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Dresdner Journal : 11.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187903117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790311
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-03
- Tag 1879-03-11
-
Monat
1879-03
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 11.03.1879
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^S8. Dienstag, den tl. März. I87S l» is»»»«» Leit»«»« : ILUrtük: . . l» 4 üv bt Liur^luv Xrili»ioen>: tO?k ü«»ü<>ut»ckev Keiodk» tritt ?o»t u»<t 8temp«>lru^d>»^ Uimu. IvBerRteupeel^r kür äea lt»iuo «io«r x<-,prUt<!ll«o ?«UtL«U>! LV kt. Uot«r „Lia^uutt" ä»» 2«il« bv kl. Dresdim ÄMMl. T^iKliod mit Xiunstiw» ä«r 8oün uoU koiertsKe -Xk^nü» kür <iva kolxeoüeo l'iiF Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. ln8ee»»«>n»n»»Iime «»«„Ii-t», Aronrintetter, ^rrirriuixiouitr ü« l>rv«tll«r ^ourritrts; N»»darL «4rito Vi«o >»«cI -Lr»»li» krirvkk t », M,: Daa«^»'-<t»n L koAi<^, verU» VI.»-Hi^»bi»rU kr»»-t^piV kr«»KNu1 «. «. ««»ekso: »«rktll: H. ^o^i,et. ^ea/it/ent/unz »r«m«»: >. ,- Lr»,i»u D. S/u-tAe»«'« öürv»u; vkimmt»: F> koi-t; kr»Lkkurt ». «.: ^aes-^-otie u. F L' k/rrrrna«»- »ebk Ijucdk»nci>>iN8! VSrUt«! kr Lkütter, S»rm«v«rt L? L'c^siis-r. k»rl« N-rliii - kr^kurt ». » »taNEMtr Daube L <^o., Luodiu,: D L'/eu<t-e»^ L»«E. U e r » u 8 x v d e r: üüviei. Lrpeäition äes ltresävsr ^ourarU«, Vr««6en, Lvio^erstr»»»« tio SO. Amtlicher Theil. DreSde«, I. März. St. Königliche Majestät hat den StaatSanwatt beim Bezirksgericht Dresden, Han- Paul Adolf von Mangoldt, zum GerichtSrath bei diefem Bezirksgericht zu ernennen huldreichst geruht. Nichtamtlicher Theil. uedersicht. Telegraphische Nachrichten. Lage-geschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Prag. Paris. Bern. Rom Kopenhagen. St. Petersburg.) Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichten. (Leipzig. Freiberg.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Keuilletou. Inserate. Erste Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 8. März.) EerichtSverhaudluugeu. (Mittweida.) Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandt«». Zweite Beilage. Börsrunachrichteu. relegraphifche WitterungSberichtr. Inserate. Lele-raphische Uachrichteu. Wien, Moutag, 1v. Mtr». (Privat-Tel. d. DreSdn. Journ.) Unterrichtete Kreise versichern, daß von keiner Seite eine Besetzung OstrumelienS durch österreichische Truppen augerrgt wurde. Kairo, Souutag, S. März. (W.T.B.) Dem Brruehmeu uach hätte« sich Euglaud uud Krank- reich mit der Eruenuuug deS Erbprinzen Moha med Tewfik zu« EonsrilSpräfideuten einverstanden erklärt. Tagesgeschichtr. Dresden, 10. März. Ihre Majestäten der König und 1>ie Königin, fowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg wohnten gestern einer vom Herrn Generaldirector der königl. musikalischen Kapelle und deS Hostheater», wirft. Geh. Rath Grafen v. Platen, in seiner Wohnung veran stalteten musikalischen Abendunterhaltung bei. Dresden, 10. März. In einer Dresdner Lorre- spondenz de» „Zwickauer Wochenblattes" vom 6. d.M. wird eines umlaufenden Gerüchts gedacht, nach welchem die Regierung aus Anlaß der mit dem 1. Oktober», c. ins Leben tretenden neuen Gerichtsorganisation jeden- sallS im Mai oder Juni einen außerordentlichen Landtag einzuberufen genöthigt sein werde. Auf Grund eingezogener Erkundigungen sind wir in der Lage, dieses Gerücht als ebenso unbegründet zu er klären, wie die in der gedachten Eorrespondenz ferner gebrachte Mittheilung, daß, gutem Vernehmen nach für den Neubau deS Dresdner Hoftheaters noch ein Nachpostulat feiten der Regierung zu erwarten stehe. Die von den Ständen für das Dresdner Hoftheater bewilligten Mittel, deren Betrag sich übrigens nicht, wie in der mehrerwähnten Correfpondenz angegeben, auf 4 015 000 M., sondern nur auf 3 037 000 M. be läuft, haben zur Vollendung des Baues vollständig ausgereicht. Dresden, 10. März. Gestern Mittag hat im großen Saale des Schlosses Albrechtsberg die feier liche Einsegnung der verewigten Frau Gräfin Hohenau, Wittwe weiland Sr. k. H. des Prinzen Albrecht von Preußen stattgefunden. Bei der Trauer feierlichkeit waren zunächst von der Familie der Ver storbenen deren beide Söhne Grafen Wilhelm und Friedrich v. Hohenau nebst Schwiegertochter geb. Freiin Saurma v. d. Jeltsch und die Geschwister der Dahin- geschiedenen zugegen. Im Auftrage Ihrer Majestäten deS Königs und der Königin hatte sich zur Theilnahme an der Trauerfeier der Oberhofmarschall Frhr. v. Kön- neritz, im Auftrage Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg Hofmarschall Frhr. v. Gutschmid eingefunden; ebenso waren erschienen im Auftrage Sr. königl. Hoheit des Prinzen Carl von Preußen Höchstdessen Hosmarschall Schloßhauptmann Major Graf Dönhoff und im Auftrage Ihrer königl. Hoheit der Herzogin Alexandrine von Mecklenburg- Schwerin Höchstderen Hofmarschall Major v. Kracht. In der zahlreichen Trauerversammlung befanden sich außerdem der königl. preußische Gesandte am hiesigen königl. Hofe Graf v. Dönhoff, der Kriegsminister Ge neral der Cavallerie v. Fabrice nebst Familie, der Mi nister des Innern Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, der Minister des k. Hauses Staatsminister a. D. Frhr. Or. v. Falkenstein nebst Gemahlin, der Oberkammerherr v. Gersdorff, der Generaladjutant Generallieut. Krug v. Nidda und der Flügeladjutant Major v. Ehrenstein, der Ministerialrath des königl. Hausministeriums Geh. Rath Bär, der Adjutant Rittmeister Edler v. d. Planitz, der Stadtcommandant Generalmajor v. Miltitz nebst Gemahlin, der königl. Kreishauptmann v. Einsiedel und der königl. Amtshauptmann Berndt, sowie zahl reiche andere distinguirte Persönlichkeiten von hier und auswärts. Der Traueract selbst wurde mit Gesang eines Chorals durch den Kirchenchor der Gemeinde Loschwitz, zu deren Parochie Schloß Albrechtsberg ge- hört, eingeleitet, worauf der Seelsorger genannter Gemeinde, Herr Pastor Kretzschmar, eine zu dem Her zen jedes Anwesenden sprechende Rede hielt und sodann die kirchliche Einsegnung vollzog. Gesang und Gebet schlossen die Trauerfeier. Abends 7 Uhr erfolgte die Beisetzung der irdischen Hülle der Verewigten in einer m unmittelbarer Nähe des Schlosses befindlichen Gruft. Die Größe des mit dem so unerwarteten Dahlnschei- den der Frau Gräfin Hohenau gewordenen Verlustes fühlen neben ihren Anverwandten und allen Denen, welche je mit ihr in Berührung kamen, besonders auch zahlreiche Hilfsbedürftige und Bedrängte, denen die Verblichene eine unermüdliche Wohlthäterin nnd Helferin gewesen ist. * Berlin, 9. März. Ueber den bereits telegra phisch gemeldeten Unfall, welcher Se. Majestät den Kaiser bettoffen, enthält der gestrige „Reichsanz." folgende Mittheilung: Se. Majestät der Kaiser und König sind gestern (Freitag) Abend, als Allerhöchst- dieselbrn mit Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin in den oberen Sälen des Palais auf- und abgingen, auf dem glatten Parquet ausgeglitten, mit der rechten Kör perseite auf den Boden gefallen und haben sich eine Quetschung der rechten Hüfte und der rechten Brustseite zugezogcn. Der rechte Arm hat keinen Schaden er litten. Das Allgemeinbefinden ist ungestört. Die Schmerzen an den gequetschten Stellen sind heute (Sonnabend) geringer, als gestern in den späten Abendstunden. Se. Majestät haben heute Vormittag die täglichen Vorträge entgegengenommen und em pfingen Se. königl. Hoheit den Prinzen Karl. — Ihre kaiserl. Majestäten haben, wie die „N. Pr. Z." berichtet, gestern früh an den Generalfeldmarschall Grafen v. Moltke, welcher augenblicklich in Holstein verweilt, beglückwünschende Telegramme zu dem heuti gen Jubelfeste abgehen lassen. Se. königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin hat dem lang jährigen Chef des Generalfiabes zu dessen Ehrentage leine Büste gesendet. Von nah und fern sind im Laufe des heutigen Tages Glückwunschtelegramme, Briefe und Adressen in reichster Zahl von höchst- und hochgestellten Persönlichkeiten, Vereinigungen und Ver einen und denjenigen Städten eingegangen, deren Ehrenbürger der Generalseldmarschall ist. — Wie die „Post" berichtet, war die gestrige dritte parlamenta rische Soiree bei dem Fürsten-Reichskanzler zahl reich besucht. Anwesend waren u A.: der Vicepräsi dent des Staatsministeriums Graf Stolberg-Wernige rode, die Minister Hofmann, Or. Friedenthal, Graf Eulenburg, Maybach, der Generalpostmeister Or. Ste phan, Staatssekretär Or. Friedberg, Staatsminister Or. Delbrück, der erste Präsident des Reichstags v. Forckenbeck und der zweite Vicepräsident Or. Lucius, ferner die Herren v. Bennigsen, Geh. Rath Stumm, v. Bethmann-Hohenfinow, v. Schrader-Ble-dors, v. Jerin, v. Wedell-Malchow, v König, viele Mitglieder der deutschen Reichspartei und der deutschconservativen Partei, während die nationalliberale etwas schwächer als sonst und die Fortschrittspartei kaum vertreten schien. Der Fürst und die Fürstin empfingen die Geladenen in dem großen Saal. Bald nach 10 Uhr begab sich die Gesellschaft an die Buffets, Fürst Bis marck ließ sich an einem Tische nieder, an welchem eine kleine Anzahl von Herren, u. A. die Herren v. Marschall und Stählin, vorübergehend auch dte Herren v. König und Bernards, Platz genommen hatten, und verweilte dort längere Zeit in lebhaftem Gespräche, welches, wie erzählt wird, namentlich die Zollfrage betraf, aber auch anknüpfend an einen von Herrn v. Bühler eingebrachten oder beabsichtigten Abrüstungs- antrag, die auswärtige Politik gestreift haben soll, wobei die guten Beziehungen Deutschlands zu den be nachbarten Mächten von dem Kanzler nachdrücklich be tont worden sein sollen, ohne daß deshalb die stets schwierige Lage Deutschlands in der Mitte großer Militärstaaten verkannt wurde. U. Berlin, 8. März. Der Reichstag begann in seiner heutigen Sitzung die zweite Lesung des Reichs haushaltsetats und erledigte die Etats des Reichs kanzlers, des Reichskanzleramts und des auswärtigen Amts, soweit dieselben nicht der Budgetcommisston überwiesen sind, durch unverkürzte Bewilligung der postulirten Summen. Eine längere und zum Theil ammirte Debatte erhob sich bei dem Postulat über die Kosten der. Maßregeln gegen die Rinderpest. Der Reichskanzler, welcher in diese Diskussion verschiedene Male eingriff, beklagte die ungenügende Grenzbewachung, die viel zu wünschen übrig lassende Sorgfalt mancher Beamten bei der Sicherung der Grenze gegen Ein schleppungen der Rinderpest und Vie ungenügenden Strafbestimmungen des im vorigen Jahre erlassenen, durch die Majorität des Reichstags nach seiner An ¬ sicht zu sehr gemilderten Gesetzes über die Besttafuna von Contraventionen gegen das Rinderpestgesed, und stellte die Wiedervorlegung dieses Gesetze» behuf» Ver schärfung der Strafbestimmungen in Aussicht. Die übrigen Diskussionen waren minder erheblich (vgl. den Sitzungsbericht in der ersten Beilage). * Wien, 9. März. Wie aus Buda-Pest gemeldet wird, wurden in der gestrigen Sitzung de» Budget- ausschusseS der österreichischen Delegation die Berichte des Abg. Sturm über die OccupationSvor- lagen genehmigt. Dieselben sind im Allgemeinen eine Paraphrase der stattgehabten Verhandlungen. Mehrere Ausdrücke wurden auf Wunsch deS Grafen Andraffy modificirt. Beide Vorlagen stehen auf der Tagesord nung der am Dienstag stattfindendcn Plenarsitzung. — Der Heeresausschuß der ungarischen Dele gation hat gestern den vollen Betrag der 1878er OccupatlonSkosten, bezüglich welcher der BudgetauSfchuß der österreichischen Delegation 5 Millionen abgelehnt hat, und zwar al-„Nachtragscredit" acceptirt, dagegen von dem 1879er Voranschläge (conform mit dem Be schlusse des Budgetausschusses der österreichischen Dele gation) den Betrag von 5 440 000 Fl. gestrichen. — Die österreichisch-ungarische Zollconferenz, welche die Basis für die Vertraasverhandlungen mit Serbien feststellen soll, hat gestern im Mini sterium des Aeußern unter dem Vorsitze deS BaronS Schwegel begonnen und wurde heute fortgesetzt. An derselben nahmen österreichischerfeltS Hofrath Bazant für den zollpolitischen und Sectionsrath v. Wittek für die Eisenbahnfrage, für Ungarn Ministerialrath Matle- kovics Theil. Es ist, wie die „MontagSrevue" erfährt, trotz der langen Vorbereitungsfrist bisher noch nicht gelungen, eine Verständigung zwischen den beiden Reichs hälften zu erzielen. — Endlich ist nach vielen Mühen die Verständigung über die ungarisch-rumänischen Bahnanschlüsse erzielt worden. Der „ Polit. Lorr." zufolge wurde die bezügliche Convention in den letzten. Tagen zu Stande gebracht, und zwar auf der Grund lage der gleichen Tarife für die Strecke Bukarest-Pre- deal und Bukarest-Vercierowa. Q Prag, 9. März. Gestern verfügte sich eine Deputation der hiesigen Stadtvcrtretung, mit dem Bürgermeister Skramlik an der Spitze, zum Laude»- commandirenden Baron Philippovich, um demselben daS prächtig auSgestattete Diplom eines Ehrenbürgers der Stadt Prag zu überreichen. Der in tschechischer Sprache geschriebene Text des Diploms hat den ge wesenen Cultusminister Jireczek zum Verfasser. Die künstlerisch ausgeführten Embleme des Einbanddeckels versinnlichen die verschiedenen Treffen und Gefechte des bosnischen Occupaticnsfeldzuges, in welchen Baron Philippovich das Obercommando geführt hat. Der LandeScommandirende nahm die Deputation sehr freund lich auf und dankte in bewegten Worten für die ihm zu Theil gewordene Ehre. — Bekanntlich wurde vor einigen Tagen das aus einer Anzahl politischer Per sönlichkeiten des alttschechischen Lagers bestehende Con- sortium zur Herausgabe der „Politik" behördlich aufgelöst. Gestern sollte nun über Ansuchen einiger Interessenten ein gerichtlich bestellter Curator in da» bezügliche Etablissement emgeführt werden. Der au» der vielbesprochenen Treppensturzaffaire bekannte Archi tekt Thierhier, protestirte jedoch gegen diese Procedur als einen Eingriff in seine Privatrechte, indem ein Consortium der „Politik" als juristische Person nie bestanden habe und er der alleinige Eigenthümer so wohl der Zeitschrift „Politik", al» des Hause» und der Druckerei, in welcher das genannte Blatt gedruckt wird, sei. Infolge dessen mußte vorläufig die Einfüh rung des Curators unterbleiben und die Sache der kompetenten Behörde zur Entscheidung vorgelegt wer den. Inzwischen hat der Sekretär deS altschechischen Clubs die Herausgabe eines neuen Journals unter Feuilleton. Siedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonntag den 9-März wurde Halövy » große Oper „Die Jüdin", neu einstudirt, gegeben: dies auf durchgreifenden Effect berechnete Werk das beharrlich mit Geist uud bewußter Spekulation, mit außerordentlichem musikalischen Ge schick und praktischer Bühnenkenntniß arbeitenden Talents, welches mit raffinirtem Aufwand aller Mittel den Spuren Meyerbrer'S folgte. Wohl bietet «S schön hervorragende Momente, auch ganze Scenen von dra matischer Bedeutung und Erhebung. So die Tantilen- phrase zum Schluß deS ersten ActeS, die erste und letzte Scene de» zweiten, Ende de» vierten und fünften ActeS. Doch da» ändert nicht den Totalcharakter der Musik. Die Sprache de» Geniu», jene Gewalt, die un» mächtig hinüberzieht und nntiühlen macht; jene einfache, unmittelbare Wahrheit, die unsere Seele er greift; jene Melodien, die mit ihrer warmen Empfin dung, ihrem poetischen Schwünge da» Herz bewegen — oie» fehlt der kühlen, kunstvoll verständigen und reflectittea Schöpfung in hohem Grude. Der Text unterstützte Hal^vy mit seiner erregten, durch ungewöhn liche Scenen spannenden Handlung, wirst aber durch Anhäufung folternder Eonflicte unfympathisch, da» Gemüih peinigend. Welch fühlbar künstlich, vralrniws und kühl gemachte» Material der Musik, welche forcirte Affecte und schroffe Gegensätze, welche Menschenquälerei, welche Tragik ohne Sieg de» schönen und großen Menschlichen! Die Erhebung edler Empfindung wird verletzt und verhöhnt durch die Genugthuung des Egoismus, der gemeinen Leidenschaft, des Rachegelüste-. Die Darstellung der Oper unter Direktion des Hrn. Kapellmeisters Or. Wüllner ergab eine gute, im Einzelnen vorzügliche Gesammtaussührung An erster Stelle stand die Leistung Hrn. Riese's als Eleazar, warm, voll Schwung und schönem Maß im Gesänge, verbunden mit charakteristischem Spiel. Prächtig war sein Vortrag des Tischgebets und mit außerordentlicher Wirkung erhoben sich jene Momente, wo die Leiden schaft finsteren fanatischen Hasses ohne Rückhalt her vorbricht, von der energischen und doch so wohl be herrschten Stimmkraft des Sängers getragen. Aber vollkommnere Deutlichkeit der Aussprache würde die Wirkung noch erhöhen, und z. B. im zweiten Act in beiden Terzetten trat durch überrasche Temponahme eine gewöhnlich als jüdelnd bezeichnete Aussprache hervor, ein Realismus, der vermieden bleiben sollte. Frau Sachse-Hofmeister sang die Recha gut und klangschön, bis auf manche Passagen, die sich mit Fleiß doch wohl erlernen ließen. Aber Recha hat seurigeS Temperament, glühende Empfindung, Leiden schaft, und in dieser Hinsicht bedarf die Musik der Er wärmung und der Mithilfe belebender Darstellung feiten der Sänger,n. Hier bleibt ein großer Rest der Auf gabe zu erledigen. Lobenswerth gab Herr Decarli den Brogni mit Mäßigung und Milde im Ton; öfter aber wurde der Vortrag zu schleppend (z. B. gleich beim ersten Auftreten). Ein Uebermaß von Langsamkeit schien mir übrigens auch einigen Ensemblesätzen zum Rachtheil zu gereichen. Die sehr konventionelle Partie der Eudora, dieser uninteressantesten unter den Prin zessinnen der großen französischen Oper, wurde von Frau Sembrich trefflich correct und geschmackvoll ge sungen. Herrn Götze war der Leopold zugefallen, dieser erbärmliche Kriegs- und Sündenheld der Oper, von dem all' ihre entsetzliche Dramatik wie von einem Knäuel abgewickelt wird und der dennoch ein so gutes Fortkommen findet, daß er nach dem dritten Act gänz lich verschwindet. Herr Götze sang die Partie recht brav, die Uebernahme derselben erscheint m Rücksicht auf entsprechende Repräsentation wie auf den Gesang verfrüht. Herr Götze hat seiner Stimme namentlich für die Höhr noch nicht genug festen Anschlag und Kern des Tons gewonnen; sein Vortrag läßt uns die sen Feldherrn noch unglaublicher erscheinen. Orchester und Chor leisteten Ausgezeichnetes; auch das Ballet verdiente sich warmen Beifall. Jnscenirung und Ausstattung der Oper waren glänzend und ge schmackvoll, und werden den Wiederholungen derselben lebhafte Theilnahme zuführen. C. Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 8. März: „Feuer in der Mädchenschule", Lustspiel in einem Act nach dem Französischen von Förster. — „Die Schwäbin", Lustspiel in einem Act von I. F. Castell». — „Die Zillerthaler", Liedcrspiel in einem Act mit Musik von I. F. Nesmüller. (Alle drei Stücke neu einstudirt. Frl. Klinkhammer vom Berliner Stadttheatcr als Gast.) Frl. Klinkhammer trat in den ersten beiden Piecen auf und spielte in der französischen Arbeit die junge, aus der abgebrannten Pension zurückkehrende Marie, welche durch die unverdorbene Reinheit ihre» kindlichen, doch schon jungfräulich gereisten Gemüths dem frivolen Junggesellentreiben ihre» Vater» ein Ende macht und den Vereinsamten zur sittlichen Ambition gegen sich selbst zurücksührt. Als Julie in Castelli's Scherz hatte sie eine Verkleidungsrolle zu spielen, um al» unwider stehliche Schwäbin einen tyrannischen, von der Ver liebtheit und vom Zipperlein heimgesuchten Brummbär zu gewinnen, da sie dessen Neffen heimlich geheira- thet hat. Beide Darstellungen verriethen so viel innere» Leben, so viel Feuer für den Gegenstand, daß e» nach den häufigen, uns auf dem modernen Theater entgegen tretenden traurigen Beispielen hohler Eitelkeit oder schwächlicher Unfähigkeit zu einem erquickenden Genuß wurde, hier die erfreulichen Merkmale eine» wirklichen, und sogar über das Mittelmaß hinausgehenden Ta lentes zu verfolgen. Angesichts des leichtfertigen Mißbrauchs, der mit manchem bedeutungsvollen Worte getrieben wird und die Corruption in der Kunst befördert, bin ich mit dem Ausdruck „Talent" überauszurückhaltend, denn er be zeichnet nicht eine gewöhnliche, häufige, sondern eine ganz ungewöhnliche, seltene Begabung. Von zehn Kunstjüngern in irgend welchem Gebiet, die gemeinhin „talentvoll" genannt werden, haben neun keine Spur von Talent. Besonders wäre es am Theater sehr christlich, ihnen dies bei Zeiten zu sagen. Leider ge schieht das Gegentheil Ich freue mich, eine jugendliche Kraft gefunden zu sehen, deren Mitwirkung, ihr frohes Studium vorau»- setzt, unsern Theaterbesuch nicht benachrheiligen kann, da sie Darstellungsmittel, Wärme de- Gefühl» und frische schauspielerische Illusion für den Aufbau einer Rolle hat und eine angenehme, individuelle Erschei nung ist.
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