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Dresdner Journal : 10.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190307101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-10
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1903
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y«j»N»prci»: Beim Bezuae darch di« i»n«r-as» Z»re*d<«» 2,50 M («»nicht Zulraguaa), durch di« Mok im Deutschen Reiche » M. (au-schließtich Bestellgeld) vierteljährlich. Eiilzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurückse»d»na der für die Schriftleitung bestimmten, «der von dieser nicht ei», geforderten Beitrüge bean sprucht, so ist das Postgeld beignsügei». HerauSgegebeu von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Artcheinen: Werktag« nach« 5 Uhr. — Origtaalbertcht« und Mitteilungen dürfe» nur urit voller Quellenangabe nachgednutt werde». «ukandtgnngogtbahren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal Aespaltenen Änkündi- gunar-Seite oder deren Naum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsad 5 Pf Aufschlag für die Zeil« Untern» Re vcknonsstnch(Eingesant, oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag» 12 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer ^157. 1903. Freitag, den 10. Juli nachmittags. Amtlicher -eil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Beamten der Staatseisenbahn- Verwaltung, und zwar dem Fahrgeldkassierer Tod in Sebnitz das Berdienstkreuz, dem Stationsassistenten II. Klasse Mühl in Werdau, dem Oberschaffner Rudolph in Dresden sowie den Schirrmeistern Börner in Annaberg, Börner in Zittau und Vogel in Altenburg das Albrechtskreuz und dem Packer Trautmann in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Am Geschäftsbereiche des Ministerium» der Justiz. Der Rechtsanwalt Wilhelm Christer in Schöneck ist zum Notar für Schöneck auf fo lange Zeit, al» er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums de» Kultus und Sffentl. Unterrichts. Erledigt: die Kirch schulstelle zu Selfersbach b. Mittweida. Koll.: die oberste Schulbehörde. 1212,50 M. vom Schul-, 440,27 M. vom Kirchendienst, 110 M für Fortbilduugsschul-, 55 M. für Turnunterricht, fr. Wohnung mit Gartengcnuß. Gesuche mit den erforderl. Zeugnissen bis 25. Juli bei BezirkSschulinspeklor v.. Schilling, Rochlitz, einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die Sozialdemokratie und das Reichstagg präsidium. Von einem konservativen Abgeordneten. Ter Versuchsballon, den vr. Eduard Bernstein zur Freude der Mauserungsphantasten durch Aufwerfen der Frage der Beteiligung der Sozial demokraten an dem Reichstagspräsidium auf steigen ließ, hat prompt seinen Dienst getan. Der „Vorwärts" ließ zwar den lebhaften Wunsch durch blicken, daß der sozialdemokratischen Fraktion von den bürgerlichen Parteien ein Platz im Präsidium an geboten werde, und stellte alsdann auch dessen An nahme in Aussicht. Aber er wird die Erfüllung seines Wunsches nicht erleben. Denn die Presse, mit Ausnahme freisinniger und einiger national liberaler Blätter, hat alsbald mit der wünschens werten Entschiedenheit einen rund ablehnenden Stand punkt eingenommen und dadurch auch dem Zentrum die Handhabe zu einer ablehnenden Erklärung ge boten. Die Trauben in bezug auf das Einrückcn der Sozialdemokratie in das Reichstagspräsidium sind sehr sauer; ein dahingehender Anspruch ist glatter Ablehnung sicher; von dem Aubieten eines Sitzes im Präsidium ist selbstverständlich nicht die Rede. Und zwar mit Fug und Recht. Die Partei der Obstruktion und der direkten Auflehnung gegen die Autorität des Präsidenten hat jeden Rechtsanspruch auf Beteiligung an der Leitung der Geschäfte des Reichstages verwirkt. Politisch aber wäre die Einräumung eines Sitzes im Präsidium das denkbar verkehrteste. Denn es müßte nicht nur das Machtgefühl der sozialdemokratischen Fraktion im Reichstage und damit deren Neigung, Ler Mehrheit ihren Willen aufzuzwingcn, sondern vor allem den Eindruck der Macht der Sozialdemo kratie bei den großen Massen in bedenklicher Weise steigern. Grade aber hierin liegt eine ernste Gc- fabr. Pastor Naumann hat bei der Liquidation Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Aus Vardoe wird berichtet: Die Zieglersche Polarexpedition ist gestern von Archangelsk, wo Hunde an Bord genommen wurden, hier eingetroffen. * Eine auffallende Entdeckung an einem Fix stern hat Prof. Stebbins von der Licksternwarte ge macht. Es handelt sich um den Stern Omikron ceti (Sternbild des Walfisches). Man hat von diesem Himmelskörper schon seit dem Jahre 1595 gewußt, daß sein Licht in unregelmäßigen Zwischenräumen einer wechselnden Helligkeit unterliegt. Jetzt aber hat der ge nannte Astronom ganz außerordentliche Lichtschwankungen dieses Gestirns wöhrgenommen, und zwar beträgt die Änderung der Helligkeit mindesten» das 7000fache der gewöhnlichen Lichtstärke des SternS, woraus zu schließen wäre, daß sich au diesem Himmelskörper ganz ungeheure Umwälzungen vollziehen oder vollzogen haben, weil man von der Erde aus infolge der großen Entfernung des Sterns jetzt die Ereignisse wahrnimmt, die dort droben vor einer Reihe von Jahren geschehen sind. Geographische Literatur. „Deutsche Erde. Bei träge zur Kenntnis deutschen BolkStumS allerorten und allerzeiten. Herausgegeben von Prof. Paul Langhans. Gotha: Iustus Perthes " (Jährlich sechs Hefte mit Karlen, Preis 6 M) Diese in ihrem zweiten Jahrgange stehende Zeitschrift reiht sich würdig der ansehnlichen Reihe der Unternehmungen an, durch die sich „Justus Perthes' Geographische Anstalt" um die deutsche gco- grapkische Literatur, insbesondere um die deutsche Karto graphie fortdauernd verdient macht. Sie in« Leben zu rufen, dazu hat, wie sich unschwer erkennen läßt, dem Herausgeber die Arbeit an dem „Deutschen Kolonial- der in sich zusammengebrochenen nationalen Partei gründung mit Recht auf Grund vielfacher eigener Wahrnehmungen hervorgehoben, daß die Anziehungs kraft der Sozialdemokratie für die Arbeiter und die ihnen nahestehenden sozialen Schichten vornehmlich in dem Glauben beruht, sie sei die kommende Macht. Diese Wahrnehmungen stimmen mit den sonstigen Erfahrungen auf dem Gebiete der Völkerpsychologie durchaus überein. Macht und Erfolg üben auf die Massen einen starken Zauber aus. Könnte es aber eine wirksamere Verstärkung des Eindrucks, daß die Sozialdemokratie die kommende Partei sei, geben, als wenn die Partei, deren Obstruktion im vorigen Herbst mit der größten Anstrengung nieder gerungen und deren Auflehnung gegen die Ge schäftsleitung des Präsidenten die schärfsten geschäfts ordnungsmäßig zulässigen Zensuren notwendig ge macht hatte, jetzt im neuen Reichstag zur Leitung der Geschäfte mitberufen würde und nach den Essener und Breslauer Reden ein sozialdemokratischer Reichs tagsvizepräsident, sozusagen von Amtswegen, im Kaiserlichen Schlosse Zutritt hätte? Wenn also der neue Reichstag nur recht handelt, indem er den Sozialdemokraten die Zulassung zum Reichstagspräsidium versagt und damit von vorn herein klarstellt, daß die Sozialdemokratie nicht eine Partei ist wie andre, sondern schon wegen ihrer Feindschaft gegen Kaiser und Reich eine ausnahms weise Behandlung erfordert, so ist damit allein doch die dem Reichstage durch die Zunahme der Sozial demokraten vorgezeichnete Aufgabe noch entfernt nicht gelöst. Insbesondere liegt cs ihm ob, dafür zu sorgen, daß die sozialdemokratische Fraktion ihre Verstärkung nicht dazu benutzen kann, die Verhand lungen über den Etat und größere Gesetze noch mehr, als bisher, zu verschleppen und dadurch die Tätig keit der Volksvertretung zum Stocken zu bringeir oder sie in wichtigen Fragen gar daran zu hindern, überhaupt Beschluß zu fassen. Daß die Absicht der Sozialdemokraten hierauf gerichtet ist, unterliegt nach Bebels Erklärung, daß seine Partei stark genug sei, eine Revision des Zolltarifs zn erzwingen, keinem Zweifel. Ebensowenig aber, daß es geradezu eine Existenzfrage für den Reichstag und demzufolge für das konstitutionelle System im Reiche ist, der Aus schaltung dieser gesetzgebenden Körperschaft durch schleichende oder akute Lahmlegung vorzubeugen. Es ist daher die unabweisbare Pflicht des Reichstages, seine Geschäftsordnung so zu revi dieren und die Macht des Präsidenten so zu stärken, daß bei vollem Schutz der Minderheit gegen Vergewaltigung doch einer Störung des ord nungsmäßigen Ganges der Verhandlungen durch die Sozialdemokraten wirksam entgegengetreten werden kann. Vor allem aber werden die den bürgerlichen Parteien angehörenden Abgeordneten dessen eingedenk bleiben müssen, daß es ihre Ehrenpflicht ist, an den Verhandlungen regelmäßig teilzunehmen. Wie die Wahlerfolge der Sozialdemokraten zu einem guten Teile auf der Uneinigkeit und Lässigkeit der kürzer lichen Parteien beruhten, so ist der Grund ihres bisherigen weit über ihre Stärke hinausgehenden Einflusses auf den Gang der Reichstagsverhandlungeu die chronische Beschlußunfähigkeit dieser Körperschaft. Eine Versammlung, die nicht imstande ist, Beschlüsse zu fassen, muß eben eine entschlossene Minderheit schalten und walten lassen, wie sie will. Das war bisher schon sehr vom Übel, enthält für die Zukunft aber angesichts der Verstärkung der sozialdemokratischen Fraktion eine ernste Gefahr. Der Absentismus muß deshalb aus dem neuen Reichstage verbannt werden: dazu an seinem Teile beizutragen ist die unabweis ¬ bare patriotische Pflicht jedes zu Kaiser und Reich stehenden Reichstagsabgeordneten Vie Erkrankung Ar. Heiligkeit des Papkes. In dem Befinden des Papstes ist gestern wieder eine Verschlimmerung eingetrcten, infolgederen Prof. Rossoni zu einer Konsultation hinzugezogen »vurde. Es liegen seit gestern mittag die folgenden Meldungen vor: Ter Papst ließ gestern um 10 Uhr vormittags den Staats sekretär Rampolla rufen und plauderte lange mit ihm, wobei er sich über wichtige Angelegenheiten unterrichtete. Er drückte seine Befriedigung aus über das von mehreren Staats oberhäuptern, vm» hohen Persönlichkeiten, von Kardinälen und von der Stadt Rom bekundete Interesse an seiner Ge sundheit. Als der Pupst ferner gestern die Kardinäle Oreglia, Gotti und della Bolpe empfing, sprach er ihnen den Wunsch aus, daß ihn jeden Tag drei Kardinäle besuchen möchten. Im Gegensätze zu den Krankheitsberichtcn scheinen die Kardinäle bei ihre»» Empfange keinen ungünstigen Ein druck von dein Befinden des Papstes erhalten zu haben. Das hat mehrere geistliche Persönlichkeiten zu der Äußerung ver anlaßt, die Nachrichten über den Verlauf der Krankheit seien nicht mehr zu begreifen. In einer Sonderausgabe bestätigt der „Osservatore romano", daß der Papst mit dem Kardinalstaatssekretär Rampolla eine längere Unterredung gehabt hat. Ter Papst sprach dabei von seiner Krankheit, deren verschiedene Phasen er aufzählte, und drückte die Hoffnung aus, die noch bestehende Schwäche überwinden zu können. Der Papst fragte darauf Rampolla, ob er mit ihm über Geschäftliches zu sprechen habe; er ging mit großer Klarheit auf die Angelegenheiten ein, die der Kardinalstaatssekretär ihm vortrug, und gab entsprechende Anordnungen. Beiin Abschied erklärte der Papst, daß er heute gern noch einen oder den andern Kardinal empfangen haben würde. Die „Jtalie" veröffentlicht eine Unterredung mit einem hervorragenden Kliniker Roms, der die Diagnose Lapponis und Mazzonis einer Kritik unterzogen und erklärt hätte, zur Ansammlung von 800 Gramm Flüssigkeit im Brustfell seien 20 Tage nötig; es handle sich uin eine seröse Brustfell entzündung, an welcher der Papst seit über 20 Tagen leide. Im Lause des Nachmittags verschlechterte sich daS Befinden des Papstes und cs stellte sich Diarrhöe ein, an weicher der Papst, entgegen allen anderslautenden Gerücht«:, bisher niemals gclittenshatte. Infolgedessen wurde dieKonful - tation mit Prof. Rossoni beschlossen, die um 4 Uhr statt- sand. Ehe Rossoni das Gemach des Papstes betrat, gab Or. Lapponi mit vieler Vorsicht dem Papst die nötige Auf klärung; der Papst war sehr schwach, aber bei voller Geistes- Narheit, er verstand alles, was Lapponi ihm sagte, und nahm es ruhig aus. Hieraus traten Rossoni und Mazzoni ein. Rossoni richtete ewige ermutigende Worte an den Papst, der ihm mit äußerst schwacher Stimme dankte. Die Untersuchung, bei der vermieden wurde, den Papst zu sehr anzustrengen, dauerte ungefähr 20 Minuten. Es wurde festgestellt, daß wahrscheinlich nötig sein werde, den Brusthöhlenstich zu wiederholen, was eventuell heute geschehen würde. Als Rossoni das Gemach verließ, sprach er dem Papste wieder er mutigend zu; der Papst reichte ihm »nil Anstrengung die Hand und dankte ihm. Es wurde dann nachmittags 5 Uhr folgender Krankheitsbericht veröffentlicht: Da das Allgemeinbefinden des hohen Kranken sich ver schlechtert hat, fand um 4 Uhr nachmittags eine Konsultation statt, an der Pros. Rossoni teilnahm. Die Untersuchung er gab, daß die Flüssigkeit im Brustfell sich von neuem schnell vermehrt und daß die Herztätigkeit schwach ist, aber ohne An zeichen einer Herzklappenstörung Der Puls ist leicht zusammen- Lrückbar: die Anzahl der Pulsschläge beträgt SO. Die Atmung ist oberflächlich und wenig häufig. Harnentleerung gering. Der Zustand des Papstes wird als ernst angesehen. gez.: Rossoni. Lapponi. Mazzoni. Vor der heutigen Konsultation empfing der Papst seine Neffen und »interhielt sich längere Zeit mit ihnen. Nach der Konsultation empfing er die Kardinäle Oreglia, Gotti, Pierotti, della Bolpe, Cretoni und Cavicchioni. Eine Ab ordnung aus Carpineto wollte der Papst ebenfalls empfangen, verzichtete aber darauf, um sich nicht zu ermüden. Pros. Mazzoni traf um 1(11 Uhr abends abermals im Vatikan ein und verließ ihn erst wieder um >^1 Uhr nachts; das Befinden des Papstes hat sich nach seiner Ansicht seit dem letzten Bulletin nicht verschlimmert. Auf das Gerücht, der Brusthöhlenstich sei gemacht worden, erklärte Mazzoni, er habe nicht nötig gefunden, die Operation zu machen, werde sie aber vielleicht morgen früh vornehmen. Eine unmittelbare Gekabr wird deshalb für ausgeschlossen gehalten. Während der Ai.wesenheit Mazzonis nahm der Papst einige Nahrung zu sich. Der Papst ist vollständig geistesklar und sagte, als Mazzcni ihn Kampfer einatmen ließ, jächelnd: Wir kommen ja zu Raspails Zeiten zurück. Es scheint dann nachts ein abcrmal'ger Besuch der Ärzte beiin Papst stattgefunden zu haben, denn eine heute cin- gelaufen« Depesche besagt: Der letzte gestrige Besuch der Ärzte Lapponi und Mazzoni beim Papst dauerte dreiviertel Stunde. Es wurde ein neuer BrusthShlenstich vor- gcnommen und das angesammelte Serum entzogen, das sich klar zeigte. Um 4 Uhr morgens war nichts Neues zu melden. Der Papst ruhte gut. Gestern liefen im Vatikan über zwölslausend Depeschen aus oller Herren Länder ein; selbst die schismatischen Patri archen im Orient telegraphierten Genesungswünsche. Kardinal Mocenni ist dec .Tribuna" zufolge bedenk lich erkrankt. Der .Italic" zufolge hätte der Kardinalkämmerer unter Zustimmung der Kardinalskommission das Recht, im Falle eines Konklaves den Sekretär der Konsistorialkongregation zu ernennen, welcher Posten durch den Tod Volpiuis unbesetzt ist. Nach einer Mitteilung desselben Blattes ist im Vatikan eine Depesche eingegangen, welche die Abreise des Kardinals Moran von Sydney nach Rom meldet. Es ist noch unbe kannt, ob er gefordert hat, daß im Falle eines Konklaves aus ihn gewartet werde, wozu er das Recht hätte Tatsächlich ist in mehreren Fällen das Konklave geöffnet worden, um einen Kardinal, der verspätet eintraf, einzulassen. Wie die „Tribuna" und .Jtalie" melden, habe der Papst in seinem Testament den Wunsch ausgesprochen, in der Kirche San Giovanni in Laterano beigesetzt zu werden. Dem „Berl. Tgbl" wird berichtet, Leo XIII. habe vor Beginn der Krankheit seine Bestimmung, im Lateran bei gesetzt zu werden, wiederholt Der Ort für den Sarkophag befindet sich links von der Apsis und entspricht symmetrisch dem rechts von der Apsis befindjichcn Grabmale Innozenz III , das Leo selbst errichten ließ. Tie den Papst dalstellcnde Grabfigur ist bereits voin Bildhauer Luchetli ausgesührl worden. Das Monument Leos wird jenem andern vollständig gleichen; es ist ein Sarkophag mit Basrelief, zwei Nischen, zwei Statuen. Cngtsgcschichte. Dresden, 10. Juli. Se Majestät der König kam heute vormittag von Pillnitz nach dem Resideuz- schlosse zur Entgegennahme militärischer Meldungen, sowie der Vorträge der Herren StaatSministcr und der Departementschcss der König!. Hofstaaten. Nach mittags begab Sich Sc. Majestät zu Ihren Königl Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg nach Obcrloschwitz, wo ^3 Uhr anläßlich des heutigen Geburtstages Sr. König! Hoheit des Prinzen Johann Georg die Königliche Familientafel stattfand. Dresden, 10. Juli. Se. König!. Hoheit der Kronprinz hat gestern nachmittag der Beerdigung des verstorbenen Majors und Bataillonskomman deurs im 1. (Leib-) Grenadierregiment dir. 100 Bucher auf dem Garnisonfriedhofe bcigcwohnt und am Sarge des Verschiedenen einen Kranz niederlegen lassen. — Auf ergangene Einladung seines hohen Regi mcntschefs hatte sich das Offizierskorps des si. In fanterieregiments „Kronprinz" Nr. 104, das zu Exerzierübungcn zur Zeit hier anwesend ist, gestern abend 7 Uhr in der Villa zu Wachwitz zum Abend essen eingefunden. Während der Tafel konzertierte die Kapelle des Regiments im Parke. Dresden, 10. Juli. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg beging heute die Feier Höchstseines Geburtstages. Nachmittags ^3 Uhr fand aus diesem Anlaß Familicntafel bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Atlas" den Anlatz gegeben, der 1893 bis 1897 im Pcrthesschen Verlage erschien und sich nicht bloß auf die deutschen Schutzgebiete, sondern auf die kartographische Darstellung des Deutschtums und der deutschen Interessen auf der ganzen Erde erstreckte Dem Deutschtum widmete dann Paul Langhans vom April 1901 an in Perthes' „Geographischem Anzeiger" einen Abschnitt unter der Überschrift „Deutsche Erve", woraus dann mit dem Be ginne des Jahres 1902 die vorliegende Zeitschrift ent stand. Deren Inhalt ist, wie jedes Heft zeigt, überaus mannigfaltig. So enthält das uns eben vorliegende 1. Heft des 2. Jahrganges zunächst eine Arbeit von Johannes Zemmrich „Deutsche und Slawen in den öster reichischen Sudctcnländern", die das ZahlenverhältniS zwischen Deutschen, Tschechen und Polen in den ge nannten Ländern auf Grund der Zählung vom 31. De zember 1900 behandelt und durch eine sorgfältig be arbeitete Sonderkarte des Herausgebers näher erläutert wird, wie auch Max Gerstenbauers Arbeit über die Ent stehung des niederdeutschen Volksstammes in Südafrika. Die letztere Arbeit, die jetzt, nachdem da« Schicksal der Buren wohl endgültig entschieden »st, besondere Be achtung verdient, weist, gestützt auf die Ergebnisse statistischer Untersuchungen des holländischen Gelehrten vr. H. T. Eolenbrander, nach, daß an der Raffe der Buren die niederdeutschen Holländer mit 50, die Reichs deutschen mit 25, die Franzosen mit 17 Proz. beteiligt sind, die Buren also zu 77 Proz. oder mehr als drei Vierteln deutscher Abstammung sind. Die zu dieser Arbeit gehörige Sonderkarte („Die Urheimat der Buren"), die alle Geburtsorte der Stammväter der Buren ent hält, läßt noch deutlicher den bisher unterschätzten Anteil der Reichsdeutschen an der Bildung de« BurenvolkcS er kennen Von den drei in den Text gedruckten Karten des Hefte« erläutert eine den Aufsatz „Wandcrwcge der Wandalen" von Ludwig Wilser. Weitere Aufsätze bc- yandeln die vorgeschtagene Umwälzung der nieder ländischen Sprachlehre (Alfons Prayon v. Zuylen), den Einfluß der deutschen Kultur auf die Letten (Theodor Doebner) und Mitteilungen zur Gründungsgeschichte der ersten deutschen Kolonie in Chile (Amandus Philippi). Zu diesen größeren Arbeiten kommt unter stehenden Überschriften (Deutsche Schulen und deutscher Unterricht im Auslande; Deutsche Gewinn- und Verlustliste; Statistik der Deutschen; Berichte über neuere Arbeiten zur Deutschkunde; Vereine und Zeitschriften für deutsche Volkskunde) eine reiche Menge von kleinen Mitteilungen in größter Mannigfaltigkeit. So zeigt schon ein einzelnes Heft, daß die „Deutsche Erde" das, was der Titel ver spricht, nämlich Beiträge zur Kenntnis deutschen Volks tums „allerorten und allerzeiten", in vollstem Maße hält. DaS ist wichtig in einer Zeit, wo uns die Ge staltung der Weltverhältnisse immer eindringlicher darauf hinweist, daß wir alle Kräfte unseres Volkstums zu- sammcnfassen müssen, um in den drohenden weltwirt schaftlichen Kämpfen stetig nach oben zu gelangen und oben zu bleiben. Den Willen dazu in uns jederzeit von neuem zu erwecken und zu stählen, dazu ist die „Deutsche Erde" vortrefflich geeignet. H. G. Bildende Kunst. -j- In Wien erlag mitten im kräftigen Mannes schaffen der Medaillenkünstler Anton Scharff einem schweren Leiden. Die Kunst der Medaille, die nach langem Darniederliegen in Frankreich wieder zu neuem Leben erweckt wurde und dort auch noch ihre bedeutend sten Meister besitzt, hat in deutschen Landen nur wenig würdige Jünger gefunden Von einer Schule von Me dailleuren kann man eigentlich nur in Wien sprechen, und dort war eine ihrer vornehmsten Stützen der jetzt verstorbene Künstler. ES hat wenig gekrönte Häupter m Europa gegeben, deren Bildnis nicht von Scharff für Münzen oder Gedcnlmedaillen geschnitten worden ist. Im Privatleben ist seine halbvcrgefscne Kunst noch immer ein Stiefkind, und so sind denn die Aufträge privater Natur auch bei Scharff stark in der Minderheit Die Formensprache Scharffs hielt sich immer in den Grenzen der historisch überlieferten Technik, neue Ge biete, wie die Franzosen, hat er kaum erobert. Die Komposition figurenreicher allegorischer und genrehaftcr Gruppen bewältigte er mit den Jahren mit immer größerer Freiheit. Auf diesem Gebiet sei die im flotte sten Aufbau komponierte Votivtafel erwähnt, die Scharff »m Auftrage Krupps zum Kaiserjubiläum geschaffen hat Auch als Gelegenheitskünstlcr hat er sich durch seine mit liebenswürdiger Grazie rind frischem Humor durch geführten Scherzjetons zu den Wiener Künstlerfestcn einen Namen gemacht. Sein Lebenswcrk zählt an vier hundert Nummern. — Scharff wurde am 10. Juni 1845 in Wien geboren, trat schon mit siebzehn Jahren in die Gravcurakadcmie des Münzamts und stieg all mählich, getragen von der Anerkennung seines Talents, die Stufenleiter empor bis zur Stellung des Direktors dieser Anstalt, die er 1896 erreichte. Musik. * Der erste allgemeines Tonkünstler- und Musikcr-Delegiertentag tratj gestern vormittag im Bürgcrsaale des Berliner Rathauses unter Vorsitz des Kapellmeisters Adolf Göttmann-Berlin zusammen Das Kultusministerium hat zu den Beratungen Prof. vr. Karl Krebs entsandt; außerdem sind die Professoren vr. Joachim und Löschborn anwesend. Kapellmeister Göttmann eröffnete den Drlegiertcntag, der von etwa 80 Teilnehmern, darunter auch Damen, besucht war, mit einer Begrüßungsansprache über Zweck und Ziele de« zu begründenden Verbandes referierte Redakteur Leopold Hausmann. Als anzustrcbcndcS Ziel desselben be-
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