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Wchklitz-ZkitW „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag'und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg', einmoiiatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Argerate, welche bet ve» bedeutenden Auflage de» Blattes ein» sehr wirk- same Verbreitung finden, werde» mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen. Theile, die Spaltenzetl« SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illnstrirten UnterhaltuugSblatt." Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Ättlerai? lnr die -illeiöet'lb-^oilnna" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Arauenstein: Nadlermstr. Hardt. FttsttUtt stlt Vtt mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Saufmann Theu erkauf. Nr. 135. Sonnabend, den 14. November 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie wir erfahren, ist der Magistrat zu Halle a. d. Saale von der dasigen Polizei verwaltung ersucht worden, dem Mühlentechniker Stahh aus Leipzig, welcher in Halle eine Müllerschule in's Leben zu rufen beabsichtigte, die Gründung dieser Schule nicht zu gestatten, da festgestellt ist, daß der selbe mit dem ehemaligen Müllerschuldirektor Simon- Ackermann, welcher ebenfalls bereits dort Wohnung genommen hat, in Verbindung steht. — Dem physikalischen Kunst- und Welttheater des Hrn. Paty, der zur Zeit im Saale des Gasthofes zum Stern Vorstellungen giebt, geht ein recht guter Ruf voraus, so daß ein Besuch desselben sicher lohnen wird. — Laut Bericht des Elbgau-Sängerbundes besteht derselbe gegenwärtig aus 136 Vereinen mit 3600 Sängern. An Stelle des König!. Musikdirektors Hartmann in Meißen, der aus Gesundheitsrücksichten zurückgetreten ist, hat man den Musikdirektor Ernst Stahl-Meißen in die Bundes-Musikkommission gewählt. Gruppenkonzerte wurden im letzten Jahre abgehalten von der Gruppe Dippoldiswalde in Reiuhardsgrimma und von der Gruppe Radeberg in Langebrück. Das nächste Gaufest findet am 7. und 8. August 1892 in Neustadt b. Stolpen statt. Als Vorsitzender des Gau bundes amtict auch fernerhin Herr Betriebssecretär Schwärze-Dresden. — In der Nacht vom 13. zum 14. November, viel leicht auch schon in der Nacht vorher, wird man aus dem Sternbilde des Großen Löwen eine größere An zahl von Sternschnuppen ausstrahlen sehen. Es ist dies der Schwarm der sogenannten Leoniden, dessen Hauptmasse 1799, 1833 und 1866 erschien und wobei die Meteore wie Schneeflocken die Atmosphäre durch furchten. Dieser aus Milliarden Sternschnuppen be stehende Schwarm bewegt sich in der nämlichen Bahn wie der Komet I von 1866 und hat sich wahrschein lich in alten Zeiten von diesem abgetrennt. Nach je 33>,i Jahren kommt er der Erde sehr nahe und ver ursacht dann den großartigsten Meteorfall. Die nächste Wiederkehr eines solchen ist am Ende dieses Jahr hunderts zu erwarten. Die im gegenwärtigen Jahre austauchenden Sternschnuppen sind nur die Nachzügler des Hauptschwarmes, auch wird die Erscheinung durch den Hellen Mondschein erheblich beeinträchtigt werven. Ein anderer Sternschnuppenschwarm zeigt sich in der Zeit vom 20. bis 27. November im Stier und am 27. November wird man aus dem Sternbilde oer Andromeda Meteore aufleuchten sehen, welche wahr scheinlich Trümmer des verschwundenen Biela'schen Kometen sind. — Jetzt zur Zeit der Einberufung der Rekruten kommen viele Eltern und sonstige Angehörige in die Lage, zum ersten Male Briese und Packele an das Militär zu senden; es erscheint daher angebracht, an die Porto-Vergünstigungen zu erinnern, die unser Militär genießt, und diese sind folgende: Ein Brief an einen Soldaten bis zum Feldwebel beziehungsweise Wachtmeister aufwärts ist bis zu einepr Gewicht bis zu 60 Gramm portofrei, wenn man denselben mit der Bezeichnung „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" versieht. Das Gewicht eines Packets kann bis 3 Kß gleich 6 Pfund schwer sein und muß ebenfalls mit dem Vermerk versehen sein: „Soldaten brief. Eigene Angelegenheit des Empfängers". Das Porto kostet dann, ohne Unterschied der Entfernung, 20 Pfg. Schwerere Packete unterliegen den tarif mäßigen Portosätzen. Schmirdeberg. Nächsten Montag wird im hie sigen Naturheilverein Frau Schriftstellerin Muche aus Berlin, Vertreterin der Naturheilkunde, einen Vortrag „über die Erziehung des Kindes" halten. Altenberg. Im Alter von 83 Jahren schied nach schwerer, aber mit größter Geduld ertragener Krankheit der frühere langjährige Stadtkasstrer Friedrich August Gäbler aus diesem Leben. Treu hat er viele Jahre das städtische Kastenwesen ganz allein verwaltet, er war s. Z. Direktor des hier bestandenen Bergmusikchors, wie er auch sonst noch an der Spitze mehrerer Vereine stand. Er ruhe in Frieden und leicht sei ihm die Erde. L Glashütte. Der in der Nacht vom 11. zum 12. November auf der Müglitzthalbahn abgelassene Theaterzug (der erste auf dieser Bahn) zählte auf 34 Achsen 246 Theilnehmer und zwar: von Geising 15, Lauenstein 12, Bärenstein 20, Bärenhecke 7, Glas hütte 61, Dittersdorf 7, Oberschlottwitz 17, Nieder- schlottwitz 20, Burkhardtswalde-Maxen 9, Hässlich 13, Weesenstein 55, Dohna 10. Die Theaterzüge sind also gesichert. Was nun die schon gemeldete Beschleu nigung der Fahr-Geschwindigkeit auf genannter Bahn betrifft, so ist darüber noch zu bemerken, daß auf seinerzeit eingegangene Beschwerden, bez. Gesuche, der im Jahre 1889/90 tagende Landtay beschlossen hatte, die Vermehrung der Fahr-Geschwindigkeit, wenn irgend möglich, auf allen Sekundärbahnen durchzuführen. Nachdem die Erhebungen abgeschloffen, tritt diese Er höhung der Fahr-Geschwindigkeit, wo es nicht schon diesen Sommer geschehen, auf allen Sekundärbahnen, mit Ausnahme der Schwarzenberg-Johanngeorgen- städter Linie, in nächster Zeit ein. — In diesem Jahre wurden beim hiesigen Bürger meisteramte 58 Kreuzottern abgeliesert und dafür die festgesetzte Prämie von 29 Mark bezahlt. Wie nöthig eine Kontrolle ist, zeigt dies Jahr wieder, in welchem gegen 80 Bergnattern und Ningnattern und auch einige Blindschleichen vorgezeigt wurden. — Die Einweisung unseres neuen Schuldirektors Hrn. vr. xbil. Göhl aus Altgersdorf wird nächsten Montag Vormittag durch Hrn. Bezirksschulinspektor Richter erfolgen. N Kreischa. Vor Kurzem brachte ein Blatt die Neuigkeit, der Gasthof Zum Erbgericht Hierselbst sei verkauft und in den Besitz eines gewissen Herrn Angermann, bisherigen Besitzers der Prinzenhöhe, übergegangen. Derselbe habe 70,000 Mk. gegeben, wolle am I. Dez. d. I. übernehmen und ein vor dem Gasthof gelegenes, ihm gehöriges Stück Land in einen freien Platz umgestalten. Der besagte Gasthof ist jedoch heute noch Eigenthum des Herrn Gotthardt und bleibt es hoffentlich in Anbetracht der guten Bewirlh- schastung desselben noch recht lange Jahre. — Der hiesige Männergesangverein beab sichtigt, Anfang Dezember wieder einen seiner so be liebten Familienabende abzuhalten. — Gelegentlich des nächste Woche hier statt findenden Kirchweihfestes wird nicht nur am Montag die Kapelle des Leibgrenadier - Regiments in Blasche's Etablissement ein großes Concert geben, sondern es werden am Dienstag auch die Mulden- thaler Sänger aus Roßwein im Gasthofe zu Lungkwitz ein heiteres Programm vortragen. Dresden. Später als in früheren Jahren erfolgte Heuer die Ansage zur Eröffnung der 24. ordentlichen Ständeversammlung. Dieselbe erfolgt durch König Albert, welcher am Donnerstag Abend von Jagdschloß Wermsdorf in der Villa Strehlen wieder eintraf, Freitag Mittag '/»1 Uhr im Thronsaale des Residenz schlosses im Beisein der Prinzen des königl. Hauses. Das nachfolgende Festmahl beginnt um 5 Uhr Nach mittags. An dieser großen Hoftafel nehmen außer den allerhöchsten und höchsten Herrschaften circa 180 Herren Theil. Gegenüber dem Könige und der Königin sitzen die Präsidenten der Kammern, ihnen zunächst die Vizepräsidenten. Die Herren Staatsminister haben ihre Plätze zu beiden Seiten des KönigspaareS. So bald das Placement erfolgt ist, verkündet der Ober hofmarschall Graf Vitzthum erstmalig durch halblaute- Klopfen mit dem Stabe das Nahen des kgl. Zuge-. Denselben eröffnen Pagen, in Roth gekleidet. Die 2 Offiziere äu jour und die oberen Hoschargen gehen der königliche Familie voran, während Hofdamen, Ad jutanten und die dienstthuenden Kammerherren den ' Schluß bilden. Nach dem Eerviren des Braten bringt Se. Majestät das Hoch auf des Landes Wohl und aller getreuen Stände aus, worauf die Fanfaren der Hof- und Gardereiter-Trompeter durch den Saal schmettern. Kurz darauf bringt der Präsident der Ersten Kammer das dreimalige Hoch auf den König aus, dem der Präsident der Zweiten Kammer mit dem Trtnkspruche aus Ihre Majestät die Königin und alle Mitglieder des königl. Hauses folgt. Nach Aufhebung der Tafel begiebt man sich in den Ballsaal, wo Kaffee und Liqueure gereicht werden. Um 8 Uhr heben die königl. Majestäten den Cercle auf. — Am II. November Abends 6 Uhr trat die . Zweite Kammer unter dem Vorsitze des Abgeordneten vr. Haberkorn als Vorsitzendem der Einweisungskom mission zu ihrer ersten Präliminarsttzung zusammen, welcher am Regierungslische die Staatsminister vr. v. Gerber, v. Thümmel und v. Metzsch beiwohnten. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Meine Herren! Zu einem ordentlichen Landtage von Seiner Majestät dem Könige einberufen, haben Sie sich zahlreich in diesem Saale versammelt und heiße ich Si^ im Namen der Ein weisungskommission herzlich willkommen. Zur Arbeit sind wir berufen; an solcher wird es nicht fehlen. Theils werden es Re gierungsvorlage», theils andere Anliegen sein. Wir wollen und wir werden ordnungsgemäß, mit Eifer und Gewissenhaftigkeit alle Vorlagen prüfen und nur solche Beschlüsse fassen, welche zum wahren Wohle des Vaterlandes gereichen. Dies sei unser Aller fester Vorsatz I Der Vorsitzende bemerkte sodann, daß seit dem letzten Landtage ein Mitglied, der Abgeordnete von Carlowitz, der Kammer durch Tod entrissen worden sei, und rühmte die verdienstvolle Thätigkeit des Dahin geschiedenen, dessen Andenken die Versammlung durch Erheben von den Plätzen ehrte. Den Gegenstand der Tagesordnung bildete die Vertheilung der Mitglieder in die fünf Abtheilungen. Nachdem dies (durch das Loos) geschehen war, konstituirten sich die Abtheilungen sofort. Den Schluß bildete die Verlesung einer Mit theilung des kgl. Oberhofmarschallamtes über die Er öffnung des Landtages. — Das dieser Tage in sozialdemokratischen Kreisen gehörte Schlagwort: „Wir werden ihnen beim Land tage schon zu schaffen machen" lenkt unwillkürlich den Blick auf die einschlagenden Verhältnisse. Das durch 3 neuerrungene Abgeordnetensitze verstärkte Konsortium der sozialdemokratischen Partei im sächsischen Land tage ist allerdings durch seine Zahl (11 Mitglieder) bedeutungsvoller geworden, als yiele wohl glauben. Bisher waren 8 Sozialisten im sächsischen Landtage vertreten; dieselben vermochten eigene Anträge nicht durchzubringen. Jetzt bilden dieselben eine eigene Fraktion, der es gestattet ist, durch ihre l 1 Abgeordneten eigene Anträge ohne vorherige Unterstützungsfrage zur Debatte zu bringen. Leicht möglich ist es daher, daß es an Anträgen dieser Partei und damit an Arbeit für den sächsischen Landtag nicht fehlen wird. Diese Errungenschaft ist zunächst die bedeutsamste. Die neue sozialdemokratische Fraktion besteht nunmehr, Wegfall von Wahlprüsungseinwänden vorausgesetzt, aus nach folgenden Abgeordneten: I. Colbitz, Vertreter des 16.