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Dresdner Journal : 24.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-24
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1899
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Dresdner Minml 144 Sonnabend, den 24. Juni abends 18SS Amtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Lunss und Wissenschaft. Pellieux, Roget nannte. Im übrigen ist Waldeck- Rousseau von den revision»freundlichen Blättern mit Wärme begrüßt, von der nationalistischen Presse mit Mißtrauen und Unbehagen ausgenommen worden. In den englisch-südafrikanischen Angelegen heiten hat es nicht an allerlei alarmierenden Nach richten gefehlt, wonach England eifrige KriegS- vorbereitungen betreiben, Truppen über Truppen nach dem Kaplande senden, Bestellungen an Kriegsmaterial machen und bereit- einen Oberbefehlshaber für die südafrikanische Campagne ernannt haben sollte. Dem AutkubiguusSiebühren: Für den Raum einer gespal tenen Aelle kleiner Schrift >0 Pf Unter „Singesaodt" die Zeile LV Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Hera««getzer: SSaiglich« Trpedition de« DreSdner Journal- Dresden, Znnngerstr. ro. Fernspr.-Anschluß: Nr. 12»» Tagesgeschichte. Dresden, 24. Ium. Ihre Majestät die Königin haben Sibyllenort heute früh ^10 Uhr verlassen und sind unter Benutzung eines SonderzugeS von Görlitz bis Niedersedlitz heute nachmittag 5 Uhr im König! Sommerhoslagcr zu Pillnitz eingetroffen. Im Ge folge Ihrer Majestät der Königin sind Frau Ober hofmeisterin v. Pflugk, Excellenz, Hofdame Gräfin Reuttner v Weyl, Hoffräulein v. Adeken und Ober hofmeister, Wirkt. Geh Rot v. Malortie, Excellenz, mit in Pillnitz angekommen. Dresden, 24. Juni. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August empfing heute nach mittag auf der Weinbergs Villa zu Wachwitz eine aus den Herren Oberst Dragoni Edler v. Rabenhorst, Oberstleutnant Schneider, Hauptmann Ort und Ober leutnant Knobloch bestehende Deputation de» Kaiser!, und Königl. österreichischen Infanterieregiments Nr. 45, dessen Chef Se. Königl. Hoheit ist. Dem Empfang schloß sich eine Tafel an, an welcher auch Ihre Kaiserl. und Königl Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August mit den Damen und Herren des prinzlichen Dienste» teilnahm und zu der außer der geuannteu Deputation Generalmajor z. D. Spalteholz, Oberst Frhr. v. d. BuSsche-Jppenburg, Oberstleutnant Lerche, Major v. Carlowitz und Rittmeister Roßbach mit Einladungen ausgezeichnet worden waren. Dresden, 24. Juni. Se. Excellenz der Hr. Kultus minister vr. v. Seydewitz hat eine dreiwöchentliche Urlaubsreife angetreten. DentscheS Reich. * Berlin Au« Kiel wird gemeldet: Die Kaiserl Rennjacht „Meteor" mit Er Majestät dem Kaiser an Bord passierte gestern um H4 Uhr al« erste Jacht unter allgemeinem Hurra die Ziellinie Der Kaiser ließe« darauf den „Meteor" wenden und fuhren bi« auf die Höhe von Friedrich«ort zurück Dort ging der „Meteor" vor Anker und Se Majestät beobachteten da« Einlaufen der große« Jachten. Später kchrte« der Monarch an Bord der „Hohenzoller«" zurück, wohin Ihre Majestät die Kaiserin sich bereit« um 2 Uhr von der „Grille" au« begeben Die auswärtige Politik der Woche. Die Behandlung des Gesetze», durch da» Spanien die Karolinen, Marianen und Palao»-Jnseln an da» Deutsche Reich abtritt, ist in der spanischen Volksvertretung eine unaufgehaltene und schnelle gewesen. Diese prompte Erlediaunyverdient, angesichtSder schwieri gen Parteiverhältniffe in Spanien, besondere Beacht ung; sie darf al» eine FreundlichkeitSbezeugung Spaniens gegenüber Deutschland aufgefaßt werden, wie sie überdies den Bemühungen zu danken ist, die der deutsche Botschafter in Madrid, v. Radowitz, in dieser Beziehung entfaltet hat. Endlich dürste zu der Be- fchleun'gung der Angelegenheit die Erkenntnis da» ihre beigetragen haben, daß die Abtretung der Inselgruppen im wohlverstandenen Interesse Spanien» lag. Denn, feit die Philippinen endgiltig für Spanien verloren, war ihm auch der Besitz der genannten Südsee-Archipeln entwertet oder für die Zukunft nur noch mit großen Kosten verbunden. Am Mittwoch und Donner-tag ist dann der Südsee-Bertrag im deutschen Reichstage beraten worden Dort brachte Staatssekretär Graf v. Bülow die Vorlage mit dem ihm eigenen Geschick zur Annahme. Der Erfolg war ja von vornherein nicht zweifelhaft; aber eine so glatte und glänzende Durchführung der Angelegenheit, wie sie dem Grafen v. Bülow gelungen lst, wurde doch kaum vermutet. Der selbstverständliche sozialdemokratische Widerspruch verhallte wirkungslos, und bei den Einwendungen, die der für Eugen Richter al» Sprecher der Freisinnigen adschnnom Em naevtUqe« Aamittmtedm bestem auf den Palau Inseln infolge der Abtrennung der männlichen Einwohner in besonderen Klubhäuser« kaum und wird um so mehr verhindert, al« e» bereit« in frühem Alter beide» Geschlechtern gestattet wird, in wilder Ehe zu lebe«. ,Hat ein Mädchen von 10 bi« 12 Jahren noch keinen Mann, so begiebt e« sich in «inen fremden Distrikt, lebt dort al« eine Armengol mit allen Männern de« Baj« gegen Bezahlung oder wird di« Geliebte eine« Ein geborenen und setzt die« Lebe« so lange fort, bi« e« end lich die eheliche Frau eine» solche« wird. Natürlicher weise hiadert die» Berhalten de« Kmdersegm und läßt di« Frau früh«» noch altern, al» «» an und für sich m de« Tropen der Fall ist. Der Mann heiratet überhaupt wohl nur wegen de« wirtschaftliche« Nutze«« der Fra« u«d entschädi-t sich für die alternde Frau mit de« Armengol« in dem Baj. Außerdem gehört da« Hau» ge wöhnlich dem Oberhaupte der Familie, dient aber allen Angehörigen, auch de« Verheiratete«, al« Aufenthalt Von eine« geregelten Fa«ilienlrben ist daher nicht die Rede, die Ehe« bleiben zu drei Vierteln kinderlo«, und die Palauer entstammen meist freiem Umgang de, Männer in de« vaj« mit den fahrenden Mädchen, den Armengol« Ebenso ist eine Scheidung überau« bequem, eine Wieder Verheiratung oh«e jede Zeremonie möglich, wenn die Frau arm ist; ist sie reich, so geht der Mann au« de« Hause und enthält sich einer neuen Ehe." Die Trennung de» Eigentum« der Satten ist streng durchgeführt; stirbt aber der Mann, so geht da« gesamte Eigentum der Frau und ihrer Kinder an de« Bruder de» Manne« über Daher wird der Tod eine» Manne« von der Frau gewöhnlich so lange verheimlicht, bi« «» ihr gelungen ist, ihre« Besitz i« da« Hau« vo« Verwaisten zu übertragen, damit der Bruder de« Tote« möqlichft nur di« Leiche in dem ihm rechtlich gehörige« Haus« find« D«r Erb« überläßt sein eigene« Hau« wieder dem jüngeren Bruder, so daß durch allmählich« Erbschaft de. Unsere Neue« Kolonien. VI. Die Fahrzeuge der Palauer bestehen au« drei Klaffen, die sich jedoch nur durch die E.ößr und Gebrauch«weise voneinander unterscheiden, von denen der übrigen Aidsee- Insulaner aber dadurch abweichen, daß sie im Verhältni« zur Größe de« Segel« und Länge de» Fahrzeug« un gemein flach und niedrig find, we«halb sie auch nur für kurz« Seerrisen -eeianet find. Auch die Kanoe« werden nur von den Baumeistern, Takelbaj«, verfertigt, und zwar durch Aushacken au« einem großen Baumstamm. ?chre Länge beträgt höchstens 20 m, die Breit« kaum m, die Tiefe A m, aber nur in der Mitt«. Di«s«r «»»gehöhlt« Kiel wird durch d«n auf der Sette angebracht«« valancier- baum über Wasser gehalten, vermag aber bi» zu 40 Ruderer zu fassen, die, hintereinander fitzend, da« leichte Fahrzeug mittel« löffelförmiger Ruder sehr rasch fortbewegen. Der Schmuck besteht m roter Farbe und Au«lrgung mit Muschelschale« und Perlmutter in Mustern und Figuren Dies« groß«« Fahrzeug«, Kabekrl, a«hör«n dem Klub „Nalbebckel"und sind sehr kostspielig; di« Kaep« find um die Hälfte klein« und dienen für gewöhnliche Zweck«, di« Kabekel ab«r für Reisen der Häuptlinge und zu Krieg», zwecken Ei« drei«ckige» Segel vervollständigt di« Au»- siattung Die dritte, weniger für da« Segeln bestimmte Art der Fahrzeug« ist da« Kotraor, ein kleinere«, etwa 4 m lange« Kanoe, da« in flachem Wasser von zwei Mann mit der Bambu«ftange grschobm wird. Endlich kommen noch Bambulflöß« oder Prer« vor. Die Kanoe« der Aaper werden meist auf den Palau- Inseln gebaut, da dort bessere« Holz zu haben ist. Den Palau-Fahrzeug«« gleich gebildet, sind sie da» Schwert gezogen werden wird. Abgesehen von den früher erörterten Gründen, au» denen England an einer friedlichen Entwirrung der südafrikanischen Dinge mehr Interesse hat, al- an der Anwendung militärischer Machtmittel, kommt auch wohl noch in Frage, daß eS an anderen Weltpunkten an Schwierig keiten für Großbritannien nicht fehlt. In Südindien sind unruhvolle Bewegungen, wie e- scheint, nicht ohne Mühe unterdrückt worden. Und vom persischen Golf kam das Gerücht, daß Rußland die dort liegende Hafenstadt Bender-Abba- erworben hätte. Zwar ward im englischen Unterhause vom Regierung-tische au- erklärt, offiziell wisse man nichts von einer solchen Erwerbung; nach den englischen Preßerörterungen schien aber die Möglichkeit einer russischen Festsetzung am persischen Golf doch al- ein Faktor angesprochen zu werden, mit dem die englische Politik zu rechnen hätte. Dresden, 24. Juni. Ihre Majestät die Königin sind heute nachmittag 4H Uhr von Sibyllenort im Königlichen Sommerhoflager Pillnitz eingetroffen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor de- Königlich Sächsischen Militär- Feuer-BersicberungS-Verein- Hofmanll in Zwickau da- Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler Hirzel in Leipzig da- ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden verliehene Ritterkreuz 1. Klasse de- Ordens vom Zähringer Löwen annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fabrikbesitzer Emil Kühnscherf zu Dresden da- ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehene Offi- zierSkreuz 4. Klasse de- Nationalorden- für Civil- verdienst annehme und trage. Sn»eA«an-e«, versetztm-m rc. im öffeutlicheu DitAste. I« Geschäftsbereich« b«S Ministerium« der J«fttz. Das vom srüheien Rechtsanwalt Vr. Julius Guido Schüler In Leipzig bekleidete Amt eines Notar« de« älteren Recht- ist durch Riederleguna und Feststellung nach « SS verbunden mit §7» letzter Absatz der Rotanattordnung vom v. September ISS» erloschen 3« Geschäftsbereiche be» Ministerin«,» bes Kalt«» «nb öffentliche« Unterricht». Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der einsachen Volksschule zu Hartmannsdorf bei Burgstädt. Kollator: der Gemeinderat daselbst. Gehalt vom 1. Januar l»00 ab: ISOO M, steigend von »zu3Jahren bi» zum 18. Dienstjahre um 1ö0 M., vom :» bi» »7. Dienst jahre um lvv M. bis S700 M- eiaschl. WohnungSgeld Aus wärts verbrachte Dieastjahre kommen in Anrechnung. Bewerb- ung-gesuche nebst Zeugnissen find bis zu« IS. Juli 18SS an den obengenannten Gemeinderat einzurnchen. ve,»««preis. Für Dresden vierteljährlich: A Mark SO Pf., bet den Kaiser lich deulschen PostanslaUcn »iertrtiahUichSMatt; außer- halb d«S Deutschen Reiche« Post, und Stempeflujchlaa Einzelne Nummern: 10 Pf. Grschet»e»: Täglich mit Au-nahme der Sonn- «ad Feiertage abends. Frruspr..«nschlub:Nr.1»b». genommen, daß diese nutzlosen Bemühungen, einem neuen Ministerium in den Sattel zu helfen, ein neue» Erstarken der „Generalstäbler" und Nationalisten bedeute, trotz dem Spruche des Kassationshofes und »rotz der Wahrscheinlichkeit, daß das Kriegsgericht in RenneS zu einem freisprechenden Urteile gelangen werde. General Mercier und Major Marchand haben denn auch in wohlbereiteten oratorischen Kund gebungen — der frühere Kriegsminister in der „ BaterlandSliga " zu Paris und der Held von Faschoda in der Provinzstadt Thoissey — er an deutlichen Anspielungen dahin nicht fehlen lassen, daß die wahren Freunde des Vaterlandes ihre Sache keineswegs als verloren ansehen. Man bereitet sich demnach vor, etwelchen Demonstrationen zu begegnen, die in Renne» versucht werden dürften. Den Dreyfus will man möglichst unsichtbar vor die Schranken de» Gerichts bringen; wo und wie der auS der Gefangen schaft auf der Teuselsinsel Erlöste an der Küste.Frank reich; gelandet werden wird, darüber scheint man die Oeffentlichkeit geflissentlich im Unklaren »u lassen. — Um zur Ministerkrisis zurückzukehren, so ward al» dritter für die Anwartschaft auf den Konseilpräsidenten Hr. Bourgeois auSersehen, der, wie man weiß, Frankreich» Interessen zur Zeit auf der Haager Konferenz vertritt. Präsident Loubet berief ihn telegraphisch nach Pari», aber da» Ergebnis der Besprechungen war da-, daß auch Hr. Bourgeois, seine „edle" Sendung als Kongreßdelegierter vor- schiitzend, e» ablehnte, den heißen Boden der Minister- präsidentschaft zu betreten. So ward abermals auf Hrn. Waldeck-Rousseau zurückgegriffen, und diesem gelang nun die Kabinettsbildung schneller als man gedacht hatte. Im neuen Ministerium ist Delcaffs mit dem Portefeuille der Auswärtigen geblieben. Am meisten indessen beschäftigte sich die Pariser Presse mit der Ernennung de» General» Gallifet zum Kriegsminister. Bride, Waldeck-Rousseau und Gallifet, bedeuten für die Pariser politischen Kreise ein Programm, und dieses Programm heißt: rücksichtslose Durchführung de» DreyfuS- HandelS im Sinne der Gerechtigkeit, Maß regelung und Verfolgung der bloßgestellten Persön lichkeiten, als welche die geschäftige Pariser Fama alsbald die Generale Zurlivden, Boisdeffre, Gonse, austretende Sbg. Wiemer vortrua, konnte man wirklich be zweifeln, ob der Redner selbst sie ernst nahm. Die Zurückweisung dieser Nichtigkeiten durch den Grafen ' v. Bülow war ein kleine» KabinettSstück; sie zeigte den Staatssekretär zum ersten Male in den Eigenschaften eines gewandten, humorvollen, siegreichen Polemiker-. Alle anderen Parteien, nament lich auch die freisinnige Vereinigung, wirkten durch den Mund ihrer Wortführer zu einem neuen ein helligen Vertrauensvotum für unsere auswärtige Politik und zu lebhafter Anerkennung der persönlichen Wirksamkeit de- Staatssekretär- zusammen, — eine Thatsache, die nicht verfehlen wird, auch im AuSlande einen Mr da- Ansehen der deutschen NamenS erfreu lichen Eindruck hervorzurufen. Diese Kundgebung des Reichstag- vom Mittwoch, wo der Südfee-Vertrag in erster und zweiter Lesung angenommen wurde, empfing eine wirkungsvolle Ergänzung durch die Er klärungen, zu denen in der DonnerStagSsihung der Abg. Fürst Herbert Bismarck da- Wort ergriff. Man wird nach diesen Darlegungen von berufener Seite nicht im Zweifel darüber sein können, daß Graf v. Bülow in der auswärtigen Politik der Träger echter BiSmarckscher Traditionen ist, sowohl in der Samoa- Frage, wie überhaupt dem Geiste nach, in dem er seine staatsmännischen Aufgaben durchführt. Sehr bemerkenswert erschien auch, daß Fürst Herbert Bis marck sich ausdrücklich al» überzeugten Anhänger eine» guten Einvernehmens mit England bekannte. Die wohl überlegten Ausführungen de» ehemaligen Staats sekretärs werden in weiten Kreisen der deutschen Poli tiker von neuem das Verständnis dafür wecken, daß eS WirklichkeitSgrößen giebt, mit denen jede für Deutschland mögliche auswärtige Politik zu rechnen hat und daß Hr. v. Bülow, dem nach der glänzenden Durchführung der Südsee-Abkommen» im Reichstage eine Allerhöchste Auszeichnung und BertrauenSkund- gebung mit der Erhebung in den Grafenstand zu Teil wurde, in allen großen Fragen mit kundiger Hand den „alten Kurs" steuert, dessen vermeintliche PreiSgebung von gut gesinnter, aber ost nicht gut unter richteter Seite in unserer Presse noch immer beklagt wird. Neue Depeschen au-Samoa haben gemeldet, daß die Arbeiten der dorthin gesandten Kommission einen Fortgang nehmen, der die Herbeiführung normaler Zustände erhoffen läßt. Laut jenen Nachrichten, wo nach u. a. die Abschaffung de» Königtum» empfohlen wird, wäre die Kommission schon über den Stand punkt einer ängstlichen Konservierung aller Bestimm ungen der Samoaakte hinausgegangen. Bci ein mütigem Zusammengehen ist eine Neuordnung der Dinge auch unter Abweichung von der Akte möglich und wünschenswert. Entstehen allerdings — was wohl jetzt al» überwunden gelten darf — Mißhellig- keiten unter deu beteiligten Mächten, so bleibt die sich auS der Akte ergebende Gleichberechtigung, wie Staats sekretär Graf v. Bülow im Reichstage bemerkte, da» Brett, auf da» man treten muß, um durch die erreg ten Gewässer hindurchzukommen. Unter den mehr oder minder unzusammenhängen den Einzelheiten, die der Telegraph au» den Verhand lungen der Haager Konferenz übermittelte, nahm die Schiedsgericht »frage die verhältnismäßig meiste Aufmerksamkeit m Anspruch. Bei der Behandlung dieser Frage kam eS und kommt eS für die deutsche Regierung vor allem darauf an, daß die von ver schiedenen ausländischen Seiten gemachten Versuche, die Haager Beratung zur Entfremdung zwischen den Kabinetten von Berlin und St. Petersburg auSzu- vutzen, mit Erfolg durchkreuzt werden. ES besteht Grund zu der Annahme, daß in diesem Sinne bereits mit der Regierung der großen Nachbarreiches im Osten Fühlung genommen worden ist. Der schließliche Au»- aang der Sache wird erweisen, daß zwischen dem Deut- Wünsche und Forderungen bestehen bliebe. In der sehen Kaiser und dem Zaren mit bezug auf die That wird man an der wiederholt geäußerten Meinung Gegenstände der Friedenskonferenz eine Uebereinstimm- festhatten dürfen, daß schwerlich von britischer Seite ung der Auffassungen herrscht, die zu erschüttern alle Abmühungen dritter Mächte bisher nicht im stände gewesen sind. In Paris blieb während der Woche die Minister- krifiS an der Spitze der Tagesordnung. Zunächst war Hr. Poincars und nach ihm Waldeck-Rousseau bemüht, dem Präsidenten Loubet eine solche Minister liste darzubieten, die der gegenwärtigen Lage in Frankreich entsprochen hätte. Beider Versuche scheiterten indessen an der Schwierigkeit, alle die Strömungen in ein Bett zu lenken, die fortgesetzt von der „Affaire" auSgehen. Vielfach wurde an- doch fällt der Frau auSschtießlich die Pfleg« der Tarü. Pflanzungen zu, dem Manne die der übrigen Nutzpflanze«. Di« gute B«sorgu«g d«r Tarüfelder, zu deren Gedeihen di« Männer «ur durch da« Bearbeite« de« Untergrund«« und da« Setzen der Schößling« beitragen, liegt allen Frauen, denen de« König« wie der de« ärmsten Unter gebenen, gleichmäßig am Herzen; die südlichen J«seln sind aber arm an Taro und beziehe« daher ihren Bedarf von den nördlichen. Die Männer bauen ferner Tabak, Baumwolle, Gelbwurz, Zuckerrohr, Banane«, B«1elpfeffrr und ei«iae fremde Nutzpflanzen; von allen diese« bedürfe« besonderer Aufmerksamkeit nur der Tabak, die Gelbwurz und der Betelpfeffer; der Baumwollenbau ist zurückgegangen, und da« Zuckerrohr dient mehr al« Zier pflanze. Der Tabak ist die wichtigst« und nützlichste Pflanz«, deren Blätter nicht nur geraucht, sondern auch gekaut werden und de« Palauer« ganz unentbehrlich ge worden find. Betelvfeffer gedeiht schlecht, di« Gelbwurz giebt da« feine, färbende Pulver Rmg Eine der wichtigsten Beschäftigungen der Palauer ist der Fischfang, dem fast täglich ein oder zwei Mitalieder einer Familie obliegen, und zwar mit Speer und Angel während da« Sinsammeln der Muschel« de« Knaben überlassen wird. Zu größere« Fischzage« benutzt man groß« Netze und vereinigt fich au« mehreren Ortschaften, auf Befehl der Häuptlinge zu größeren Verbänden; auch dienen au« Bambu«rohr angefertigte, geschickt mit Korallen und Steinen bedeckte Körb« oder Käfige al« Falle« für die Fische. Die Großfischrrei ist weg,« der Kostspieligkeit der Netze nnr Reichen möglich, der k childlr, tenfang ans einige Monat« im Jahre beschränkt; der Prei« ei««r großen lebenden Schildkröte betrug vor 20 Jahren 20 M Gemeinsame Beschäftigungen aller Palauer find die Erhaltung der großen Häuser, der öffentliche« Wege und der al« Landu«g«plätze dienende« Stemdämme sowie in früheren Zeiten der Krieg und da» beliebt« Kopf- mit Auslegedalken und au» Rohre» geferttgten Ge stellen »»«gerüstet, die von de» Insassen bei hohem Segel- druck und lebhaftem Seegang benutz: werde«, und die Maste« au« drehbarem Bambusrohr sind leicht umzustellen, damit man bald die vordere, bald die Hintere Seit« de« Schiffe« dem Winde zukehre« kan«. Die Nahrung der Asper besteht au» Pflanzenkost, insbesondere den Wurzeln der Jgname, Tarö, Bataten, Bananen, der Pfeilwurz (Tacea sativ») sowie Brotfrüchte«. Fisch«, Schildkröt««, «»«der« Seetier« und Hühner liefern die Fleischnahrung, Schweine sind erst i» den siebziger Jahren diese« Jahrhundert« eingeführt worden Al« Reizmittel dienen Tabak und Betel; dieser wird haupt sächlich grün, die Blätter mit pulverisierten Arekanüssen und gebranntem Madreporenkalk vermischt, leidenschaft lich genossen. Al» Kochaeschirre dienen selbstgefertigte kunstlose Thongefäße. Doch werden die Speisen auch, wie in Polynesien, zwischen erhitzten Steinen geröstet; einige Fische und Seetiere verzehrt man einfach roh Frauen sache ist e«, die Speisen zu bereiten Gemeinsame Fami lienmahlzeiten aber bestehen nicht, ein jeder verzehrt seine Nahrung möglichst heimlich, wa« vermutlich au« der Auf fassung de« Essen« al» einer tabuierten Beschäftigung her zuleiten ist Die Nahning«zubereitung fällt auf den Palau-Insel» meist dm Männern, erst in zweiter Linie dm Frauen zu. Da« gewöhnliche Esten besteht au« in Salzwaffrr gekochte« Fischen, Kokosnüsse« und Taro, doch werden auch Schweine, Ziegen, Hühner, halb in Salz-, halb in Süßwafser gekocht und al« Zukost Koko«nüfle, Gelbwurz, Ingwer gegeben. Da« gekochte Fleisch versteht man eine Woche lang eßbar zu erhalte«. Master mit Sirup ist da« gewöhnliche Getränk, da« zuweilm mit Lavendelgra« und Oraugmblättem gewürzt wird; der Verbrauch de« au« der Koko«blüte gewonnenen, in großen Töpfen eingekochten Sirup« ist ungeheuer Beide Geschlechter betreiben dm Ackerbau gemeinsam; hatten Ihre Majestät begabm Sich um H6 Uhr an Land, um Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Heinrich einm Besuch abzustatten, und kehrtm um ^7 Uhr auf die „Hohenzollern" zurück. — Se. Majestät d«r König von Sachsen trafen gestern nachmittag ü Uhr 7 Min. auf dem Anhalter wurden dann beruhigende Versicherungen entgegengestellt, Md!r ^sächsische^S-sÄ H?hmtha"!*Är?m! daß keinerlei kriegerische Maßregeln geschahen und die der Militärbevollmüchugte Major Krug v. Nidda und der Hoffnung auf friedliche Erfüllung der beiderseitigen Legation«fekretär Frhr v Fritsch, der Inspekteur der Ver-
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