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Wchnitz-Mmls Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde 65. Jahrgang Dienstag, den 17. Januar 189A Nr. 6 49 v. 2 2 2 1 ö 4 3 1 2 3 Inserate, welche bet b« bedeutenden Auslage det Blattes eine sehr «ick- Das sei unser Wunsch zum diesjährigen Geburtstage deS neu geeinten deutschen Reiche». — Einfach und schlicht, aber darum nicht weniger herzlich gekältete sich die Ehrung, welche Herr Bau meister Schmidt am vorigen Donnerstag einem seiner Gehilfen, dem Bautischler Robert Richter von hier, zu Theil werden ließ. — 28 Jahr vor dem genannten Tage trat Richter als Lehrling in die Schmidtsche Werkstatt «in und ist in diesem Zeitraum ununter brochen in derselben thätig gewesen. In unserer, an Unbeständigkeit reichen Zeit weiß jeder Arbeit geber treue, anhängliche Leute wohl zu schätzen und nachdem Richter früh am bekränzten Werktisch von seinem Meister beglückwünscht und beschenkt worden war, vereinigte letzterer den Jubilar und noch einige seiner ältest-n Leute mit seinem Architekt und nächsten Angehörigen zum gemeinsamen Mittagsmahl, wobei eS auch an herzlichen Ansprachen nicht fehlte. Wünschen wir, unfern Lesern noch recht ost solch er freuliche Vorkommnisse berichten zu können. — Aus die am heutigen Montag Abend statt findende Versammlung des GewerbeoereinS machen wir hierdurch noch mit dem Hinweise aufmerksam, daß in derselben Beschlüsse zu fassen sein werden, die eng mit dem Zustandekommen der Ausstellung ver bunden find. — Die König!. BrandverslcherungSkammer hat auf befürwortenden Bericht der König!. Amtshaupt- mannschast der Stadtgemeinde Bärenstein zu den Kosten de« ersten Ausrüstung der dortigen freiwilligen Feuerwehr einen Betrag von 1200 Mk. aus dem Feuerwehrsonds bewilligt. — Schulbildung der sächsischen Rekruten. Im Ersatzjahr 1892/93 konnten von den 9356 aus Sachsen gebürtigen, im Bezirke des sächsischen Armeekorps ein gestellten Rekruten' ein einziger, von den 2386 aus anderen deutschen Bundesstaaten oder aus dem Reichs lande gebürtigen R-kruten vier weder lesen noch schrei ben. Für die folgenden Jahre stellte sich das Ver- hältniß folgendermaßen. Es konnten im Ersatz lesen und l' jahr schreiben 1893/94 Sachsen 13,230 Nichtsachsen 8,574 1894/95 Sachsen 13,ll6 Nlchtsachsen 3,686 1895/96 Sachsen 13,039 Ntchtsachsen 3 607 1896/97 Sachse» 12,261 Ntchtsachsen 4 030 1897/98 Sachsen 12 244 Nichlsachsen 4,.. ? Der Prozentsatz der. völligen Verantwortlicher Redactmr: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsritigem „Jllustrirten Unterhaltaugtblatt". MU land- und h a utw i rth sch östlich er Mouatlbeilage. Den Ortsbehörden des amtShauptmannschastlichen Bezirkes werden in den nächsten Tagen die erforderlichen Formulare zur Ermittelung der Ernte-Erträge für das Jahr 1898 zugehen, welche unter Zuziehung von Orts- und Landwirth- schastSkundigen genau nach Anleitung der diesen Formularen aufgedruckten Vor schriften und unter Berücksichtigung de' denselben noch besonders beigelegten An leitung zur Feststellung der bet der ErnteertragS-Ermtttelung geforderten Angaben innerhalb der ersten beiden Worben deS Monats Februar aus- zusüllen und sodann vorschriftsmäßig vollzogen in je einem Exemplar 2 Analphabeten unter den in Sachsen geborenen Rekruten stellt sich kür den Durchschnitt der Ersatzjahre 189990 bis 1897/98 auf 0,035 Prozent. Bedenkt man, daß die wenigen Aus nahmen in der Regel aus Abnormitäten zu rechnen find, so ergiebt sich, daß hier eine Kulturausqabe innerhalb des sächsischen Staates in einem an Voll kommenheit grenzenden Maße erfüllt ist. — Nachdem sich die Kurse für Offiziere der Be kleidungsämter von Heer und Marine an der deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg t. S. bewährt haben, werden dem lächst auch solche für Offi ziere, Ingenieure und Beamte der Artilleriewerkstätten eingerichtet werden. btS spätestens zum LS. desselben Monats anher zurück,»senden find, während das andere Exemplar zu den Akten zu nehmen ist. Insoweit OrtStheile in Frage kommen, sind die ermittelten Erwäge nicht mit denen des Hauptortes in ein Formular, sonder» je in ein Formular für fich ein,»tragen. Dippoldiswalde, am 12. Januar 1899. Königliche AmtShauptmauufchaft. Lossow. lesen aber wederlesen nicht schreib, noch schreiben 2 3 5 — Beim Bau der königl. Strafanstalt Votgtsberg im vorigen Sommer wurden eine Anzahl Tscheche» beschäftigt, die fich in ganz flegelhafter Weise den dort arbeitenden Deutschen gegenüber benahmen. Selbst der Baunternehmer Ltebing in Auerbach, der mk vorgenanntem Bau betraut worden war, vertrat die Sache der Tschechen, so daß das „OelSnitzer Tage blatt", das die Sache der deutschen nationalen Arbeit zur Geltung brachte, gegen denselben scharf vorging. Das Ende vom Liede war eine Klage wegen öffent licher Beleidigung, bei deren Verhandlung der Re dakteur deS genannten Blattes aber glänzend frei gesprochen wurde, da die sehr umfangreiche Beweis aufnahme die volle Wahrheit der vom OelSnitzer Tage blatte gebrachten Behauptungen bestätigte. — Nach einer Verfügung des Finanzministeriums soll die gegenwärtig ganz erschöpfte Perlenfischerei in der weißen Elster und ihren Zuflüssen bis zu« Jahre 1900 ruhen, so daß sich die Aufsicht und Für sorge in der letzten Zeit lediglich darauf beschränkte, die durch Mühlen- und Wasserbauten, sowie durch Hochwasser gefährdeten Muscheln an geeigneten Stellen in Sicherheit zu bringen. Im Uebrigen wird wohl auch die zunehmende Verunreinigung der Gewässer an dem Rückgang der Perlenfischerei Mitarbeiten und der gänzliche Verfall derselben kaum aufzuhalten sein. — Kaltherziger rechnet kein Kapitalist als die sozialdemokratischen Führer, wenn eS gilt, die Partei kaffe auf anderer Leute Kosten zu füllen. In Chemnitz litt da» sozialdemokratische Blatt früher Noth; da gelang es dem Buchdruüereibefitzer Ludwig mit schweren Opfern, eS auf die Höhe zu bringen, sodaß eS rentabel wurde, und nun kommt die sozialdemokratische Partei leitung und beraubt den Ludwig seines Besitzes, Ludwig ist machtlos, denn wenn er das Blatt auf eigene Gefahr weiter führen wollte, wäre ihm der Boykott sicher. Er schreibt: „Wahrlich, die Sozial demokratie kann stolz sein auf die Zsitungsgründung, die den verwerflichsten kapitalistischen Gründungen den Rang abläust. Daß die Burgstädter Volksstimme dem beistimmt, kann nicht Wunder nehmen, ihr ist das Bauen auf den Trümmern einer vernichteten Existenz etwas Altgewohntes . . Nach dem selben Rezept ist auch in Burgstädt einst der Drucker Walther ruinirt worden, so daß er im Armenhause starb. — Nicht weniger als 21 Ehefrauen lassen gegen wärtig durch das Zwickauer Landgericht ihre Männer laden mit dem Antrag auf Scheidung der Ehe. Fünf der öffentlich Geladenen sollen obendrein wegen Ehe bruchs geschieden werden. — Ludwig Schumann, der Sohn de» großen Komponisten Robert Schumann, welcher seit langer Zeil in der Irrenanstalt Colbitz untergebracht war, ist dort am Montag verstorben. Der Sohn ist somit dem gleichen schrecklichen Schicksal verfallen gewesen, wie sein großer Vater. — Der Aufschwung deS AnfichtSpostkartenwesen» scheint an die „Findigkeit der Post" erhöhte Forde rungen zu stellen, da die Adressen dieser Karten viel fach flüchtig und mit Bleistift niedergeschrieben werden. Dabet ist das zu den Karten verwendete Glanzpapier zum Schreiben oft sehr ungeeignet. Während im Jahre 1896 von einer Million Postkarten nur 482 endgiltig unbestellbar blieben, betrug die Zahl solcher Karten 1897 609, ist also beträchtlich gestiegen. Aber Die „Weißeritz-Jettung" «scheint wScheutlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -k Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg? einmonatlich 42 Plg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Postan kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. -Lokales «nd Kaqstfche». Dippoldiswalde. Zum 18. Januar. Am morgigen 18. Januar find fast drei Jahrzehnte ver flossen, seitdem un» das geeinte deutsche Reich wieder gegeben wurde. Unter dem brausenden Donner der Kanonen, umtost von Schlachtenlä m wurde e» in mitten von Feindes Land am 18. Januar 1871 wieder geboren. Just an der Stätte, von der feinst die all- besiegende Weltmacht des Erbfeindes äuSging, traten Deutschlands Fürsten zusammen zu einem dauernden ewigen Bunde, der schon vorher im Kampfe gegen die feindlichen Mächte sich im Schlachtendonner siegreich erprobt hatte. Ja, der Bund zwischen Deutschlands Stämmen war schon vorher geschloffen, am 18. Januar 1871 hat er in Versailles erst nach glücklich bestandener Feuertaufe die Weihe erhalten. Seither erfreuen wir uns nun der Segnungen des geemter. deutschen Vater landes, die freilich für die Netteren zu sü en Gewohn heiten geworden, von den Jüngeren aber als selbst verständliche Daseinsbedingungen hingenommen werden. Wie Märchen aus längst entschwundenen Zeilen klingen der jetzt auflebenden Generation Erzählungen aus jener Zeil allgemeiner Zersplitterung der deuts >en Stämme vor noch nicht einem Menschenalter. Und mit behaglicher Selbstverständlichkeit erfreuen wir uns ebenso des Vollgefühls, das uns das Ansehen der deutschen Weltmacht in den fernsten Zonen bereitet. Herrlich ist die Saat, die am 18. Januar 1871 in Feindes Land gelegt wurde, für unser deutsches Vater land ausgegange«, und es wäre hier gewiß überflüssig, näher einzugehen auf die Früchte, die jene Saat in Handel und Wandel für uns getragen. Es geziemt sich aber wohl an dem Geburtstage des deutschen Reiches derer zu gedenken, die es uns geschaffen haben. Unsere deutschen Krieger, geführt von Kaiser Wilhelm dem Siegreichen an der Spitze einer glänzenden Schaar von Heerführern, wie sie kaum vordem je vor einer HeereSmacht voraufgezogen, haben mit ihrem Blute die Saat getränkt, aus der als schönste Frucht die deutsche Einheit emporsproß. Was deutsche Sänger vordem sehnsuchtsvoll erhofft, wofür deutsche Turner und Schützen Jahrzehnte hindurch unter Spott und Bedrückung eintraten, auf den Schlachtfeldern Frank reichs wurde eS mit oem Herzblute deutscher Söhne erkämpft und mit dem Eidschwur deutscher Fürsten be siegelt. Vor Jahren, als noch der deutsche Bundestag in der Eschenheimer Gaffe zu Franksurt o. M. seine traurige Rolle spielte, als Deutschland dem Auslände gegenüber kaum mehr denn einen geographischen Be griff repräsenttrte, während eS im Innern ein zer stückeltes Staatengebilde war, da schlummerte der Traum von der deutschen Einheit noch tief in den Herzen, da war e» sogar mitunter gefährlich, von dieser deutschen Einheit zu sprechen. Heute ist e» ander» geworden in unserem Baterlande. Jener Traum hat greifbare Gestalt angenommen, die deutsche Einheit hat sich in den Werken deS Frieden» bewährt, und wir wollen hoffen und wünschen, daß ihre ve Währung im Kriege niemals wieder auf die Probe gestellt werde. Im Frieden wollen wir uns deS Ge nüsse» deutscher Macht und Größe auch fernerhin er freuen, im Glücke eine» durch langandauernden, fest gefügten Friedens gewährten behaglichen Lebensgenusses wollen wir jener Männer mit inbrünstigen Dankes- gefühlen gedenken, denen e» gelang, den Traum unserer Väter zur schönsten Wahrheit zu machen! Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische um» complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die SpaltrnzrAe 20 Pfg.