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Amts- niiS AWWblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- serlionspreis: die klcinsp. Zeile 10 Pf. für den Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen WnrgeLung. Abonnement viertelst 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, soivie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ---- 42. Jahrgang. ——————------i-ii 4. Dienstag, den 8. Januar 18SL Erlaß, das Schneeauswerfen auf den Communieations- wegen betreffend. Den wcgcbaupflichtigen Gemeinden und Gutsherrschaften des Bezirks wird die Verpflichtung zur Freihaltung des Verkehrs auf den Communieations- wegen, soweit nöthig, dnrch Ausschnren der Fahrbahnen und Absteckung der Winterbahnen andurch in Erinnerung gebracht. Schwarzenberg, am 4. Januar 1895. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. W Bekanntmachun g. Im vierten Vierteljahre 1894 sind eingegangen a. vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen Stück 11 vom Jahre 1894, b. vom Reichsgesetzblatt Nr. 38—41 vom Jahre 1894. Diese Gesetzblätter, deren Inhalt aus den im Eingänge des Rathhauses befind lichen Anschlägen ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht an Rathsstelle aus. Eibenstock, den 5. Januar 1895. Der Rath der Stadt. Vr. Körner. Graupner. Der Krieg in Astasien ist durch den plötzlich hcreingebrochenen strengen Winter zum Stillstände gekommen. Was die Lage der kämpfenden Parteien anlangt, so sind die Japaner im Vortheile, da sie dem Gegner eine Reihe strategisch sehr wcrlhvoller Positionen entrissen und ihr moralisches Uebergewicht bi« in die allcrjüngste Zeit hinein behauptet haben. Anderseits ist den Japanern weder die Er reichung Mukdens gelungen, noch sind ihre Operationen im Pctschiligolf weit genug vorgeschritten, um die chinesische Hauptstadt Peking mit unmittelbarer Gefahr zu bedrohen. Chinas Lage ist also — wenn man alle Umstände be rücksichtigt — noch keineswegs so verzweifelt, daß die dortigen Machthaber dem Gedanken einer unbedingten Unterwerfung unter alle etwa von Japan zu stellenden FriedcnSbedingungen zugänglich wären. Ein Friede, wie Japan ihn will, wird daher von China kaum gewährt werden, und damit erschien das Schicksal der eventuell zu gewärtigenden Verhandlungen zwischen beiden Theilen schon im Vorau« besiegelt. Immer hin brauchen dieselben darum nicht absolut nutzlos zu sein, da ihr Verlauf hüben und drüben aufklärend und über die beim Gegner herrschende» Gesinnungen belehrend wirken kann. Die chinesischen Diplomaten gelten gleich den türkischen als sehr schlaue Leute, deren Hauptstärke darin besteht, die Gegner, mit denen sie zu thun haben, hinzuhalten und dadurch Zeit zu gewinne». Das habe» denn auch diejenigen Herren Chinesen zu thun verstanden, die jetzt mit Japan wegen des Friedensschlusses verhandeln. Darum sind auch diese Ver handlungen ziemlich aussichtslos. Der deutsche Hauptmann Hannekcn, der schon seit Jahren als Instrukteur der Armee in China lebt, und der während de« Krieges verschiedene Male persönlich heldenhaft hcrvorgctrcten ist, findet in dem verrotteten China nicht die genügende Unterstützung. Sein Bestreben, eine neue Armee im Westen Pekings zu bilden, scheitert an dem Mangel verfügbarer Geldmittel. Aber wie man die Sache auch drehen und wenden mag, — der Vortheil, den Japan bisher über die Chinesen errungen, kann nicht oder doch wenigsten« noch nicht in politische Münze umgcsctzt werden. Die Mandschu-Dhnastie, die in China herrscht und bei den Chinesen verhaßt ist, wackelt zwar und es soll ini Lande selbst eine große Verschwörung gegen sie exiftiren. Aber die Chinesen sind zu wenig thatkräftig, um sich von der Fremd herrschaft zu befreien, und die Mandarinen, die um die Staatskrippe stehen, haben kein allzu lebhaftes Interesse an einer Aendcrung. Vielleicht wäre der Hof von Peking den Friedens bestrebungen zugänglicher, wenn ihm nur wenigstens die „Rettung der Waffenchrc" gelänge. Vielleicht rechnet man auch darauf, daß Japan an den starken Stellungen, die gegenwärtig zum Schutze der Hauptstadt vorbereitet werden, sich den Schädel einrcnncn sott, jedenfalls dürste da« Früh jahr eine Wiederaufnahme der Operationen größeren Stils erleben. In Peking hält man übrigens nach wie vor daran fest, daß, wenn alle« schief gehen sollte, die europäischen Mächte sich ins Mittel legen und da« Acußcrste hintan halten werden. Es ist dies mit ein Grund, weshalb die Be hörden in Peking und in den VcrtragShäsen so streng darüber wachen, daß den dort wohnenden Europäern bezw. Amerikanern vom Pöbel keine Unbill widerfahre. Wenn man auf die guten Dienste des Auslandes spekulirt, gebietet die alltägliche Weisheit, da« Ausland möglichst bei guter Laune zu erhalten, und dazu gehört in erster Linie die strikte Einhaltung der China inbetrcfs des Schutze« von Leib und Leben der aus Grund völkerrechtlicher Verträge innerhalb seiner Grenzen lebenden fremden Staatsangehörigen obliegenden Ver pflichtungen. Die Aufrichtigkeit der diesbezüglichen an die unteren Behörden von oben herab ergangenen Instruktionen kann daher einem Zweifel nicht unterliegen. Eine andere Frage ist e« freilich, ob die untergeordneten Organe in kritischen Momenten die nöthige Einsicht und den guten Willen, ihre Pflicht zu thun, bekunden werden. Die Anwesenheit der sremdmächtlichen Geschwader in den chine sischen Gewässern erscheint daher, so lange der Krieg dauert. unerläßlich. Im Interesse des Kultursortschritts aber ist zu wünschen, daß dieser Krieg mit der Zertrümmerung des Chinesenreiches ende, damit frische Luft, Licht und Sonne auch dcni Osten Asien« zu Theil werde, der bisher nur eine versteinerte 2000jährige Eigenkultur unter dem Symbol de« Zopfthums kannte. Tagesgeschichte. — Deutschland. Von zuverlässiger Seite wird be stätigt, daß Herr v. Levetzow neuerdings wiederum die be stimmte Absicht geäußert hat, das Präsidium des Reichs tages niederzulegcn. Vou konservativer Seite ist man ange legentlich bemüht, Herrn v. Levetzow von der Ausführung dieses Entschlusses zurückzuhalten. — In den ersten Tagen nach jdcm Wiederzusammen- trcten des Reichstages soll die GcschästSorduungS-Kom- mission einberufen werden, um sich über die Verstärkung der Disziplinarbesuguissc des Präsidenten schlüssig zu machen, und diese Angelegenheit sobald wie möglich an das Plenum ge bracht werden, weil es im Interesse des Reichstages selbst liegt, eine baldige Entscheidung herbcizuführen. — „Zum Jahreswechsel" schreibt das „Militär- Wochenblatt" unter Anderem: „Im deutschen Heere herrscht, wie immer, rege, angespannte Thätigkeit. Je länger der Friede andauert, desto mehr müssen die Führer darauf sinnen, den kriegerischen Geist in der Truppe zu beleben, alle Urbungen möglichst kriegsgemäß zu gestalten und Offizieren wie Soldaten das wirkliche Bild des Kriege« lebendig vorzuführcn, damit ihnen im Ernstfälle Uebcrrafchungen erspart bleiben. Es bleibt wohl zu beachten, daß jetzt nur noch die Stabsoffiziere und wenige Hauptleute den Krieg in nuturu kennen gelernt haben; von dieser Stelle muß also die Belehrung und An regung ausgehcn. Glücklicherweise sind die neuen deutschen Ausbildungsvorschriften sämmtlich in diesem gesunden krieger ischen Geiste verfaßt, sie sind vou Männcru geschrieben, die den Krieg kennen und welche die gewonnenen eigenen Er fahrungen wohl zu bewahren und geistig abzuklären verstanden haben. ES ist deshalb nur zu wünschen, daß der Geist, der in jenem Vorschriften athmct, recht lebhaft aus Führer und Truppen wirke und die immer mehr zurücktretcnde Kriegser- sahrung ersetze. Daß da« deutsche Heer nicht stillsteht, son dern beständig mit der Zeit fortschreitet, und jede auf den Krieg anwendbare technische Erfindung ausnutzt, dafür ist der im Juli dcS verflossenen Jahre« auSgcgcbcne Neuabdruck der Felddienstordnung ein deutlicher Beweis. Alle neuesten Er findungen des Verkehrswesen«, die dem Aufklärung«- und Meldedienst zu gut kommen können, sind für den Heeresdienst hcrangezogcn: Radfahrer, Brieftauben, Luftschiff uild Feld telegraph . . . Sehr bcachtenswcrth ist die Thatsache, daß im verflossenen Jahre mit der fortschreitenden kriegsgcmäßen Ausbildung Theorie und Praxis, Militärlitcratur u. Truppen führer, immer lauter den Wunsch nach Direktiven für die einheitliche Durchführung des Jnfantericangrifscs ausgestellt haben. Bei allen großen Hebungen tritt das Bedürsniß her vor, die Durchbildung der Infanterie für die Schlacht, das Entwickeln und Heranführen großer Truppenverbände (Divi sionen, ArmcecorpS) an den Feind eingehender zu studircn und praktisch zu regeln. Bei den stetig steigenden Truppen massen, die auf da« Schlachtfeld geführt werden, muß die Einheitlichkeit der GefcchtShandlung strenger als früher be tont, die Selbstständigkeit der Unterführer in gewisser Weise beschränkt werden, der Befehl von oben an die Stelle de« Auftrage« treten; denn nur eine als Ganze« organisch ge gliederte und in festem Verbände (bei aller Auflösung in der Form) ein gemeinsames Ziel anstrebende Truppe vermag dem Gegner zu imponiren und ihn durch Feuerkamps zu über wältigen." — Breslau. Die durch die Felddienstordnung vor geschriebenen Wintcrübungen werden in diesem Winter zum ersten Male in der Weise erweitert werden, daß nach dem Vorgang der im russischen Heere angcstellten Versuche außer gefechtsmäßigem -schießen auch ein 'Nachtlager im Freien unter Benützung der Mannschaftszelte stattfindct. Die erste derartige Uebung iin Bereiche de« VI. Armeekorps soll am 7. und 8. d. M. an der Hohen Eule abgehaltcu werden. Theile des in Breslau garnisonirenden Grenadier-Regiments Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) Nr. 1 l werden am 7. d. M. mit der Bahn bis zur nächstgelegenen Station befördert werden. Die Hebungen werden bei Hausdorf ihren Anfang nehmen. — Das 1. und 17. Armeekorps an der Ostgrenze des Reiches sollen in diesem Jahre schwere Belagerungs parks erhalten. Dieselben gehören zur Fußartillcrie und wer den vom Train bespannt. Das Fuß-Bataillon jedes Armee korps wird daher um 44 schwere Zugpferde und die nöthigcn Mannschaften verstärkt. — In Bayern können die Landlcute ihre Steuern in Getreide bezahlen. Auf Anregung dcS bayrischen Ministeriums des Innern hat das bayrische Kriegsministerium sich bereit erklär«, zu einer Entrichtung der Staatssteuern (Bodeuzinsc) in Naturalien dadurch die Hand zu bieten, daß die Proviantämter von den zu einer Genossenschast zu diesem Zweck vereinten Landwirthen einer Gemeinde Naturalien ab nehmen im Gesammtbctrage der fälligen Bodcnzinscn. Die Quittung über die Ablieferung kann alsdann an Stelle der Steucrbeträgc dienen. Da« Ministerium dcS Innern meint, daß hierdurch den kleineren Landwirthen die Abführung der fälligen Steuer erleichtert und die Bildung von ländlichen Produktion«- oder Verkaufsgenosfcnschaften gebildet wird. — Sehr pessimistisch, aber, wie leider zugegeben werden muß, durchaus zutreffend, äußert sich die Handelskammer zu Koblenz über die allgemeine Lage von Handel und Industrie im verflossenen Jahre. In ihrem Jahresbericht schreibt sie: „Das Jahr 1894 hat nur einen sehr kleinen Theil der Hoffnungen in Erfüllung gehen lassen, die Handel und Gewerbe auf eine endliche Wendung zum Bessern gehegt hatten. Dian kann nicht sagen, baß es häufig an Arbeit, an Um- und Absatz gefehlt habe; der Verkehr in vielen Artikeln, wie namentlich in Kohlen, Erzen, Roheisen und Eiscnfabrikatcn sowie in zahlreichen Artikeln des WebwaarcngcwcrbcS war vielmehr zeitweise recht lebhaft, aber der entfalteten Thätig keit und Anstrengung entsprach nicht der Lohn. Die Arbeit blieb mehr oder weniger unfruchtbar, weil fast überall das Angebot noch über die Nachfrage hinausging. Die« gilt so wohl für das inländische Geschäft als für die Ausfuhr. Die deutsche Landwirthschaft und die von ihr unmittelbar ab hängigen Gewerbe in kleinen Städten und Landorten leiden unbestritten unter dem andauernden Tiefstand der Getreide preise. Das ist im Osten vielleicht in noch höherem Maße der Fall; immerhin macht sich aber auch hier im Westen die rückgängige Kaufkraft der Landwirthc deutlich genug wahr nehmbar." — Auf dem ostasiatischcm Kriegsschauplatz« scheint infolge des Winters ein Stillstand in den Operationen cingetrcten zu sein. 'Nach einer 'Meldung der „Time«" aus Tientsin werden die chinesischen Gesandten in zehn Tagen nach Japan «Kreisen und in Kobe mit dem amerikanischen Delegirten Foster Zusammentreffen. Von chinesischer Seite wird behauptet, daß die Japaner unter der Kälte sehr zu leiden hätten. In der chinesischen Presse werden jetzt energische Reformen verlangt. In einem bcmcrkcnswcrthen Artikel, der in einem höchst sreimüthigen Appell an den Kaiser gipfelt, schreiben z. B. die „ Shanghai Schim-po" (Shanghaier 'Nach richten) Folgende«: „Vergleicht man Japan mit unserem Reich, so nimmt sich Japan zu China au« wie ein Staub korn zu einem Berge. Eine einzige unserer Provinzen hat so viel Flächeninhalt wie das ganze Land de« Mikado. An Größe de« Gebietes, an Einwohnerzahl, an Rcichthum der Produkte, an Rcichthum der Bürger, an Credit im Auslande, an Größe und Kraft der einzelnen Bewohner sind wie Japan ins Angemessene Vorau». Und dennoch hat es un« bisher zu Wasser und zu Lande gründlich geschlagen. Wie da« fast Unmögliche möglich geworden, danach müssen wir UN» fragen. Der Grund ist: Unsere Verbohrtheit. Ja! Wäre unsere Re-