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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910907016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-07
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Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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ÄbounemenidprelA l» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich.414.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vlerteliährlich 4l 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung tu« Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. ReLarlion und Erpe-ition: ÄohannrSgassc 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge« öffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. »0—0« Filialen: Vit« Klemm« Sorttm. (Alfred Hahn), Universitätsslraße h, Laut» Lösche. Knthnrinenstr. 1«, part. und Königsplatz 7. Drnck »nd Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. InsertionspreiS ^ Morgen-Ausgabe: die 6 gespaltene Pettt« »eile 20^, Reklamen unter dem Redaction«- strich («gespalten) 50->j, vor den Familie»« Nachrichten (6 gespalten) 40-E. Abeud-AuSgab«: die Kgefpaltenr Petitzeile 40-L, Rrclamen unter dem Redactton-strich «gespalten) 1 ^1, Aamiltennachrichte» »nd Anzeigen verlorener Gegenstände <6 gespalten) 20^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrusatz nach höherem Tarif. Eptr«-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrruog 60.—, mit Postbesördernng ^l 70.—. Äauahmeschluß fir Inserate: Abead-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr- Mo rge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtag« früh S Uhr. Lei den Filialen und AunahmestrNe» A ein« halb« Stunde früher. Anserate sind stet« an di« zu richten. 25t O Montag den 7. September 1801. 85. Jahrgang, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleibe» die ExpeditionSräume der Wasserwerks-Verwaltung, Thomaskirchhof Nr. 18, Montag, dr» 14. Tcptember -. I., für den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, am 3. September 1891. Der Rath der Stadt Lei-zig. Io. 4586. Or. Georgi. Lohse. wolsnungsvermietlinng. Im städtischen Hausgrundstttck Lalzgäfjchcn Nr. 2 ist die i» der l. Etage gelegene, aus 7 Stuben, 8 Hämmern, Küche, Boden- kainmern und Kellerabthcilungen bestehende Wohnung vom 1. Oktober VS. JrS. ad gegen einhalbjährtge Süudigung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Skr. 8, enlgegengenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte AuS- kunft ertheilt wird. Leipzig, den 4. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 33A4.vr. Georgi. Wagner. Bekanntmachung. 85 25 55 »0 25 Der Prei« für den in den städtischen Gasanstalten erzeugten Kok« beträgt loco Gasanstalt 1 und loco Gasanstalt II von heute an: für den Hektoliter Steinkohlen-Großkok- 1 X 20 /H, » - » - Kleinkoks — » - » zerkleinerten Steinkohlenkoks, sogenannten Mcidinger-Koks 1 » -> « Braunkohlen-Kok- — » - - Steinkohlen-Perlkok- — » » - Steinkohlcnkoks-GruS — Preis bei Abnahme größerer Posten nach Vereinbarung. Die Marken zur Koks- und Grus-Entnahme sind gegen Baar> Zahlung, soweit die Borräthe an Kok« rc. reichen, in den Geschäfts stellen per Gasanstalten zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit des Publicnms liefert die Gas anstatt den ttoks auch frei ins Hau« Leipzig. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Sorte 15 für den Hektoliter. Die Lieferung geschieht dann in plombirte» Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder durch di« Post tu den Geschäftsstellen der Gasanstalten oder in, der Rechnung«- und Eassenverwaltnng der Gasanstalten, Rittkrstraß« Nr. 6, machen. Ferner haben wir bei Herrn Karl Kleine, Herrn Ar. Rohr'S Nachf., Sidonienstr. 5, Herren Beruh. Franz ör Eo., Südplatz 8 und Leipzig-Plagwitz, Glcisstraße^ Herrn Herrn Karl Käpptl, Ranstädter'Steinweg 25, W Helbig, Davidstraße 3, Albert Thteme, Eutritzsch» Straß» 19, A. A. Wünthcr, Davidsttaße 8, Herd. Graba», Taucha» Straße 25,' Nobcrt Nöstner, Gustav Adolphstraßr 45, Ar Elbnurbusch, Windmühlenweg, Fritz Bärwolf, Leipzig-Plagwitz, Nonnenstr. 17, Rudolph Heinrich Nachf., Leipzig-Plagwitz, Glcisstraße, Louis Säcke, Leipzig-Connewitz, Hermannstraße 20, ein'Lag» der sämmtlichen Kokssorten errichten lassen und kann die Entnahme zn den obcnbezeichnetrn Preisen auch an diesen Stellen geschehen, an welche» der Koks ebcufall» in ploutbirtr» Säcken gehalten wird Leipzig, am 1. September 1891. Des Raths Deputation zu den Gasanstalten. Herrn Herrn Herrn Herr» Herrn Herrn Herrn Herrn Herrn Herrn I. G. Stetnborn, Heitzer Straße 17, A. Tamm, Peterssteinweg 2l, Bibliothek der Handelskammer. Wegen vorzunehmender Musterung und Neuordnung der Bibliothek sind alle ausaeliehencn Bücher bis spätestens Sonnabend, den IS. September, an die Bibliothek zurückzugeben oder behufs Erneuerung deS Entleihschein»« vorzuzeige». Vom 14. bi« zum 28. September werden kein« Bücher ausgclieben. Leipzig, den 28. August 189l. Kanzlei der Handelskammer. Bekanntmachung. Da« hiesige Schießhaus, welches zwei Säle »nd eine große Zahl sonstiger, zur Ausübung der Schankwirthschast geeigneter Räume enthält, auch seit langen Jahre» zu dem gedachten Zwecke benutzt worden ist, soll vom I. Mai >892 oder auch schon von einem früheren Termine ab, auf 6 Jahre anderweit verpachtet werden. Die Pachtbedinguiigcn können in hiesiger Rathscrpcdition ein gesehen, auch gegen Bezahlung der Schrewlöhne abschriftlich von Lies» Expedition bezogen werden. Gebot« sind schriitlich bi- zum SV. September 18-1 anher abzugeben. Borna, am 29. August 1891. Der Stadtrath. I. B.: Stopfkuchen, Stadtr. Der türkische Ministerwechsel. * Der Minister-Wechsel in der Türkei erregt doch mehr Aussehen, als man ursprünglich zugestehen wollte. Man will zwar denselben auf gewisse Vorgänge im UiLiz-KioSk zurücksübren, allein diese Vorgänge können wohl selbst in der Türkei ein Ministerium nicht stürzen. Am vorveraangcnen Sonnabend ging während eine- heftigen Regen- und Sturmes das GaS im Palast aus. Der dadurch erweckte Argwohn des Sultans wurde erhöht, als am Montag während der Feier des Jahrestages der Thronbesteigung einige Fruer.verkSkörpcr explodirten. Die» war zn viel für den nervösen Herrscher, lieberzeugt, daß ein Anschlag aus seine Person beabsichtigt sei, setzte er den Großmeister der Artillerie, der für die GaS- einrichtungen im Palaste verantwortlich ist, ab und ließ sieben Personen, drei Armenier und vier Muselmänner, darunter den unglücklichen Feuerwerker, verkästen. — Mit diesem Vor fall bringt man den Ministerwechsel in Verbindung. Allein Glauben findet diese LeSart nicht. Man muß nur beobachten, wie sebr die Pariser Blätter über den Sturz des GroßvezierS Kiamil erfreut sind. AuS Rußland liegen noch keine Nachrichten vor. In Paris ist man geradezu der Uebrr- zeugung, daß die Anziehungskraft de- neuen Zweibunbe« der artig stark sei, daß nur wenige Staaten ihm auf die Dauer würden widerstehen können. Jn«besondere rechnet man daraus, daß auch andere Orientstaaten unter dem Eindruck der an- redliche» türtitch«, Wandlung völlig io da« francv-rnsfisch« Fahrwasser übergehen werden. Durch Entlassung KianiisiS, o folgert man in Paris, sei übrigens England mindestens ebenso geschädigt wie der Dreibund. England könne daraus ersehen, daß es ohne festländischen Verbündeten seinen Einfluß in Europa nicht aufrecht halten könne. ES habe sich zwischen >wei Stühle gesetzt und werde bald erkennen müssen, daß die Politik der freien Hand nicht immer durchführbar sei. Mit der letzteren Ansicht dürften allerdings die Franzosen nicht so unrecht haben. UebrigcnS betrachten österreichische Blätter, vor Allem die „Neue Freie Presse", die Wendung in Konstantinopel mit mißtrauischen Augen und sehen darin ein bedeutsames politisches Moment. Das genannte Blatt führt ans, daß eö ja möglich sei, daß der Sultan aus Aergcr über die Räuberplage Kiamil den Abschied gegeben habe. Es widerspreche aber dieser Annahme, daß gerade die Gouverneure der beiden Räubcrfirovilizcil Brussa und Salonichi, Mahmud Pascha und Galib Pascha, in das neue Ministerium berufen seien. Auch daß Sir William White, der englische Botschafter, nicht empfangen worden ist, wird der Uebellaune des-Sultans gegen Kiamil, den Freund Englands, zugeschrieben. Eine wciicrc Meldung, daß Herr von Radowitz dem Sultan gegenüber sich in Angelegenheit des Räuberunwesens scharf ausgesprochen und deshalb eine Abneigung des Sultans gegen Teutschland herbeigcführt haben soll, wird durch den Empfang de» genannten Diplomaten am Sonnabend hinfällig. Von einer letzten Ansicht wollen wir noch Notiz nehmen, daß nämlich Djcvad Pascha nur als Platzhaller hier eine bedeutendere Persönlichkeit sei. Was nun die Persönlichkeiten deS neuen Ministeriums anbclrifst, so verlautet über sie Folgendes: „Ter »cue Groß- wessicr Djcvad Pascha, ein Manu von 45—50 Jahren, ist General und war in jüngeren Jahren Militair-AltachH an verschiedenen europäischen Höfen. Später war Djcvad Gesandter in Eettinje und zuletzt, nach Abberufung Echakir Paschas, Gouverneur von Kreta. In dieser Stellung hat Djcvad durch seine Thäligkeit sich vcrmulhlich den Anspruch aus das Großwesncrath erworben. Ebenso wie Tjevad hat auch der neue Minister des Innern, Rifaat Pascha» zuletzt Gouverneur von Smyrna, den Ruf eines tüchtigen, energischen ManneS. Er gilt in der Türkei gewissermaßen als Specialilät in der Ausrottung deSRäubcrunwcscus und har sich m dieser Beziehung im Vüajct von Monastir großcPcrdicnste er» worben.GalibPascha,derEvkas-Minislcr,warschcn wiederholt Mitglied des CabinetS und gilt als Autorität in Fragen der inneren Verwaltung. Er ist ein Mann von etwa 60 Jahren und war bisher Gouverneur von Salonichi, in welcher Eigen schaft er in der Afsaire Sollini erst ganz kürzlich mir Räubern zu tbu» hatte. Ter neue Minister des Unterrichts, Zuhdi Pascha, ei» Mann von 55—60 Jahre», ist auch i» Europa als hervorragende Finanzcapacität bekannt, da er häufig genug über verschiedene finanzielle Fragen mit hervorragenden Fachleuten des OccidentS zu verhandeln und Streitigkeiten zu schlichten hatte, wobei er fich als sehr tüchtiger Unterhändler erwies. Warum gerade die hervorragendste finaiizicüeAlitoruär der Türkei zum Uiitcrrichtüminister ernannt wurde, ist nicht erfindlich. Der Arbcitsminister Mahmud Pascha und b:. herige Gouverneur von Brussa war ehemals Finanzminislcr und Mitglied deS StaatSralhes. Von dem neuen Kriegs minister Riza Pascha, der bis jetzt Mililairccmmandaul von Mdiz-KioSk war, ist nur bclannt, daß er einer der jüngeren Generale der Armee und ebenfalls ein tüchtiger, energischer Soldat ist. Ter Schcikh-ül-Islam Tjcmcl Eddin Efendi ist rin Ulema. Seine Berufung erklärt sich wohl aus der Gepflogenheit, daß bei jedem Wechsel im Gros; wessierrath auch ein solcher aus dem Posten deS Schcikh-ül Islam stattzufinden pflegt. Leipzig, 7. September. * Vom diesjährigen Deutschen Katholikentage, der hinter dem Nimbus seiner Vorgänger gar sehr zuriickblicb, ist vielleicht das BemerkcnSwcrldeste die Schlußrede, welche Graf Ballestrem über das Eentrum gehalten hat. Sic enthält gewissermaßen eine Ucdersicht der Forderungen, welche unsere Ultramontanen noch stellen zu dürfen glauben, bevor sie den Frieden zwischen Staat und Kirche als hcrgcstclll an erkennen. In erster Linie erscheint unter diesen Forderungen die Aufhebung deS Iesuitenge sctzcS. Graf Ballestrem bat de» diesbezüglichen Gesetzentwurf als das Vermächtnis! Windlhorst'ö und sich selbst als den Testamentsvoll strecker bezeichnet. Soll das heißen, daß er den Gesetz entwurf alsbald beim Wicderzusammcntritt deS Reichs tags zur Verhandlung bringe», wird'? Einstweilen war derselbe thatsächlich in Vergcstenbcit gerathen — aller dings einer der wunderlichste» Vorgänge, die man auf parla mentarischem Gebiete je gesehen Hai! Der Lärm, mit welchem man im vorigen Jahre auf dem Eoblenzer Katholikentage die Jcsuitcnsrage in Scene gesetzt, hatte eine hochgradige Er regung durch ganz Deutschland zur Folge gehabt. Monate lang war der Reichstag mit Petitionen für und gegen die Zurückbcrufung der Jesuiten in einem unerhörten Maße überschwemmt worden. Und unmittelbar als der Reichstag nach Ablauf der Vertagung wieder rusamnien- getreten war, am 3. Dccember 1890, brachte Windthorst an der Spitze des EentruinS den Antrag auf Aufhebung des JesuitengcsetzcS ein. Allgemein war man der Ansicht, daß spätestens gleich nach Weihnachten die Cache, welche die protestantische Bevölkerung vielleicht noch mehr als die katho lische erregt Halle, zur Verhandlung im Reichstage gelangen werde. Statt dessen ward eS stiller und stiller von ^hr. und noch vor Windthorst S Tode dachte kaum noch Jemand an sie. Man würde sebr irren, wollte man in dieser auf fallenden Taktik deS EentrumS die Scheu vor einem Kampfe erblicken, von dem man wußte, daß er erfolglos sein würde. Eine Niederlage aus diesem Gebiete wurde dem Ansehen des EentrumS nichts geschadet haben; sind doch seine bedeutsamsten Demonstrationen, parlamentarisch be trachtet, fast immer mit derartigen Niederlagen verknüpft ge wesen. Nein, eben weil man keine bloße Demonstration, weil man in Wirklichkeit die Aufhebung deS JesuitengesctzeS er reichen wollte, ließ man den Antrag Windthorst einstweilen nicht zur Verhandlung kommen. Man begnügte sich, bei Zeiten den Kaufpreis formulirt zu haben, den da» Centrum im geeigneten Augenblicke für eine große Leistung fordern könnte. Glnnöl Graf Ballestrem diesen Augenblick demnächst gekommen? Wenn nicht, so wird er weiter abwarten. ES ist aber gut, aus seine Ankündigung ausmerksam zu macken. * Prinz Albreckt von Preußen ist am Sonnabend Abend 7>/z Uhr in Danzig cingelrossen und am Bahnhöfe von dem Eoinmandircnden des XVIl. Armee-Corps Gcncral- Lieutcnaiit Lentzc und den Oberpräsidcnicn I4r. von Goßlcr, sowie den Spitzen der Militair- und Ewilbehörden rinpsaiigen worden. Der Prinz nahm sein Absteigequartier bei dem Lbcrpräsidenten I)r. von Goßlcr und folgte später einer Einladung des commandirende» Generals, GcneraUicutcnant Lentze, zum Diner. * ES steht jetzt fest, so äußert sich die „Kölnische Zeitung", daß zur Zeit in Deutschland viel mehr Roggen lagert, als bis zur Beendigung der nächstjährigen Ernte verbraucht werden kann. Wie sich herausslellt, war die vorläufige Ernte- bcrcchming, die der Reichs-Anzeiger brachte (82 Procent einer Mittclernte) nicht nur nickt zn günstig, sondern blieb hinter der Wirklichkeit zurück, da die Körnung weit besser ausgefallen war, als man erwartet hatte. Deutsch land hätte sonach, um seinen Bedarf zu decken, einer Einfuhr von fremdem Roggen gar nicht bedurft, und der latente Ucbcrsckuß der Borräthe über den Be darf ist größer als im Durchschnitt der Jahre. Da nun neben einer guten deutschen Weizencrntc Amerika wahrhafte Nicsenmasscn von Weizen geerntet hat, so ist selten eine so reichliche Versorgung Europas mit Brodsrucht mög lich gewesen wie in diesem Jahre. Wen» trotzdem die Preise einstweilen auf derselbe» Höhe gehalten werden, so trägt daran Niemand Schuld als die Leute, welche falschen Lärm gemacht haben, und diejenigen, welche im Vertrauen auf die Richtigkeit oder doch die Wirksamkeit desselben an der Börse Unmengen von Getreide in Hausse genommen haben und nun durch ihre Gcldkraft der natürlichen Bildung des Marktpreises trotzen, um die Preise zn Hallen und sich vor Verlusten zu retten. Ob der Hausse ihr Manöver ge lingt, steht einstweilen zu bezweifeln. * So weit für Schenkungen, lctzlwillige Zuwendungen für gemeinnützige Zwecke u. dgl. das Ressort des preußischen EultuS Ministeriums in Frage kommt, beläuft sich fürs Jahr 1890 die Werthhöhe dieser Widmungen — eö sind im Ganzen 218 — auf mehr als 3>/, Millionen Mark. Die haaren Geldzuivendungen betragen über 2>/, Millionen Mark. Interessant sind die einzelnen Posten. Ans evangclisckc Kirchen und Pfarrgemcinden kommen rund 592 00V auf katholische 547 000 .4!; aus evangelisch-kirchliche Anstalten, Stiftungen, Gesellschaften rc. 362 000 „4l, auf katl,»lisch kirchliche 821 000 .4! Ten Universitäten und ihren Instituten wurden 3!» 770 .4! gewidmet, den höheren Lebranstaltcn und ihre» Stiftungen 24 112, den Volksschulen rc. >6 300.4! Tie Taubstummen- und Vlindcn-Anstalten erhielten die ansehnliche Summe von 170 000 die Waisenhäuser und andere WohlthätigkcitS-Anstallcn 544 000 ^4! Für Kunst- und wissenschaftliche Anstalten wurden Zuwendungen im Werthe von 81 000 gemacht. Heilanstalten rc. wurden mit 74 000 >4! bedacht. * * * * Eine empfindliche Zurechtweisung empfangen die Czechen vom polnische» „EzaS" in Lemberg, welcher ilmen sagt: „Es ist eine Fiction, von einem gemeinsamen Feinde aller Slawen zu reden. Werden auch die Pole» in Warschau von Deutschen unterdrückt? Ist denn nicht Rußland für die Bulgaren ein ärgerer Feind als die Deutschen? Haben etwa die Serben jemals gegen die Deutschen Krieg geführt? Gilt vicllcickt in Dalmatien und Istrien der Kampf der Kroate» ebenfalls den Deutschen? * Magyar All am warnt die ungarische Presse davor, lei jeder Gelegenheit, wie jetzt, wegen der Niedcrlegung eines Kranzes am Grabe des Banns Jellacic seitens der Osficiere des seinen Namen führenden Regiments anti-ungarische Demonstrationen zn entdecke». „Die ungarische Staats idce", sagt daö katholische Parteiblatt, „ist stark genug, daß sic ernste Beleidigungen ahnde, aber andererseits erlaubt die StaatSidce nickt, daß wir Beleidigungen gewaltsam jucken und sie uns selber fabriciren, denn sowie die Erduldung wirk licher Beleidigungen unser Ansehen schwächen würde, ebenso schwächen wir dasselbe auch, wenn wir uns so ohnmächtig zeigen, daß unS Jeder insultiren kann. Achten wir unS und das Vaterland etwas besser." * Am 17. d. M. wird in Dublin eine Convention von Vertretern aller Zwcigvcreinc der Jung-Jrland-Gescllschast und der sonstigen litcrariscke» Vereine in Irland zusammcn- trctcn, um über die Verschmelzung dieser Vereine in einen einzigen, die „ Junq-Jrland-Liga", zu bcrathcn. Die neue Organisation will sich zum Ziel setzen: 1) Irland zu einer freien Nation zu erheben; 2) unabhängiges National bewußtfein in Irland zu fördern; 3) öffentliche Bibliotheken zu errichten; 4) irische Industrien zu unterstützen; 5) irische Kunst, Literatur und Musik zu pflegen; 6) den Gebrauch der irischen Sprache auSzudehnen und 7) die irischen Alterthümer in weiteren Kreisen bekannt zu machen. * Dem Vernehmen nach hat der griechische Finanzminister Karapanos seine Entlassung eingercicht. * Der evangelische Pastor Pctcrscn in Athen verläßt, wie der „Evangelische Kirchliche Anzeiger" berichtet, infolge des UcbertritteS der Kronprinzessin von Griechen land zum griechischen Bekenntnis sein Pfarramt an der deutsch-evangelischen Gemeinde und übernimmt in Mainz eine Psarrstclle. Als er vor anderthalb Jahren Hosprediger in Darmstadt werden sollte, blieb er auf besonderen Wunsch in Athen. * Dem „New Dork Herald" wird von Valparaiso ge meldet: „Balmaceda wird bei seiner Ankunft in Europa keineswegs über so viele Geldmittel verfügen, als man an fangs zu glauben geneigt war. Einer seiner vertrautesten Freunde, der Abgeordnete Verduaa, wurde heute in Talea gefangen genommen, als er sich anschickte, die Flucht zi, ergreifen, um Balmaceda, sei e» in Buenos Airc« oder in Europa zu treffen. Er wurde nach Santiago gebracht und den Behörden übergeben. Er trug 300 000 PcsoS in chile nischen Banknoten und 800 000 Pefo« in Londoner Wechseln bei sich. Es besteht wenig Zweifel, daß Balmaceda über die Anden durch den südlichen Paß entkommen ist, und e- ist nicht möglich, itz» jetzt noch zu erwische». Die österreichischen Manöver. Göpsri tz, 4. September. (N. Fr. Pr.) Kaiser Wilhelm und König Albert von Sachsen trafen heule zu Wagen kurz vor 8 Uhr Morgens auf dem Manövcrselde bei Edelbach ein. Unmittel bar nach de» beiden Monarchen, welche die Uniform ihrer öster reichischen Regimenter trugen, langte Kaiser Franz Joseph mit dem Prinzen Georg von Sachsen zu Pserde dort an. Außerdem wohnten dem Manöver die Herren Erzhcrzöge Karl Ludwig und Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, sowie die bei der Ober leitung oder den Truppen eingethcillen Erzhcrzöge bei. Nachdem der deutsche Kaiser u»d König Albert die bereit stehenden Leib pferde bestiegen halten, nahm das Manöver um 8 Uhr seinen An- ang, indem die Truppen aus allen Puncten dir Bcgrcnjungslmie überschritten. Der Kaiser und seine Gäste verfolgten nun hauptsächlich di« Vorrückung und das Gefecht der 4. mit der 19. Division zwischen Edelbach und Allentsteig. Hierbei wendete der deutsche Kaiser sowohl dem Gauge des Manövers im Großen, als auch alle» wodurch immer hervorragenden Momenten gespannte Auf- inerksainkcit und regstes Interesse zu. Auch der König und Prinz Georg von Sachsen bekundeten tiescs Interesse. Wiederholt lenkten die Monarchen gegenseitig ihr Augenmerk aus interessante Phasen der Hebung, und unablässig rrtheilte der Kaiser seinen Gästen, den beiden Monarchen und dem Prinzen Georg, Auskläruogen. Kaiser Wilhelm wendete sich während deS Manövers öster auch an General der Cavallerie Freiherrn v. Appel, König Albert an Feldinarschall-Lieutenant Hold und Prinz Georg an geldmarschall- Lieutenant Nemethy um Auskunst. Zeitweilig besprach der deutsch« Kaiser den Gang des Manövers mit seinem General-Adjutanten v Wittich und mit dein Chcs des preußischen Geueralstabes, Grafen Echliessen, >»it sichtlich beisälliger Miene. Die Aktion führte zu einer Reihe von Rencontres-Gefechten, die sich von der Vudweiserstraße längs des tief einaerissenen Thaya- bachcs bis südlich von Allentsteig erstreckten. Da» zuerst zwei Divisionen starke achte Corps trat dem überlegene» Gegner mit der 9. Division bei Güpsritz und mit der 19. auf der Platte östlich von Allentsteig entgegen, uin hierdurch Zeit für das Heranzieheu der Landwehr-Division zu gewinnen. Das zweite Corps theilte sich in vier Colonncn, welche nördlich und südlich von Allentsteig verdrängen: die Cavallerie-Divisiou deckte die südliche Flanke. Ter Kampf entspann sich gegen 9 Uhr fast aus der ganzen Front. Anfänglich war das bereits ausmarschirt« achte Corps im Voriheiie und räumte seine Positionen erst dann, als sich die umsassende Bewegung der 13. Division gegen seinen südliche» Flügel etwa gegen 11 Uhr fühlbar machte. Das achte Corps trat sodann den Rückzug in eine gut gewählte Stellung bei Hasclbach au. Das zweite EorpS erreichte die beabsichtigten Marschziele. Die volle Umfassung deS achten Corps wurde jedoch durch die von VitiS rechtzeitig heraugezogene Landwehr-Division zum Stehen gebracht. Gegen 2 llhr erreichten die Truppen die von der Oberleitung bczcichnete Begrenzuiigslinie. Das Vorgehen der Cavallerie war durch daS waldige Terrain sehr behindert. Das Hauptinteresse des TagcS concentrirte sich aus den Zu sammenstoß des beiderseitigen Centrums beim Hcrvorbrcchen der vierten Division a»S dem westlich von Edcldach sich ausbrcitenden Walde gegen Allentsteig, wobei aus diesem Thciie des Manövcr- seldeS allein succcssive an 20 Bataillone und 80 Geschütz« ins Gesccht eingrissen. Hierbei machle sich, wie im Vorjahre, neuer- ding» der geradezu constcriiireiide Eindruck des Feuer- kaiuvst's mit rauchschwacheiu Pulver, namentlich aus alle »ichimililairischen Zeugen dieser Neuheit moderner Ariegstechntk unvcrlciinbar geltend. Auch die Truppen boten augenschein lich erhöhte Vorsicht bei dem sedesiiialigen Vorrücken auf, um thunlichst gedeckt zu bleibe», bis durch eine» längere» Feuer- kaiupf die Ausstellung und Stärke des Gegners sichergesrellt war. Hierdurch hat sich der ganze Charakter der bisherigen Ge- sechtsführung total verändert. Es geht nun selbst bei lebhaftestem Feuerkampse auf dem Gesechtsfelde fast unheimlich gedämpft, sozusagen geisterhaft still zu. Auch giebt es säst keinen Pulverdampf mehr, sondern nur schnell verfliegende», kaum sichtbaren Dunst, und damit sind auch alle die einstigen schönen GcfcchtSbiider dahin. Die Truppcnsührung von der kleinsten Abtheilung bi» zum größten Hcereskörper muß nun arbeiten, um den Gcscchtszweck nicht zu verfehlen. Alles dies verleiht den diesjährigen Manöver» einen womöglich noch höheren Ernst, als ihn derlei Kriegsübungen im Frieden bisher trugen, und dies macht sich um so mehr fühlbar, als es rund 100 Bataillone, 60 Escadronen und 160 Geschütze mit nahezu 70 000 Mann sind, die da kämpsen, ohne daß man recht etwas davon sieht noch hört. * Goepfritz, 5. September. Tie heutigen Manöve zwischen dem zweiien und achten Corps begannen zwischen 9 und 10 Uhr. Das zweite Corps war ansänglich siegreich, mußte jedoch dem stärkere» achten Corps weiche». Ter Artillerie- und Jnsantcrie- kampf war sehr heftig, während die Cavallerie durch waldiges Terrain in ihrer Actio» behindert war. Für den eventuellen Rück gang des zweite» Corps war Krems als Marschordrc bestimmt worden. Ni» 12 Uhr wurde das Gefecht abgebrochen. Allgemeine Anerkennung fanden die großen Marschleistungen der Truppen und deren Unverbrossenheit und Frohsinn trotz der großen Anstrengungen in den letzten beiden Tagen. * Göpfritz, 6. September. Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joses, König Albert und Prinz Georg von Sachsen trafen mit ihrem Gefolge bereits vor 8 Uhr aus dein Manöverfelde ein und beobachteten von dem höchstgclcgencn Puncte desselben, der Badehöhe, aus den Anmarsch der beiderseitigen Flügel. Die Cen- trumS der beiden gegen einander manüvrircndcn ArmeecorpS stießen in unmittelbarer Nähe der allerhöchsten Herrschaften aus einander. Tic Majestäten begaben sich altdann zu den südlichen Flügeln der ArmeecorpS. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm verfolgte längere Zeit gemeinsam mit dem Herzog Albrccht den Verlaus deS Kampfes. Das Wetter war Anfangs sehr heiß, später stellt« sich strichweise! Regen ein. Militairischcs. Pirna, 5. September. Die heule zu einer 20tägigen Hebung beim königl. Train-Bataillon Nr. 12 in Dresden eingelrofsene» Militairbäcker des Bcurlaubtenstandcs sind alsbald zur Errich tung einer Feldbäckerei in das hiesige Manöver - Terrain abgcsandt worden. Tie zehn große Lesen mit einer täglichen Leistungssähigkeit von 6000 Broden zu 3 Pfund ausweisende Bäckerei befindet sich aus dem Platze hinter der hiesigen Berg- schlößchen-Brauerei, woselbst die betreffenden Ausstellungs-Arbciten heute Abend ihr Ende erreichen. Tie technischen Einrichtungen sind dabei derart getroffen, daß die großen eisernen Oese», deren Trans port auf besonders hierfür construirte» Wagen erfolgt, eine ent- sprechend« Untermauerung mit Auslegung einer Sandschicht u. s. w. erhalten, worauf dann der Backproceß seinen Anfang nimmt. Die vorausgehende Bäcker-ThällgkeitZivollzicht sich im nebenan er- richteten Zelte, das in jeder Hinsicht als ei» Muster praktischer Einrichtung und geschickter Piatzausnutzung zu gelten vermag. In Function treten hier 50 MUitairbäcker unter Leitung «iueS Ober meisters, der tm Weiteren durch Proviantmeister rc. dr« erforderliche Unterstützung erhält. * Am 1. d. ist In Heidelberg nach längere», schweren Leiden im 76. Lebensjahre der GeneraUientenant ». L. ». Lolo»» «aschbck«». D
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