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Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck «nd Mühltroff. Nelmundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. 'M Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreim-l, und zwar Dienstag-. Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, auch -el Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Rgr. — Annoncen, die -i- Mittag- 12 Ubr eingehen. werden in di« Lag- darauf erscheinende Nummer aufgeyomme». später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. AH. 18. Mai 1888. Leitungen. Sachseu. Einweihung der oberL^zgebirgischen Eisenbahn. So hat denn am 11. d. M. die Weihe eines' vinnenfächsischen Schienen weges stattgefunden, der hoffentlich dem armen Obergebir^e eine recht, fegenbringende Verkehrsader werden wird! DaS Wetter war köstlich. AußchK den höchsten Herrschaften wohnten der Einweihung noch eine Anzahl der höchsten Staatsbeamten, die Mitglieder beider Kammern und viele geladene andere Gäste bei. Um 9 Uhr früh kam der um 3 Uhr in Dresden ab- gegangcne Extrazug in Zwickau an,' wo noch Alles vom Jubel wiedcr- hallte, mit dem am Tage vorher die höchsten Herrschaften waren eywfangeu worden, und ein gute- Frühstück für die Theilnehmer des FcstzugeS bereit stand. Vom Bahnhofe ad standen die Reihen dev uniformirten Berg knappen aufmarschirt; zuerst die von „VereinSglück," nur durch die Farbe der Federbüsche unterschieden. Am Bahnhofe selbst erhob sich eine Ehren pforte mit den Wappen und Farben der Schönbtzrgischen Fürsten, Grafen und Herren und deS Grafen zu SolmS- übler allen aber wehrte-die grün- Vei-e Sachsenfahne, schützend und schirmend. Ungeduldig brauste die Lo komotive „Hundert," die den Festzug, den königl. Wagen mitten inne, nach Schwarzenberg geleiten sollte. Unter unendlichem Jubel, Kanonen donner, Glockengeläute trafen endlich die höchsten Herrschaften auf dem Bahnhofe ein. — Der Zug rollte dahin. Längs der ganzen Bahn wurde nun der Zug von Bergknappschaften, Schuljugend rc. jubelnd begrüßt. Die Gegend an der Mulde und am Schwarzwaffer hinauf, durch welche die Bahn führt, ist bekanntlich sehr reizend. Da liegt daS riesige Etablissement der Marien Hütte, weiter hinauf daS prächtig gelegene Wiesenburg und noch weiter hin daS romantische Stein. Hier wurden die Majestäten rc. vom Fürsten zu Schönburg begrüßt; außerdem hielten die Behörden und Schühengilden von Löß'niy rc. nicht mit ihrem Gruße und Jubel zurück. In Schlema Arnd Aue waren Vie Blaufarbenarbeiter und Bergknappen, die Behörden »ön Schneeberg ,c. aufgestellt, ebenso in Aue die Arbeiter der sächsischen kchieferbruchcompagnie, jeder mit einer Schiefertafel in der Hand, auf der -Mück auf!" stand. Auch überreichte hier die Geitnersche Argcntanfabrik Sr. Maj. Proben ihrer Erzeugnisse, Mädcheü aber Ihrer Maj. Kränze, die beiderseits huldvoll angenommen wurden. > Nun sauste der Zug durch daS Schwatzwafferthal nach Schwarzen berg hinan. Zu Tausenden und Zehntausenden hatte sich hier die Bevöl kerung de- Obererzgebirges eingefunden und jubelte dem Zuge entgegen. Außerdem erregten die Hüttenarbeiter von Erlahammer und die Schwefel arbeiter von Beierfeld in ihrem unheimlichen, schrvarzgelben Aufzuge Iß« tercsse. Am Bahnhofe war ein prachtvoller-SamcktthiSnhimmel, sinter welchem die höchsten Herrschaften eintraten, hergerichtet, und eine Lowry als Festrednerbühne verziert, auf der nach dem Gesänge deS: „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht" der Kirchenrath Qr. Döhner die Weih rede Ml, in der er darthat, inwiefern da- zum Puhme deS Thrones und Wohle de- Vaterlandes vollendete Werk als GptteS Werk zu unserem Herzen spreche. Gott sei eS, der diesen Tag gemacht und ihm daher Preis und Ehre. Glückauf aber auch dem schön vollendeten Werke. Er bringe ihm den Gruß deS Erzgebirges, daS so reich in stimm Gchooße, so arm auf seiner Oberfläche, so dicht bevölkert und oft so leer in seinen Werk stätten, so arbeitsluftig uhd doch so -ft ohne Arbeit sei. Möchten die Hoffnungen deS BahnwcrHs sich erfüllen! Mit Dankgebet und „Run danket Alle Gott" schloß die Feierlichkeit. / Hierauf stellte der Herr Finanzminister Sr. Maj. die Direktion, die Bahnrngenieure rc. vor. Bahndirector v. CrauShaar wies in seiner Anrede an Se. Maj. daraus hin, daß diese Bahn dem inner,n Verkehr dienen, die verbindende Hand zwischen Derg und Ebene sein solle, und schloß mit einem „Hoch!" auf Se. Maj. — Letzterer dankte warm und wohllvollend und sprach seine Freude darüber aus, daß eine Bahn glücklich fertig, sei, die auch den ärmeren Gegenden SachsenS zum Nuyen gereichen solle. Er erkenne dieß, indem er dem Erbauer (Hrn. Ingenieur Sorge) daS Ehrenkreuz deS Verdienstordens überreiche. Zugleich übergab derHerr Finanzminister dem Lokomotivenfüh'rer deS Festzugs, einem alten, verdienten Manne, dis Medaille. . . . Sodann folgte uater Leitrsckg dsS AirgetmelftsrS Weidauer eine Partie nach dem reizenden Ottenstein. Der Weg dahin begann mit einer Ehren pforte, auf der man die Worte laS : „Seinem geliebten Könige daH daak- bare Schwarzenberg!" Dieses Städtchen selbst lag festlich geschmückt und grünweiß bewimpelt vom Ottenstein au-, vor. Aller Blicken, während die Tön? der Mußkchöre ein Echo fanden in den Bergen. Den Schluß der Festlichkeiten bildete ein äußerst splendides Diner in der festlich geschmückten künftigen Güterhalle. Den Gipfelpunkt bildete der von Sr. Maj. auSge- brachte, mit dem Herzen gesprochene Toast: „Auf das Wohl, des Lheuern Vaterlandes und besonders des gewerbreichen Erzgebirges! Mögen die an diesen Tag geknüpften Hoffnungen desselben sich erfülleyZ Möge eS aber auch seinen Tugenden: Genügsamkeit und Arbeitsamkeit — fernerhin treu bleiben!" Der Präsident der 1. K., Major v. Schönfels, brachte sodann das Hoch auf das königl. HauS aus. Die Rückfahrt geschah vor 5 Uhr. Die höchsten Herrschaften fuhren nach Jahnishausen, der Dresdner Extrazug folgte ihnen. In der Nacht darquf wendete sich die Gunst deS Himmels, der während des Festes stet- heiter gelächelt, auch den dürstenden Fluren zu und ein erquickender Regen floß in den blüthenreichen Brautkranz der frühlingathmenden Natur. Leipzig, 12. Mai. Der als Gelehrter,. Lehrer und als treuer Be- rather und Freund der studirenden Jugend in hoher Achtung und Liebe stehende Kirchenrath, vr. Wiener, Domherr und Ritter rc., ist, nachdem er längere Zeit gelitten, heute früh entschlafen. AuS dem Voigtlande, Am 8. d. M. wurde in der dem Herrn A. Bechler zugehörigen Tuchfabrik und Spinnerei zu SchreierSgrün bei Treuen ein sehr hübsches Fest gefeiert. An diesem Tage waren eS näm lich 25 Jabre, daß Jungfrau Dreßel als Arbeiterin cingetreten «ar. Die selbe hat während dieses langen Zeitraumes sich so treu, ehrlich, fleißig und anhänglich bewiesen, daß Herr A. Bechler in gerechter Würdigung dieser in der arbeitenden und dienenden Klaffe dermalen so selten ver kommenden Thatsache den sehr löblichen Vorsatz faßte, die Jubilarin zu belohnen und seiner gesammten Arbeiterschaft ein heiteres Fest zu bereiten. Nachdem derselbe in emer angemessenen Ansprache die Bedeutung deS Festes gebührend hervorgehobcy hätte und noch mehrere andere Vorträge gehalten