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Wochenblatt Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher aufgegeben werden. 1917 Sonnabend, den 21. Juli !eber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter Freitags nachmittag S Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmar 244. M 29 für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf. — Anzeigen werden nutzer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand, Nevoigtstratze 11) von Herrn Friseur W Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Frei AGriRW zur SaMlUW m SMMtMn. In Haushaltungen, besonders bei der Landbevölkerung, gehen kleine und kleinste Gegenstände vis Sparmetallen (Kupfer, Messing, Blei, Zinn, Zink, Nickel, Aluminium), z. B. alte »oldatenknöpfe, Bleikugeln, alte Patronenhülsen, Zinnsoldaten, ferner Gummiabsälle, wie 0te Wasser- und Gasschläuche, Gummischuhe, Bälle usw. — Hartgummiabfälle kommen nicht « Frage — meist völlig verloren. Der Bevölkerung ist vielfach noch nicht bekannt, daß diese Gegenstände — zu größeren Mengen Mammelt und verarbeitet — zur Kriegsrohstosfversorgung einen wertvollen Beitrag liefern können. Für die Ablieferung dieser Gegenstände wird eine angemessene Entschädigung gezahlt. Die Einwohner in den Gemeinden werden aufgefordert, das Sammelwerk tatkräftig K unterstützen. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 16. Juli 1917. Die Gemeindevorstände. Hühnerfutter für Reichenbrand. Der Verkauf von Hühnerfutter an die Geflügelhalter, die sich verpflichtet haben, Eier abzuliefern, mdei Montag und Dienstag, den 23. und 24. Juli, bei Herrn Gerh. Morgenstern statt. Tüten °°er Säcke sind mitzubringen. Reichenbrand, am 19. Juli 1917. Der Gemeindevorstand. Am 15. Juni ist der 2. Termin der Gemeindeeinkommensteuer und der 2. Termin Schulgeld Mlig und binnen 2 Wochen zu bezahlen gewesen. Gegen Säumige wird nunmehr das Mahn- und Beitreibungsverfahren eingeleitet werden. Neustadt, am 18. Juli 1917. Der Gemeindevorstand. I Wafsergeld. Der 2. Termin Wasserzins ist bei Vermeidung des geordneten Beitreibungsverfahrens nunmehr bis spätestens Ende Juli d. I. "v die hiesige Gemeindekasse abzuführen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 19. Juli 1917. Der 2. Termin Wassersteuer ist bis zum 14. Juli dieses Jahres an die hiesige Wasserwerkskasse abzuführen gewesen. Gegen Säumige wird nunmehr das Mahn- und Beitreibungsverfahren eingeleitet werden. Neustadt, am 18. Juli 1917. Der Gemeindevorstand. Flurschntz. Um der weiteren Schädigung der Feldfrüchte im allgemeinen Volksinteresse wirksam entgegen zu treten, ist in der Gemeinde Rabenstein mit Rittergütern ein verstärkter Flurschutz eingerichtet worden. Die betr. Personen sind mit Ausweis versehen und tragen Waffen. Den Weisungen ist streng nachzukommen. Insbesondere wird von jetzt ab alles unberechtigte Begehen der Felder, Wiesen, Feld wege und Gehölze verboten. Eltern sind für ihre Kinder haftbar. Nichtbeachtung der Vorschriften wird streng, bez. mit Haft bestraft. 22 Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 19. Juli 1917. Den Bestellern von Einmache-Tabletten wird bekanntgegeben, daß die Gemeindeverwaltung Rabenstein keine Einmache-Tabletten bekommt, sondern dieselben durch den Kleinhandel—Drogerien rc.— bezogen werden können. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 19. Juli 1917. Beamten-Bevpflichtungen. Die Herren Friedrich Otto Reiher, bisher Ratsschreiber in Mylau, und Rudolf Albert Rösch, bisher Ratsschreiber in Chemnitz, sind heute als Gemeindeexpedienten in Pflicht genommen worden. Rottluff, am 15. Juli 1917. Der Gemeindevorstand. Gemeindesteuer-Einschätzung 1917. Nachdem die diesjährige Einschätzung zu den Gemeindesteuern im hiesigen Orte beendet und das Schätzungsergebnis den Beitragspflichtigen durch Steuerzettel bekannt gegeben worden ist, werden alle diejenigen Anlagenpflichtigen, die eine Steuerzufertigung noch nicht erhalten haben, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme — Gemeindeamt — zu melden. Rottluff, am 28. Juni 1917. Der Gemeindevorstand. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 7. Sonntag n. Trin.» den 22. Juli, Vorm. Vs9 Uhr nedigtgottesdienst: Hilfsgeistlicher Oehler. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Grotzmütterchenverein, Abend 8 Uhr '^habend. ' Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabenstein. l Am 7. Sonntag n. Trin., 22. Juli, Vorm. Vs8 Uhr Lhristen- *Ne mit den Jünglingen. Hilfsgeistl. Dobrucky. l Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Beichte und heil. Abend- Pfarrer Kirbach. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins. ! Mittwoch, 25. Juli, Abends Vs9 Uhr Bibelstunde. Pf. Kirbach. -. Freitag, 27. Juli, Abends Vs9 Uhr Kriegsbetstunde mit Beichte heil. Abendmahl. Pf. Kirbach. Wochenamt: Derselbe. Zwei Frauen von KUdung. Roman von E. Willkomm. i Fortsetzung. Nachdruck verboten. Herr v. Moser sah wohl ein, daß seine Tochter sich auf Effekt bildete und ihm wäre es entschieden lieber gewesen, ^enn er derselben mehr Tiefe und Ernst hätte einflößen Hnen. Sorge machte er sich aber deshalb nicht, weil er sh sagte, daß es Adelheid bei ihren seltenen geistigen und "rperlichen Vorzügen, bei ihrer gesellschaftlichen Stellung bei dem ganzen Zauber ihrer Erscheinung nicht schwer °llen werde, schon in frühen Jahren eine reiche Partie zu Zachen. . Die Geh. Regierungsrätin trug das Ihrige redlich dazu V, um den Gatten, dem doch mitunter eine mißbilligende Äußerung über das bloß schimmernde Wissen seiner Tochter Mel, vollkommen zu beruhigen. Sie führte ihm zu Gemüte, AH die Bildung der Frauen sich auf einer ganz anderen Ms aufbaue, als die der Männer. jk, Ein Mädchen, dessen Bestimmung es doch sei, eines Ages als Frau in die Welt zu treten und sich in dieser ^em Range nach zu bewegen, dürfe keinen Ballast töten gelehrten Wissens mit sich Herumschleppen. Eine Frau Hh Bildung, pflegt die Geh. Regierungsrätin zu sagen, Me ihr Wissen im Beisein Anderer verwerten, ohne da- Htch irgend jemand beschwerlich zu fallen. Bei Anderen Gefallen erregen, die Augen der Verstän den auf sich richten, sei Zweck weiblicher Bildung wie Üblichen Lebens und wer von Frauen guter Gesellschaft Ada anderes verlange, der verkenne dM Stellung wie den sMf aller Frauen von Bildung überhaupt. L. Herr v. Moser harmonierte zwar nicht ganz mit diesen Ausführungen seiner Gattin, aber er hielt es für überflüssig, "ch in nützlose Disputation mit ihr einzulassen, da er als Mündiger Mann sich im voraus schon gestehen mußte, daß Tochter der Mutter mehr gehorchen werde. .Daß übrigens Adelheid überall glänzen und gefallen Me, leuchtete auch dem Geh. Regierungsrat ein und da er N die Mittel besaß, seiner einzigen Tochter eine brillante Aussteuer zu geben, so ließ er die Dinge ihren natürlichen Verlauf nehmen und erfreute sich selbst an dem herrlichen Er blühen Adelheids, die bald alle ihre Gespielinnen verdunkelte. In der bereits erwähnten Soiree bei v. Mosers wurde sehr viel musiziert. Auf den besonderen Munsch Adelheids war dieselbe mit einer trefflich eingeübten Aufführung, an welcher sämtliche Mitglieder des musikalischen Kränzchens teilnahmeu, eröffnet worden. Diese Aufführung gefiel all gemein, aber sie sollte doch nur die Einleitung zu den feineren Genüssen sein, mit welchen die Geh. Regierungsrätin ihre Gäste überraschen wollte. Adelheid besaß eine wunderschöne Stimme, die sie bei einem tüchtigen Gesangslehrer nach dem Wunsch ihrer Mutter gerade so ausgebildet hatte, daß sie dieselbe in der vornehmen Salonwelt verwerten und damit glänzen konnte. Einige ziemlich schwierige Gesangsstücke, die sich vorzugsweise der Gunst der Gesellschaft erfreuten, hatte sich Adelheid tadellos eingeübt und mit dem meisterhaften Vortrag derselben riß sie die ganze Gesellschaft zu begeistertem Beifall hin. Das schwierigste Stück mußte Adelheid sogar auf den laut ge äußerten Wunsch ihrer Bewunderer noch ein zweites Mal vortragen. Von diesem Zeitpunkte an war die Tochter des Geh. Regierungsrates der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit und zahlreicher Huldigungen und die Geh. Regierungsrätin, welche den Triumphen ihrer talentvollen Tochter aus der Ferne zusah, hatte ihre Absicht vollkommen erreicht. Adel heid konnte von der vornehmen unverheirateten Männerwelt, welche zu dieser letzten großen Soiree eingeladen worden war, nicht mehr vergessen werden. So glänzende gesell schaftliche Gaben, eine Bildung von so bestechendem Reize mußte auf mehr als ein Herz dauernden Eindruck machen. Dennoch war es Adelheid v. Moser nicht allein, welche an diesem Abend den großen Erfolg der musikalischen Unter haltung erzielt hatte. Franziska Frommholdt, die Tochter des Landgerichtsdirektors Frommholdt, eine Freundin, hatte Adelheid auf dem Pianoforte begleitet und durch ihr feines Spiel bewiesen, daß sie gründliche musikalische Kenntnisse und tiefes Verständnis des Musikstückes besaß. Franziska Frommholdt beneidete ihre Freundin aber nicht um ihren Erfolg, sie erfreute sich sogar aufrichtig daran und fand es ganz natürlich, daß ihr selbst im ersten Rausch der Begeisterung kein einziger ein anerkennendes Wort sagte. Alle Gäste des Geh. Regierungsrates billigten freilich nicht die überlauten, bewundernden Lobsprüche, mit denen Adelheid förmlich überschüttet wurde und die sie mit herab lassendem Lächeln als einen ihr zukommenden Tribut gesell schaftlicher Bildung und guten Geschmacks auch hinuahm. Während sich die ganze Gesellschaft um die Tochter des Haufes drängte, blieb Franziska Frommholdt eine Weile ganz allein zurück in dem geräumigen Salon. Sie benutzte diese Gelegenheit, um in einem neuen illustrierten Werke zu blättern, das neben anderen älteren und neuen kostbaren Druckwerken auf einem seitwärts stehenden Tisch lag. Jetzt näherte sich ein Herr demselben Tische, warf einen schnellen Blick auf die prunkvollen Einbände der ausgebreiteten Albums und sprach schließlich die Tochter des Landgerichtsdirektors an. „Sie haben uns durch Ihre meisterhafte Begleitung einen hohen Genuß bereitet, Fräulein Frommholdt," sprach der Franziska unbekannte Herr, welcher im ersten Augenblick wenig Einnehmendes besaß und seinem ganzen Wesen nach dem Gelehrtenstande anzugehören schien. „Was hält Sie ab, selbständig vorzutragen?" „Die Furcht, mich lächerlich zu machen," entgegnete mit unbefangener Heiterkeit Franziska. „Die Furcht?" wiederholte mit ungeheucheltem Erstaunen der fremde Herr. „Fürchten Sie denn, es könnte in dieser allerdings großen Versammlung auch nur einen geben, der auf dem Pianoforte mehr zu leisten vermöchte als Sie? Ich darf behaupten, mit den musikalischen Talenten wohl aller hier Anwesenden so ziemlich bekannt zu sein und weiß daher, daß niemand darunter ist, der Sie, mein Fräulein, in der Kunst gefühlvollen Vortrages, in der Sicherheit, Weichheit und Kraft des Anschlages übertrifft." Franziska Frommholdt war von diesem sicheren Urteil frappiert und, indem sie in den geistreichen Augen des un scheinbaren Mannes zu lesen sich bemühte, richtete sie die Frage an ihn: „Sind Sie vielleicht selbst ausübender Musiker?" „Leider nicht," entgegnete lächelnd der Unbekannte. „Ich verstehe zwar ganz gut die Noten zu lesen, in meinem ganzen Leben aber habe ich noch nie eine Tonleiter gespielt." „Aber Sie lieben Musik?" „Nur gute Musik, mein Fräulein!" „Nun, dann habe ich auch recht mit meiner Behauptung, daß ich mich lächerlich machen würde." „Sie meinen — mit dem Vortrag guter Musik in — so gemischter Gesellschaft?" Franziska nickte Mit so schalkhaftem, fröhlichen Ueber- mute, daß ihrem Gegenüber die innere Freude über dieses unerwartete Einverständnis auf dem Gesichte zu lesen war. Gerne hätte er das einmal angeknüpfte Gespräch weiter geführt, wären nicht andere Herren näher gekommen. Von den herannahenden Männern wandte sich ein schon bejahrter mit den Worten an ihn: „Entschuldigen Sie, lieber Waltershausen! Als dilet- tierender musikalischer Kritiker, dessen Aussprüche selbst den größten Meistern imponieren, so lange diese glauben, ein Mann von Fach sei der Verfasser, müssen Sie auch diese Streitfrage entscheiden können." „Welche, Herr Baron?" „Man mag sie Ihnen selbst vorlegen. Kommen Sie! Der Geheimrat steht auf meiner Seite." Der Baron zog Waltershausen, der sich gegen Franziska leicht verbeugte, mit sich fort. Gleich darauf flog Adelheid auf die Freundin zu, umarmte und küßte diese mit leiden schaftlicher Heftigkeit und rief überglücklich: „Engel, süßer Engel, wie danke ich Dir! Dein unver gleichliches Spiel hat es mir möglich gemacht, mich selbst zu übertreffen. Ich bin bewundert, wirklich bewundert, Herzensengel, und meine heißesten Wünsche gehen nunmehr gewiß bald alle in Erfüllung." Franziska duldete gelassen die Freundschaftsbeweise Adelheids. Dann fragte sie vollkommen ruhig: „Kennst Du Herrn Waltershausen?" „Mit dem der Baron eben fortging?" „Denselben."