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Ä' ' Wkitzmtz-ZitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ithnt in Dippoldiswalde. / "" "7- ^' 7 ' ^.'7 Jnjerake, welche bei de« bedeutenden Auslage det BlgtteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. dir Spaltenjeile »der veren Raum berechnet. — Ta« vellarischeund complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Theile, die SpaltmHeür 80 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Die „WeiSeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 11. Donnerstag, den 26. Januar 1888. 54. Jahrgang. Eine offene Frage dem Laudstnrmgesetze. Seit der Einführung des Landsturmgesetzes vom 12. Februar 1875 ist es eine streitige Frage gewesen, ob solche Leute, welche der Armee beispielsweise wegen körperlicher Untauglichkeit nicht angehört, also auch keinerlei militärische Ausbildung genossen haben, im Bedarfsfalls zum Landsturm einberufen werden können oder nicht. Fritz Deutschmann, der Verfasser einer im vorigen Jahre erschienenen Broschüre: „Die Land sturmpflicht, Erläuterungen des deutschen Landsturm gesetzes", schließt aus der Zusammenstellung des 8 1 des Gesetzes, betreffend die Verpflichtung zum Kriegs dienste, vom 9. November, ferner die 88 4 und 5 der Ersatzordnung (1. Theil der Wehrordnung) vom 28. September 1875 und § 3 des Wehrgesetzes, letzter Absatz, daß auch diejenigen Deutschen, welche beim Ersatzgeschäft als untauglich bezeichnet würden und deshalb den Ausmusterungsschein erhielten, eigentlich landsturmpflichtig seien, und im Falle des Bedarfs zum Nutzen des Heeres in der Art verwendet werden könnten wie dies ihr sonstiger bürgerlicher Beruf ge stattet. Er sagt dann jedoch weiter: „Da aber der Landesvertheidigung nicht damit gedient sein kann, Mannschaften einzuberufen und in den Heeresverband einzureihen, welche körperlich oder geistig hierzu un brauchbar sind^ so Dird sich in-Wirklichkeit das Auf gebot des Landsturmes nur auf Solche im mehr bezeichneten Lebensalter stehende beziehen, welche bei der Aushebung als tauglich zum Dienste mit der Waffe oder zum Dienste ohne Waffe (Pharmazeuten, Kranken wärter, Oekonomiehandwerker) befunden oder aus welchem Grunde zur Ersatzreserve geschrieben wurden." Der Verfasser der beregten Broschüre scheint mit dieser Ansicht für damals das Richtige getroffen zu haben. Wenigstens hat der Kriegsminister von Bronsart in der Sitzung der Wehrgesetzkommission am 19. Januar sich ähnlich geäußert, indem er bei der Diskussion der Abtheilung 1l des Richter'schen Antrages zu 8 24 des zur Berathung vorliegenden Entwurfes sagte: „Man könne erwarten, daß Leute, die gar nicht gedient hätten, nicht ins Heer bezw. die Landwehr ersten Aufgebots einberufen würden, da dieselben dazu nicht brauchbar seien, daß höchstens Krankenwärter und dergleichen eingestellt werden könnten." Hoffentlich wird die weitere Verhandlung, sei es in der zweiten Lesung der Kommission, sei es im Plenum, Gelegenheit geben, die Frage, wer eigentlich die Einberufung zum Land sturm in der Lebensperiode vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre zu gewärtigen habe, völlig klarzustellen. Der Entwurf des Z 24 bleibt selbst bei Annahme des Richter'schen Zusatzes noch immer deutungsfähig, wenn er lautet: „Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder idem Heere noch der Marine angehören." Es wird dies immer nur ein dem Entwürfe angepaßter Abdruck des Schlußsatzes vom H 3 des Wehrgesetzes vom 9. November 1867 bleiben. Denn wehrpflichtig ist nach 8 1 des eben angeführten Gesetzes jeder Deutsche, mit Ausnahme der Mitglieder regierender oder solcher me- diatisirter Häuser, welchen die Befreiung vom Militär dienst vertragsmäßig oder auf Grund besonderer Rechts titel gesichert ist. Gerade die Fassung des Schlußsatzes zu Z 1 des Wehrgesetzes läßt verschiedene Deutungen zu. Derselbe lautet: „Diejenigen Wehrpflichtigen, welche zwar nicht zum Waffendienste, jedoch zu sonstigen militärischen Dienstleistungen, welche ihrem bürgerlichen Berufe entsprechen, fähig sind, können zu solchen her angezogen werden". «Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Theaterdirektor Unger, der soeben in Pirna einen Cyklus von Vorstellungen ge geben und der im vorigen Jahre bereits mit großem Erfolge in unserer Stadt anwesend war, wird, wie wir hören, nach Glashütte gehen und wöchentlich ein Mal bei uns Vorstellung geben. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Lösch.'hätigkeit gelegentlich des am 28. No vember v. I. bei der Wiltwe Hänel in Hartmanns dorf entstandenen Brandes hat die königl. Brandver sicherungskammer der Spritze der Gemeinde Klein- bobritzsch und der Spritze der Gemeinde Frieders- dorf Prämien nach Höhe von 30 M. und bez. 25 M. bewilligt. Auch hat der Zimmermann Hr. Ernst Lieb scher in Hartmannsdorf für seine beim gedachten Brande mit Gefahr für Leben und Gesundheit ver bunden gewesene Thätigkeit eine außerordentliche Be lohnung von 20 M. erhalten. Dagegen ist die kgl. Brandversicherungskammer den gesetzlichen Vorschriften gegenüber nicht in der Lage gewesen, auch für den Schulknaben Franz Böhme in Hartmannsdorf, wel cher die Insassen des brennenden Hauses zuerst geweckt und die eine der beiden Kühe losgebunden und ge rettet hat, eine Geldbelohnung anzuweisen, obwohl dieselbe der von dem Genannten bewiesenen Ent schlossenheit und Geistesgegenwart ihre vollste An erkennung zollt. — Bei der kgl. Amtshauptmannschaft wurden am 23. d. M. der Hausbesitzer Herr Aug. Th. Lieber in Dönschten an Stelle des von da verzogenen Ge- meindrältesten Herrn Scheinert als Gemeindeältester für Dönschten, sowie der an Stelle des derzeitigen Ge meindevorstandes Herrn Aehnelt gewählte Hausbesitzer Herr Julius Hermann König in Schmiedeberg als zweiter Gemeindeältester für Schmiedeberg in Pflicht genommen. Schmiedeberg. Nächsten Sonnabend, den 28. Januar, wird Se. Maj. König Albert auf hiesigem Revier eine Jagd abhalten. Frauenstein. Am Vormittag des 22. Januar ist hier die Rentiere Frau verw. Käsemodel beim Wasser schöpfen in den Wasserbehälter der Gerbereiwerkstätte gefallen und in demselben ertrunken. Dem Vermuthen nach ist die Unglückliche beim Schöpfen des Wassers vom Gehirnschlag befallen worden. — Der langgehegte Wunsch der Bewohner Rechen bergs und Umgegend um Erlangung eines Arztes hat sich nun endlich erfüllt, indem sich der prakt. Arzt, Herr Felix Schramm aus Leipzig, bereit erklärt hat, sich in Rechenberg behufs Ausübung der Praxis nieder zulassen.' Lungkwitz. Am Sonntag Abend gab das Bergmusikchvr zu Hänichen im hiesigen Gasthofe zum Besten der Abgebrannten ein Konzert. Die Leistungen des Chores waren in jeder Beziehung recht zufrieden stellende, so daß es an rauschendem Beifall seitens des Publikums nicht fehlte. Durch gütige Mitwirkung der Frau Kaufmann Sucher-Lungkwitz und einiger Mitglieder des Gesangvereins „Harmonie-Kreischa- Lungkwitz" erhielt das Konzert eine reizvolle Abwech selung. Mit innigem Gefühl und entsprechendem Ausdrucke brachte Frau Sucher zwei Lieder: „Das Bild der Rose" von Reichardt und „Das Liebestäub chen" zu Gehör. Stürmischer Applaus folgte mit Recht ihrem entzückenden Vortrage. — Zur Berichtigung des in vorvoriger Nummer ge- brachtenArtikels über das Unglück eines Geschirrs, sei er wähnt, daß das Malheur nicht in Reinhardtsgrimma, sondern in Lungkwitz sich ereignete, und daß das ge stürzte Pferd am Leben erhalten werden wird. Tags darauf geschah im genannten Ritterguts ein neues Unglück. Der Inspektor des Gutes stürzte beim Aus reiten eines Pferdes derart, daß er eine Gehirnerschüt terung sich zuzog. An dem Aufkommen des Bedauerns - werthen wird gezweifelt. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer Sitzung am 24. Januar die Titel 14—16 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats, Erweiterung der Station Plauen i. V. unterer Bahnhof, mit 30,000 M., Erweiterung der Station Kirchberg mit 39,300 M. und Umwandlung der Haltestelle für Per sonen- und Stückverkehr Bärenstein in eine Güter haltestelle mit 41,400 M. — Zur Warnung für Auswanderer wird ge schrieben: Seit Eröffnung der direkten Postdampfer linien des „Norddeutschen Lloyd" zwischen Deutschland und Australien haben sich in zunehmender Anzahl junge und unbemittelte Handlungsbeflissene nach den australischen Kolonien gewandt, um dort ihr Glück zu suchen. Es kann Angesichts dieser Erscheinung nicht oft genug darauf hingewiesen werden, daß für deutsche Komptoristen und Handlungsgehilfen, selbst wenn sie der englischen Sprache vollkommen mächtig sind, sich dort gegenüber der durchgängigen Bevorzugung der bereits im Uebermaß vorhandenen englischen Bewerber nur sehr selten Gelegenheit zu paffenden Engagements bietet. In den meisten Fällen sind die Betreffenden gezwungen, durch Verrichtung von Arbeiten der niedrigsten Art ihr Leben zu fristen oder gar die öffentliche Mildthätigkeit in Anspruch zu nehmen. — Um Gelegenheit zu bieten, Turnwarte und Vorturner von dem 14. Turnkreis (Sachsen) zuge hörigen Vereinen und Gauen in der Ausübung ihrer Vereinsämter zu vervollkommnen und weiter auszu bilden, wird der Kreisturnrath von Sonnabend den 24. März bis 7. April d. I. in der Königlichen Turn lehrerbildungsanstalt zu Dresden den zweiten Turn- warts- und Vorturner-Kursus abhalten. Die Leitung übernimmt der Kreisvertreter Herr Direktor Bier mit einigen Mitgliedern des Dresdner Turn lehrervereins. In den Unterrichtsplan werden ausge nommen : Uebungen in der eigenen Turnfertigkeit, An weisung zur Leitung allgemeiner Frei- und Ordnungs übungen, theoretische Abhandlungen und Besuch der Turnvereine. Die Prüfungs- und Theilnahmebe- dingungen insbesondere auch auf die Vorschläge und Auswahl Bezug habende Festsetzungen find in Rr. 2 der „Deutschen Turnzeitung" ausführlich zur Ver öffentlichung gelangt. Eine möglichst starke Bethei ligung ist besonders im Interesse kleinerer Vereine, für welche in erster Linie diese Einrichtungen getroffen, zu wünschen. — Die Brandversicherungs-Gesellschaft sächsischer Lehrer, deren einzelne Bezirke im König reich Sachsen jetzt die Zahl 100 überschritten haben, verzeichnete im Rechnungsjahre 1886 eine Einnahme von 54805 Mark, welcher eine Ausgabe von nur 9257 Mark gegenübersteht. Der Reservefonds beträgt 63790 Mark; er ist innerhalb zweier Jahre um 8000 Mark gestiegen, der disponible Fond weist in dem selben Zeitraum eine Steigerung von ca. 11000 M. auf. Im Jahre 1886 traten 396 neue Mitglieder der Gesellschaft bei, 122 verlängerten ihre Versiche rungen, so daß genannte Gesellschaft jetzt 5232 Mit glieder mit 23596740 Mark Versicherungssumme zählt. Die zu zahlenden Prämien sind ungemein niedrige; sie betragen von 100 Mark Versicherung 5 Pfg. in Klaffe I, 7'/s Pf. in Klaffe II und 13'/-- Pf. in Klaffe III. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 23. Januar die Maurerswittwe Ernestine Wilhelmine Ge orgi aus Mitteldorfhain wegen Vergehens wider 8 289 des R.-St.-G.-B. zu 3 Tagen Gesängniß ver- urtheilt. Brand. Nachdem am 18. Januar Herr Bürger meister Schönherr, bisher als solcher in Altenberg thätig, in hiesigem Orte seinen Einzug gehalte», wurve er am Abend desselben Tages vom Gesangverein be grüßt. Am 21. Januar fand durch Amtshauptmann vr. Fischer aus Freiberg die feierliche Verpflichtung desselben statt, und am Sonntag Vormittag hielt die freiwillige Feuerwehr eine Paradeaufstellung behufs Vorstellung vor dem neuen Stadtoberhaupte auf dem Marktplatz ab.