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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188711024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871102
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-02
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1887
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Ekrfckretnt tSqlleb früh «»/, Uhr. Redaction und Lrprditiou JohauncSgassc 8. Sprrchkun-tn -er Urdartion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Sür di« RUck»ote -ia^,ii,ndier «-uuI-NrU «--« sich t « «etactwn nicht »«rdmllich. Vnna»«e »er für »te nichftf«l,en»e N«««er deftimmte« Inserate an Wochrittagen bis 3 lltzr Nachmittags. cuLonn- u„»Feftta,entr«tz bi»'/,OUtz». 3n drn Filialen für 3ns.-Annahme: Ott» kl»««. Universititsstraße 1. Louis Lösche. Lathanacastr. 23 pari. u. KSuigsplatz 7» nur bis '/,3 Udr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L»,7S0. Aboiinemrntspiris vienelj. 4'/, Mk >ncl. Bringerlobn 5 Mk., durch di? Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbeiörderung 60 Mk. mit Postdcsördcrung 70 Mk. Inlrrate 6gespaltcne Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis!. Tabellanjcher u. Zffscrnsatz nach hoher», Tarif. Neclamen unter dem Redactionsstrich die Igespalt. geile bOPi., vor dcnFa mitten Nachrichten die Kgesvaltcne Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die tSrpcSitio» zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung I>raouum--r!l,iüa oder durch Paft. nachnahme. 30«. Mittwoch den 2. November 1887. 81. Jahrgang. Amtlicher The«. Versteigerung io« VauMtzen i» ter Bordoorßadt. Die der Stadtgemeinde gehörigen 13 Bauplätze de- zwischen der Nord-, Gneisenau- und Gohliser Straße und dem Nordplatz gelegenen Baublocks V. deö nördlichen Bebauungsplanes, Nr. 1 von 481.54 Quadratmeter B 2 374.00 B » 3 ' - 374.00 B O 4 B 669 57 S B 5 B 727.08 * B 6 B 610.81 B 7 572.90 B B 8 B 4l6.33 B B 9 B 338.05 B B 10 B 49564 B B 11 M «8565 B S 12 B 609.14 B Flächengehalt sollen an die Meistbietenden verkauft werden. Wir beraumen hierzu aus Donnerstag, den Lv November d. I., Vormittags Lv Uhr im Laale der Alten Waage, Katharinenstrabe Nr. l, 2. Etage, einen DersteigerungStermiu an, welcher pünktlich zur angegebenen Stunde beginnt. Tie Versteigerung selbst wird bezüglich eines jeden der einzeln «ach einander in obiger Reihenfolge aus gebclenen Bauplätze geschloffen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die VcrsteigerungSbedingungen nebst ParcellirungSplan liege» aus dem RathhauSsacilc, Etage, zur Einsichtnahme aus und eS sind davon Exemplare in der Sportelcaffe l. ebendaselbst, Zimmer Nr. 2, für 1 25 -f verkäuflich. Leipzig, den 20. October 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4l50. Dr. Georgi. Cerutti. 8) 2 Kiste« mik 8ink-e«imutttzrilrn zu Musik-Instrumente,,, entbaltend 10 Dtzd. lOr. Tremolo, 25 Satz Melcdionstimmen. 5 Dtzd. 17r. Tremolo und 5 Dtzd. 19r. Tremolo, signirt: „O. 0. 13" und bezw. „1k". in, Gewicht von 80.5 Kilogr.. vom Einmalig«- güterboden drs Thüringer Balnihose«, am 20. vor. Mi».; 9) ein schwarzlederner englischer Hnudkosirr, 75 Lim. lang, mit 2 Riemen, enthaltend 3 Paar wollene, e>» Paar weiße und ein Paar bum gewirkte Unterhose», von erster«» ein Paar ge- zeichnet: „last l-eiprix", 2 weißtet»«»« Oberhemde», „kl. V." gez., 3 Nachthruibrn. darunter ein graubraunes. 0 Stück weiß, leinene krage», ci» Paar Manschetten, eine Filet llnter)acke, 5 Paar wollene Socken, v Stück neue wcißlei»e»e Taschentücher, gezenbnet: „U. 8. 40—43.", ein dunkelbl'»seidenes großes Halstuch, 1« Stück Zehntel-Loaie der 5 El 112. Sachs. Lotterte lir. 50,717 und 2 Stück dergl. Nr. 80.307, sowie 50 Stück chwarzgeränderte Vrlrsboge» »nd gonvertS. scrner ein Packelchen in grauem Pavier mit der Aufschrift „Lmil Voeet", enthaltend 8 Stück Stehkragen. ri» Paar schwarze Glacehandschuhe und eil» Paar gelbmelirte wollene Handschuhe, aus einciu Zimmer in Nr. 14 der Roßstroße, am 29. vor. Mts. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlen,» Gegenstände »der den Thätcr sind ungesäumt bei uoserer Eriminal« Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 1. November 1887. Das Polliet-Autt »er Stadt Leipsta Bretschneider. M. Versteigerung von Bauplätzen in -er Südoorstadt. Von dem an der Kantstraße, der den Schlacht- und Vieh hos nach Westen begrenzenden Straße Ta. und der Straße 8. des südliche» Bebauungsplanes, sowie der Kaiserin Augusta- Slrage gelegenen, dem hiesigen JohanniShoSpilale gehörigen Bauarcal sollen folgende 8 Bauplätze mit dem bcigesetzlcn Flächengehalt Nr. I. an der nordöstlichen Ecke der Straße Du. und der Kaiserin Augusta-Slraße .... von 637.23 Qu.-Meter » V. an der südwestlichen Ecke der Kanlstraße und Straße 8. - 524.00 « » VII. an der südöstlichen Ecke der Kanlstraße und Straße Da. - 630.92 -> » IX. an der Kanlstraße ...» 718.39 » » X. au der nordwestlichen Ecke der Kanlstraße und Straße 8. - 546 00 » Freitag, de» 4. November d. A, Vormittags IL Uhr, im Saale der Alte» Waage, Katharincnstraße Nr. 1, 2. Etage zum Verkaufe versteigert werden. Die Eröffnung dcS BersteigerungstermiiiS wird pünktlich zur angegebene» Stunde stattffiide», die Persteigerung selbst aber bezüalicb eines jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge auSgebotcnc» Bauplätze geschloffen werben, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein Weitere- Gebot mebr erfolgt. Die Persteigcriingsbedinguiigen nebst ParcellirungSplan liegen ans dem RathhauSsaale, I. Etage, zur Ein sichtnahme aus und cS sind davon Exemplare in der Sportel- caffe l ebendaselbst, Zimmer Nr. 2, für 1 25 ^ ver- käuslich. Leipzig, den 15. October 1857. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4641. 5149. Vr. Tröndlin. Cerutti Bekanntmachung. Bo» dem Unterzeichneten Ärmcnamlc sollen im Stadt Hanse allhicr Donnerstag, de« I November ». «. Vorm, von tt Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel HauS- und Küchengcrälhe, Bellen und dergl. wehr meist bietend versteigert werden. Leipzig, den 27. October 1887. Das Armenamt. Ludwig-Wols. Iunghähnel Birbgatzls-Bekanntmachung. Gestohlen wnrven laut vier ertiaiteter A»ma«: 1) eine goldene Da«enuhr mit goldener kette und goldenem Schlüssel, eine Aetkettt und Jetbrsche und eine silberne Prsche in Huseisensorm, aus einer Wohnung in Nr. 3 der Haupt mgmistraße, am 28- September; 2) ein O»rtr««»naie von schwarzem Seehundleder mit Klappe und gelbem Schlößchen, enthaltend lOO .41 in einem Scheine und 5 Stück Fünftel-Loose «r. 10,404 der 112 Sächs. Lstterie. ou« auf der Trepvcnflur Kaiser Wilhelmstraße Nr. S hängenden Beinkleidern, am 20. vor. MiS srüh; 3) ein schwarzer SchaafOelz mit dunkelgrauem Lalsinrtüberzug und kleinen Reparaturen an den Aermeln, von einem Rilchwogen vor Rr. 19 der Setastian-Bachstraßk, am 22. v. Ml«. Vormittag«; 4) 20 Mart in Thaler-, Zwei, und Einmarkstücken, aus einer Kammer in Nr. 25 der PeterSstraße, vom 24. bis 28. vor. Mt».; 5) eine silberne Lylindernhr mit Secunde, geriefter kranzartig verzierter Rückseite mit Schildchen und anhänqender Nlckelkett« und «in ichivcrzlederne« Portemonnaie mit neusilbernem Bügel, enthaltend ca. I Mark in kleiner Münze, zwei kleine Schlüssel und »inen Uhr- schlüffel, au- einem Parlerrcraume i» Nr. 6 der Franisurter Straße, am 2b. vor. MtS. Abends; 6) ei- Ichwarzlederne« «eldtäschchen mit 100 ^l in Doppel- krönen, a»S einem Krllnerzimmer des Bayerische« BahnhoseS, vom 25. bl« 26. vor. MtS. Nachts; 7) ein gttra-kner Sammerüheriteher von graumelirtem Stoff, mit ei»tr Neide Knäpse und schwarzem Futter, an den Aermeln durchftahe», an« einem verschlvffeaea Kohlenjchuvpen an der LäSnigrr Straße, am 27. vor. Mtl.; DaS am 14. März 1862 für Emma Auguste Hiller aus Lausigk vom dortigen Sladtrathe ausgestellte Tieusibuch ist vor tän- gerer Zeit in hiesiger Stadt abhanden gekommen und im Aus. ladungsfalle anher abzuliefer». Leipzig, am 26. Oclober 1887. Das Polizriaint der Stadt Leipzig. IH. 3776. Bretschneider. B. Nichtamtlicher Theil. Frankreich un- Uußland. Die gegenwärtige Klärung der inneren Lage Frankreich» ist in der Hauptsache aus auswärtige Einslüffe, in erster Linie auf de» Rußlands zuriickzusiihrc». Unmillclbar nach der Eröffnung der sranzösische» Kammeru verbreitete sich das Gerückt von Spaltungen im Scbooße der Mvnarchistc», her- vorgcrusen durch den Antrag Eunco d'Ornano'S aus Ein- sktzuiig eine- AusschuffcS zur llntersuckung des Orden«. schwindclS und der übrigen in der Verwaltung hervorgetretenen Mißslände. DaS Gerücht verstummte aber w>eder. als br- bekannt wurde, daß Baron Mackau am 26. October zu», Vorsitzende» der Rechten wicdergewählt sei. Gleichzeitig wurde ci» Wort Mackau'S cilirt, welches er >» einer über das Thema «Friede und Freiheit" gehaltenen Rebe angeführt Halle. Der Baron wollte von einem im Diensie einer Frankreich befreundeten Macht siebenden Diplomaten dahin verständigt worden sein, daß die Politik seines Lande» wesentlich davon abhänge, ob die Radikale» in Frankreich ans Ruder kämen, geschehe die», dann werde eine Aenderung i» dieser Politik einlretc». Bald daraus erklärte Eunev b'Ornano, daß sich sein lliilersuchungsantrag nickt gegen Per sonen, sonder» gegen Gebreche» der Verwaltung richte, und viele Depulirlc ließen den Präsidenten Grevy w sie», daß sie, obwohl sie für de» U»teksuchu»gSaursch»ß gestiininl batte», durchaus nicht beabsichtigten, bei Ihre» späteren Abstimmungen den Präsidenten in eine schwierige Lage zu bringen. Dann habe» Bcralhungen der verschiedene» Gruppen ter Linke» staltgesunve», und alle, mit AnSnabme der äußersten Linken, stimmte» darin überein, daß die Sache nicht aus die Spitze getrieben werden dürfe. AlS die Mehrheit der Kammer bereits den Rückzug an getreten batte, erschien ein Artikel i», Brüsseler ,.Rord" fol gendcn Inhalts: Tic maßgebende» russischen Kreise betrachteten da« europäische Gleichgewicht i» Folge keS Dreibund», teste» Bestehen CriSpi in Turin offen eingeslande» habe, zu Un- gunstcn Rußlands verschoben. Diesem Zustande könne nur durch ein gemeinsames Handeln Rußlands und Frankreichs i» allen europälschen Frage» abgehoiscn werden. Ein sormelleS Bünbniß mit Frankreich sei aber unll'unlich, weil man nicht wissen könne, ob die Regierung Frankreichs nicht morgen in die Hände eines nach Abenteuern lüsternen Herrschers geralbc» werte. Deshalb sei dem formellenBündniß eine Verständigung von Fall zu Fall vorzuziehc». In diese», Artikel findet sich derselbe Gedanke wieder, welchem angeblich ein hoher Diplomat dem Baron Mackau gegenüber Ausdruck gegeben hat. Rußland begl die Besorgiiiß, daß die sranzösische Politik eine verhä»g»ißvolle Wendung nehmen könne, wenn die Radicalcn und mit ihnen Boulanger a»S Ruder kommen. ES ist noch nicht allzu lange her, daß man i» Rußland die Diktatur Bvulangcr'S durchaus nicht als eiu Uebel ansah, dem vorgcbeugt werden müsse, sondern als eine Folge des natürliche» EutwickelungSgangeS, dem man freien Laus lasse» muffe. Seitdem hat sich die Sach lage allerdings wenn auch nicht tatsächlich, fo doch scheinbar geändert, da zwischen dem Sturz de- Ministeriums Goblet und heute der Besuch CnSpi'S in FriedrichSruh und seine Türmer Rede liegen. Die Abhängigkeit Frankreichs von Rußland ist heute so groß, daß irgend ein russischer Diplomat ober ein von Ruß land beeinflußtes Blatt nur irgendeine Aeußernng. einen Wunsch zu verlautbaren brauchen, um sicher zu sein, daß sich die Re gierung und die Parteien in Frankreich danach richte». W>r haben wiederholt aus die schmachvolle Politik hingewiescn, welche Frankreich lediglich auS Liebedienerei gegen Rußland in Bulgarien befolgt, und mit Recht hat neulich die mini sterielle „Smoboda" Frankreich daran erinnert, waS eS als angebliche Vorkämpseriu der Freiheit dem »ach Unabhängigkeit trachtenden Bulgarien schuldig sei. E>» Dervulede klammert sich an die Aushebung der Leibeigenschaft durch Alexander II. um daran- auch die Freiheit-liebe Alexander'» III. zu beweisen der diese Maßregel seines Vater- habe bestehen lasten. Gegen wärtig hat die monarchistische Partei Frankreich- eine Ge legendeit gesunden, um die republikanische Verwaltung de- LandeS in der schonungsloseste» Weise bloßrulcge», zu zeigen, daß die Republik Frankreich an den Abgrund gebracht hat, aber weil Rußland die Besorgniß äußert, daß dieser Angri die Radikalen an- Ruder bringen könne, beugt sich Eu -eo b'Ornano der Autorität Rußland» und erklärt, daß sein Antrag sich nicht gegen Personen, sondern nur gegen Ge brechen der Verwaltung richte. Die Radikalen sind bei ihrer Zustimmung zu dem Anträge Cuneo'S von ganz anderen Beweggründen bestimmt worden, sie wollten dem Ministerium und rugleich dem Präsidenten rin Bei» stellen, um selbst zur Herrschaft zu kommen und einen der Ihrigen aus den Prä- sidentenstuhl zu setzen. Nachdem aber Rußland gegen solche- Verfahren seine Mißbilligung an den Tag gelegt hat, kriechen die Radikalen ebenso zu Kreuze, wie die Monarchisten, alle LiebluigSwünsche der Parteien werden vertagt, um Rußland bei guter Laune z» erhalten und sich »in Bündniß nicht ent gehen zu taffen , durch welche» Frankreich aller Schmerzen ledig werden soll, baS ihnen Elsaß-Lotbringen und seine weit- beherrschende Stellung wieder verschaffen soll. An der großen Ansregung, die gegenwärtig in Frankreich gleicher Weise wie »> Rußland herrscht, ist allein der böse CriSpi Schuld. Er hat allen Hoffnungen, die beide Mächte aus seine demokratische» Grundsätze gebaut hatten, zum Trotz de», Zauber nackgegeben. welche» BiSmarck aus ihn ausgeübt ;at, und die Slainniverwandlschast mit Frankreich ebenso verleugnet, wie die Bvrlheile außer Acht gelassen, welche ihm in Ziisamniengebe» mit Rußland verhieß Nun fragt ma» nit Recht nach Dein, waö CriSpi für da» bereitwillige Ein gehen aus daS Bündniß mit Oesterreich und Deutschland aus- c «geben haben könnte. Rußland verlangte von Italien freie )and aus der Balkanhalbinset und Frankreich einsach HcereS- olge gegen Deutschland. Man muß sagen, daß Rußland und Frankreich Alles getha» haben, um die Zuneigung Italiens zu verscherzen, während Deutschland durch die Bürgschaft, welches dasselbe für Italiens G biet-schutz übernommen hat. im Falle eine- vereinigten russisch-französischen Angriffs die Gegenleistung einer italienischen Mitwirkung zur Abwehr eines olcheu gegen Deutschland und Oesterreich gewiß vollständig ausgeglichen hat. Der blrße Zauber einer Machtstellung ohne bestimmte Leistungen hat zur Zeit der llebermacht Frankreichs oft hingereicht, um ihm die Bündnisse kleinerer Staate» zu lchern, heute wird die Politik durch andere rein thal- ächliche Grundlagen bestimmt. Italien ist zwar noch in der Entwickelung begriffen und seine Einrichtungen taffen an Kraft und Sicherheit noch viele- zu wünsche» übrig, aber eine Wellstellung ist dennoch die einer Großmacht n»b eS bildet einen sehr >»S Gewicht fallende» Factor für die Gestaltung der europäischen Machtverliältnisse. Frank reich hat diese ThatsaLe in lhörickler Ueberhebuuq außer Acht gelassen und dadurch die wervende Großmacht Italien schon 'eit den: Jahre >359 systematisch der oeulscke» BnndeS- genoffenschasl cntgegeiigcsübrt. Mau sollte meinen, daß die Ers-! cnngeu seit dem Jahre l8K6 Frankreich endlich die Augen geöffnet l aben sollte», aber Selbstüberschätzung läßt die Wucht der Tbalsachen niemals zur Geltung kommen, erst wenn diese eibsl sich Achtung erzwinge», gelangt der Irrtbu», zur vollen Erscheinung und Würdigung und zwingt seinen Urheber und Träger, die Folgen seiner Thorheit auf sich zu nehmen. Frank reich aiS Höriger Rußland- ist gewiß baS beredtste Zeugniß ür den Niedergang einer »och vor wenigen Jahren in Europa führenden Macht. Heute ist Frankreich nicht »ur der ge horsame Diener Rußlands in der auswärtigen Politik, auch seine innere Politik folgt den Antrieben Rußlands. * Leipzig 2. Novcinbcr 1887. * Vom kaiserlichen Hose und über daS Befinden Seiner Majestät deS Kaisers schreibt man u»SauS Berlin vom Niontag: " Berti», 31. October. Im Vordergründe alles Interesses steht naturgemäß daS Befinden dcS Kaisers. Gehern und deute standen trotz ungünstiger Witterung und »»behaglichen Regens Tauleude am Denkmal Friedrich deS Großen, gegenüber dem kaiser- l-ctien PalaiS, in der Hoffnung, daß der Kaiser aus einen Augenblick a» das Fenster seines Arbeitszimmers treten würde. Aber die Menge harrte vergeben-. De» ganzen Sonntag mußte Se. Majestät »» Belte zubringen. Die Erkältung hat bei dem hohen Herrn wiederum heftige Blasenbeschwerden bewirkt, wozu noch die durch NlikumaiisiiiuS hervorgcbrachten Schmerzen im Kreuz und an den Schultern getreten sind. Dazu gesellt sich diesmal ein Zustand der Scl'wuche, welcher dem Kaiser, der sich »ur so schwer enllchließt, daS Belt zu hüten. eS selbst sehr wünschen-iverll, machte, n» Bett zu verbleibe». Bei alledem crimcki der Gelundheilszustand des greise» Monarchen keine ernsten Besorgnisse. Es wird von den Aerzten mit besonderer Genugthuung begrüßt, baß der Kaiser im Ganzen genommen sich eines guten Schloss erfreut. Allerdings wuroe die Nachtruhe am Freitag mehrmals durch heftig sich meldende Schmerzen unterbrochen, doch wurde der versäumte Schlas am Tage »achgeholt. Es ist erklärlich, zumal bei der großen Liebe und Ver ehrung, welche die Berliner für ihren Kaffer »u Herze» tragen, und da von nichts Weiler geiprochen wird, alS von dem Unw-Hlieni de- geliebten Herrscher-, daß bald hier, bald dort ungünstige Gerüchte umgehen. Bald heißt es, der Kaiser habe selbst den dringenden Wunsch ausgesprochen, baldmöglichst de» Kronprinzen zur Seile zu haben, dann wurde sogar behauptet, an den Kronprinzen sei bereils mit der Bitte schleunigster Heimkehr depeschirt worden. Zum Glück ist von all dem Gerede nichts wahr. Allerdings ist s-it dem Eintritt der letzien Erkältung keine Besserung i» dem Befinde» des Kaisers cingetrcten, aber im Ganzen genommen ist auch keine Verschlimmerung zu constatiren. Daß bei de» hohen Jahren des Monarchen jedes Unwohlsein leicht einen bedenklichen Charakter a». nehmen kann, wollen wir keineswegs leugnen, aber lhat Schlich haben die Aerzte sowohl der Kaiserin, wie dem Kronprinzen gemeldet, daß eine unmittelbare Gefahr nicht rorlieqt und also auch keinerlei Grund vorhanden ist, ernstliche Besorgnisse zu hegen. Die Kafferin ist denn auch zunächst nach Koblenz obgereist, wo sie noch einige Zeit vor ihrer Heimlehr zu verweilen gedenkt, und der Krön- Prinz wird sich noch diese Woche von Baveno nach St. Nemo begeben. Erst im Frühjahr wird der Kronprinz nach Berlin zurück- kehre», nachdem die kaum wiedergewonnene Gesundheit sich in dem milderen Winlerklima Italiens gesestigt haben wird. Der Kaiser aber, welchen auch in diesen Tagen schmerzreichen Unwohlseins die geistige Frische, ja sogar ein grnnsser Humor keinen Augenblick ver läßt, wird hoffentlich in wenigen Tagen die Folgen der letzien Er kältung überwunden habe» und mit seinem elastischen Körper »och eine weitere Reihe von Jahre» den vom Alter untrennbaren Be schwerden siegreich widerstehen. Telegraphisch wird gemeldet: * Berlin, 31. October. Der „Reichs- und Staats-Anzeiger" meldet heute: Rheumatische -reuzlcdmerzen im Berein mit Er müdung und Abspannung, wie sie im Verlaus der Krankheit gewöhn lich rinzutreten pflegen, geboten Sr. Maj-ftät dem Kaiser und König, gestern den ganzen Tag über im Beit zu verbleiben. Mehr stündiger Schlas >m Laufe de- gestrigen Tages hat die Gleichmäßig keit der letzten Nachlrnti« einigermaßen beeinträchtigt. * Koblenz, 3l. Oktober. Ihr« Majestät die Kaiserin ist um 4 Uhr 30 Min. von Baden-Baden in Koblenz cingelroffen. Bis Karlsruhe begleiteten die großherzoglich badischen Herrschaften die Kaiserin - Ein energische» Borschreilen de» italienische Stamme« und der italienischen Sprache ist in den letzten Jahren in Südtirol, aber wa« weniger bekannt ist. auch in Istrien und Görz zu verzeichnen. In Südtircl, wo nachwei«ljch die deutsch« Sprachgrenze einst bi- Lavi« nördlich von Trient reichte, hat kürzlich der Abgeordnete Donati vor seinen Wähler» ausgesprochen, daß eS seine und seiner Ge sinnungsgenossen Ausgabe sei, die Entwickelung de« italienischen Volkes in Bozen und Meran zu fördern und die Orte Leiser», Gargazo», Saturn, Auer, Ncumarkt in ihr Sprachgebiet ein- zudeziehen. Eme besonders teidenschastliche Thäligkeit ent wickelt der italienische Verein „Pro Palria", der sei» Augen merk auch aus Ortschaften richtet, die dis in die jüngste Zeit deutsch geblicbe» sind oder deren deutscher Charakter erst >etzl bedroht ist. Hier habe» die Bestrebungen zur Erhaltung deS DeulschthumS ei» weites Feld. Auch in Görz und Gradiöka, besonder» aber in Istrien und Triest ist da» italienische Element in Zunahme begriffen. In Istrien geschieht dies aus Kosten der slawische», in Triest aus Koste» der slawischen und der deutsche,, Bevölkerung. Die Zunahme der italienische» und die Abnahme ver anderssprachigen BoikSIbeile ersoigt mit solcher Raschheit, daß sich >» keinem anderen öster reichischen Gebiete eine solche Verschiedenheit zwischen den bisher angenommenen Zahlenvcrhällmssen der Sprach- stämme und den Ergedniffcn der jüngsten Erhebungen herauS- stetllc nt« in Triest, wo in den letzten zehn Jahren die deutsche Bevölkerung aus die Hälfte zusammenschmolz. * Unter der Ucberschrist „Eine Kaiser-Zusammen» unsl in Berlin" schreibt die alte Wiener „Presse": „Neuerdings taucht in Londoner Blättern mit großer Bestimmt- heit die Meldung aus, Kaiser Alexander werde bei seiner Ruck- kehr von Kopenhagen nach St. Petersburg einen Besuch i» Berlin abstatte». Nichts läßt ersehen, ob diese Meldung mehr Glauben ver- dient als jene verwirrenden Nachrichten, welche in den letzien Wochen von Kopenhagen auS ihren Weg durch ganz Europa genommen halten, aber seit vierzehn Togen wieder verstummt sind. Die pubü- cistffche Diskussion hatte sich damals bekanntlich, da bestimmte Er klärungen ausdlieben, aus ein gewagieS Spiel mit qeographiscti.poli- liiche» Bermuthunqen eingelassen; nachdem ungefähr ein Dutzend Reiserouten in dieser Weise geprüft worden waren, stellt, sich heraus, daß der Zar entschlossen sei, noch einige Zeit in Kopenhagen zu bleiben, und daß die Frage, aus welchen, Wege er seine Heimreise oatreten würde, von ihm selbst noch nicht entschieden sa. Der Zar pflegt seine Renepläne nicht aus lange Zeit hinaus vorzubereUeu, und ist er zu einem Entschlüsse gelangt, so liebt er es nicht, die Details der Reise-Anordnungen in aller Welt bekannt gehen zu taffe». Er kommt und geht gern in aller Stille. Ob jetzt di« Corre- tvondenteu der „Times" und des „Daily Chronicle" in der Lage waren, aus Grund verläßlicher Informationen über deS Kaisers Reffeabsichiea zu berichten, mag dahingestellt bleiben. In Berlin hat inan bisher alle Nachrichten über die Reise deS Zaren mit kühlem Zweifel ausgenommen, und zwei Blätter von un bestrittener Autorität, die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" und 'ffe „Post", haben Alles» was von einer Reise des Zaren durch Oeulichland erzählt wurde, in da- Reich der Fabel verwiesen. Man oars die ibaisächliche» Grundlage» dieser Auslassungen nicht über- lchätzen. Die deuische Regierung wußte nichts von dem Plane de« Zaren, durch Deutschland zu reise», weil eia solcher Plan nicht zu ivrer Kcnntniß gelangt war, weil ein solcher Plan ossiciell nicht existirte. Aber der Zar kann inzwischen einen Entschluß gefaßt haben, und die beiden der deutschen Regierung nahe stehenden Blätter könne» eines Tag - in die Lage kommen, die Reise dcS Zaren durch Deutsch land nicht als ein Märchen, sondern als eine ernsthast in Erwägung gezogene Absicht betrachten zu muffen. Eben deshalb halten wir eS nicht für überslüisig, »och einmal aus die bedeutsame» Ausführungen der regicruiigssreundlicheii Presse Deutschlands zurückzukommen. Die aulorilaliven Zeitungsstimmen DeutichlanoS. die sich über das Gerücht von der bevorstehenden Kaiser - Zusammenkunft ver nehme» ließen, hielte» es für iiothwcndig, nicht »ur die Thatsache selbst, daß eine solche Zusammenkunft beabsichtigt werde, zu leugnen, sondern auch auSvrücklich zu betonen, daß einer Begegnung der Monarchen, wenn sie tcotz alledem staltsände, keine politische Be deutung beigemesse» werden könne. Wir glauben aber nicht, daß die deutsche Presse diese Ansicht aus die Dauer scsthalten können wird. Die Reise des Zaren nach Berlin wäre jedenfalls ein Ereigniß, das die Augen der ganzen Welt aus die beiden Monarchen und die gegen seitigen Beziehungen ihrer beiden Reiche lenken würde, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Empfindungen der beiden Völker sich nicht dem Einflüsse eines solchen Ereignisses entziehen könnten. Würde der Zar bei dem heutigen Stande der Dinge nach Allem, was zwischen Deutschland und Rußland vorgesallen ist, von den drei Reiserouten» die in Betracht kommen, den Weg über Berlin wählen, so müßte mall i» diesem Schritte mehr erblicken als eine durch den leidenden Zustand der kaiserlichen Kinder eingetrelene Notliwendigkeit. Man müßte die Frage auswersen, ob die Leiter der russischen Politik nicht nach »nd nach die U-berzeugung gewonnen haben, daß Rußland durch das Bestreben, sich zu n'oüreu, aus eine gefährliche Bahn gerothell und daß ei» günstiger Moment zur Umkehr gegeben sei. Wir in Oesterreich hätten wahrlich keinen Grund, wenn da« Eceigniß wirklich eintreten sollte, uns darob zu härmen. Wenn die ruisffche Politik ansänqt, von ihrer launenhaften Gereiztheit gegenüber Deuffchland abzulassen und ein herzlicheres Berhaliinß zum Nachbar- reiche anzubahnen, so werden die Freunde Deutschlands diesem Be ginnen »nt woiilwolleiidem Gleichniitth zusehcn. ES Ware lraurig um die Grundlage» der deullch-üsterreichisch-italienischen Freundschaft bestellt, wenn sie dadurch auch nur im Geringste» getrübt werden könnte. Die ruisffche Diplomatie war eS, welche die EiUsrenidnng zwischen Deutschland und Rußland systematisch, ja gewalisam herbeigesiilnt hat; es muß also selbstverständlich a»ch die russiichc Diplomatie sei», welche Schritte zur Wiederherstellung eines besseren Verhältnisses einleitel. Darüber, daß nicht die deuische Regierung cs ist, welche diese Annäherung herbeisührt, kan» kein Zweifel bc- stehen. Sowohl aus dem Inhalt der Erklärungen, welche die deutsche Rrgicrung durch den Munb ihrer Organe abgegeben, wie aus den Wahrnehmungen, dle ma» zu machen Gelegcniicu hat, gebt hervor, daß deuischerskit« nicht-, gar nichts geschehen ist. um den Kaiser von Rußland zu einer Reise durch Deutschland zu veranlassen. In der That kann kein einsichtiger Politiker caran denken, daß eine Zusammenkunft, falls sie slatlfinden sollte, im Stande sein würde, die deutsch-österreichisch-Ualicnischc Frcundschast zu erschüttern. * Die Uebersühruncz der Leiche von Gustav Nachtigal von Cap PatmaS nach Kamerun ist jetzt von der ReichSrcgicrung beschlossen worden. Gouverneur v. Soden, der in den nächsten Tagen nach Teneriffa abreist, wirb sich von dort aus einem Woermann'schen Dampfer „ach Monrovia, der Hauptstadt Liberia», begeben, um mit dem Präsidenten der Republik, zumal unter Hinweis aus die un vermeidlichen unangenehmen Folgen für Liberia, die ei» weitere« Verbleiben der Leiche Nacktigal's in Cap Palmas und die bei der dortigen Bevölkerung nicht zu hindernde Besudelung und Schändung der Grabstätte nach sich zieben würde, alle Förmlichkeiten betreffs Ausgrabung der Leiche u. s. w. zu erledigen und die schriftlichen Befehle fiir de» Gouverneur von VaS PalmaS- milzunelimcn. Sollten in Folge bösen Willens ober Faulheit von Seilen der liberianische» Behörden Schwierigkeiten gemacht werden, deren Beilegung sich länger hinauszöge, al« für den kurz bemessenen Ausentball des Woer- mannffchen Dampfers stattbast erscheinen würde, so wird sich Herr d. Soden zuerst nach Kamerun begeben, nm von dort ou» >n dem kleinen ReichSkampscr .Gustav Nächtigst" die sterblichen Reste de« Forscher- von Kap PalmaS wegzuhcle»
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