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e-rschti«1: glich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: »i« Abends ü, Sonn tags bi« Mittag» 1» Uhr: Marienstraße IS. Unzeig. in dies. Blatte Kaden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 13,000 Exemplar«. Aronn««»t: BierteljLhrlichraAgr. bei unentgeldlicherki«- fernng in'» Han». Durch die «önigl. Post vierteljährlich SS Ngr. Einzelne Nummer« t Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. U»ter„Einge- sandt" die Zeile 2 Ngr 'l Mnük «ab EigsHmn der Herausgeber: tt'iepslh H Rtichardt. — Bcrantwonlicher Redacreur: Julius Reichmdt. Dre-d/«, den 31. Mai. — Se. K. H. der Generalmajor Prinz Georg wird, wie »vir vernehmen, in diesm Tagen nebst der Adjutantur in dem königl. Schlöffe Moritzburg Wohnung nehmen. — II. KK. Majestäten haben sich vorgestern, als am Vorabende des Frohnleichnamfestes, von Pillnitz nach Dresden begeben und die Nacht im hiesigen kgl. Schlöffe zugebracht. — Während vor einigen Tagen die „France" die Nach tlicht brachte, Herr v. Kübeck, der k. k. Bundesprüsidialgesandte, »erde den Bund bei den Pariser Konferenzen repräsentiren, läßt sich der „Constitutionnel" aus London von der „Agence Havas Bullier" telegraphiren, daß Herr v. d. Pfordten und Herr v. Neust gleichviel Aussichten zu dieser Mission hätten. — Es hat sich in unserer Stadt hin und wieder das Gerächt verbreitet, als seien einige Museen und namentlich das Grüne Gewölbe geschloffen; wie wir uns aber selbst über zeugt haben, haben die Führungen nach wie vor ihren regel mäßigen Fortgang. — Die Bestimmung der Telegraphen-Ordnung für die telegraphische Correspondenz im deutsch-österreichischen Telegraphen vereine, sowie für den inneren telegraphischen Verkehr, wonach Chifferschrift bei Privatdepeschen gestattet ist, wird vom Finanz- Ministerium bis auf Weiteres außer Wirksamkeit gesetzt. Von verschiedenen Seiten und insbesondere in kauf-^ -eE"*«s«üht. / Männischen Kreisen ist die Bemerkung gemacht worden, daß sich seit der kriegerischen Gestaltung der deutschen Verhältnisse in dem Geschäftsverkehr ein Mangel an ein- und sünfthälerigen sächsischen Kaffenbillets geltend gemacht hat. Diese Wahrneh mung, die den finanziellen Verhältnissen Sachsens lediglich zur Empfehlung gereicht, hat ihren wesentlichen Grund darin, daß Viele im Vertrauen auf die sichere Basis der sächsischen Finanz- wirthschaft und der dadurch gewährleisteten Sicherheit der säch sischen Kaffenbillets ihr Geld in den letzteren, die sich leichter als Silbergeld aufbewahren lassen, anlegen und sie während der Dauer der Kriegsperiode in Verwahrung behalten. Durch diese Manipulation wird aber der tägliche Verkehr, bei welchem hauptsächlich der Thaler, sei es in Silber, sei es in Pap er, zum Umsatz gelangt, um ein Wesentliches erschwert. Denn während beim Mangel der ein- und sünfthälerigen Kaffenbillets der Käufer gezwungen ist, Kaffenbillets in höherem Betrag an Zahlungsstatt zu geben, sieht sich der Verkäufer hinwiederum veranlaßt, den Ueberschuß in Silber herauszuzahlen. Viel be schwerlicher aber ist es, eine mehrere Thaler betragende Summe in Silber mit sich herum zu tragen, als solche in einein ein paar Loth wiegenden Packetchen in Papiergeld bei sich zu füh ren. Zu möglichster Abhilfe dieses Uebelstandes wollen wir nicht unterlassen, alle diejenigen, welche größere Summen in ein- und sünfthälerigen Kaffenbillets liegen haben und sie bis zu Eintritt friedlicherer Verhältnisse liegen zu lassen beabsichtigen, darauf aufmerksam zu machen, daß ihnen durch Einwechselung höherer sächsischer Kassenscheine bis 50 und 109 Thaler dieselbe Sicher heit geboten ist, als wenn sie Kaffenbillets in geringerem Be trag besitzen, daß diese Umwechselung im K. Finanzministerium ohne alle Spesen erfolgt und daß Jeder, welcher von dieser Umwechselung Gebrauch macht, indirekt zur Erleichterung des täglichen Verkehrs in dieser schweren Zeit beiträgt. — — Bei der am Montag stattgehabten Eröffnungssitzung der Zweiten Kammer schloß der Präsident Haberkorn seine An sprache, in welcher er den Ruf: „Das Vaterland ist in Ge fahr", für gerechtfertigt bezeichnet«, mit den Worten: „Möge es auch ohne Schädigung der deutschen und sächsischen Ehre und Interessen gelingen, den Frieden zu erhalten, möge dazu jeder Theil das Seinige beitragen und sich der schweren Verantwort lichkeit vor Gott und Menschen bewußt bleiben, welche Den jenigen trifft, der ohne Noth Blutvergießen und die Gräuel eines Bruderkrieges verschuldet." — In Glauchau haben die Nationalvereiner eine Volks versammlung abhalten und von dieser Resolutionen oder Be schlüsse im Geiste und Sinne des Berliner leitenden Ausschusses fassen lassen; z. B. keinen Krieg gegen Preußen, keinen Bund gegen Preußen, Einberufung des deutschen Parlaments auf Grund der Reichsverfassung von 1840 rc. — Die neue Einrichtung durchgehender Eisenbahn-Kranken- Wagen ward vorgestern Abend benutzt: cs reiste die erkrankte Gouvernante einer russischen Fam lie von Dresden aus in einem solchen Transportwagen nach Frankfurt a. M. Von Dresden bis Leipzig betrugen die Fahrkosten 15 Thlr., von dort bis Frankfurt 118 Thlr. 20 Ngr. Der Wagen gehört der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie. — Chemnitz, Dienstag 29. Mai Nachmittags 5 Uhrl In der heutigen Generalversammlung der Börse zu Chemnitz erstattete die von hier nach Dresden an das Ministerium ge sendete Deputation ausführlichen Bericht über den Erfolg ihrer Mission. Dieser Bericht wurde mit allgemeiner Freude und sichtlichem Beifall ausgenommen und einstimmig eine Dank adresse an Se. Majestät den König beschlossen. — Die Ver sammlung brachte auf Vorschlag des Vorsitzenden, um der Stimmung der heutigen Sitzung volle Geltung und Ausdruck zu geben, auf das Wohl Sr. Majestät des Königs und auf das gesammte und so wohl gesinnte Ministerium ein dreima liges Hoch. — Am 1. Juni tritt bei den k. sächs. westlichen Staats bahnen ein neuer Fahrplan in Kraft. — Der Schreiber eines hiesigen Rechtsanwaltes, der auf dessen Namen hier einen namhaften Betrug verübt hatte und deshalb von der Behörde verfolgt wurde, fand gestern Vormit tag, als es endlich gelungen, ihn festzunehmen, in einem unbe wachten Augenblick Gelegenheit, sich mittelst seines Taschen messers mehrere Stiche in die Brust berzubringen. Wie wir hörten, sollen dieselben aber nicht lebensgefährlich sein. Trotz dem machte sich die Unterbringung des Menschen im Stadt krankenhause nothwendig. — — Am 21. Mai hat sich in Elsterberg ein vormaliger Posthalter aus einer Provinzialstadt Sachsens entleibt. — — Am 29. Mai Vormittags hat in dem englischen Ge- sandtschasts-Hotel die Taufe des Herrn Murray vor Kurzem geborenen Sohnes in Gegenwart des ganzen diplomatischen Corps, sowie des Ministers von Neust stattgefunden. Die von uns über dieses Ereigniß vor einigen Tagen gebrachte Nachricht — Aus Anlaß der ersten Wiegenfestfeier des Prinzen Friedrich August, ist derselbe unterm 25. d. M. von Sr. Maj. idem König zum Chef der vacanten zweiten Infanterie - Brigade nannt worden und hat solches von jetzt an den Namen des rinzen zu führen. ^ ^ -dem MEchs^-evMbMßäde wirk unter Direc tum des Herrn Kunze, zum Besten hülfsbedürftiger Familien einberufener Kriegs-Reservisten, morgen Freitag, in der großen Wirtschaft des königl. großen Gartens ein umfangreiches Mili- tär-Concert stattfinden. — Aus der Mügeln'schen Pflege. Traurig stehen bei uns die Fluren, das Korn ist zum größten Theil erfroren, so, daß mancher Gutsbesitzer kaum seinen eigenen Bedarf an Sa men und Brod ausdreschen wird, viele mitunter auch das noch nicht haben. Ueberall sieht man schon die Schnitter das leere Stroh abmähen, um vielleicht noch eine andere Frucht in das Feld zu bringen, freilich mit welcher Unsicherheit, weils schon spät ist, und die Ernte auch fürs nächste Jahr mißrathen zu sehen. Rapps und Rübsen ist ebenfalls total erfroren, und die schönsten Hoffnungen, welche noch vor 3 Wochen, als alles in der schönsten Blüthe stand, der Landmann hatte, sind ver nichtet worden. Hunderte von Ackern fallen schon unter der Sense des Schnitters. Wir Aschen einer traurigen Zukunft entgegen, wolle nur Gott seinen Segen zu dem Gerathen der Sommerfrüchte geben und daß der Kriegscrawall bald ein Ende nimmt. — In der elften Stunde gestern Vormittag stürzte ein Dienstmädchen, mit Aufstecken von Gardinen beschäftigt, aus der ersten Etage eines Hauses auf der Ferdinandstraße auf das Pfla ster. Erhebliche Verletzungen am Körper machten ihre Unter bringung im Krankenhause nörhig. — Der Aufruf einer Anzahl Ehrenmänner zur Bildung eines Vereins zur Pflege der Verwundeten findet in der menschenfreundlichen Bevölkerung Dresdens lebhaften Anklang und die echt humanen Worte des Aufrufs, Menschenliebe an Allen, auch den politischen Feinden zu bethätigcn, fallen bei dem Dresdner, rer nicht blos gemüthlich, sondern gem werkthätig- hilfreich ist, auf keinen unfruchtbaren Boden. Der Zettel in der Löwenapotheke, auf den man sich zum Beitritt zum Ver ein melden kann, ist mit zahlreichen Namen bereits bedeckt. — Die bei Wilsdruff von Sr. Maj. dem Könige am 29. d. M. abgehaltene Revue ist, wie man vernimmt, sehr be friedigend ausgefallen, die dabei betheiligten Truppen haben sich sämmtlich durch vortreffliche Haltung, di; Artillerie und Cavallerie insbesondere durch vortreffliche Pferde ausgezeichnet. Im Gefolge Sr. Maj. des Königs befand sich auf besondere Einladung der königl. Generalleutnant a. D. v. Engel, welcher gegenwärtig das herrschaftliche Schloß zu Wilsdruff bewohnt. — Allen Besuchern des Zoologischen Gartens, welche sich so lebhaft für das Abwerfen der Geweihstummel des Wasser- Hirsches interessirten, diene zur Nachricht, daß derselbe gestern beide ganz rein und gesund abgeworfen hat; daß also das Ab- sägenlaffen des Geweihes durch Herrn Director Or. Westermann, wegen sicherer» Transport des ThiereS, keine nachtheiligen Folgen hatte. Geboren wurde ein Schweinshirsch. — Oeffentl. Gerichtsverhandlung vom 30. Mai. Heute liegt Diebstahl vor und es ist, wenn wir das Plaidoyer berücksichtigen, bald qualisizirter, bald nicht. Carl August Jentzsch heißt der Angeklagte, der bereits dreizehnmal bestraft ist, darunter drei Jahre mit Zuchthaus. Wir erfahren, daß er im Januar dieses Jahre« erst aus Zwickau entlassen wor den. Nach seiner Entlassung lebte er längere Zeit in Dres den, unter polizeilicher Aufsicht. Seine letzte Arretur, die ru zu dem heutigen Prozeß ihn führte, gcschah am 27. März die ses Jahres. Jentzsch stahl am 21. März 1866 im Gasthofe zur „Stadt Magdeburg" einem gewissen Fabrikant Schärler aus Lößnitz einen Neisepelz, eine Reisetasche, Tücher, div. Vor- hemdchen, Socken rc. und 10 Thaler baares Geld. Da» Local war zwar verschlossen, Jentzsch öffnete es aber mit einem Haupt- schlüffel, den er später versteckte. Befragt, wo er das viele Geld auf einmal her habe, sagt er, er habe es durch's Spiel gewonnen. Im Uebrigen erklärt er, er habe die Gegenstände gar nicht aus der Stube, sondem aus dem Vorsaal gestohlen. Von baarem Gelds wollte er gar nichts wissen, namentlich nicht bei seiner polizeilichen Befragung. Heute aber weiß er von gar nichts. Wieder spielt bei der Geschichte ein „unbe kannter Mann", von dem der Angeklagte Alles erlangt haben will. Dieser Mann soll der Handarbeiter Männicke sein. Männicke ist da als Zeuge, kennt aber den Jentzsch durchaus gar nicht. Herr Staatsanwalt Noßteuscher beantragt kurz die Bestrafung des Verbrechers. Herr Advocat vr. Schaffrath hält den Diebstahl nicht für einen qualifizirten, weil in einem Gast hause doch stets die Zimmer offen stehen und stets Leute da seien. Das Urtel lautete auf 4 Jahre Zuchthaus mit voller Schär fung. — Angekündigte Gerichtsverhandlung. Heute Vormittag 9 Uhr wider Hedwig Therese verehel. Neumannz wegen Diebstahls und Unterschlagung. Vorsitzender: Gerichts» lrath Jungnickel. TageSgefchichte. Oesterreich. Aus Innsbruck schreibt man: Hier ge schehen Rüstungen über Rüstungen. Alle Streiter, welche Tirol aufzubringen vermag, gehen nach Italien und nicht nord wärts. Das gesammte Tiroler Kaiser-Jäger-Negiment von 800Ü Mann ist schon dahin abgegangen. Ebenso werden jetzt die Landes-Schützen-Compagnien aufgeboten, um an die italienische Grenze zu marschiren. Augenblicklich stehen in Oesterreich 600,000 Mann unter den Waffen, davon sind 340,000 Mann zur Offensive gegen Preußen bestimmt und 260,000 Man» bilden die italienische Armee. — Die officiöse „Oesterr. Ztg." zweifelt nicht mehr an dem Zustandekommen des CongrefseS, findet dessen Chancen zwar nicht geradezu hoffnungsreich, aber auch nicht hoffnungslos und präcisirt die Stellung Oesterreichs diesem letzten Versuche gegenüber, dm Frieden zu erhalten, wie folgt: „Wenn die österreichische Regierung in den Congreß ein- tritt, so wird sie die Ueberzeugung gewonnen haben, daß sie es thun kann, ohne das Recht und die Ehre des Bundes zu schädigen, und sie erfüllt in diesem Falle einfach eine Pflicht gegen ihre eigmen Völker und gegm Europa, wmn sie einen letzten Versuch zur Hintanhaltung des Krieges nicht abweist. Ihre Stellung auf dem Congreß wird einfach sein: Sie kommt weder, um auf der Spitze des Schwertes Forderungen für Oesterreich zu stellen, noch mit gestrecktem Gewehr die Forde rungen Anderer zu acceptirm. Oesterreich hat zunächst kein« Vorschläge zu machen, sondern nur sie entgegen zu nehmen und zu prüfen." — Benedek hat dm Corpscommandanten die Zu lassung von Berichterstattern für Zeitungen in ihren Haupt quartieren auf das Strengste untersagt und diesem Verbote einen besonderen Armeebefehl gewidmet, in welchem auseinander gesetzt wird, daß eine Kritik der Vorgänge im Lager, sowie der Bewegungen unzulässig sei; für die Verzeichnung ruhmvoller Thaten werde schon die Geschichte einzelner Regimenter sorgm, daher es der Zeitungsschreiber nicht bedürfe, welche von dem „reinen Soldatmverbande" also fernzuhaltm. ,?) Preußen. Der Ausmarsch der Garden, welcher zu Berlin am 28. Mai erfolgen sollte, ist vorläufig auf 14 Tage ver schoben worden, jedoch haben die Mannschaften sich jeden Tag dazu bereit zu halten. — Der General-Intendant der königl. Schauspiele, Herr v. Hülsen, ist aus Italien zurückgekehrt, wo hin er sich begeben, um für das Ballet neue Tänzerinnen ersten Ranges zu suchen. — In Berlin haben bereits 3000 Frauen, deren Männer zum Heere einberufen wordm sind, Unterstütz ungen erhalten. — Bei dem Gala-Diner deS Lord A. CloftuS zu Berlin war auch Graf Bismarck zugegen. Die Stimmung, theilt man der „Weser-Ztg." mit, war den Friedenshoffnungen keineswegs günstig. Bayern. Angesichts der ernsten Ereigiiffe sind Wagner» Opern „Lohengrin" und „Tannhäuser", welche zu München nächstens mit aller Pracht und mit mehrfach herbeigezogenen Sängern ersten Ranges in Scene gehen sollten, abbestellt. Frankreich. Pariser Blätter sagen: Die eigentliche» Congreßverhandlungen werden allerdings schwerlich vor Milt« Juni beginnen können, indem ihnen Conferenzen der hiesigen Repräsentanten der fünf Mächte mit Herrn Drouyn de LhuyS vorauSgehm. Das Ergebniß wird entscheiden, ob sich für den Congreß wirklich ein Programm findet, da», ähnlich wie bei den ' ->I ' Ns