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A-örter Wochenblatt. Mittheil ungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 1« gr. Sächs., bei Beziehung de- Blattes durch Botengelcgenheit IS Gr. Sächs. 20. Erscheint jeden Donnerstag. 17. Mlli I838. Aus Böhmen. Vor einigen Tagen beanständlgten österreichische Gränzjäger im Gränzbezirke auf einem Nebenwege eine Dienstmagd, welche eine Kuh mit sich führte, vnd brachten sie damit in daS Zollamt zur Unter- - suchung rin. Der zufällig anwesende Inspektor der Landwache übernahm das Verhör und als sich auS demselben ergab, daß die Kuh aus Baiern cingeführt worden war, erklärte er sie für contreband. Die Magd protestirte gegen diese Entscheidung mit dem Bemerken, sie habe die Kuh keineswegs einschwärzen, sondern nur in Oesterreich belegen lassen wollen, und wußte dieser Behauptung so viel Nachdruck zu geben, daß der Herr Inspektor anfieng die Sache gelinder zu nehmen. Aber wie sich dieses zweifelhaften Gegen standes entledigen, wie sich auS diesem Labyrinthe herausreißen?! — Penn kein Zolltarif, kein Gesetzbuch Nies darüber Verhaltungsmaßregeln nach. Schwer war es hier, recht zu.richten, und konnte dabei etwas Anderes in Erwägung kommen, als das Materielle der Aussage? — Niemand als der Ochse oder Stier also konnte in dieser dunklen Sache einiges Licht ver breiten, und nachdem man dieses nach längeren Be- rathungen ringesehen hatte, mußten sich Magd und Kuh, rin Gränzjäger und ein Zollbeamter, auf deS Inspektors Befehl in die Wohnung dieses kompe tenten vierfüßigen Richters begeben!!! — Des Ochsen Ausspruch hob die Entscheidung d,S Inspektors auf. Ein Ochse bewies die Unschuld einer den Zollstrafgcsetzen anheim gefallenen Partei, ein Ochse waltete segensreich über das Glück einer Bauern familie. Welche herrlichen Betrachtungen ließen sich hier nicht über den Ochsen anstelle»! — Die Magd mit ihrer Kuh wurde darauf ohne Weiteres an die baiersche Gränze zurück gebracht, und nicht ohne Rührung ließ sie, von ihrer Beglei tung scheidend, ihren großmüthigen Richtern innige» Dank sagen. Da ging'S aber meinem Nachbar Hanns-Michel nicht so 'naus. Der hatte den Nürnberger Corre- spondenten auf dem Bette liegen, als der obengenannte Inspektor zu ihm eintrat. Die Zeitung war weg und einige Gulden Strafe dazu. Nur Gedanken sind zollfrei, darum den Vorhang herunter! Konzert in Markneukirchen. Schönberg in Böhmen, den 7. Mai 1838. Kaum bin ich hier angckommen, so muß ich auch noch einen Blick über die Gränze zurück in mein Vaterland werfen, bevor ich dasselbe auf längere Zeil verlasse. Ich fühle mich dazu um so eher gedrungen,' da ich erst noch gestern Abends in der letzten Gränz stadt auf meinem Wege, in Neukirchen, einen uns erwartet angenehmen Genuß gehabt habe. Ich weiß, daß das Adorfer Wochenblatt in seiner Umgegend nicht nur, sondern auch tiefer im Sachsenlande gerne gele sen wird; deshalb und weil dasselbe überdies als näch stes Lokalblatt gewissermaßen daS nächste Recht und