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Erheb ». RrbaMa« Dre»he«»Re»ft»b1 L. Methner Lasse < Die Zeitung erscheint Dienstag, »»»erst«, «ch Asunabeu» früh. >bou»e»te»t»- Preis: »ierltkjährl. Mt. 1^0. katserlichen^P^- inftaiten und durch unsere Boten. vei freier Lieferung tnS HauS er^cdl die Post noch eme Kc- duhr von 25 Pfg. Sälhsische DocheilmK Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des tgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Wüller in Dresden. Inserate werden di» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag «ngenomme» und tosten: die1spalt.Zeile1SPfg. Unter Eingesandt: S0 PK Inserate» Annahmestele»: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidcndam, Haasenstein ^dBogler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Ea« in Dresden, Leipzig, Haniburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. «. Ar. 12.Donnerstag, den 27. Januar 1887. ^49. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung" für die Monate Februar und März nehmen alle kaiserlichen Postanftalten und Posterpedittonen, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags - Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. In der am Montag stattgefun- denen Sitzung deS preußischen Abgeordnetenhauses ergriff anläßlich der Berathung deS Etat» deS auswärtigen Ministeriums Fürst BiSmarck daS Wort, um sich in eingehender Werse über die von ihm befolgte Politik und namentlich auch über die Gründe auszusprechen, welche die Regierung zur Auflösung des Reichstages veranlaßt haben. Den ebenso bedeutsamen wie interessanten Aus führungen deS Reichskanzlers entnehmen wir Folgendes: „Die Presse hat vielfach behauptet, eS sei doch ziemlich gleichgiltig, ob die Militärvorlage auf 7 oder 3 Jahre in Kraft trete. Dieser Ansicht sind aber die verbün deten Regierungen keineSwegS; vielmehr glauben sie gerade auf ihrer Forderung bestehen zu müssen, um den Reichstag endlich einmal davon zu überzeugen, daß die Majorität desselben sich in einem großen Jrrthume be findet, wenn sie meint, eS stehe dem Parlamente nach der Verfassung daS Recht zu, nach seinem Belieben die Präsenzstärke deS HeereS festzustelleo. ^Eb bandelt sich hier einfach um die Frage: Soll der Sinn unserer Ver fassung für ewige Zelten zweifelhaft bleiben oder wollen wir denselben mcht vielmehr auf dem Wege eineS Kom promisses zwischen den Regierungen und der Volks vertretung so genau wie möglich präcisiren? Die Be hauptung der Opposition, daö Parlament könne, wenn ,S wolle, der Reichsregierung alle geforderten Geld mittel versagen, ist völlig unhaltbar; in diesem Falle hätte denn doch der BundeSrath auch noch ein Wort mit zusprechen. Hält also auch die Majorität deS neuen Reichs tages an der obigen Behauptung fest, so erscheint der AuSbruch eines Verfassungskonfliktes unver meidlich. Diejenigen, die in einem Augenblicke, wo Gefahren für den Frieden nickt ausgeschlossen sind, jede Gelegenheit dazu benutzen möckten, um kleine Grenz Verrückungen zwischen den Rechten des Parlamentes vnd denen der Fürsten vorzunehmen, sind keine wohl wollenden Diener deS Vaterlandes. «Beifall rechts.) Die Herren erinnern mich mit diesen VerfaffungS» streitigkeiten an den Regensburger Reichstag, wo sich die kurfürstlichen und kaiserlichen Gesandten in Rang- f streitigkeiten ergingen, während die Türken bereit» vor den Thoren Wien- standen. (Sehr gut!) Ebenso kleinlich erscheint es mir, wenn unsere Abgeordneten sich darum streiten, ob sie dem Kaiser und den ver bündeten Fürsten, die sich wahrlich während der seit der Gründung d,S Reiches verflossenen 16 Jahre ver fassungstreu benommen haben, im Augenblicke der Gefahr die nöthigen Mittel zur Verhärtung der Armee auf 7 oder 3 Jahre bewilligen sollen. (Beifall recht-) Schon auS Gründen der inneren Politik müssen die Regierungen unter diesen Umständen an dem Septennale festhalten, damit Sie, meine Herren, nickt auf den Gedanken kommen, Sie könnten auf weitere Nackgiebigkeit unsererseits in dieser Richtung rechnen. Vor einem solchen Gedanken zu warnen, ist der Grund, weShalb ich hier nochmals daS Wort ergriffen habe. Aber auch noch andere Rück sichten zwingen unS, auf dem Septennale zu bestehen. Die Vorlage ist nemlich nickt nur dazu bestimmt, für heute unsere Wehrkraft zu erhöhen, nein, dieselbe.verfolgt vielmehr den Zweck, eine Armee zu schaffen, auf Grund deren wir allen Gefahren, welche unS im nächsten halben Menschenalter bedrohen werden, ruhig in'S Auge blicken können. Zwölf Jahre dauert bekanntlich bei uns die Heerrspflicht und zwölfmal 16,000 Mann ausgehoben, ergiebt gegen 200,000 Mann. DaS Anwachsen der deutschen Streitmacht und Wehrfähigkeit halte ich für ein wesentliches Element des Friedens, weil eS einen einscküchternden Eindruck auf daS Ausland macht. ES ist nun wiederholt angedeutel worden, ick hätte die Absicht, wenn der neue Reichstag ein« der Regierung günstige Majorität aufweyen sollen, mit meinen Monopol- Projekten wieder hervorzutreten. Nein, meine Herren, die Monopole werden erst kommen, wenn wir einen unglücklichen Krieg geführt haben. Sind dann unsere Finanzen erschöpft, so wird es noch weit härterer Steuern bedürfen, nur um die unS vom Feinde auferlegte KriegS- kontribulion aufzubringen. DaS ist eine Eventualität, welche auch der heftigste Monopvlfeind nicht in Abrede stellen kann. Dann heißt es: Friß Vogel oder stirb!" (Stürmischer Beifall bei den Konservativen und National liberalen.) Als zweiter Redner ergriff der Abg. Windt - Horst daS Wort, um im Wesentlichen etwa Folgendes auSzuführen: .Mir will eS immer mehr so scheinen, alS gehe man an maaßgrbender Stelle mit der Absicht um, daS allgemeine Wahlrecht zu beseitigen (sehr richtig! linkS) und eine Abänderung in der Zusammensetzung deS Reichstages herbeizusühren, indem man nemlich keine besonderen Wahlen mehr vornehmen, sondern auS den Einzellandtagen Delegationen zusammentreten lassen will. ES gab eine Zeit, wo auch andere Leute diesen ModuS für den richtigen hielten. Ich erinnere nur an den deut ¬ schen Bundestag, auf dnn von Seiten Oesterreich- eine derartige Bildung deS Parlamentes vorgeschlage« wurde. (Hört, hört!) Damals widersetzte sich jedoch Preußen und zwar auf Anrathen deS heutigen ReichSkanzler» diesem Projekte. Wünschte BiSmarck zu jener Zeit doch, die Sympathien deS Volkes für seine Pläne hin sichtlich der Einigung Deutschlands zu gewinnen und diese Sympathie sicherte er sich allerdings besser durch eine populäre Verfassung und durch daS allgemeine Stimmrecht. Jetzt ist anscheinend diese Einrichtung un bequem geworden und man möchte daher dieselbe wieder beseitigen. Ich meineStheils hege kein Bedenken zu erklären, daß ich seinerzeit daS allgemeine geheime Wahlrecht — geheime betone ick ganz besonder- — nicht befürwortet haben würde, wenn ich noch als Minister im Amte gewesen wäre. Nachdem dasselbe aber die Grundlage geworden ist für die ganze konstitutionelle Entwickelung deS Reiche-, erkläre ich ebenso bestimmt, ich würde eS für ein Unglück halten, wenn wir diese Basis zerstören wollten. ES wird mir und dem Lande eine ganz besondere Beruhigung sein, wenn derartigen Gerüchten gegenüber der Reichskanzler versichern wollte, daß er keine Verfassungsänderung in obigem Sinne beabsichtigt. WaS nun die Militärvorlage betrifft, so kann eS angesichts der Hartnäckigkeit, mit der Fürst Bismarck seine Pläne zu verfolgen pflegt, kaum noch zweifelhaft erscheinen, daß wir vor dem AuSbruche eineS sehr ernsthaften Konfliktes stehen. Diejenigen, welche »hn heraufbeschwöreo, mögen aber bedenken, daß dadurch die sociale Gefahr verdoppelt, ja vervierfacht wird, zumal ein Konflikt wegen deS allgemeinen ge heimen Wahlrechtes auf daS Volk aufregend wirken muß. (Sehr richtig! links.) Denn auf nichts ist diese» eifersüchtiger, als auf seine verfassungsmäßigen Rechte. Man sagt mit Recht, daS Parlament muß auf mög lichste Sparsamkeit seitens der Reichsregierung dringen; andererseits wird aber ein verständiger Reichstag nicht auf Kosten der Sicherheit und Wehrhaftigkeit de» Landes, wenn bedenkliche Zustände drohen, eine Re duktion der Heeresziffer verlangen. Wenn man so wenig Vertrauen zur Vertretung deS Volkes hat, so sollte man lieber die Verfassung und den Reichstag be seitigen und eine absolute Monarchie Herstellen. «Unruhe.) ES ist zuviel verlangt, wenn der Reich-tag nicktS weiter thun soll, al- jede Forderung, welche die Regierung stellt, einfach bewilligen. Daß bei einer großen KrifiS, wie die jetzige, sich verschiedene Parteien bilden, erscheint nur natürlich; daS ist in der ganzen Welt so. Aber nicht in der ganzen Welt werden Parteien, die der Regierung keine unbedingte Folge leisten, sofort für Reichsfeinde erklärt. (Sehr richtig! link-.- ES ist wunderbar, daß gerade diejenigen, die Feuilleton. Geliebt und verloren. Roman auS der Gegenwart von Gustav Lössel. (1Ü. Fortsetzung.) Sie barg den Brief rasch und jetzt sicherer in ihrer Tasche; dann eilte sie davon, nach dem Hause zurück, Hessen Thüre sie wiederum verschloß. Jetzt erst trat Otto aus dem ihn umhüllenden Dunkel hervor. „Gut gespielt", sagte er mit grimmigem Lacken, „eine vollendete Komödiantin! Aber was nutzt daS Alles, wenn man weltkluge Freunde hat, die unS die Blume nicht pflücken lassen, die am Abgrunde blüht." Damit begab er sich auf dem unS bekannten heim lichen Wege nach dem Parke der „Villa Flora" zurück, wo man seine Abwesenheit schon vielfach bemerkt hatte. Sein Gesicht lag in düsteren Falten, er war sehr bleich. Dabei heuchelte er eine Heiterkeit, die nicht von Herzen kam und doch alle Well, bis auf einen, täuschte. Dieser eine war Arthur von Feldern. Er hatte trotz Otto'S Leugnen errathen, daß er zu den Materna » in irgend welcher Beziehung stand. Er hielt ihn nur nicht für thöricht genug, eine ernste dauernde Verbindung mit ihnen zu suchen und glaubte, daß er vielleicht derjenige sei, der für eine standesgemäße oder richtiger lururtöse Leben-weise der Familie sorgte, »ährend ein Anderer im Begriffe stand, den zweifelhaften Ruf der Materna s mit seinem echten Namen wieder herzustellen. Infolge dieser Wahrnehmung beschloß Arthur gleich anfavgS) seinen Freund und Schüler nicht mehr auS den Augen zu lassen. Er verstand aber seine Aufmerksam keit so zu verbergen, daß Otto gar nichts davon ge wahr ward. AlS Jener dann die Mauer überstieg, um sich zu Valeska zu begeben, war Arthur in seiner unmittelbaren Nähe. Er verschmähte eS, ihm auf demselben Wege zu folgen und daS Me-ü-tvte zu belauschen, welche- hier nach wohl zu erwarten war. Er behielt nur den Mauersprung im Auge. An fragenden Freunden sagte er, daß er Otto bei dem Eulen thurm verlassen habe, wodurch deren Schritte und Blicke einer anderen Richtung zugelenkt wurden. Al» Otto gar so lange auSblieb, wurde Arthur etwa» unruhig. AlS er ihn dann wieder hervorschleiche» sah mit dem verstörten Gesichte Und der erzwungenen Fröhlichkeit in der Wiederbegrüßung seiner Gäste, sagte er sich: „ES hat eine scharfe Auseinandersetzung gegeben; eS war ihm eine willkommene Gelegenheit, mit ihr zu breche«. Heute ärgert eS ihn noch und morgen wird er zu mir kommen, um sich für die ihm erwiesene Wohlthat zu bedanken. Siebentes Kapitel. Graf BLaya» Schmerz. Doktor RobertuS saß in seinem Arbeit-ztmmer am Schreibtisch. Der Eharakter deS ganzen ZimmerS entsprach den ernsten Studien, welchen Doktor Robertu» in seinen freien Stunden sich hinzugeben pflegte. Noch »ährend er schrieb, wurde leise an die Thür gepocht. Der Doktor achtete deS Klopfens erst gar nicht, bi- diese» mehrmals und immer lauter wieberhät wurde. Die Störung schien ihm sehr unwillkommen, ärger lich rief er „herein". „WaS willst Du, Johann?" sagte er zu dem «i»- tretenden Diener. „Habe ich Dir nicht gesagt, daß ich um diese Zeit nicht zu sprechen bin?" „Um Verzeihung. Herr Doktor, daS sagte ich dem Herrn auch", ließ sich Johann vernehmen, „aber er wollte sich nicht abweisen lassen und bestand darauf, de« Herrn Doktor sprechen zu wollen." „WaS will er denn?" fragte Doktor Robertu- noch immer mißmuthig. „DaS hat er mir nicht gesagt." „Kennst Du ihn?" „Nein." „Nun, zum Teufel, Johann! Nannte er denn seinen Namen nicht?" „Nein, er wollte den Herrn Doktor überraschen, sagte er." „Nette Ueberraschong!" brummte Doktor Robert»-, seine Feder wegwerfend. „Hole ihn herein und bleibe hier, di- ich Dich gehen heiße. Besser man läßt solch« Leute gleich vor, al- daß mau ihnen lange Zeit giebt, sich in dem Vorzimmer umzusehen. Also, Johan«, herein mit ihm!" „Z» Befehl, Herr Doktor."