften gegen die Presse, politische Verbände, über die volitische Die politische Notverordnung.