Volltext Seite (XML)
MOjMWff NM Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Jernrnf: Sammel- Nr. 2341 — Postscheckkonto Leipzig 23464. - Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigstelle Hoben- stein - Ernstthal. Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. W MÜHljtiM V Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Im Falle höherer Gewalt - Störung deS Betriebe» der Leitung, der Lieferanten oder der Besörderungseinrichtungen - hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Leitung oder auf Rückzahlung deS Bezugspreises. - Er» süllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf. ! Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichenbach, Callenberg, Grumbach. Tirschheim. I bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht Kuhschnappel, Wüstenbrand. Mittelbach, Ursprung und Erlbach Hohenstein-Ernstthal iowie der Behörden der umliegenden Ortschaften Nf. 11 Freitag, den 14. Zanuar 1938 der amtlichen Bekanntmachungen des Stadtrat» behördlicherseit» es die Bekanntmachungen des Amtsgerichts und deS Finanzamt» Bezugspreis halbmonatlich 88 NetchsMenniae einschlieklich Träacrlohn. 46 mm breite Millimeter,eile im Anzciaenteil 8 Pig.. 73 mm breite Millimcterzetle im Terteil 21 Pf». 88. Aadrg. Kabinett Ehautemps zurückgetreten Sie WaldemottaMe« Minister kapiiulierien vor den kommunistischen Forderungen Paris, 14. Januar Ministerpräsident Ehautemps gab bei Wiederzusammentritt der Kammer um 3.3» Uhr die Eesamtdemission des Kabinetts bekannt. * Paris, 13. Januar Ministerpräsident Ehautemps und Fi nanzminister Bonnet haben vor dem Kabi nettsrat über die politische und die finanzpoliti sche Lage Bericht erstattet und auf die ernsten Rückwirkungen hingewiesen, die sie auf dem Währungsmarkt haben können. Der Kabinetts rat beschloß, seinen Willen zur Verteidigung der Finanzlage und des Frankens zu be tonen. Beim Verlassen des Kabinettsrates, dem sehr weitgehende Bedeutung beigemessen wird, er klärte Finanzminister Bonnet, die Regierung habe einstimmig die Devisenkontrolle abgelehnt, "dafür aber das Haushaltsgleichgewicht als unbedingt notwendig erachtet. * LH autemps wies in der Kammer zunächst darauf hin, daß die Finanzlage des Lan des noch vor 12 Tagen zu keinen Beforgnissen Anlaß gegeben habe. Vor einigen Tagen habe sich jedoch eine Erregung breit gemacht, die ernste Rückwirkungen auf den De visenmarkt gehabt habe, obwohl ein solcher Alarm durch die Finanzlage an sich nicht berech tigt gewesen wäre. Diese Erregung sei ausge beutet worden. Die Häufigkeit der Tarifstreitig keiten deute auf die Notwendigkeit hin, einen unbefriedigenden Umstand abzustellen, nicht aber mit Staatsgewalt einzuschreiten. Es werde das Verdienst dieser Legislaturperiode sein, als neue Eesetzgebungsarbeit dar Gesetzbuch des Bürgerfriedens zu verabschieden. Die Massen, denen dieses Gesetz die Sicherheit in der Arbeit bringen werde, müßten dementsprechend auch ihre Pflicht gegenüber der Nation erfüllen. Jeder müfse darauf verzichten, die Leidenschaften aufzupeitschen. Wenn gewisse Männer den Burgfrieden stören wollten, so werde das Gesetz in aller Schürfe angewendet werden. In fi nanzpolitischer Hinsicht müsse man das frühere Versprechen des ausgleichenden Staatshaushal tes erneuern. Er begreife, daß Andersdenkende zur Bekämpfung der Auswüchse der Spekulation die Währungskontrolle fordern könnten. Er bleibe jedoch Anh äng e r der Währungs freiheit, denn die Währungskontrolle bringe auch keine Besserung. Jeder könne der Regie rung dadurch helfen, daß er es unterlasse, ihr Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Die Regierung könne nicht arbeiten, wenn sie ständig und auf allen Gebieten von der Mehrheit, der sie ihre Existenz verdanke, kritisiert werde. Er bleibe der Mehrheit treu, verlange aber auch von dieser Mehrheit die Treue. Er stelle vor dem Lande die Vertrauensfrage. Nach der Rede Ehautemps' trat eine Sitzungs pause ein. v Nach der Wiederaufnahme der Sitzung er klärte der Ministerpräsident daß die Regierung der Kammer zur Erörterung zur Verfügung stehe. Der radikalsozialistische Abgeordnete El bel verlangte eine ausgedehnte Aussprache. Es müße verhindert werden, so meinte er, daß die ernsten Gründe, die die Negierung angeführt habe, tragisch würden. Der Sozialdemokrat Serol erklärte anschließend, daß seine Partei auf jeden Fall für die Negierung stimmen werde. Darauf bestieg Ministerpräsident Chau- temps erneut die Rednertribüne. Es scheint, so führte er aus, als wenn sich Mißverständnisse zwischen der Regierung und der Mehrheit gel tend machten. Die Negierung habe keine poli tische Debatte gewollt. Sie habe lediglich das Parlament und das Land aufgeklärt. Sie ver leugne weder ihre Doktrin noch ihre Vergangen heit. Die Regierung bestehe auf einer Fort führung der Devisenfreiheit, werde aber von den Finanztechnikern Mittel verlan gen gegen gewisse spekulative Ma chenschaften. Sie bestehe ebenfalls auf der öffentlichen Ordnung. Die Feinde des sozialen Friedens finde man auf allen Seiten. In dieser Debatte, so stellte er schließlich fest, sei keinesfalls die Rede davon, die „Doktrinen in Frage zu stellen oder die Denkfreiheit zu beein trächtigen". Das Land trüge in sich selbst die Mittel für sein Heil. Es brauche nur das Bei spiel der Arbeit und der freiwilligen Diszpilin zu geben. Damit wurde die Sitzung beendet. Die Links abordnung der Kammer trat darauf zusammen, um die Tagesordnung auszuarbeiten, über welche im Laufe der Nacht in der Kammer ab gestimmt werden soll. * Paris, 14. Januar Nach Wiedereröffnung der Kammer kurz vor 3 Uhr morgens verlas der Kammerpräsident die von der Linksabordnung ausgearbeitete Tages ordnung. Sie hatte folgenden Wortlaut: Die Kammer billigt, getreu ihren Prinzipien, die Bilanz-, Währungs- und Sozialpolitik, die in den früheren Abstimmungen zum Ausdruck ka men und setzt ihr Vertrauen in die Regierung, die finanzielle Aufrichtung im Zeichen der Wäh rungsfreiheit zu sichern und die Achtung der re publikanischen Ordnung jedermann aufzuzwin gen. Nach der Verlesung der Tagesordnung ga ben die verschiedenen Fraktionsredner ihre Ab stimmungsabsichten bekannt. Der radikalsoziale Abg. Elbel teilte mit, daß die radikalsoziale Fraktion für die Regierung stimmen werde. Im Namen der Sozialdemokra ¬ ten schloß sich der Abgeordnete Ferror dieser Erklärung an. Der kommunistische Abgeord nete Ramette erklärte, daß die Kommuni sten nicht gegen die Regierung stimmen würden, um nicht die Volksfront zu gefährden. Der Kommunist entwickelt darauf eine Reihe von kommunistischen Forderungen. Ministerpräsident Ehautemps erNärte darauf, daß cs der Regierung unmöglich sei, die Forderungen der Kommunisten zu erfüllen und daß, wenn diese darauf beständen, ihre Hand lungsfreiheit zurückzunehmen, er sie nicht daran hindern werde. Diese Erklärung des Ministerpräsidenten löste einen Beifallssturm auf den Bänken der Mitte und der Rechten aus, während sie auf der Volksfrontseite Widerspruch hervorrief. Es wurde nun eine Suspendierung der Sitzung ver- verlangt. Um 3.3» Uhr gab der Pariser Radiosender Radio CitL bekannt, daß die sozialdemo kratischen Minister nach dem scharfen Zusammenstoß zwischen Ehautemps und den Kommunisten ihre Demission eingereicht hätten, was unverzüglich die Demission des Gesamtkabinetts zur Folge habe. Nach der gleichen Quelle soll Innenminister Dormoy nach dem Wortwechsel zwischen Chau- temps und dem kommunistischen Abgeordneten Ramette und der daraufhin von der Kammer verlangten Suspendierung der Sitzung aus die Rednertribüne gestiegen sein und erklärt haben: „Jetzt ist aber Schluß!" Nachdem Ehautemps bei Wiederzusammen tritt der Kammer erklärt hatte, daß er zurllck- treten werde, wurde bereits hier und da ange- Dr. Filchner dankt Berlin, 13. Januar Reichsleiter Alfred Rosenberg empfing nach einer Meldung der NSK am Donnerstag in seiner Eigenschaft als Leiter der Kultur tagung der Reichsparteitage den heimgekehrten Nationalpreisträger D r. Filchner und ließ sich von ihm über die wissenschaftlichen Ergeb nisse seiner Forschungsreise berichten. Neichs- leiter Rosenberg übergab Dr. Filchner sein Bild mit Unterschrift und widmete ihm ein Exemplar des „Mythos d:s 20. Jahrhunderts". Für seine zukünftige Forschertätigkeit im Dienste der deut schen Wissenschaft wünschte er ihm weiterhin guten Erfolg. Dr. Filchner hat der Öffentlichkeit folgende Danksagung für den herzlichen Empfang in Deutschland übermittelt: Auf der Heimreise nach 3V-jähriger Abwesen heit von Deutschland sind mir an allen Plätzen, die ich berührte, soviel Zeichen der Ehrung und des herzlichen Empfanges seitens der Partei, Staat und Bevölkerung entgegengebracht wor den, daß es mir ein aufrichtiges Bedürfnis ist, auf diese Weise meinen tiefsten und aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu bringen. Dieses ein drucksvolle Erleben wird mir Kraft geben, all mein Leben und meine Arbeitskraft auch weiter hin voll einzusetzen für Führer und Vaterland. vr Filchner während des Empsanges im Berliner Rathaus, wo Ihm die Ehrenplakette der Reichshauptstadt, die vor ihm erst einmal verliehen worden ist, überreicht wurde (Scherl-Bilderdienst-M.) nommen, daß der Präsident der Republik Chau- temps schon in den nächsten Stunden mit der Neubildung eines Kabinetts betrauen werde. * Paris, 14. Januar Wie sich zeigt, gaben die neuen kommunisti schen Forderungen, vor allem die nach Aus hebung der „Pause", den äußeren Anlaß zur Kabinettskrise. Das Fallenlassen der „Pause" hätte den mit unendlichen Mühen ins Gleich gewicht gebrachten Haushalt für das Jahr 1938 j ernstlich erschüttert. Ehautemps sah sich daher gezwungen, das an die Erfüllung der neuen kom munistischen Forderungen geknüpfte Jawort der Kommunisten zur Tagesordnung zurückzuweisen und den Kommunisten freizustellen, sich bedin gungslos den Forderungen der Negierung zu unterwerfen oder sich ihre Handlungsfreiheit zu rückzunehmen. Es kam zu Lärmszenen und zur Aussetzung der Sitzung. In der Zwischenzeit bis zur Fortsetzung der Kammersitzung reichten dann die sozialdemokratischen Minister ihren Rücktritt ein. Die Folgen der unerwarteten Wendung in der Nachtsitzung der Kammer lassen sich vorläufig noch nicht absehen. Man bezeichnet allgemein die Schwierigkeiten auf dem Devi senmarkt als außerordentlich groß. * London, 13. Januar Die Flucht aus dem Franken hat am Don nerstag auf dem Londoner Devisenmarkt weiter angehalten. Die Befürchtung einer Regierungs krise Frankreichs hat zu außerordentlich hohem Frankenangebot geführt, so daß der Franken auf 151 gegen dem Pfund absank. Nie Rosaroten haben Angst vor ben Blutroten Paris, 14. Januar Der Vorstand der Gewerkschaftsinternatio nale, der in Paris zu einer Sitzung zusammen trat, hat in der Frage der sowjetrussischerseits zur Verbreiterung der Agitationsbasis mit be merkenswerter Eile vorgenommenen Ratifizie rung der Eingliederung der sowjetrussischen Ge werkschaften eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Nachdem der Vorstand den Bericht der na y Moskau entsandten Abordnung angehört und diskutiert hat, stellt er fest, daß der Zentralrat der sowjetrussischen Gewerkschaften statt eines ordnungsgemäßen Aufnahmegefuches eine Reihe von Bedingungen an sein Aufnahmegesuch ge knüpft hat, die der Vorstand der Ecwerkschafts- internationale als unannehmbar erachtet. Er hat des weiteren beschlossen, sofort alle seine angehörigen Verbände über die Einzelheiten dieser Frage in Kenntnis zu setzen, um sie an läßlich der nächsten Sitzung des Vorstandes der Eewerkschaftsinternationale in Oslo noch einmal zu erörtern. lind jetzt die Sowjethreffel EPU-Einpeitscher sorgen für „Stalin-Linie" London, 14. Januar „Daily Expreß" meldet, daß die GPll 23 sowjetrussische Journalisten verhaftet habe, weil sie sich in einer sogenannten „reaktionären Or ganisation", der „Gruppe des freien Wortes", zusammengetan hatten. Der Leiter der GPU., Jeschow, habe eine neue „Pressepolizei" ge schaffen, deren Aufgabe es sei, die Presseleute in Sowjetrußland zu überwachen und „in eine Linie mit Stalin" zu bringen. Im Wolga-Gebiet seien wiederum 15 Bau ern unter der Anklage des „Verrates" und „Trotzkismus" erschossen worden.