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62. Jahrgang» Sonnabmd, dm 11. Juli 1896 Nr. 78 Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. MI, -chq-m,., MN I..». °°° »«.M-qich-Mtch-- Inserate, welch« bet d« bedentenden Auflage de- BlatteS eine sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten, und neues Leben blüht aus den Ruinen. So stürzten im 30jährigen Kriege die festen Mauern unserer Stadt. Die Bürgerwehr, aus der sich die Schützengilde herausgebildet Hal, war auf wenig lieber- lebende zusammengeschmolzen. Zwar langsam, aber stetig erholte sie sich wieder, und friedliche Zeiten, sowie eine gänzliche Umänderung in der Art der Landes- vertheidigung wiesen auch der Schützengesellschast ein etwas verändertes Lebensziel an. An ihrer festen KönigStreue und Vaterlandsliebe hat keine Zeit etwas ändern können. Freilich dem Schutze unserer Mauern dient sie jetzt nicht mehr, aber sie giebt dem Soldaten nach seiner Dienstzeit Gelegenheit, sich die Sicherheit des Auges und die Ruhe der Hand zu wahren, auch ist sie als Hort des Lokalpatriotismus in unsrer be weglichen Zeit der Freizügigkeit nicht gering zu schätzen. Sind nicht auch die Veranstaltungen der Schützenfeste, des Haupt-, Vogel- und Scheibenschießens ein Aus fluß dieser Anhänglichkeit an unsrer Stadt? Fragt herum, was sich der und jener bei den Vorbereitungen zu solchen Festen an Zett, Mühe und Geld kosten läßt, und das alles, der gesammten Bewohnerschaft ein Vergnügen und durch Zuzug von Fremden den Ge schäftsleuten Einnahmen zu verschaffen. Gewiß ein löblicher Zweck, der der allseitigen Unterstützung werth ist. Auch für das diesjährige Vogelschießen, das am 12., 13. und 14. d. Mts. stattfindet, sind die Vor bereitungen flott im Gange und bald beendet. Die Plätze für die Buden verschiedenster Art sind vergeben. Daß das Schützenzelt, gepachtet von Herrn Göll, einen anderen Platz einnehmen mußte, ist schon berichtet. ! In demselben findet zum ersten Male Concert und Zauber-Vorstellung der bestrenommirrten Künstler statt. Dafür hat da« Hickmann'sche NestaurationSlokal den früheren Stand des Zeltes eingenommen und wird Heuer von den Herren O. Lotze und R. Stenzel be- wirthschaftet werden. Die neugemalte Schützenhalle, j bewirthschaftet von Herrn Stephan, sowie der Linden garten des Herrn Seelig, bieten gleich jenen Schank stätten angenehmen Aufenthalt. Ueber den Festzug am Montag herrscht noch tiefes Geheimniß, um so größer wird gewiß die Ueberraschung sein. An dem selben Tage ist auch eine Luftballonfahrt mit Insassen beabsichtigt, wie am Abend der Festplatz wiederum feenhaft beleuchtet werden wird. Für das Abbrennen eines Feuerwerks am Dinstag ist Herr Heller in Dresden gewonnen worden, und verspricht dasselbe recht hübsch zu werden. Nun gut Welter und fröhliche Laune MM Feste! — Wir weisen an dieser Stelle noch darauf hin, daß nächsten Sonntag das Jahres fest des Zweig- > Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung für Dippol diswalde und Umgegend in Possendorf stattfinden soll. Der Festgottesdienst, in welchem Herr Dom- diakonus Hanttzsch in Freiberg die Predigt halten wird, j beginnt um 2 Uhr und die Versammlung im Saale des dortigen Gasthofs um 4 Uhr. Möchten alle Freunde der Gustav - Adolf - Stiftung und überhaupt alle, die treu zu unserem evangelischen Glauben stehen, an dieser >Festfeter regen Antheil nehmen. — Die am Sonntage von unseren Turnern unter nommene Turnfahrt halte als Ziel den BorSberg bei Wllnitz und den Zweck, dort mit den Vereinen des ganzen Mtttelelbe-Gaue« zusammenzutreffen, der aller zwei Jahre eine solche Sauturnfahrt nach diesem Orte veranstaltet. Die diesjährige war allerdings vom Wetter wenig begünstigt und daher auch nicht so stark besucht als sonst. Immerhin kamen sie herbeigeströmt I aus der Meißner und Großenhainer Gegend, aus den I Die „Weißeritz -Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- l findenden Verkündigung der Sieger ergaben sich folgende I beste Leistungen: Weitsprung 5,50 m, Stabhochsprung I 2,60 m und ein sechzehnmaliges Stemmen mit der I 75 Psd. schweren Hantel. — Am Donnerstag Nachmittag gegen 3 Uhr wollte I ein in der Wohnung allein gelassener Knabe für sein kleines Geschwister Milch wärmen, warf wahrscheinlich I das noch brennende Streichholz weg und entzündete sich dadurch ein Sack mit Brennmaterial. Der sich entwickelnde Rauch machte die Nachbarn aufmerksam, die alsbald jede Gefahr beseitigten. Bei der Be schaffenheit des Hauses, Ecke der Nikolai- und Alten berger Straße, wäre ein größeres Schadenfeuer nicht ausgeschloffen gewesen. Dresden. König Albert von Sachsen begeht an diesem Sonnabend, den 11. Juli, einen bedeutsamen militärischen Jubiläumstag. Denn am 11. Juli 1871, dem Tage des Einzuges der aus Frank reich heimgekehrten sächsischen Truppen in Dresden, wurde der damalige Kronprinz Albert, der ruhm gekrönte Führer, zunächst des 12. Armeekorps und dann der MaaS-Armee, von Kaiser Wilhelm I. zum General- Feldmarschall ernannt, welchen hohen militärischen Rang Sachsens Herrscher nunmehr 25 Jahre bekleidet. ? Nicht nur das Sachsenvolk selbst, sondern gewiß auch das gesammte übrige Deutschland bringt dem hoch fürstlichen Feldherrn zu seinem jüngsten militärischen Ehrentage, der nochmals die Erinnerung an Deutsch lands große Zeit weckt, die herzlichsten Glückwünsche dar. — Nächsten Sonntag wird im Auftrage des Kaisers in Schloß Pillnitz ein hoher Offizier einlreffen, um dem Könige anläßlich seiner vor 25 Jahren erfolgten Ernennung zum General-Feldmarschall ein kaiserliches I Glückwunschschreiben zu überreichen. Annaberg. Am vergangenen Mittwoch hat im ! benachbarten Milden«» die 20jährtge Anna Meyer I ihren ein Jahr jüngeren Bruder im Stalle des eiter- I lichen Gehöftes mit der Düngergabel dermaßen ins! rechte Auge gestochen, daß der BedauernSwerthe an I der erhaltenen Verletzung einige Tage darauf ver- I storben ist. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) zukommen und die Rechte der Agnaten des Fürsten hauses gegenüber den Abmachungen ausdrücklich gewahrt. Danzig. Der Staatskommissar für Gesundheits pflege im Weichselgebiet giebt bekannt: Die eingehende Untersuchung der von vr. Ltckfett eingesandten Kultur im Institut für Infektionskrankheiten in Berlin hat I ergeben, daß die bei Frau Drechsler Hierselbst ge- ! fundenen Bakterien keine Cholerabakterten find, asia- I tische Cholera mithin nicht vorliegt. Memel. Zwei russische Grenzsoldaten, die einen I bei Russisch - Krottingen die Grenze pasfirenden Schmuggler verfolgten, wurden, da sie bei Bajohren I preußisches Gebiet betreten hatten, von Steuerbeamten I und einem Gendarmen verhaftet und ins hiesige Ge- richtsgefängniß eingeliefert. Auf die entsprechende Anzeige bei den russischen Behörden traf sofort ein russischer Oberst zu Verhandlungen hier ein. Württemberg. Eine Benzinexplosion in dem ! Keller eines Hauses der Calwerstraße in Stuttgart I am 8. Juli demolirte einen Korbwaarenladen, zer trümmerte die Schaufenster desselben und warf die Hausthüre auf das Geleis der Straßenbahn. Ein I Dienstmädchen und ein Knabe erlitten tödtliche Ver- I letzungen. Der Besitzer und seine Frau, sowie ein I Knabe erlitten gleichfalls bedeutende Brandwunden. I Ein eben vorübergehender Herr wurde zu Boden ge- I schleudert, blieb aber unverletzt. Die Feuerwehr be- I festigte die Hauplgefahr nach einstündiger Arbeit. - I Oesterreich-Ungarn. Die allgemeinen Neuwahlen I zum österreichischen ReichSrathe sollten nach einer Mel- l düng der „Neuen Fr. Pr." schon im kommenden I September nach vorhergegangener Auflösung des alten I Retchsrathes stattfinden. Das halbamtliche Wiener „Fremdenblatt" bezeichnet jedoch diese Nachricht als vollständig unbegründet, vermuthlich hat daS Mini sterium Badent in der Frage der allgemeinen Parla mentsneuwahlen noch keine endgiltigen Beschlüsse gefaßt. — In Lemberg wurde am Dienstag der stark be suchte galizische Katholikentag eröffnet; die Versamm lung beschloß am genannten Tage die Absendung von Huldigungsdepeschen an den Kaiser und den Papst. Vielleicht verbirgt sich hinter dem Lemberger Katholiken tag nur eine „nationale" Demonstration der öster reichischen Polen. — In Oesterreich macht die Bildung einer deutschfortschrittlichen Partei rasche Fortschritte. In Wien wie in Brünn hielten die Vertrauensmänner der deutschen Vereine Versammlungen ab, in dem das Programm der Partei festgestellt wurde. Dasselbe verlangt für die Deutschen die gebührende Stellung, bekämpft die drohende Wiederaufrtchtung der kirchlichen Herrschaft, fordert eine umfassende wirthschaftliche Reform und kündigt den entschiedenen Kamps gegen I die Regierung an, falls diese die aufgestellten Forde- I rungen ablehnt. I Ungarn. Bei einer in der Gemeinde Groß- l Pulltndorf bei Oedenburg am Dienstag ausgebrochenen I Feuersbrunst verbrannten 15 Häuser und ebensoviel I Nebengebäude. Drei Menschen kamen in den Flammen I um. Zwei Frauen, welche aus den Flammen gerettet I wurden, starben an den erlittenen Brandwunden. Italien. In Parma kam es zu heftigen Kämpfen i zwischen de- Polizei und den Bürgern. Erstere hatte i einen Barbier verhaftet. Die Menge wollte ihn be- I freien; im Handgemenge gab ein Polizist einen Re- volverschuß ab, der den Barbier tödtele. Darauf flüchtete die Polizei in eine Kaserne. Die Menge griff diese an und zertrümmerte alle Fenster. Die Polizei feuerte aus die Menge und verwundete Viele, In dem Augenblick, al- das Thor erbrochen wurde, erschienen Soldaten und trieben daS Volk mit Ba jonetten in die Flucht. Später zog die Menge mit dem Leichnam des BorbierS durch die Stadt und schrie: „Lod Ker Polini!" Erst als bekannt wurde. Tagesgeschichte. Berlin. Nachdem, wie gemeldet wurde, auch die I neue Grundbuchordnung im Entwurf vollendet sei, I wird im Reichsjustizamt nur noch die Beendigung der I Arbeiten an dem Gesetzentwurf über die freiwilige I Gerichtsbarkeit nöthig sein, um alle die Gesetze l vorbereitet zu haben, die nach dem Einführungsgesetz I zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit diesem zugleich in ! Kraft treten sollen. I — In Danzig hat ein schlimmer Gast seine I Visitenkarte abgegeben, die Cholera. Bei der vor ! einigen Tagen ins Danziger Stadtlazareth etngebrachten I erkrankten Wittwe Drectsler ist amtlich Lkolora i asiatiou auf Grund des bacteriologtschen Befundes als I Krankheitsursache festgestellt worden. Die Kranke be findet sich jedoch schon wieder auf dem Wege der Besserung, auch ist bis jetzt kein weiterer Cholerafall in Danzig vorgekommen, so daß es hoffentlich bei diesem Fall, über dessen Vorgeschichte übrigens noch ! nichts bekannt ist, verbleibt. Sachsen-Weimar. Während der letzten Tagung des weimarischen Landtages ist ein Gesetzentwurf an- i genommen worden, der eine anderweitige Feststellung I der Ctoilliste des Großherzogs von Sachsen-Weimar- I Eisenach je nach den wechselnden Erträgen der Staats- I domänen zum Gegenstand hat und am 1. Januar I r ' —I ^899 in Kraft treten soll. Da einzelne Bestimmungen . b« Wetßentz und Müglitz u. s. w. Nach j der Vorlage vom Lnndtage geändert worden sind, so dem Eintreffen fanden zunächst allgemeine Spiels statt I hat die Regierung die Verabschiedung des ganzen Ge- an W,«zürnen in nur volkSthüm- setz-S in Frage gestellt. Jetzt hat jedoch der Groß- Leider wurde dasselbe einigemal Herzog das Gesetz sanklionitt, sich indessen Vorbehalten, durch Güsse unterbrochen. Bei der um 6 Uhr statt- i jederzeit aus die ursprünglichen Präpositionen zurück- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche AmtshMptm-imschaft, das Königliche Amtsgericht und den Ktadlrath zu Dippoldiswalde