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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeulehn und die ilmgegsuben. Ä m l 6 8 t >1 t ! für das Kömgl. Gerichtsavit Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Kettig, den 27. 3utt l866. JO. Verantwortlicher Nedaeteur und Verleger: A. Loreuz. Von dioser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt iS Ngr, und ist jedesmal vorauszubezahien. Sämmtliche KLnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Seüä erscheinen sollen, werten in Wilsdruff sowohl (in der Redactton), als auch in der Druckerei d. Bl. in Mißen bi» längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. ^te Redaktion, —- Umschau. Die Aufsichten auf den Frieden sind im Wachsen. Frankreich bat dahin vermittelt, das eine Stagige Waffenruhe eintritt, die allerdings schon Freilag, den'27,, Mittags abläuft, die aber, wie es heißt, einen Waffenstillstand von 4 Wochen Dauer uach sich ziehen wird. Während Lieser Zeit soll zwischen den Bevollmächtigten über den Frieden unterhan delt werden. Ueber die Grundzüge hat man sich schon geeinigt: Oesterreich tritt aus dem Bunde, dewilligt eine Grenzregulirung in Schlesien ohne Gebietsverminderung und zahlt die Kriegskosten, wie es heißt, 200 Mill. fl. Bon Seiten Oester reichs führen der frühere Gesandte in Berlin, Graf Karolyi und der frühere Kriegsminister Graf Degen- feld die Verhandlung, von Seiten Preußens Graf Bismarck und Graf Moltke, der Chef des General- stabeS, In Bezug auf Deutschland hätte die preu ßisch- Regierung nur ihre früheren Bedingungen wiederholt: Militärhoheit bis zum Maine, während alle Länder jenseit des Maines unter bayrische Füh rung kämen. In Sachsen müßten wir das nur bedauern, da wir die Souveränität unserß Landes zu opfern hatten und nicht einmal ein einiges Deutschland dafür bekamen. Ein in zwei Theile zerrissenes Deutschland ist vielleicht noch machtloser, als das bisherige. „Das ganze Deutschland soll eS sein!" — Am 22. Mittags stand ein Theil der Preußen in der Nähe von Prcßburg in Ungarn. 35,000 Oesterreicher wehrten dem Vordringen derselben, wurden jedoch zurückgcschlagen; und die Preußen hätten Preßburg besetzen können, wenn die Be dingungen der Waffenruhe sie nicht genöthigt hät ten, 2 Meilen zurückzugehen. — Das Elend in den böhmischen Lazarethen soll noch immer fürchterlich sein, besonders in den klei nern. Oesterreich wird von allen Seiten hart ge tadelt, daß es seine Aerzte nicht bei den Verwun deten auf dem Schiachrfelde läßt, die doch voll ständig respectirt werden würden. Die preußischen Aerzte reichen nicht zu, und so muß mancher Tapfere, der bei rechtzeitiger Hülfe am Leben zu erhalten wäre, elend umkommen. Bei Annäherung der Preußen verlassen auch sämmtliche Beamte die Ort schaften, was weniger dem Feinde, als den eignen Untcrthanen schadet. — Von Wien aus kann man allabendlich die Lagerfeuer der Preußen auf dem Schlachtfelds von Wagram sehen. Kommt der Friede nicht zu Stande, so wird wohl ein Donauübergang versucht werden, obwohl noch ein wichtiges Werk, die Floridsdorfer Schanzen, zu nehmen ist. Augenblicklich wurde ein Uebergang kaum möglich sein, da die Donau, ohne hin -in gefährlicher Strom, durch häufige Regen güsse angeschwollcn und ausgetreten ist. Die Preu ßen könnten, wenn sie doch den Uebergang forcir- ten, das Schicksal Napoleons bei Aepcrn haben, hem der Strom die Brücken wegriß, als er kaum die Hälfte seines Heeres auf der andern Seite hatte; mit genauer Noth konnte er sich nach Ungeheuern Verlusten auf eine Donauinsel retten.— So wenig Werth die Festung Königstein in großen Kriegen hat, wie sich schon 1813 zeigte, so wichtig wäre ihr Besitz doch jetzt den Preußen, da sie sowohl den Verkehr auf der Elbe, wie auf der sächsisch-böhmischen Bahn beherrscht. Wieder holt haben wir daher von Verhandlungen zwischen dem Commandanten v. Nostitz und dem preußischen Civilcommissar gehört. Jetzt wird nun berichtet, daß ein Abkommen zwischen beiden getroffen sei,