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V o i g t l ä n d i sch e r Anzeiger. i2. Stück. Freitags den 21. März i8v6. Allgemeine Vechalttmgsregeln bey Kindern, die das Scharlachfieber noch nicht gehabt haben; vom Samtätsrath v. Kilian'"). Erstens sollten alle Eltern, deren Kinder das Scharlachfieber noch nicht gehabt haben, letzte re, ohne Zeiwersaumniß, wöchentlich wenig stens zweymal in lauwarmen Seiscnwasser baden. Dadurch allein können sie der Haut, und mittelst dieser zugleich auch den Verdau ungsorganen ihrer Kinder die erforderliche Ener gie am besten verschaffen, und dem tödtlichen Anfälle am sichersten Vorbeugen. Zweitens würde ich denselben Eltern rächen, ihre Kinder auf eine leicht verdauliche und mehr animalische Diät zu fetzen, und täglich densel ben, einmal wenigstens, etwas rochen Wein mit Pomeranzen - Essenz und Zucker vermischt, folglich Bischof, am besten Morgens zwischen ro und n Uhr, und Abends vor Schlafenge hen, trinken zu lassen. Dieß verstärkt nicht *) Ich bitte einsichtsvolle Aerzte, das, was dieser Aufsatz zur Erläuterung und Berichtigung be dürfen möchte, gütig mitzutheilen. Sehr noth wendig wäre überhaupt für den gemeinen Man» eine populäre Anweisung, wie Scharlachfieber patienten zweckmäßig zu behandeln sind, da es gewiß ist, daß ein großer Theil derselben we niger ein Opfer dieses, jetzt auch bey uns wie der stark üherhandnchmenden Uebels, als der ganz unvernünftigen Behandlung wird. d. R. nur die Verdauung, sondern erhöht auch zu gleich die Energie der Function der Haut. Drittens werden die Eltern sehr wohl daran thun, wenn sie ihren Kindern täglich entweder vor oder nach Tische ein Stündchen im Freien sich Bewegung machen lassen, indem diese auf bepde Systeme äußerst wohlthätig und stärkend wirkt. Zeigen sich nun die bekannten Vorbo ten des Scharlachs, dann halte man den Kran ken inne, .sorge für gehörige, immer gleiche, aber ja nicht zu heiße Temperatur, so wie für beständig reine Luft des Zimmers, weil in bey- den Fällen das Gegentheil die ohnedieß vorhan dene Neigung zum Schlagfluß vermehrt. Zu gleich lasse man den Kranken abwechselnd eini ge Tassen Fliederthee trinken; besonders aber sey matt darauf bedacht, daß der Kranke nicht etwa durch irgend eine Speise den Magen über, lade; denn dieß hindert, erschwert und stört den sonst leichten Durchbruch des Scharlachs, und verstärkt das Fieber. Besser ist cs immer, den Kranken öfter des Tages, aber jedesmal nur wenig auf einmal essen zu lassen. Bey diesem Verhalten kommt das Schar lach leicht zum Vorschein. Dann aber muß der Kranke bas Bette hüten, doch, ohne sich durch zu viele Bedeckung zu erhitzen, Flieder- thee, nur etwas mehr als.vorher fomrinken u. s.w.