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Zrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt sür die Kömgl. AmtshaupMMuschast Flöha, das König!. Amtsgericht Md den Stadttat zu Frankenberg verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. S. Roßberg in Frankenberg t. Sa- Ä4 Mittwoch, veu 6. März 1M8 77. Jahrgang ^"N"1NW^ Ae MtWiMg Ls Tazeilatiks ins Wi> »ii> Lazarett oder nach Jiikands -Garnisonen erfolgt pünktlich in allabendlicher Absendung unter Streifband durch die Post. Bezugspreis einschließlich Versandspesen für den Monat Mark 1.3V. Bestellungen auf Einzelmonate oder längere Bezugszeit werden täglich angenommen. — Für die bisherigen Empfänger wolle man die Weiterbestellungen baldigst erneuern. Boni KArausschnh ist dem Rittergutspächter van Semmorn in Auerswalde ein Hengst, s 3 Jahre alt, für den of endlichen Gebrauch zum Belegen von Kaltblutstuten angekört worden. Flöha, den ?. März IN8. Die Königliche Amtshauptmannschaft. I Nichtbankwürdiges Rindfleisch gelangt Mittwoch, den 8. d. M„ von nachmittags 3 Uhr ab an Minderbemittelte des 1. Brottartenbezirkes Nr. Svl bis K5V, sowie Freitag, den 8. d. M., von nachmittag» 3 Uhr ab an Minderbemittelte des I. Brotkartenbezirte» Nr. 651 bis 80V in der hiesigen Freibank zum Verkauf. — Die Halste der an sich erforderlichen Fleischmarken sind abzugeben. - Die Ausweiskarte W vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 5. März IN«. Mittiger aemi jei Günstiger denn je! So ist heute für uns die Kriegslage- Oder, mit Worten des Kaisers ausgedrückt.- „Baldiger, enk>- gültiger Sieg und starke glückliche Zukunft sind uns sicher." Die Siegesmacht des deutschen Schwertes wird sichtbarer denn je. In Osteuropa hat es den Krieg so gut wie zu Ende ge bracht. Was dort noch zu verrichten bleibt, dient nur der Sicherung unseres endgültigen Sieges. Was es aber zu bedeu ten hat, das; das ehemalige Riesenreich des Zarentums als Feind uusgeschaltet ist, zeigt ein Rückblick auf jene schwerste i Kriegszeit," als uns die moskowitische Dampfwalze als die größte Gefahr bedrohte, als die russischen Heere einen Teil Ostpreußens überschwemmt und Lemberg, Galiziens Haupt stadt, eingenommen hatten; als man in London bereits die Kosaken und die indischen Lanzmreiter in Berlin einziehen ließ. Günstiger denn je! Wo gibt es heute in Deutschland Kleinmütige, Bangemacher und Schwarzseher? Die finden sich nur noch jenseits unserer Grenzen. Denn den Feinden sind alle Hoffnungen gescheitert, alle Berechnungen sehlgeschlagen. Verrechnet haben sie sich mit der Dampfwalze, mit der Aus hungerung, mit der Erschöpfung, mit der Uneinigkeit Deutsch lands, mit der letzten Milliarde, die sie zuletzt übrig behalten wollten. Als eitel hat sich erwiesen, daß ihnen Italiens, daß ihnen Rumäniens Kriegsteilnahme den Sieg bringen müsse. Selbst ihr ungeheuerlicher Lügenfeldzug hat nichts ausge richtet. Auch das stärkste Trommelfeuer, das sic aufgeboten ' habe», das au Beschimpfungen und Verleumdungen, hat un° sere Fronten, hat die Einheit mit unseren Bundesgenossen nicht durchbrochen. Zwar habe» sie beinahe die ganze Welt gegen uns aufgehetzt. Aber zuallererst hängt unser An sehen draußen in der Welt von der sieghaften Macht des Schwertes ab. Sogar die Geltung unseres Geldes. Sobald das am Kriege unbeteiligte Ausland die Unüberwindlichkeit Deutschlands erkannt hat, ist dort der Wert unserer Mark wieder gestiegen. Auch unsere Mark, solange der Krieg dauert, steht dort günstiger denn je. Gesunken dagegen ist der Wert aller Führerschaft drüben. Wie viele Führer schon, militärische und politische, sind bei den Feinden aus der Kriegsbühne mit Liegeransprüchen erschienen und dann allesamt, ohne diese er füllen zu können, wieder zurückgetreten! Aber unerschütterlich fest ragen Hindenburg und Ludendorff empor. Als die Sieges zeichen unserer Ucberlegenheit, die keinerlei zahlenmäßige Neber- macht der Feinde bestreiten, die kein Uebergewicht a» Menschen und Material bezwingen kann. Die Russen hatten die nach Millionen zählende lleberlegenheit dargestellt. Und doch ist sie gerade zuerst zusammengebrochen und durch Hindenburg und Ludendorff erledigt. Günstiger denn je! Im Osten ist bereits Wirklichkeit, daß allein Deutschlands Sieg der Friede ist. Auch für den Westen wird die Zeit komen, in der die Feinde sich gestehen müssen, daß ihnen nichts übrig bleibt, als sich unter die Un- überwindlichieit Deutschlands zu beugen, um wieder Frieden zu haben. Wenn aber für uns heute das Wort gilt: Günstiger denn je! so haben wir die Pflicht, aufs äußerste alle Kräfte zu spannen, um unsere Gunst völlig aaszunutzen. Was hierfür besonders ins Gewicht fällt, hat riser Kaiser mit den Worten betont: „Jetzt gilt es: Schließung der Heimatsfront zum letzten großen Kampf!" Wichtige Mitteilungen im hWplaurlchuv h Berlm, 4. 3. Zu Beginn der heutigen Besprechungen des. Hauptausschusses des Reichstages über den Etat des Auswärtigen Amtes ergriff der Unterstaatssekretär des Aus wärtigen Amtes, Freiherr von dem Bussche-Had denhausen, das Wort zu folgenden Mitteilungen: Meine Herren! Sie haben alle gelesen, daß gestern der Friedsnsver- trag mit Rußland in Brest-Litowsl unterzeichnet worden ist. Ich darf hinzufügen, daß in einigen Tagen auch ein Frie dens vertrag mit Finnland zur Zeichnung gelangen wird. Ferner ist bekannt, daß auch Rumänien sich zu Friedensverhandlungen auf der Grundlage unserer Vorschläge bereit erklärthat. Somit sind wir dank der Erfolge unserer Waffen dicht dabei, im Osten wieder in den Friebrnszustand zurückzukehren. Unterstaatssekretär Frei herr von dem Bussche verlas darauf die Einzelheiten des deutsch-russischen Friedensvertrages. Auf Ausführungen des Abgeordneten Ledebour erwiderte Freiherr von dem Bussche, die Vorgänge betreffend die Alandsinseln seien auf die finnischen Hilferuf« zurückzuführen. Finnland wolle mit deutscher Hilfs Herr über die Revolution und das Banden unwesen werdeu. Mit Schweden sei über die Besetzung der Akandsinseln verhandelt worden. Die schwedisch« Re gierung habe sich trotz anfänglicher Bedenken mit, der Be setzung de: Akandsinseln abgefunden. In die deutsche Presse seien über die Besetzung der Inseln keilte Nachrichten gelangt, weil es sich um eine militärische Angelegenheit handelte. * * W h Stockholm, 3. 3. Auf Befehl seiner Negierung hat der deutsche Gesandte in Stockholm dem Minister des Aus wärtigen zur Kenntnis gebracht, daß Deutschland die Ab sicht habe, auf Verlangen der finnländischen Regierung Trup pen nach Finnland zu entsenden, um die dort herrschende Revolte zu unterdrücken, und daß diese Truppen mit Zustimmung Finnlands sich im Verlaufe ihrer Operationen' auch der Alandsinsel» bedienen würden. Um die Erfüllung der Humanitären Aufgabe, die Schweden bezüglich der Alands- inseln übernommen habe, nicht zu beeinträchtigen, würde Deutschland sich indessen darauf beschränken, diese Inseln zu besetzen, um dort eine Etappe einzurichten, die für die mili tärische Expedition notwendig sei. Es wurde ferner versichert, daß Deutschland keinerlei territoriale Interessen an den In seln habe, und daß die Frage der Akandsinseln mit Rücksicht aus die Lebensinierbsssn Schwedens an diesen Inseln in engem Einvernehmen mit diesem Lande geregelt werden soll- Der Komandeur des schwedischen Ueberwachungskorps auf den Alandsinsel» ist von der geplanten Ankunft der deutschen Expedition, sowie von den mit Bezug darauf gemachten Er klärungen benachrichtigt worden. Rrmrr üelgien? Von Rudolph Str atz. In den theatralischen Straßenaufzügen, die die Draht zieher der öffentlichen Meinung in London, in Newyork und der ganzen ange.sächsischen Welt seit Kriegsbeginn als Kriegsmittel zur Kriegshetze zu veranstalten pflegen, schreitet häufig an der Spitze des Zuges eine düstere Frauengestalt in dunklem, zerfetztem Trauergewand, mit aufgelöstem Haar, den abgebrochenen Schaft einer schwarzen Fahne in der er hobenen Rechten. Das ist „poor Belgium", das „arme Bel gien", das bedauernswerte Opfer des Weltkriegs, und die Schauspielerin oder der Kino-Stern, der diese wandelnde. An klage verkörpert, sucht durch den steinernen Ausdruck einer Niobe alles, was in England heimliche Heuchelei, Raubsucht und Verleumdungswut heißt, auf offener Straße in die Höhen menschlichen Miterbarmens hinaufzuschleudern, getreu dem Wort des alten Theodor Fontane über die Briten: „Sie sagen, Christus und meinen Kattun!" Ja, hat Belgien durch den Krieg nicht gelitten? Gewiß! Durch eigene Schuld! Denn es hatte, was wir nicht hatten und nicht haben: die Wahl! Es konnte sich entscheiden, ob es Krieg oder Frieden haben wollte. Es ries den Krieg, und der Krieg kam. Ging durch das belgische Land. Verwüstete es aber nur in der jahrelangen Kampfgegend von Pperm Im übrigen zog das Kriegsgewitter nur rasch und strichweise wie ein Hagelschlag die langen strategischen Linien, die Eisen bahnen und Flußtäler entlang. Wer, wie der Verfasser dieser Zeilen, selbst Belgien in de» ersten Kriegsmvuaten sah, der weiß, dach wenn man diese Durchgangsstraße» des Be wegungskriegs und das Gelände zwischen Brüssel und Ant werpen hinter sich ließ und im Auto quer durch das Land fuhr, die Spuren der Kämpfe meist sofort verschwanden. Und wo in Belgien die harte Notwendigkeit des Krieges Schäden verursacht hatte, da fanden sie die liebevolle Anteil nahme der halben Welt! Wie anders spiegelte sich aber das Herz der Menschheit, wenn man, wie der Schreiber dieses, j damals unmittelbar aus dem Belgien des Krieges nach den« ! zerstörten, zum Teil noch von dem Moskowiter besetzte» Ost- i prcußen kam! Anstelle deutscher Manneszucht im Werten ! traten hier im Osten die viehischen Greuel der Kosake», ! die blinde asiatische Mordbrennerei. Trotzdem haben die Krvkodilsträne» des Mitleids mit „poor Belgium!", die den Wimpern Wilsons und Llbyd Georges bei jeder passen den Gelegenheit entquelle», noch niemals und nirgends in diesen langen Kriegsjahrcn ein Gegenstück in einem: „poor East-Prussia!" gehabt. Da hörte plötzlich die Menschlichkeit auf. Es handelte sich ja nur um deutsche Frauen und Kinder und nicht um belgische Männer mit der Waffe in der Hand! Freilich, auch sonst muß Belgien feit Jahr und Tag den Krieg am eigenen Leibe spüren. Aber müssen das nicht alle anderen großen und kleinen Staaken auch in diesen: Völkerringen? Sind nicht auch die Unbeteiligten, sind nicht etwa Länder wie Holland und Schweden, die sich nach Kräften bemühen, neutral zu bleiben, trotzdem schwere» Ent behrungen unterworfen? Sie müssen sehen, wie sie aus eigener Kraft durchkommen! Für Belgien aber geht seit Kriegsbeginu der Klingelbeutel rund um de» Lrdball! Onkel Tom schickt sei» Getreide an die Daheimgebliebenen, John Bull öffnet den Geflohenen gastfreundlich sein Eiland, die anderen Mit glieder des Entente Rattenkönigs spenden bei jeder Gelegen heil schöne und tröstende Worte. Ein besonderer Freund aber ist für Belgien m diesen Kriegsjahren, so widerspruchs voll es klingt, sein Feind, der Herr im Lande, der Deuisch«, der mit fester Hand die Tünche der Pariser Lügenkultur abwischt, die darunter verborgenen Kräfte bodenständiger Eigenart freilegt, das Vlamentum vom welschen Druck erlöst, der Deutsche, der Eisenbahnen baut, die Fabriken wieder in Gang setzt, Handel und Wandel zu beleben sucht. So wird Belgien bei Friedensschluß vollkommen gerüstet zum Wiederaufbau seines Wirtschaftslebens dastehn, und das ganz besonders durch einen unermeßlichen Vorteil, den es vor sämtlichen anderen kriegführenden Völkern Europas ohne Ausnahme voraus hat: Es hat in diesen Jahren des Todes seine Jungmannschaft geschont. Wer je im Krieg Belgien bereiste, erinnert sich der massenhaften jungen Müßiggänger, die überall, die Hände in den Hosentaschen, auf den Straßen herumbummelten, das hastende Auto umlagerten, in den Kneipen faulenzten. Sir können es Deutschland danken, daß es sie im Lauf des Krieges zur Arbeit führte, ihnen ein besseres Beispiel gab, als ihre eigenen höheren Stände im Frieden, deren Sinnes- richtung über Geldverdienen, Essen, Trinken, Modeputz und das „ou est la femme?" nicht hinauskam. Statt dieser rein materialistischen, öde» und flachen Weltauffassung dem jungen Belgier einmal Pflichtgefühl, Ordnung und Zucht, Nirzum den kategorischen Imperativ, in die Knochen gebracht zu haben, ist eine Wohltat, die er uns genau so wenig danken wird, wie sonst ein Mensch, die aber trotzdem bestehen bleibt. Vor allem aber: diese jungen Belgier leben! Leben inmitten des großen Sterbens der anderen 'ringsum! Gewiß forderte der Anfang des Krieges auch von Belgien Blutopfcr. Ein Bruchteil seiner Wehrfähigen steht noch jetzt gegen uns im Feld. Aber er steht Gewehr bei Fuß hinter seinem nur ein paar Dutzend Kilometer breiten Frontstrich am Meer. Zur Schlachtbank hat England, das doch sonst wahrlich mit dem Blut seiner weißen und farbigen Heloten nicht' ängstlich umgeht, die Belgier) seit langem nicht mehr zu treiben gewagt! Außer zahlreich/» Ueberläusern hört und sieht man von ihnen wenig. Es ist ein schlafendes Heer. Die Hauptmasse der jungen Belgier aber ist daheim. Muß es sein, angesichts der strengen Strafen, die das deutsche Kriegsgericht über jeden Wehrpflichtigen verhängt, der sich zum Feind durchzuschlagen versucht. Deutschland, das selbst im Kamps ums Dasein seine blühende Jugend, seine Acht zehnjährigen, in die Front stellt, erspart den belgischen Müt tern die Sorge um ihre Söhne, indem es diese zwingt, zu Hause und fern vom Schuß zu bleiben. Kein Gebet aus bangem Herzen braucht sür sie emporzusteigen, keine Hände sich sm stillen Kämmerlein zu falten. Belgien hat seine Kinder! Unsere heiligste Pflicht und Aufgabe in Deutschland wird es im künftigen Frieden sein, für die Witwen und Waisen der Gebliebenen zu sorgen, de» Kriegsversehrte» das Leben zu erleichtern. Jeder gesunde Mann wird dann für einen gefallenen Mann und für einen kriegsbeschädigten Mann Mitarbeiten müssen. Line ehrenvolle, aber schwere Last ruhl da, wie eine Schuld an erster Stelle, auf dem Bau unseres neue» Wirtschaftslebens. Ein halbes Jahrhundert und mehr wird verstreich », bis der letzte Veteran zum letzten Male seine» Ehrensold empfängt kmd die letzte .Kriegswitwe die Augen schließt. Wie uns, wird es allen Teilnehmern am Weltkrieg in Europa gehen, unseren ^Verbündeten und un seren Feinden. Stur einer der Mitkämpfer wird zum grüßten Teile von der Bürde dieser Pflicht befreit fein: Belgien. Sei» Finanzminister braucht sich nicht den Kopf über Gesetz entwürfe zur Deckung solcher Lasten zu zerbrechen. Diesen Vorsprung an miiiderem Steuerdruck hat Belgien im künf tigen Wirtschaftskampf des Friedens von vornherein vor all seinen Nachbarn und Nebenbuhlern voraus! Das sagt genug für ein so reiches und kaufmännisch so rühriges Land- Und was Belgien auf der eine» Seite an Geld spart, gewinnt es auf der anderen Seite an Hände», an Köpfen und Arbeitskräften, von den geistigen bis zum gröbsten, mehr! Belgiens Menschcnvorrat wurde im Krieg geschont, und die lebendige Kraft eines Volkes besteht in seinen Menschen! In Belgien werden nach dem Krieg wenig Witwenschleier wehen, wenig künstliche Gliedmaßen nötig sein, werden Waisen richter und Vormund wenig Kriegswaise» zu betreuen haben! Belgien wird, in dieser Hinsicht, beinahe in derselben glück lichen Lage sein wie die Neutralen. „Poor Belgium" . . . Belgien ist zu bedauern wie jeder Staat, der den Pakt mit dem Bösen abschloß und seine Seele England verschrieb. Aber mehr zu bedauern als die vielen andere» Opser Albions ist es nicht. Gemessen etwa an dem Schicksal des männerlecren Serbiens, ist sein Los noch glimpflich genug. Wird es im Frieden noch mehr sein. Darum muß aas durch die -ganze Welt gehende Schlagwort von dem „armen Belgien" einmal aus das zurückgeführt werben, was es ist: ein Kriegsmittel Englands um bei den Völkern unklare Sentimentalität an die Stelle gerechtrst Wirklichkeitssinüs zu setzest.