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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. U/» LHS' Erscheint stdniWochmraaNachmUtagsKUvrsür den s —. 43^Jahrgang^ _ , ! Inserate werden bis Bormittag N Uhr angenom- «^0 »DO» andern Tag. Preis vierieljährlich 2 Mart 2d Pfg DUNNekHtaN. UkN 12. """ und betrügt der Preis sür die aespailene Zeil« ZO-FU» VI- w z»oeimonaliichIM.ü0Ps.undcinMsnat!ich75Ps j oder deren Ranw IS P,a Oesfentliche Ladung. 1. Friedrich Emil Berthold, geboren am 19. Oktober 1866 in Berthelsdorf, zuletzt in Hainichen aufhältlich, 2. ElemevS Bernhard Wald, Walkgchülfe, geboren am 22. Februar 1866 zu Crumbach, zuletzt in Falkenau aufhältlich, 3. Friedrich Adolph ENGNma««, Weber, geboren am 22. März 1866 zu Hainichen, zuletzt daselbst aufhältlich, 4. «pftav Adolph Hunger, Weber, geboren am 22. April 1866 zu Hainichen, zuletzt ! daselbst aufhältlich, , 5. Angnft Bernhard Hvvf, Kaufmann, geboren am 15. April 1866 in Hainichen, zu letzt daselbst aufhältlich, 6. Lonis Mchor» Hachenberger, geboren am 12. Mai 1866 in Hainichen, zuletzt da selbst aufhältlich, 7. U«t0N Emil Hälsig, geboren am 26. Oktober 1866 in Hainichen, zuletzt daselbst aufhältlich, 8. Fran» Lants Raumann, Handarbeiter, geboren am 21. Mai 1866 in Hainichen, zuletzt daselbst aufhältlich, s. Bustad Adolph Sehm, Bäcker, geboren am 18. Oktober 1866 in Hainichen, zuletzt daselbst aufhältlich, 10. Friedrich Gustav Ulbricht, geboren am 3. Februar 1866 zu Hainichen, zuletzt da selbst aufhältlich, . 11. Friedrich Ludwig Hecker, Hausdiener, geboren am 9. Dezember 1866 in Ottendorf, zuletzt in Hainichen aufhältlich, 12. OSear Hugo Maier, geboren am 24. Oktober 1866 in Ottendorf, zuletzt in Schlegel aufhältlich, 13. Karl Anton Leutert, Oekonom, geboren am 13. März 1866 zu Etzdorf, zuletzt in Wolssthal aufhältlich, 14. Louis Arno Ulbricht, geboren am 30. März 1866 in Gleisberg, zuletzt daselbst aufhältlich, 15. Ernst Otto Richter, geboren nm 8. November 1866 in Langenstriegis, dessen letzter Aufenthalt im Deutschen Reiche nicht hat ermittelt werden können, 16. Eugenius Max Arnhold, geboren am 28. Januar 1866 zu Mahlitzsch, dessen letzter Aufenthalt im Deutschen Reiche unermittelt geblieben, 17. Ernst Richard Leubner, geboren am 3. August 1866 in Gertitzsch, zuletzt in Gers dorf bei Roßwein aufhältlich, 18. Friedrich Paul Auerbach, Fleischer, geboren am 18. April 1865 in Hainichen, zu letzt daselbst aufhältlich, 19. Heinrich Otto Weber, geboren am 28. Oktober 1866 in Reinsberg, zuletzt in Roß wein aufhältlich, 20. Earl Alexander Klein, geboren am 8. Dezember 1865 in Döbeln, zuletzt daselbst aufhältlich, 21. Karl Gustav Fischer, geboren am 20. Januar 1867 in Hausdorf, zuletzt in Groß woltersdorf aufhältlich, 22. Hermann Oswald Ringler» geboren am 1. Mai 1866 zu Marbach, zuletzt daselbst aufhältlich, werden beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst deS stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß daS Bundes gebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen § 140 Abs. 1 Nr. 1 des Str.-G-Bs. Dieselben werden auf den 2». März 1891, Vormittags 9 Uhr, vor die erste Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Freiberg zur Hauptverhandluug geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §472 der Straff Prozeßordnung von den Zivilvorsitzenden der Königlichen Ersatzkommissionen zu 1. bis 18. und 20. und 22. Döbeln, zu 19. Meißen, zu 21. Flöha über die der Anklage zu Grunde liegenden Thalsachen ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden. Freiberg, den 10. November 1890. 8t. 8ed. 58 /90 III 228. Königliche Staatsanwaltschaft. 6. 8. I 134.90 dir. 1. St.-A. Bekanntmachung. Nachdem für das von der Bahnhofstrabe, dem Wernerplatz, der Berthelsdorfer» ftratze und der Ttaatseisenbahn eingeschlossene Areal von der Baupolizeibehörde ein Bebauungsplan ausgestellt worden ist, wird derselbe nebst dem dazu gehörigen Regulatip in der Zeit vom 28. Januar bis mit 24. Februar 1891 in unserem Bauamte zu Jedermanns Einsicht auslccgen. Betroffen werden die Grundstücke Parzelle Nr. 1409, 1415 bis 1426, 1435, 1435», 1436 bis 1441, 1446 bis 1451, 1452b, 1453 blS 1465, 1470, 1472 bis 1489, 1501b bis 1506, 1518, 1519» und v, 1520, 1522s, 1523 und 2684 bis 2686 des Flurbuches für hiesige Stadt. Wir machen Solches hierdurch mit der Aufforderung bekannt, etwaige Einwendunge« gegen diesen Plan oder die dazu gehörigen Bauvorschriften bei Vermeidung des Ausschlusses - bis zur Beendigung der Auslegung an Bauamtsstelle schriftlich oder mündlich unter ent- sprechender Begründung anzubringen. Freiberg, nm 24. Januar 1891. Der Stabtrath. Du». 1881, me, Bürgermeister. Wbr. Bekanntmachung. Die Vorschrift in 8 6 der hiesigen Straßcnpolizeiordnung, wonach Personen, welche gefüllte Wassergefätze tragen, Vas Betreten der Trottoirs «nv Fußwege verboten ist, wird hiermit mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Zuwiderhand lungen gegen dieselbe, welche bei dem dermalen herrschenden Froste mit großen Gefahren für die Fußgänger verbunden sind, mit strengen Ordnungsstrafe» werden geahndet werden. Freiberg, den 11. Februar 1891. Die StadtpolizeibeySrVe. Hfm Zur wirthschaftlichen Lage. Dresdner Blätter brachten dieser Tage die Mittheilung, daß in der Residenz die Bauthätigkeit während des verflossenen Jahres um etwa den dritten Theil hinter dem Ergebnisse des Jahres 1889 zurückgeblieben sei. Dabei ist in diesem Zeit raum kein Arbeiterausstand zu verzeichnen gewesen, dem man eine Beeinträchtigung der baugewerblichen Thätigkeit hätte zn- schreibcn können. Aehnliche Meldungen liegen aus zahlreichen anderen größeren Städten des Reiches vor. Ueberall klagt man, daß die Unternehmungslust zurückgcgangen sei — nicht nur auf dem Gebiete des Bauwesens: I» den meisten Zweigen des gewerblichen Lebens hat eine Unsicherheit Platz gegriffen, die einestheils die Besitzer flüssiger Kapitalien abhält, ihre Gelder gewerblichen Unternehmungen zuzusühren, und anderntheils den Industriellen den Muth nimmt zur Verfolgung weitgehen der Pläne. Will man die Börse als Barometer unserer wirthschaftlichen Lage gelten lassen, so kommen wir ebenfalls zu dem Ergebniß, daß wir nns auf abfälliger Bahn bewegen, denn wenn man die Liguidationskourfe der Börse während der letzten Wochen mit denen des gleichen Zeitraums des vergangenen Jahres vergleicht, so erblickt man überall tiefe Senkungen, wenigstens bei allen den Effekten, die mit der Industrie, dem Bergbau und internationalen Handelsunternehmungen in un mittelbarem Zusammenhang stehen. Eine Reihe heftigster Aufregungen verschiedenster Art hat die Sicherheit, mit der die Industrie zu arbeiten wünscht, erschüttert, nicht allein Nach- wehen vorausgegangener Ueberproduktion und allzu sanguinischer Preisbildungen, sondern auch allerlei Ereignisse allgemeineren Charakters, die das Vertrauen zu ruhiger und gedeihlicher Ent wickelung des gewerblichen Lebens in eine bängliche und ge drückte Stimmung verwandelt haben. Ein Blatt, welches von jeher zu der Handelswelt wie zu industriellen Kreisen in enger Fühlung gestanden hat, die „Weserzeitung", faßt sein Urtheil über die wirthschastliche Lage in die folgenden, wenig tröstlichen Sätze zusammen: „Der Unternehmer und in noch höherem Grade des Publikums hat sich das Gefühl bemächtigt, daß der Boden, auf dem man steht, nicht ganz fest ist, und die Folge w, daß letzteres sich scheut, seine Ersparungen denjenigen Instituten anzuvcrtrauen, deren Schicksal von sozialen, polnische» und namentlich handelspolitischen Faktoren stark be- owflußt wird. Heutzutage giebt es wenig Industrien, die nicht durch irgend eine Tarifmaßregel der eigenen oder einer aus- landischen Regierung plötzlich in ihren Berechnungen gekreuzt Norden könnte, die nicht der Gefahr ausgesetzt wären, von einer philanthropischen Gesetzgebung zu finanziell schädlichen Ein richtungen gezwungen oder mit neuen Lasten beschwert gegen günstiger situirte Auswärtige koukurrircn zu müssen. Dazu kommt die allen Fabriken und Bergwerken, zum Theil auch den Transportgewerben gemeinsame Gefahr der Streiks, die zwar nicht erst im Jahre 1890 zum ersten Male hervorge- tretcn ist, aber doch sich wiederum höchst drohend bemerklich gemacht und wahrlich nicht dazu beigctrageu hat, Lust und Vertrauen zu neuen Unternehmungen und zur Erweiterung bestehender Etablissements zu erwecken. Kein Wunder, wenn bedächtige Kapitalisten ihre Vorliebe den industriellen Papieren entziehen »nd den eine feste Rente gewährenden Effekten zu wenden. Die Unerquicklichkeit der Beziehungen zwischen Unter nehmern und Arbciiern war im Laufe des verflossenen Jahres dem öffentlichen Bewußtsein besonders nahe gerückt durch zwei bedeutfame Daten, an die sich große Besorgnisse knüpften. Der erste Mai, der eine Riesendemonstration des Proletariats aller Länder bringen sollte, und der erste Oktober, an dem die deutsche Sozialdemokratie aus der Polizeihaft entlassen wurde, sind zwar ruhig und harmlos vorübergcgangen, aber die Stimmung des Unbehagens verflüchtigt sich nicht so schnell, die Quelle, aus der sie floß, ist nicht verstopft worden. Auch hat das Jahr keine Eindrücke gebracht, die der Sorge und dem Gefühl der Unsicherheit entgegenwirken konnten, keinen Aufschwung auf irgend einem anderen Gebiete, keine neuen Hoffnungen und Er folge, die den Blick auf erfreulichere Seiten des Daseins ge richtet hätten. Im Gegentheil, wohin auch die leitenden Köpfe des wirthschaftlichen Lebens sich wenden mochten, überall traten ihnen ungelöste Probleme ernsthaften Antlitzes entgegen, nicht gerade medusenhaft, aber noch weniger tröstlich. Es ist kein Geheimniß, daß die kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar eine große Beunruhigung in den industriellen Kreisen hervorgerufen haben, weniger durch ihren unmittelbaren Inhalt als durch die Aussicht, die sie eröffneten, eine Aussicht, die wohl die Richtung, nicht aber die Folgen einer „arbeiterfreundlichen", muthmaßlich also die Produktionsbedingungen abermals er schwerenden Stoatsintervention auf gewerblichem Gebiete er kennen ließ." Im weiteren Verlaus seiner Erörterungen zieht das frei händlerische Blati dann noch die Schutzzollpolitik des Reiches in den KreiS seiner Betrachtungen und kommt zu dem merk würdigen Schluß, daß auch ihr ein Antheil an der allgemeinen Unsicherheit gebührt. Diese Frage bildet jedoch ein Kapitel an sich in unserem wirthschaftlichen Leben, und es würde zu weit absühren, hier näher auf dieselbe cinzugehen. Noch ein anderer Umstand kommt aber in Betracht, wenn von dem Swrb n der Unternehmungslust die Rede ist: Die fortgesetzten Angriffe, die das unternehmende Kapital über sich ergehen lassen muß, können auf die Dauer nur abschreckend wirken. Es wird von mancher Seite geradezu als ein Sport betrieben, zur Auflehnung gegen das Kapital aufzureizen. Man findet in manchen Blättern — nicht allein in fozialdemolratischen — fast täglich Hetzartikel gegen die „Kohlenbarone", gegen die Rentabilität der Bergwerke re., und vielfach wird die Frage auf geworfen, „welche Maßnahmen der Staat zu treffen habe, um der Begehrlichkeit der Bergwcrksbesitzer einen Damm zu setzen", blos weil diefelben den Vergewaltigungen der Streiks gegen über durch Zusammenschluß ihr Interesse zu wahren beab sichtigen. Also ein Anrufen der Staatsgewalt gegen Kapital und Unternehmer. Kein Wunder, wenn das Gefühl der Un sicherheit in den Reihen der Industriellen wächst, da sie sich jeden Augenblick von Maßregeln bedroht sehen, die die BasiS ihres Schaffens erschüttern, ihre Berechnungen zu Schanden machen, ihre Thätigkeit einschränken und lähmen könnten. Un versehens überträgt sich solche Empfindung des Schwankens auf alle Gebiete des Verkehrs, auf den internationalen Handel, der für die Berechnung des Erträgnisses, das wegen der Kon kurrenz keine erhebliche Höhe erreicht, eine durchaus sichere Unterlage erfordert, auf die Geldmärkte und die Börsen. All diese eben angeführten Gesichtspunkte darf man in keiner Weise in Beziehung bringen mit dem hier und da bemerkbar gewordenen, auf kleinlichen egoistischen Ueberlegungen beruhen den Widerstreben einzelner — erfreulicher Weise — weniger Industrieller gegen die Einführung eines gewerblichen Arbeiter schutzes. Diese haben in dem allgemeinen sozialen Konzert nur eine kaum vernehmliche Stimme. Dagegen ist es der Haltung der Arbeiter selbst zuzuschreiben, wenn neuerdings auch im Mittelstände und bei den kleinen Leuten Bedenken über den jetzigen Kurs laut zu werden beginnen. Solche Bedenken spricht beispielsweise die freisinnige „Saale-Ztg." aus. Es heißt dort: „Wer auch immer Arbeiter beschäftigt, hat tagtäglich Gelegen heit, den Effekt der neuen Richtung in den stetig wachsenden Lohnanfprüchen und der gesteigerten Unbotmäßigkeit derselben praktisch zu beobachten. Auch wird er Gelegenheit finden, zwischen der materiellen Lage des Arbeiters und der des soge nannten Mittelstandes recht lohnende Vergleiche zu ziehen. Die heilsame Erkenntniß, daß es so ohne ernstliche Gefährdung des sozialen Gleichgewichts aus die Dauer nicht fortgehen kann, kommt dann ganz von selbst. Die logischen Verhältnisse sind theilweise geradezu auf den Kopf gestellt worden. Heutzutage sind es nicht mehr die Arbeitgeber, die sich als Herren suhlen. Wehe dem Unvorsichtigen, der unter Wahrnehmung berechtigter Interessen sich unterfängt, dem Letzten seiner Arbeiter auf die Finger zu sehen! Der wenig natürliche Druck von oben und der Gegendruck von unten haben die soziale Maschinerie ganz aus dem Geleise geschleudert." Es ist leider nicht zu leugnen.