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Lies»» Blatt »Kd den Leser« von Dreeden nnd Umgrbunz am Tag« vvrh« bereit, al» Menü-Wrgabe »ugestellt, wLhrend e» di« Posl-Monnenten am Morgen in ein« Delamlaurgabe erhalte». 87. Jahrgang. AL LSI. Bezugs-Gebühr »lerlellihrl. für Die», den bet lOgüch ,wet. nur «inniai» L,»» -r»., durch auewSrti»« Hon» niijlionbre dt» !i,KU M. »et etumatlger Zu- IteNung durch dte Pojt SM.<°hne»elteUn«>d>. «»»laut»: Och». reich-Ungarn d.e» Nr., Schweiz b.tib Frl»., Ilatten 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher OueUen- «ngave «„Dresdner SIachr.">zuI!>II>s, -Un verlangte Manullripi« «erd.ntchtaulbcwahrt. Sonntag, LI. September 1V13. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 1850 Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: rNarienstraste 58M Sammelnummer für sämtliche Lciephonairschiüsse: 25 241. Nachtanschluß: l l. Auzeigen-Tarif. Annahme »an »nlün- oiaungen bi» nachm, b Udr. Sonntags nur Marienftrake SU non ,1 dis >/-l Uhr. Die einipaiiige Zeile (»«wo kt Tilden» iiü Pf., die iweiivaitige Zeile aut leitsei,- 7» Pf., die zweiipail. Sieklameuile I.dv M., ssamtlien Nachrichten aus Dres den die einfpalt. tjeile Lb Pf. — In Nun, mern nach Sonn und isetrrlage» erdSbter Tarif. — Auswdriig» Aufirilge nur gegen Borausbezahiung. Jedes Bctegdla» IVPf. Qalsris ^i-nolci 34 Scliloss-Sti-ssss 38 38 Lekloss-Llnasss 34 ttans v. iVtsrees. 38 (Zraptiisclie ^ubstellunA. ZZ ALrv orttgs ^Lefsv. Das Lust sch iss „L. 2", mit der Abnahmekom mission an Bord, ist heute früh in Friedrichshafen zur Fahrt nach Johannisthal ausgesticgcn. König Konstantin ist gestern abend inkognito in Paris e i n g c t r o ff c n. Der russische Minister des Aeufzeren, Ssasonow, bat sich ins Ausland begeben. In Kiew ist ein Denkmal für den ehemaligen rus sischen Ministerpräsidenten Stotyp in enthüllt morden. Essad Pascha, der der albanischen provisorischen Re gierung angehört, hat sich infolge seiner Haltung gegenüber der Regierung im Lande mißliebig gemacht. König Konstantin in Paris. Der König der Hellenen ist, von Calais kommend, im strengsten Inkognito gestern abend 6 Uhr 30 Min. in Paris eingetrosfcn. Er wurde auf dem Nordbahnhos von dem Adjutanten des Präsidenten Poincarö, dem Obersten Bou- lange, und dem griechischen Gesandten Romanos begrüßt; auch der Präsekt Hcnion war anwesend. Die Pariser Abendblätter hatten die Ankunft des Königs geheim- gehalten. Erst gegen 6 Uhr abends erfuhr man, daß der König mit dem Calais-Expreß ciutresscn werde. Der Poli zeipräfekt hatte auf dem Nordbahnhos durch ein starkes Aufgebot von S ch u tz m a n n s ch a ft und Geheim polizei dafür gesorgt, daß kein Zwischenfall sich ereignen konnte. Einige hundert Personen, die vor dem Nordbahn hof warteten, warfen neugierige Blicke in alle Automobile, die den Bahnhof verlieben. Der König und sein Adjutant erreichten unerkannt ihr Hotel in der Nue Rivoli. Präsident Poincarö gibt dem König von Griechenland -u Ehren am Sonntag ein Frühstück, woran der Minister des Aeusteren Pichon, der griechische Gesandte RomanoS und, dem „Echo de Paris" zufolge, wahrscheinlich auch der Leiter Ser französischen Militärmission in Griechenland General Eydoux, teilnehmen werden. Anläßlich der Ankunft des Königs der Hellenen beschäf tigen sich verschiedene Blätter von neuem mit der Potsdamer Rede. Mehrfach wird daraus hingcwiescn, daß Tag und Stunde der Ankunft gcheimgchalten worden seien und daß der König den Bahnhof unbemerkt durch die Gepäckhalle ver lassen habe. Der „Matin" meint: Der süngste Trauerfall im griechischen Küuigshausc biete keinen genügenden Grund für diese Eökamvtage. Man habe den König nach der un glücklichen Potsdamer Rede der Neugierde des Publi- k u ms e n t z ie he n wollen. Gewiß, die Worte des Königs hätten in Frankreich berechtigte Unzufriedenheit hervor- gcrufen, aber das französische Bolk sei zu ritter lich s?j, als daß es nicht dem Oberhaupte einer befreun deten Nation, dessen Regierung alles getan habe, um die un glücklichen Worte vergessen zu machen, einen herzlichen Empfang bereiten sollte. Es wäre besser (?) gewesen, sich auf den Takt (!) des französischen Bolkcs zu verlassen, als feine Leidenschaften zu fürchten. — Der „Petit Parisicii" schreibt: Wir verlangen gewiß nicht, daß unsere Landsleute dem König Konstantin eine Begeisterung entgcgenbringen, die ihrem Herzen fernlicgt. aber es gibt einen Ruf, in den! jeder einstimmcn kann: „Es lebe Griechenland!" Es heißt, daß die Mitglieder der chauvinistischen Patriot« nligabcabsichtigt hätten, gegen de» König eine Kundgebung zu veranstalten. Der Präsident dieser Liga, Deroulede. richtete an den Generalsekretär der Vereinigung ein längeres Telegramm, worin er dringend vor jeder feindseligen Kundgebung gegen den König warn t. Es wäre sonst zu befürchten, daß dann selbst die unzufrie densten Offiziere und die verständigsten Staatsmänner Griechenlands sich notgedrungen um das Königspaar scharten, wenn dte Pariser Patrioten Miene machten, den Schützling üeö Deutschen Kaisers auszuzischcii. Neueste Drahtmeldungen vom 20. September. Das Befinden des Herr« v. Winterseldt. Grisolles. Nach dem heute früh ausgegebcnen Be richte über das Befinden des Oberstleutnants v. Winter fell» t hat er eine etwas unruhige Nacht gehabt. Tic Opcrationswundcn sehen heute sehr gut aus. Tic Tem peratur beträgt 37,2 und der Puls 08. Sein Zustand ist leicht gebessert, aber immer noch ernst. Der Seeweg nach Sibirien: Berlin. Wolffs Tclcgr. Bureau erhielt aus Ingo bei Hamm er sc st durch Funkspruch folgendes Tele gramm: Der Seeweg nach Sibirien. — Nach einer drahtlosen Meldung nähert sich der Dampfer „Cor re et", der einer norwegischen Gesellschaft gehört, Norwegen mit einer wertvollen Ladung sibirischer Produkte vom Flusse Jenissei. Frithjof 'Nansen hat das Schiff heransgesteucrt und der Leiter des Unter nehmens Or-Lts begleitet cs zurück nach Norwegen. Ein neues Opfer der Fremdenlegion. Berlin. (Priv.-Tel.) Seit Donnerstag wird der tO jährige Sohn -es Kammcrherrn v. Bo ihm er, des HofmarschallS der Landgräfin von Hessen, vermißt. Auf der Durchreise von Hamburg nach Würzburg ist er ohne Wissen seiner Eltern in einem Frankfurter Hotel ab- gcstiegen. Er soll sich nach seinen eigenen Aeußerungen nach Frankreich begeben haben, um sich für die Frem denlegion a nw erben zu lassen. Der Massenmord in Mühlhausen ». d. Enz. Gtnttgart. Die Vernehmungen des Lehrers Wag ner zeigen immer mehr, daß der Massenmörder mit klarer Ueberlegung zu Werke gegangen ivar und jede Einzelheit genau vorbedacht hatte. Auch seine Pistolen hatte er vorher ausprobiert, sowie sich über die von ihm zu benützenden Straßen und Wege genau unterrichtet. Der letzte Teil seines Planes, auch in Egloöhcim ein Blutbad anzurichten, mißlang deswegen, weil er in der Aufregung beide Pistolen abgcschosscn hatte und vor seiner Festnahme nicht mehr neu laden konnte. Deutsche Interessen in Spitzbergen. Christiania. (Priv.-Tel.) Das Blatt „Aftcnposten" meldet aus Spitzbergen, daß die bedeutenden Kohlcn- fclder in Green Harbour wahrscheinlich in den Besitz einer deutschen Gesellschaft übergehen werden. Ter betreffende deutsche Kapitalist sei kürzlich von Spitzbergen zurückgckchri und daS Unternehmen sei so gut wie gesichert.! Die erforderlichen 10 Millionen Kronen sollen von dcut-1 schen und norwegischen Banken gemeinsam aufgebracht werden. Voraussetzung sei aber, daß eine Hasenanlagc in Green Harbour, sowie eine Eisenbahn nach den Kohlen, fcldcrn ausführbar sei. Das Projekt hat deshalb großes Interesse, weil dieser Tage in England Stimmen laut wurden, die erklärten, Spitzbergen müsse von Eng land annektiert werde», was in Norwegen zu. scharfen Protesten geführt Hai. Oesterreich und Griechenland. Ianina. Wie der „Agcncc d'Alhöncs" gemeldet wird, verursacht die Eruc n n u n g des früheren österreichi schen Generalkonsuls in Ianina, Ritters von Bilinski. zum Mitglied der AbgrcnzungS- kom Mission unter der cpirotischcn Bevölkerung große Erregung, da Bilinski wegen seiner g r i c ch e n s e i n d l i ch e n Gesinnung bekannt sei. Die Bevölkerung ohne Unterschied der Rasse und Religion sei gereizt und erwarte mit Ungeduld die Ankunft der Kom mission. um energisch zu protestieren. Ein hier erscheinen des Blatt veröffentlicht in dieser Sache einen Artikel, i» dem erklärt wird, daß etwa 1 50 000 C h r i st e n , die eben erst von der türkischen Tnrannci befreit worden seien, in folge der albanischen Politik Oesterreich-Ungarns und Italiens Gefahr lausen, wieder in die Sklaverei zurück- gcmvrfen zu werden. Tic Bevölkerung von Epirus fordert eine unparteiische Kommission. Sic sei entschlossen, biS zum Aeußersten zu kämpfen, wenn ihr zugcmutet werden sollte, sich den tttrtisch-albanesischcn Banden zu unter werfen. Gegen Essad Pascha. Nalona. Essad Paicha Hai, obwohl er der albanischen Regierung angehört, sich in Albanien mißliebig gemacht, weil er verschiedene Ouenreibercicu gegen die Regierung unterstützte. In einer stark besuchten Versammlung wurde gestern gegen die Haltung, die Essad Pascha gegen dir provisorische Regierung eingenommen hat, entschieden Stellung genommen. Die Teilnehmer der Ver sammlung zogen später vor das österreichisch-ungarische und das italienische .Konsulat und brachten Hochrufe ans beide Mächte aus. Hannover. Der Flieger Friedrich ist um 1 Uhr 40 Min. mit dem Konstrukteur Etrich als Fluggast von hier nach Berlin ausgesticgcn. München. Der Maler Professor Hans v. Bartels ist schwer erkrankt. 'Wien. Bei dem Abfthicdsbankett des Deutschen H i st o r i k c r t a g c s pries der Vorsitzende des Dcutichen Historikcrvcrbandcs Professor v. Ottenthal aus Wien den Kaiser Franz Joseph als den Förderer der Wissen schaften und Kaiser Wilhelm als Vorbild des deutschen Familienlebens. Er hob hervor, daß beide Herrscher in treuem, unerschütterlichem Bündnisse zum Wohl des Frie dens und der beiden Reiche vereint seien. London. (Priv.-Tel.) Der greise Fe Id mar schall Sir Evclvn Wood erlitt einen ernstlichen Rcitunsnll. Sein Pferd scheute vor einem Lastaulomobil, iprang über eine hohe Hecke und warf den Fcldmarschall aus dem Sattel. Ter Unfall schien zunächst ohne ernstliche Folgen geblieben zu sein, doch erkrankte Sir Wood i» der Nach» und hat seitdem das Bett nicht wieder verlassen können. Die Acrztc stellten eine Gehirnerschütterung scsi- ^ Kunft und Wissenschaft. La» „Mralel" im Hirlus Sarrasani. Direktor: Besonders aber laßt genug geschehen! Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn. Wird vieles vor den Augen abgcsponnen. So daß die Menge staunend gaffen kann, Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen, Ihr seid ein vielgeliebter Mann. Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen. — Goethe hat seinen Direktor für alle Zeiten sprechen lassen: cs war so, ist so und wird so bleiben. Man wäre ein recht unheilbarer Utopist, wollte man an irgendeine Wandlung glauben. Da ist das „Mirakel" von Karl Bollmoellcr mit der Musik von Engelbert H u m p e r d i n ck. Die schöne innige Marienlcgende ist alt, aus naiver, innigster Glaubcnszuvcrsicht geboren. Karl Ginzkey hat aus dem dankbaren Stoff vor ein paar Jahren eine einfache Ballade von der Pförtnerin Annemarie gedichtet und in dieser Ballade alles gesammelt, was ein schlichtes, fein empfinden des Gemüt erbauen und erquicken kann. Karl Vollmocller bat die Legende dann später neu gefaßt in der Art. wie Charles de Coster seine flämischen Legenden dichtete. Diese Fassung ist dann die Grundlage z» der Pantomime ge worden. die mit HumperdinckS begleitender und Stimmung machender Musik unter Professor Max Reinhardts Regie in London, der Stadt der Heilsarmee, zu einer Theater- Sensation wurde. Nun hat man die vielgerühmtcn Wun der dieser Ausführung auch in Dresden kennen gelernt. Gleichzeitig ist der Zirkus Sarrasani seiner zweiten Bestimmung als „Theater der 5000" übergeben morden. Aus frommen llebcrlicferungcn und Legenden hat jeg liche Art vvn Künsten stets tiefe Anregungen empfangen, Anregungen, die man oft mit inniger Sympathie begrüßt hat. denn ihnen dankt man daS Größte und schönste, was unsere Kunst als Beglückerin der Menschheit überhaupt auszuwciscn hat. Es bleibt aber Gefühlsfache, ob mau Bühncuwcrke. die ihrem ganzen Wesen nach mit kirchlichen Kulten eng Zusammenhängen, wie Krippenspicle oder Mirakel, als ausgepichte Schaustücke im Zirkus vor einem Publikum goutieren kann, das vielfach den Zu sammenhang mit jenen Kulten verloren oder ihn nie be sessen hat. Wer wird von dem Himmelstraum des armen Hannclc nicht aufs tiefste erschüttert —. hier sind die Vor aussetzungen zu reinem Genießen gegeben. Was aber bleibt nach dem „Mirakel" —, der Eindruck, daß man ein Ragout, ein „Stück in Stücken" genossen hat. Die Legende handelt vom Wunderglauben. Eine Nonne verläßt den ihr anvcrtrantcn Posten als Hüterin eines gnadenreichen Marienbildes, um dem Ruf des Lebens, dem Gelüst der Welt zu folgen. Inzwischen versieht die gnadenreiche Mutter selbst die Pflichten der Entflohenen, bis die nie mals Vermißte reuig hctmkchrt und durch ihre Beichte das unbegreiflich süße Wunder allen kundmacht. Bollmoellcr hat die schöne Anregung aus diesem alten Stofs in seiner Prosa-Nachdichtung mit Geschmack behandelt. Für eine große „abendfüllende" Pantomime bedurfte es vor allen Dingen natürlich der nötigen Breite. Das erste Bild be reitet, nach endlosen Aufzügen, die hohen Wunder dcö gnadenreichen Bildes in der Kirche eines Klosters am Rhein vor. Das Volk strömt herbei, das weite Rund kann die Menge kaum ausnehmcn. das ersehnte Wunder bleibt nicht ans, die Lahmen werben geheilt, die Brcsthaftcn ziehen getröstet und lobpreisend mit den Klosterschwestcrn von dannen. Nur die Pförtnerin, die Nonne Mcgildis, bleibt zurück. Die vernimmt den Ruf des Lebens, den ihr ein dämonischer buckliger Spielmann betörend vorgcigt —, ein junger, schöner Ritter ist gleich bei der Hand. Die Nonne Mcgildis legt ihre Ordenstracht zu den Füße» der wundertätigen Maricnstatuc nieder und flicht ins lockende Leben liinauö. Da steigt die Madonna herab, entledigt sich ihres königlichen Schmuckes und nimmt in der Tracht der Ordensschwestern die Pflichten der Entflohenen ans sich Trotzdem Ne non lichtem Schein umflossen, edel »nd ge westen in jeder Bewegung, der Nonne Mcgtldis in keiner Hinsicht gleicht, ist die Schwestrrnschar vollkommen getäuscht. Verwundert ist allerdings das Publikum. Die aben teuernde Nonne wird in der Welt ihres Lebens nicht satt l odcr froh, der dämonische Spielinann treibt sie von Mann !zu Mann, vom Ritter zum Raubgrafen, vom Raubgrafcn ! zum .Königssohn und .König, vom Hcxengcricht zum Henker, vom Henker in die Schar der Landsknechte. Jeder, der sic begehrt, stirbt eines elenden Todes, »vorüber sich der Spictmailn, von giftig blauem Lcheinwerscr überstrahlt, höchlichst und dämonisch ergötzt. Diese Abenteuer, die auf einander folgen, wie die Grvschenlicserungcn des Rittcr- rvmans „Ter Raubritter und sei» Kind oder die Morgen röte einer neuen Zeit", entbehren in ihrer Anhäufung nicht einer gewissen, natürlich ungewollten, Komik. Das letzte Bild zeigt dann die Heimkehr der vom Leben Zer brochenen in weihnachtlicher Stunde. Das Mirakel ist unter Beteiligung der lobpreisende» Massen vollendet. Nicht der dämonische Spielmann, der die Maricn- wundcr verhöhnt, sondern die Himmelskönigin ist als Siegerin im Wettstreit um die Seele der Nonne Mcgildis hcrvvrgcgangen. Die Pantomime ist für Musik natürlich sehr ergiebig. Engelbert Humperdinck hat cs sich vcriagi, in die Tiefe zu steigen und energisch zu charatlerisiercn, der Komponist von „Häusel nnd Grctcl" ist jedoch Künstler genug, um in die zahlreiche» Marienliedcr, i» mächtig anichwellenden Chören, in verführerische» Wcltweii'cn, eine Fülle weichen Wohllautes zu gieße», den man nur ans die Länge nicht aushült, da die Weichheit zur Weichlichkeit wird. Für Dämonie stellen ihn» überzeugende Ausörncksmittel nicht zu Gebote. Im letzten Bild arbeitet er, wie es ja auch Bollmoellcr reichlich besorgt, mit Imvvndcrabilicn: alle weihnachtlichen Lieder, vo„ „O.c.-inakiHma" bis zu dein ivundcrlicblicheii „ES ist ei» No>" cntsprungcu", sind in die Musik cinbczogcn. Nur das Publikum nicht auslasscn. O Kunst, Kunst — aber mau besinnt sich, man sitzt ja iin Zirkus vor einer Pantomime — die Kunst sollte ja gar nicht bemüht werden. Der wertvollste Teil der Veranstaltung ist die Aus führung. Professor Max Reinhardt ist wie keiner der Mann, die Masse durch Masse zu zwingen. Seine Regie hat den großen Fcldhcrrnzug, es wäre aber unrecht, be haupten zu wollen, daß sic nur nach außen ginge — sic empfängt ihre besten und feinsten Anregungen schon von innen, aus dem tiefere» Gehalt einer Situation heraus».