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Dienstag. ^Vr 23. 21. Marz 1865. Erscheint Dienstags und WMMM M LH. -DtslUUA. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 6 Psg. Amt«- mid I«zchc MM der KSniMchrn Gerichts-Amta imd SlMäthe M Dippoldiswalde. Fraacasteia md Mmder-. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne In Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Mit der Versammlung des Gewerbevcreins am 11. d. Mts. schloß das 7. Jahr seines Bestehens. Es wurde daher auch an diesem Abende nach Vortrag der Jahresrechnung und deS Jahresberichts die Neuwahl des Vorstandes vorgcnom« men, und fielen dabei die meisten Stimmen aus die Herren Buchdruckereibcs. Jehne, Bürgermstr. Adv. Hei« sterbergk, Stadtcassirer Allmer und die Lehrer Engel mann und Holfert, welche 5 bereits im zurückgclegten Vereinsjahrc den Vorstand bildeten. Unter Anderem kam in dieser Versammlung eine von der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden an den Verein gelangte Aufforderung, derselben Mittbeilungen über Verhält nisse, Wünsche und Beschwerden in Bezug auf Gewerbe zu machen. Es wird sich der Verein in der nächsten Versammlung nock eingehender mit dieser wichtigen Angelegenheit beschäftigen, und Herr Frosch, Mitglied der Gewcrbekammer, hat sich bereit erklärt, dem Verein durch feine Mittheilnngen Veranlassung zur Besprechung manches Dahingehörigen zu geben. Sodann sprach Herr Zimmermeistcr Weinhold über künstlich gebogene Hölzer, deren Tragfähigkeit und Anwendung. An ver schiedenen dazu gearbeiteten Modellen überzeugte man sich von dieser sehr bedeutenden Tragfähigkeit, welche eine recht vielseitige, weil vorthcilhafte, Anwendung solcher Hölzer — besonders bei Brückenbauten— möglich macht. Für derartige interessante nnd klare Mitthei- lungcn, wie die des Herrn Weinhold, wird der Verein stets dankbar sein. Dresden. Zwischen der Staatsregiernng und der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie ist eine defi nitive Vereinbarung in Bezug auf den Bau der Bors- dorf-Grimma-Döbeln-Meißner Eisenbahn bereits zu Stande gekommen, und wird in der am 23. März ftattfindenden Generalversammlung der Aktionäre dar über ausführliche Mittheilnng gemacht werden. Die diesjährige Dividende ist incl. der Zinsen auf2OProc. festgcstellt. — In Bezug auf das bevorstehende deutsche Sängerfest hat der Wohnungsausschuß einen „Auf ruf an alle Bewohner Dresdens" erlassen. — Die rothen Dienstmäiiner geben jetzt Marken aus, welche übereinstimmend mit denen der deutschen Post-Briefmarken sind, also für */r Groschen orange, 1 Gr. rosa, 2 Gr. blau, 3 Gr. braun, 5 Gr. violett. — Die Dam pfschifsfahrts-Gesellschäft bat am Sonntag den Dienst zwischen hier nnd Meißen nnd Pirna wieder eröffnet. — Hier, wie auch in Leipzig, sind in den Gas anstalten die nöthigen Vorkehrungen getroffen worden, um die neuerdings als Heilmittel für Keuchhusten und asthmatische Zustände empfohlenen Einathmungen in Anwendung bringen zu lassen. — In Chemnitz sind in neuester Zeit mehrfache Trichinen-Erkraukungen constatirt worden. — Am 15. März ist das, eine halbe Stunde von Freiberg (nach Frauensteiu zu) gelegene sog. Mau- kisch'sche Vorwerk vollständig ein Raub der Flammen geworden. Das ganze Federvieh und drei Hunde verbrannten. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Großenhain. Aus dem nahen Zabeltitz wird folgende schöne That berichtet: Am 8. März fiel ein lOjähriger Knabe, der sich mit Fortstoßen der Eis schollen beschäftigte, in den stark angeschwollenen Röder- floß, mit dem Oberkörper zuerst, so daß er sofort versank und von den Eisschollen überdeckt wurde. Da außer dem 14jährigen Max Süße, Sohn des herr schaftlichen Kunstgärtncrs, Niemand in der Nähe war, so sprang der muthige Knabe sofort in die Finthen, welche mehrmals selbst über ihn zusammenschlugen. Er schwamm der Strömung nach, da erblickt er eine auftauchende Hand: er strengt seine Kraft an, ereilt den Verunglückte», der dem Ertrinken nahe, und es gelingt ihm, die abermals ans den Wellen anftauchende Hand zn erfassen. Dem braven Max Süße gelingt die Rettung, gar bald zieht er den Knaben an's Ufer und giebt ihn so dem Leben zurück! Vermischtes. Zwei für die Medicin wichtige Thatsachen wurden jüngst entdeckt. Die eine ist, daß bei dem typhösen Fieber das Innere des Mundes der Siß eines fauligen Stoffs sei, der beständig die Luft, welche in die Lungen dringt, vergiftet und zur Herberge für Schmarotzer wird. Verschiedene der schlimmsten die Krankheit begleitenden Symptome werden nun diesem Um stande zugeschriebeu. Er läßt sich ohne Schwierigkeit und zur größten Wohlthat des Patienten durch sehr einfache Mittel entfernen. Die andere ist die, daß die Anwendung von Phe nylsäure beim Verbände von jauchigen Geschwüren nicht nur den abscheulichen Geruch verhindert und entfernt und mit großer Schnelligkeit der Zersetzung Einhalt thut, sondern sogar in den allerungünstigsten Fällen zu einer schnellen und normalen Heilung führt. Sie läßt sich nicht blos äußerlich, sondern trotz ihrer kaustischen Eigenschaften auch innerlich anwenden und scheint besonders bei Fällen ansteckender Natur gute Dienste zu leisten.