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Mchklitz-IeitW Amtsblatt für die Kömaüche Umtshauxtmamischast Dippoldiswalde, sowie für die Königliche« Amtsgerichte und die Ztadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Die „Wel-errtz-Sertuns" «scheint wöchentlich örei- ' «al: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. A» Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Vsg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postbote«, sonne die Agenten nehmen Peilungen an. Inserate, welche bet da bedeutenden Auflag» bet Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung finden »erden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder dem» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Inserate mit entspreche» dem Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionelle« »heile, di» Spaltenzeik« so Pfg- Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 11. Donnerstag, dm 24. Januar 1889. 55. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Januar. Die kirchlich-sta tistischen Nachrichten, welche um Neujahr gewöhnlich zu erscheinen pflegen, werden nicht nur von den betr. Gemeindegliedern, sondern auch von andern Personen, die an der Entwickelung des Gemeinwesens Antheil nehmen, gern gelesen. Läßt sich doch aus ihnen, wenn sie auch nur einen beschränkten Kreis umfassen, manche allgemeine Wahrheit erkennen und insbesondere auf den Standpunkt schließen, den die Gemeinde in reli giöser und sittlicher Hinsicht einnimmt. Leider sind aber diese Nachrichten meist so dürftig (und müssen es des beschränkten Raumes wegen sein! D. R.) und übergehen höchst wichtige kirchliche Lebenszeichen, so daß sie ihren Zweck nur in sehr beschränkter Weise erfüllen. Dieser Zweck soll wohl aber zunächst die Anregung des kirchlichen Sinnes und der christlichen Thätigkeit sein, die einer Gemeinde erst Leben und Bedeutung verleiht. Um so bedeutungsvoller erscheint uns die Form und Ausdehnung, welche der derzeitige Pfarrer von Höckendorf, Herr E. Widemann, den „Nachrichten über die Kirchgemeinde Höckendorf mit Börlas und Obercunnersdorf vom Jahre 1888" gegeben hat. Dieselben sind als besonderes Heftchen, 14 Seiten stark, erschienen und enthalten unter den drei Hauptüberschriften 1. aus dem kirch lichen Leben, 2. aus dem Schulleben, 3. Allgemeines — Alles, was in den zur Kirchengcmeinde Höckendorf verbundenen Ortschaften im Jahre 1888 Bedeutungs volles vorgekommen ist. Sie stellen sich also dar als Ortschronik, als Gedächnißtafel alles Würdigen, Ehr baren und Nützlichen, das im Kreise der Gemeinde im vergangenen Jahre zu Tage gekommen ist. Wir sind überzeugt, es würde auch das Tadelnswerthe seine Stelle gefunden haben, wenn dergleichen sich bemerk bar gemacht hätte. Bei den Nachrichten aus dem kirchlichen Leben sind aufgeführt die kirchlich Aufge botenen, die Getrauten, die Geborenen, die Kirch gängerinnen, die Konfirmirten, die Verstorbenen, die Kommunikanten, die Zahl und Art der Gottesdienste, die Sammlungen für christliche Liebeswerke, der Kirchen vorstand, die Diözesanversammlung und die VolkS- bibliothek. Den einzelnen Abtheilungen ist je ein paffender, bezeichnender Bibelspruch zur Beherzigung beigesügt. Da die Kirchgemeinde Höckendorf 3 Schulen hat, so ist über jede einzelne das Wiflenswerthe be richtet. Unter der Ueberschrift „Allgemeines" gedenken die Nachrichten verdienter Personen, hervorragender Unglücksfälle, allgemeiner Festlichkeiten, nützlicher Ein richtungen (Trichinenschau), der Witterungsverände rungen während des Jahres, des Saatenstandes und des Ernteertrags, des Obstbauvereins, des Besuchs der Gegend durch Sommerfrischler, des Ortsarzts. Unsere Leser werden mit uns einverstanden sein, wenn wir eine solche Zusammenstellung als werthvoll in ver schiedener Art bezeichnen. Besonders aber ist sie es als Geschichtsquelle für spätere Zeit. Wie wir gelesen haben, sucht das kgl. sächs. Landeskonsistorium Doku mente, Urkunden und Kirchenchroniken zu sammeln und ist bereits im Besitze einer Anzahl werthvoller Aufzeichnungen. Gewiß nicht stets werden dieselben in gleiche^Vollständigkeit abgefaßt sein, als die Höcken dorfer von vorigem Jahre. Wie Herr Pfarrer Wide mann jedenfalls in künftigen Jahren eine gleiche Zu sammenstellung beabsichtigt, so wäre auch zu wünschen, daß recht viele seiner Herren AmtSbrüder in gleicher Weise nicht nur ihren Pfarrarchiven, sondern der Ge meinde selbst ein schätzenswerthes Andenken an die Vergangenheit hinterlassen möchten. — Wenn der Ver fasser der „Nachrichten rc." noch einen 4. Abschnitt: „AuS der Vorzeit" hinzugefügt hat, so wird zwat nicht jeder der Herren in der Lage sein, über die Ver gangenheit des Ortes, insbesondere der Kirche, der artige interessante Mittheilungen machen zu können, indeß dürfte doch auch dieses Kapitel dazu anregen, den in Kirchenarchiven vergrabenen interessanten Einzel heiten nachzuforschen und dieselben der Oeffentlichkeit nicht vorzuenthalten. Wir sind in der That Herrn Pfarrer Widemann für die gegebene Anregung sehr dankbar und wünschen, daß sie nicht ohne Wirkung und Nachahmung bleiben möge. — Zeitungs-Expeditionen machen zuweilen die un angenehme Erfahrung, daß gefälschte Anzeigen auf gegeben werden, ohne daß die Annahmestelle in der Lage ist, selbige auf ihre Echtheit prüfen zu können; nach einer dieser Tage erfolgten gerichtlichen Entschei dung ist nun erkannt worden, daß ein Anzeigenbestell zettel als eine Urkunde im Sinne des Gesetzes zu be trachten ist. Wer also eine gefälschte Anzeige aufgiebt, macht sich einer Urkundenfälschung schuldig. So wurde unter Anderem der Ausgeber einer gefälschten Anzeige, der sich mit dieser nur einen Scherz machen wollte, trotz mildernder Umstände wegen Urkundenfälschung zu einem Monat Gesängniß verurtheilt. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeir gelegentlich des am 15. De zember v. I. bei dem Wirthschaftsbesttzer Legler in Ulberndorf entstandenen Brandes hat die kgl. Brand versicherungskammer der Gemeindespritze von Ober carsdorf, sowie derSpritze derStraube'schen Fabrik feuerwehr in Naundorf Prämien nach Höhe von 30 M. und beziehentlich 25 M. bewilligt. — Die königl. Kreishauptmannschast zu Dresden macht in ihrem Verordnungsblatts bekannt, daß sich u. A. in ihrem Regierungsbezirk folgende Innungen nach Maßgabe des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881 um-, beziehentlich neugebildet haben: Stadt Dippoldis walde: vereinigte Innung der Bauhandwerker; Stadt Frauenstein: Wagnerinnung; Stadt Geising: vereinigte Schuhmacher-, Schneider-, Kürschner- und Sattler- innnung (für Geising, Zinnwald, Löwenhain und Fürstenau); vereinigte Tischler-, Glaser-, Böttcher-, Stellmacher-, Schmiede-, Schlaffer- und Stuhlbauer- Jnnung (Geising, Zinnwald, Löwenhain und Fürste nau) ; vereinigte Bäcker- und Fleischerinnung (Geising, Georgenfeld und Zinnwald). Altenberg. Für nächsten Sommer ist feiten des Stadtgemeinderaths und des Lehrerkollegiums die Ab haltung eines Schulfestes geplant. Hainsberg. In der Thode'schen Papierfabrik hat am Sonntag Abend ein Dammbruch in den Klär teichen stattgefunden, welcher eine Betriebsstörung von ca. 8 Tagen zur Folge haben wird. Der gegen 6 Meter tiefe Teich war seit 25 Jahren nicht gefischt worden, weshalb er sehr fischreich war. Man glaubt, daß der Durchbruch durch die Wühlarbeit von Maul würfen entstanden ist. Von den mit dem Aufeisen des Teiches beschäftigten Arbeitern ist Niemand ver unglückt. Dresden. Die Gußarbeiten zu dem König Jo- Hann-Denkmal, das bei Gelegenheit des Wettiner Jubiläums auf dem Theaterplatze in Dresden enthüllt werden soll, schreiten rüstig vorwärts. Die ausführende Firma arbeitet daran mit großem Eifer. Bis auf den Rumpf des Pferdes ist der Guß in allen seinen Theilen beendet, so daß sicher zu erwarten ist, daß das ganze Denkmal im Mai vollständig fertig ist. — Der Landeskulturrath des Königreichs Sachsen wird, wie jetzt endgiltig festgestellt worden ist, am 31. d. M. zu einer zweitägigen Plenarsitzung zu sammentreten. Zur Berathung liegen eine Reihe für die Landwirthschafl höchst wichtiger Gegenstände vor. Am ersten Tage soll über die Errichtung von Kar toffel-Kulturstationen, wovon die eine im Gebirge, und über den Anschluß der sächsischen Versuchsorte an die „Deutsche Kartoffelkulturstation in Berlin" berathen werden (Berichterstatter Prof. vr. Nobbe-Tharandt). Weiter wird das Plenum Stellung nehmen zu der beim kgl. Ministerium des Innern angeregten Auf lösung der landwirthschastlichen Winterschule zu Anna- berg; die Kommission (Berichterstatter Hähnel-Kuppritz) hat sich zu dem Anträge geeinigt, die Aufhebung ge nannter Schule am 31. März d. I. nicht zu befür worten. Die nächsten BerathungSgegenstände bilden die Erweiterung der Gartenbauschule zu Bautzen (Be richterstatter Gartendirektor Krause-Dresden) und die Errichtung von Re Monte - Märkten (Berichterstatter Oekonomierath von Langsdorfs), sowie die Neuwahlen des Vorsitzenden und Stellvertretexs desselben. Am zweiten Tag, 1. Februar, nimmt ausschließlich die Be rathung eines Gutachtens über den Entwurf zum deutschen bürgerlichen Gesetzbuch (Berichterstatter Ritter gutsbesitzer Opitz-Treuen) und eines Gutachtens über den Reichsgesetzentwurf der Invaliden- und Altersver sicherung der Arbeiter vom landwirthschastlichen Stand punkte aus (Berichterstatter Oekonomierath Steiger- Kleinbautzen) in Anspruch. — Die Prinzen Johann Georg und Max werden nächste Ostern vorläufig den militärischen Dienst verlassen und eine deutsche Universität beziehen. Zu nächst hat man sich für den Besuch der Hochschule in Freiburg im Breisgau entschieden, wo die Prinzen zwei Semester lang sich dem Studium der Jurisprudenz, Cameralwiffenschaften, Geschichte und Literatur hin geben werden. Berggießhübel. Bei der am vorigen Dienstag stattgefundenen Abschluß-Sitzung des VertheilungS- komitees für die Abgebrannten in Gersdarf konnte noch ein nachträglich eingegangener Gesammtbetrag von 115 M. zur Vertheiluna an die vom Brand unglück vom 29. Juli Betroffenen bestimmt werden, so daß nunmehr rund 6400 M. an dieselben auSge- geben worden find. Freiberg. Der Rath und die Stadtverordneten haben beschlossen, Herrn Mauckisch in Anerkennung seiner langjährigen Verdienste um das städtische Ge meinwesen bei seinem Austritt auS dem Rathskollegium den Titel „Stadlrath" als ehrenvolle Auszeichnung zu verleihen. — Der Rath unserer Bergstadl erwarb vor Kurzem das Spillner'sche Gut in Berthelsdorf, um die auf demselben befindlichen Quellen nach der Bahnhofs vorstadt leiten zu lassen, welche seit der Echadhaft- werdung der alten Fischbornleitung wiederholt den Wassermangel schwer empfunden hat. Die angestellten Versuche haben ergeben, daß die erworbenen Quellen nicht mit dem Dorfbach, wohl aber mit den benach barten Brunnen in Verbindung stehen und ein an sehnliches Wafferquantum liefern können. Da die Herbeileitung dieses Wassers immerhin noch eine Aus gabe von 60,000 bis 70,000 M. verursachen wird, glaubte der Rath zu Freiberg für die Erprobung der Berthelsdorfer Quellen und die Ausarbeitung des Leitungsprojektes mit seinen eigenen technischen Kräften nicht auskommen zu können, und wandte sich deshalb an Herrn Civilingenieur Thiem in Leipzig. Derselbe hat, nach vorläufiger Prüfung des Quellengebietes, die bisher vorgenommenen Vorarbeiten, die immerhin schon einen Aufwand von 2000 M. verursachen, für unzureichend erklärt und dem Rath einen Vertrags entwurf unterbreitet, dec sowohl die gründliche Er probung der Berthelsdorfer Quellen wie die Aus arbeitung des Leitungsprojektes betrifft und einen Auf wand von 6000 M. beansprucht. Der Wasserbau ausschuß hat die Annahme des Vertragsentwurfes dem Rathe empfohlen, der damit einverstanden war und ganz besonders bestrebt ist, die Vorarbeiten noch im Winter bei unbebauten Feldern und die Leitung selbst bald darauf derart Herstellen zu lassen, daß das ganze Werk bis zum Herbst 1889 vollendet ist. - Hainichen. Dem Sladtverordnetenkollegium wurde in jüngst abgehaltener Sitzung das vom Stadtrath eingeholte Gutachten des Oberlandesbaumeister Canzler in Dresden über die Reparaturfähigkeit der hie sigen Kirche zur Kenntniß gebracht. Letzteres ist ge fordert worden, damit der Bürgerschaft gegenüber der Pflicht zur thunlichst eingehenden Prüfung des Sach-