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Dresdner Nachrichten : 12.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-09
- Tag 1873-09-12
-
Monat
1873-09
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.09.1873
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I Ihr. «Uslagr: „«0,rcm,k. Mr die «ü«i»r« «vigr» sandin nr»nÄ«cht« NUNdt^nch dt« «ed»Ä»» »tqt verdtndltch. Inseraten-«nn»»«e »«»- »»»««! «l» Vqp«» in H««»ur,. «er- »A «u>. Skills. is-kl. »et»»ta. Wir», Hamburg, Liantsurt a. M.. vtün- Men. — v»«l» » Lv. tn Nranlfurt a. M. — Nr, Vo>»t in Uemnltz. — L». S-I»«r » c«. tu vartl. Tageblatt GeWstsverlehr. Lru« und Sigenthum der Herausgeber: Ltepfch 6 Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Svlm» Nrichar-t. Rrr SSS. Achtzehnter JahrftaM »nl«al,»«rdenl ttratze 18 angc» bi» 'Ld.»w,r, L> In« LUUag» IS Ub Sleuiiabr: »rote t> aaile » di» «id L I Der Raum einer spalli«en Pciitzeile lodet IS PI». Singelandt dt« -Zeile » R,r Line Garantie iür da» nitchdtoaige »riches- nen der Inserat« wird nicht gegeven. Slutwärügr Annoncen» Ausiragc von un»unb kannten Firmen u. 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Somit bleibt ihnen wmig mehr übrig, als die Verlängerung der Gewalten des Marschall-Präsidenten zu beschließen, um sich die Zu kunft zu rettm. Hierfür wird sich gewiß eine ansehnliche Mehrheit finden. Mac Mahon als Chef der Armee bürgt für Erhaltung der Ordnung, selbst wenn die Nachwahlen, die nicht länger zu verschieben sind, die Zahlenverhältnisse in der Nationalversammlung zu Gunsten her Republikaner verrücken würde. Auch Graf Chambord ,elbst scheint die Hoffnung auf baldige Thronbesteigung aufgegebcn zu haben. Auf der Tagesordnung der nächsten Gemernderathssitz- ung in Wiener-Neustadt steht ein Gesuch des Grafen Chambord aus Froschdors „um pachtweise Überlassung des zum städtischen Föhren walde gehörigen Jagdrechtes auf wettere sechs Jahre". Da die Principientreue des Grafen nur von seiner Sparsamkeit übertroffen wird, darf man wohl den Schluß wagen, daß er nicht den Jagdpacht zahlen würde, wenn er glaubte, daß er sem Terrain nicht gehörig abschießen könnte. Der König-Ehrenmann Victor Emanuel hat seine Reise nach Wien und Berlin um mehrere Tage beschleunigt; die Rückreise nach Italien wird ihn über München und den Brenner führen. Was die ultramontanen Blätter Frankreichs an Beschimpfungen des Königs von Italien leisten, übersteigt die aschgraue Möglichkeit; zur Ab wechselung wird die Reise als eine höchst bedeutungslose Spritztour dargestellt. Man wird ihm, sagt der „Univers", in Wien die Hand geben, ohne ihm dieselbe zu drücken; die deutsche Regierung wird fortfahren, die katholische Kirche zu quälen, das italienische Gouver nement wird seiner Räuber- und Kerkermeister-Rolle treu bleiben; aber nichts Politisches wird aus der Reise Victor Emanuel's her vorgehen, und dieser König wird, von Freveln und Verwünschungen belastet, verabscheut und verachtet die schreckliche Stund« abwarten, der er nicht entgehen soll." Kola! In Wien hat die schwarze Internationale den Verlust eines ihrer unermüdlichsten Streiter zu beklagen. Der berühmte Jesuit Pater Klinkowström, ein geborner Mecklenburger und mit einem mächtigen Organe begabt, ist dem Irrsinn verfallen. Klinkowström gehörte zu denjenigen Mitgliedern seines Ordens, welche in ihren Ansprachen an das Publikum die theokratischen Tollheiten bis auf den Gipfel des Blödsinns trieben. Aber gerade deshalb, weil er mit seinen Kanzelvorträgen eine wahrgFundgrube für die Feuilletonisten der Journale bildete, die ihm manche ihrer heitersten Artikel ver darben, war er der Liebling der vornehmen ultramontanen Gesell schaft. Als Fastenprediger machte er in dem deutschen Ordenshause allwinterlich Furore: die feinsten Equipagen und die feistesten Livree bedienten hielten dort an jedem Dienstage vor den Thoren. Pater Klinkowström wußte die Seligkeit der Reue so inbrünstig mit einem solchen Wollustkitzel zu schildern, daß die erlauchten Damen sich or dentlich selig fühlten, wenn sie während des Faschings viel gesündigt, um sich so recht ausgiebig von dem Wonneschauer der Buße durch rieseln zu lasten. Der fromme Prediger verweilte am liebsten bei dem Thema von der vielen Liebe, der viel vergeben wird. lieber die Geschäftsmanipulation des nach Amerika geflüchteten Wiener Banquiers Rothschild kommen immer mehr Einzelnheiten zum Vorschein, die erkennen lasten, daß die Leichtgläubigkeit der Menschen nahezu bodenlos ist. Es mag noch hingehen, daß viele Landleute und Provinzler den Talmi-Rothschild mit dem „echten" verwechseln und durch dieses fatale Mißverständnis; uni ihr ganzes Vermögen kamen. Aber nahezu unglaublich klingt es, daß eine große Menge von Leuten, denen die Nase schon einmal tüchtig ge blutet hat, als sie einen guten Theil ihrer Ersparniste dem Schwind ler Placht „zur höchsten Fructificirung" anvertraut hatten, sich hier durch nicht haben witzigen lassen. „Was das Schwert nicht kurirt, kurirt das Eisen", lautet ein lateinisches Sprichwort, das Schiller als Motto seinen Räubern vorsetzte; es giebt aber Leute, die weder Placht noch der falsche Rothschild kuriren und die, wenn sie einen Bruchtheil ihres Vermöeeizs aus beiden Schiffbrüchen gerettet haben werden, noch zu einem dritten Gauner gehen, der ihnen hohe Zinsen verspricht und ihr Kapital verschwendet. Rußland macht jetzt gewaltige Anstrengungen, um seine Land- wie Seemacht auf eine hohe Stufe zu bringen. Für die Flotte werden schon jetzt 24,662,529 Rubel jährlich verausgabt. Sie zählt augenblicklich 117 Dampfer verschiedener Gattung und Größe. Davon kommen auf die Ostsee 25 Panzerschiffe (darunter 11 Mo nitors und 8 Fregatten); iin Bau sind für die Ostsee 2 Panzercor- vcttcn, für das schwarze Meer 2 Panzerschluppen, so daß die ge lammte Panzerflotte jetzt schon 29 Schiffe zählt. Die Segclflotte besteht aus 40 Fahrzeugen, die Küstenflotte aus 319 Schiffen, wo runter 21 der größeren Gattung gehören. Was alle diese Fahr zeuge unter Umständen zu leisten iin Stande sind, hat man sonst schon, insbesondere aber bei der großen Flottenrevue, welche der Kaiser am 26. August bei Transund abhielt, erfahren: die Jacht „Alexandria", welche den Kaiser nach Petersburg zurückbringen sollte, erlitt Havarie, die Minen sprangen nicht, ein altes Kanonenboot, das in den Grund geschossen werden sollte, widerstand den Kugeln von 10 Schiffen und sank erst, als das 11. ankam. Der „Eriklik", der den Großfürsten Constantin nach Oriande bringen sollte, ging zu Grunde und ähnliches lam auch sonst vor. Das Schiff, welches vor 3 Jahren die Welt umsegeln sollte, scheiterte schon im der „Admiral Tschitschagoff" lies vor ein paar Wochen bei seiner! über daS'Bauprojcct selbst behält sich Collegium noch vor. Nun, ersten Svaüeriabrt auk und uvei Damvier litten nach einander aus i erleben wir es wirklich noch, baß aut der Brandstelle ein »ucii i-piizi^,«i,n uustuiiv zwei Kämpfer uuen nacy emanoer aus ^ ?mvc»-,Ii>!.i» Mcicsiliem di? dem weißen Meere Schiffbruch. Daraus macht man sich nicht viel und „Moskowükya Wjcdomosti" wie „GoloS" verlangen energisch für die neue Flotte größeren Spielraum, als Ostsee und Schwarzes Meer zu bieten im Stande sind: der große Ocean soll ihr Preis ge geben werden. Locale» und Sächsische». — Im Sanitäts-Corps sind befördert worden: der Assistenz arzt des 2. Ulanen-Regiments Nr. 18, vr. Mittländer zum Stabs arzt, die Assistenzärzte II. Claste der Reserve llr. Lehmann, vr. Satlow, vr. Franke, Zimmermann und vr. Müller II. zu Assistenz ärzten I. Claste der Reserve, der Assistenzarzt II. Claste Meyer der reitenden Artillerie-Abtheilung zum Assistenzarzt 1. Claste, die Un terärzte der Reserve Kunad, Haupt und Sturm zu Assistenzärzten ll. Claste der Reserve. — Se. königl. Hoheit der Kronprinz Albert hat sich gestern früh 6 Uhr zu dm bei Bischofswerda manövrirenden Truppentei len begeben und ist Abends wieder nach der Residenz zurückgekehrt. — Die Zahl der mit Preisen bedachten sächsischen Aussteller auf der Wiener Weltausstellung und bez. Mitarbeiter beträgt nach dem „Sachs. Wochenblatt" 492; davon haben erhalten 14 Ehrendiplome, 198 Verdienstmedaillen, 63 Fortschrittsmedaillen, 7 die Kunst- Medaille, 10 die Medaille für guten Geschmack, 171 Anerkennungs- Diplome, 29 die Medaille für Mitarbeiter. — Bis gestern Mittag befanden sich nur noch 2 Personen an der Cholera erkrankt im Stadtkrankenhause. Seit unserer letzten Notiz darüber ist weder Jemand gestorben, noch erkrankt. Laut amtlicher Bekanntmachung sind in den Ortschaften des Gerichtsamts Dresden nur noch 5 Cholera-Erkrankungsfälle, darunter 3 mit tödtlichem Ausgange, zur Anzeige gelangt, also ist ein bedeutendes Zurückgehen zu constatiren. — In Bezug auf die im vorgestrigen Blatte befindliche Notiz, die Verlegung der Unteroffiziersschule von Klein - Struppen nach Marienberg betreffend, theilen wir noch mit, daß Anmeldungen zu der Herbstaufnahme bis 22. September a. c. und zu der Frühjahrs aufnahme bis 31. December a. c. bei dem kgl. LandwehrbezirkScom- mando zu erfolgen haben. — Der Börsenkrach mit feinen Nachwirkungen fordert auch auf unferem Geldmarkt« seine Opfer. Während bisher sich die Ge schäfte so wohl oder übel arrangirten und nur vondem „Ausbleiben" eines Banquiers gesprochen werden konnte, hat sich die Sachlage neuerdings ungünstiger gestattet. Meder alte solide Häuser, noch junge Bänkchen werdm verschont. So soll vor einigen Tagen bereits die altrenommirte Lotterie-Hauptcollection von S. G. Wallerstein u. Sohn, Inhaber Isidor Wallerstein, infolge unglücklicher Börsen spekulation insolvent geworden sein. Wenigstens macht die königl. Lotterie-Direktion in Leipzig bekannt, daß die Spielinterefsenten die ser Hauptcollection sich an den Hauptcollecteur Anton Wallerstein jun. zu wendm haben. Andererseits wurden gestern Wechsel auf dem Bureau der Filiale des Thüringer Bankvereins protestirt, so daß auch dieses Geschäft zahlungsunfähig geworden ist. Dieser Fall ist um so überraschender, als das Geschäft vor wenigenTagen erst einen sehr günstigen Ausweis über seine Situation angekündigt hatte. — Oefientliche Sitzung der Stadtverordne te n a in 1 l>. S e v t b r. Vorsitz: HerrHofrath Ackermann. Aus den Rcgistranden-Eingängen ist nichts bcrvorzuhcben. Bisher wurden jederzeit die Urlaubsgesuche bewilligt und auch beute er hielten die Herren Kaufmann Richter und Biey den erbetenen Urlaub nach Wunsch ertheilt. Anders erging eS dem St.-V. JaSpcr. Er hat sich die Stadtverordncten-Sitzungen bisher nicht auzuhciß werten lassen, denn er ist während der 28 Sitzungen in diesem Jahr in zwanzig derselben weggeblieben — zwar entschuldigt re., aber doch immer weggebliebcn. Nachdem er also vom 1. Januar bis setzt blos 8 Sitzungen beigewohnt hat. will er heute wieder vierWochen Urlaub. Doch - es hat Alles eine Grenze „Scheint die Sonne noch so schön, einmal muß sie untcrgehn" und hier ging sie unter, der Urlaub ward mit :i2 gegen 11 Stimme» ab gelehnt, lieber den Bau der dritten Elbbrücke trug Res. St.-V. Strunz für den VerwaltungS- AuSschuß ein Communicat des Stadtratbs vor, welches nichls wesentlich Neues enthielt und von dessen Mittheilung das Colle gium einfach Kenntniß nahm. Mit rer vom Stadtrath beschlos senen Verlegung des Einnchmerhäuöchens am Trinitatiskirchhofe nach einem entfernteren Punkte, nach Blasewitz zu. erklärt man sich einverstanden, billigt aber die deshalb vom Rathe mit einem Grundstücksbesitzer bei Blasewitz angeknüpften Unterhandlungen hinsichtlich des hohen Pachtgeldes und rer sonstigen Kostenpunkte nicht, sicht vielmehr anderweiten Vorschlägen des StadtrathS entgegen. Endlich kommt man wieder einmal aus die Bau- und Brandstätte der Breitestraße zu sprechen. Daß man sich doch endlich dieser Zierde Dresdens, dieses Ehren-Platzes erinnert, ist sehr hübsch' aber eS» scheint dies eben nur eine in Folge der Anfrage der Stadtverordneten aufgetauchte Erinnerung Seitens des StadtratbS zu sein, denn es wird weder ein längst erwartetes Speclalbauprogramin noch ein Plan oder sonst etwas Greifbares vorgelegt. Seit sieben langen Jahren braut sich dort ei» mixtum compositum von Schmutz zusammen, präsentirt sich der Platz mit seinen knarrenden Lastwagen, wie, als ob er im fernsten Gebirgsdorfe vor einer Fuhrmannskneipe läge — seit sie ben Jahre» und im Innern des schönen Dresdens! S'ist trau rig, aber wahr. Ohne jeden festeren Anhalt bleibt den Stadt verordneten heute nur übrig, sich principiell mit der Erbauung eines städtischen AdministrationSgebäudcs auf dem Brandplatze einverstanden zu erklären und den Stadtrath im Allgemeinen um Beschleunigung zu bitten. Nach Vortrag des Res. vr. Hoffman» soll ein Hinderniß für den Entwurf von Plänen zunächst noch darin liegen, daß das Projcct der Ringstraße noch unentschieden sei, da,-falls dasselbe ins Leben treten sollte, dies auch den Bau auf dortigem Platze beeinflussen müsse. Der Vorsitzende vcrhofft, daß in das neue AdininistrationSgcbände neben den ins Auge ge faßten, zur städtischen Verwaltung gehörenden Branchen, wie der Expeditionen für das Schulwesen, der Armenvcrsorgungs- und Einguartirungöbehörden. der Sparkaffe, des AkrcßcomptoirS w. , und dem gemeinschaftlichen Sitzungssaal für Rath und Stadt- l' verordnet? auch alle übrigen für die letzteren nötbigen Bureau- Kattegat, > Räumlichkeiten ausgenommen werden. Specielle Entschließung würdiges Gebäude emporsteigt. Nachdem die Einbczirkung zweier Roscnkranzschcn Waldparzellen Nr. 1955 und 105» des Flur buchs sür Aulonstadt-Drcödcn in die Stadtflur für unbedenklich erklärt worden ist, wird vom RechtS-Ausschuß <Ref. Schriftführ. Siegel) über das Regulativ wegen Bebauung des Terrainö zwi schen Bautzner-, Wasser-, Glacis- und Earlstraße Bericht gegeben. Von dem ausgestellten Plane kann Referent keine Kcnnlniß neh men und das Regulativ bietet nichts besonders Miltheilsamcs, ist auch bereits früher bcsmoche» worden und wird in neuvedigirtrr Form beute nach einigen kurzen Bedenken genehmigt und mit vollzogen. Es entspann sich bei dieser Gelegenbeit aber eine De batte über die sür dieses Terrain vom Rath bereits erfundenen und bekannt gemachten Straßennamen — die wir vor einigen Wochen auch schon mittheilte». Pros. WIgard fand den Na men „Churfürstenstraße" nicht paffend; die Chuclürsten seien doch ein langst überwundener Standpunkt und brauchte nicht erst wieder in bleibende Erinnerung gebracht zu werden. Es gäbe andere, würdigere Namen, z. B. vermisse er neben manchem gro ßen Namen, den Namen „Luther". St.-V. Linnemann stellt sogar daraus einen Antrag, die mit „Tieckstraße" bczeichnete in eine „Luther"-Straße umzuwandeln: der Antrag wirb aber mit 23 gegen 19 Stimmen abgrlehnt. Adv. Sieg« entgegnet dem Pro;. Wigard, daß e» ihm ganz richtig erschiene, wenn in der Stahe der schon bestehenden Markgrafenstraße eine „Chursürste». straße" liege, lieber die Bürgcrhospital-Ordnung habe» wir kürzlich erst aus den Protokollen über die Rathsplenarsitzuugen Mlttbeilungen gemacht. Das Bürgcrhospltal ist aus der eigen sten Initiative des Stadtverorbneten-Collegiums hervorgegangen und in Bezug darauf sollen dem Collegium die nämlichen Rechte eingeräumt werden, welche ihm in Bezug auf die Verwaltung des StadtvernrögcnS zusteven. Ueber den Entwurs der Bürger- hospitalordnung herrschre nach heutigem Berichte Setten des RcchtSauöschuffeS (Res. vr. Spitzncr) Einverständniß zwischen dem Rath und den Stadtverordneten, besonders wird nur noch von letzteren die Beibehaltung eines Schlußsatzes zu tz 9 ge wünscht, die dahin lautet: „wie der k. Kreisdirection so hat der Stabtralh auch gleichzeitig den Stadtverordneten ein Ver zeichniß der Hospitanten nach Namen und Alter zugehe» zu lassen." — Nachdem vom Rathe zur Vertreibung der Cholera bereits gegen 9000 Tblr. verausgabt worden sind, fordert der Rath heute noch aus Berechnung »ooo Thlr., um gründlich dem immer nicht ganz beseitigten Hebel entgegen treten zu können — eS wird sich vielleicht noch eine allgemeine DcSimectivn nützlich erweisen —. Collegium bewilligt birse Summe. Nach 8 Uhr schloß die öffentliche Sitzung, der eine geheime folgte. — Von den Besitzern der Schönburg'schen Receßherrschaften sind nunmehr die Grafen und der protestantische Fürst in richtiger Crkenntniß des Welches, den die ihnen von der Krone Sachsen zu gestandenen Hoheitsrechte jetzt noch besitzen, geneigt, die Gerichts barkeiten in ihren Herrschaften an den Staat abzutreten. Nur der katholische Fürst glaubt Grund zu haben, anderen Sinnes, als seine Vettem sein zu dürfen. Mag aber die Ausübung der Gerichtsbar. keit in Folge freiwilliger Abtretung oder durch dieReichsgesetzgebung diesen Herren verloren gehen, die Bewohner des Schönburg'schen Landestheiles werden den Tag segnen, der diesem Rechte ein Ende macht, denn dann endlich wird die Vergünstigung für sie Antreten, daß aLe auch für die Receßherrschaften gegebenen Gesetze diesem Landestheile nicht willkürlich viele Jahre fern gehalten werden. — Der vorgestern Abend 10 Uhr 40. Minuten von hier nach Leipzig abgegangene Personenzug entgleiste Nachts 1 Uhr beim Bahnhofe zu Wurzen, so daß die Maschine, Tender und ein Pack wagen verschiedene Beschädigungen erlitten; zum Glück blieben die nächstfolgenden Personenwagen aus dem richtigen Gleise stehen und kamen die Passagiere und Beamten mit dem bloßen Schreck und einigem Aufenthalt glücklich davon. Falsche oder unsichere Weichen stellung soll die Ursache des Unfalls herbeigeführt haben. — Am Abend des 8. d. M., gegen 8 Uhr, spielte im Hause des Krämers Köhler in Großzschepa bei Wurzen ein 8jährigeS Mädchen in einer Dachkammer, in der noch sieben andere Kinder zugegm waren, mit feuchtgewordenem Pulver bei einem brennenden Lichte. Dabei kam das Pulver zum Explodiren, zerdrückte die Fenster und schleuderte dabei einen Theil Dachziegel herunter, zugleich den Dachstuhl in Brand setzend, der auch völlig zerstört ward. Wunder barer Weise haben die Kinder, die in der unmittelbaren Nähe des explodirenden Pulvers gewesen, keinen Schaden erlitten, nur die zur Rettung herbeieilcnde Mutter, deren Kleider in Brand geriethen, er litt so schlimme Brandwunden, daß sie höchst gefährlich darniedcr- liegt. Ein Mädchen erhielt noch eine Brandwunde am Fuße. — Die in dem lebten Dresdner „Ealculator" so humoristisch geschilderte Sauhetze bei Rathewalde hat dadurch ihren Abschluß ge funden, als die vor vier Monaten in Eschdorf bei Stolpen ausge brochene Sau am Montag durch einen gewissen „Stülpner" auf dem Jagdreviere des Herrn Gemeindevorstand Frenzel in Dorf Wehlen geschaffen worden ist. P. A.) — In einem Keller am Rosenweg wurde in der vergangen:» Nacht ein junges Mädchen getroffen, welches im Drange nach unge zügelter Freiheit bereits seit mehreren Tagen seinen Eltern entlaufen war, in der Zwischenzeit sich liederlich umhergetrieben, natürlich auch nichts verdient und im Mangel aller Geldmittel sich endlich gezwun gen gesehen hatte, an dem fraglichen Orte für die Nacht ein Unter kommen zu suchen. Vielleicht gelingt es dem Einfluß der Behörde, der das Mädchen nunmehr zugefühlt wurde, dasselbe im Verein mit den Eltem wieder auf bessere Wege zu bringen. — Einem Gasthofsbcsitzer aus der Gegend von Wilsdruff, wel cher am vorgestrigen Vormittag auf dem Viehmarkte zu Radeburg drei Stück hochtragende schöne Kühe für seine Wirthschast angekauft und zwei ihm namhaft unbekannten Männern zum Treiben nach dem Bestimmungsorte übergeben hatte, selbst aber in Folge zu erledigender Geschäfte noch einige Zeit zurückgeblieben war, wurde ein nicht geringer Schrecken beigebracht, als er Treiber und Kühe auf der angewiesenen Straße nicht betraf. Er befürchtete sofort, daß er um seine Kühe gebracht werden sollte und setzte die zu erlan genden Sicherheitsbehörden und deren Organe baldigst in Kenntniß, und ließ auch den Telegraphen spielen. Zu seinem Glück hat sich aber diese Befürchtung nicht bestätigt, indem nur die Treiber' einen
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