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»r. 1L4. aMrOonM,«» M«4. Pn<» «N. V<« «t„rl« »»»M«, »As. DnW ALgtminc Zcitung. « MHrh«U,»d «echt, Freiheit „d «rfetzl. Freit«,, 3a N«lI87S. -»» «» »u t» «»«»»«« M sm»». z»srrtt,»»§,dlltzr ftr »i» v»«an^-iu »«, «NX, „Pt. Telegraphische Depeschen. *L«tdon, 28. Mai. Nach au» Simla hier ein- geganarnrn Nachrichten von gestern ist in dem mit dem «mir von Afghanistan abgeschlossenen Friedens vertrag« neben den bereits bekannten Bedingungen Folgende« bestimmt: England wird den Emir in der Abwehr jede« fremden Angriff« unterstütze»; der eng lische Resident in Kabul darf eine entsprechende ES- corte halten und kann unter gewissen Umständen eng lisch« Agenten nach der afghanischen Grenze entsenden ; der Emir kann afghanische Agenten nach Indien schicken; eS wird ein Handelsvertrag abgeschlossen und eine Tele-raphenlinie nach Kabul hergestillt werden. Das vom Emir an England abgetretene Gebiet wird der englischen Regierung lediglich assignirt, die englische Regierung zahlt den nach Deckung der BerwaltungS- kosten verbleibenden Ueberschuß der Einkünfte von dem gedachten Gebiete an den Emir heraus und gewährt demselben eine jährliche Subsidie von 6 Lack Rupien, vorausgesetzt, daß der Emir de» abgeschlossenen Frie- denSvertrag pünktlich erfüllt. Die neue Grenze zwischen Indien und Afghanistan soll durch eine gemischte Commission festgestellt werden. * Stochholm, 28. Mai. Rach einer aus IrkUtSk hier eingegangenen Mitthrilung von Nordenskjölv, welche bi« zum 8. Febr. reicht, ist an Bord des Schiffes alles wohl. "Petersburg, 28. Mai Der UnterrichtSmini- fier erließ ein Rundschreiben an die verschiedenen Lehrerkreise, wodurch diese angewiesen werden, beson der- vorsichtig in der Auswahl der Lehrer und Er zieher gu sein, um dem ruchlosen Einwirken der Pro pagandisten auf die Schuljugend entgegenzutreten; na mentlich handle eS sich darum, den Schülern der höher» Gymnasial- und Realklassey die Sinnlosigkeit der soeialistischen Lehren klar -zu machen. (Wiederholt.) "Petersburg, 28. Mai, In Kiew fand am 18. Mai vor dem Kriegsgericht der Proceß gegen den dem Adelsstände angehörigen Walrian Ossinsly, Frl. Sophie Herzfeld unh de» etz«maligeu Stude»tew WvlöschinSto ME DK Anklage «ar erhöbe» Wege» Betyeiligung an einer gegen die GtaatSordntMg ge richteten Gesellschaft, wegen Verbreitüng vo» Schriften verbrecherischen Inhalts und wegen Mordversuch« gegen Polizeibeamte. OssinSky und die Herzfeld wur den zum Tode durch Erschießen, WoloschinSkv zu zehn jähriger Zwangsarbeit verurtheilt. "Wien, 28. Mai. Meldungen der Politischen Cor- rcspondenz. Aus Belgrad vo» heute: „Der neu- eraanntc türkische Gesandte Dermct steht wegen des eventuellen Abschlusses eines türkisch-serbischen Zoll- und Handelsvertrag« mit dem Ministerpräsidenten Ristic in Unterhandlung; der Gesandte gedenkt, morgen sich nach Risch zu begeben, um dem Fürsten Milan seine Creditive zu überreichen. Dem t ü rkischenGeneral- consul zu Risch, Nikolaidev, wird seitens de« Mi- Sus Dresden. ».vv. Vresdea, im Mai. Einer beifälligen Auf nahme bei gutbesetztem Hause im Neustädter Hof- theater erfreute sich M 21. Mai das dreiactige Lust spiel „Unser Zigeuner" von Oskar Justinus. Auch in diesem Lustspiel sind, wie in Wolff's „Junggesellen- steuer", die noch immer Zugkraft au«übt, nur etwa- derb«r, unsere heutigen gesellschaftlichen Ziele Gegen stand heiterer wie ironischer Behandlung. Ein ernster Hintergrund wird aber um so deutlicher, wenn man sieht, wie die enthusiastische Durchführung der höhere Zweck« verfolgenden BereinSthätigkeit «in gonußbirtrn- deS. gcmüthliche- Familienleben unmöglich macht, wie Hast uüd Unruhe der Frau die Arbeit de- ManueS bceioflusse«, Nye letzterer ohne warm«» Mittagbrot sich mchrrre-Lage behelfen muß und wie zu seinem häuslichen Unbehagen noch Sorge« für die Zukunft kommen, die sich bei den immer steigernden Geldaus gaben in dem schlagenden Ausrufe zusammcnfassen: „Woh« soll da« noch führen!" Di« glänzenden Außen seiten, die a»g«blich reich» Commerzienräthe und über tünchte Barocke bieten, zeigen bei näherer Betrachtung schon den Wurm, der das Gebäude annagt und eS um- zustürzen droht. So sehen wir ein Scheinleben mit äußerlich lächelndem Wesen, aber innerer Angst, eine geschraubte, da« Herz kalt lassende Uebercivilisation, die sich ein Glück einredet, das sie im Drange der Geschäfte und hohen Zwecke nicht einmal durchzuden ken vermochte. In eine solche Welt der eingeschnür- ten Formen, der einengenden Damenrobe», der Fracks, Cylinderhstte mW stei^rstärktrn Hemvkragen, die den feinen Dialog al« grobkörnigen Witz auswelft. gesunder Naturmensch in Gl sellschaftlich unzulässig verlästM wurde, gewinnt auch zuerst nur den Beifall noch Unverfälschter Naturen, bedeutenden Tochter aber auch die Liebe der g st «iveS lange in der Familie Wilfert und n, die er schließlich einbare Mann mit auch Conditorwaaren SS: Petroleum, de« Ent ¬ läßt die Gegensätze um so b«j<pnm«rnSwerther erschei nen. Dieser Vetter, der iu sMer Abwesenheit als ge Die Hauptfigur spielte für den abwesenden Hrn. Dettmar Hr. Schneider von Frankfurt a. M. als Gast, dem Publikum durch sein Gastspiel am Restdeuz- theat«r in diesem Winter schon sehr vortheilhast be kannt. Hr. Schneider hatte schon tags vorher al« Bene- dict in „Biel Lärmen um Nichts" den tiefblickender» Künstler verrathen, der bei hervorragender scenischer Sicherheit nur mit zu schweren Accenten d«n Dialog au-stattete. Ganz seiner Natur angemessen war sein Vetter Kolbe, der wanderung-lustige und zuletzt durch die Liebe an ein Asyl gefesselte Zigeuner, der in sei- ncr rauhen, aber gemüthvollen Sprechweise nicht leicht einen bessern Repräsentanten finden wird. Mit ihm werden viele Stücke während Hrn. Dettmar'- Ab wesenheit möglich werden. Neu einstudirt war Donizetti'S „Liebe-traut" in recht guter Ausführung und die „Wallenstein"-Trilvgie, Mit wenig veränderter Besetzung; nur Frl. Ellmen reich al« Thekla war neu. Besonder« frisch und an schaulich wurde die Lagersceue gegeben. Als ein viel versprechende« Talent im Liebhaberfache zeigt sich der noch sehr junge Hr. Devrient, Sohn deS in Hannover verstorbenen Karl Devrient. Angenehme Erscheinung, ein wohlklingendes Organ, Begeisterung und gute Schule lassen bei fortgesetztem Fleiß erwarten, daß e» dem berühmten Namen Ehre machen wird. Sein Rudenz in» „Tell" erfreute sich starken Beifalls. In der Oper gastirteu Hr. Gudehu« von Bremen und Hr. Emil Fischer von Rotterdam. Ersterer hat einen umfangreichen, gleichmäßig gebildeten, angenehmen Die Zoll- und Skeuergesetze im Deutschen Reichstage. O Berlin. 28. Mai. Erster Gegenstand der Ta- geSorduung ist die dritte Berathuug de« Entwurfes über die vorläufige Einführung von Arnderungen deS Zolltarifs. - ' §. 1 wurde in der gestrigen zweiten Lesung fol gendermaßen forckuljrt: Welt h«r«mgereisten Vetter« schafft wieder Frieden und Mdnpng. Diese Figur, sehr wirksam im Contrast zu thper Umgebung, ist schon oft auf der Bühne erschien««, Hirst aber in ihrer un gezwungene» Offenheit im««t Wicher erfrischend und und andere Lonsumtibilien, . Wurfe« eine« Gesetze« betreffend Yen Zolltarif de« deutschen Zollgebiete« vorgesehenen Gegenständen können durch An ordnung de« Reichskanzler? iss derjenigen Höhe in vorläu fige Hebung gesetzt werde«, welche der Reichstag bei der zweiten Lesung de« Zolltarrfgesette« und de« Gesetze» be treffend die Besteuerung de« »>»ack« genehmigt hat oder noch genehmigen wird. Abg. vr. Zinn beantragt dagegen, dem Paragraphen folgende Fassung zu geben: Die EingangSjölle für Roheisen aller Art, Brucheisen und Abfälle aller Art von Eife«, für Laback uap Wein, welche durch die Gesetzentwürfe betreffend die Besteuerung de« Taback? und den Zolltarif- he» deutsche» Zollgebiete« beantragt sind, können durch Anordnung Ke« Reichskanzler« vorläufig in Hebung gesetzt werd««. Abg. Trautmann beantrag^ m diesem Anträge, hinter Eisen hinzuznfkgen: de« Commerzieurathe« heirathct. Daß der äußerlich der salonwidrigen Tabackspseffe 'auch noch große Reich thümer besitzt, die seine« Schwiegervater vom Ver derben rettrn, läßt ihn natürlich bald in versöhnlicherm Lichte erscheinen. Wa« da« nach Verdienst jagende Geschäftsleben für seltsame Typen gebiert, schen wir an einem DiS- pv»«nten Feßler, von dem man »«kennen muß, daß seine niperS Ristic das Exequatur so lange voreckthalten wer den, bis die Pforte in den Abschluß einer Consular- convention gewilligt hat, welche der sockische» Regie rung gestatt«», in Novibazar, Priffma und Prizreud Consulate zu errichten. Bon dem Gouverneur de« Crtdit-foncier, Fremy, ist der serbische« Regierung da« Project der Gründung einer serbisch?» National- bank mit einem Kapital von 200 Mill. Fr«, vor gelegt worden." — Au« Philippopel von heute: „Aleko-Pascha hat die rumelische Deputation, welche ihn in Hermanly zur Bewillkommnung erwartete, mit dem FeS auf dem Haupt» empfangen, machte jedoch, al« die Deputation sich zur Umkehr anschickt«, der selben das Zugeständniß, in Philippopel mit unbedeck tem Haupt einzuzithrn. Da das Bekanntwerden dieser Nachricht hier eine bedenkliche Aufregung hervorrief, so reiste dem Gouverneur unter Anführung von Vi talis eine neue Deputation entgegen, deren Vorstel lungen eS gelang, Alekö-Pascha zu bewegen, entgegen dem Befehle des Sultans, den Fes mit dem bolga- rifchen Kalpak zu vertauschen. Aleko-Pascha wurde hierauf bei seiner Ankunft am hitsigen Bahnhofe von einer sehr großen Volk-meage enthusiastisch begrüßt; derselbe begab sich von d-rt in Begleitung einer bul garischen EhreneScorte nach der Kathedrale, wo ihn der Exarch an der Spitze deS Klerus empfing und zum Hochaltar geleitete. — Der General Sto lypin hat gestern seine« Konak geräumt und wird morgen Philippopel verlassen." am Schluffe vom Vetter Kolbe belohnte Ehrbarkeit, nach früher» Moralbegriffen wenigstens, sehr zweifel haft erscheint. Und daß eine fingirte Krankheit des Direktors Wilfert dessen Fra» -erst aufmerksam machen muß, daß ihre eheliche Pflicht jeder außerhäuslichen Thätiaktit vergehen muß, acht «inen Beweis, wie die Begriffe von Moral und BDgkcit verwirrt werden könne». Eine unnöthige Breite Md ein zu ansehnliches Personal —11 Dam«» find <Mn beschäftigt—-erschwe- HalS des Mannes wie der Eiftnring deS Verbrechers ren den Gang der Handlung etwas, die wtniger eine» uwschnüren, tritt ein frischer, gn Herz und Verstand NU« Jedoch nur in Höhe von 25 Pf. pro 160 Kilogramm, ferner Kaffee und Petroleum ebensall« unter die z» sper renden Artikel auszunehmeo. Z» der G«n«raldiScusston «immt nur da» Wort Abg. vr. Latkr: Bon der ursprüngliche» Ide« do« Operrarfetze« ist mich den Beschlüssen der zweiten Lesung tetne Spur zurückge blieben. E« handette sich darum, fitie Schädigung v«r R«ch«sinanzen zu vermeiden und der Speculation, welche zum Schade» vieler PrivatintereffeMen gereicht« KnMe, möglichst e»tgege»zulret«n. Wenn wir nun von Formalie» abfehen, ist eigentlich our dir Sperr, für Roheisen zuge lasten. Dieser Beschluß zweiter Lesung scheint fast unbe greiflich. Für Eise» worde in der ersten Lesung di« definitive Entschließung darüber, ob 25 oder 50 Pf. zu erheben sei, auf d,n Antrag de« Abg. Berger vntagt; ein großer Theil de« Hause« wollte d«n höher» Zoll »»r zugeben, wenn ihm der höhere Roggenzoll bewilligt wäre. Dieser ist nun ge fallen in zweite: Lesung, und ich kann mich unmöglich ent schließen, den Eisenintereffenten einen höher« Besitzstand zu gewähren, damit sich nicht dir Anzahl derer vermehre, welche die 50 Pf. auf Roggen in dritter Lesung annehmen, W-« allerdings von einem angesehenen Abgeordneten bereit« al- sicher hingestellt wird. Ich werde also gegen die Vorlage stimmen. Abg. vr. Zinn erklärt sich mit der Hinzufügung von Kaffee und Petroleum zu den Sperrartikeln ein verstanden, nicht aber mit der Beschränkunades Eisen- zolleS auf 25 Pf., welche das Amendement Trautmann proponirt. Präsident des ReichSkanzleramtS StaatSminister Hofmann: Ich bilt«, bei den Beschlüsten zweiter Berathuug stehen zu bleiben, andernfalls scheint mir die Gefahr vorzuliegen, daß da« ganze Gesetz scheitert. Wenn der Zusatz, daß erst nach zweiter Lesung die Regierung zur Zollerhebung be rechtigt sei, fortfallen würde, würden wahrscheinlich so niedrige Sätze beschlössen werden, daß der Effect für die Reichstaffe äußerst gering wäre. Damit wollen die ver bündeten Regierungen durchaus keine unmoralische Specula« tion begünstigt wissen, aber unter den geaebeoen Verhält nissen ist die Annahme de« gestrigen Beschlusses uns da« genehmste. Abg. Windthorst: Er kann dem nicht zustimmeu, daß «i« vorläufiger Zoll erhoben werd,» dürfe, bevor drr Reichttag ihn manigfiou» rnzweiterMMMbewUligt hssbo, «m cheuigfie» fn da» zu lässig beim Takack, wie dir Differenz zwischen dem Regie rung«- uud Commissionsantrag deutlich beweise. Der Wei» habe an sich weniger Schwierigkeiten, aber unterwerfe man den Wein dem vorlänflgen Zoll, dann habe man keinen Grund mehr, irgendeinen andern Artikel de« Zolltarif« au«- znschließen. In Bezug auf da« Essen werde man doch gut thun, vorläufig di« Beschlüsse zweiter Lest»»- al» grund legend festzuhalten; denn ob in dritter Berathung eine andere Beschlußfassung erfolgen werde, da« wisse do» heute niemand im Hause. Er bitte den gestrigen Beschluß auf recht zu erhalten. Abg. vr. LaSker findet es bedenklich, noch Kaffee und Petroleum in den Rahmen deS Gesetzes aufzu nehmen, bekanntlich die finanziell bedenklichsten Artikel deS ganzen Tarifs. Abg. v. Benda: E« handle sich bei diesem Gesetze darum, durch die Sperre den verhängnißvollen Wirkungen vorznbexgtn, die etwa der erst in einigen Wachen in Kraft tretende neue