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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188508095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-08
- Tag 1885-08-09
-
Monat
1885-08
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.08.1885
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UM 183. —5. Jahrgang. Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes«Anzeiger mit Beiblättern kostet bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten 50 Pfennige monatlich; bei der Post 60 Pfg. (10. Nachtrag 4523b.) Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckcret, Chemnitz. Sächsischer ZM-tS-AMIM mit „Chemnitzer Dtadt-Amzetger" Sonntag, 9. August 1885. JusertionSpreis: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaltige Petitzeile) 30 Psg.— Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken» beifügen (>e 8 Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. iSrpevttto» und Redaktion: Ehemnih, Theaterstrahe Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Chemnitz. KMätiw: „Tägliches UnlerlsaUungslilatl" und hmmW iWmtrs Simi-iMt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Auf Antrag der Herren Maschincnfabrikanten Junghans L Löser in Altchemnitz soll die aus dem Bebauungspläne von Altchemnitz zwischen den Baublocks 100, 110, Illund 1l2 prvjectirte Siraße eingezogen werden. Ein wendungen gegen diese beantragte Abänderung des Bebauungsplanes sind binnen 14 Tagen, vcm Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei Verlust derselben schriftlich allhier anzubringen. ,. Chemnitz, am 6. August 1885. Die König!- Amtshauptmannschast. .Der Fleischer Herr Ernst Bruno Eppsch in Oberfrohna beabsichtigt, in dem unter Nr- SOL des Brandversicherungs - Catasters, Nr. 432d des Flurbuchs sür Obersrohna gelegenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der Neichsgewerbeordnung vom 1. Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht aus besondern Prioatrechts-Titcln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Chemnitz, am 7. August 1885. Die Königl. Amtshauptmannschast. 1. Der Forstmann Carl Eduard Selbmann, 25 Jahre alt, geboren ,n Neudörschen bei Mittweida, 2. der Schlosser Hugo Theodor Schür, 26 Jahre alt, geboren in Oberlochmühle bei Freiberg, 3. der Weber Carl Wilhelm Rudolph, 31 Jahre alt, geboren in Brambach, sämmtlich zuletzt in Chemnitz wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, werden beschuldigt, Nr. 1 und 2 als beurlaubte Reservisten, Nr. 3 als Wehrmann der Landwehr, ohne Er> lanbniß ausgewandert zu sein. Uebertretung gegen 8 360 Nr. 3 des Straß Gesetzbuchs. Dieselben werden aus Dienstag, den 29. September 1885, Vor> mittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Chemnitz, Justizgebäude 2. Etage, zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben aus Giund der nach 8 472 der Strasproceßordnung von dem Königlichen Landwehrbezirks-Commando zu Chemnitz — aä Nr. 1 und 2 — bezw. dem Kaiserlichen Landwehrbezirks-Comu-ando zu Straßburg — aä Nr.3 — ausgestellten Erklärungen vernrtheilt werden. Chemnitz, den 5. August 1885. Die Königliche Staatsanwaltschaft. das überall so ist, daß Rußland und namentlich Frankreich noch be- deutendere Aufwendungen für militärische Zwecke als wir machen, daß gerade unsere schlagfertige Armee eine wesentliche Stutze des Friedens ist. Deutschland und Oesterreich können den Frieden in Europa erzwingen, wo der Krieg ihren Interessen nachtheilig ist; sie vcrmögcn es aber nur, weil sie über eine colossale Militärmacht ver fügen. Es läßt sich also in militärischen Fragen nicht so leicht das Richtige finden; ans der einen Seite steht schwere Steuerlast des Volkes, aus der anderen Sicherheit per Nation und des gesammten Staatswesens. Gerade aber, weil die,e Fragen so enorm wichtig sind, ollte man ohne alle Voreingenomutzenhut b— nach beiden Seiten hin — an die Prüfung von Militärvorlagen gehen; nur dann kann ein befriedigendes Resultat erzielt werden, und wird nachgegeben werden, wo es möglich ist. , „.. ^ In erfreulicher Weise hat der Reichstag ,n letzter Session die außerordentlichen Forderungen für militärische Zwecke erledigt. Es handelte sich um bedeutende Summe« sür die Truppenverschiebungen an der russischen Grenze, für neue Befestigungen in Elsaß Lothringen und damit um heikle Fragen, die sich nicht sür die Oeffentlichkeit gut eigneten. Gegen Erwarten sind diese gewaltigen Summen sehr schnell und geräuschlos erledigt worden. Der Kriegsminister Bronsart von Schellendorf gab der Budgetcommission des Reichstages vertrauliche Mittheilungen über die militärische Lage und im Handumdrehen war die Einigung da. So schnell wird es bei einer neuen großen Militärvorlage nicht gehen, aber zu wünschen ist es, daß nicht an die große Blocke ge schlagen wird, was besser unter uns bleibt. In jeder der nachbezeichneten Ehesachen 1. des StrumvstvirkerS Ernst Robert Lindner in Reichenbrand, Klägers, gegen seine Ehefrau Auguste Emilie Lindner, geb. Kämpfe, früher in Siegmar, jetzt unbekannten Ausent» Halts, Beklagte, 2. der Auguste Friederike Schramm, geb. Hackebeil, in Löß nitz, Klägerin, gegen ihren Ehemann, den Dienstknecht Carl Heinrich Schramm, zuletzt in Annaberg, jetzt unbekannte» Aufenthalts, Beklagten, ist i» Verfolg bedingten Ehescheidungsurtheils Termin zur Eidesleistung des Klägers bez. der Klägerin und Fortsetzung der Verhandlung aus den 3. November 1885, Vormittags 11 Uhr vor der Civilkammcr 111 des Königlichen Landgerichts Chemnitz anbcraumt und werden die betreffenden Beklagten hierzu geladen- Der Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts Chemnitz. Telegramme des Landes Anzeigers. Vom 7. August. München. Die Herzogin Jsabella von Genua ist zum Besuche ihrer Mutter heute hier ekttgetroffen, kttti BsPchvfi'wurdk Äefekbr-Diür der Königin Jsabella von Spanien, von den Prinzen Ludwig Ferdinand und Alfons und von den Prinzessinnen Adalbert und de la Paz empfangen. London. Vom Oberhauss wurde die Six-Pence-Telgramm- Bill in dritter Lesung angenommen. London. Die »Times" theilen in der zweiten Ausgabe fol gendes Telegramm auS Meshsd von gestern mit: Britische Osficiere find noch in Herat, wo die Befestigungsarbeiten fortgesetzt werden; der Emir wolle auch Truppen zum Schutze Herats aufstellen. Haag. Seitens der holländischen Regierung sind alle in Europa gelegenen spanischen Häfen, sowie ferner die französischen Mittelmeer-Häfeu, mit einziger Ausnahme derjenigen von Cor- fica, als von der Cholera inficirt erklärt worden. Madrid. Vorgestern sind, wie amtlich verzeichnet wurde, in Spanien 4113 Erkrankungen und 1668 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Diese Ziffern umfaßen jedoch blos 17 Provinzen, während die Choiera fast in ganz Spanien und namentlich in der Provinz Barcelona herrscht. Marseille, 8. August. Während der letzten 24 Stunden find hier 26 Choleratodte zu verzeichnen gewesen ! Eine Vermehrung -er deutschen Armee. Die Friedensstärke der deutschen Armee wird im Reichstage be kanntlich für sieben Jahre im Voraus festgestellt Diese Festsetzung, daS sogenannte Militär > Septennat, läuft gegenwärtig bis 1888 und spätestens in der übernächsten, voraussichtlich aber schon in der nächsten Reichstagssession, wird über eine neue Vorlage berathen werden müssen, welche den Bestand der Armee bis zum Jahre 1895 sestsetzt Bei der Bedeutung dieser Vorlagen ist die Reichsregieruug bisher zeitig damit an den Reichstag herongetreten, um zu verhüten, daß eine Verzögerung im Laufe der letzten Session vor Ablauf des Septennats eine ruhige Fertigstellung des Gesetzes beeinträchtigt. Die letzte Militärvorlage brachte bekanntlich eine Verstärkung der Armee von 28,000 Mann an Infanterie- und Artillerie Regimentern. Auch die Uebungen der Ersaxrcserve erster Classe wurden damals beschlossen. Die Friedensstärke der Armee soll I Procent der Bevölkerung sein. Im Lause der sieben Jahre überwiegt natürlich die letztere wieder, und so ist das auch gegenwärtig der Fall Schon hieraus wird ge folgert, daß die Reichsregierung mit der neuen Militärvorlage eine abermalige Vermehrung der Armee beantragen werde, und hinzutreten dann noch Summen, welche aus militärischen Rücksichten, und nament lich im Hinblick auf Frankreich, eine Verstärkung der Zahl der Cavallerie-Regimenter fordern. Unwahrscheinlich ist die Meldung nicht, sie hat wohl sogar mehr Wahrheit als das Gegenlheil sür sich. Wird aber eine Ver mehrung der Armee beantragt, so wird die Miliiärvorlage sicher der kommenden Reichstagssession unterbreitet werden und den schwer wiegendsten Berathungsgegeustand derselben bilden, der lebhafte Kämpfe Hervorrufen wird. Die Festsetzung der Friedensstärke auf sieben Jahre hinaus hat aus Budgetrücksichten im Reichstage ihre nicht unbedeutende Zahl von Gegnern. Unbedingt dafür sind nur Conservative und Nationalliderale Die freisinnige Partei ist für eine nur dreijährige Vorausbestimmung, die Ceutrumspartei hat sich noch gar nicht gebunden, sonder« macht ihre Stellung von der Lage de« Kirchenstreites abhängig. Noch größere Meinungsverschiedenheiten würde eine Vermehrung der Armee Hervorrufen. ES ist ja Thatsache, daß der Militäretat bei uns in Deutschland horrende Summen beansprucht, daß sich die Ausgaben noch immer und immer steigern. Auf der anderen Seite steht wiederum fest, daß Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. August Deutsches Reich. Der Kaiser setzt seine Badecur in Wild bad Gaslein mit bestem Erfolge sor», und wird, nachdem er das 21. Bad genommen, etwa am 14. dieses Monats seine Rückreise antreten. — Die Kaiserbegegnung in Gastein hat bereits ihr Ende erreicht, wenn diese Zeilen unseren Lesern in die Hände kommen, aber der gute Eindruck, den auch die gesummte deutsche und österreichische Presse hervorgehoben hat. wird nicht so bald verwischt werden: Erhaben in ihrer ungekünstelten Einfachheit, ist uns die Zweikaiserbegrüßung die beste Garantie für den Frieden Europas nicht nur für jetzt, sondern auch auf Jahre hinaus! — Der Reichskanzler hat noch nicht einmal mit dem österreichischen Minister Grafen Koluoky die schon wochenlang angekündigte Rück sprache genommen und schon heißt es, er werde auch dem russischen Minister des Auswärtigen von Giers in Franzeusbad einen Besuch abstatten. — Daß der Kanzler für sich der Begrüßung zwischen dem! österreichischen und russischen Kaiser, deren Ort und Zeit noch immer nicht ganz sicher ist, beiwohnt, ist natürlich gänzlich ausgeschlossen. Dagegen würde schon Dame Eliquett« sprechen. — Der bisherige Generalconsul in Zanzibar, Gerhard Rohlss, ist während seines jetzigen Aufenthaltes in Berlin wiederholt im Aus wärtigen Amte gewesen und hat auch eine längere Unterredung mit dem Staatssecretär Grafen Hatzscldt gehabt, lieber das Ergebniß dieser Besprechungen wird allseitig die größte Verschwiegenheit be obachtet. Die „National-Zeitung" erfährt nur soviel, daß ein längerer Bericht darüber an den Reichskanzler abgegaugen ist. Ob eine Be rufung Herrn Rohlss nach Varzin erfolgen wird, ist abzuwarten. — Die preußischen Bischöfe müssen in ihren Anschauungen über den Kirchenstreit ungemein einig sein, denn die Fuldaer Conferenzen haben nach nur zweitägiger Dauer bereits wieder ihr Ende erreicht. Die Prälaten haben sämmtlich die Heimreise angetreten. — Auf dem deutschen Turnfest in Dresden ist bekanntlich besonders warn, der Deutschen in Oesterreich und der Unterdrückungen, welche dieselben zu leiden haben, gedacht worden. Gerade in dem unbedingten Zusammenfassen alles Dessen, was Deutsch Hecht, ist ein moralischer Hauptersolg des Festes erblickt, der manches Herz hat Höher schlagen lasten. Jetzt bringt die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgende Zeilin, die doch etwas mehr wie unbegreiflich sind: „Es gicbt noch immer Organe der öffentlichen Meinung, die nicht müde werden, den Verlauf des Dresdener Turnfestes zu politischen und nationalen Parteizwecken auszubeuten. Es wird insbesondere der Versuch gemacht, die innere Politik Oesterreichs von internationalen Gesichtspunkten zu beeinflusse», die Deutschen Oesterreichs unter den Schirm Deutschlands zu stellen, ja sogar sinnlose Trohnngcn gegen einen Staat auszusprechen, mit welchem uns die festesten Baude der Freundschaft verknüpfen. Weit entfernt, dem Deutschthum — gleichviel ob in Oesterreich oder in Deutsch land — zu nützen, sind ähnliche, in die Maske der Loyalität gehüllte, that- sächltch illoyale Umtriebe höchstens dazu geeignet, den Gegnern des öfter- reichlsch-dculschen Bündnisses höchstens einige Stunden angenehmer Täuschung zu bereiten." Das geht denn doch über Kreid' und Rothstein l Kein guter Deutscher spricht eine Silbe gegen das Bündniß mit Oesterreich, im Gegentheil; aber wenn er stillschweigend, auch ohne ein Gefühl des Bedauerns, zusähe, wie unsere deutschen Stammesgenossen von Tschechen, Magyaren u. s. w geschuhriegelt werden, nun, dann wäre er erbärmlicher wie ein Kroate oder Slovake; mehr Nationalitäts- gefühl haben diel — Unter den Berliner Socialisten ist ein offener Zwist ausge- brochev. Für die bevorstehenden Communalwahlen ist ein neues Comitee gewählt, welches das alte, zu dem auch die Stadtverordneten Görcki und Herold gehörten, nicht gerade milde kritisirt. In Folge besten wollen die genannten Herren nicht eher wieder in Arbeiterversamm- luogen erscheinen, bis sic Genugthuung erhalten haben. Daraus hat eine große Versammlung das Verhalten von Görcki und Herold ge- mißvllligt und beschlosten, auch ohne diese Herren in die Wahlagitation einzntreten. — In der rhnnisch-westphälischen Eisenindustrie fühlt man sich durch die neuen russischen Zollerhöhungen schwer bedrückt; die Iser lohner Handelskammer will deshalb, im Verein mit den benachbarten Handelskammern, die Reichsregierung ersuchen, durch Unterhandlungen mit der russischen Regierung die völlige Abschließung des russischen Absatzgebietes für die deutschen Eisen-, Stahl- und Messingwaaren abzuwehren. Oesterreich-Ungarn In Wien hält man am Kremsier als den Ort der Begegnung des Kaiser« Franz Joseph mit dem russischen Kaiser fest. Wie der »Bost. Ztg." ein Privattelegramm aus Wien meldet, wird die Zusammenkunft vielleicht schon am 20. August statt finden. Die kaiserlichen Herrschaften steigen im erzbischöflichen Palais ab. Großartige Empfangsvorbereitungen find im Gange. Als Ehren wache wird ein ganzes Jnfanterie-Regiment nach Kremfier beordert. Frankreich. Die parlamentarische Session in Paris ist z» Ende und der Wahlagitation sür die Neuwahlen ist nunmehr Thor und Thür geöffnet. Allzuviel Zeit bleibt den Parteien gar nicht einmal übrig; man spricht bereits davon, daß der Wahltermin End« Scprember fallen werde. Weniger öffentlich als die Republikaner treiben es die Anhänger der monarchistischen Parteien, aber trotzdem ist ihre Agitation eine sehr gründliche und geschickte. Besonders der Einfluß der vereinigten Orleanisteu und Bonrbouisten ist vielleicht größer, als mau denkt. — Die Pariser Blätter fahre« fort, sich achsel zuckend über den Warnruf der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" auszusprrcheu; n itunter werden sie auch grob und schimpfe« in allen erdenklichen Tonarten. Mag aber alle dem fein, wie ihm wolle, ge merkt haben sie doch, wo der Hase läuft, und die Hetzwirtschaft hat wenigstens für einen Moment ein Ende. England. Die wenigen Wochen, welche die conservative Regierung erst im Amte ist, haben schon zur Genüge ihren Charakter in der auswärtigen Politik gekennzeichnet, der von dem Gladstone'S himmelweit verschieden ist. Gladftone schwankte hin und her, Lord Salisbury geht vorwärts, nicht allzuschnell, aber stetig. In Afgha nistan hat er freilich den Russen die Freundschaft nicht kündigen können» aber eine umfassende Truppenconcentrirung an der indischen Grenze ist im vollen Gang; nach Egypten geht ein außerordentlicher Gesandter, der mit Zustimmung des Sultans das englische Protectorat über daS Nilland herbeisühren soll; in Südafrika, wo das Umsichgreifen der holländischen Boern der Londoner Regierung schon lange große Sorge machte, soll diesem durch Annection des Zululandes ein Ziel gesetzt werden. Lord Salisbury ist also auf der ganzen Linie avancirt. Die Frage ist nur, ob er auch alle seine Ziele erreicht. Rußland. DaS halbamtliche Petersburger Journal ergreift das Wort zu den afghanischen Grenzverhandlnngeu und lheilt mit, daß die russische Regierung in der Frage des Zulfiear-PasseS an Ort und Stelle Informationen eingefordert habe, nach deren Eingang die Verhandlungen weiter geführt werden würden. Ueber einen vermuth- lichen Abschluß schweigt das Blatt aber. Im Uebrigen plaudert eS aus, daß die Grundlage der beiderseitigen Unterhandlungen die Be« dingung sei. daß weder Engländer noch Russen «inen afghanischen Platz besetzten. Von russischen und afghanischen Truppenverstärkungen bei Pendscydeh resp. Zulstcar weiß das Blatt nichts. — Alles, was von dem Organ der russischen Regierung angegeben wird, ist also das alte Gericht. Selbst eine picante Sauce fehlt! Spanien. In Folge der furchtbaren Verheerungen der Cholera sind alle Festlichkeiten am Hofe, wie im ganzen Lande eingestellt worden. Die barmherzigen Schwestern zeichnen sich in allen Provinzen durch ihre aufopfernde Pflege der Kranken auS, wie auch der Erz bischof von Granada, sowie die Bischöfe in Murcia und Cueuea rastlos zu helfen suchen. Au« Nah und Fern. — Kiel- Bor mehreren Wochen fand in Plymouth ein Wettschießen zwischen 8 Feuerwerksmaatcn der Korvette „Luise" und 8 englischen Marine- unteroffizieren statt, aus welchem die deutschen als Sieger hervorgingen. Der englische Capitän zur See, Mr. Blaack, gab daraus unseren Feuerwerkern zu Ehren ein großes Diner- Diese haben nun dem genannten englischen Oisicier zum Andenken an dieses Fest einen herrlichen Tafelaufsatz übersendet. — Elberfeld. Vor einigen Tagen wurde die Stadt durch plötzliches Ausbleiben des Trinkwassers in ungewöhnliche Aufregung versetzt. Die defecte Rohrverbindung mit dem Rhein hatte eine Stockung hcrvorgerufen, der Schaden ist aber jetzt wieder beseitigt. Heute wird aus Barmen gemeldet, daß durch anhaltende Dürre der Grundwasserstand an der Ruhr, dem Be zugsgebiet von Barmen, so erheblich gesunken ist. daß es nur mit der größten Anstrengung möglich ist, den nöthigen Bedarf zu gewinnen. Die Consumenten des Wasserwerks werden ersucht, ihren Verbrauch während der Dürre auf das nothwendigste Maß einzuschränken. — Stadt Wasserburg. Hier ist gestern ein großer Brand aus gebrochen; 35 Häuser sind bis jetzt abgebrannt. — Dorfitter bei Korbach-Waldeck. Vorgestern Nachmittag gegen 5 Uhr entlud sich über einem großen Theiie des Kreises Eisenberg im Fürsten thum Waldeck ein furchtbares Gewitter. Dichter Hagel — es befanden sich Stücke wie große Taubeneier darunter — und ein gewaltiger, wolkenbruch artiger Regen richteten in kurzer Zeit eine wahrhaft erschreckende Verwüstung an. Die kolossalen Wassermassen führten aus dem abschüssigen Boden die Ackerkrume fort und die beiden Thäler der Itter und der Marbach glichen in Kürze einem See. Die lehmige, Korngarben und Feldsrüchte mit sich führende Fluth wälzte sich dem Dorfe Dorfitter zu und ries dort eine wahre Panik der Bewohner hervor. Nur mit Lebensgefahr konnten die dem Bache zunächst Wohnenden das Vieh retten; Der Mühlenbesitzer M- und ein Knecht wurden nur mit äußerster Anstrengung mittels eines Taues den reißenden Fluthen entrissen. Holzvorräthe, in den Gehöften befindliche Ge rüche, Zäune rc., sowie Brücken und Stege wurden fortgerissen und wegge- chwemmt. Trotzdem von allen Seiten schleunigst zur Hülfe geeilt wurde, ist doch einiges Vieh ertrunken. Glücklicherweise war das Wetter nicht von Sturm begleitet, und so sind wenigstens die Zerstörungen an den Gebäuden verhältnißmäßig gering. Dennoch ist der Verlust für die Bewohner der heimgesuchten Ortschaften ein überaus schwerer. - Witten an der Ruhr. Der Gefangenwärter Kohn, welcher vor mehreren Wochen die Flucht eines zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verur- theilten Wucherers gegen eine Geldsumme ermöglichteist am 1. ds Mts. von den holländischen Behörden ausgeliesert und am 3. durch einen Gendarm an die hicsige Gefängnißverwaltung eingeliefert worden. Kohn wurde am 24. Juni in Zütphen in Holland ergriffen und nach den jetzt erst beendeten Auslieser ungsverhandlungen konnte der Empfang desselben an der Grenze stattfinden. — Jever. Ueber einen höchst bcklagenswerthen Vorfall, welcher sich gelegentlich des Schützenfestes hier ereignete, und der für die Bclheiligten äußerst unangenehme Folgen haben dürfte, dringen erst heute nähere Details an die Oeffentlichkeit. Zu dem am 26. v. M. begonnenen und bis zum letzten Sonntage dauernden hiesigen Schützenfeste hatten sich neben vielen Besuchern aus der Umgegend auch verschiedene Gäste aus Wilhelmshaven einge sunden, unter denen sich drei ältere Secofficiere in Civilkleiduna befanden- Gegen Abend kam es zwischen Letzteren und einigen Jever'schen Einwohnern in einer Tingeltangel-Wirthschast wegen einer der daselbst mitwirkenden Sängerinnen zu Sticheleien und demnächst zu einem heftigen Wortwechsel. Als bald darauf, nachdem es inzwischen vollkommen finster geworden, die Marine«Osficiere das Local verließen, wurden dieselben auf der Straße von einer sie dort bereits erwartenden Anzahl von Männern sogleich mit Stöcken angegriffen. Bei dem nunmehr entstehenden Handgemenge wurde einer der Seeosficicre von vielen Händen gepackt, unter fortdauernden Schlägen in einen nahe gelegenen Busch gezogen und hier mit Stöcken und Knüppeln derart zugcrich:et, daß er besinnungslos von seinen Angreifern auf dieser Stelle zurückgelasscn wurde. Erst von späteren Passanten wurde der Schwer verletzte, welcher noch immer besinnungslos war, aufgefunden und nach dem Krankenhause „Sophienstift" getragen, woselbst er nach ärztlichem Zeugniß hoffnungslos darniederliegt. Am DicnStag cireulirte hier sogar da- Gerücht, daß der Mißhandelte seinen zahlreichen Verletzungen, welche sich besonders am stopfe befinden, in der Nacht bereits erlegen sei. Wie die inzwischen ein geleitete und mit großem Eifer betriebene Untersuchung ergeben, ist die von dem Betroffenen mit sich geführte, äußerst werthvolle goldene Uhr mit Kette, sowie daS Portemonnaie desselben, in welchem sich ca 300 Mark in Gold befanden, bei dem Handgemenge bezw. von später den Thatort Passtrenden . ,'Ä
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