Volltext Seite (XML)
onderK 84, 85, bittend, Wallwitz zu wiederholen sich mit unter wie sie vor drei Jahren der klare Beweis geliefert, über den politischen dringendere Aufgabe, der. h 2 Uhr anderer Umstand. Dank der Zersplitterung der anderen Parteien kommen die Sozialdemokraten diesmal in weit mehr Wahlkreisen zur Stichwahl denn sonst. Wären alle anderen Parteien im Kampfe gegen die Sozialdemo kratie einig, so fiele es nicht schwer, dieses Verhältniß ungefährlich zu machen. Sie sind es aber nicht und die Gefahr liegt nahe, daß die Parteien sich bei der ersten Wahl vielfach so gegeneinander verbissen haben, um sich nun den Beistand gegen den gemeinsamen Gegner zu ver weigern, wie grundfalsch dies auch ist. Somit kann die Sozialdemokratie, halten die Ordnungsparteien nicht fest zusammen, leicht stärker noch, mindestens ebenso stark aus tri» gen )ir. ksthüm- Preisen. bens zehM prechen welche ihr unsere sozialen Zustände stellen, außer Augen läßt. Dann müßte man sich freilich fragen, ob es nicht doch besser wäre, auf die Wirkungen des Sozialisten gesetzes ganz zu verzichten und, wie die Fortschrittspartei verlangt, das Sozialistengesetz auszuheben. Denn man könnte sicher darauf rechnen," daß die Sozialdemokratie, sobald sie wieder Luft hätte, bald weiter um sich greifen und dadurch das deutsche Bürgerthum mit der Zeit zum Bewußtsein seiner bedrohten Stellung bringen würde. Dies wäre immerhin ein Bortheil, welcher mit einer für den Augenblick verstärkten sozial demokratischen Agitation wohl nicht zu theuer erkauft sein würde. Es ist schließlich doch immer noch besser, an eine vorhandene Gefahr stets wieder aufs Neue erinnert zu werden, als sich in behagliche Sicherheit wiegen zu lassen, um dann Plötzlich durch Schaden klug zu werden. Wer dies vermeiden will, wer nicht — um ein Wort des Herrn Staatsministers von Nostitz- bcttfieber c Frau, »wägerin »er I nur die len lebt, umschwebt, cabesrand: immlisches ichcs Herz; n Schmerz. Verlangen sgegangen. shöhen, ehcn. den Stichwahlen hervorgehen, war. Geschieht dies, so wäre daß unsere Bürgerschaft Kämpfen die noch viel Zur Stichwahl. Nur Diejenigen, welche mit beliebter Oberflächlichkeit die Erscheinungen an unserem sozialen Körper zu be obachten Pflegen, konnten annehmen, daß das Sozialisten gesetz der Sozialdemokratie in einem Zuge das Lebens licht auszublasen vermöge. So mechanisch vollziehen sich die Vorgänge im politischen Leben eines Volkes denn doch nicht, daß man einer so tiefgehenden und mit zahlreichen Aeußerungen unsers sozialen Organismus eng verwach senen Bewegung, wie die Sozialdemokratie sie repräsentirt- im Fluge mit ein paar Gesetzesparagraphcn bcikommen könnte. Die Reichsregierung selbst hat sich nie Illusionen darüber hingcgeben, daß das Sozialistengesetz allein im Stande sei, die Sozialdemokratie zu unterdrücken. Wenn die Sozialdemokraten noch nicht von der Bild fläche verschwunden sind und wenn sie bei den letzten Reichstagswahlen wiederum Beweise ihrer auch durch das Sozialistengesetz noch nicht völlig zerstörten Organi sation gegeben haben, so ist dies also durchaus nichts Befremdliches. Es fragt sich nur, ob überhaupt ein Rück gang der Sozialdemokratie zu konstatircn ist, welcher der Hoffnung Raum giebt, daß unser Volk die durch die Sozialdemokratie zur Erscheinung gekommene schwere Krankheit ohne Gefahr überwinden wird. In dieser Hinsicht treten nun ziemlich große Ver schiedenheiten zu Tage. Im Allgemeinen haben die sozial demokratischen Stimmen ganz erheblich abgenommen. Aber während in einzelnen Wahlkreisen, in denen der Einfluß der leitenden Kräfte wegen des Sozialistengesetzes nicht mehr in der alten Weise sich geltend machen konnte, der Verlust au sozialdemokratischen Stimmen in der That als eine Schwächung des sozialistischen Heerbannes an gesehen werden kann, ist dieser Rückgang in anderen Wahlkreisen, namentlich in großen Städten, wo der Zu sammenhang mit der Zentralleitung noch leichter aufrecht erhalten werden kann, entweder ganz unbedeutend oder er ist verbunden mit einer Stärkung anderer demagogischer Elemente, welche nur eine andere Form der Verhetzung der einzelnen Gesellschaftsklassen gegen einander darstellen. In diesen letztgenannten Wahlkreisen ist das Wahlresultat nur so aufzufassen, daß diejenigen Unzufriedenen, welche auch früher nicht zum festen Stamm der sozialdemokrati schen Partei gehörten, jetzt denjenigen Parteien anheim ge fallen sind, welche am wirksamsten die Leidenschaften auf zustacheln und den Klaffenhaß zu schüren verstanden und dabei durch das Sozialistengesetz nicht. beengt wurden, also durch ihre offene Agitation das Erbe der Sozialde mokratie anzutreten im Stande waren; daß alle diese Ueberläufer aber eines schönen Tages, falls die Sozial demokratie sich wieder frei bewegen dürste, ohne Weiteres dieser Partei als derjenigen, welche die Unzufriedenheit immer am besten für sich auszunutzen versteht, zufallen würden. Wir brauchen hier auf einzelne Beispiele kaum hinzu weisen. Verschiedene Parteien, rechts wie links, haben von diesem Wandel in der augenblicklichen Parteistellung eines Theiles der früher sozialdemokratischen Wähler Nutzen ge zogen, aber einen wirklichen Erfolg des Sozialistengesetzes wird man hierin wohl nicht erkennen. Von Anfang an ist darauf aufmerksam gemacht worden, daß das Gefährlichste an der sozialdemokratischen Bewegung die Methode ihrer Agitation, die Verhetzung und Aufreizung zum Klaffenhaß und das Schüren der Unzufriedenheit sei. Diese Methode haben aber gerade diejenigen Parteien auch befolgt, zu denen die früher sozialdemokratischen Wähler in jenen Wahlkreisen übergegangen sind. Zu diesen Einschränkungen in dem Urtheil über den Rückgang der Sozialdemokratie tritt nun aber noch ein itte^ :rcr Mitte en, ich Wen. lütter, die hcn und cilnahme gcßlichm ttederiSe len licbm und fern besondere v für die während schlafenen n Worte, Schmerz ch Herrn die cr- herr von läge fern- 33. Jahrgang. Mittwoch, den S. November. und Tageblatt Mtsblitt für die königlichen und Wüschen Behörden zn Freiberg mb Brand Brnmlwortlicher Redakteur Iuliu» Brau» io Freibarg. 8 Erscheint jeden Wochentag «bald« S Uhr für de« andern Tag. Prei» vierteljährlich I Mark 25 Pi., ss »wetmouatttch t M. 50 Pf. «. etumonatl. 75 Pf. asseneu. Frau findet lachmittags :rmeister. schlagenen Armen in die Revolution hineintreiben lassen will", versäume künftigen Donnerstag die Stichwahl nicht und gebe seine Stimme dem Kandidaten der Ordnungsparteien: Herrn b. Oehlschlägel aus Oberlaugenau l Tagesschau. Freiberg, 8. November. Breslau, die zweitgrößte Stadt des deutschen Reiches, wählte bei der gestrigen Stichwahl zwei Sozialdemokraten für den Reichstag: die Herren Hasenclever und Kräcker. Dieses Resultat wird nur dadurch erklärlich, daß die am 27. Oktober unterlegenen Parteien gestern für die Sozial demokraten stimmten, um die Wahl zweier Fortschrittsleute — Freund und Beblo — zu hintertreiben. Es erhielten nämlich Hasenclever 8457 und Beblo 6798; Kräcker 8359 und Freund 7887 Stimmen. Bei der ersten Wahl fielen bedeutend weniger Stimmen auf die Sozialisten. Ihre gestrige Wahl ist wohl nur den Nachwirkungen eines er bitterten Parteikampfes zuzuschreiben. Daß die Wahl agitation in diesem Jahre eine intensivere und erregtere gewesen, als jemals zuvor, wird nirgends geleugnet. Man wird dies auch an und für sich nicht tadeln oder bedauern können, wenn auch das gesellige und bürgerliche Leben vielfach unter den Nachwirkungen des heftigen Parteikampfes zu leiden hat. Das Interesse am öffent lichen Leben ist die nothwendige Voraussetzung einer kon stitutionellen Staatsordnung und wenn die sonst weit verbreitete Gleichgiltigkeit gegen Alles, was über die Interessen des Einzelnen hinausgeht, einmal gründlich aufgerüttclt wird, so haben wir vom liberalen Standpunkt, die wir in der Theilnahme verständiger Männer am staatlichen und kommunalen Leben ein Fundament unserer öffentlichen Ordnung erkennen, am allerwenigsten Ursache, dies zu beklagen. Allein es scheint uns doch, daß man auch in der Anspornung der trägen Masse der Wähler zu weit gehen und die Würde verletzen kann, welche jeder Bewerber um ein so hohes Ehrenamt, wie ein Reichstags ¬ mandat, bewahren sollte. Die Grenze des Zulässigen und zu Billigenden scheint uns in der neuesten Wahl bewegung nicht selten überschritten worden zu sein- Die konservative Agitation mit „Brot und Zirkussvielcn", wie sie in Berlin betrieben worden, hat allseitig scharfe Ber- urtheilung gefunden. Aber auch von anderer Seite find uns Agitationsmanöver in großer Zahl bekannt geworden, die als illoyal und verwerflich gebrandmarkt werden müssen. So hat die Fortschrittspartei in Elberfeld am Wahltag ein erdichtetes Plakat verbreitet, wonach der nationalliberalc Kandidat, Hobrecht, plötzlich seine Be werbung zurückgezogen habe, um dadurch die national liberalen Wähler zu verwirren und abzuschrecken. So durchzog ein anderer Kandidat das Land und redete den Bauern ein, der Getrcidezoll sei eine neue Steuer, die der Landmann bezahlen müsse, wenn er sein Korn auf den Markt bringe. Derartige Manöver könnten wir noch vielfach berichten. Sie mögen für den Augenblick bei uner fahrenen Leuten ihre Wirkung erzielen und denjenigen Par teien Schaden zufügen, die es verschmähen, sich solcher Künste zu bedienen. Dauernden Gewinn wird keine Partei davon haben, daß sie die Agitation auf dieses tiefeNivcau Herabbringt. Weitere Stichwahlen ergaben gestern noch folgende Re sultate: Bingen wählte Bamberger (Sezesf.), Bensheim v. Löw (kons.) und München Rechtsrath Ruppert (Zentr.). — Der letzte Alterspräsident des Reichstags aus dem vorigen Jahrhundert war der ehemalige Staats- miniftcr a. D. Gustav von Bonin, der noch am 9. Sep tember 1878 die erste Session der vierten Legislaturperiode eröffnete, die zweite Session aber leider nicht mehr erlebte. Die erste Session der fünften Legislaturperiode zu eröffnen ist dem Abgeordneten für Mülhausen im Elsaß, dem Kommerzienrath und Fabrikbesitzer Johann Dollfus be- schieden. Geboren am 26. September 1800, sicht Herr Dollfus im 82. Lebensjahre und ist das älteste Mitglied unter den neugewählten Abgeordneten. Da die Geschäfts ordnung des Reichstages im tz 1 vorschreibt, daß beim Eintritt in eine neue Legislaturperiode nach Eröffnung des Reichstages die Mitglieder desselben unter dem Vor sitze ihres ältesten Mitgliedes zusammentreten, so kann dies eben nur unter dem Vorsitze des Herrn Dollfus geschehen, es sei denn, daß das Amt des Alterspräsidenten von dem dazu Berufenen auf das im Lebensalter ihm am nächsten stehende Mitglied übertragen wird, dann würde der Ab geordnete Graf von Moltke (geb. den 26. Oktober 1800), ver genau einen Monat jünger als Herr Dollfus ist, das Alterspräsidium führen. — Der geographischen Gesellschaft in Bremen ist unterm 6. d. folgendes Telegramm der Ge brüder Krause zugegangen: Wir sind wohlbehalten in San Franzisko angekommen und haben gute naturwissen- schaftltche und ethnographische Sammlungen mitgebracht. Wir haben die Tschuktschen-Halbinsel an mehreren Punkten besucht und gedenken den Winter im nördlichen Alaska zuzubringen. Die Krankheit des Großherzogs von Baden besteht in einem gastrischen Fieber. Vorgestern und gestern Abend Erhöhung der Temperatur. Die übrigen KrankhcitS- erscheimmgen halten sich in mäßigen Grenzen. — Nach einer Meldung des „Frankfutter Journals" sind die acht vom Großherzog von Baden neu ernannten Mitglieder der ersten Kammer sämmtlich Nationalliberale. Auch der neue Präsident des badischen Oberlandesgerichts gehört der liberalen Richtung an- Die gestern aus Oesterreich bereits telegraphisch ge meldete Sonntags-Debatte des Ausschusses der ungarischen Delegation über auswärtige Angelegenheiten ergänzen wir noch durch nachstehende Mittheilungeu. Der Scktionschef v. Kallay erklärte, von den Danziger Verabredungen könne er keine unmittelbare Kcnntniß haben, weil an denselben nur die Herrscher von Rußland und Deutsch land mit ihren Ministern theilgenommen hätten, und verlas darauf unter Diskretion die aus Berlin und St. Petersburg eingegangenen Botschaftsberichte, welche ergaben, daß die Danziger Entrcvue auf den Wunsch des Kaisers von Rußland zu Stande gekommen fei, sich nicht mit konkreten politischen Fragen beschäftigt, einen friedlich- vnservativcn Charakter getragen und daher zur Konfou- nrung des europäischen Friedens beigetragen habe. Seiner Ansicht nach sei dabei weder eine schriftliche, noch eine mündliche Festsetzung erfolgt. Mit Italien habe die österreichisch-ungarische Monarchie trotz der Bewegungen der Jrredenta in freundschaftlichen Beziehungen gestanden Inserate «erden bi« Bormittag« 11 Uhr angenom- - > - men und beträgt der Brei« für die gespaltene Zelle 1 oder deren Raum 15 Pfennige.